Evil Force

 
  • Deutscher Titel: Evil Force
  • Original-Titel: Demon Slayer
  •  
  • Regie: Joseph Cotten
  • Land: USA
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Alicia/Elodia (Michelle Acuna)
    Tyson (Howard Williams jr.)
    Phillip (Adam Huss)
    Claudia (Hanna Lee)
    Tamara (Monique Deville)
    Father Patrizio (Robert Eaton)
    Father Enrique (Joaquín Garrido)
    Mr. Cobb (Layon Gray)
    Judge Vickers (Deitre Courchesne)
    Hanna Lee’s Body Double (Topie Duan Nguyen)


Vorwort

Vor’m Fernseher hört dich niemand schreien…

Ein entspannter Montagmittag im badmovies.de-Hauptquartier… der Doc geniesst einen Brückentag, und da Frauchen unsympathischerweise ihren Beitrag zum gemeinsamen Haushaltseinkommen auch an einem solchen Tag erarbeiten muss, heißt das: sturmfreie Bude. Und das ist die perfekte Gelegenheit, um sich einen blutrünstigen Horrorfilm reinzuziehen. Nach meinen letzten Review-Eskapaden mit Taubert’scher Unfähigkeit („Sheeba“) und O’Brien’scher Musical-Konfusion („Shock Treatment“) soll’s für den Doc heute mal wieder suppen, schmoddern und spläddern.

Das Schicksal will es also so, dass ich ins Regalfach „ungesehenes, von dem wir gar nicht mehr wissen, wo’s herkommt“ greifen. Mehr, als das ich unser heutiges Begutachtungsexemplar ganz gewiss nicht selber gekauft hab, kann ich meinem Brägen nicht mehr entnehmen (könnte aus peroys letzter Kiste stammen. Wenn nicht, entschuldige ich mich sowohl bei peroy als auch beim echten edlen Spender).

Okay, also Coveranalyse. „EVIL FORCE“, ein hübsch generischer deutscher Verleihtitel, der durch den Blurb „An manchen Plätzen erwacht das Böse zum Leben“ auch nicht aussagekräftiger wird, Coverbild, das irgendwo zwischen „Scream“, „Buffy“ und „Der Hexenclub“ einklickt und jede Menge Namen, die kein Mensch, der sich Filmfreak schimpft, schon mal gehört haben muss (Michelle Acuna? Howard Williams jr.? Adam Huss?), dazu noch eine rote „UNCUT-VERSION“-Banderole , und das alles aus dem Hause Best Entertainment. Hmm… noch könnte ich mir das anders überlegen… aber jetzt haben wir uns schon dafür entschieden, jetzt müssen wir da durch (und andererseits – wenn ich keine Namen zuordnen kann, erspart Ihr Euch wenigstens eine ellenlange Einleitung… [Future Doc: Aber wird es Euch verblüffen, wenn ich verrate, dass Roger Cormans „Concorde-New Horizons“ entscheidend dafür verantwortlich ist, dass dieser Streifen auf die Menschheit losgelassen wurde? Nein? Dachte ich mir…].


Inhalt

Nebliger Tag heute mal wieder… bzw. neblige Nacht. Um die finst’re Ecke schleicht ein Volvo, an dessen Steuer ein schwarzer Cop o.ä. (in Räuberzivil; hm. Wieso erinnere ich mich jetzt sofort wieder an „Amazonen auf dem Mond“ und dort die „Schwarzen ohne Seele“ – „Bei einem Auto denke ich vor allem an Sicherheit und eine gute Lackierung. Darum fahre ich einen Volvo!“). El Negro ist nervös, weil, wo immer er auch Recht & Ordnung verbreiten soll, soll er allein hin. Und da er offenbar schon ein paar Horrorfilme gesehen hat, weiß er wohl, dass seine Lebenserwartung, hm, begrenzt ist. Dabei soll er im verlassenen Krankenhaus nur nach dem Rechten sehen, verklickert ihm sein Kollege über Funk, sollte ihm was komisches vorkommen, besteht Einverständnis mit sofortigem Ruf nach Verstärkung. „Warum krieg immer ich die Arschkarte?“, fragt unser dunkelhäutiger Freund besorgt (schon mal in den Spiegel gekuckt?).

Das Krankenhaus wirkt angemessen abandoned, was unseren furchtlosen Streiter für die Gerechtigkeit weiter ins Bockshorn jagt. „Was ist in diesem Scheißhaus los?“, fragt er sich daher (Toilettenprüfer?), schließlich gibt’s über das Gemäuer „Spukgeschichten“ über „Zombies“ (oh weh). Vielleicht also besser, der Dunkelheit an sich ein paar wüste Drohungen einzuschenken: „Ich bin zu allem bereit, bewaffnet, und ein Nigger!“ Die Leere ist angemessen unbeeindruckt… doch etwas Böses lauert in den verwüsteten Räumen – für uns äußert es sich in einem leicht verfremdeten POV-Shot (wie furchtbar originell) und babyähnlichen Krakeellauten.

Der POV-Shot schleudert unseren Purchen zu Poden – einige Mädels, die sich hinter ausgebreiteten Bettlaken verstecken, umringen den Gefallenen, tun ein bissl mystisch, ehe sie ihre mitgebrachten Verhackstückungswerkzeuge (Äxte, Harken, Mistforken und ähnliches Gedöns) auspacken und ihrem schlachtenden Tagwerk nachgehen. Adios, mein schwarzer Compadre, we barely met ya.

Nun haut man uns den eindruckslosen Vorspann um die Ohren. Dem entnehmen wir den Originaltitel „Demon Slayer“ (da hat wirklich einer zu oft „Buffy“ gekuckt, oder?). Musikalisch beglückt uns mittelprächtiger Death METAL! HEADBANG! GRUNZ!

Nach den Gesetzmäßigkeiten des Slasherfilms dürfte man uns nun den heutigen Satz cannon fodder vorstellen. Ha, und schon passiert’s… vor einer Richterin darf sich ein Assortment generischer Slasher-Charaktere wegen allgemeiner Diszplinlosigkeit und unspezifiziertem Übeltun verantworten. Ein gewisser Father Patrizio, mithin also ein Angehöriger des pfaffenden Berufsstandes, hat sich persönlich für die ganze Blase verwandt, damit diese nicht hinter schwedische Jugendgardinen einwandert, sondern auf höchst freiwilliger Basis bei einem Renovierungsprojekt mitarbeiten darf – nicht mal einmal darf geraten werden, welches baufällige Gemäuer von unseren juvenile delinquents binnen drei Tagen auf Vordermann gebracht werden soll (nein, dafür gibt’s auch nicht mal ’nen halben badmovies.de-Gummipunkt). Speaking of our Schlachtvieh, das ist SO generisch, dass es sich selbst die Filmemacher einfach gemacht haben und die Charakterisierung per Texteinblendung bewerkstelligen. Wir hätten also… Alicia („The Goth“. Wir können im 21. Jahrhundert unmöglich einen Horrorfilm ohne Gothgirl machen. Und in dem Fall auch noch so eindeutig final girl, dass die bewusste an die Stirn genagelte Neonleuchtschrift nicht unauffälliger wäre), Claudia („The Bitch“. Stöhn), Tyson (schwarz und demzufolge „The Brotha“. Ächz), Phillip (weiß, rebellisch und deshalb logischerweise „The Punk“. Jodel) und Tamara (schwarz, und weil für sie im Baukasten nix mehr anderes übrig geblieben ist, nicht mal „Da Sista“, „The Bitch’s Friend“. Gnargl).

Diese hochgradig sympathische Rasselbande wird sogar noch mit’m Bus abgeholt und zum Einsatzort gefahren. Elektronische Fußfesseln hat man der Baggage auch schon angelegt (trotzdem gibt zumindest Philip sich unangebrachten Illusionen hin, hat er doch sein Skateboard dabei). Alicia, als Goth Chick natürlich selbstredend psychic and stuff und hat schon beim Aussteigen aus dem Bus die erste Vision von Gekreuzigten (möff. Da hat mal wieder jemand beim Ideenladen ganz tief in die Ramschkiste gegriffen). Claudia weiß, was sich für die zuständige Bitch gehört und kuckt sich poppbares Material aus. Da ihr Phillip ersichtlich zu doof ist, bleibt nur der Brotha übrig. Tamara genehmigt etwaige Techtelmechtel kraft ihrer doppelten Autorität als „Bitch’s Friend“ und Rassengenossin des Auserwählten. Wo Claudia schon mal am rumbitchen ist, klassifiziert sie Alicia (bislang noch von mir unwidersprochen) als Freak. Okay.

Ganz ohne Aufpasser will man die verdienstvollen Jungkriminösen aber nicht schaffen lassen. Diesen Job soll Mr. Cobb, ein glatzköpfiger Afro-Amerikaner mit Hinkebein (wir werden uns doch nicht etwa ’nen Verdächtigen häkeln?) übernehmen. Phillip versucht mit Tyson zu sozialisieren, wird von diesem aber glatt abgebügelt. Gut so, mit Weißbroten spricht man auch nicht. Cobb spricht die üblichen Instruktionen (nach einem lahmen Wisecrack: „Willkommen im staatlich geförderten Ferienhaus für Versager!“). Die Regeln gestalten sich folgendermaßen: Niemand verlässt das Grundstück, wenn doch, werden die Fußfesseln Alarm schlagen (ich hoffe, die haben alle eingebaute GPS-Sender, denn ich wage zu bezweifeln, dass jemand entsprechende Sensoren in der Ruine verteilt hat) und die Bullen antraben lassen, „dann fahrt ihr ein, bis ihr verrottet!“ Noch Fragen, Kienzle? Ja, Hauser. Wann gibt’s Essen, möchte Phillip dann doch gern wissen. „Wenn ich Hunger habe“, bösgrinst Cobb und erläutert zudem, dass er sich nun umgehend verpissen werde. Wenn nach seiner Abreise Probleme Auftreten sollten, wäre das zwar bedauerlich, wird ihn aber nicht sonderlich belasten. Heute haben die jungen Herrschaften noch frei, aber ab morgen früh wird renoviert, bis die Schwarte kracht. Und, weil wir entweder kein Klischee auslassen wollen oder Cobb ein Cherzpold ist, gibt’s noch die obligatorische Warnung: „Geht nicht in die verschlossenen Räume!“ (Sollte das ursprünglich mal Plotbedeutung gehabt haben, so hat man’s in irgendeiner Drehbuchüberarbeitung glatt vergessen). Selbst Phillip kann über diesen Spruch nur noch blöde lachen.

Zum Zimmereinteiler hat sich gleich mal Tyson aufgeschwungen, und, welch Zufall, für sich selbst hat er die Koje direkt neben Claudia vorgesehen. Phillip interpretiert das Vorhaben richtig und legt ein dezentes Veto ein: „Baggerst du meine Alte an?“ Davon wüsste Claudia zwar nix, aber Tyson tituliert ihn auch so als Idioten. Im übrigen ist der taffe Möchtegerngangsta im Umgang mit lebendigen Frauenzimmern ziemlich nervös. Phillip nimmt die Niederlage gelassen, haut sich auf sein Bett, zieht sich Punk über die Kopfhörer rein und ’ne Tüte Shit durch. Tyson begibt sich in seine Kemenate und lädt dort erst mal seine beiden fetten Wummen durch (ÄH? Knarren??? Hat man sich nicht die Mühe gemacht, die Delinquenten mal spaßeshalber zu durchsuchen? Respekt…).

Tamara hat ihre Kuschellumpenpuppe (selbstgestrickt, von Oma) dabei, Claudia bewundert das Dingens eingehend. Tamara relativiert die Liebesgabe ein wenig – Oma und Opa haben sie auch verprügelt, „nur Daddy nicht“. Lustiger Zufall, bei Claudia war’s grad umgekehrt. „Ich wollte tot sein“, heult sie sich über ihre tragische Vergangenheit aus. Hm, als offiziell angekündigte Bitch ist sie ’ne ziemliche Schattenparkerin. Alicia wird dieweil von Visionen über unheiligen Sex in Orgienform geplagt.

Die Nacht bricht herein und Alicia wird magisch von einer Türe in ihrem Zimmer angezogen. Dahinter befindet sich allerdings auch nichts aufregenderes als ein leerer begehbarer Schrank. Mächtig spooky. Alicia dreht sich wieder um und plötzlich – gasp! – steht ein halbnackter, blutsabbernder Typ vor ihr und begrüsst sie ganz freundlich. Und – schwuppdiwupp – schon isser wieder weg. Da greift unsere Gothikerin doch mit Freuden zum psychopharmakologischen Tablettencocktail. Boah, that was intense. Hoffentlich wird’s jetzt etwas ruhiger, sonst brennt mein Herzschrittmacher durch.

Von dieser unheimlichen Begegnung der okkulten Art emotional schwer beeindruckt, wandert Alicia durch’s Gemäuer, stolpert über Phillip, lässt ihn aber stehen und beamt sich lieber ins Gemeinschaftsbadezimmer, wo sie sich in der Wanne versenkt. Ladies and Germans, we proudly present our official gratitious nudity scene. Phillip berichtet dem Rest der Blase über sein Alicia-Encounter. „Scharfes Nachthemd,“ gibt er zu Protokoll, aber was hat sie vor? „Vielleicht duschen oder an sich rumspielen“, spekuliert der Punk.

Es naht unangemeldeter Besuch in Form von Father Patrizio. Phillip gibt gleich mal eine Essensbestellung durch, aber der Padre gibt sich kulinarisch eher unverbindlich. Eigentlich wollte er nämlich nur mal kurz nach dem Rechten sehen. Und damit Gute Nacht. Das war ein sehr spektakulärer und plotrelevanter Auftritt.

Halt, nein, er hat doch noch was zu tun, der Pfaffe. Schließlich ist Alicia nackig in der Badewanne, da hat der liebe Herrgott doch nix dagegen, wenn man mal späht. Ob unser Padre Padrone da unkeusche Gedanken pflegt? (Wenn’s dem Plot dienlich wäre, bin ich mit beinahe allem zufrieden).

Auch Tamara stimmt mir zu, dass das pfaffenseitig ein eher sonderbarer Auftritt war. Tyson wundert’s weniger, aber Claudia reiht sich in den „das-ist-komisch“-Club ein. Patrizio selbst lässt die Badezimmertüre knarren, was Alicia erschreckt. Hastig macht sich der Father vom Acker. Alicia lässt sich achselzuckend wieder in die Wanne sinken. Bei ihren Leidensgenossen ist character devlopment time. Claudia gesteht, dass sie für gute Noten mit Lehrern ins Bett gegangen ist, was zwar einerseits niemanden überrascht, aber Phillip grinsen lässt: „Das nenn ich ’ne richtige Schlampe!“ (Naja. It’s a start, but not the destination of the journey). Tyson spielt den Beschützer der Schlampen und Schnepfen und fühlt sich genötigt, Claudias zweifelhafte Ehre zu retten und Phillip Prügel anzudrohen.

Alicia räkelt sich immer noch in der Badewanne und lässt uns ihre Anatomie studieren. Ich möchte anmerken: für ein ordentliches Goth Chick hat sie entschieden zu wenige Tattoos, nämlich gar keine (hm, da hab ich nu wiederum gar nix gegen). Die böse POV ist auch unterwegs und sammelt sich vor der Badtür, während Patrizio keuchend in seiner Kalesche sitzt und konzentriert und vermutlich mit allen abtörnenden Baseball-Gedanken des Universums ein Kruzifix anstiert… Aber jetzt geht’s richtig horribel zur Sache – schlängliches Gewürm schlängelt sich in Alicias Wanne.

Da jetzt aber dort glatt was Interessantes passieren könnte, schalten wir zurück zur restlichen Gesellschaft, wo Phillip gerade dabei ist, Tyson als Schwuchtel zu bezeichnen. „Das war dein Ende“, verspricht Tyson, was er eh nicht halten kann und stürzt sich auf den fiesen namecaller.

Alicia schreckt aus ihrer schönsten Badetrance hoch, aber in der Wanne schlängelt nichts – dafür aber rund um die (freistehende) Wanne herum, und das ganze hundertfach! SCHRECK! Bzw. KREIISCH! Man, also die vier anderen Gesellen, eilen zu Hülf, doch, haha, welch ingeniöse Überraschung, als die Rettungstruppe eintrifft, ist von Schlangen – und anderem Gezücht – nichts zu sehen. Bis auf Tamara, die ganz die Verständnisvolle mimt, reagiert man pikiert bis angefressen auf den Fehlalarm (dito der Filmzuschauer, der langsam, aber sicher, auf Fortgang der Ereignisse drängt. Schließlich gäb’s auch ’ne Vorspultaste).

Patrizios Schleuder braust von hinnen, doch da schlurcht noch eine Gestalt in Priestersoutane durchs Gewölle. Die von diesem Film vermittelte Spannung fetzt mich geradezu pausenlos vom Sofa… Tamara kümmert sich aufopferungsvoll um Alicia, weil die ihrer bescheidenen medizinischen Expertise nach „nicht okay“ aussieht. Alicia nagelt ihrer neuen Freundin ohne weiteres ans Knie, dass sie unter Visionen leide, dagegen aber Tabletten nehme (Mädel, ganz unter uns – ich glaub, die Pillen bringen’s nicht). In Claudias Gemächern kommen sich selbige, also Claudia, und Tyson näher. Ich weiß nicht, ob ich mich für einen dreitägigen Renovierungseinsatz, auch unter verschärften strafrechtlichen Bedinungen, gleich häuslich einrichten würde, Claudibaby sieht’s offenbar so und hat eine ganze Batterie Mini-Totenschädel schreinförmig aufgestellt. Eine alte mexikanische Tradition, verklickert sie dem verblüfften Tyson, es handele sich dabei um Sinnbilder für alle Familienmitglieder, die man liebt. „Von meiner Mama“, ergänzt sie bedeutungsschwanger, woraus Tyson stantepete, nichtsdestoweniger völlig korrekt, schlussfolgert, dass Mama Claudia bereits in die ewigen Jagdgründe aufgefahren sei (wie sagt man so schön, „erben bringt sterben“, oder so…). Tyson, ganz der sensitive Oberthug aus dem härtesten Ghetto diesseits von Beverly Hills, müht sich um tröstende Worte, scheitert aber an seinem Image. „Ich mag dich auch so“, treudooft Claudia ihren Neu-Angebeteten an.

Tamara und Alicia sind inzwischen ein Herz und ein Seelchen und latschen zurück zu den Schlafstuben, ohne zu bemerken, dass hinter ihnen eine hinkende Gestalt herumlungert. Ob das Mr. Cobb war? Drehbuchgemäß hätte das glatzköpfige Hinkebein des Nächtens nichts im Spital verloren, aber wir fragen ja nicht nach dem Drehbuch. Egal… am nächsten Morgen spielt Cobb Weckdienst und Frühstücksservice in Perosnalunion. Alicia findet, kaum aufgestanden, ein Mysterious Old Book TM und blättert’s gleich verwegen durch. Ob das in einer Vision endet? Für den Moment mal noch nicht (surprise, surprise, ich hätte meinen rechten großen Zeh drauf verwettet, aber auch nur dann, wenn mich der Film an dieser Stelle noch gesteigert interessiert hätte).

Die restliche Baggage sitzt am Frühstückstisch und gibt sich pseudocoolem Dialog hin. D.h. speziell erledigt das Phillip, der tiefsinnig darüber philosophiert, warum Muffins in jeder Stadt Amerikas identisch aussehen (lass mich raten – Massenfertigung?). Alicia kommt zu spät zum morgendlichen Schmackofatz und fängt sich prompt einen Rüffel von Cobb ein. Das Buch hat sie dabei, hält es aber nicht einer Erwähnung wert. Cobb teilt darum lieber die Arbeitsteams ein – Phillip und Tyson sollen den Westflügel auf Vordermann bringen, die Damen der Schöpfung werden dazu verdonnert, „die Spuren dieser Orgie“ (vulgo des Frühstücks) zu beseitigen (mir dünkt dies eine etwas unfaire Einteilung zu sein, aber daraus spricht sicher nur wieder der Chauvi).

Obwohl schon unfairerweise dem weniger gestraften Team zugeteilt, hält sich Alicia in Sachen Erbringung meßbarer Arbeitsleistung vornehm zurück und vertieft sich lieber in einer stillen Ecke in ihre neue Grabbeltischerwerbung. Claudia, being the official bitch, nimmt dies eher zickig auf, was ich voll und ganz verstehen kann, und verzieht sich in eine unautorisierte Raucherpause (also, wenn das „bitchy“ sein soll, ist vermutlich jeder normale Mensch eine „bitch“). Beim Schmauchen stolpert Claudia in den Keller und schließt sich versehentlich im finsteren Untergrund ein.

Phillip und Tyson lassen im Westflügel die Besen fliegen. Der Rebell Phillip hält die ganze Aktion für fortgeschritten sinnlos, aber Tyson, als harter Gangsta ein wahres Vorbild an Eifer und Verantwortungsbewusstsein, steht auf dem „je schneller wir fertig sind, desto besser“-Standpunkt. Vor lauter sich gegenseitig Nerven verpassen die beiden Putzteufel glatt, dass die Kamera kurz auf ein ominöses Symbol auf dem Fußboden zoomt (nicht, dass der Film darauf gewinnbringenderweise zurückkommen würde). Tamara gesellt sich zu Alicia und fragt sie über das Buch aus. Hey, I guess its exposition time! Wäre auch nett, wenn uns langsam mal jemand verklickern würde, ob und ggf. was für eine Art Story wir gerade anzusehen die Freude haben. Okay, laut Alicia handelt es sich bei dem antiken Schmöker um einen historischen Abriss über das Krankenhaus. Selbiges wurde 1957 eröffnet (wieso das Buch dann so aussieht, als hätte es mindestens 350 Jahre auf dem Lederbuckel, sollte uns an dieser Stelle eher nicht interessieren), aber schon ein Jahr später wieder geschlossen, nachdem die Patienten in einem kollektiven Wahnanfall die komplette Spitalbesatzung inklusive sich selbst gemeuchelt hätten. „Psychoidioten“, fällt Tamara dazu nur ein (wenn uns irgendjemand verraten hätte, dass es sich möglicherweise um eine Klinik für gesteigerte Dachschäden handelt, würde das vielleicht sogar einen Sinn ergeben oder auch nicht). „Manche Leute sagen das über mich“, düstert Alicia, während Claudia im Keller per Feuerzeug die Finsternis erleuchtet, ohne dabei bedeutungsvolles vor die Glotzbuchten zu bekommen.

Unsere Freunde Phillip und Tyson sind indes bereits zu einem fröhlichen Non-DQ-Wrestling-Match übergegangen. Tyson hat Phillip gerade aufgabebereit im Figure Four Leglock, dass Ric Flair stolz drauf wäre, als Cobb auftaucht und zu erkennen gibt, kein Fan des lustigen Sports Entertainment zu sein: „Ihr könnt euch meinetwegen umbringen, aber nicht während der Arbeit!“ Tamara quetscht Alicia weiter über das Buch aus, aber selbst Alicias fachkundige Goth-Einschätzung geht dahingehend, dass es sich um „dummes Zeug über schlechte Stimmungen“ handelt. Tamara erinnert sich an ihre Freundin Claudia und beschließt, sie zu suchen. Alicia rollt eindrucksvoll die Augen, aber Tamara versichert ihr, dass Claudia gar nicht so übel sei (vor allem für eine „bitch“). „Sie wird nie aufhören, blöde Sprüche zu machen“, urteilt Alicia (ich wäre evtl. auf ihrer Seite, hätte Claudia mehr als einen blöden Spruch vom Stapel gelassen… und den „Freak“ von vorhin kann ich der Bitch noch nicht mal übel nehmen).

Claudia ist dieweil immer noch dabei, den Keller auszuleuchten, wobei sie heimtücksicherweise von einem Schrubber in Panik versetzt wird (Zwischenmeldung: wir befinden uns bei Minute 30, ich hab zwar jede Menge dummes Zeug geschrieben, aber passiert ist noch nicht wirklich viel…). Wenigstens geht auf geheimnisvolle Weise eine Türe auf – dahinter steht niemand geringeres als…

badmovies.de-Televoting: Wer steht hinter der Kellertüre?

A. Michael Myers
B. ein halbverwester Zombie
C. Tamara

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Natürlich entscheiden sich unsere tapferen Filmemacher für die aufregendste Variante, nämlich C. Wuaaah! „Was treibst du denn im Keller?“, erkundigt sich Tamara höflich. „Ach, gar nix,“ auskunftet Claudia erschöpfend. Euer Lieblingsdoc versucht, sich mit seinem Sofakissen zu ersticken.

Alicia hat Visionen. Gut, die sind nicht wirklich toll, aber noch so ziemlich das Interessanteste, was sich bislang vorgestellt hat, weswegen ich prinzipiell dafür bin. Dieses Mal findet sich Alicia in einer Sexorgie mit angeschlossener Party oder umgekehrt. Das Deprimierende daran ist, dass das ganze Treiben wohl so aussehen, als wäre es in längst vergangener Vergangenheit passiert, aber in Wahrheit nicht mal nach ’nem schlechten Kostümfest mit Wal-mart-9,99-Faschingsklamotten (besonders den „Sheriff“ finde ich zu peinlichst… und dass es für „zeitgenössische“ Deko auch nicht gereicht hat, hilft der suspension of disbelief auch nicht weiter) wirkt.

Patrizio ist wieder da und schmarrt Alicia voll. „Du leistest gute Arbeit. Man fühlt sich schon wie zu Hause“, schleimt der Paster und outet sich damit entweder als hoffnungsloser Gutmenschenidiot oder einfach erkenntnisbefreiter Vollpansen (schließlich hat Alicia noch nicht keinen Besen auch nur mit’m Hitern angesehen). Patrizio labert unbefangen weiter: „Ich möchte aus diesem Haus etwas sehr schönes machen, Gott will Veränderung und wir helfen ihm dabei!“ Dem Gottesmann fällt an dieser Stelle doch auf, dass die Unterhaltung doch eher einem Monolog ähnelt: „Sie reden nicht viel?“ „Nein,“, brummt Alicia. Das erledigt aber Claudia, die sich an ihre One-Word-Characterization erinnert hat, gerne für sie, und plappert fröhlich, dass Alicias Talente mehr im schauspielerischen Bereich liegen (dies ist Wunschdenken), nach dem Schlangenauftritt der gestrigen Nacht. Bevor Patrizio dazu dumme Detailfragen stellen kann, erscheint Cobb und nimmt den Pater zu einem Spaziergang beiseite. Patrizio erkundigt sich nach den Fortschritten der Jugendlichen. „Soweit ganz gut“, lügt Cobb ungeniert, nur Alicia, die sei halt Außenseiterin. Patrizio lässt durchblicken, dass ihn dies nicht überrascht, alldieweildie Gutste ein Waisenkind sein (awwww!), genau wie er selbst (awwwwwww!). Gegen Patrizio ist die Supernanny eine Amateurin, weswegen ich folgenden Dialog mal beinahe wortwörtlich zitieren möchte: „Es fehlt die Führung und das Gefühl von Wärme und Nähe. Solche Kinder sind nie geliebt worden, alles, was sie kennen, ist Furcht. Und Furcht macht sie zu gefährlichen Wesen! Ich hoffe, sie haben hier ein Erfolgserlebnis.“ Excuse me, ich such grad mal ’nen Eimer, mir wird nämlich übel.

Claudia serviert zur Stimmungshebung selbstgebackene Kekse. (Ok. Kekse. Selbstgebacken. In dieser Klitsche. Claudia. Die * bitch *! Hat die den Mürbeteig im Höschen reingeschmuggelt?). Phillip will naschen, aber weniger an den Keksen denn an der Keksbäckerin. Tyson ist ganz der schnucklig-süsse Gangstabrothamothafucka zum Knuddeln und Liebhaben und Alicia findet alles Scheiße: „Warum wird hier immer über Essen geredet?“ Ich kann Claudia ihre „wer arbeitet, hat Hunger, aber dafür muss man natürlich mal gearbeitet haben“-Antwort wieder mal nicht verdenken (lieber Filmemacher: dein Film hat ein Problem, wenn dein sympathischter Charakter die Schlampe ist). Phillip bekommt vom Zickenkrieg Appetit und greift widerrechtlich in den Kekspott, doch da ist nicht nur lecker Naschwerk drin, sondern auch possierliche Würmer und Maden. Eeek! „Eeek“, macht denn auch Claudia und fordert die Herren der Schöpfung zu dringlicher Aktion auf. Tyson, der Held, zieht seine Knarre und drückt den Abzug (ohne Effekt. Das Ding ist offenbar nicht wirklich geladen oder sowieso nur Spielzeug). Phillips Methode ist auch nicht viel besser – er wirft ein Kleenex in die Schüssel. Wenigstens Alicia ist praktisch veranlagt – sie schüttet eine Fuhre Allohol in den Topf und zündet den ganzen Schmu an – Würmereintopf a la flambée mit Süßeinlage.

Anstelle angebrachter Dankbarkeit äußert Phillip nur seine Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation: „Wir haben ’ne durchgeknallte schlangensehende Pyromanin, ’nen Priester mit Toupet und ’ne Million Würmer!“. Patrizio, der die Toupet-Nummer mitgehört hat (wobei sich mir die Haarteilvermutung nicht wirklich aufgedrängt hätte), verteidigt sich: „Das ist kein Toupet, sie fallen nur aus!“ (Äh? Toupet und Haarausfall sind verwechselbar? Hmmm…).

Versammlungstime, denn Patrizio will eine weitere seiner (zumindest von mir) bereits gefürchteten Reden schwingen. Der Pater verteilt Komplimente für die geleistete Arbeit: „Wenn sie sich weiter so engagieren, wird ihnen ihre Vergangenheit vergeben werden!“ Dafür steht er mit seinem Amen, oder so… Phillip geht verspätet, aber immerhin, eine trübe Funzel der Erleuchtung auf: „Sie haben uns zur Läuterung hergeschickt?“ Versuch war’s wert, lächelt der Soutanenträger, und außerdem passt’s doch wie die Faust auf’s Auge: „Dieses Haus ist wie sie… es hat seine Schwächen!“ Alicia erinnert den Pastor an die Morde, über die sie gelesen hat. Patrizio tut so, als hätte er davon noch nie gehört, und außerdem sei’s eh belanglos, weil die Hütte ja renoviert usw. „Sie benutzen uns nur“, fällt Phillip auf (ach?). Patrizio nutzt die Gunst der Stunde für eine Generalabrechnung mit der Jugend von heute: „Warum ist für ihre Generation Sex so wichtig?“ (Wie kommt der jetzt auf das Thema? Pfaffen…). Aber natürlich weiß der Zölibatsleister die Antwort selbst: „Sie tun solche Dinge, weil man sie nicht liebt. Nein zu sagen ist schwer, Angst ist die Voraussetzung, um Dinge zu tun, die Grenzen verschwinden lassen. Angst sprengt Ketten und macht sie frei!“ (Äh, will der Pfaffe jetzt Werbung für Sex machen oder für die Keuschheit eintreten? So richtigen Sinn macht sein die Rede nämlich nicht).

Alicia flüchtet sich – und wieder mal kann ich mir Verständnis nicht verkneifen – in die Vision eines Menschenopfers (langweiligerweise wird ein Kerl geopfert… und es sieht verdächtig so aus, als wäre es Alicia, die die Klinge führt). Phillip indes gibt zu Protokoll, dass er Sex rein grundsätzlich nicht falsch, sondern eher geil findet (naja, ist ja auch ungefähr der Sinn der Übung), aber Claudia schenkt ihm noch eins ein: „Höchstens deine rechte Hand fällt ab…“ (Haha). Patrizio erkennt, dass Hopfen und Weihrauch verloren ist und dampft ab, Phillip kommentiert den Auftritt des Predigers mit den schönen Worten „verdammter Eunuch“ (der kommt bestimmt in die Hölle).

Tyson und Claudia ziehen sich denn auch zurück, um einen geeigneten Platz für eine gepflegte Popperei auszuloten. Mit Dipl-Nerv. Phillp in der „Aula“ bleiben will von den verbliebenen Mädels auch keins, weswegen Tamara sich freiwillig meldet, mit Alicia weiter im mysteriösen Schmöker zu blättern. Dies erweist sich aber als bloße Schutzbehauptung vor etwaigen Zustellungen des Punks (zumindest interpretiere ich das so, aber wenn mir der Film nix an Hilfsmitteln gibt, muss ich halt wüst spekulieren), sie schrubbt sich dann doch liber die Beißerchen. Dabei aber – muss an der Zahncreme liegen, die war wohl mit LSD versetzt – erleidet sie eine Vision ihrerselbst in blutbesudeltem Zustand und erschrickt hierob gar grauselig. Nicht so der gestählte Schundfilmertrager im Publikum, der sich von einem müden jump scare nicht mehr so leicht beeindrucken lässt.

Tyson, of all people, hat plötzlich Gewissensbisse wegen der anstehenden körperlichen Vereinigung. „Und wenn es nicht der richtige Moment ist?“, dummfragt er (hat’s in Horrorfilmen schon jemals ’nen falschen Moment zum Ficken gegeben, pardon my french?). Claudia steht ebenfalls auf dem Standpunkt, dass es nie zu spät und selten zu früh ist, während Tamara durch die Korridore schleicht, in ihr Zimmer geht und dort gar dämonischerweise ihre Lumpenpuppe dekorativ auf den Fußboden gedengelt vorfindet. Solcherlei Unverfrorentum kann selbstredend nur zwei mögliche Ursachen haben, weswegen sie sich zu Okkult-Expertin Alicia begibt und dort nach Möglichkeit Nummer 2 fragt: „Hatten wir vorhin ein Erdbeben?“ (Äh ja. Kopf – Tischplatte – DENGEL! Frau Dr. Acula hat den Wohnzimmertisch immer noch nicht polstern lassen). „Hab nichts mitgekriegt“, antwortet Alicia höflich, anstatt Mutmaßungen über den Verfall der geistigen Fähigkeiten der Fragestellerin anzustrengen, was naheliegender wäre.

Nun, liegt wohl daran, dass Alicia liebend gern ihre neuesten Erkenntnisse aus dem Buch der Buchen mitteilen möchte und wenn sich als Rezipientin hierfür nur eine Durchgeknallte anbietet, nimmt sie halt die. Die garstige Geschichte des gruseligen Gemäuers beruht nämlich, wenn wir dem gequirlten Kuhdung, der nun folgt, glauben darf, darauf, dass es einst (also in dem knappen Jährchen, in dem das Hospital geöffnet war) eine Patientin namens Elodia gab, ihres Zeichens beschäftigt im Bereich sexueller Dienstleistungen, dummerweise mit Zwillingen schwanger geworden, ein Baby hiervon sterbenskrank. Als gute Christenfrau wollte Elodia den todgeweihten Wurm in der nächstbesten Kirche taufen lassen, doch der böse Pfarrer hat’s verboten, weil das Kind, prostitutionsbedingt, unehelich war. „Verlogene Wichser“, kommentiert Tamara, „deswegen bin ich ausgetreten!“ (Ah, selbst schon so passiert?). Aber das ist noch nicht des Pudels blutiger Kern, meint Alicia, denn erst „JETZT“ wird die Sache „wirklich“ verrückt (bis dato war sie noch nicht mal unwirklich verrückt, sondern ziemlich nachvollziehbar).

Ehe man uns allerdings den aufregenden Part der vermutlichen Spukgeschichte erzählt, müssen wir kurz bei Tyson und Claudia vorbeischauen, die schon ihre Nummer schieben. Es spricht vermutlich wieder der perverse Sack aus mir, aber an Claudia wirkt die elektronische Fußfessel richtiggehend sexy (wo kann man sowas kaufen? Ich mein, man kann ja mal ein Geburtstagsgeschenk brauchen müssen… hüstel).

Also weiter im dramatischen Text. Ob dieser Zurückweisung seitens der Kirche drehte Elodia völlig durch und fand „ihre eigene Göttin“, der sie dann, wie uns Alicia visuell durch eine weitere blutige Vision (mit einem der abgezählten zwei Splattereffekte des Streifens) verdeutlicht, Männer geopfert habe, mit denen sie zuvor geschlafen hatte (der leidlich erträgliche Effekt beinhaltet übrigens das Abhacken einer Flosse). Mitten in die schönste Schauermär platzt Phillip, stilsicher mit einem „scumbag“-T-Shirt bekleidet, in die Stube und petzt über Claudias und Tysons Rammeleinlage. Der gewünschte Schockeffekt tritt allerdings nicht ein, weil Alicia und Tamara sich eher wundern, dass das ganze so lange gedauert hat. Phillip soll sich setzen und die Klappe halten (warum auch immer sie ihn dabei haben will). Phillip freut sich schon auf einen Dreier, aber Tamara warnt: „Die Klamotten bleiben an!“ (Stünde einem fröhlichen Liebesspiel ja nicht grundsätzlich im Weg, wenn man mich fragt). „Sagt nicht, der bengalische Tiger hätte es euch nicht angeboten“, schmollt der Zurückgewiesene (ich lach dann später). Die Einladung zur trauten Dreisamkeit hat Tamara aber ohne Alicias Segen ausgesprochen, weswegen die prompt ihren Abgang in die Heia verkündet (ist das nicht eh ihr Zimmer?). Tamara mag nicht mit Phillip allein gelassen werden, aber Alicia ist das schnurzpiepe, sie verzupft sich (ich wiederhole mich: es ist doch IHR Zimmer??). „Was hat’n die für’n Problem?“, erkundigt sich der ersichtlich deutlich pansenhirnige Phillip und muss von Tamara darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass es sich bei dem Problem ganz eindeutig um ein Phillipförmiges handelt.

Hindert Tamara ihrerseits nicht daran, in Phillips hochgeschätztem Beisein das Buch selbst mal einer Leseprobe zu unterziehen. Auf Phillips nervige Nachfrage kunftet Tamara aus, dass das stolze werk Geschichten über das Krankenhaus beinhaltet. Phillip geht’s ähnlich wie mir an dieser Stelle, es interessiert ihn nicht. Tamara erkundigt sich nach seinen Lesebefindlichkeiten. „Rat mal“, empfiehlt der Punk und ihre Hypothese, wonach es sich bei seiner Lieblingslektüre um bunte Bildchen mit Sprechblasen, sprich Comics handelt, erweist sich als Volltreffer (ja, stimmt, ’nen guten Comic hätte ich lesen sollen anstatt diesen Film zu kucken).

Alicia wandert ziellos rum, findet einen Raum, der abgesehen von einem mannshohen Lüftungs-Ventilator sprichwörtlich leer zu sein scheint – naja, abgesehen von dem Lüftungsventilator und dem Evil Kinderwagen from Hell. Bevor letzterer einer genaueren persönlichen Investigation utnerzogen werden kann, erscheint Alicia noch eine gar spookge Gestalt unter Cap und Laken und entpuppt sich als sie selbst (oder Elodia. Kommt vermutlich auf’s selbe raus…) mit blutiger Visage. (Hoppla, passiert noch was? Ich hab schon fast nicht mehr damit gerechnet…).

Tamara ist zuständig für die neuesten wichtigen Plotinformationen. „Der Junge hat als einziger das Massaker überlebt“, blökt sie Phillip an (welcher Junge? Wovon redet die Pritschn?). Das interessiert sogar Freund Phil, allerdings eher aus persönlich-erotischen Gründen, weil er der emotionalisierten Tammy unauffällig auf die Pelle rücken kann. „Morgen vor einem Jahr gab’s auch einen Mord“, stellt Tamara weiterhin fest (dabei dürfte es sich um den unglückseligen Teaser-Neger handeln), und morgen sei rein zufälligerweise, und nicht von ungefähr erinnern wir uns an Claudias liebliche Schädelsammlung, der „Tag der Toten“ (Okay. Es reicht. Vor ein paar Jahren war die mexikanisch-lateinamerikanische Sitte vom „dios de los muertos“ oder wie immer das auf Spanisch heißen mag, filmtechnisch noch frisch und originell. Aber dass nun fast jeder fünftklassige Güllehorror auf diesem Tag rumreiten muss, geht mir ziemlich massiv auf den Fisch).

Während Alicia durch die tieferen Eingeweide des Krankenhauskellers streift, erklärt Tam dem unwissenden Phillip über den passenden Aberglauben zum „Tag der Toten“. „Die Toten kommen zurück um Rache zu nehmen an denen, die noch leben!“ Ah ja. Das hab ich, glaub ich, verschiedentlich schon minimal anders gehört. Aber egal, wenn’s der Sache und, wenn ich mal ganz uncharmant den Spläddaproll raushängen lassen darf, dem Bodycount dienlich ist, nehme ich auch falsch verstandene mexikanische Bräuche.

Claudia und Tyson rammeln indes wie die Stallhasen, bis Claudia, die eh einen etwas abwesenden Eindruck macht, sich postkoital von Tyson abwendet. Der Stecher reagiert pikiert, weil er die Körperdrehung als qualitatives Urteil über die Kraft seiner Lenden misszuverstehen beliebt, brummt ein angewidertes „ich lass mich von dir nicht verarschen“, zieht erstens die Hose hoch und zweitens Leine. Alicia entdeckt im Keller ein rötlich vor sich hin kokelndes Irgendwas und ein halbverbranntes weiteres Buch (der Originaltitel ist falsch. Das muss nicht „Demon Slayer“ sonden „Demon Library“ o.ä. heißen).

Phillip möchte sich die ganze Totentaggeschichte von Tamara etwas detaillierter erklären lassen und fragt sie nach der Motiviation der Verblichenen. „Vielleicht müssen sie,“ gibt Tammy ihr komplett theologisch-okkult-paranormales Fachwissen zum Besten. Phillip hat auf ein solches Leben nach dem Tod keinen Bock: „Ich wäre froh, wenn ich meine ewige Ruhe hätte“, und im übrigen wären alle völlig bekloppt, inklusive des weltfremden Pasters Patrizio und Tamara garselbst. Und, wo wir grad dabei sein, es wäre ihm ganz recht, wenn Tamara mal aufhören würde, über diese „Leichenscheiße“ zu reden, denn, character time ahoi (nicht, dass es mich JETZT noch auch nur tertiär tangieren würde, welch garstiges Schicksal Phillip in seine Rebellion getrieben hat), seine werten Eltern seien erst im letzten Jahr ins Nirvana aufgefahren, also kann Tamara ihm mit irgendwelchen Geister- und Zombiegeschichten bequem in die hintere Hosentasche steigen. An Erleuchtung ist Herr Phillip nicht interessiert. Drogen oder Autos, darüber würde er sich jetzt lieber unterhalten (ich bin mittlerweile der Ansicht, ein FILM über Drogen oder Autos würde mir mehr Frohsinn bringen). Tamara schlägt vor, Alicia auf den Keks zu gehen, die sich ja im bisherigen Filmverlauf geradezu als Spezialistin für geistlosen Smalltalk aufgedrängt hat.

Claudia reflektiert dieweil ihr eigenes trauriges Dasein. „Ich lerne es nicht“, schnieft sie (was? Das Ficken?). Alicia blättert durch ihr neues Fundstück und erleidet weitere Visionen (diesmal soll das ganze wohl eine Art „Spielcasino“ darstellen. Hätte Marcel Walz vermutlich nicht weniger überzeugend hinbekommen. Molto Ridiculoso). Ein Priester schleicht ums Haus, Alicia erlebt geistig weitere Menschenopfer mit und wird von Tamara und Phillip erschreckt. Natürlich bindet sie den beiden sofort ihre neueste Errungenschaft in Sachen okkulter Ramschlektüre ans Bein und offenbart ihren Gefährten, dass „hier Hinrichtungen stattgefunden haben“, bevor ein guter Mensch auf die Idee kam, ein Krankenhaus hinzustellen (die Leute lesen echt keine Horrorromane und kucken keine Filme. Sowas macht man doch nicht, dann kann man’s gleich auf ’nem Indianerfriedhof hochziehen).

Die böse POV schleicht durch’s Treppenhaus und vor Claudias Bett materialisiert sich eine Schreckgestalt mit blutende Sabberfresse. Claudia macht pflichtschuldigst ihr KREISCH und wird von ihren männlichen Kameraden für doof respektive alpträumend gehalten. Alicia springt der Geschlechtsgenossin hilfreich zur Seite: „Ich hab auch ’nen Mann gesehen!“ (Wow!). „Von dir brauch ich keine Unterstützung“, giftet Claudia, sich plötzlich und unerwartet an ihre Bitch-Rolle erinnernd, sie an. „Dann fick dich“, empfiehlt Alicia und anschließend sich selbst.

Und wieder bricht ein neuer Tag an. Euer Doc verblüfft sich mal wieder selbst, stellt er doch gerade fest, dass wir bei Minute 50 des Films sind, sprichwörlich NADA-NIENTE-ZIP sich bislang ereignet hat und er trotzdem gerade Seite 10 des Reviews in Angriff nimmt. Ich habe kein Leben. Seufz.

Cobb weckt die Rasselbande auf und Claudia fällt ihm sofort mit ihrem Erlebnis letzter Nacht (abzüglich der Rammeleinlage mit Tyson, versteht sich) auf die Nerven. Cobb glaubt ihr nicht mal so weit, wie er sie werfen könnte und interpretiert die Sach- und Rechtslage so, dass die jugendlichen Tunichtgute keinen Bock mehr auf harte körperliche Arbeit hätten und deswegen Ausreden zwecks vorzeitiger Abreise konstruieren würden (albeit not in that many words). „Dass ihr bleibt, ist in eurem eigenen Interesse,“ behauptet er, aber Tamara kontert mit der Geschichte des letztjährigen Mords. „Ah, der Sozialarbeiter“, erinnert sich Cobb düster und erklärt, dass man mit solchen Vorkommnissen in einer „Junkiebrutstätte“ wohl oder übel rechnen müsse. Tamara gibt sich nicht überzeugt und die Datumsübereinstimmung mit dem Durchdrehen der Patienten zu bedenken. Cobb spielt überzeugend Fragezeichen und Alicia drängt sich auf, das schlaue Buch zu holen, in dem die ganzen schaurigen Storys drinstehen. Kaum ist sie weg, verklickert Cobb den restlichen Angeklagten, äh, Anwesenden, dass Alica einen beträchtlichen Eimer geistigen Ballasts in Form einer ordentlichen Klatsche mit sich rum trage und für ihr Leben gerne andere in ihrem Sinne manipuliere. Die Überzeugungsarbeit hinsichtlich seiner „Alicia-bildet-sich-alles-ein-und-redet’s-euch-ein“-These fruchtet, zumal der physische Beweis, nämlich das ominöse Buch, zum dramaturgisch perfekten Zeitpunkt verschwindet. Als Alicia mit ohne Buch zurück zur Gruppe stößt, ist die innerhalb von wenigen Sekunden komplett umgeschwenkt (und hat – wie Claudia – eigene Erlebnisse oder – wie Tamara und Phillip – den im Buche stehenden Krempel erfolgreich verdrängt) und macht Cobb zur Schnecke, weil er „uns mit einer Verrückten hier einpfercht“ und dann noch die Chuzpe besitzt, dass nicht mal öffentlich kund zu tun! Alicia starrt leer in die Gegend, weshalb der Vorschlag, ins Bett zu gehen und sich einzuschließen, auch unwidersprochen bleibt (WAS? Ihr seid vor fünf Minuten AUFGESTANDEN. Es ist gerade mal FRÜHER MORGEN. Faule Schweine).

Pater Patrizio, der auch mal wieder auf ’nen Höflichkeitsbesuch vorbeischneit, findet das Benehmen der Jugendlichen „befremdlich“ und hält es für eine gute Idee, doch mal länger als fünf Minuten zu bleiben, ehe er sich von Cobb einen Sargnagel schnorrt, schließlich steht in der Bibel kein Wort von einem Rauchverbot (da sollen sich mal unsere Gesetzeshüter ’ne Scheibe von abschneiden! Ha!) Cobb ist Menschenfreund genug zuzugeben, dass die Kids tätsächlich Muffe schieben. Der Pater erlaubt dem Aufpasser daher, über Nacht zu bleiben, aber aus Privatvergnügen, Bezahlung is nich. Tja, von sozialer Arbeit wird man nicht reich.

Tyson checkt mal, wie die Dinge bei Claudia stehen und fragt, ob sie wirklich ’nen Kerl gesehen hat. Claudia bestätigt und gibt zu Protokoll, so schnell wie möglich „raus“ zu wollen. Tyson, gegen dessen Gangsterimage Ice-T ein lascher Schwulibert ist, fragt höflich an, ob es eventuell möglich wäre, dass man sich „draußen“ wieder mal auf ’n Eis oder ’ne kalorienarme Coke trifft, was Claudia prinzipiell nicht für völlig ausgeschlossen hält und dem harten Maxe einen zarten Kuss auf die Wange hechelt (mich hätte nicht mal überrascht, wenn Weichei Tyson jetzt von seinen Gefühlen überwältigt in Ohnmacht fällt).

Man arbeitet vor sich hin (soviel zum „ins Bett gehen und einschließen“. Hat wohl doch einer ein Machtwort gesprochen). Patrizio fällt Alicia auf den Wecker und lenkt mit Sprüchen wie „wir sind allein“ und „wir können frei reden“ eifrig unspezifizierten Verdacht auf sich. „Weißt du, wer du bist?“, fährt der Pfaffe fort und kennt sie den Hintergrund, der „dich an diesen Ort bindet?“ Alicia schweigt engagiert, weswegen der Pater noch anfügt, dass er, seit er ihr Bild unter den Kandidaten (aha, das ist also doch ’ne Reality-Casting-Show) gesehen habe, nicht mehr zu denken aufhören könne. „Sie sind krank“, blafft Alicia, aber der Gottesdiener ist jetzt in seinem Element und durchaus willig, Alicia Einzelheiten über das Gebäude zu vermitteln, die er den anderen nie nie nie nicht erzählen würde, denn er ist überzeugt: „Nur DU kannst dieses Gebäude retten!“ (Als menschliche Abrißbirne?). Zum ungünstigsten Moment – wir könnten nämlich tatsächlich erfahren, worum’s in diesem langweiligen Mistfilm eigentlich geht – ruft Cobb aber das Abendessen aus. [Ron Simmons] Damn! [/Ron Simmons] (unnötige Wrestling-Reference).

Auch dieser Tag geht vorbei, Patrizio braust hinfort in seine Pfaffenbude, Cobb bleibt, wie genehmigt, vor Ort. Tamara besucht Alicia und schleimt sich ein: „Ich will nicht, dass du sauer bist“. Alicia hat mindestens grade ihre Tage, ist unversöhnlich und gibt deutlich zu verstehen, dass Tamara sich verpissen soll: „Ich brauche dich nicht!“ „Dich braucht auch keiner“, kutscht Tamara retour und stapft ab. Clauda richtet ihren Schädel-Schrein und Cobb verkündet den 22-Uhr-Zapfenstreich, alles in die Betten, und zwar die eigenen, und „wenn ich was höre, gibt’s Ärger“. Phillip gibt sich Intimstudien weiblicher Anatomie in Centerfold-Ausmaßen hin (näher wird der vermutlich nie an Titten rankommen) und im Keller glüht’s gar rot, bedrohlich und mightily eerie.

Ich weise unsere freundlichen Filmemacher auf einen vernachlässigenswerten Umstand hin: wir haben jetzt noch ’ne knappe HALBE STUNDE, um gottverdammt noch mal einen HORRORFILM aus dem Schmafusi zu machen. Nicht, dass der Film mich noch ernstlich zum Freund gewinnen könnte, aber 30 Minuten Nonstop-Gemetzel könnten mich zumindest etwas versöhnlicher stimmen (andererseits firmiert das Ding uncut ab 16, also was können wir schon erwarten… heul).

Tamara wacht aus ihrem Schönheitsschlaf auf und beäugt kritisch ihre Lumpenpuppe. Claudia richtet sich erst für die Nacht. „Los, sag’s ihm,“ rät sie sich selbst (was auch immer), und grad, als sie sich umdreht, erscheint im Spiegel eine Gestalt, was sie natürlich leider verpasst. Die POV schleicht die Stiege hoch. Meine Güte, ist das alles spannend. Weckt mich zum Abspann.

Okay, whatever happens, Tamara will get it first. Warum? Weil die Augen ihrer Puppe gar dämonisch rot glühen. Instant possession! Kaum von den bösen Mächten zu ihrem willigen Werkzeug umgewandelt, creept Tamara zu Tyson, hüpft dem eigentlich auf den Schlaf der Ungerechten hoffenden Gangsta auf den Schoß und zieht sich die Bluse aus. Völlig unglaubwürdigerweise äußert Tyson verbalen Unwillen; nicht zu Unrecht, denn schon steht Claudia auf der Matte, um ihm was auch immer über ihre dramatische Vergangenheit (vermute ich) an die Backe zu nageln, sieht die fröhliche Nummer und interpretiert alles selbstverständlich völlig falsch. „Ich hätte es wissen müssen“, greint die sich gehörnt Sehende. „Kacke“, kommentiert Tyson treffend, schubst Tamara von sich und steht korrekt auf dem Standpunkt, dass alles ihre Schuld sei, die Schlampe. Claudia türmt durch die Korridore, Tyson hinterher. Cobb kuckt blöde hinterher und der beinahe über den Haufen gerannte Phillip geht sofort bei Alicia petzen. „Wenn du solche Nächte hast, brauchst du kein Fernsehen mehr“, grinst Phillip (das Fernsehprogramm in Amiland taugt offenbar wirklich nix). Alicia lächelt wissend.

Claudia und Tyson sprechen sich im Waschtrakt aus, dieweil Alicia in Phillips Begleitung Claudias schöne Schädelsammlung vom Nachttisch wischt. „Ich hasse es“, grumpft sie wutig, „wieso glaubt mir keiner?“ (Weil du dich aufführst wie ’ne Irre?), schließlich geht hier etwas Böses vor (ja, death by boredom, das IST böse). Cobb würde gerne die streitenden Liebenden zur Rede stellen, kommt aber nicht entscheidend zum Zuge, alldieweil die dämonisierte Tamara (garniert mit lächerlichem roten Augenglühen) kaltlächelnd das komplette Rückgrat rausreißt. Huch! Ein halbwegs kompetenter Splattereffekt aus dem Nichts! Ich drohe aufzuwachen…

Die schockierten Turteltauben eilen zu Alicia und Phillip und überbringen die garstige Kunde. Phillip glaubt mal wieder kein Wort, doch Tyson drängt zur sofortigen überstürzten Flucht. Könnte klappen, würden draußen vor der Tür nicht schon weibliche Walle-Walle-Zombies lauern. Also Kommando zurück und sofort verbarrikadieren. Da möchte aber noch jemand rein – ein älterer Priester mit Augenklappe. Gestatten: Father Enrique, und er ist hier, um uns zu helfen (er war also der mysteriöse Herumcreeper im Priestergewand). Nach ein paar energischen Vater Unser schickt er seine neuen Schützlinge in die Schlafräume. „Also, ich tu, was er sagt“, gibt sich Tyson sofort überzeugt. Enrique ist auch gut zu Fuß und stellt sich als Dämonenjäger vor (Opus dei, Kampfbrigade, oder was?) und damit stellt sich kurz vor Toresschluss tatsächlich doch noch der Charakter ein, dem wir den fetzigen Originaltitel „Demon Slayer“ verdanken. Na, da sind wir aber froh…

Enrique ist voll auf Zack und hat auch schon ausgeknobelt, dass Alicia mit „den Dingen hier“ in gewisser Verbindung steht und die Vergangenheit dieses Ortes visionär sehen kann. Phillip vergewissert sich, dass Enrique bereits die ganzen Tage lang den heimlichen Beobachter gespielt hat, was der Kampfpater knapp bestätigt, dafür aber unefragt auch über die Verbindungen zwischen der Welt der Lebenden und der Toten räsoniert. Die Toten, so führt der Asskicker im Namen des Herrn aus, haben Kräfte, die man nicht bändigen kann, morden aus purem Vergnügen und können in unserer Welt leben (welches Märchenbuch man den Knaben hat auswendig lernen lassen, tät mich auch interessieren). In Alicias Macht läge es allerdings, das Treiben der Dahingeschiedenen zu beenden. Alicia versteht bestenfalls Bahnhofsvorplatz. „Meine beste Freundin ist durchgeknallt und du bist schuld“, wird sie zudem noch von Claudia angekeift. Alicia möchte gern ein paar Anekdoten aus dem bewussten Buch anbringen, aber Enrique drängt zur Eile – ab in den Keller und das Tor ins Land der Toten schließen, wenn’s nicht zu viel verlangt ist. Tyson IST es allerdings zu viel verlangt, weswegen der Padre dezent darauf hinweist, dass die marodierenden Toten gesunden Appetit auf junges Fleisch haben. „Ich trete ihnen in den Arsch“, tönt Phillip (wenn das man nicht leere Versprechungen sind). Enrique warnt: „Sie sind nicht menschlich und haben keine Gefühle!“ (Nein! Ich scheiß mich ein…).

Also dann, ab in den Untergrund. Dort warten Kakerlaken, Käfer und ähnliches Kroppzeuch sowie Tamara, die auf der yuck-Skala neue Rekordwerte auslotet, indem sie eine hysterisch lächerliche CGI-Riesenspinne auskotzt. Da dies niemanden zu schockieren scheint, rast sie auf unsere Gruppe furchtloser Vampirtöter, äh, Dämonenschlächter zu, doch Enrique schlägt ihr kurzerhand und ohne weiteres Federlesen mit seinem gravierten Dämonenschlächterschwert die Rübe ab. „Gottverdammich“, kommentiert Tyson. „Keine Blasphemie“, schilt Enrique, da versteht er keinen Spaß. Hey, wir kommen ja langsam richtig in Fahrt…

Darum blenden wir von dieser spannungsgeladenen Szenerie auch sicherheitshalber gleich wieder weg und wenden uns Claudybaby und Alicia zu, die endlich mal reinen Tisch machen. Claudia geteht, dass ihre eigene Mama auch Visionen hatte und mit den Ahnen sprechen konnte. Nimmt Alicia sofort zum Anlass, sich in eine solche zu stürzen. Dort fragt Elodia gerade ihren Liebhaber, ob er sie auch wirklich ganz doll gern hat, doch vor der Antwort, auf die die Gutste händeringend wartet, wird das Pärchen uncharmant von einem jungen Pfaffen der Kirche verwiesen (soll das der junge Patrizio sein? War er’s, der Elodias Bankert seinerzeit die Taufe verweigerte?). Auf jeden Fall bringt das Elodia mächtig auf die Palme: „Sie verdienen den Tod!“, tobt die Amateur-Hexe, „bringt sie alle um!“ Back in the present versucht etwas in den Raum einzudringen, in dem Claudia und Alicia sich verbergen. Die Tür fliegt vehement auf … dahinter entdecken wir allerdings nur Dunkelheit, in die Alicia todesmutig hineinmarschiert.

Im Keller erleben wir indes ein ungeplantes Remake von „Drei Männer und ein Baby“, denn Enrique und sein Kampftrupp werden vom Evil Kinderwagen from Hell attackiert. „Was immer es ist, fahr zur Hölle“, wünscht sich der Dämonenjäger und besprenkelt den Kinderwagen mit Weihwasser und ein paar frommen Sprüchen (interessant: ich hab in dem Moment mal kurz auf die O-Ton-Spur umgeschaltet und wo in der deutschen Fassung ganz handelsüblich von „im Namen des Vaters, des Sohnes usw.“ die Rede ist, ruft Enrique in der Originalfassung unbefangen die Gefiederte Schlange, Quetzalcoatl, an. Tsk?). Der Wageninhalt qualmt und kokelt und Alicia, wo auch immer die gerade rumeiert, erzählt der Welt im Allgemeinen, dass sie „sie rufen hören“ kann. (Hätten sich in den letzten fünf Minuten die Ereignisse nicht so elefantös überschlagen, würde ich spekulieren, es wäre das Schnarchen der Zuschauer).

Enrique gelobt, diese Wesen zurück in die Unterwelt zu schicken, denn „sie haben meinem Gott abgeschworen“, und da kennt Enrique dann wirklich keine Freunde und Verwandten mehr (das Meucheln & Schlachten ist wohl wurscht, aber beim Gottabschwören, da hört der Fez dann auf, oder wie?). Tyson und Phillip wirken nicht völlig überzeugt. Phillip fragt noch mal sicherheitshalber nach Alicias Macht. „Ich hoffe, sie benutzt sie richtig“, entgegnet Enrique.

Personally I have strong doubts in that department. Aber schaun mer mal. Jedenfalls wird Alicia plötzlich und unerwartet von Pater Patrizio angegrabbelt. „Ich bin das Kind, das die Morde überlebt hat“, gesteht der Pfaffe (soviel zu meiner Theorie von vor ein paar Absätzen; aber erinnert Ihr Euch überhaupt noch an den „nur-ein-Junge-hat-überlebt“-Plotpunkt? Ich nur dank meiner Notizen). „Ich sah sie alle sterben“, fährt Patrizio emotionalisiert fort und ist deswegen überzeugt, dass dieser Ort das Böse in sich trägt, in Person von Elodia, die mitsamt ihrem Zirkel dämonischer Gefährten noch immer hier herumspuke. Und um ihr endgültig das Handwerk zu legen, hat Patrizio Alicia hierher gelotst. Alicia ist entrüstet, erst recht, als Patrizio freimütig zugibt, allerspätestens seit letztes Jahr, als Elodia den Sozialarbeiter verhackstückt hat, Bescheid zu wissen. „Die anderen sind ihnen egal, oder was?“, nölt Alicia, aber Patrizio ist in höherem Auftrag unterwegs, kann auf Einzelschicksale kein Rücksicht nehmen und wird sowieso von den „Schreien der Toten“ gepeinigt. Und als er eben Alicias Foto erblickt hatte, da rieselte es ihm wie Schuppen aus dem Rosenkranz: „Ich wusste, du bist wie eine ihrer Hurenfreundinnen!“ (Okay, als motivational speaker würde ich Patrizio nicht engagieren).

Im Keller pfeift Tyson vor sich hin und zieht damit den Zorn seiner Mitkämpfer auf sich. Das indifferente rote Glühen erklärt sich nun als das Tor ins Land der Toten. Enrique exorziert, bis die Schwarte kracht, während Patrizio immer noch verzweifelt versucht, Alicia einzureden, es sei ihr Schicksal, hier und heute an Ortund Stelle zu sein. Alicia erwähnt den „anderen Priester“. Jetzt ist es an Patrizio, große Augen zu machen. Welcher andere? Und wo ist der?

Noch am Exorzieren. Die jugendlichen Begleiter des Teufelsaustreibers stellen blöde Fragen, Enrique gibt nicht wirklich Auskunft und dann gehen Phillip und Tyson for no particular reason plötzlich hühnerhaufenmäßig stiften (hab ich was verpasst?).

Patrizio erläutert indes Alicia, dass sie dem höllischen Treiben durch ein Gebet aus den „Aufzeichnungen“ (dem zweiten Buch?) einen endgültigen Riegel vorschieben könne. Alicia entwickelt gewisse Sympathien für die höllischen Heerscharen: „Es sind Kinder!“ Damit kommt sie beim aufrechten Katholen an den grad richtigen Abnehmer. „Es sind Huren,“ und damit „böse Geschöpfe“. Und die verkommene Schlampe, eh, Elodia, soll dahin geschickt werden, wo sie hergekommen ist. Mit diesen Worten tackled Patrizio Alicia, worauf sie ihm ordentlich eins aufs Priesterhaupt dengelt und ihn ins Land der Axel Schulze schickt.

Vom lästigen Pfaffenballast befreit, findet Alicia die hysterischen Jungs, die panisch davon krakeelen, dass „alle tot“ wären (wer zum Geier? Enrique? Qualifiziert der sich für „alle“?). Alicia kann keine sachdienlichen Hinweise geben und gibt zu verstehen, dass sie was erledigen müsse. Ihre Entscheidung, befinden Tyson und Phillip und fliehen lieber weiter. Claudia hat sich im Schrank versteckt. Tyson fällt ein, dass er ja drehbuchgemäß verliebt ist und schickt sich an, seine Holde zu retten. Phillip hält dies für ein zweitrangiges Problem und ganz gewiss nicht für seins. Aber Egoismus zahlt sich nicht aus, weil draußen ja noch die Riot-Grrl-Zombies lauern und ihn fressen (zumindest aber totbeißen), noch ehe er überhaupt zur Tür raus ist.

Tyson gabelt ohne weiter Probleme Clauda auf, Alicia macht sich mit dem Gebetbuch auf in den Keller und brabbelt dort, unbeeindruckt von irgendwelcher dämonischer Präsenz, das rettende Erlösungsgebet. Claudia und Tyson finden den toten Phillip – Claudia überrascht uns und speziell Tyson damit, sich schnell eine Axt zu organisieren und der Leiche ein Fussi abzuhacken, das mit der elektronischen Fußfessel (damit die Polizei NICHT kommt oder damit sie kommt? Was soll das? Ihr habt die Dinger ja auch noch an den Gräten). Tyson kuckt angemessen dümmlich, erst recht, als sie in einen full-fledged Dämon transformiert. Der Gangster zückt seine Spielzeugknarren, aber die feuern nicht mal Platzpatronen. Für einen Moment sieht’s so aus, als würde Claudia ob der schieren Blödheit dieser Möchtegernballerei den Abgang einreichen, doch dann erholt sich die Dämonin wieder. Tyson greift zu einem herumliegenden Schraubenzieher und treibt diesen mit Schmackes in die Dämonenstirn. Claudia entgleisen die letzten spurtreuen Gesichtszüge, dann isse hin, die Olle. Aber da sind immer noch die She-Zombies…

Alicia konfrontiert indes die inkorporierte Elodia – ungefragterweise drängt sich der wiedergenesene Patrizio als Helferlein auf. „Du kannst es nicht allein, du brauchst sie,“ gibt mir der Padre Rätsel auf und stürmt auf Elodia zu, die ihn aber in einer knappen Nanosekunde killt, indem sie ihm mit bloßen Händen die Gurgel aufreißt. Elodia und ihre Kapuzendämone umringen Alicia und wollen sie freundlich dazu überreden, ihrem Club beizutreten. Alicia visioniert sich prompt selbst in Dämonenkutte, doch in einem letzten Aufwallen ihrer Widerstandskraft ringt sie sich zu einem „Ich bin nicht wie ihr“ durch… oder vielleicht doch? Jedenfalls macht Alicia KREEEISCH…

Worauf sich das Tor zur Hölle brav schließt, Alicia zusammenbricht und die Zombies sich in Luft aufgelöst haben. WTF? Die Polizei erscheint wie immer, wenn alles gelaufen ist, und findet Tyson, der wider Erwarten noch lebt (als Schwarzer? In einem Horrorfilm? Reife Leistung, ich ziehe meine Ku-Klux-Klan-Mütze).

Etwas später… die Cops sind noch mit der Leichenbergung beschäftigt, Alicia kann sich so zu Tyson gesellen. Den plagen Befürchtungen, dass die Bullerei das Massaker unbürokratisch den letzten Überlebenden anhängt. Alicia ist das wurscht. Tyson würde, wie mich ehrlich gesagt auch (oder auch nicht) interessieren, wie sie nu die ganze Chose geregelt hat. „Ich hatte nie die Chance, mit Leuten zu reden. Mit denen habe ich geredet“, kryptisiert sie, „man könnte meinen, sie wären ganz verständig. Ich schätze, das werde ich wohl noch herausfinden“. Uiiii… und mit diesen Worten beginnen Alicias Augen dämonisch rot zu leuchten – Tyson hebt irritiert eine Braue, der Abspann läuft und ich hab’s überstanden. Wäärgh.

Ich muss gleich am Anfang der Nachbetrachtung mal was grundsätzliches loswerden. Schreiber dieser Zeilen ist ein harter Horrorfan, der sich der Liebe zum Genre wegen (naja, zumindest teilweise deshalb) sogar durch dilettantischen Amateurschotter Marke Walz, Taubert oder Schnaas gekämpft hat und dabei so manche kostbare Gehirnzelle unwiderbringlich verloren hat, aber wenn mir irgendwann mal etwas endgültig das Genre verleidet, sind es nicht diese hirn- und talentlosen Machwerke, sondern eben Streifen wie „Demon Slayer“ – halbwegs unfallfrei heruntergekurbelter 08/15-Rotz, frei von eigenen Ideen, geschuldet dem Verlangen seiner Macher, „mal ’nen Horrorfilm“ zu machen und dabei das zu verwursten, was andere Filmemacher schon hundertfuffzich mal, und manchmal sogar besser, schon gedreht haben. Uninspirierter, billiger, liebloser Müll, ohne eigene Identität, seelenlos und unkreativ. Da sind mir die unterbelichteten Amateursplatterproleten fast schon lieber, die können zwar auch nix, aber man kann sich wenigstens über sie aufregen.

Auch wenn das nach einer dreizehnseitigen, hüstel, Inhaltsangabe natürlich etwas gewagt ist – aber „Demon Slayer“ ist tatsächlich einer jener unliebenswerten Filme, die den hoffnungsfrohen Zuschauer 75 Minuten lang in Grund und Boden langweilen, ehe dann hastig in der letzten Viertelstunde der Cast dezimiert wird, damit wenigstens der Bodycount akzeptable Ausmaße annimmt (und trotzdem muss sich der Leichenzähler nicht überanstrengen. Wenn man die Visionen und Flashbacks nicht mitrechnen mag, braucht man gerade mal die zweite Hand).

Aber der Reihe nach – das Drehbuch ist Tinnef und bietet nichts, aber auch gar nichts, was auch nur ansatzweise nach einer eigenen Idee aussieht (okay, der Kinderwagen from Hell, den übrigens nicht ich so getauft habe, das tut schon Father Enrique, den hab ich wirklich noch nirgendwo sonst gesehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es dafür einen einleuchtenden Grund gibt), sondern betet nur altbekannte und mittlerweile nicht mehr -beliebte Klischees herunter. Manch einer sieht den Streifen sogar als einen Abklatsch von Freddie Rays herzigem „Evil Toons“ (minus the toon, of course), und allein das sollte dem Genrefreund zu denken geben. Wo sind wir hingekommen, wenn einfallslose Möchtegernfilmemacher schon Fred Olen Ray beklauen? Zudem, wenn „Evil Toons“ selbst nur ein hastig hingefilmter Abklatsch von „Evil Dead“ war (und der war ja auch nich so doll, gelle? Keine Gelegenheit auslassen, es sich mit der Leserschaft zu verscherzen, hihi). Gut, ich möchte nicht soweit gehen und tatsächlich unterstellen, James Cotten und seine Belegschaft hätten sich an Rays Zeichentrick-Horror orientiert, letzten Endes gibt’s halt nur sooo viele Plotten, die man in einem verlassenen alten Haus zelebrieren kann (wenn man keine eigenen Ideen hat und demzufolge im Storyfundus der Filmgeschichte wildern muss), ist halt dann nicht verwunderlich, wenn ein Film wie der andere aussieht. Ich bin aber in der Tat der Ansicht, dass man „mysteriöse alte Bücher“, die den Charakteren dringend benötigte Exposition verschaffen und für okkulten Mumpitz sorgen, dringend von der nächstbesten Generalversammlung der Vereinten Nationen als Plot Device für Horrorfilme ächten sollte. Es macht langsam keinen Spaß mehr, ebenso wie die Bezüge auf den (hier mal wieder grundfalsch verstanden, wenn ICH ihn richtig verstehe, wofür ich keine Gewähr übernehme) „dios de los muertos“.

Wie wenig Mühe man sich mit der Geschichte gegeben hat, können wir schon an den Charakteren bzw. der Einblendung derer „Eigenschaftskarten“ ablesen. Wer’s nicht für nötig hält, Figuren zu entwickeln, sondern ihnen einfach nur ein „bitch“, „goth“, „brotha“ etc. an die Stirn zu nageln, ist schon ein ziemlicher Nixblicker, noch peinlicher allerdings ist’s, wenn man sich an diese informed attributes nicht mal zehn Minuten lang hält. Da mögen Fanboys im Netz dann gerne von „unerwartetem character development“ faseln, aber wenn ich schon eine Schablone anlege, nach der ich meine Figuren schnitze, dann sollen sie bitte schön auch selbige erfüllen… wenn die Charaktere dann nämlich im Minutentakt aus ihren vorgefertigten „Rollen“ fallen, ist das keine Charakter-Entwicklung (weil sich da nämlich nichts logisch entwickelt), sondern einfach lazy scriptwriting, weil dem Autoren mal wieder nichts eingefallen ist, als zwei-drei Minuten mit einer sinnlosen Dialogszene zu füllen (schließlich, das muss jeder einsehen, tun diese ganzen „character turns“ nichts für die Story. Wer am Ende tot ist, ist – mit der löblichen Ausnahme von Tyson, aber das liegt wohl eher nicht daran, dass er sich in Sekundenschnelle vom „brotha“ zum supersensitiven Kuschelgangsta entwickelt, sondern weil einfach im Ausschlussprinzip kein anderer übrig bleibt. Schließlich ist es ja ein Klischee „moderner“ Horrorfilme, nicht mehr nur einen Überlebenden übrig zu lassen). Will sagen – wenn man mir eine Figur als „bitch“ vorstellt, hat die gefälligst auch „bitchy“ zu sein und nicht nur, wenn’s dem Schreiberling zufällig mal wieder eingefallen ist. Man mag dieses Kokettieren mit dem Charakter-Baukasten für dummies durchaus als einen humorig gemeinten Einfall interpretieren, aber dann sollte man damit auch was anstellen. Und ein wenig Humor (ich meine solcher, der auch als solcher funktioniert und WITZIG ist), hätte der drögen Plotte weiß Gott heftigst geholfen…

Man muss ja nur exemplarisch den Schlussakt betrachten und kommt zu dem Schluss, dass streng genommen nichts, was in den 60-70 Minuten zuvor passiert ist, für das große Finale gesteigerte Relevanz hat. Hinweise gehen in den end- und reizlosen Dialogpassagen unter (ich hatte den Kram von wegen „Junge, der das Massaker überlebte“ ehrlich schon vergessen, als Patrizio damit im Finale ankam… wird ja auch zuvor extrem aufdringlich vermittelt, siehe obiger Fließtext). Horrorfilme haben halt immer ein Problem, wenn der gesamte Horrorpart ins Finale gesteckt wird – das kann ein John Carpenter in Hochform, aber minderbemittelte Regisseure und Autoren sollten ihre Horror-Einlagen dann doch etwas sinnvoller über den Film verteilen, sonst kommt genau „Demon Slayer“ dabei raus – tiefschlaffördernde Langeweile bis zum hysterischen Showdown.

Und dann ist der Schluss natürlich auch noch ein „cheat“, alldieweil wir selbst nicht wirklich mitbekommen, WIE eigentlich nun die Konfrontation zwischen Alicia und Elodia ausgeht (und aus dem von mir eigentlich von Beginn an vermuteten zentralen Plotpunkt, dass es sich bei Alicia um eine Reinkarnation Elodias handeln könnte, macht der Film mal rein gar nüsch). Super. Lohnt sich also nicht mal des Endes wegen, den Streifen zu kucken, weil man uns den Vorgang der Entscheidung vorenthält.

Handwerklich-technisch kann man Cotten, so gern man es ob der Einfallslosigkeit der dargebotenen Plotte auch möchte, kaum ans Bein pinkeln – aber ironischerweise macht es das Gesamtergebnis eher noch trauriger, wenn der Streifen recht kompetent gefilmt ist, unter den gegebenen Umständen (ein Budget von einer knappen Million grüner Scheine) gute Kameraarbeit bitet und sich gelegentlich sogar Anflüge echter Gruselatmosphäre leistet, aber sich jenseits der bloßen technischen Meriten nichts abspielt – mangels einer abfilmbaren Story im Wortsinne (d.h. Dinge, die sich ereignen) muss sich das Technik-Team darauf beschränken, den netten Shot every now and then einzufiedeln und ansonsten hilflos dabei zukucken, wie sich der ungeheuer dialoglastige Streifen erfolgreich zu Tode quasselt. Da kommt kein Tempo auf, keine Spannung, das möglicherweise, trotz des klischeebeladenen Auftakts vielleicht mal vorhanden gewesene Interesse des Zuschauers entmaterialisiert sich nach spätestens 20-25 zähflüssigen Minuten, die, so man denn dran bleibt, zum eigenen Entsetzen nur von weiteren 40-45 zähflüssigen Minuten abgelöst werden. Für gelegentliche Heiterkeit sorgen nur die ultrapeinlichen Flashbacks in Elodias Vergangenheit, bei denen die Filmemacher darauf hofften, ein bloßer brauner Filmfilter würde die Szenen angemessen „alt“ aussehen lassen – leider kann das halt doch nicht den Videolook, die magere Ausstattung und die lächerlichen Kostüme in diesen Sequenzen nicht kaschieren; so geraten die hoffnungsfroh als stimmungsförderlich gedachten Ausflüge in die dunkle Vergangenheit des Gebäudes zu lachhaften Abfilmungen vom Kinderfasching, nur halt mit mehr oder weniger erwachsenen Beteiligten.

Wie so mancher dünnpfiffige Horrorstreifen kommt „Demon Slayer“ erst in seinem Schlussakt, perfekt abgestimmt auf das Erscheinen der nominellen Titelfigur (das allein ist bekanntlich eine ziemliche Frechheit), in Fahrt. Zwar lässt der Film in dieser Phase alles an interner und externer Logik fahren und wird zu einem himmelschreiend konfusen einzigen WTF-Moment, aber es kommt wenigstens etwas Drive auf, wenn böse Geister aus Lumpenpuppen in Mädels fahren, Zombie-Girls Leute anknabbern und Father Enrique sein Exorzistenschwert schwingt, um spinnenkotzende Dämoninen zu köpfen – man verliert zweifellos als Zuschauer den Überblick (speziell, was eigentlich mit Enrique passiert, erschließt sich mir nicht. Ich muss Notebook-sei-dank zum Notieren nicht mehr den Blick vom Bildschirm abwenden, also gehe ich mal davon aus, alles gesehen zu haben, was ich sehen sollte, und die Szene, tja, frankly, I don’t get it). In dieser Phase nimmt sich der bis dahin auch effektarme Streifen auch die Zeit für eine Handvoll achtbarer Splattereien, nur die CGI-Spielereien wie die erwähnte Kotzospinne hätte man sich dann doch lieber sparen sollen. Die ungeschnittene 16er-Freigabe geht schon in Ordnung, auch was die nackten Tatsachen angeht (am freiesten macht sich Alicia, Claudia rekrutiert für ihre gewagteren Szenen ein Body Double, das im Nachspann sogar gleich nach dem halben Dutzend Hauptfiguren kreditiert wird).

Für die akzeptable Kameraführung ist Brandon Trost zuständig, der sich vom Spezialeffekt-Spezialisten in größeren Produktionen wie „Scream 2″, „Mortal Kombat“ oder „Powder“ zum vielbeschäftigten Director of Photography in B-Filmen „entwickelt“ hat. Trost hat ein Gespür für atmosphärische Shots, das muss ich ihm lassen. Nur schade, dass sich in den Shots nichts sehenswertes tut – das ist aber nicht primär sein Problem. Der unmemorable Score stammt aus der Werkstatt des Corman-Factory-Schülers Mel Lewis, der mittlerweile zum Haus- und Hofkomponisten der tolldreisten Rip-off-Schmiede Asylum Entertainment („Snakes on a Train“) avancierte und u.a. auch den hier besprochenen „Frankenstein vs. The Creature from Blood Cove“ beschallte.

Schauspielerisch bietet man biederste Hausmannskost, gereicht von größtenteils unbekannten Pappnasen aus der fünften Reihe aus der „arbeitslose-Schauspieler“-Schlange von der Arbeitsagentur Hollywood-West. Michelle Acuna (claim to fame: ein guest shot in „JAG“ macht eine ganz passable Figur (im Wortsinne), ist aber für den annoncierten Goth-Charakter erheblich zu un-gothisch (was mich nicht speziell stört, aber angemerkt sein sollte), Howard Williams jr. (Tyson) feiert hier sein Filmdebüt (und dabei blieb’s bis dato wohl auch) – er hat ’nen ziemlich schrägen (as in „badly written“) Charakter zu spielen und geht dabei nicht völlig vor die Hunde, macht also wohl einen ganz anständigen Job. Adam Huss (immer wieder mal mit Mini-Rollen in Serien wie „Monk“ oder „CSI: NY“ dabei) steigert sich im Filmverlauf von durchschnittlicher Nervigkeit zu hochgradiger Auf-den-Sack-Geherei, Hanna Lee (wie erwähnt so prüde, in einem Film wie diesem ein Body Double zu beschäftigen… konsequenterweise blieb sie in Folge auch unbeschäftigt) laboriert ebenfalls an einer unausgegorenen Rolle und kann keine Akzente setzen. Monique Deville (Tamara) agiert vergleichsweise sympathisch und kann mit Williams am ehesten als Gewinner des Trauerspiels gerechnet werden.

Die Pfarrer-Fraktion wird von Robert Eaton („The Boondock Saints“, „My Big Fat Independent Movie“) und dem vielbeschäftigten mexikanischen Akteur Joaquin Garrido („A Day without a Mexican“) verkörpert. Während Eaton zunehmend ins Chargieren verfällt, scheint Garrido mit seiner zwar kurzen, aber nicht unprägnten Dämonenkiller-Rolle durchaus Spaß zu haben. Schade, dass der Film ihn zwar zur Titelfigur macht, aber sich nicht zentral um ihn dreht. Adäquat agiert auch Layon Gray als Cobb – Gray kommt, wenn ich das richtig interpretiere, vom Theater und hat mittlerweile sogar von ihm erdachte Theaterstücke selbst auf die Leinwand gebracht. Scheint mir jedenfalls sinnvoller als das Mitfilmen in blöden Horrorfilmen.

„Demon Slayer“ aka „Evil Force“ ist hierzulande – surprise, surprise – bei Best Entertainment erschienen und für deren Verhältnisse schon fast in Special Collector’s Edition-Ausmaßen. Der Bildtransfer (entgegen der 4:3-Vollbild-Coverangabe anamorphes Widescreen, ca. 1.85:1) ist akzeptabel – zwar vielleicht etwas zu sehr auf der finsteren Seite und etwas unscharf, aber für Best schon nah an Criterion-Standard… Die Überraschung schlechthin findet sich im Audio-Menü, wo anstatt der einen vom Cover versprochenen Dolby 2.0-Tonspur auf Deutsch zusätzlich eine solche in Dolby 5.1 sowie eine englische Originalsprachspur (Dolby 5.1) angeboten wird – holla, haben die Jungs die nur versehentlich mit pressen lassen? Bin ich doch von Best nicht gewohnt (auch wenn’s ne Screenpower-Lizenz ist). Im Nachhinein wäre ich wohl besser beraten gewesen, wie sonst immer den O-Ton zu wählen, da die englische Sprachfassung wohl etwas witziger daherkommt (schließlich listet die IMDb den Film als „Horror/Comedy“). Seufz. Synchronverbrecher. Die Tonqualität der deutschen Synchro ist okay, wenn auch steril.

Als Extras gibt’s eine Corman-Filmographie, den deutschen und englischen Trailer, eine Slideshow sowie eine Trailershow.

Summa summarum wieder einmal das Urteil des docologischen Filmdiensts: Wir raten ab. „Demon Slayer“ ist ein zwar für eine DTV-Produktion mickrigen Budgets passabel aussehende, aber inhaltlich nach allen Regeln der Kunst unkreative, unoriginelle und vor allem langweilige Ödnis vor dem Herrn, ein Schnarcher erster Güte, ein Heuler letzter Kajüte. Man muss konstatieren – selbst bewährte, da schon tausendmal dagewesene Geschichten kann man immer noch umbringen, indem man sie so witz- und herzlos runterleiert wie hier geschehen; offenbar hat man sich bemüht, ein Filmwerk zu schaffen, das speziell für die amerikanischen Minderheiten (die zentralen Figuren sind Angehörige der afro-amerikanischen bzw. hispanischen Bevölkerungsgruppe) relevant ist, aber das kann mir als teutonischem Filmkucker ja ziemlich schnurz sein – langweilig ist langweilig, egal ob nun hispanisch oder kaukasisch. Für patenten Krankenhaus-Grusel mit dem Touch des Absurden empfehle ich dann doch lieber einmal mehr Lars von Triers großartiges „Riget“. Dreimal so lang und zehnmal so sehenswert…

(c) 2008 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 2


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