Evil Creatures – Die unglaublichen Untoten

 
  • Deutscher Titel: Evil Creatures - Die unglaublichen Untoten
  • Original-Titel: The Creeps
  • Alternative Titel: Evil Zombies - Die unglaublichen Untoten | Deformed Monsters (US-Re-Release-Titel) |
  • Regie: Charles Band
  • Land: USA
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Rhonda Griffin (Anna Quarrels), Justin Lauer (David Raleigh), Bill Moynihan (Dr. Winston Berber), Kristin Norton (Miss Christine), Phil Fondacaro (Dracula), Joe Simanton (Werwolf), Joe Smith (Mumie), Thomas Wellington (Frankensteins Monster), J.W. Perra (Videotheken-Kunde), Andrea Harper (Stella, als Andrea Squibb)


Vorwort

Bibliothekarin Anna Quarrels hat’s mit einem seltsamen Kunden zu tun – der hypernervöse Uniprofessor Jamieson will unbedingt das wertvolle handschriftliche Originalmanuskript von Mary Shelleys „Frankenstein“ einsehen. Normalerweise rückt die Bibliothek solche Stücke nicht raus, aber Jamieson hat alle notwendigen Papiere und darf daher in das unter strengen Sicherheitsvorkehrungen gelagerte Manuskript reinkucken. Annas Chefin Miss Christina ist nicht begeistert – ihrer Meinung nach sind je weniger Leser pro wertvolles Buch desto besser, und übertriebenes Entgegenkommen gegenüber Kundschaft gleichfalls fatal. Und wie Anna zum Feierabend feststellen muss, war das Misstrauen ihrer Chefin, die ihr allerdings auch lesbische Avancen macht, absolut gerechtfertigt. Beim Kontrollblick in das Schließfach, in dem „Frankenstein“ zu ruhen pflegt, muss sie feststellen, dass Jamieson das kostbare Original gegen einen Haufen leere Seiten in schickem Ledereinband ausgetauscht hat. Potz! Zeter! Verrat!

Zur Polizei zu gehen scheidet für Anna glatt aus, weil sie ihren Job gerne behalten mag – sie muss also das Manuskript irgendwie wiederbeschaffen, bevor der Verlust auffällt. Dass der vermeintliche Jamieson ein falscher Fuffzcher ist, findet sie schnell selbst heraus, aber weitere Anhaltspunkte für Recherchen fehlen ihr. Also schaltet sie auf Basis seiner dem Vernehmen nach günstigen Preise den Videothekar-släsch-Privatdetektiv David Raleigh ein, auch wenn die Audienz in seiner schäbigen Videobude ihr nicht das allergrößte Vertrauen in seine Fähigkeiten einflößt.

Okay, David mag ein dummschwätzender Trottel sein, aber inkompetent ist er nicht – über Fingerabdrücke au den von „Jamieson“ eingereichten Unterlagen ermittelt er die wahre Identität des Übeltäters, Dr. Winston Berber, ein vorbestrafter Wissenschaftler, der zwar mehrere Doktortitel hat, sich für Okkultismus interessiert und vor ein paar Jahren hochmoderne Software gestohlen hat, aber derzeit unbekannten Aufenhalts ist. Die undankbare Anna heißt David ob dieser eigentlich recht überzeugenden Ermittlungsergebnisse einen Versager und gedenkt, das Auftragsverhältnis zu kündigen und Davids Rechnung nicht zu bezahlen.

Als Berber aus der Bibliothek auch noch die Erstausgabe von Bram Stokers „Dracula“ mopsen will, versucht Anna, ihn im Schach zu halten, wird jedoch überwältigt und findet sich gefesselt in Berbers Labor wieder, wo er sie als menschliches Opfer für seinen grandiosen Plan benutzen will – den Transfer diverser literarischer Schreckgestalten in fleisch- und blutlicher Form in unser reales Universum, auf dass ihm die Monster zu Willen seien und ihm den Weg zur Weltherrschaft ebnen. Ambitioniertes Vorhaben, das dadurch gestört wird, dass David Anna in letzter Sekunde vor ihrem garstigen Schicksal rettet.

Berbers Plan funktioniert dennoch – halbwegs, und das im Wortsinne. Dracula, Frankensteins Monster, die Mumie und der Werwolf materialisieren sich in unserer Realität, nur, aufgrund des nicht vollständig durchgezogenen Experiments/Rituals, in ungefähr halber Größe. Was sowohl Berber nicht wirklich weiterhilft, alldieweil die Monsterzwerge nicht seiner geistigen Fuchtel unterworfen sind, als auch die Monster selbst nicht sonderlich zufriedenstellt. Dracula mag nicht unbedingt ständig ne Leiter zum Blutsaugen mitschleppen, ne?

Um die Monster auf volle Größe aufzublasen, muss das Experiment noch mal durchgeführt werden, und zwar mit Anna als Opfer. Die Monster schreiten zur Entführung, erwischen aber versehentlich nur Miss Christina. Nachdem Christina sich als technische Jungfer outet, beschließt Dracula, sie trotzdem für das Experiment herzunehmen. Das verwandelt Christina aber nur in eine Walküre und beamt sie in eine andere Dimension, belässt die Monster aber in ihrem zwergenhaften Zustand. Es muss also notgedrungen die echte, richtige und einzige Anna her…


Inhalt

Nach dem erschütternden Erlebnis von „Puppet Master: Blitzkrieg Massacre“ brauchte ich dringend etwas, was mir den Glauben an Full Moon und Charles Band zumindest ein wenig wieder gibt. Zum Glück hab ich ja den Full-Moon-Channel auf amazon prime (was heißt hier „Glück?“ Blitzkrieg Massacre lief auch da… – Der Lektor) und hab daher einen guten Teil des Band’schen Ouevres auf Knopfdruck in Reichweite, da muss ich nicht mal die Stiege hoch zur Full-Moon-Abteilung meines Archives. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich für „The Creeps“ – einen Heuler Baujahr 1997, den ich a) noch nicht gesehen habe und b) aus einer Epoche stammt, in der Band auch mit geringen Budgets in der Lage war, ganz ansehnliche Filmchen zu stricken.

Natürlich hat sich’s hier mal wieder mit „kleinen“ Monstern – es wäre kein Charles-Band-Film, wäre es anders -, aber diesmal sind die Monster wenigstens groß genug, von kleinwüchsigen Menschen gespielt werden zu können anstatt von zweifelhafter Puppenspielerei, allen voran natürlich Full Moons Go-to-Zwerg Phil Fondacaro, der sich später auch dankbar zeigte, als Kleinwüchsiger eine Rolle wie den Grafen Dracula spielen zu dürfen, solche große, klassischen Rollen bekommt man mit dreieinhalb Fuß lichter Körpergröße ja ansonsten eher nicht.

Zu Papier gebracht von Full Moons damaligem Haus- und Hofschreiberling Benjamin Carr (aka Neal Marshall Stevens, u.a. auch zuständig für die charmanten „Hideous!“ und „Head of the Family“ aus der gleichen Ära, aber auch für Plombenzieher wie „Killer Eye“, „Totem“ und die Big-Budget-Effekt-Extravaganz „13 Geister“) ist „The Creeps“ kein reinrassiger Horrorfilm; hätte Charlie auf die obligatorische Tittenszene verzichtet (und Rhonda Griffin im Showdown etwas mehr als nen BH zum Anziehen gegeben), ich hätte „The Creeps“ frohen Herzens in die Schublade „juveniler Gruselspaß“ in der Kategorie „Monster Squad“ einsortiert – eine nicht ganz ernst gemeinte Hommage an die großen Horror-Archetypen für die ganze Familie. Aber, naja, Charlie denkt halt anders als ich (wobei Band zu der Zeit auch unzählige Kinder- und Jugendfilme für Kushner-Locke produzierte, und in diesem Rahmen auch jugendfreie Adaptionen von „Frankenstein“ und „Werwolf“, also liegt der Gedanke jetzt so fern auch wieder nicht).

Die Geschichte ist recht simpel, aber ganz charmant – der wahnsinnige Wissenschaftler, der eben diese vier großen Archetypen aus der Literatur in die Realität überführen will, damit sie seine Befehle ausführen, und feststellen muss, dass das alles nicht so einfach ist, wie er sich das vorstellt, und unser Heldenpaar, das irgendwie kucken muss, wie es mit heiler Haut aus der ganzen Bredouille rauskommt. Das gewinnt keine Literaturnobelpreise, Drehbuchoscars oder auch nur eine Anerkenntnismedaille vom Doc, trägt aber einen kleinen 70-Minuten-Film wie diesen locker. Dr. Berber ist ein unterhaltsamer Möchtegern-Schurke mit nervösen Ticks und sich ständig überschlagender Stimme, der zwar ein Genie sein mag (immerhin funktioniert seine Maschine ja durchaus wunschgemäß, so man sie ordentlich bedient), sich aber dennoch mit der Herbeirufung von Dracula einen etwas zu großen Happen zugemutet hat. Egal ob nur nen Meter groß und fiktiv oder nicht, ein Graf von und zu Blutsaugerchef lässt sich nicht von einem dicklichen Waschlappen herumkommandieren, und im Zweifelsfalle hören die anderen, tumberen Monster lieber auf einen der Ihren als einen hergelaufenen Weißkittel (es hilft, dass Phil Fondacaro trotz seiner geringen Körpergröße tatsächlich eine gewisse larger-than-life-Ausstrahlung mitbringt und, denkt man sich seinen charakteristischen Vollbart weg, von den Gesichtszügen her durchaus Ähnlichkeit mit Christopher Lee aufweist).

Bei den Helden haben wir mit David Raleigh den chaotischen, aber nicht unfähigen Detektiv mit dem undankbaren Nebenjob Videothekar (was Carr die Möglichkeit bietet, eine Fülle launiger in-jokes mit Filmtiteln zu treiben – natürlich auch mit solchen aus dem Full-Moon-Repertoire -, die die deutsche Synchronfassung erfreulicherweise mitgeht und sogar in Deutschland unbekanntere Filme durch hier geläufige Titel ersetzt. Erstaunlich, wenn mal jemand mitdenkt, der Billigfilme übersetzt) und Anna Quarrels, die leider etwas zu bitchy daher kommt, um wirklich eine mitreißende Protagonistin zu sein – wenn ich Carrs Bibliographie so durchgehe, komme ich beinahe zu dem Schluss, dass ihm „femme fatale“-Charaktere mehr liegen als sympathische Frauenfiguren. Anna macht’s einem mit ihrem ständigen Herumgehacke auf dem bemühten David nicht leicht…

Es tut der Geschichte aber letztlich keinen großen Abbruch, weil Band die knappe Laufzeit zur Abwechlsung mal solide füllt und mit ordentlichem Tempo vorantreibt – es gibt kaum Leerlauf, wenn eine längere Dialogpassage mal nicht direkt zum Fortgang der Story beiträgt, ist sie wenigstens auf Humor konzipiert, insofern passt das schon. Wie üblich in dieser Phase der Full-Moon-Ära ist die Kohle knapp, was sich in einem sehr überschaubaren Cast (acht Sprechrollen) und einem ebenso überschaubaren scope (drei-vier Locations, zwischen denen wir hin- und herpendeln) zeigt. Immerhin ist die Sache relativ liebevoll ausgestattet – Berbers Labor mit den altmodischen Geräten, Röhren und Kathoden hat einen angemessen old-schooligen-Kenneth-Strickfaden-Look, in der Videothek macht es Spaß, die diversen Poster zu identifizieren (und mitzuzählen, wieviele Produkte aus eigener Fertigung Band reingeschummelt hat), und auch aus dem Bibliotheksset wird mehr herausgeholt als man bei einer 50.000-Dollar-Produktion (arg viel mehr wird’s nicht gewesen sein) erwarten könnte. Von Vorteil ist sicherlich, dass mit dem routinierten Italiener Adolfo Bartoli („Amok Train“, „Delta Force Commando“, „Operation Delta Force 4“) jemand die Kamera bedient, der davon durchaus etwas versteht (auch wenn er Full Moons Stammfotograf war).

Die Make-ups sind dagegen eher mäßig – weder die alberne Werwolf-Maske noch die Mumie können überzeugen, beim Frankenstein-Monster reichte das Geld nur für eine passable Imitation des Karloff-Universal-Kopfdesigns, für Monsterhände war dann schon wieder keine Kohle mehr da. Dracula braucht kein Make-up außer Kontaktlinsen. Andererseits ist das schon wieder stimmig, wenn man daran denkt, dass „The Creeps“ gar kein krasser Horrorfilm sein will. Der einzige blutige Effekt des gesamten Films kommt, als Anna barfüßig auf der Flucht in eine Scherbe tritt. Das hätte man dann auch lassen (oder off-screen halten) und wirklich einen jugendfreien Film machen können, aber es musste ja unbedingt die topless-Szene von Kristi Norton reingepfriemelt werden (ich meine, nicht, dass ich da jetzt grundsätzlich was dagegen hätte, ähem, bin ja kein Kostverächter und der Anblick ist durchaus angenehm, aber die ganze Konzeption des Films schreit an und für sich „lasst uns das jugendfrei durchziehen“ und dann müssen unbedingt zwei Szenen rein, damit’s doch für ein R-Rating reicht?) und Rhonda Griffin im Schlussakt im BH rumlaufen (weil sie sich mit ihrer Bluse den blutenden Fuß verbindet). Ich verstehe da schlicht die kommerzielle Rechnung, die Charlie sich hier aufgemacht hat, nicht. Soll aber auch nicht mein Problem sein.

Mein Problem ist dann schon eher, dass der Showdown zwar irgendwie sympathisch ist (SPOILER: Anna quasselt auf Dracula lang genug ein, bis der zu der Erkenntnis kommt, besser als unsterbliche Legende in seinem Buch zu leben denn als sterbliches Monster in der realen Welt), aber sich schon verdammt unspektakulär gestaltet. Alas, das ist der Fluch des geringen Budgets und eines schlichtweg nicht messbaren Etats für visuelle Effekte…

Zu erwähnen wäre noch der Score, der das Kunststück fertig bringt, von Carl Dante (der den stark James-Horner-inspirierten Score von „Jäger der verschollenen Galaxie“ verantwortete) zu sein und dennoch total nach Richard Band zu klingen…

Dann wären wir auch schon bei den darstellerischen Leistungen des kleinen Ensembles (und das meine ich jetzt nicht NUR hinsichtlich der Körpergröße, ähm).

Rhonda Griffin war zur gleichen Zeit auch in „Hideous!“ (zu schlecht Deutsch „In-Vitro – Angriff der Mutanten“) zu sehen. Die Fähigkeiten, ein Full-Moon-Starlet im Stile von Jacqueline Lovell zu werden, bringt sie durchaus mit, offenbar aber nicht die Bereitschaft, sich auszuziehen (im entschiedenen Gegensatz zu Miss Lovell), so dass Charles Band sie nicht weiter verpflichtete und nur noch Bit-Parts in „Naked Fear“ und „Lost in Reality“ folgten. Justin Lauer hatte sich erste Sporen durch Gastauftritte in „Eine starke Familie“ und „Palm-Beach-Duo“ verdient, war später in einem kleinen Part in „Sonic Blast“ von Rodney McDonald und zuletzt 2012 in dem Familienabenteuer „Cowgirls and Angels“ zu sehen. Sicher kein großer Mime, aber so eine komödiantische Heldenrolle bekommt er ganz gut hin.

Bill Moynihan („Double Trouble – Warte, bis mein Bruder kommt“, „Jugular Wine“) liefert als gnadenlos mit der Situation überforderter Mad Scientist Berber eine sehr spaßige Performance ab (muss auch mal erwähnt werden, dass er sehr gut synchronisiert wurde). Der hätte meinetwegen auch gern Full-Moon-Regular für comic-relief-Rollen werden dürfen. Phil Fondacaro ist, wie gesagt, prima als Half-Pint-Dracula. Den nervigen Videothekenkunden mimt J.W. Perra, in „Head of the Family“ der titelgebende Kopf und später auch noch in „Kraa! The Sea Monster“ am Start. Von den drei weiteren kleinwüchsigen Darstellern machte nur der 2015 verstorbene Joe Simonton seine fehlende Größe zum Beruf – er war u.a. in „Turbo: A Power Rangers Movie“, „Wie überleben wir Weihnachten?“ und „Fantastic Movie“ zu sehen.

Man sollte noch erwähnen, dass „The Creeps“, warum auch immer, ursprünglich in Stereovision-3D gedreht wurde. Ein ernstlich brauchbarer Grund dafür will mir nicht einfallen, der Film ist auch nicht sonderlich auf 3D-Effekte hin konstruiert. Fürs Heimkino ist der Streifen allerdings nur „flat“ erhältlich, so auch eben im Full-Moon-Channel auf amazon prime. Der 2.35:1-Print (HUCH!), den Full Moon zum Stream anbietet, ist in Ordnung, mit gelegentlichen Defekten, aber insgesamt recht anständig (Korrektur – zumindest als US-DVD bzw. -Blu scheint es mittlerweile auch eine 3D-Fassung zu geben).

Eigentlich, muss man konstatieren, war 1997 für Full Moon ein ganz gutes Jahr. „Hideous!“, „Head of the Family“, „Vampire Journals“ und „The Creeps“ – vier ordentliche Filme, das kann man nicht von jedem Jahr der Firmenexistenz behaupten. „The Creeps“ fällt durch seine etwas zwiespältige Konzeption als leichtgewichtige Gruselkomödie, die krampfhaft auf „R“ getrimmt wurde, etwas aus dem Rahmen, ist aber locker wegkuckbar und unterhält beachtlich. Wenn Charlie will, kann er auch mit wenig Geld ansehnliche Resultate bringen, meistens aber will er nicht…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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