Elvis Has Left the Building

 
  • Deutscher Titel: Elvis Has Left the Building
  • Original-Titel: Elvis Has Left the Building
  •  
  • Regie: Joel Zwick
  • Land: USA
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Kim Basinger (Harmony Jones), John Corbett (Miles Taylor), Annie Potts (Shirl), Sean Astin (Aaron), Denise Richards (Belinda), Mike Starr (Sal), Phill Lewis (Charlie), Philip Charles MacKenzie (Darren Swirl), Billy Ray Cyrus (Hank)


Vorwort

Seit der leibhaftige Elvis sie als kleines Mädchen mal in seinem Pink Cadillac nach Hause gefahren hat, ist Harmony Jones auf den King fixiert, und steuert nun als Repräsentantin eines Avon-mäßigen Kosmetikkonzerns selbst ein rosafarbiges Cabrio. Das allein macht aber nicht glücklich und da zu ihrem Leidwesen noch unbemännert, schlingert sie in eine midlife crisis. Ist ja schon schlimm genug, aber noch nicht das Hauptproblem – das besteht in ihrer tödlichen Wirkung auf Elvis-Imitatoren. Jeder Möchtegern-King, der im Glitzeranzug das Becken kreisen lässt und sich dabei leichtsinnigerweise in Harmonys unmittelbaren Dunstkreis begibt, verliert umgehend auf bizarre Weise das Leben, ohne dass die Gute was dafür kann. Das FBI, aufgrund eines obskuren Gesetzes mit allen Elvis-bezogenen Kriminalfällen betraut, wittert eine musikalisch motivierte Mordserie und nimmt die Fährte auf. Gleichzeitig kreuzen sich Harmonys Wege mit denen des Werbestrategen Miles Taylor, der mit der Aufgabe geschlagen ist, für eine erfolgreiche Scheidung von seinem Eheweib Belinda einen Elvis-Fummel nach Las Vegas zu transportieren. Miles verkuckt sich natürlich Hals über Kopf in die attraktive Kosmetikerin, doch die befürchtet, dass es sich bei ihm um einen Hobby-Elvis handelt und dass sie demzufolge tödliche Wirkung auf ihn ausüben könnte…


Inhalt

Hat sich eigentlich jemand gefragt, was Joel Zwick, Regisseur des Überraschungs-Megablockbusters „My Big Fat Greek Wedding“, nach seinem Riesenhit verbrochen hat? Genau, ich auch nicht. Aber auf jeden Fall war’s dieser Film hier – entstanden mit „stupid German money“, versucht sich der Film nach einem Script der Drehbuchdebütanten Mitchell Ganem und Adam-Michael Garber an einer schwarzhumorigen romantischen Comedy. Nun könnte man der durchaus vertretbaren Auffassung anhängen, zum Thema „abnippelnde Elvis-Imitatoren“ hätte eine köstliche „Sledge Hammer“-Folge (Memo an mich selbst: endlich an die DVDs rankommen…) alles gesagt, aber, und das ist schon der große Quibble, den ich mit „Elvis has left the building“ habe… dieses Thema verliert der Film etwa zur Halbzeit aus den Augen.

Bis zur Halbzeitmarke ist der Film keine Offenbarung auf dem Gebiet des schwarzen Humors, aber zumindest recht witzig und mit einigen echten Brüllern ausgestattet, die naturgemäß hauptsächlich auf den extrem kuriosen Todesarten der Imitatoren beruhen. Nach dem vierten geplätteten Pseudo-Elvis allerdings ist diesbezüglich Schicht im Schacht und der Streifen konzentriert sich auf die merry mishaps, die dem armen Miles zustossen, bevor er programmgemäß im Happy End (huch, hab ich was verraten?) mit Harmony in eine glückliche Zukunft entlassen wird (was allerdings auch extremer Doofheit der FBI-Agenten geschuldet ist). Auch in dieser Phase ist der Film noch gelegentlich witzig, verliert aber viel von seinem Drive – die Lacherfrequenz nimmt drastisch ab, das Finale ist sogar ausgesprochen lahm und der Schlußgag doof, da hilft dem Streifen dann auch nicht mehr so ganz viel, dass sein dritter Akt in Las Vegas spielt und ich dafür die B-Note normalerweise generell anhebe (ich bin Vegas-Fan).

Besonders bedauerlich bei einer Laufzeit von gerade mal 78 Minuten ohne Abspann (der wird mit Outtakes auf seine epische 8-Minuten-Länge aufgebläht) ist, dass sich doch einiges an Leerlauf einschleicht, Szenen, die weder wirklich großartige Bedeutung für den Storyverlauf noch erhöhtes Gagpotential haben und VOLLKOMMEN überflüssig sind immer wieder herbeizitierte Flashbacks in Harmonys Kindheit (die ihre Elvis-Fixierung erklären sollen) und ein absolut nichtssagender Gastauftritt von Angie Dickinson („Big Bad Mama“) als Harmonys Mutter – auch das trägt nichts zur Geschichte bei (und ist auch nicht witzig), als drei Minuten Laufzeit zu füllen.

Und da muss sich neben den offenbar mit dem Scripten einer abendfüllenden Komödie überforderten Autoren auch Joel Zwick den Schuh anziehen. Ihm fehlt’s am notwendigen Händchen für eine durchgehend witzige Inszenierung. Ich schätze, der Erfolg der Griechenhochzeit war doch mehr dem frischen Script als der begnadeten Regie zu verdanken. Man merkt, dass Zwick ursprünglich (und lang-lang-langjährig) fürs Fernsehen gearbeitet hat. Es fehlt ihm bzw. seiner Inszenierung am notwendigen (Kino-) Format. Paul Elliotts Kameraarbeit tut wenig, um den Eindruck, es mit einem eher versehentlich im Kino gelandeten TV-Produktion zu tarnen (kein Wunder, auch er arbeitete hauptsächlich für die Glotze, fotografierte aber immerhin Kinofilme wie „My Girl 2“, „Welcome Home, Roxy Carmichael“, „Freitag, der 13. Teil 7“ und „976-Evil“ – und NOCH früher war er Stammkameramann von Fred Olen Ray, u.a. bei „Das Geheimnis des Grabmals am Nil“, „Monster aus der Galaxis“ oder „Gefangene im Universum“, allesamt zwar große Trash-Klopper, aber nicht für ihre dynamische Action-Fotografie gerühmt).

Der Soundtrack, natürlich mit zahlreichen Gassenhauern des King of Rock’n’Roll bestückt, ist gefällig.

Zu den Darstellern: Also, jetzt mal ganz unter uns männlichen Pfarrerstöchtern in meinem Alter (sprich: anfang, mitte 30) – damals, als wir noch jung waren (lang lang ist’s her), also vor 20 Jahren ungefähr, waren wir doch alle auf Kim Basinger scharf (mir kann keiner erzählen, dass er nicht mit 14 oder 15 „9 1/2 Wochen“ gesehen hat, egal, ob auf der Videoschachtel nun „FSK 18“ drauf stand). Und da freut es einen doch, dass die gute Kim sich gut gehalten hat – sie sieht immer noch fantastisch aus (okay, wer weiß, wer da alles nachgeholfen hat… aber sind wir mal guten Willens). Dass die Basinger eine begabte Komödiantin ist, bewies sie schon anne dunnemals an der Seite von Bruce Willis in „Blind Date“, und auch hier hat sie durchaus lustige Szenen, aber insgesamt zu wenig, um sich großartig auszeichnen zu können. Der Film verlässt sich zu sehr auf ihr Aussehen und zu wenig auf ihr Talent, und das hat sie bekanntlich. John Corbett („Volcano“, „My Dinner with Jimi“) ist leider zu sehr smarter Kleiderständer und zu wenig charismatischer Komödiant (und auch er hat nicht viele besonders witzige Szenen). Es freut, Annie Potts („Ghostbusters“) mal wiederzusehen, aber sie hat ebenfalls nicht viel zu tun, aber immerhin noch mehr als Sean Astin („Herr der Ringe“) und Denise Richards („Wild Things“). Die größten Lacher verbuchen Mike Starr („Summer of Sam“) und Phill Lewis („I Spy“) als chaotisches FBI-Duo, wobei Lewis‘ phobisch-allergischer Charakter doch ein wenig dem unvergleichlichen „Monk“ nachempfunden zu sein scheint. Die bedauernswerten Elvis-Imitatoren werden übrigens zum Teil von prominenten Nasen gespielt. Neben Richard Kind („Chaos City“) lässt sich auch Superdupermegastar Tom Hanks killen. In weiteren Gastauftritten geben sich Country-Star Billy Ray Cyrus und Pat Morita („Karate Kid“) die Ehre.

DVD: Gerne würde ich auch ein paar hilfreiche und potentiell kaufentscheidende Worte zur Qualität der DVD-Umsetzung an Euch richten, nur leider ist mir das dank der Politik von mcOne nicht möglich. Die zur Rezension zugeschickte Presse-DVD begrüßt den geneigten Reviewer nämlich mit dem Hinweis, dass aufgrund der Raubkopiererproblematik die DVD durchaus absichtlich in Bild- und Tonqualität nicht dem Endprodukt entspricht (was ich in dem Fall auch wirklich hoffen möchte, denn die Bildqualität des Presse-Screeners ist, ungeachtet des mitlaufenden Timecodes, damit kann man ja als Rezensent leben, ziemlich erschütternd). Ich habe durchaus in gewissem Rahmen Verständnis für die Sorgen und Nöte der Filmindustrie, aber ernsthaften Journalismus in Form einer fundierten, seriösen Bewertung der technischen Aspekte des Produkts kann man unter diesen Umständen nicht leisten.

Fazit: Es ist eigentlich schade – die Idee, die hinter „Elvis has left the Building“ steckt, ist recht witzig und hätte durchaus Stoff für eine „charmante“ schwarze Komödie hergegeben. Leider hatten die Autoren wohl Angst vor der eigenen Courage und pfiffen sich selbst zugunsten einer konventionelleren RomCom zurück. Berücksichtige ich die ziemlich biedere fernsehmäßige Inszenierung und die größtenteils unterforderten Darsteller, so attestiere ich, dass es sich letztlich um einen schmerzfrei konsumierbaren und harmlosen Film handelt, der das Potential seiner Idee nicht entfernt ausschöpft. Da empfehle ich: warten, bis er im TV kommt. Kann aufgrund der deutschen Beteiligung an der Produktion eigentlich gar nicht so lange dauern…

2/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
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