Electra

 
  • Deutscher Titel: Electra
  • Original-Titel: Electra
  •  
  • Regie: Julian Grant
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Lorna Duncan/Electra (Shannon Tweed)
    Billy Duncan (Joe Tab)
    Marcus Roach (Sten Eirik)
    Mary Anne Parker (Katie Griffin)
    Karen (Lara Daans)
    Gina (Dyanne DiMarco)
    Mr. Parker (John Stoneham)
    Bartholomew (Ed Sahely)
    Roach´ Fahrer (Rob Wilson)
    Bug #1 (Daniel Levinson)
    Ellen Parker (Louise Martin)
    Ron Thatcher (Ronn Sarosiak)
    Wiley (Todd Schroeder)


Vorwort

Hollywood, Poverty Row, 1995. Vierzig Jahre nach Ed Wood. Immer noch versuchen Filmemacher verzweifelt, ihre Ideen unters Volk zu bringen. Bei wem´s für den grossen Major-Vertrag nicht reicht, verkauft seine Seele an Roger Corman, seit Eddie Woods Zeiten Garant für meistens ansehbare Billig-Spässe, früher als Regisseur, heutzutage als Produzent. Zwei der unterprivilegiertesten Produzenten Hollywoods klingeln bei Corman und drehen ihm ein Script an, dessen prospektiertes Budget im maximal fünfstelligen Dollarbereich liegen dürfte und leiern ihm tatsächlich die Zusage heraus, es realisieren zu dürfen. So oder ähnlich muss es sich abgespielt haben, wie Ashok Amritraj und Damian Lee Corman ELECTRA unterjubelten. Dem undynamischen Duo Amritraj/Lee hat die Welt einige der unerträglichsten Anschläge auf Videokonsumenten zu verdanken, namentlich u.a. den hier besprochenen NATIONAL LAMPOON´S LAST RESORT, FOOD OF THE GODS 2 und das Jesse-„ich-bin-jetzt-Chef-von-Minnesotä-Ventura-Vehikel ABRAXAS (irgendwann auch hier). Corman liess sich nicht lumpen und heuerte für die Hauptrolle Ex-Playmate-und-seitdem-ein-geregeltes-Auskommen-in-den-Niederungen-der-Erotik-Thriller-habende Shannon Tweed an. Die Laserdisc aus dem Hause New Horizons hab ich jetzt schon ein paar Jahre rumstehen und ab und an fliegt die Scheibe tatsächlich in den Player, denn so was sieht man nicht alle Tage…


Inhalt

Auf was man sich bei ELECTRA einlässt, wird schon in der Titelsequenz klar, denn endlich einmal können die Kollegen von Oh_The_Humanity! unter ihrer Rubrik „Naked Girl Dancing During The Credits?“ ein enthusiastisches „YES“ anstimmen. Nachdem selbiges überstanden ist, schalten wir live um in Jillys Champagne Lounge, your generic third-class Stripschuppen in der Big City. Zwei atemberaubende Schönheiten (bzw. was Julian Grant dafür hält, aber, wie der Franke sagt, des bassd scho) (Lara Daans und Dyanne DiMarco) fallen ins Auge, die eine, dunkelhaarig, kellnert, die andere, rötlich-brünett, strippt. Da die beiden zentrale Persönlichkeiten unseres Filmes sind und mir leider anhand der Credits nicht ganz klar ist, welche welche ist, nennen wir sie in Zukunft Ledermieze 1 (LM#1, die dunkle) und Ledermieze 2 (LM#2). LM#2 (noch ohne Leder, dafür nur in Slip und BH) etabliert Kontakt mit einem der (nicht sehr zahlreichen) Gäste, packt ihn an der Krawatte und flüstert ihm zu „Triff mich in 10 Minuten im Hinterhof.“ Der Gute kann sein Glück nicht fassen und ist blöd genug, pünktlich am angegebenen Ort zu sein. Auch LM#2 hält ihr Versprechen. Nach kurzem Smalltalk steht fest, dass der Gute ein auswärtiges Landei ist, doch anstelle der erhofften Kopulation gibt es einen Griff in die Familienjuwelen und einen KO-Schlag seitens der Mieze. Während Uniformierte den Geplätteten abtransportieren, rauchen sich die LMs erst mal einen.
Wenig später auf einem Fabrikhof treffen wir einen Weisskittel, sprich Wissenschaftler, namens Dr. Bartholomew, der einen leicht nervösen Eindruck macht. Der Grund seiner Nervosität ist sein Boss, Mr. Marcus Roach (Stan Eirik), der offenbar schweinereich, da Chef eines Industrieimperiums ist, im Rollstuhl sitzt, blond ist, ne fiese Visage hat, blöde Sprüche los lässt und daher von Rechts wegen nur unser auserkorener Erzschurke sein kann. Unser armer Handlungsreisender aus der Bar namens Ron wird auf die Beine gestellt und bevor er noch Piep sagen kann, wird ihm etwas injiziert. In Ermangelung von bezahlbaren Special FX äussert sich die nachfolgende Mutation in ein paar Slow-Mo-Aufnahmen mit Farbfilter. Flugs ist unser Ron ein krakeelendes Monstrum geworden, dass dem testweise ihm vor die Fäuste gesetzten Henchman aus der Roach-Truppe mal eben das Genick bricht. Anschliessend will er sich auf Roach stürzen, doch bevor das passiert, jagen ihm die LMs einige Betäubungspfeile in den Wanst. Ron quittiert dies mit Zusammenbruch, Sabbern und Dahinscheiden. Dr. Bartholomew ist im Erklärungsnotstand, ist das doch immerhin schon das neunte verblichene unfreiwillige Versuchskarnickel für Roachens Regenerations-Serum, der gute Schurke will nämlich auch von der Taille abwärts wieder bewegungsfähig werden. Doch bevor Roach den Weisskittel permanent von seiner Gehaltsliste entfernen kann, fällt dem noch die Story seines Ex-Kollegen Dr. Duncan ein, der das Serum bereits zur vollen Funktionalität entwickelt hat und damit die Anämie seines Sohnes Billy geheilt hat. Allerdings ist Duncan mittlerweile über´n Jordan und hat seinem Sohnemann, der mit der zweiten Frau des Doktors auf einer Farm lebt, das Versprechen abgerungen, niemals nie die Formel preiszugeben. Billy muss nur in regelmässigen Abständen das Serum zu sich nehmen. Der gut informierte Bartholomew weiss weiter, dass das Serum ausschliesslich sexuell übertragen werden kann (na, wenn das keine Exposition ist, dann weiss ich auch nicht). Währenddessen sehen wir auch ein paar Bilder des holzhackenden Muskelprotzes (najaaa…) Billy (Joe Tab), der von seiner Stiefmutter Lorna (unser aller Shannon Tweed) dabei beobachtet wird. Dem geübten Auge ist sofort klar, dass Lorna ein selbiges auf ihren Stiefsohn geworfen hat. Billy beichtet seiner Stiefmama gerade, dass er aufs College will, was nicht die pure Begeisterung bei Lorna auslöst, zudem die auch nicht gerade enthusiastisch auf seine Freundin Mary Anne Parker reagiert. Wir haben´s ja auch schon geschnallt, Lorna ist spitz wie Nachbars Lumpi auf Billy. Vor lauter Anhimmeln des baumfällenden Juniors übersieht sie glatt den fallenden Baum und kann von Billy nur mit Mühe vor dem Schicksal des Erschlagenwerdens (und dem frühen Ende des Filmes) bewahren.

Indes sind Roachs Schergen nicht faul und verwanzen das heimelige Anwesen der Duncans mit Videokameras aus dem Jahr 1834 (ok, der Film ist von 95, also dem Pleistozäikum des Elektronikzeitalters, aber ETWAS dezentere Modelle hätte es doch schon geben können…). Billy schleppt Lorna nach Hause, ins Badezimmer und wir kommen in den Genuss einer UNNÖTIGEN NACKTBADESZENE [TM], in der Ms. Tweed sich vor den Augen Billys abbraust. Der Anblick ist für den stärksten Stiefsohn zuviel und er flüchtet, all dies beobachtet von Mr. Roach, der damit schon den Hebel für zukünftige Aktionen gefunden glaubt.

Nach gegenseitiger Entschuldigung der Badezimmer-Szene (leider entschuldigt sich niemand beim Zuschauer) von Billy und Lorna (let´s pretend it never happened) taucht Freundin Mary Anne mit Pickup auf und entführt Billy nach einem kurzen Standoff mit Lorna (womit dann auch endgültig geregelt wäre, dass Lorna und Mary Anne sich nicht riechen können) zu einer Spritztour. Später des Nächtens… Billy weckt Lorna, denn draussen treibt sich Gesindel um. Billy ist auch sofort klar, dass selbiges nur hinter dem Serum her sein kann. Sein Plan: Lorna soll zur Parker-Ranch durchbrennen, schliesslich ist Mary Annes Vater in Lorna verknallt, Billy will sich allein durchschlagen. Lorna geht unter Protest wie angewiesen stiften, wird aber verfolgt, während sich Billy mit dem Kroppzeuch herumschlägt (überdies ist es mittlerweile hellalichter Tag, aber was Ed Wood recht war, kann Julian Grant nur billig sein). Es folgt eine LÄCHERLICHE KAMPFSZENE [TM]. Unerträglich übles Pseudogekickboxe gipfelt damit, dass Billy, nachdem er diverse Fieslinge vermöbelt hat, einen besonders hartnäckigen Gegner auf einen Gartenzaun (Modell Jägerzaun) wirft, wo dieser dummerweise mit dem Hals zuerst aufkommt (yech!). Lorna unterfällt währenddessen dem STALKING-KILLER-SYNDROM, in dem der ungefähr 300 Pfund schwere Verfolger, der im Normalfall nach zwanzig Metern Jogging ein Sauerstoffzelt brauchen sollte (und auch ungefähr so atmet), ihr weiter auf die Pelle rückt. Es kommt, wie´s kommen muss, sie fällt hin, er stürzt sich auf sie und sie schlägt ihn mit einem griffbereit herumliegenden Stein den Schädel ein.

LM#2 trifft derweil mitsamt Dr. Bartholomew am Orte des Geschehens ein und überprüft das Fiasko. Einer der gerade bei Bewusstsein befindlichen Schläger wird von ihr als Versager ausgemacht und per Genickbruch bestraft. Lorna erreicht die Parker-Ranch und ist vorläufig in Sicherheit, Billy flüchtet per pedes. Während Roach´ Trupp Billys Labor entdeckt, schluckt der eine seiner Supermann-Pillen, gerade rechtzeitig, als seine Falle zuschnappt, hat er doch in seinem Labor Nitroglyzerin gebunkert, das prompt in die Luft geht und Bartholomew und einge der Schergen in die ewigen Jagdgründe befördert, was den Produzenten die Gelegenheit gibt, einen der miesesten CGI-Effekte aller Zeiten zu präsentieren, da das Budget nicht mal für die Sprengung eines Modellhauses gereicht hat.Unerfindlicherweise bringt die Explosion Billy zum Ausrasten (eigentlich war das doch sein Plan, oder hab ich da mal wieder was falsch verstanden?. In einer LÄCHERLICHEN SLOWMOTION-SEQUENZ (TM) sprintet er neben einem Roach-Van her und RAMMT diesen per Shoulderblock in den Strassengraben!!! Nachdem er den Van auch noch umkippt und den Fahrer am Schlawittchen gepackt hat, ist dieser auch gerne bereit, die verlangte Auskunft nach Hintermann und Adresse des heimtückischen Anschlags zu geben. Alles könnte wunderbar sein, würde nicht LM#2 auftauchen und Billy einen Tranquilizer-Dart verpassen. Ein paar harte Treffer später hat sich Billy aber weit genug erholt, um in einer LÄCHERLICHEN ZEITRAFFER-SEQUENZ LM#2 an den Unterboden des Vans zu fesseln und stiften zu gehen. Als LM#1 eintrifft, ist Billy bereits wieder auf der Flucht, fällt buchstäblich Mary Anne vor die Karre und entkommt.

Während auf der Parker-Ranch Mr. Parker Lorna seine Liebe einmal mehr gesteht, greifen die LMs zum nächsten Mittel. Als Cheerleader getarnt simulieren sie eine Autopanne, Parkers Leute sind treudoof genug, sie zur Ranch zu geleiten, wo die beiden dann auch fix alle Anwesenden umbringen, inklusive Parker selbst, exklusive Lorna, die noch anderweitig gebraucht, K.O. geschlagen und entführt wird.

In der Parker´schen Jagdhütte ist Mary Anne derweil dabei, Vorteil aus Billys Erschöpfung zu ziehen, doch der kann gerade noch rechtzeitig die Notbremse ziehen, bevor wir in eine ROMANTISCHE KAMINFEUERSEX-SZENE abgleiten. „Ich habe etwas in meinem Blut, dass du nicht abbekommen sollst,“ sagt Billy (den Spruch sollte man sich für die nächste zudringliche Tussi merken). Bevor die Sache ausdiskutiert werden kann, ruft der Sheriff an und informiert über das Massaker auf der Parker-Ranch mit vorhersehbarem Resultat.

R oach indes war auch nicht faul. In dessen Hauptquartier ist Lorna an ein Kreuz gefesselt (yummy, endlich Bondage :-)). Lorna soll nach Roach´ Willen das Serum von Billy ergattern, schliesslich ist Roach über die geheimsten Wünsche Lornas im Bilde und führt als Beleg dafür gleich mal das Video der Badezimmerszene von vorhin vor. Lorna versucht standhaft zu bleiben, aber Roach packt die Geheimwaffe aus… sexuelle Stimulation mit gleichzeitiger Erkundung des Unterbewusstseins – Rotlicht kann das, ehrlich! Die gewonnenen Daten setzt Roach´ Computer in bewegte Bilder um: in ihren Träumen jagt Lorna Mary Anne durchs Unterholz und zerstückelt sie mit einer Axt, um sich dann Billy vorzunehmen. Das ist für Lorna zuviel, sie willigt in Roach´ Plan ein, Billy zu verführen. Da ihre bisherigen Aktivitäten dahingehend für Roach nicht überzeugend waren, sollen die LMs sie ein wenig weiter stimulieren, ein Metalldildo wirkt da wahre Wunder.

Billy und Mary Anne sind mittlerweile bei Roach´ Hauptquartier eingetroffen. Billy will, dass Mary Anne im Wagen wartet, überreicht ihr aber noch eine seiner Serum-Pillen. Wenn er nicht zurückkommen sollte, soll sie die Pille an geeignete Stellen überreichen. Mary Anne fällt dabei eine rote Pille ins Auge und Billy erklärt, dass dies eine Selbstmordpille für den Notfall sei. Der offenbar einzig zuständige Wachmann wird von Billy relativ unproblematisch ausgeschaltet, verrät aber vorher noch Lornas Aufenthaltsort. Lorna befindet sich angekettet in einer Zelle. Die angestrebte Befreiung scheitert daran, dass Lorna Billy an empfindlicher Stelle tritt und ihn mit einem Ring-Stachel betäubt. Beim Abgleiten in Morpheus´ Arme bemerkt Billy noch das Roach-Tattoo, das seine Stiefmutter jetzt ziert.
Mary Anne wird die Warterei zu blöd, doch bevor sie tiefergehende Dummheiten machen kann, wird sie von der LMs gestellt. Nach einem DRAMATISCHEN STAND-OFF, immerhin hat Mary Anne eine Bleispritze, wird sie von den Ledermiezen tranquilisiert (ähm, ist das ein Wort? Könnte doch sein…). Derweil hat mittlerweile Billy auf Roach´ Kruzifix Platz genommen, wo er von Titanbändern festgehalten wird. Roach foltert Billy ein bissl mit Elektroschocks, aber natürlich will unser standhafter Held das Serum nicht preisgeben, ahnt er doch, dass Roach nach seiner eigenen Heilung nichts besseres zu tun hätte, als eine Herrenrasse heranzuzüchten. Aber Roach ist vorbereitet. „Wenn dein Verstand nicht kooperiert, dann vielleicht dein Körper.“ Auftritt LMs, die sich aber eines Gutteils ihres Leders entledigen, um den guten Billy zu verführen. Der Bedauernswerte muss die Zudringlichkeiten der beiden Mädels aushalten, ohne sexuell erregt zu werden. Zugegeben, dat is hart (öhm, Zweideutigkeit voraus…). Also muss Roach seine Trumpfkarte ausspielen – Lorna im Lederoutfit, nebenher befielt er, Mary Anne zu töten, ein Fall für die LMs. Doch Mary Anne, nicht blöde, hat mittlerweile die Pille geschluckt. Neben übermenschlichen Fähigkeiten verleiht einem diese offenbar auch die Fähigkeiten eines Kunstturners, denn wir gelangen zu einer weiteren LÄCHERLICHEN KAMPFSZENE inklusive jeder Menge Flicflacs. Mary Anne entwickelt einen gesunden Killerinstinkt, reisst mit einem kessen Spruch LM#1 sprichwörtlich das Herz raus und stopft LM#2 damit das Maul,

bevor sie des Roachens verbliebene Killerbraut auch killt. Lorna beschäftigt sich derweil mit Billy, versucht ihn aber davon zu überzeugen, dass sie nur vorgibt, Roach zu helfen, um Billy zu retten. Lorna spielt sehr überzeugend, denn trotz aller Selbstbeherrschung kann Billy irgendwann nicht mehr bei sich halten und die natürlichste Sache der Welt nimmt ihren Lauf. Mission accomplished!

Wenig später tüftelt Roach in seinem Labor, dass jedem Drittklässler, der jemals einen Chemiebaukasten zu Gesicht bekommen hat, die Schamesröte ins Gesicht treiben wird, als Lorna eintritt. Sie soll das Serum nun an Roach weitergeben, damit die beiden die Stammeltern eines neuen Menschengeschlechts bilden können – aus Lorna wird Electra. Wir schalten um zu unserem Programm Sex im Rollstuhl. Mary Anne befreit derweil Billy, der die Liebesszene zwischen Roach und Lorna/Electra auch gleich mal unterbricht. Electra hat aber unerhörte Fähigkeiten, sie kann nämlich Blitze aus ihren Händen schleudern, als wäre sie Imperator Palpatine persönlich. Da Billy nicht Luke Skywalker ist, ist er schnell auf ziemlich verlorenem Posten. Zum Glück ist Mary Anne auf Zack und wehrt die Blitze ab. Roach geht stiften, wird von Billy verfolgt, während Mary Anne, die ungefähr auf einem Level mit Electra ist, selbige erledigen beabsichtigt. Von nun an haben wir ein schmissiges Ping-Pong zwischen zwei Szenen… Billy kämpft mit Roach, der sich in einen High-Tech-Rollstuhl mit Virtual-Reality-Helm und Zugriff auf allerlei strategische Daten sowie Flammenwerfer und MG zurückgezogen hat und Billy saures gibt, auf der anderen Seite haben wir einen LÄCHERLICHEN MÄDCHENKAMPF – und Lorna und Mary Anne kämpfen so, wie man es sich gewöhnlich unter „die kämpfen ja wie Mädchen“ vorstellt – mit Kratzen und Beissen, das ganze aber im Schwebezustand – richtig gehört, a la TIGER & DRAGON kämpfen die beiden in etlichen Meter Höhe schwebend und hauen sich ihre Fingernägel um die Ohren. Nach anfänglichem Gleichstand gewinnt Mary Anne die Oberhand und kann in einer LÄCHERLICHEN ZEITRAFFER-SEQUENZ Electra fesseln. Aber Electra ist nicht nur auf Zack, sondern sogar auf Zick und verwandelt sich in Mary Annes seinerzeit abgehauene Frau Mama. Töchterchen ist entzückt und bindet die vermeintliche Mama los. Aber Electra transformiert zurück in ihre eigene Gestalt, mit Ausnahme der Tatsache, dass sie jetzt über Reisszähne und Klauen verfügt. Mary Annes Kehle leistet diesen Klauen nur geringen Widerstand…

Billy seinerseits gelingt es endlich, Roach aus seinem Rollstuhl zu schubsen und dabei einen Information Overload auszulösen. Alle Daten strömen in Roach´ Gehirn und wie wir seit JOHNNY MNEMONIC wissen, ist das nicht gesund, Roach´ Kopf platzt aus allen Nähten. Billy will Mary Anne zu Hilfe eilen, findet aber nur Electra und Mary Annes Leiche. Auf zur nächsten LÄCHERLICHEN KAMPFSZENE. Billy und Electra kloppen sich, Electra ist überlegen. Billy täuscht ein Doping-Manöver an und tut so, als würde er eine Pille schlucken, um seinen Serumhaushalt auf Vordermann zu bringen. Electra entreisst ihm die Pille und schluckt sie, doch leider leider war es die rote Selbstmordpille. KREISCH! Wir kommen in den Genuss eines LAUSIGEN SPECIAL FX, dann explodiert Laura in Millionen Trümmer … Mary Anne regeneriert, Serum sei dank, und bald ist aus der Parker´schen Jagdhütte nicht nur lautes Stöhnen, sondern auch blaues Blitzen zu vernehmen. Doch da! SCHOCK-ENDE! Electra schwört Rache!!! In Teil 2: „THE SECOND COMING“!!!
Bewertung

UFF! Mich verwundert an diesem Streifen so einiges und die Tatsache, dass mir trotz allem, was ich gleich noch aufführen werde, das Spektakel sogar einigen Spass macht, ist eine davon. Die Inhaltsangabe ist bewusst diesmal ein wenig ausführlicher gehalten, denn ich glaube kaum, dass sich jemand tatsächlich diesen Streifen antut, daher müssen die Unglaublichkeiten der Handlung etwas weiter ausgebreitet werden.

Gefilmt wurde Roger-Corman-üblich mit einem Schnürsenkel-Budget, was man jeder Kulisse, jedem Effekt und auch jedem Darsteller ansieht. Dabei ist Julian Grant an und für sich nicht der übliche B-Film-Regisseur. Auf seiner Website kann der geneigte Surfer nachschlagen, dass Grant ein nicht untalentierter Kunstfotograf ist, aber beim Filmen von ELECTRA gab Grant jegliches künstlerische Empfinden an der Studiotür ab. Bei ELECTRA stimmt nix, aber auch gar nix. Das Drehbuch ist die Pennälerfantasie eine Vierzehnjährigen, wobei die meisten Vierzehnjährigen intelligentere Fantasien haben dürften und die Umsetzung ist eine einzige Katastrophe. Die (mit Verlaub) dramatischen Szenen könnten von der Augsburger Puppenkiste überzeugender realisiert werden, die Actionszenen sind so grottenschlecht lächerlich, dass man sie gesehen haben muss, um es zu glauben. Die verantwortlichen Stuntkoordinatoren sollten dazu verdonnert werden, John-Woo-Filme nicht unter zwanzig Jahren zu sehen. Die meisten der als Thugs angeheuerten Komparsen (ich weigere mich, hier die Worte „Stuntmen“ oder gar „Schauspieler“ in den Mund zu nehmen) beherrschen ja nicht einmal einen halbwegs geraden Tritt! Und wenn Grant & Co. zwecks Steigerung der Dynamik wahlweise Zeitlupe oder Zeitraffer einsetzen, wird das ganze nur noch lächerlicher. Für Spezialeffekte und Ausstattung blieb ob der offenbar für spektakuläre Actionsequenzen (har-har) verbratenen Millionen (hehe) leider keine Kohle mehr übrig, darum sieht Roach´ Hauptquartier ungefähr so eindrucksvoll aus wie mein Keller und seine Computerausstattung hätte mir selbst zur Entstehungszeit keinen Neid ins Gesicht getrieben, von seinem, äh, Labor, mal ganz zu schweigen. Am besten gefiel mir da wirklich noch der „Stimulator“ in Form von schlichtem Rotlicht. Das werd ich mal bei meiner Freundin ausprobieren…

Schauspielerisch werden keine Glanzlichter gesetzt, aber von einer Besetzung wie dieser kann man das kaum erwarten. Ex-Playmate Shannon Tweed (ILLICIT DREAMS, NIGHT EYES 2+3 etc.) kann bekanntlich eh nicht schauspielern, das erwartet auch keiner, aber für Erotik-Rollen ist Ms. Tweed langsam aber sicher etwas fortgeschrittenen Alters. Joe Tabs filmische Karriere beschränkt sich neben ELECTRA auf genau einen TV-Auftritt, wer ELECTRA gesehen hat, wird verstehen warum. Als Höhepunkt des cineastischen Oevre des Mr. Sten Eirik dürfte dessen Auftritt als „Henchman“ in DARKMAN 2 zu verstehen sein und Katie Griffin verdient sich ihre grössten Meriten mit der Tatsache, die amerikanische Stimme von Sailor Mars in der Animeserie SAILOR MOON zu sprechen. Wahrhaft, ein echtes Staraufgebot. Wer von den Beteiligten die Goldene Himbeere als schlechtester Akteur verdient, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen, wobei ich die Performance von Eirik als überdrehtem Schurken nicht gar so schlecht fast. Highlight der Besetzungsliste sind zweifellos die Ledermiezen, deren Filmoutput ebenfalls sehr überschaubar geraten ist. Spielen können die zwar auch nicht, aber die Optik – oh la la!

ELECTRA ist für die neunziger Jahre das, was Ed Woods Filme für die 50er waren. B-Filme, die aus keinem anderen Grund gedreht wurden, ausser damit Geld zu verdienen und die dabei so gedreht wurden, dass damit garantiert kein Geld zu verdienen war. Gut, heutzutage sieht das etwas anders aus als zu good old Eddies Zeiten, denn mittlerweile gibt es einen florierenden Videomarkt, auf dem sich mit jedem noch so grossen Schrott leidlich Kasse machen lässt, aber das Prinzip ist dasselbe (wobei ich bezweifle, dass Grant mit gleichem Herzblut bei der Sache war wie Wood). Der grosse Unterschied ist aber, dass es wohl heutzutage einfacher ist, Geld aufzutreiben, um Stuss wie diesen auch tatsächlich zu realisieren. ELECTRA ist in jeder Einstellung so bodenlos schlecht, dass es einfach schon wieder Spass macht. Man ertappt sich irgendwann dabei, sich über jede LÄCHERLICHE KAMPFSZENE zu freuen, ergötzt sich an der Unfähigkeit der Stuntpeople, fasst sich an den Kopf über die mimischen Ausdruckskräfte der Akteure und ist in jeder Sekunde Laufzeit bass erstaunt, dass irgendjemand (einschliesslich man selbst) Geld für diesen Schotter ausgegeben hat. In ausgelassener Trashfilmrunde ist ELECTRA ein sicherer Gewinner, wobei man, Ehre, wem Ehre gebührt, anmerken muss, dass die Musik von Mitchell D. Krol wesentlich besser ist, als es der Film verdient hätte. Selbst wenn man Damian Lees sonstigen Output als Regisseur (wo er u.a. Filme mit Michael Dudikoff, Jesse Ventura, Jeff Wincott und Don „The Dragon“ Wilson inszeniert hat) oder Produzent ins Kalkül zieht, kann man übe rdiesen Film nur den Kopf schütteln. Selbst der TERMINATOR-Abklatsch ABRAXAS ist um Klassen besser, da humoriger. ELECTRA ist weitestgehend, bis auf ein paar Wisecracksl, humorfrei, aber nicht -resistent.

ELECTRA ist meines Wissens in Deutschland nicht erschienen (was kein gesteigerter Verlust für die Welt ist), kann aber bei einschlägigen Versendern wie amazon.com als DVD geordert werden. Der Doc selbst hatte sich noch vor ein paar Jahren die Laserdisc aus dem Hause Image besorgt, die ganz ordentlichen Bild- und Tontransfer bietet, einem DTV-Release angemessen natürlich im Vollbild.

Fazit: übel, übel, sprach der Dübel und verschwand in der Wand. Aber dank all seines unfreiwilligen Humors ist ELECTRA ein echter Lachschlager und unverzichtbar für jeden Sammler neumodischen Trashs.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 8


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