Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein

 
  • Deutscher Titel: Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein
  • Original-Titel: La maldición de Frankenstein
  • Alternative Titel: The Erotic Adventures of Frankenstein | The Erotic Rites of Frankenstein | The Curse of Frankenstein |
  • Regie: Jess Franco
  • Land: Spanien/Frankreich
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Cagliostro (Howard Vernon)
    Dr. Frankenstein (Dennis Price)
    Melissa (Anne Libert)
    Madame Orloff (Britt Nichols)
    Dr. Jonathan Seward (Alberto Dalbés)
    Caronte (Luis Barboo)
    Monster (Fernando Bilbao)
    Esmeralda (Lina Romay)
    Vera Frankenstein (Beatriz Savón)
    Inspector Tanner (Daniel White)


Vorwort

Abt. Was Sie Jess Franco schon immer fragen wollten, aber nie zu sehen wagten…

Ich weiß, der Jess, der Jesus, der Franco Manera war erst relativ kürzlich dran, aber eine badmovie-Website KANN gar nich genügend Franco-Reviews haben, schließlich hat der Mann ungefähr trölfzigtausendionen Filme gedreht und ALLE passen sie hier her. Da kann der Rezensent von Welt überhaupt nichts falsch machen.

Unser heutiges Exemplar ist ein in diesen Breiten vergleichsweise rares (zumindest bis vor kurzem gewesen) – in seinem ursprünglichen Leben hatte es dieser Franco-Schmu weder zu einem Kinoeinsatz, geschweige denn zu einer Videoveröffentlichung gebracht; wer zumindest eine rudimentäre Rumpffassung des Streifens sehen wollte, musste zu einem holländischen Tape des verdienten Güllefilmelabels „Sunrise“ greifen. Nun, wo´s um das Ausgraben der Vergessenheit anheim gefallener Franco-Eskapaden aus den days of yore geht, kann unser aller Freund Andreas Bethmann und sein X-Rated-Kultvideo-Label nicht weit sein. Ich will nicht unnötiger- und wiederholender Weise meine Einstellung zum Hartboxenwahn erneut rezitieren (das kann man drei Reviews früher, bei Ausgestossen – Nackte Gewalt im Frauengefängnis nachlesen), aber, heck, hin und wieder kommt halt mal auch bei den Hartboxfetischisten ein Film raus, der mich interessiert – und wie könnte ich einem Jess-Franco-Film, der von den meisten Reviewern als selbst für die Verhältnisse des Meisters ziemlich deppert eingestuft wird, ernstlich widerstehen? Eben, gar nicht.

Amüsieren wir uns noch kurz über den deutschen Titel, den X-Rated dem Streifen verpasst hat und mit dem man sich krampfhaft an den kurz vorher beim gleichen Label erschienenen Eine Jungfrau in den Krallen von Vampiren anzuhängen versucht, legen die Scheibe ein und erwarten sicherheitshalber mal das Allerschlimmste (obwohl – so weh tun wie Killer Barbys Vs. Dracula kann´s eigentlich nicht und selbst den fand der geschmacksverirrte Doc ja reichlich lustig).

Anmerkung: Leider zickt mein DVD-ROM-Laufwerk wieder mal rum und weigert sich, den Datenträger als solchen anzuerkennen, daher muss ich mir wieder mit mühselig zusammengesammelten Pics aus dem Web behelfen. Grummel…


Inhalt

Finster war´s, der Mond schien helle (angesichts Jess Francos track record, was bei Tag gedrehte Nachtszenen angeht, kann´s aber genauso gut die Sonne sein) und einem düst´ren Schlosse gehen sinistre Dinge von sich. Ein Mad Scientist, nämlich niemand anderes als der gute alte Dr. Frankenstein selbstpersönlich, beschäftigt sich mit dem beliebten Thema „Gehirntransplantation für Anfänger“ und hat dafür auch einen frischen menschlichen Brägen woher-auch-immer extrahiert und möchte selbigen nun in sein berühmtes Monster einbauen.

Stichwort „Monster“ – das wird wohl der Punkt sein, an den sich die meisten Zuschauer, die diesen Film gesehen haben, in ihren kühnsten Alpträumen erinnern, daher sei eine kurze Beschreibung erlaubt. Es ist ja weiß Gott nicht verkehrt (höchstens urheberrechtlich bedenklich, kann Franco froh sein, dass die Universal-Rechtsabteilung entweder nicht jeden spanischen Güllefilm besichtigte oder aber der Schutz doch schon abgelaufen war; die US-Filmschmiede hatte sich ja das Monsterdesign patentieren lassen), sich am klassischen Aussehen von Boris Karloff in den genialen 30er-Jahre-Frankenstein-Filmen zu orientieren, aber, eh, ein Detail gefällt mir dann doch nicht (oder wahlweise extrem gut, vom Standpunkt ines Trash-Anhängers). Man stelle sich Francos Frankenstein-Monster also als Boris Karloff (Sparausgabe natürlich, d.h. die Augenwülste sind nicht ganz so ausufernd und für die Elektroden-Bolzen am Hals hat´s auch nicht gereicht), aber mit nacktem (und halbwegs muskulösen) Oberkörper vor, das ganze aber in Hellblau-Silber-Metallic lackiert. Das ist also wohl quasi der Golf GTI 16 V unter den Frankenstein-Monstern, im Proll-Design und vermutlich auch tiefergelegt. Egal, die Farbe hat was und bei Kollege Franco können wir vermutlich noch froh sein, dass er nicht versehentlich die rosa Farbdose aufgemacht hat…

Dr. Frankenstein setzt den Handbohrer (wir spielen wohl so Mitte des 19. Jahrhunderts, auch wenn Frankensteins Laborausrüstung mit munter blinkenden Apparaten und Maschinen herzlich gern moderner aussehen würde) an der Monsterschläfe an (glaubt nicht, dass wir das tatsächlich * sehen * würden. Geld für Splattereffekte ausgeben? Wo kämen wir denn da hin?), was dem Monster, da´s sein Schöpfer an der Anästhesie hat mangeln lassen, ziemlich weh tut. Des Doktors buckliger Assistant Morpho (den Namen kenn ich auch irgendwoher, sei´s aus Vampyros Lesbos, und die Visage erst recht – das ist der vorgeschriebene Cameo-Auftritt des Meisters himself)assistiert, wie sich das gehört, höchst vertrauenswürdig.

Dieweil, im nahen nächtlichen Wald. Eine Kutsche kutscht durch die Nacht (dieweil die Tonspur sich durch diverse Uhu-Rufe u.ä. verzweifelt um Atmosphäre bemüht), Passagierin ist eine geheimnisvolle Frau, auf dem Kutschbock sitzt ein geheimnisvoller Mann. Vor Frankensteins trauter Hütte wird angehalten. „Ich warte auf dein Signal“, meint das Frauenzimmer und der Mann (er höt auf den Namen Caronte) verschafft sich unbürokratisch Einlass durch ein Fenster (diese mad scientists waren auch schon mal vorsichtiger, aber ich kann´s ja verraten – rein technisch gesehen ist dieser Frankenstein einer von den Guten!), um seiner Begleiterin dann galant die Haustür öffnen zu können.

Frankenstein bastelt noch an seiner Kreatur, aber scheinbar mit Erfolg. Die erwacht nämlich zum Leben und, noch keine fünf Sekunden bei Bewußtsein, beklagt sich über Kopfschmerzen (doch wieder kein Qualitäts-Hirn ausgesucht, was, Kollege?). Ob sein Monster ein oder dreizehn Aspirin braucht, ist Frankenstein verhältnismäßig wurscht, dem springt nämlich vor Begeisterung über die geglückte Operation der Draht aus der Mütze: „Er kann reden!“ Es kann jedoch der genialste Monsterbastler nicht in purer Eitelkeit feiern, wenn es den uneingeladenen Gästen nicht gefällt. Caranto und die geheimnisvolle Frau, der man aus zunächst eher unerfindlichen Gründen ein paar grüne Federn an die Hände geklebt hat, stürmen ins Labor – Caranto killt Morpho und die Feder-Frau macht sich auf vampiristische Art und Weise über Frankenstein selbst her, nicht ohne dabei ein paar der menschlichen Kommunikation eindeutig nicht zuordenbare Kreischlaute auszustoßen (bzw. so zu tun, während die Tonspur die Geräusche drüber legt). Nach erfolgreichem Doppelmord kutschen die beiden Killer wieder ab, wobei das Weib irgendwie einen leicht, naja, abgewesend-zugedrogten Eindruck macht.

Aber dennoch, für Franco-Verhältnisse war das ja fast noch koherent erzählt…

Anderswo, an einem Meeresstrand, steht ein weiteres Schloß, und auf dessen dem Wasser zugewandten Balkon steht ein spitzbärtiger Kerl (und denen war noch nie zu trauen) in einer beim vorletzten Historienfilm ausgeliehenen blau-weißen Robe und kuckt mit zufriedenem Gesichtsausdruck zu, wie zwei seiner Schergen umständlich einen unhandlichen Sarg (o.ä.) vom Strand aus Richtung Schloß und die stufenreiche Treppe hochwuchten. Das vampirische Federweib gesell sich zum Robenträger und wird uns als Melissa vorgestellt, ihres Zeichens, auch wenn das erst kurz vor Toresschluß „erklärt“ wird, eine „Vogelfrau“ (hence die Federn an den Greifern. Das sind quasi „Flügel“. Hihi). Melissa ist nicht nur Vogelfrau, sondern auch blind (da ist´s dann wohl auch besser, dass sie flugunfähig ist), dafür aber übersinnlich begabt, sie kann in die Zukunft sehen. Diese Fähigkeit schätzt ihr Herr und Gebieter, der Robenträger, ein gewisser Cagliostro (das hat nicht mal der legendäre historische Hochstapler und Möchtegern-Freimaurer verdient), an ihr und bittet daher um eine Impromptu-Prophezeihung. „Ich sehe Lust, Tod und Blut“, lässt sich Melissa nicht lumpen und das ist offenbar genau das, was Cagliostro hören will – wohl doch kein sympathischer Zeitgenosse. Im übrigen sei das Frankenstein-Monster nun unter Cagliostros Fuchtel und werde dessen Befehle treudoof ausführen, versichert Melissa sehenderweise, z.B. und insbesondere das Heranschaffen von hübschen Frauen. Tja, es wird für die Schurken von Welt scheinbar immer umständlicher, Weiber aufzureißen… andererseits hat das Monster ja auch diese schicke Metallic-Lackierung, zumindest bei der Love Parade wär der Bursch sicher sehr populär… Ach, Jess Franco, du bist deiner Zeit weit voraus.

Währenddessen, irgendwo im Wald, bei den Zigeunern (nein, ich spare mir jetzt Sinti-und-Roma-Schnitzel-Witze, ich hab ein gewisses Niveau). Eine gewisse Esmeralda (wie könnte eine junge attraktive Zigeunerin auch sonst heißen?) latscht etwas sinnlos durch die Gegend, das geht aber in Ordnung, meint ihr Papa (oder wer auch immer), weil sie in Trance sei. „Großes Unglück wird kommen“, behauptet der Knabe (ich dachte immer, für die Weissagungen seien beim fahrenden Volk die Frauen zuständig), aber davon solle man der armen Esme lieber nix sagen, denn „sie wird noch früh genug ihr schreckliches Schicksal erfahren!“ Wuaah. Wird ihr jemand verraten, dass sie grad in einem Franco-Film mitspielt? Nein, viel schlimmer, auf der Familie liegt ein Fluch, seit… Mutter Gudrun dieses Monster geboren habe (äh, vielleicht sollte Future Doc Euch vorwarnen: falls jemand ernstlich hofft, dieser soben eingebaute Subplot könnte auch nur im aller-aller-allerentferntsten Sinn ergeben… lest besser nich weiter). Welches Monster? Das von Frankenstein? Das hat der doch gebaut und nicht auf natürlichem Wege hergestellt, oder? Ein anderes Monster? Jess, du verwirrst mich… Cagliostros telepathische Stimme ruft nach Esmeralda. Naja. Warten wir ab, was sich daraus noch entwickelt.

Cagliostro inspiziert indes sein neues Lieblingsmonster, das von Frankenstein und ist von der Leistung seines Kollegen durchaus angetan. Nichtsdestotrotz fühlt er sich als rechtmäßiger Meister des Ungetüms und beabsichtigt nunmehr, der Kreatur durch seine „magnetischen Kräfte“ (uff, da ist dem alten Jess wohl mal ein Wälzer über Mesmerismus o.ä. in die Hände gefallen. Aber gut, den Plotpunkt hatten auch die Hammer-Frankensteine mal aufs Papier gebracht) seinen Willen aufzuoktroyieren. Was mir bis Filmende allerdings noch nicht klar geworden sein wird (unter anderem, ähem), ist, wozu Cagliostro allerdings hierfür die Dienste von Melissa als „Transmitter“ seiner Geisteskräfte braucht, die formuliert nämlich verbal aus, was Cagliostro ihr offnekundig telepathisch miteilt, während der Herr selbst nur die Augen aufreißt, als könnte derjenige, dem als erstes die Glotzer durch bloßes wide-opened-staring rausfallen, einen wertvollen Preis gewinnen. Sehr impressive, bzw. wie ich in meinen Notizen vermerkte: „Meine Fresse!“ Ein Normalsterblicher wie unsereins bewerkstelligt einen solchen Blick nur uner Zuhilfenahme von Streichhölzern (oder Nadeln, wenn man Dario-Argento-Fan ist). Egal, es funktioniert, das Monster erwacht, nachdem Melissa ihm den Hypno-Befehl erteilt hat, junge hübsche Dinger für den Chef ranzuschaffen.

Da man dem Frauengeschmack des Lackierten aber wohl nicht über den Weg traut, muss Melissa ihn zwecks Auswahl der Opfer begleiten. Der praktische Begleiteffekt am Blindsein (das an sich dem Ausspähen junger hübscher Dinger eher im Weg steht) ist bekanntlich die Schärfung der übrigen Sinne und Melissa behauptet darum auch, geeignete Opfer riechen zu können (ich hoffe, die geht dann nicht nur nach Parfüm, weil meiner bescheidenen Ansicht nacht nebeln sich ja hauptsächlich die Frauen mit Duftwässerchen ein, die´s, gelinde gesagt, nötig haben). Etwas unvermittelt schlurcht Melissa kurz in die Kerkerabteilung des Cagliostro-Schlosses, wo ein paar Schnuckis an die Zellenwände geschmiedet vor sich hinschmachten (wäre doch gelacht, wenn Großmufti Franco nicht ein paar Frauenknast-Elemente in seinen Frankenstein-Heuler integrieren könnte). Dazu stößt sie einen Vogelschrei aus. Ehm. Ja.

Esmeralda, nicht, dass wir diesen wesentlichen Subplot vergessen, läuft noch immer sinnlos durch den Wald.

Schalten wir um in die Villa eines Jess-Franco-Stammcharakters. Einen Dr. Seward kann man schließlich immer gebrauchen, ob nun Vampirfilm oder Frankenstein-Schändung (ich hab irgendwie den Eindruck, in seinem Buch „Namen für Charaktere“ hat Jess Franco nur ein knappes halbes Dutzend Einträge. Seward, Orloff und dann wird´s schon dünn. „Orloff“ kommt in diesem Film auch noch vor, wetten, dass?). Seward ist heute ausnahmsweise nicht von Haus aus Francos Ausrede für Van Helsing, sondern ein eher normaler praktischer Arzt (und Wissenschaftler) und als solcher kümmert er sich gerade um Frankenstein, der zu unserer gesteigerten Überraschung Melissas Biss-Attacke überlebt hat. Richtig gut geht´s dem alten Monsterbastler aber nicht, weswegen er Seward gern ein paar letzte Worte ins Ohr flüstern würde, schließlich sei auch Seward ein Mann der Wissenschaften und deswegen hat Frankenstein vollstes Vertrauen in den Kolleen. Etwas ganz wichtiges will er ihm sagen, aber weil er in getreuer Tradition sterbender Filmcharaktere erst mal blumig umschreiben muss, worauf er hinaus will, fehlt ihm nach der Ankündigung, jetzt einen „vital fact“ rausrücken zu wollen, der Atem und er verscheidet. Das kommt davon, wenn man herrgottnochmal nicht zum PUNKT kommt… Solltet Ihr jemals sterben (äh) und vorher noch jemandem etwas extrem wichtiges vermitteln wollen – SAGT ES EINFACH UND HALTET KEINE VOLKSREDEN, dammit. Dem eintreffenden Polizeiinspektor Tanner kann Seward nur wahrheitsgemäß auskunften, dass „nichts, was Frankenstein gesagt hat, einen Sinn ergibt“ (ich könnte das glatt für selbstironisch halten).

Kaum ist Frankenstein hin, wird er auch schon unter die Erde gebracht. Bzw. in die Familienkrypta (die sieht zwar mehr nach Ferienhäuschen aus, aber mein Gott, kenn ich die Sitten & Gebräuche ferner Völker), an die ein eifriger Requisiteur schnell ein handgeschriebenes Schild „Familie Frankestein“ geklebt hat. Damit wissen wir zweierlei – erstens, dass die Geschichte irgendwie wohl doch in Deutschland spielen soll (zumindest in einem deutschsprachigen Land), zweitens, dass der ausführende Schildermaler offenbar nur unzulänglich über Horror-Archetypen informiert ist. „Frankestein“ ist nämlich kein Tippfehler Eures orthographisch beeinträchtigten Reviewschreiberlings, sondern die authentische Schreibweise auf diesem Schild. Hua-hua-hua. Übermäßig beliebt scheint der Doktor nicht gewesen zu sein (naja, wer traditionell von Bauern-Mobs mit vorgehaltenen Mistforken aus seinem Schloß gejagt wird, hat selten viele Freunde), beim Begräbnis sind doch gut drei oder vier Figuren anwesend (es reicht also nicht mal mehr für die ordnungsgemäße Anzahl von Sargträgern. Zwei Mann müssen den verdächtig leicht aussehenden Sarg in die Krypta wuchten), darunter eine geheimnisvolle und der Sache eher unemotional gegenüberstehende Frau (wobei ich, auch dank der weiteren Schauspielleistung der betreffenden Darstellerin mal behaupten möchte, dass „sei unemotional“ nicht im Drehbuch stand,s ondern die Frau einfach einem Holzpfosten ausstrahlungstechnisch deutlich unterlegen ist). Die Unbekannte erweckt den Argwohn von Dr. Seward, der ihr deswegen nachstellt und sie interviewt. Die Fremde entpuppt sich als Frankensteins Töchterlein Vera, und der ist nicht wirklich nach Konversation zumute. Immerhin erkundigt sie sich nach der Todesursache, Seward diagnostiziert sachlich „verblutet“. Vera, angeblich selbst Wissenschaftlerin, vermutet „Berglöwen“ als Täter (äh? Jaja, und Elefanten treten in den Rocky Mountains Boote kaputt, ich weiß, ich weiß… Night of the Demon). „Eher Geier“, vermutet Seward (hey, du bist ja fast auf der richtigen Spur, Meister!), aber seltsam an der Geschichte sei nur, dass man Frankenstein Meilen entfernt von seinem Labor in den Wäldern gefunden habe (hä? Wie jetzt? Melissa und Caranto haben ihn doch nicht mitgeschleift?).

Der Inspektor gibt zu Protokoll, vom bloßen Anschauen Veras ´ne Gänsehaut zu bekommen, was Seward korrekt zur Bemerkung veranlasst, dass der Polizist ziemlich leicht zu beeindrucken ist.

In der folgenden Nacht brechen zwei finstere Gestalten in die Frankenstein-Gruft ein und klauen den Sarg, vermutlich samt Inhalt. Wer könnte das gewesen sein? Niemand anderes als Vera, die sich bereits in Daddys Labor häuslich eingerichtet hat (samt eigener Assistentin Abigail) und schnurstracks daran geht, den dahingeschiedenen Erzeuger mit dessen eigenen Equipment wiederzubeleben, mittels… drumroll… magnetischer Kraft. Das Experiment funktioniert und der reanimierte Paps ist mächtig stolz auf seine Tochter (äh, also den Kadaver auf die Liege wuchten und den Apparillo einschalten – das hätt ich grad auch noch geschafft), leider hält der belebende Effekt nur ein paar Augenblicke vor. Frankenstein beauftragt Vera, sein entführtes Monster wiederzubeschaffen (äh? Woher weiß er, dass das geklaut wurde?), bevor er erneut in Unfrieden stirbt. Vera gelobt die Rückholung der Kreatur und die Fortführung der väterlichen Experimente (Apfel, Birnbaum, usw.).

Seward sucht ungebeten das Frankenstein-Anwesen auf und offeriert Vera seine unspezifizierte Hilfe, denn obwohl er mit ihrem Vater ansichtentechnisch (speziell was das Basteln von Monstern und das Erwecken von Toten angeht) über Kreuz lag, hat er ihn doch bewundert, daher drückt er Vera die kryptischen letzten Worte ihres Dads aufs Auge, was weder sie noch den Plot entscheidend weiter bringt. Vera erklärt, dass sie einige von Sewards eigenen Veröffentlichungen gelesen und dessen dort geäußerten Ansichten diametral entgegengesetzt gegenüberstehe (das ist übrigens die exakte Wortwahl zumindest der englischen Sprachfassung), verspricht aber unverbindlich, mal auf ´ne Diskussionsrunde bei Seward vorbeizuschauen, womit der zufrieden ist und wieder abdackelt. Manche Leute sind leicht loszuwerden.

Wenig später in der Kemenate einer gewissen Madame Orloff (siehste, I told you! Dass die Schnepfe „Orloff“ heißt, entnehme ich aber auch nur den Credits und nicht etwa Dialogen des Films), die sich von ihrer Kammerzofe entkleiden lässt (aber mehr als ´nen nackten Rücken gibt´s nicht zu sehen, und ich erklär Euch auch in der Nachbetrachtung, warum). Melissa spielt Voyeuse und kuckt sich die Orloffin als würdiges Opfer für des Monsters ersten Streich aus. Kaum ist die Dienerin weg, springt das Monster in Orloffs Schlafzimmer, jumpt aufs Bett und macht sich über die Kreischende her (eh? Solltest du die Tussen nicht Cagliostro bringen? Von Privatvergnügen war doch da nicht die Rede…).

Esmeralda (die gibt´s auch noch) liegt aus mir nicht bekannten Gründen ohnmächtig oder schlafend an einem Bach rum und wird mal wieder von Cagliostro gerufen. „Es ist die Nacht der Toten!“, behauptet der telepathisch, bezeichnet sich als ihr Gebieter und erklöärt, dass er die „Kreaturen der Nacht“ zur Versammlung gerufen habe. Auf Esmeralda warte auch schon die Stunde, in der sie Cagliostro folgen werde (übrigens halte ich Nachtszenen immer noch für überzeugender, wenn sie auch tatsächlich nachts gedreht werden, aber für Francos Verhältnisse wirken die Aufnahmen hier schon fast plausibel). Esmeralda wäscht ihre Hände in Unschuld, zumindestens aber im Bach und betet die Jungfrau Maria an, sie vor dem Bösen zu bewahren. Wenn´s hilft… Dieweil krauchen ein paar in weiße Bettlaken gewickelte Gestalten durch den Wald, die wirklich keine Sekunde nach was anderem aussehen als nach Statisten, die man in weiße Bettlaken gewickelt hat. Wenn das die „Kreaturen der Nacht“ sind, mach ich mir nicht gerade in den Schlüpfer vor Angst. Cagliostro quasselt weiter auf Esmeralda ein, wonach er sie auserwählt habe, ihm, dem großen Cagliostro, auf diese oder jene Weise irgendwie zu Diensten zu sein.

Panisch wendet sich Esme an die bereits erwähnte Mutter Gudrun (eine ca. 200jährige Runzelhexe) und erbittet sich von der sprirituellen oder wenigestens spiritistischen Beistand. Gudrun aber gibt sich betont desinteressiert and can´t be bothered, was ich angesichts dümmlicher Fragen wie „Wer ist dieser Meister, der mich beherrscht?“ durchaus verstehen kann. Schließlich hat sich Cagliostro keine zwei Minuten vorher namentlich vorgestellt…

Der Meister himself betrachtet die gefangene Schönheit und Melissa schwurbelt daher, dass sie und des großen Zampanos weitere niedere Schergen demnächstig einer Opf beiwohnen dürfen. Nein, ich hab mich nicht verschrieben, „Opf“ hat schon seine Richtigkeit so, denn hier liegt leider ein Tonschnitt mitten im Satz vor (aber wir wissen ja alle, was gemeint ist). Die Schergen versammeln sich, zu des Masters Minions gehören die bereits gesichtete Bettlakenfraktion, unter denen wiederum eine Untergruppe Knochenmänner (d.h. Skelette, gar putzig) und eine Handvoll eher lobotomisiert wirkender Bauerntölpel gehören (mein Favorit ist derjenige, dessen Ohren nach einer Kreuzung aus Vulkanier, Tolkien-Elf, Prinz Charles und Dumbo aussehen. Watch for him!). Cagliostro gelüstet es nach dem Kopf der Gefangenen. Caronte lässt sich nicht lange bitten und schneidet der Frau die Rübe ab (wie er das mit zwei Schnitten des lächerlichen Brotmessers bewerkstelligen will, möge er mir bitte vorführen), der Effekt ist natürlich, wir reden hier von Jess Franco 1972, unsagbar schlecht. „Ein sauberer Schnitt“, behauptet Caronte und drückt die Rübe seinem Gebieter in die Hand (da sich Franco natürlich kein vernünftiges fake-head-prop leisten konnte, muss jetzt wieder die echte Schauspielerin ihre Visage in die Kamera halten und der Kameramann aufpassen, dass ja nicht der Hals oder gar noch tiefer Körperregionen in den Frame rutschen. Bewährte Technik). Und nun kommen wir zu einer echten Überraschung, denn Cagliostro verrät uns tatsächlich, was er eigentlich vor hat (damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, denn das bedeutet, dass wir tatsächlich etwas halbwegs nach Plot aussehendes bekommen könnten) – naja, kreativ ist er nicht, er will nur (gähn) eine neue Herrenrasse erschaffen, die entweder auf den Namen Panthos hört, den Göttern von Panthos untertan sein soll oder in einem Reich namens Panthos leben soll, vielleicht aber auch alles zusammen. Man darf ja als ultimo leader mal etwas vage bleiben. Orloffs zartes Köpfchen, das er für „perfekt“ hält, soll dabei einen wesentlichen Bestandteil spielen. Bin mal gespannt, wie.

Vera ist zwischenzeitlich im Labor wohl langweilig geworden, daher ruft sie ihren Paps zum zweiten Mal ins Leben zurück. Wäre ich der gute Frankenstein, ich wäre langsam etwas angepisst, dauernd aus meiner verdienten Totenruhe gerissen zu werden, aber Papa nimmt´s mit väterlichem Stolz. Vera möchte von ihrem Vater wissen, wer ihn denn auf dem Gewissen habe. „Es kann nur jemand sein, der genauso genial ist wie ich, aber er ist wahnsinnig, er ist gefählich“, rhabarbert Frankenstein und beweist, dass er aus seinem ersten Leben nicht wirklich was gelernt hat. „Wer?“, fragt Vera und Papa setzt noch mal zu einer blumigen Umschreibung an. VERDAMMT NOCH MAL, SAG DEN NAMEN! Nachdem Frankenstein noch mindestens dreimal darauf hingewiesen aht, dass die betreffende Person verrückt und gefährlich ist, rückt er tatsächlich mit dem Namen „Cagliostro“ raus. Der sei zwar schon vor Jahrhunderten gestorben (stöhn), werde aber permanent wiedergeboren (warum und wie verrät uns auch nicht wirklich jemand), wolle eine neue Rasse erschaffen und bei der Gelegenheit die Menschheit auslöschen (solang er dabei auch spanische Filmemacher und Drehbuchautoren erwischt…). Der gut informierte Part-Time-Zombie weiß auch, dass Cagliostro auf dem Schloß von Barna rumhockt. „Wo ist das?“, blödfragt Vera, für eine Wissenschaftlerin erstaunlich begriffsstutzig (ich täte mal unbelastet „in Barna“ vermuten). Das ist nun selbst Frankenstein zu blöd und er verstirbt zum dritten Mal (und zieht damit mit Waco aus Roller Blade gleich. Respekt).

Vera schwört die übliche Blutwurscht-Rache, bevor die väterlichen Experimente fortgesetzt werden, muss sein Tod gerächt werden. Zwar habe sie, erzählt sie ihrer vermutlich an Familiengeschichten brennend interessierten Assistentin, nie wirklich guten Kontakt zum Paps gehabt, aber er sei ihre Inspiration und ihr Mentor gewesen (äh, wie ist man „Mentor“, wenn man keinen Kontakt hat?). „Die Welt wird Dr. Frankenstein zu würdigen wissen. Muwa-ha-haaa!“ Äh, sorry, da gingen die Pferde mit mir durch, das „muwa-ha-haaa“ spart sich Vera. Die ist aber auch lahm.

Wider Erwarten hat Vera das Schloß zu Brana unproblematisch gefunden (kann ja auch maximal einen nächtlichen Kutschenausflug entfernt sein) und sneaked mit Abigail im Vorgarten des Anwesens rum. Cagliostros Kutsche kutscht mal wieder los und Vera hat die Erleuchtung, der Droschke sicherheitshalber zu folgen.

Wir schalten um in ein Atelier, wo sich eine Frau namens Maria (glaube ich) vom schlechtesten Pinselschwinger dieser Welt in erotischer Pose abzeichnen lässt (erstens – kuckt Euch das „Gemälde“ mal an. Sowas kann mal als Sechsjähriger zeichnen und damit davonkommen, aber nicht als erwachsener Maler, zweitens: erotisch wird´s nur selten, wenn das Aktmodell vollständig bekleidet ist). Maria leidet unter dem selben Gebrechen wie unser Monster, sie hat Kopfschmerzen und wird daher vom Künstler in den Feierabend entlassen.

Folgende Sequenz ist eher unübersichtlich, will sagen, ich krieg da das ein oder andere nicht mit. Eine Frau verlässt das Atelier und wird, wenig überraschend, vom Monster angegangen, da Melissa das Modell als nächstes Spielzeug für des Meisters Sammlung ausersehen hat. Das Monster scheint aber plötzlich von Selbstzweifeln zerfressen zu sein, weswegen Melissa es überdeutlich daran erinnert, dem Meister gehorchen zu müssen, worauf das Monster Melissa aufpickt und wegträgt. Eh. Versteh ich das jetzt richtig oder entgeht mir da was, vor allem im Hinblick auf zukünftige Plotentwicklungen… Und übrigens, um´s mit Mystery Science Theatre 3000 zu sagen: „Focus! Focus!“ (an die Adresse des Herrn Kameramanns).

Kurz vor Cagliostros Schloß geht mir erstens die „Musik“ fürchterlich auf den Zeiger (hochfrequente „DIIING!“-Cues etc.), irgendjemand strolcht durch die Botanik, Melissa knabbert an den Brüsten einer Frau (hui, Blut!), und eine unbekannte Gestalt schubst eine andere Gestalt vom Kutschbock (vermutlich ist Caronte der runtergeschubste). Wirr montiert, das ganze. Was geht da vor sich? Ich hab keinen Plan.

Cagliostro vermutlich auch nicht, aber der hat auch anderes zu tun, er inspiziert seine neue Gefangene: „Wir können sicher Teile von ihr gebrauchen“, ist er zuversichtlich, jedenfalls solange, bis sein entzündetes Holzauge die an die Zellenwand gefesselte Dame korrekt als Vera Frankenstein identifiziert (hä? Wie jetzt? Wie kommt die dahin? Ich begreife gar nix mehr. Das Aktmodell war doch nicht Vera oder hab ich Tomaten auf den Augen? Hiiilfe!). Cagliostro tituliert seine Untergebenen, die ihm seine Feindin angeschleift haben, als Idioten, spuckt Vera ins Gesicht und grinst hämlich: „Du hast mich unterschätzt. Ich würde dich niemals mit einem Modell verwechseln!“ Er. Ja. Was auch immer. Ich glaube, es wäre sinnvoll, diesem Film nicht länger mit eingeschaltetem Gehirn folgen zu wollen. Aus dem Nichts taucht Melissa auf und behauptet, von einer Frau angegriffen und geschnitten worden zu sein (die, an deren Brüsten sie gerade rumgemampft hat? Wieso hab ich nur den Eindruck, dass mir hier wesentliche Informationen vorenthalten werden?). Cagliostro macht auch hierfür Caronte verantwortlich, der Melissa (auf deren Wunsch, wohlgemerkt) vor dem Schloss hat aussteigen lassen und lässt ihn von seinen Wachen arrestieren. Und weil er auch noch ein filthy sadist ist, hat er sich schon ein böses Spielchen ausgedacht, das sowohl für seinen unfähigen Untergebenen als auch die nichtsnutzige Feindin Frohsinn bringen sollte. Melissa hechelt wie ein treuer Köter: „Darf ich die Zeremonie vorbereiten? Darf ich? Darf ich?“ Sie darf wohl.

Dr. Seward hatten wir schon fast vergessen. Der ist, wie auch immer, über Abigail gestolpert, die sich in einen mittelschweren Schock verabschiedet hat (das ist echt ein Film zum Mitdenken. Ich gehe mal davon aus, dass Abigail Melissa die Verletzung zugefügt hat und dafür von ihr angeknabbert wurde), und behandelt sie in seiner Praxis. Weil ich vermutlich einen sehr seltsamen Humor habe, amüsiert mich seine an den Inspektor gerichtete Erklärung, Abigail sei „totally inconteninent“, maßlos. Seward ist ein cleveres Bürschchen und deduziert aus dem Vorhandensein einer schwer geschockten Abigail, dass Vera etwas gar fürchterliches („abominable“, wie sich die englische Fassung auszudrücken beliebt) zugestoßen sein muss und bezweifelt an dieser Stelle gleich mal, dass des Inspektors Polizei mangels Kompetenz Gewinnbringendes zur Klärung der Lage und des Verbleibs der Frankensteinin beitragen könnte.

Mittlerweile ist bei Cagliostro die Zeremonie vorbereitet – die Knochenmänner, Bettlakenträger und sonstigen Disciples des Meisters versammeln sich und Melissa, die sich die Position des Conferenciers gesichert hat, führt durch das Programm (bzw. sie gibt mal wieder die Gedanken des Meisters, der offenbar grad mal wieder zu faul zum selber sprechen ist, dem werten Publikum kund): Die zwei Gefangenen sollen um ihr erbärmliches Leben kämpfen, wer zuerst zu Boden geht und dabei seinen Körper bedauerlicherweise auf die vergifteten Dornen wirft, hat verloren und ist raus.

Ähm. Kämpfen ist ein bissl viel gesagt, für das, was jetzt passiert. Caronte und Vera finden sich, Rücken an Rücken gefesselt und, soweit es Vera angeht, auch einigermaßen züchtig bekleidet (Caronte trägt seine Boxershorts spazieren), in der Mitte des dornenübersätzen Spielfelds situiert wieder. Das Monster schwingt die Nilpferdpeitsche und prügelt damit auf die beiden Gefesselten ein. That´s it. Die Frauenfolterfraktion, die bei Jess Franco normalerweise in der ersten Reihe sitzt, wird sich nicht nur über die deutlich übertriebene Bekleidung Veras grämen, sondern auch darüber, dass wir hauptsächlich Carontes nackten Oberkörper formatfüllend und von der Peitsche geküsst werdend ins Bild gesetzt bekommen. Okay, das aufregende Spiel besteht also darin, dass Monster fröhlich peitsch und irgendwann mal einer der beiden Teilnehmer zusammenklappt und auf die Dornen fällt. Toll. Da könnte ich mir aufregendere Todesspiele ausdenken. Obgleich der Ausgang natürlich überraschend ist, alldieweil Caronte (was´n Weichei) die Arschkarte zieht und zuerst kollabiert (es ist aber auch unfair – so wie das Monster zu den Gefangenen positioniert ist, ist völlig klar, dass der Kerl den Großteil der Prügel einsteckt. Kein Sportsgeist…).

Cagliostro befiehlt, dass Vera nunmehr umgehend in seine Gemächer geführt wird, sie wird ihm nämlich jetzt gehorchen, ist er sich sicher. Wenn er denn meint…naja, er hat ja auch Recht, auch wenn es dafür der üblichen Magnetpower-Melissa-Transmitter-Hypnosaftung braucht, mit der er von Vera Besitz ergreift (während ich mich noch darüber frage, ob Melissas Ausführungen nun telepathisch oder doch verbal getätigt werden, weil sie manchmal ihre Lippen bewegt, während sie spricht, mindestens genauso oft aber auch nicht. Naja, englische Tonspur, eh synchronisiert). Cagliostro starrt Vera dazu wieder mit seinem patentierten „Gleich-fall´n-die-Kuller-raus“-Blick an, das funktioniert. „Ich gehorche dir“, haucht Vera. Das ist auch gut so, denn Cagliostro wünscht, dass sie für ihn bei der Erschaffung seiner neuen Herrenrasse assistiert, die, wie der Herr sich auszudrücken beliebt, eine perfekte Mischung aus „Schönheit und Unterwürfigkeit“ darstellen soll (daher weht der Wind, der Knabe will nur einen eigenen SM-Club aufmachen), und dafür soll Vera aus den vom Monster angeschleppten Frauen bzw. deren Einzelteilen eine „perfekte“ Frau schaffen, die sich dann wiederum mit dem Frankenstein-Monster paaren soll. Vera willigt hypnotisiert ein. Da hat Cagliostro aber Glück gehabt, dass Caronte das Todesspiel verloren hat, sonst könnte er sich die willige Mitarbeiterin jetzt perforiert in die Haare schmieren. Diese Superschurken sind schon Umstandskrämer. Und von dem ganzen „perfekte-Frau-paart-sich-mit-Monster“-Schmonzes will ich mal gar nicht reden.

Es ist ja auch viel wichtiger, dass wir uns mal wieder um Esmeralda kümmern, die wie immer planlos durch die Botanik latscht und den Stimmen in ihrem Kopf folgt. Bzw. dieses Mal ist sie sogar so sehr in Trance, dass sie aktiv nach ihrem „Meister“ sucht: „Ich weiß nicht, wer du bist, aber ich bin deine Dienerin“, verspricht sie. Cagliostro meldet sich telepathisch und deutet an, dass er demnächst einen Beweis ihrer Unterwürfigkeit einfordern wird (da fielen mir jetzt wieder viele nicht jugendfreie Möglichkeiten ein). Irgendwie scheint sich Esmeralda aus ihrer Trance zu befreien, schlendert zu einer Kapelle, schlürft ein bissl Weihwasser und malt sich damit ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Verdammt, ich täte mich ernstlich fragen, was diese Esmeralda-Kiste mit dem Rest des Films zu tun hat, wenn ich nicht ziemlich sicher wäre, dass die einzig gültige Antwort darauf „gar nix“ lautet…

Der Inspektor berichtet dieweil Seward, dass schon wieder drei Frauen, darunter ein Aktmodell, verschwunden seien (also wie jetzt? Das Aktmodell zusätzlich zu Vera oder wie? Ich kapier jetzt wirklich gar nix mehr). Seward zieht mal wieder Schlüsse, die kein Mensch nachvollziehen kann. Weil etwas oder jemand Abigail angegriffen habe, sei dieser Angreifer jetzt verletzt (ja, es stimmt, aber woher zum Geier will er das wissen). Der Inspektor bringt aus unerfindlichen Gründen Werwölfe ins Spiel (nein, das geht nicht, Paul Naschy spielt hier nicht mit), worauf Seward ihm beinahe an die Gurgel springt: „HAB ICH IRGENDWAS VON ÜBERNATÜRLICHEM GESAGT?“ Bevor der Doktor handgreiflich wird, begehrt zum Glück Abigail ein Gespräch mit ihm. „Ich bin müde und schwach“, verkündet sie, was mich jetzt ehrlich gesagt nicht wirklich überrascht und ich jetzt auch nicht als akuten Gesprächsbedarf klassifizieren würde. Wo er schon mal an ihrem Krankenbett rumsteht, verlangt Seward von der amnesischen Patientin, sich gefälligst auf der Stelle zu erinnern, was zum Teufel eigentlich in der bewußten Nacht passiert sei. Nachdem wir eine Weile lang das Spielchen „Erinner dich!“ – „Ich kann nicht!“ – „Erinner dich!“ usw. gespielt haben, fällt Abby zumindest ein, dass sie im Wald war. Keine wesentlich neue Information, aber offenbar klicken ein paar Synapsen zusammen. „Blut! Tod!“, röchelt Abigail, was Seward, multiprofessioneller Arzt, nämlich scheinbar auch eingebildeter Seelenklempner, auf eine Idee bringt. Wortassoziation!

Ja, genau, mit Hilfe des berühmten Spielchens aller Amateur- und Hobbypsychologen versucht Seward, Abigail Einzelheiten aus der Nase zu ziehen. „Engel“ – „Teufel“ ist ja noch einigermaßen nachvollziehbar, aber bei „Vera“ kommt Abby zum Punkt: „Cagliostro!“ Von diesem Statement aus ist es nur noch ein kleiner Weg zur Schlußfolgerung, dass Vera auf Schloß Barna rumhängen muss und in Schwierigkeiten ist (nicht, dass Abby so etwas gesagt hätte, aber im Gegensatz zu Vera scheinen der Inspektor und Seward Cagliostro und seinen Aufenthaltsort zu kennen), während Abigail sich in gepflegte Hysterie verabschiedet.

Jetzt könnte man meinen, da alles geklärt ist, könnten unsere Helden eine Armee mobilisieren und das Schloß des Schurken stürmen, aber sie brechen vorher lieber nochmal ins Frankenstein-Haus ein und stolpern ins Labor, wo zu ihrer Überraschung Papa Frankenstein immer noch tot auf der OP-Liege vor sich hin gammelt. Seward beweist meine These, dass jeder gehirnamputierte Schlumpf die Apparaturen bedienen könnte (und überdies, dass er einer von der Sorte ist, die auf jeden „BITTE NICHT DRÜCKEN“-Knopf drücken würde, ohne nachzudenken), schaltet die Maschinerie ein und erweckt Frankenstein ein drittes Mal zum Leben (das Leben nach dem Tod hat sich Frankie sicher anders vorgestellt, i.e. ruhiger). „Sie kennen mein Geheimnis,“ krakeelt der Reanimierte und verlangt, dass Seward bitteschön umgehend ein Luftloch hinterlassen, d.h. sich schleunigst verpissen soll. Seward belabert Frankenstein aber über Veras angebliche Entführung (ich bin mir selbst ja immer noch nicht sicher, wie Vera nun eigentlich in Cagliostros Fänge geraten ist). „Vera ist eine Frau der Wissenschaften“, behauptet Zombie-Frankenstein, außerdem ist sie unterwegs, um ihn zu rächen, da soll sich Seward gefälligst nicht einmischen und lieber endlich abhauen. Dann stirbt er ein viertes Mal und wird damit alleiniger Rekordhalter in der Disziplin „Anzahl der Tode im gleichen Film“.

„Hmm,“ macht Seward, der, wie übrigens auch der Inspektor, die Reanimation einer Leiche und deren beredter Kommunikation erstaunlich gelassen gegenübersteht, und überlegt, dass man mal des Doktors Tagebücher durchlesen sollte, um weitere Hinweise zu finden (WAS ZUM TEUFEL FÜR HINWEISE??? Ihr WISST, wo Vera ist). Weil Seward aber ein Torfkopf ist und offenbar auch über die Strompreise nicht informiert ist (woher Frankensteins Labor seinen sicher nicht unbeträchtlichen Energieverbrauch bezieht, ist eines der Geheimnisse, über das sich ein Jess Franco mit Sicherheit keinen Kopf gemacht hat), lässt er die Wiederauferweckungsapparatur eingeschaltet, mit der Folge, dass, kaum sind er und der Inspektor in die Bibliothek gewandert, Frankenstein sich erneut reanimiert und dieses Mal, in seinem fünften Leben, sogar mühelos aufsteht, Seward folgt und ihn attackiert und würgt (düdüdeldü, düdüdeldü, meine dried frog pills bitte, ich brauch heute die dreifache Dosis). Zum Glück ist der Inspektor geistesgegenwärtig genug, ein Einmachglas mit „sülphürid acidij“ (aus der Türkei geliefert oder wie?) auf den Zombie zu schleudern (da muss er aber gut zielen, kann mir nicht vorstellen, dass es für Seward gesund wäre, wenn er von dem Zeug was abkriegt). Frankenstein krepiert nun endgültig und trennt sich dabei (warum das auch schon wieder) von einer Hand, die in Form eines entsetzlich schlechten fake-hand-props an Sewards Gurgel hängen bleibt. Jessas, Jess.

Cagliostro benutzt indes wieder mal Melissa als Mundersatz und befiehlt über diesen Umweg der in seinem Laboratorium hölzern vor sich hin schuftenden Vera, den „Tiefenstrahl“ zu aktivieren und damit die zusammengebastelte Frau (die nicht wirklich so aussieht, als hätte man sie aus Einzelteilen zusammengesetzt) zum Leben zu erwecken. Cagliostro ist schier aus dem Häuschen, weil sein grandioser Plan bis hierher wirklich nach Lehrbuch funktioniert: „Deine Brut (damit meint er natürlich die Einzelteil-Tante) wird über den Plaenten herrschen. Heute verschmelzen wir die Zukunft mit der Vergangenheit!“ (Bitte was?) Naja, und natürlich „wir werden Zeuge der Geburt einer neuen Rasse“ yadayadayada. Melissa darf die Beschwörungsformel rezitieren (also was nu? Ist das jetzt eine wissenschaftliche oder ´ne schwarzmagische Angelegenheit?). Melissa ruft pflichtgemäß die Götter von Panthos an, Vera schmeißt den Tiefenstrahl an und die „perfekte Frau“ (ich LIEBE das simple Klebeband, das man ihr anstelle eines potentiell aufwendigen Make-up-Effekts dort um den Hals gelegt hat, wobei einer abgetrennten und wieder aufgeschraubten Rübe normalerweise eine Naht sein müsste) wirft sich in wilden Zuckungen hin un dher. Vera bestätigt Cagliostro nochmals, ihm uneingeschränkt zu gehorchen und die Panthos-Frau macht mittlerweile wieder einen recht leblosen Eindruck. Aber da Cagliostro einen zufriedenen Eindruck macht, wird das schon seine Richtigkeit so haben.

Weil Melissa ihm so treu gedient und brav die Beschwörung gemurmelt hat, darf sie sich jetzt auch ihre Belohnung abholen. Fies wäre jetzt, wenn Cagliostro seiner Vogelfrau ein paar Jod-S11-Körnchen oder einen Maisenknödel schenken würde, aber er hat in der Tat besseres auf Lager: den Schlüssel zum Zellenblock, und da darf sich Melissa jetzt amüsieren. Cagliostro wünscht viele Späße, Melissa hüpft fröhlich davon und Vera wird beauftragt, jetzt das Monster zum Leben zu erwecken (was ist das für ´ne unausgereifte Technik? Funktionieren die Reanimierten alle nur so kurz?). Die Vogelfrau kuckt sich im Zellenblock einen Gefangenen aus (warum überhaupt Gefangene da unten schmoren, speziell männliche, für die Cagliostro doch eigentlich gar keine Verwendung hat, ist ein weiteres ungeklärtes Plotgeheimnis) und bringt ihm mit ihren Bissen um. Wohl bekomms.

Was treibt Esmeralda eigentlich? Ausnahmsweise nicht wie zugedröhnt im Wald rumstolpern. Vielmehr erhofft sie sich – wider besseres Wissen, eigentlich, schließlich war der erste diesbezügliche Anlauf nicht gerade ein triumphales Erfolgserlebnis – Rat von der alten Mutter Gudrun (ich bin mir leider nicht ganz sicher, ob „Mutter“ bedeutet, dass sie wirklich rein genealogisch was mit Esme zu tun hat oder ob das ein Sippen-Ehrentitel ist). „Cagliostro beherrscht mich“, stellt Esme die rhetorische Frage, die Gudrun knapp bejaht. „Ich wußte es seit Jahrzehnten“, behauptet Esmeralda (äh? Die ist maximal fünfundzwanzig…), „er sagt, ich wäre die Auserwählte. Stimmt das?“ Was soll Gudrun darauf schon antworten, außer, jo, da hat er Recht, der Cagi. Soll sich Esme aber nicht so haben, schließlich habe sie (also Gudrun) auch schon ein Kind von Cagliostro bekommen (ah ja). Wenn wir Lust hätten, könnten wir jetzt theoretisieren, ob das impliziert, Cagliostro wäre quasi sein eigener Vater (alldieweil er ja dauernd wiedergeboren wird), aber da sich sowohl Gudrun als auch Esmeralda von dieser Sekunde an dauerhaft aus der, äh, Handlung verabschieden, tun wir das vernünftigste, was man in einem solchen Fall tun kann, wir ignorieren das einfach geflissentlich.

Cagliostros Bettlakenkompanie turnt indes durch den Wald und so mancher der armen Statisten hat sichtlich alle (unter dem Laken verborgene) Hände damit zu tun, die Laken zuzuhalten. Tja, wenn man sich um Make-up-Effekte drückt, hat man trotzdem sein Kreuz zu tragen.

Der Inspektor und Seward haben sich indes endlich zu proaktiven Handlungen durchgerungen und infiltrieren Cagliostros Schloss, wobei sie den ein oder anderen Wächter killen, trotzdem aber den umständlichen Weg über den Balkon im ersten Stock nehmen, um in die Hütte einzudringen. Gerade rechtzeitig, um mühelos das Labor zu finden und geschockt zuzusehen, wie Vera gerade das blaue Wunder reanimiert. Und man hat WIEDER vergessen, dem armen Monster einen Kübel Aspirin hinzustellen, der arme Bursch hat schon wieder Kopfweh (I can relate, I can relate). Als Vera mal kurz aus dem Labor tritt, entscheidet sich Seward zu einem gewagten Manöver – er spricht das Monster gezielt an und macht ihm klar, dass Cagliostro, mithin also sein derzeitiger Herr & Meister, Frankenstein umgebracht habe (naja, eigentlich nicht direkt er selbst, sondern Melissa, aber wohl im Auftrag, wobei ich mich schon frage, wie Cagliostro seine Pläne umgesetzt hätte, wäre nicht zufällig Vera Frankenstein aufgetaucht, um die Drecksarbeit zu erledigen). Das Monster scheint zu verstehen und macht einmal probehalber „GROAR!“. Vera kommt zurück, Seward springt zurück in sein Versteck, und die Frankensteintochter übermittelt dem Ungetüm ´nen schönen Gruß von Cagliostro, er wünscht sie beide zu sehen.

Jau, denn es ist wieder eine große Panthos-Zeremonie fällig, für die Cagliostro wieder sein ganzes Sammelsurium an Untergebenen einbestellt hat (besonders putzig finde ich den einen „Knochenmann“, der ersichtlich von einem simplen Anatomieskelett, dem man eine Kutte umgehängt hat, verkörpert wird; abgesehen davon verwendet Sparfuchs Franco für die Szenen, in denen Cagliostros beeindruckende Legion einmarschiert, immer wieder die gleichen Shots). Melissa übernimmt wieder mal die Rolle der charmanten Gastgeberin und erzählt zunächst mal, dass sie tatsächlich zur Hälfte Vogel ist (na, da sind wir aber froh & dankbar, dass sich die menschliche Hälfte, so rein anatomisch gesehen, doch deutlich durchgesetzt hat). Scheinbar ist ihre Blindheit allerdings ein gewisses Manko, aufgrund dessen sie ihrem Gebieter nicht so dienen kann, wie´s eigentlich vorgesehen war. Immerhin – wir erfahren weitere Einzelheiten über Cagliostros grausiges kleines Reich – sämtliche seiner Jünger sind Zombies, die er höchstpersönlich durch seine teuflischen Experimente aus dem Grab geholt habe. Leider haben die Toten den empfindlichen Nachteil, trotz Wiedererweckung fröhlich weiter vor sich hin zu verwesen und sind daher nur bedingt als Grundlage für eine neue Herrenrasse zu verwenden. Nach Cagliostros erstem zarten Versuch der Genmanipulation, ein Hühnerei mit menschlichem Samen zu befruchten, woraus dann eben Melissa entstanden sei (ich will gar nicht darauf eingehen, auf wieviele erdenkliche Arten das dämlich, blöde, hirnrissig und stupide ist. Aber für die Bücher: Stirn – Tischplatte – DENGEL! Danke, jetzt geht´s mir besser), kam der große Meister auf den Trichter, dass mit lebenden „Zutaten“ besser basteln ist (man kann darüber streiten, ob z.B. der Orloffine abgetrennter Kopp als „lebend“ zu bewerten ist) und machte sich daran, die „Synthese aus allen Frauen“, sprich sein perfektes Superweib zusammenzufummeln. Und nun, liebe Rahmen und Sperren, haben wir die Ehre, der Verschmelzung der perfekten Frau und des Frankenstein-Monsters beiwohnen zu dürfen, Applausapplausapplaus (wie die Kinder aussehen, will ich mir gar nicht vorstellen). Dieser ganze Rhabarber dauert im Film doch gut und gern einige Minuten und wird in blumigster Sprache umschrieben, so dass ich der sich nun anschließenden Prozedur den Willy-Astor-Gedächtnis-„Most-Overdosed-Announcement-Award“ überreichen möchte.

Die Superfrau liegt also auf einer Art Bühne, das Frankenstein-Monster macht einen etwas ratlosen Eindruck, besteigt aber zuerst die Bühne und dann die Frau, wozu Vera eine vermutlich traurig gemeinte, aber hauptsächlich ausdruckslose Schnute zieht. Der Inspektor und Seward killen sich dieweil durch den Zellentrakt, befreien aber nicht etwa versehentlich den ein oder anderen Gefangenen, wozu auch, sind ja die Helden, die müssen nicht.

Cagliostro persönlich (er KANN doch selbst reden, warum überlässt er die ganze Zeit dann Melissa das Schwafeln? Sind ihm die Monologe zu peinlich? Ok, das könnte ich verstehen) gibt dem Monster den Startschuss zur Verrichtung, da platzt aber Seward ungeboten in die traute Runde und erinnert das Monster noch mal daran, wer seinen Schöpfer auf dem Gewissen hat und erteilt den dienstlichen Befehl zur „Vernichtung“ Cagliostros. Das Monster groooart und begibt sich endlich auf die Rampage, indem es zunächst mal Melissa, die sich ihm in Weg stellt, unbürokratisch killt und dann mit einigen der Knochenmänner und sonstigne Zombies wrestled. Der Inspektor schießt ein paar Zombies tot (empfindlicher Nachteil an diesen Wiederkehrern, sie können unproblematisch erneut plattgemacht werden), Vera kuckt immer noch stark lobotomisiert aus der Wäsche (hm, sollte der Bann, jetzt wo Melissas als Verstärker für Cagliostros magnetische Wellen hinüber ist, nicht eigentlich gebrochen sein? Egal, ich denke schon wieder zu viel nach). Das Monster steht endlich Cagliostro gegenüber und… verpasst ihm eine Ohrfeige (nein, wie brutal!). Die schickt den Fieso zwar zu Boden, aber ich befürchte, dass ist eher der Schock über die Impertinenz als tatsächliche Schlagwirkung. „WAGE ES NICHT“, gröhlt Cagliostro in Verkennung der Tatsache, dass, streng genommen, das Monster es bereits gewagt hat und wendet seinen bewährten Niederstier-Trick an, der seine Wirkung nicht verfehlt. Das Monster ist für einen Moment verwirrt-paralysiert, was Cagliostro nutzt, um unauffällig hinfortzustrolchen.

Nachdem das Monster einige Sekunden lang vermutlich über die unerträgliche Leichtigkeit des Seins sinniert hat, fällt sein stechender Blick auf die immer noch dumm in der Gegend rumstehende Vera und ergreift sie. Ob er sie jetzt ersatzweise für Cagliostro umbringen, das Finale von King Kong nachspielen oder sie nur einfach, erzürnt darüber, dass man ihn gerade nicht zum Stich hat kommen lassen, als nächstes greifbares weibliches Wesen in einer ruhigen Ecke flachlegen will, ist mir nicht ganz klar, jedenfalls kann der Inspektor das nicht zulassen und ballert dem Metallic-Kleiderschrank dreimal ohne sichtbare Auswirkungen in den Rücken (entweder schießt der Kerl verdammt schlecht oder das Monster ist tatsächlich kugelfest). Wie es der Inspektor dann schafft, obwohl hinter dem Monster stehend, ihm zwischen die Augen zu schießen (was die Kreatur dann doch tatsächlich fällt), ist mir dann eigentlich auch schon wurst. Vera ist jedenfalls gerettet.

Aber Cagliostro dummerweise davongekommen (könnte man den am Ende noch für eine Fortsetzung brauchen? Au weia), er prescht mit seiner Kutsche den halsbrecherischen Uferpfad entlang (zumindest vermittelt uns die Kamera den Eindruck, er wäre, abgesehen davon, dass er nun endlich Zeit für ausgiebiges muwa-ha-haa-en findet, schwer damit beschäftigt, die Kutsche auf festem Geläuf zu halten und nicht in den Ozean stürzen zu lassen). Vera, der Inspektor und Seward kucken dem fliehenden Schuft dümmlich hinterher. „Er ist noch nicht besiegt“, resümmiert Vera, die jetzt wohl doch aus ihrer Trance erwacht ist, „schon in neun Monaten wird er zu neuem Leben erwachen!“ So, und jetzt alle zusammen: HÄ???? Wieso in neun Monaten (d.h. wieso, ist mir theoretisch schon, äh, klar, weil er dann wohl von Esmeralda wiedergeboren werden würde, täte ich den diesbezüglichen Subplot in seiner Existenz anerkennen), aber wieso überhaupt zu neuem Leben erwachen? Der ist doch gar nicht hin? Oder hat er sich in einem unbeobachten Moment doch mitsamt Kutsche ins Meer verabschiedet? Jess, was willst du von mir? Wääääh…

Halleluja, wenn Jess Franco zuschlägt, da wächst nichts mehr… La Maldición de Frankenstein ist eigentlich ein wunderschönes Beispiel dafür, wie der gute Jess nach seiner kurzen, hektischen und kommerziell erfolgreichen Karrierephase in Deutschland (mit Filmen wie 99 Women, Necronomicon – Geträumte Sünden oder Sadisterotica) vor die Hunde ging. Okay, unser Lieblingsspanier war nie ein besonders GUTER oder talentierter Regisseur, aber für eine kurze Zeitlang trafen seine konfusen, freizügigen und vergleichsweise gewalttätigen Schauermärchen den Zeitgeist einer Gesellschaft, die sich schon, im Zuge der 68er-Bewegung, Woodstock & Co. von moralischen Zwängen befreite – zudem arbeitete Franco schon immer schnell und günstig, konnte auf bekannte Schauspieler wie Christopher Lee, Adrian Hoven oder Horst Tappert zurückgreifen, die einen gewissne Wiedererkennungswert besassen. Wie jede „neue Welle“ war aber auch der Franco-Boom eben nicht von immerwährender Dauer, und bis die vor sich hin dümpelnde Karriere Francos so um 1975 vom Schweizer Exploitation-Papst Erwin C. Dietrich wiederbelebt wurde, schlug er sich in seiner spanischen Heimat im Versuch, den ebenso kurzzeitigen dortigen Horror-Hype auszunutzen (losgetreten durch Paul Naschy, Leon Klimovsky und Armando de Ossorio) mit Low-Budget-Produktionen wie dieser durch.

La Maldición de Frankenstein ist einer von Francos ersten Versuchen, sich an große klassische Horror-Archetypen anzuhängen (in der Folgezeit schändete er ja mit Vorliebe das Andenken Draculas), wobei ich wieder einmal ernstlich bezweifle, dass Franco zu Drehbeginn so etwas ähnliches wie ein ausformuliertes Drehbuch in Händen hielt. Wie so oft in seiner Karriere hat der gute Mann offenbar einfach alles gefilmt, was ihm an einem lauschigen Drehtag (so arg viele werden´s eh nicht gewesen sein) gerade einfiel und versuchte dann nur noch in groben Zügen, das in eine halbwegs Sinn ergebende Storykonstruktion zu pressen. So verwundert es dann nicht, dass das eigentlich titelgebende Frankenstein-Monster im Film eine eher untergeordnete Rolle spielt und zwischen Auftakt und Finale gerade mal zwei kurze Auftritte hat, in denen es Frauen begrabschen darf, Vera Frankenstein, die so eingeführt wird, als könnte sie sich zur Hauptperson entwickeln, wird ungefähr kurz nach Halbzeit von Cagliostro hypnotisiert und hat anschließend nur noch hölzern in der Gegend rumzustapfen (was allerdings, dank der überschaubaren Fähigkeiten der Schauspielerin, keinen extrem gravierenden Unterschied zu ihrem vorherigen Zustand darstellt), genauso, wie im Umkehrschluß Seward und Inspektor Tanner, die über den Großteil der ersten Filmhälfte schlicht nicht stattfinden, im Finale die Heldenrolle übernehmen. Es fehlt Franco, wie so oft, an einem durchgängigen Protagonisten, irgendeiner Figur, an der der Zuschauer Anknüpfungspunkte finden könnte – da Fracno die Heldenrolle aber mindestens drittelt, wenn nicht viertelt (vielleicht kann man ja Frankenstein selbst oder sein Monster noch als „Helden“ rechnen), kann der Film auf einer bloßen dramaturgischen Ebene von Haus aus nicht funktionieren, aber das haben wir ja auch nicht erwartet. Immerhin, man muss ja nehmen, was man kriegt, gibt´s mit Cagliostro und der Vogelfrau Melissa (Vogelfrau, ich krieg gleich ´nen Vogel hier…) zwei relativ klar definierte Schurken, auch wenn ich die Namensgebung für Cagliostro für eine mittlere Frechheit halte und die Frage, was und wer Cagliostro in diesem Film eigentlich sein soll, recht unbeantwortet bleibt (aber wenigstens weiß er, was er will).

Plotholes gibt´s genügend, angefangen von dem etwas zu modernen Laborequipment der diversen mad scientists, der Frage, wieso Dr. Frankenstein sich plötzlich selbst reanimiert und versucht, Seward zu töten, das große Mysterium, * wie genau * Vera in Cagliostros Schloß gelangt (und dann noch als Gefangene…man könnte meinen, sie hätte irgendwie den Austausch mit dem entführten Aktmodell bewerkstelligt, aber letzteres ist ja nach Tanners Aussage * auch * verschwunden), die Überlegung, wieso Cagliostro Vera erst mal in ein Todesspiel hetzt, obwohl er scheinbar ihre Mithilfe bei der Monsterbastelei dringend braucht, die unerklärliche Szene, in der das Monster Melissa abschleppt und und und. Vielleicht sind einige der ungeklärten Fragen darauf zurückzuführen, dass die Fassung (wie ganz unten angemerkt) zwar die wohl bislang vollständigste Fassung des Films, aber keine komplette darstellt, wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Streifen einfach in keiner Form Sinn ergibt.

Über weite Strecken kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Franco krampfhaft versucht, drei Plots auf einmal zu erzählen (die Cagliostro-Melissa-Nummer, den Frankenstein-Mythos plus den mystizistischen Schwurbel rund um Esmeralda, auf den ich gleich noch eingehen werde), wo wir doch alle wissen, dass der gute Mann im Normalfall schon mit einem Plot stark überfordert ist.

Das größte Rätsel ist augenscheinlich der gerade erwähnte Subplot um die junge Zigeunerin Esmeralda. Der besteht wirklich nur daraus, dass das Mädel ziellos durch den Wald rennt, Stimmen hört und sich schließlich von Mutter Gudrun bestätigen lässt, irgendwie unter Cagliostros Fuchtel zu stehen. Dieser komplette, äh, „Handlungsstrang“ interagiert mit dem Rest des Films null und gar nicht (man kann sich lediglich mit viel gutem Willen zusammenreimen, dass Esmeralda die ausersehene Mutter der nächsten Cagliostro-Inkarnation ist) und wirkt wie nachträglich angetackert. Was schlicht und ergreifend daran liegt, dass dieser Handlungsstrang nachträglich angetackert wurde, wohl auf Betreiben der französischen Co-Produktionsgesellschaft (warum auch immer, vielleicht war den Franzmännern der Streifen in der Urform zu kurz, was ich verstehen könnte, da das Esmeralda-Material sicher gut 10-12 Minuten ausmacht. Ziehen wir das von den 82 Minuten Laufzeit der jetzt vorliegenden Fassung ab, kann man den Rest nur noch mit verhaltenem Optimismus „abendfüllend“ nennen). Diese Szenen unterscheiden sich auch im Look stark vom Restfilm, so dass ich auch davon ausgehe, dass sie mit einem anderem Team (wenn überhaupt) gedreht wurden. Immerhin verschafft dieser Handlungsstrang einer jungen Lina Romay ihre erste legitime Filmrolle und markiert so den Beginn der immer noch bestehenden Zusammenarbeit (und mehr) von Franco und Lina (sie ist aber erst auf den zweiten Blick zu erkennen, da sie eher unüblicherweise lange Haare trägt). Nur in diesem Handlungsstrang sind übrigens auch die drolligen Bettlaken-Zombies (oder was immer diese Weißer-Riese-Reklameläufer auch sonst darstellen sollen) zu finden, und die sind zumindest einen Blick wert… Franco selbst mag diese Szenen dem Vernehmen nach nicht.

Filmisch darf man sich schon ein wenig wundern, denn der im Cinemascope-Format gedrehte Streifen (Stichwort Perlen vor die Säue, newa) macht optisch einen für Franco spektakulär guten Eindruck – liegt wohl auch daran, dass Franco selbst mit der Kameraführung nichts zu tun hatte und Raúl Artigot, der Fotograf des Spiels, durchaus ein Auge für gefällige Einstellungen hat. Anstelle hanebüchener „durch-irgendwas-durch“-Filmereien, für die Franco berüchtigt ist, versucht sich Artigot, der mit Franco nur beim etwa zeitgleich entstandenen Lés Demons nochmals zusammenarbeitete, an interessanten Perspektiven, kippt ab und zu mal vorwitzig (und seiner Zeit voraus) Kamerawinkel, macht den Film, der wie so oft bei Jess Franco an einem arg betulichen Tempo krankt, zumindest optisch reizvoll. Man hat jedenfalls deutlich das Gefühl, dass gelungene Einstellungen/Bildkompositionen weniger Francos Verdienst als auf dem Mist von Artigot gewachsen sind (der übrigens wenige Jahre später de Ossorios unsägliches Geisterschiff der reitenden Leichen ins Bild setzen sollte. Fortschritt, Abstieg? You decide!).

Vor allem dank der über wiete Strecken gelungenen Kameraarbeit geschieht – einmal mehr, vgl. Vampyros Lesbos – das Wunder. Obwohl der Streifen dämlich bis zum Abwinken ist und in einem bräsigen Schneckentempo dahinschleicht, stellt sich tatsächlich eine gewisse faszinierende Atmosphäre ein – eine Mischung aus gothischem Schauerstück a la Jean Rollin und der surrealen „anything goes“-Methodik Francos, aber auf eine seltsame Art und Weise funktioniert das, schafft eine eigentümliche, abstrus-faszinierende Stimmung. Ich muss die Kameraführung nochmals loben, denn Artigot gelingt es, mit seinen manchmal schon fast unangemessen opulent wirkenden Bildern (bitte in Relation zu sehen), gelegentlich sogar das geringe Budget des Streifens zu kaschieren. Das gilt allerdings, wie schon angedeutet, nur für den „eigentlichen“ Film, nicht für die Zusatzszenen mit Lina Romay.

Francos Regie selbst ist bekannt schnarchig – einer wie auch immer gearteten Handlung einen gewissen Spannungsdruck zu verleihen, wird ihm auf ewig ein Geheimnis bleiben. Dazu kommt noch, dass Franco in seiner Spezialdisziplin „Dialogregie“ ganz besonders abstinkt – Dialoge im Wortsinne, also echte Zwiegespräche, gibt´s kaum, der Großteil der Texte besteht aus ellenlangen Monologen (von teilweise erschütternder Tumbheit, wobei da begreiflicherweise auch in Richtung der Synchrofassungen der Finger gezeigt werden kann und muss). Komischerweise, ich reite drauf rum, ich weiß, dass ich nicht rational erklären kann, wie und warum, fügt sich aber diese eher idiosynkratische Regie mit der schönen Kameraführung, dem stellenweise konfusen Schnitt und der allgemeinen Abseitigkeit der Handlung fast schon, äh, „harmonisch“ zusammen – das entwickelt sich schon bedenklich in Richtung „unbeabsichtigtes Gesamtkunstwerk“, ein sinnfreies Gesamtkunstwerk, zweifellos, aber wer kapiert schon die richtig große Kunst?

Vom Exploitationwert ist La Maldición de Frankenstein auf den ersten Blick überraschend zahm für einen Sleazemeister wie Jess Franco. Der Streifen bietet kaum wirklich harte Elemente – ein blutiges Gehirn im Einmachglas und ein-zwei Einstellungen der schmatzenden Melissa sind das einzige, was ansatzweise nach Horror-Effekt aussieht, und bis auf eine kurze Szene einer nackten Frauenbrust gibt sich der Film auch züchtig-hochgeschlossen (was besonders in der Auspeitschungsszene etwas albern aussieht, vor allem Carantos Unterhosen… kicher). Wer seine Filmware anhand solcher optischer „Highlights“ aussucht, wird unbefriedigt auf der Couch sitzen. Aber dafür gibt es natürlich eine logische Erklärung – wie bereits erwähnt entstand der Film 1972 in Spanien und da herrschte noch Zucht & Ordnung in Form des faschistischen Militärdiktators Franco (lustigerweise ja ein Namensvetter unseres Regisseurs); und wo eine faschistische Militärdiktatur ihr Unwesen treibt, ist eine allumfassende Zensur nicht weit. Franco konnte also, zumindest in der für den spanischen Markt gedrehten Fassung, ganz bestimmt nicht so, wie er wollte (und dass er es trotz allem geschafft hat, ein paar vermutlich ziemlich riskante Shots einzubauen, lässt sich ja nicht verleugnen). Die cleveren Spanier, die aber natürlich wussten, dass sie international damit keinen Hund hinter´m Ofen vorlocken würden, drehten seinerzeit die an- bzw. auszüglichen Szenen gerne zweimal, moralisch anständig für den heimischen Markt, heissasas-hoch-die-Tassen-runter-mit-den-Klamotten für den Rest der Welt. Leider konnte X-Rated scheinbar kein brauchbares Master der Exportversion auftreiben, so dass wir uns mit der „anständigen“ Spanien-Fassung zufrieden geben müssen. Sicher besser als nichts, andererseits leben Franco-Filme ja, wenn überhaupt, von ihren nackten Tatsachen und Frauenfoltereskapaden, so dass der Film in der vorliegenden Fassung en wenig an Reiz einbüsst (weiteres zum Thema in der Rubrik „DVD-Extras ein paar Absätze weiter unten).

Amüsemang bieten die hysterischen, äh, will man wirklich „Make-up-Effekte“ sagen? Zum blausilbermetalliclackierten Frankenstein-Monster hab ich mich ja schon oben in der Inhaltsangabe ausgelassen. Wenn man mal drüber hinweggekommen ist, dass das Ding als Gogodancer in ´ner Schwulendisse vermutlich besser aufgehoben wäre als als „angsteinflössendes Monster“ in einem, naja, technisch gesehen Horrorfilm, macht das eigentlich einen gar nicht mal so unpfiffigen Eindruck, es ist zumindest mal was anderes. Die „Vogelfrau“ (sowieso eine der dümmeren Ideen des Scripts…) ist dagegen einfach nur affig (äh) – einer Frau ein paar grüne Federn an die Flossen (und, siehe oben, auch andere, aber in der Normalfassung unsichtbare Körperstellen zu kleben), nee, das macht noch keine „Vogelfrau“ aus, ein solcher Effekt sollte doch eigentlich „selbsterklärend“ sein. Drollig sind die Knochenmänner, Statisten mit Totenschädelmasken (bzw. in einem prominenten Fall eben einfach nur ein schlichtes Anatomieskelett), und für die Zombies, die angeblich „verwesen“, hat man sich jegliches Make-up gleich gespart. Naja, war vielleicht auch besser so…

Extrem auf die Nerven geht mir die Musik des Franco-Hauskomponisten Daniel White (das hatte ich eigentlich lange für ein weiteres Pseudonym des Meisters selbst gehalten, aber da Daniel White auch eine Rolle in diesem Film spielt, müssen´s dann wohl doch zwei Personen sein), die die komplette Bandbreite zwischen extrem unpassender easy-listening-Musik, dem Versuch symphonischer Themes und trommelfellmartender dissonanter Soundeffekte auffährt. Nein danke, davon möchte ich bitte kein Soundtrackalbum.

Die Chronistenpflicht gebietet auch noch ein paar Worte zu den darstellerischen Leistungen. Zu Dennis Price hab ich mich schon im Vampryos Lesbos-Review geäußert und mag mich daher nicht großartig wiederholen. Als Frankenstein wirkt er zumindest etwas motivierter (und das, obwohl er seine meiste Screentime tot, d.h. reanimiert, absolviert) als als Dr. Seward in Vampyros Lesbos. Als Cagliostro reüssiert Franco-Veteran Howard Vernon, der seit 1962 beinahe in jedem Franco-Film mitspielte (und in zahlreichen anderen B-Heulern). Ich hab auch Vernon schon schlechter aufgesehen gesehen, aber insgesamt ist er mir für den exaltierten Schurken noch ein bissl zu zurückgenommen, da hätte er ruhig etwas dicker auftreiben können. Übrigens verwendete Franco Teile von Maldición in seinem 99er-Billighobel Dr. Wong´s Virtual Hell, was dazu führte, dass der zum entsprechenden Zeitpunkt seit drei Jahren tote Vernon auch in diesem Film noch einen Darsteller-Credit abstaubte. Alberto Dalbés, einer der zahllosen farblosen iberischen Horrordarsteller der 70er Jahre, der sich charismafrei durch die Rolle holzt, griff die Seward-Rolle ein Jahr später in Dracula vs. Frankenstein nochmals auf und spielte noch einige andere Rollen für Franco. In den 60er Jahren absolvierte er einige Auftritte in Italo-Agententrashern, verbrachte aber den Großteil seiner Laufbahn im heimatlichen Spanien.

Anne Libert (Melissa) bringt ein wenig Verve in ihre Darbietung ein, aber natürlich nicht genug, um ernstlich von einer wirklichen schauspielerischen Leistung sprechen zu können. Sie spielte abgesehen von einigen Franco-Auftritten nur in bedeutungslosen Eurosleazern. Britt Nichols (Madame Orloff und subsequent, da Kopfinhaberin derselben, die „perfekte Frau“) könnten Genre-Experten als geopferte Jungfrau aus dem ersten Reitende Leichen-Film wiedererkennen, nach einigen weiteren kleineren Rollen für Franco beendete sie ihre Filmkarriere. Für Beatriz Savón stellte die Rolle der Vera Frankenstein den eindeutigen Karrierehöhepunkt dar – wundert mich nicht, denn eine derart ausdruckslose Performance sucht selbst im Billigeurohorrorbereich der 70er schon ihresgleichen.

Als Frankensteins Monster begrüßen wir den vielbeschäftigten Eurotrash-Darsteller Fernando Bilbao, der, aufgrund seiner Statur wenig verwunderlich, auf schwergewichtige starke Männer abonniert war und sich durch manchen debilen Eurowestern prügelte, aber auch immer wieder im Horrorfach aufschlug, z.B. im hier besprochenen The Vampire´s Night Orgy. Man tut sich zugegeben schwer, den Herrn zu erkennen, alldieweil er normalerweise Vollbart trägt, was einem metalliclackierten Monster schwerlich gut zu Gesicht steht.

Verhökert wird der Film auf DVD von X-Rated und es ist mal wieder eine der GUTEN Veröffentlichungen des Labels. X-Rated zeigt den Film in anamorphem 2.35:1-Widescreen und auch wenn der Print die ein oder andere Verschmutzung und Beschädigung davongetragen hat, er ist noch ziemlich gut im Schuss und problemlos ansehbar. Schärfe und Kontrastwerte liegen im gut durchschnittlichen Bereich, die Kompression fällt nicht auf.

Der Konsument hat die Wahl zwischen satten drei Tonspuren: eine brandneu angefertigte deutsche Synchronisation, die durch ihre moderne Sterilität, man merkt einfach, dass die Tonspur 30 Jahre jünger ist als der Restfilm, leider die Atmosphäre ziemlich killt, aber sehr gut verständlich ist, die originale spanische Fassung sowie die englische Synchronisation, die leider nicht durchgängig ist, da offenbar keine der Lauflänge dieser Fassung entsprechende Tonspur en anglaise vorlag. Einige Szenen sind daher in dieser Sprachfassung in deutsch mit optional zuschaltbaren englischen Untertiteln (leider sind auch nur DIESE Szenen überhaupt untertitelt; eine Untertitelspur, mit der man sich die spanische O-Fassung anhören könnte und trotzdem was vom Film versteht, wäre echt nett gewesen), einige Male gibt´s auch totale Tonaussetzer. Etwas nervig, aber da die englische Sprachversion wenigstens die Atmosphäre einigermaßen stimmig umsetzt, ist sie wohl doch die Tonspur of choice für den „normalen Konsumenten“.

Zur Ausstattung der Scheibe. Neben dem deutschen Trailer (sprich: von Bethmann zusammengestöpselt, der vieles kann [oder auch nicht], aber keine vernünftigen Trailer schneiden) finden sich zwei Alternativ-Vorspänne (amerikanisch und „europäisch“ von begrenztem Nutzwert) und die wirklich WICHTIGEN Dinge – „Bonus“- und „Alternativszenen“ – unter „Alternativszenen“ finden sich, von einer holländischen Videokassette gezogen, die kompletten Nacktszenen des Films, sprich, alles, was in der Spanien-Fassung widersinnigerweise in vollständig bekleidetem Zustand vollzogen wird (z.B. die Aktmodell-Szene, und da fiel´s uns ja so richtig auf). Deutlich wird in diesen Szenen auch, dass Melissa nicht nur an den Pfoten Federn hat, sondern (da sie in der Exportfassung vorzugsweise fast völlig unbekleidet rumläuft) am ganzen Körper (quasi in Form einer angewachsenen Federboa)- nach „Vogelfrau“ sieht das zwar trotzdem nicht aus, aber immerhin. Außerdem lassen in der Auspeitschungsszene sowohl Caranto als auch Vera sämtliche Klamotten fallen (Schniedel bleibt aber off-limits), dadurch wirkt die Szene natürlich gleich deutlich fieser (vor allem: in der Fassung kriegt auch Vera ein paar Striemen ab). Als „Alternativszenen“ bietet die DVD eine etwas längere Version der „Entkleidung“ von Madame Orloff und eine Szene, in der Cagliostro zwei seiner Liebessklavinnen o.ä. wutentbrannt aus seinem Schlafzimmer scheuchen lässt. Tut nicht wirklich was zur Sache, deutet aber an, dass er Frauen nicht nur als wandelnde Ersatzteillager für seine Superfrau ansieht. Last, but not least, gibt´s ein fünfzehnminütiges Videointerview mit Jess Franco neueren Datums (genauer: wohl am Set von Prison Island Massacre), das nicht speziell auf den Film eingeht, in dem Jess aber seiner Faszination für das klassische expressionistische Kino und eine Abneigung gegen modernen Hollywood-Kram („keine Ideen mehr“) freien Lauf lässt. Insgesamt ein doch recht annehmbares Package.

Der Haken an der ganzen Angelegenheit ist nur, dass auch die X-Rated-Fassung nach allen mir vorliegenden Informationen weder eine wirklich vollständige noch eine vom Regisseur so gewollte Fassung ist, sondern wohl mehr oder minder nach aus der verschiedenen internationalen Fassungen, aber auf Grundlage der spanischen Fassung, zusammengesetzt ist (das war aber dann wohl schon das zugrundeliegende Master). Zwar sind Laufzeitangaben der IMDB immer mit Vorsicht zu geniessen, aber ich wage mal zu behaupten, dass vielleicht doch noch die ein oder andere Handlungs-Szene fehlt, dafür aber der überflüssige und von Franco auch nicht gewollte Esmeralda-Subplot eingebaut wurde. Darauf kann man sich zumindest festlegen: ein Director´s Cut, so wie Jess Franco ihn sich vorstellen würde, ist die vorliegende Fassung nicht; aber zumindest weltweit die Veröffentlichung, die da wohl am nächsten (und in bestmöglicher Qualität) rankommt.

Letzte Worte: Objektiv betrachtet ist auch La Maldición de Frankenstein ein ziemlich ungenießbarer Wust aus klassischen Horrormotiven mit dem üblichen gerüttelt Maß an Franco-Debilität, wenn man sich aber über eben diesen Punkt von Anfang an im klaren ist (und ich gehe davon aus, dass es sich relativ wenige Personen eine solche DVD völlig unbeleckt kaufen), kann man mit diesem Film schon seinen Spass haben – hier ergeben ein lausiges Script, hanebüchene „Dialoge“, Francos typischer langatmiger Regiestil und die dagegen gestellte kunstvolle Kameraarbeit ein mit Sicherheit nicht schlüssiges oder spannendes, aber auf bizarre Art einlullendes Gesamtwerk von eigentümlicher Faszination. Einsteiger in das Ouevre von Jess Franco sollten um Himmels Willen ihre Finger davon lassen und sich an die zugänglicheren deutschen „Star-Vehikel“ oder seine Erwin-C.-Dietrich-Periode halten, aber der fortgeschrittene Francophile findet hier eine Fundgrube an Skurrilitäten ohne die bedenklichen handwerklichen Anti-Qualitäten seiner späteren (ab ca. 1980) Megaheuler. Daher eine dezente Empfehlung für ebenjene Zielgruppe.

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 5


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments