Eine Armee Gretchen

 
  • Deutscher Titel: Eine Armee Gretchen
  • Original-Titel: Eine Armee Gretchen
  • Alternative Titel: Fräuleins in Uniforms | She-Devils of the S.S. |
  • Regie: Erwin C. Dietrich
  • Land: Schweiz
  • Jahr: 1974
  • Darsteller:

    Elisabeth Felchner (Marga Kuhn), Karin Heske (Eva Kuhn), Renate Kasche (Ulrike/Sigrid von Menzingen), Carl Möhner (Dr. Felix Kuhn), Helmut Förnbacher (Hauptmann Manteuffel), Alexander Allerson (Oberst Stett), Hasso Preiß (Major), Milan Beli (Aljoscha), Anne Graf (Stein), Birgit Bergen (Lageroffizier), Elke Boltenhagen (Claudia)


Vorwort

Weltkrieg Zwo neigt sich dem Ende entgegen und für’s Deutsche Reich sieht’s, wie auch die Geschichtsbücher lehren, nicht mehr ganz so prima aus. Mittlerweile werden auch Frauen zum Kriegsdienst verpflichtet, um als Flakhelferinnen oder Funkerinnen an der Front auszuhelfen. Die Begeisterung ist immer noch groß – was nicht zuletzt auch daran liegen kann, dass die holden Maiden durchaus mal gerne poppen würden, das begattungsfähige Männermaterial aber überwiegend in irgendwelchen Schützengräben rumliegt. Dr. Felix Kuhn ist zuständig für die Musterung der Rekrutinnen, aber da er allerhand medizinische Gründe findet, um die ein oder andere dienstuntauglich zu schreiben, bekommt er bald Besuch von der Gestapo, die ihm Wehrkraftzersetzung vorwirft und ankündigt, dass er sich demnächst an der Front in einer Strafkompanie wiederfinden werde, und zwar nicht etwa als Medizinmann, sondern ordinärer Panzerknacker. Und weil die Nazis ja die Sippenhaft wenn schon nicht erfunden haben, aber zumindest ganz doll finden, werden seine hübschen Töchter Eva und Marga zum Kriegsdienst eingezogen.

Schon auf dem Weg zum „Verteilungslager“ lernen die Mädels schnell den realen Schrecken des Krieges kennen – ihr Zug wird Opfer eines Luftangriffs, der allerdings selektiv nur die männlichen Uniformträger ins Gras beißen lässt. Im Lager angekommen versuchen die Grazien schnell, schneidige Kerle aufzureißen – die Lagerdisziplin wackelt bedenklich. Eva Kuhn wird als Flakhelferin an die Ostfront verschickt, während Marga, für den Funkdienst auserkoren, sich mit Ulla von Menzingen anfreundet, die wie sie selbst der allgemeinen Hurra-Begeisterung ihrer Kameradinnen nicht viel abgewinnen kann. Allerdings hat Ulla auch ein Geheimnis – in Wahrheit ist sie Ullas leukämiekranke Schwester Sigrid und will vor’m vorprogrammierten Abnippeln noch richtig was erleben. Darum schmeißt sie sich z.B. dem netten Hauptmann Manteuffel an den Hals und hält das für große Liebe, bis sie herausfindet, dass Manteuffel auch die Lageroffizierin beglückt. Fortan beschließt Ullasigrid, sich an höhere Dienstgrade zu halten.

Dieweil fällt Dr. Kuhn an der Front die wenig beneidenswerte Aufgabe zu, mit einer dezimierten Truppe und dem militärischen Äquivalent einer Tüte Ladykracher den Durchbruch der russischen Panzerarmee zu verhindern. Mit viel Glück und einer Prise Vaterlandsliebe (die beim Doktor allerdings dank akuter Zweifel am Endsieg nur noch mittelprächtig ausgeprägt ist) gelingt das vermeintliche Himmelfahrtskommando.

Eva Kuhn wird indes bei einem Fliegerangriff verletzt und, weil wer den Schaden hat, bekanntlich jeglicher Beschreibung spottet, von einem wohlmeinenden (hähä) Kameraden vergewaltigt. Schwer psychisch traumatisiert desertiert Eva, läuft aber schon wenig später einer Patrouillie über den Weg. Sie hat allerdings Glück, dass der örtliche Obergruppenführer ihr ihre Geschichte abkauft und sogar eine Bestrafung des Täters folgt.

Marga hingegen ist noch akuter lebensmüde und hat sich in eine Affäre mit einem russischen Partisanen gestürzt (wobei das „lebensmüde“ durchaus auch für den guten Aljoscha gelten mag). Ulla/Sigrid feiert währenddessen mit einem Oberst wilde Parties, obwohl der Iwan immer weiter vorrückt. Dann erhält Dr. Kuhn die Nachricht, dass die Russen ein Rudel deutscher Armeehelferinnen gefangen genommen haben. Das Wehrmachtskommando hegt wenig Interesse an einer Rettungsaktion, aber Kuhn stellt einen Freiwilligentrupp zusammen…


Inhalt

Ohne den Schweizer Erwin C. Dietrich wäre die Geschichte des deutschsprachigen Exploitationfilms deutlich kürzer (und es gäbe den Ascot-Filmverleih nicht, der uns seit Jahrzehnten schöne Stunden beschert) – Dietrich reanimierte nicht nur die nach Soledad Mirandas Ableben darniederliegende Karriere Jess Francos (man kann nun darüber streiten, ob das per se etwas gutes ist, aber die diversen Frauenknast- und Sexstreifen, die Franco in den 70er für Dietrich ablieferte, zählen zum höherwertigen Teil seines Ouevres. Man stelle sich vor, er hätte in der Zeit nur Ultraramsch für Eurociné drehen können… oder lieber nicht), machte Ingrid Steeger zum Sexsymbol, bescherte „Profi“ Lewis Collins eine Karriere als Star billiger Söldnerstreifen… Allerdings kennt man Dietrich überwiegend in seiner Funktion als Produzent, obwohl der Maestro auch ein unfangreiches Ouevre als Regisseur in seiner Vita stehen hat -überwiegend Erotikfilme, zumeist unter dem Pseudonym Michael Thomas.

Aber auch unter eigenem Namen inszenierte Dietrich, wobei nicht wirklich ein Schema erkennbar ist, welche Stoffe er unter Pseudonym, welche unter eigenem Namen fabrizierte. 1973 fiel es Dietrich – ein wenig seiner Zeit voraus, denn die große Zeit der Nazi-Exploitation begann ja erst ein Jahr später mit „Ilsa – She-Wolf of the SS“ und seinen zahlreichen italienischen Epigonen – bei, deutsche Geschichte geschmackssicher aufzuarbeiten. „Eine Armee Gretchen“ entstand nach einer Romanvorlage von Karl-Heinz Helms-Liesenhoff (wie sonst auch sollte der Autor eines solchen Stoffs heißen?), einem Schreiberling, der außer der in den 50er Jahren entstandenen „Gretchen-Trilogie“ (wo bleiben die Filmsequels? WO?) keine im Zuge einer extrem aufwendigen Review-Recherche (5 Minuten Google) auffindbaren Spuren hinterlassen hat. Ein Konsalik war Herr Helms-Liesenhoff also wohl eher nicht.

Es ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass Dietrich bei seiner Filmfassung auf akute Werktreue gesteigerten Wert gelegt hat (vielleicht hab ich irgendwann mal zehn Euro übrig und greife mir die antiquarische Romanausgabe, die ein amazon-Marketplace-Händler anbietet), sondern sie als taugliches Gerüst ansah, um daraus einen erbaulichen Unterhaltungsfilm zu stricken. Denn selbstverständlich liegt „Eine Armee Gretchen“ nichts ferner, als irgendwie eine ernstliche Auseinandersetzung mit heiklen Thematiken aus einer Zeit zu führen, die ein Großteil des anvisierten Publikums noch selbst erlebt hatte. Ideologiekritik ist also nicht zu erwarten (es muss reichen, dass wir mit Dr. Kuhn einen Protagonisten haben, der den Krieg irgendwie nich‘ so ganz doll findet, was aber auch daran liegen kann, dass die Deutschen am Verlieren sind) – als Ausgleich dafür haben wir eine ultrapatriotische Halbjüdin, deren leidenschaftliche Bewerbung für den Kriegsdienst eine lesbische Untergauführerin becirct. Hübsch.

Gut, man mag den Film (und vermutlich auch den zugrundeliegenden Roman) als Stimmungsbild sehen, wie sehr in gewisssen Bevölkerungsschichten auch um 1944 rum noch Kriegsbegeisterung vorhanden war. Die Mädchen sind allesamt mit Feuer und Flamme dabei (selbst die Kuhn-Töchter, die beim Transfer ins Lager nur kund tun, dass sie eigentlich lieber als Krankenschwestern an die Front gegangen wären), die Wehrmachtsoffiziere sind größtenteils anständige Kerle (womit der Film die Mär von der sauberen Wehrmacht aufgreift, woraus ich ihm aber nun keinen wirklichen Strick drehen will, denn das war ja – leider – bis vor verhältnismäßig kurzer Zeit noch weitgehend Meinungs-Mainstream), und der Gegner bleibt (bis auf den Partisanen Aljoscha) zumeist gesichtslos.

Strukturell ist der Streifen reichlich unausgegoren – durch die nicht weniger als vier Haupthandlungsstränge, die nach Lust und Laune auch noch mal weiter verzweigen können, wird die Sache schon von Haus aus relativ unübersichtlich, und da die kolportagehafte Schilderung, die weniger auf eine zusammenhängende Handlung denn auf die Schilderung einzelner exemplarischer Episoden ausgerichtet ist, oftmals Ereignisse, die man zum Verständnis des Plots eigentlich schon mal geschildert bekommen möchte, komplett weglässt, steht man manchmal vor neuen Storyentwicklungen wie der Ochs vorm Berg (als Beispiel sei das Finale, die Befreiung der gefangenen Mädchen, angeführt. Dass es sich bei dem Mädeltrupp um die Gruppe um Ulla und Marga handelt, bemerken wir erst, als wir die unter den nackten Grazien sehen – dass der ganze Tross irgendwann mal an die Front versetzt worden sein muss, hat man uns komplett verschwiegen, eine Szene weiter vorn waren die nämlich noch weit hinter der Front am Feiern mit den Granden). Durch die Verästelung fehlt es natürlich auch an einer richtigen Identifikationsfigur – Marga, Ulla und Eva mögen die Hauptpersonen sein, aber sie fallen oft für lange Sequenzen aus dem Raster, weil wir dann wieder bei uns recht unbekannten Personen sind (wie bei der Gruppe Mädchen, die sich schriftlich an Goebbels wendet, um endlich eingesetzt zu werden), und Felix Kuhn, so etwas wie der eigentliche Held der Plotte, nimmt sich auch lange Auszeiten.

Aber gut, das hier ist nicht „Schindlers Liste“, sondern ein kleiner Schnellschuss für die Bahnhofskinos – was da schon eher stört, ist der völlig uneinheitliche Ton des Films, der unbefangen zwischen Sexklamotte a la „Liebesgrüße aus der Soldatenhose“, harter Kriegsaction und „ernsthaftem“ Drama pendelt. Das fügt sich alles nicht wirklich zusammen, wenn wir, überspitzt ausgedrückt, in zehn Minuten erst sehen, wie zwei BDM-Girls ein paar Gefreite vom Fahrrad pflücken, damit sie mit denen rammeln können, dann eine „Bewährungskompanie“ verlustreich russische Panzer sprengt und dann die vergewaltigte Eva mit leerem Gesichtsausdruck mit zerrissenen Klamotten und blutüberströmt durch die polnische Pampa stapft. Das macht es für mich als Zuschauer schon ziemlich schwer, mich dem Film anzunähern, weil ich mich ständig frage: Soll ich jetzt über eine Vergewaltigung lachen? Oder über einen Luftangriff? Oder soll ich die Szene, in der die Funkhelferin ihren Offizier flachlegt, ernst nehmen? Ich will damit nicht sagen, dass das Sujet aus hochtrabend moralischen Gründen keine humorvolle Aufarbeitung hergibt – meine Güte, ich kann mich bei manchen „Hogan’s Heroes“-Folgen wegschmeißen vor Lachen, „Allo Allo“, eine britische Sitcom über ein Restaurant in Frankreich unter deutscher Besatzung, hat zum Brüllen komische Momente -, aber diese Tonartwechsel sind brutal, man könnte fast meinen, „Eine Armee Gretchen“ wäre im besten Joseph-Lai-Stil die Kannibalisierung eines „seriösen“ Kriegsdramas, in das man zur besseren Vermarktung alle zehn Minuten eine Sexszene reingeschnippelt hat.

Auf filmtechnischer Seite ist Dietrich nun sicher nicht der großartigste Regisseur der Menschheitsgeschichte, sonst wären ihm die strukturellen Probleme sicher auch aufgefallen, aber innerhalb der einzelnen Segmenten funktioniert sein unprätentiöser, geschäftsmäßiger Regiestil ganz gut – am „besten“ sicherlich bei den zwei großen Actionszenen (der Abwehr der Panzerkolonne und der Gefangenenbefreiung), aber wenn’s inszenatorisch hakt, dann eben daran, dass Dietrich mehr will, als dem Film gut tut. Sprich, eben todernste Elemente wie Evas Vergewaltigung oder (SPOILER) Aljoschas Erschießung einzubauen, obwohl der Streifen vom Grundton her wohl doch eher „leicht“ sein möchte (ein anderes Segment, das sich weder vom Ton noch vom Plot her wirklich einpasst, ist z.B. die dekadente Nazi-Party, in die Ulla verwickelt ist). Durch die zahlreichen Schauplatzwechsel ist das Tempo naturgemäß recht hoch, auch wenn sich – im Umkehrschluss – kein rechter Spannungsbogen einstellen will uns der Film nicht mit einem richtigen „Ende“ im Sinne des wrap-ups der verschiedenen Handlungsstränge aufhört, sondern mehr oder minder einfac h nach einem Segment abbricht und seine Charaktere einem ungewissen weiteren Schicksal überlässt.

Der betriebene Aufwand ist beachtlich – sicherlich konnte sich Dietrich, wie ich den alten Sparfuchs kenne – im Fundus ungefähr gleichzeitig produzierter Kriegsfilme bedienen (speziell natürlich was Kriegsgerät wie Panzer, Flakgeschütze, Flugzeuge etc. angeht), die Ausstattung ist beinahe schon übertrieben „liebevoll“ (kaum ein Raum, in dem nicht ein authentisch wirkendes Nazi-Propaganda-Plakat hängt). Nur ein paar Frisuren der Mädels kommen mir etwas zu modern vor…

Und nu Butter bei de Fische – ist „Eine Armee Gretchen“ ein Exploitationfilm? Hey, immerhin taucht er in Nazithon: Decadence and Destruction auf und der reißerische US-Titel „She-Devils of the S.S.“ verspricht ja auch allerhand Abgefeimtheiten! Sorry to disappoint, aber aus heutiger Sicht ist „Eine Armee Gretchen“ harmlos (und war auch 1973 sicher kein Schocker) – die Sexszenen sind deutlich weniger explizit (und auch deutlich kürzer) als im durchschnittlichen Lederhosen-Klopfer und richtigen Sleaze sucht man vergebens. Mehr als nackte Mädchen (mit Intimbehaarung, wie es der Väter Sitte war) hat der Streifen auf der Sleaze-Seite nicht zu bieten. Klar, ich kann verstehen, dass Ascot nicht unbedingt scharf drauf war, mit dem Ding heute nochmal zur FSK zu latschen, um sich ’ne Jugendfreigabe zu organisieren – die Zielgruppe für den Re-Release braucht keine FSK 16, die ansonsten, auch mit allerlei Nazi-Symbolik, völlig problemlos wäre (und natürlich wurde ich prompt eines besseren belehrt – die FSK 18 IST eine Neuprüfung, nachdem der Streifen von 1983 bis 2008 indiziert war. Indiziert! Bei der Neuprüfung muss das Gremium aber auch ’nen schlechten Tag gehabt haben.)

Die Darsteller sind durchweg routinierte Leute aus der zweiten bis dritten Reihe – Elisabeth Felchner war in hektischen fünf Jahren von 1970 bis 1974 in zahlreichen Softsexklamotten wie „Frau Wirtin treibt es jetzt noch toller“, „Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut“ oder „Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd“ mit von der Partie, ihre Filmschwester Karin Heske hatte sich sogar schon in Schlagerfilmen wie „Wenn man Baden geht auf Teneriffa“ oder „Unser Doktor ist der beste“ verdingt, ehe sie sich auch auf Sexfilme wie „Krankenschwestern-Report“ oder „Auch Ninotschka zieht ihr Höschen aus“ verlegte. Renate Kasche (Ulla) spielte schon neben Lilo Pulver in „Kohlhiesels Töchter“ und anderen Heimatfilmen, erkannte in den 70ern aber auch das Potential von, eh, Erwachsenenunterhaltung und gab sich in zwei „Josefine Mutzenbacher“-Filmen die Ehre, kuckte in der „Laß jucken, Kumpel“-Reihe vorbei, spielte eine tragende Rolle in „Lady Frankenstein“ und kann sogar einen kleinen unkreditierten Auftritt in der „Black Emanuelle“-Reihe vorzeigen (als „masturbierende Rothaarige“ in „Emanuelle in America“. Credits, auf die frau sicher stolz ist…). Carl Möhner (Dr. Felix Kuhn) feierte in den 50ern Erfolge mit „Rififi“, „Die Geierwally“ und dem kuriosen Heimatfilm „Zurück aus dem Weltall“, trieb sich in den 60ern gerne mal in Italo-Western herum (und sammelte Horror-Erfahrung in dem Adrian-Hoven-Schinken „Blutrausch der Vampire“). „Manteuffel“ Helmut Förnbacher („Heintje – Einmal wird die Sonne wieder scheinen“, „St. Pauli Nachrichten: Thema Nr. 1“, „Parapsycho – Spektrum der Angst“) ist bis heute gefragter TV-Akteur, Alexander Allerson (Oberst Stett) kennt der geneigte Prügelfilmfan vielleicht aus „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ oder „Mein Name ist Nobody“, man sieht ihn aber auch im schrägen Heinz-Rühmann-Schwank „Die Ente klingelt um halb acht“, „Die Luftschlacht um England“ und einigen „Hausfrauen-Reports“.

Bildqualität: Die von Ascot unter dem hochgestochenen „Cinema Treasures“-Banner veröffentlichte BluRay bringt den Film so gut es eben geht – 1.85:1-Widescreen, schöner Print, frei von Verschmutzungen oder Defekten, aber halt, wie kann es anders sein, merklich 40 Jahre alt. Man muss aber auch mal loben können – vor ein paar Jahren noch schmiss Ascot Backprogramm-Titel, wenn’s sein musste, schon mal als lausige VHS-Rips auf den Markt (man erinnere sich z.B. an die grausige „House“-DVD), dass jetzt auch solche Titel ordentlich digital entrümpelt und remastered werden, damit sie auch auf einem Flatscreen anständig aussehen, ist schon eine gute Sache.

Tonqualität: Deutscher Ton in DTS-HD 2.0, dazu gibt’s englische, italienische und französische Synchronfassungen in DTS-HD 2.0 Mono, falls man des teutonischen Idioms nicht mächtig sein sollte. Qualitativ ist der Ton praktikabel, aber auch nciht mehr.

Extras: Als Bonusmaterial gibt’s Trailer, Bildergalerie, einen Audiokommentar sowie ein neues Video-Interview mit Nebendarstellerin Birgit Bergen.

Fazit: Wer Exploitation-Sleaze a la Jess Franco erwartet (was bei der Dietrich-Connection ja nicht der allerabwegigste Gedanke ist, auf den man kommen kann), ist hier auf dem falschen Dampfer. Mit „Eine Armee Gretchen“ bekommt man als Zuschauer eine seltsame Mixtur aus augenscheinlich ernst gemeintem Kriegsdrama und harmloser Nackedei-Sexklamotte, die sich nie zu einem schlüssigen Gesamtbild verbindet. Militär-Sexkomödien sind nun auch nichts grundlegend neues (ich erinnere an den beim Basterds’14 gelaufenen Trailer für den französischen Schwachsinn „Die Büstenhalter-Kompanie“), aber selten hab ich einen Film gesehen, der so innerlich zerrissen ist und dabei nicht aus unterschiedlichen „Quellfilmen“ zusammengestückelt wurde. Trotzdem mag ich den Streifen nicht endgültig verreissen, denn auch wenn er dramaturgisch unbefriedigend ist, hat er seine Momente (zumeist in den ernsten Passagen) und dank seines hohen Tempos auch eine ziemliche Energie (auch wenn die letzlich nirgendwo hinführt). Ob man mit „Eine Armee Gretchen“ Spaß hat, hängt sicherlich auch davon ab, ob man das Setting geschmackvoll findet (zumal der Film eben schon deutlich bemüht ist, nicht durch übertriebene Ideologiekritik Anstoss bei „Dabeigewesenen“ zu erregen), aber summa summarum trifft’s am Ende ein Douglas-Adams-Bonmot am besten: „Größtenteils harmlos“.


mm
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