- Deutscher Titel: Ein Supertruck auf Gangsterjagd
- Original-Titel: Twister's Revenge!
- Regie: Bill Rebane
- Land: USA
- Jahr: 1987
- Darsteller:
Dean West (Dave), Meredith Orr (Sherry), David Alan Smith (Kelly), R. Richardson Luka (Bear), Jay Gjernes (Dutch), Tena Murray (Lulu), Bill Dexter (Kellys Vater), J. Worthington Kratz (Kellys Mutter), Marvin Berg (Opa), Mitzi Kress (Oma), Don Paul (Sherrys Vater), Liz Gray (Sängerin), Angel Rebane (Tänzerin)
Vorwort
Dave hat eigentlich alles, was ein moderner Südstaaten-„Cowboy“ zum Leben braucht – Sherry, seine attraktive Freundin, die zudem noch einen stinkreichen Vater hat UND Computerexpertin ist, und einen Monster Truck namens Twister, den Sherry mit modernster Computertechnologie im Wert von 200.000 Dollar so aufgemotzt hat, dass Dave beim Demolieren von Autowracks in der Arena nicht mal mehr eine Hand ans Lenkrad legen mus. Leider hat er auch eine große Klappe und bindet die Werthaltigkeit seiner Truck-IT ungefragt jedem windschiefen Mechaniker ans Bein – kein Wunder, dass der fiese kleine Kelly und seine Komplizen, der große, dafür aber doofe Bear und der nicht wesentlich intelligentere Dutch, den Plan fassen, die Technik zu klauen und an einen zahlungskräftigen Abnehmer zu verhökern.
Nachdem dieses Unterfangen aber geradezu schändlich dilettantisch scheitert, ersinnt Kelly Plan B: noch mehr wert als der diverse Computerschrott müsste ja wohl, eingedenk ihres reichen Papas, Sherry selbst sein. Direkt aus der Hochzeitsnacht heraus wird Sherry gegirlnappt. Rachedurstig packt Dave seine Schrotflinte aus, doch wer redet ihm da ins Gewissen: Twister, dessen künstliche Intelligenz mittlerweile echtes Bewusstsein entwickelt hat, und dem völlig klar ist, dass der blöde Mensch die Sache vermutlich nur noch schlimmer macht. Unter Twisters fachkundiger Anleitung (und einem von Sherrys Paps gesetzten Zeitlimit) macht sich Dave daran, die Entführer zu ermitteln und ihnen mit dem intelligenten Monster Truck Hören & Sehen vergehen zu lassen, ehe diese die in einer Mine versteckte Sherry mittels einer Zeitbombe hops gehen lassen…
Inhalt
Das Schöne (neben dem Preis) an Boxen wie der von mir schon im letzten Review (Der Teufel hat sieben Gesichter, falls Ihr das schon vergessen haben solltet) erwähnten „Drive-In Classics“-Sammlung ist, dass man selbst als langjähriger Filmfan mit tausenden gesehener Streifen unterschiedlichster Qualität am Gürtel immer noch dutzendweise Filme entdeckt, die man nicht nur noch nicht gesehen, sondern von denen man gar nicht mal erst was gehört hat… „Twister’s Revenge!“ (nur echt mit dem Ausrufezeichen) ist so ein Fall, und dann gleich einer, der schon allein aufgrund seines Machers verdient hat, hier verewigt zu werden. Der unabhängige Autorenfilmer (ähm) Bill Rebane genießt unter Trash-Affectionados weltweit höchsten Ruhm aufgrund seines magnum opus „Angriff der Riesenspinne“ (der u.a. von Stephen King in „Danse Macabre“ gewürdigt wurde und von mir aufgrund des kreativen Spezialeffekts, die titelgebende Riesenspinne von einem getarnten VW Käfer spielen zu lassen, zutiefst verehrt wird; dass es bei dieser Ingeniosität nicht mehr für die ordnungsgemäße Anzahl Arachnidenbeine reichte – die Käferspinne musste mit sechs auskommen – ist da kein Hinderungsgrund).
Auch wenn Rebanes Spinnenfilm zweifellos derjenige ist, für den man sich dereinst mal an ihn erinnern wird, so war’s bei weitem nicht sein einziges stolzes Lichtspielwerk. Schon sein 60er-Jahre-Machwerk „Monster A Go-Go“ (das er allerdings nicht vollendete und von H. G. Lewis himself bearbeitet sowie in die Kinos gebracht wurde) wurde sogar von den MST3K-Profis gefürchtet (bis sie Manos – The Hands of Fate ansichtig wurden, hielten sie den für den schlechtesten von ihnen gezeigten Film), und in den 70er bis 80er Jahren lieferte er regelmäßig unterbelichteten Stoff für die Drive-Ins ab (und half auch unserem Freund Ulli Lommel beim Totentanz der Hexen ein bisschen).
Meister Rebane war hauptsächlich im Horror-Genre tätig, aber in den 80ern, als die Autokinos nun wirklich in den letzten Zügen lagen und man sich den Horrorkrams bequem in der Videothek ausleihen konnte, musste er sich ein anderes Gimmick ausdenken. Südstaatler lieben doch ihre Monster Trucks? Und war nicht gerade „Knight Rider“ ein Hit im Fernsehen? Und wenn man das ganze auf lustig macht, müssten doch ganze Heerscharen von Rednecks mit ihren Trailer-Park-Schlampen in die Drive-Ins stürmen und Rebane $$$ in die Kassen spülen? Das, denke ich, war Bills grundlegendes Konzept und gleichzeitiger Trugschluss, denn leider Gottes hatte er bei dieser Gleichung den Umstand übersehen, keinerlei Talent zum Filmemachen mitzubringen…
Das Resultat ist eine unlustige Komödie. Nun gibt es meiner bescheidenen Ansicht nach zwei Arten von unlustigen Komödien, hm, eigentich sogar drei – diejenigen, die den Zuschauer mit Furz- und Rülpsgags behelligen und ins Gesicht schreien „das ist jetzt LUSTIG, du Depp, also lach verdammt nochmal“ („Scary/Date/Epic/Superhero Movies“, ich rede mit euch), die, die einfach behaupten, eine Komödie zu sein, ohne auch nur die geringten Anstalten zu machen, etwas ansatzweise Lustiges zu zeigen, und diejenigen, die sich elendigich Mühe geben, lustig zu sein, aber mit atemberaubender Konsequenz bei jedem einzelnen Gag spätestens bei „0,78 Lustig“ (wobei 1 Lustig = 1 Lacher) hängenbleiben. „Twister’s Revenge!“ (der sogar schon in seinem Titel, bei dem man ja zunächst mal daran denke könnte, es wäre eine Verfilmung des ach-so-lustigen Partyspiels, das meines Erachtens nur erfunden wurde, um besoffenen Studenten u.ä. eine Ausrede zu geben, das andere Geschlecht zu befummeln, einen Fehler einzubauen – der Monster Truck heißt nämlich, wie im Film klar und deutlich zu lesen ist „Mr. Twister“) fällt in die letztgenannte Kategorie. Wie man im Englischen so schön und einfach nicht wirklich griffig übersetzbar sagt: „This movie tries awfully hard to be funny“ – und hat am Ende doch nicht einen einzigen Lacher zu bieten.
Die notwendigen Stereotypen für eine low-brow-comedy sind vorhanden – ein nutzloser Held, ein „wisecracking“ Sidekick in Form des elektronischen Truckmonsters, ein stets derbe daneben gehende Ränke schmiedender Fiesling und seine verblödeten Partner, da müsst’s normalerweise mit dem Teufel zugehen, um das nicht irgendwie lustig hinzubiegen, aber Rebane und seine Mit-Autoren William Arthur und Larry Dreyfus (die ansonsten an einem bzw. zwei von Rebanes viertklassigen Horrorversuchen mitschroben) bringen’s ein uns andere Mal fertig, einen Gag eigentlich ganz tauglich vorzubereiten und ihn dann entweder mit Schmackes an die Wand zu fahren oder einfach zu vergessen, dass eine Pointe every now and then für eine Komödie gar nicht mal so dämlich wäre; jede Situation, die selbst ein durchschnittlicher Sat.1-Comedy-Autor zumindest mit einem leichten Schmunzler abschließen würde, läuft bei „Twister’s Revenge!“ schlicht aus oder wird zu Tode aufgebauscht (ein Typ, der nicht weiß, wo links und rechts bzw. Nord und Süd ist, kann ja mal einen kurzen Gag wert sein, aber eine komplette zweiminütige Dialogszene darauf aufzubauen, ist einfach Tinnef und, read after me, nicht LUSTIG – der running gag, Baers „Freundin“ den GANZEN FILM über vor Twister davonrennen zu lassen, der ist bei der zweiten Einblendung so tot, dass man einen Zombiefilm draus machen sollte).
Ein weiteres großes Manko neben der prinzipiellen Tumbheit des Scripts ist die Tatsache, dass Meister Rebane seinem Gimmick, dem sprechenden, intelligenten Supertruck, einfach nicht traut bzw. nicht weiß, was er damit anfangen soll. „Mr. Twister“ (übrigens ein „echter“ Monstertruck, der in der entsprechenden Championship der USHRA aktiv war) macht kaum etwas, was ein nicht computergesteuerter KI-Truck nicht auch könnte (wenn man schon mal höflich über die grundsätzliche Frage hinwegsieht, wozu ein Truck, dessen prinzipielle Aufgabe darin besteht, Schrottautos platt zu machen, eine Computersteuerung braucht); gut, er fährt ab und zu mal ohne Fahrer rum (das könnte ein „normaler“ Heldensidekick aber auch übernehmen) und reißt doofe Sprüche (vom Kaliber „Tut’s weh?“ – „Nur wenn ich schalte“. Ahaahahaha.). Die „Überlegenheit“ der Computerintelligenz (auf der der Truck im Film gerne herumreitet) ist, obwohl Held Dave wirklich keine Leuchte ist, kaum zu bemerken, ganz im Gegenteil. Twisters „genialster“ Einfall ist es, nachdem man erfolgreich die Heimstätten zweier Entführer niedergewalzt hat, dies nun auch mit der Hütte des Dritten zu machen (obwohl bezeichnend ist, dass dem menschlichen Helden dies NICHT eingefallen ist), dagegen erhalten sie die einzige verwertbare Information, die Dave und Twister herausbekommen (mehr brauchen sie auch nicht, weil Kelly und seine Spießgesellen offensichtlich als Entführer stadtbekannt sind), dadurch, weil Dave einem Informanten seine Schrotflinte vor den Riechkolben hält. Don’t need no AI for that, no Sir!
Jaja, ich weiß, man kuckt diese Filme nicht der guten Story wegen usw. usf. Dachte sich auch Rebane und beendete den „Story“-Part dann auch schon nach gut 30 Minuten, der Rest besteht dann nur noch daraus, dass Dave mit Twister irgendwelche Verstecke oder Häuser der Bösewichter (oder der Einfachheit halber derjenigen, die das garstige Schicksal getroffen hat, mit denen verwandt zu sein) planieren, die Bösen verfolgen oder von ihnen verfolgt werden, yadayadayada. Think „Ein Duke kommt selten allein“ mit ’nem Monster Truck und ohne ein schnittiges Frauenzimmer zum Anschmachten (weil Sherry über 90 Prozent der Laufzeit gefesselt und geknebelt in der Mine hockt), und du weißt ungefähr Bescheid.
Immerhin muss man Rebane attestieren, dass er für seine Verhältnisse wohl ausnahmsweise mal wirklich richtiges GELD ausgeben konnte. Und das investierte er sinnvollerweise in überraschend voluminöse Zerstörungsorgien – Mr. Twister darf richtig viel kaputt machen (Autos & Häuser, vor allem), und im Showdown packt Rebane als Kontrahenten für den Truck einen leibhaftigen Panzer aus, der seinen Teil zur Autozerstörung beiträgt und sogar pyrotechnischen Budenzauber zu verantworten hat. Damit war nicht unbedingt zu rechnen, denn in der Auftaktphase des Films, als Dave mit seinem Truck gegen konkurrierende Monster Trucks wie „First Blood“ und „Kodiak“ antritt, sieht’s verdächtig so aus, als wäre Rebane dazu von „Twister“-Besitzer und -Fahrer David Staszak dazu verdonnert worden, die Kalesche wie das sprichwörtliche rohe Ei zu behandeln. Im weiteren Filmverlauf wird die Kiste aber dann doch ganz schön gescheucht… Nichts davon dürfte jemanden beeindrucken, der mehr als eine halbe „Knight Rider“-Folge gesehen hat, aber ich respektiere, dass Rebane – auch in dieser Hinsicht – wirklich *versuchte*, seinem Publikum die Schauwerte, die eine Monster-Truck-Actionkomödie von Haus aus verspricht, wirklich zu liefern (natürlich ist der Truck allein, der u.a. während der Fahrt seine Motorhaube bzw. die Ladefläche hochklappen kann, durchaus cool).
Handwerklich ist das einigermaßen erträglich und keine Stümperorgie wie der zwölf Jahre ältere Arachniden-Schmonzes und – da Rebane nach der dreißigminütigen Set-up-Phase ja schlechterdings umgehend zum ausgewalzten Showdown schreitet, ähnlich wie H.B. Halicki in Auf dem Highway spielt die Polizei verrückt – auch recht temporeich, aber kein wirklicher Hingucker, eher ein „Nebenherhintergrundberiesler“, wer allerdings mal nicht genau hinschaut, verpasst ein-zwei völlig surreale Momente in einer Bar-Szene: während des (für die Handlung komplett uninteressanten, aber halt drei Minuten füllenden) Auftritts einer, äh, vollschlanken Sängerin, die einen eher schauerlichen New-Wave-Song (nicht gerade das, was in Redneck Country massig Airplay finden sollte) herunterholzt, zeigt uns Rebane völlig zusammenhanglos einen Barmann mit Tierkopf (?) und einen Schwung Bargäste in Gasmaskenoutfits… err, seriously, Bill, WHAT THE FUCK?!?!?!?!?
Minuspunkte auf der technischen Seite gibt’s für die verbesserungsfähige Nachsynchronisation, in der oft genug Leute reden, die’s im Bild ersichtlich nicht tun oder nicht tun können (Dutch dürfte z.B. damit überfordert sein, in sein walkie-talkie zu quatschen, wenn er beide Hände am Lenker seines Motorrads hat), dafür aber – als Ausgleich, vermute ich – einige *sichtbare* Dialoge auf der Tonspur unbemerkbar bleiben…
Der Soundtrack orientiert sich interessanterweise weniger am zu erwartenden Country-Gedudel denn am herkömmlichen (aber qualitativ minderwertigeren) 80er-Jahre-Pop.
Warum der ganze Schmarrn in der (wider meiner Erwartung tatsächlich existenten) deutschen Fassung ab 16 freigegeben ist, weiß keiner – zwar werden Häuser und Autos zu Briefmarken verarbeitet und Dynamit gezündet, aber das Schlimmste, was irgendein Beteiligter davon trägt, ist ein verrußtes Gesicht, egal, ob gerade das Haus über ihm zusammengestürzt ist oder zwanzig Zentimeter links von ihm eine Bombe explodiert ist – absolut harmlos (und trotzdem und TROTZ der 16er-Freigabe in der deutschen Videofassung auch noch um ein paar Minuten gekürzt. Sachen gibt’s…).
Schauspielerisch wird die Dünnbrettbohrer-Abteilung geboten. „Star“ Dean West (der ansonsten nur noch in Rebanes ebenfalls 1987 entstandenem Slasher „Blood Harvest“ mit Novelty-Song-Ikone Tiny Tim in der Hauptrolle spielte) ist eine Trantüte ersten Ranges, ohne Timing, ohne Charisma.
Meredith Orr ist nett anzukucken, verbringt aber die größte Zeit des Films damit, gefesselt und geknebelt herumzusitzen, David Alan Smith, der einzige Akteur, der etwas mit geringfügiger Ähnlichkeit zu einer Karriere aufweisen kann (er spielte in „Feeling Minnesota“ und „How to Get the Man’s Foot Outta Your Ass“ und wird im demnächst kommenden „Not Another Not Another Movie“ mit von der Partie sein), ist als fieser Giftzwerg Kelly lebhaft, hat aber kaum komisches Material, R. Richardson Luka erhebt die notorische Unlustigkeit tumber Riesen zu einer wahren Kunstform, Jay Gjernes (Bit-Parts in „Ein einfacher Plan“ und „Factotum“) ist physisch anwesend.
Bildqualität: Mill Creek Entertainment bringt den Film in wieder einmal recht schauerlichem Vollbild von bestenfalls knapp unterdurchschnittlichen Schärfe- und Kontrastwerten, einigen Defekten und Verschmutzungen und dem wieder des öfteren eingeblendeten Firmenlogo…
Tonqualität: Der englische Mono-Ton, der von Haus aus ziemlich verrauscht und dumpf, aber noch einigermaßen brauchbar ist, nervt etwa ab Halbzeit mit einem ausgesprochen lästigen „Zerhacker“-Effekt (schriftlich dargestellt unungefähähär sohohoho), der einem die Laune schon verhageln kann.
Extras: Zip.
Fazit: „Twister’s Revenge!“ ist mal wieder ein Fall für den besonderen Stapel – die Sorte Film, die mich nicht wirklich unterhalten hat, der ich’s aber nicht so übel nehmen kann wie ich eigentlich sollte, weil ich erkenne, dass sein Macher, in diesem Fall Bill Rebane, es wirklich *versucht* hat, alle Register seines (beschränkten) Könnens zog, um einen lustigen, actiongeladenen Streifen zu drehen, aber einfach an seinem mangelnden schreiberischen und inszenatorischen Talent scheitern musste. Das ist mir, obwohl das Endresultat trotzdem natürlich bestenfalls vergessenswerter Kappes ist, noch sympathischer als Werke von Leuten, die’s besser können müssten, aber sich nicht die Mühe geben (siehe: Lommel, Ulli). „Twister’s Revenge!“ ist kein guter Film – dass Rebane und seine Leute nach Kräften bemüht waren, einen guten bzw. zumindest lustigen Film zu machen, ist allerdings nicht zu übersehen. Das verdient Respekt (jedoch nicht unbedingt persönliche Inaugenscheinnahme). For hardcore Monster Truck fans only!
2/5
(c) 2009 Dr. Acula
Review verfasst am: 09.09.2009