Ein Halleluja für Django

 
  • Deutscher Titel: Ein Halleluja für Django
  • Original-Titel: La più grande rapina de West
  • Alternative Titel: The Greatest Kidnapping of the West | Halleluja for Django | Django - Tag der Rache | Django - Tag der Vergeltung | Djangos Rache |
  • Regie: Maurizio Lucidi
  • Land: Italien
  • Jahr: 1967
  • Darsteller:

    George Hilton (Billy „Rum“ Cooney/Django Cooney), Walter Barnes (Jarret aka Thomas Clay), Jack Betts (Santo/David, als Hunt Powers), Sarah Ross (Mara), Erika Blanc (Jenny), Mario Brega (Yanaro), Jeff Cameron (Mark), Enzo Fiermonte (Sheriff Martin Cooney), Katia Christine (Katie O’Brien), Tom Felleghy (Sheriff Ray Norman), Luciano Rossi (Astola), Luigi Casallato (Bartender), Salvatore Borghese, Rik Boyd, Luciano Catenacci (Jarrets Gang)


Vorwort

Die Bande des Outlaws Jarrett erleichtert die Bank von Middletown um Goldmünzen im Wert von satten 500.000 Dollar, nicht zuletzt dank eines gekonnten Ablenkungsmanövers durch den falschen Gottesmann David und seine (hohle und als Transportbehälter für die Beute fungierende) Statue des Heiligen Adebar…

Fünf Tage später trifft die Gang sich im langweiligen Provinzkaff Poorland, um dort auf einen indianischen Scout zu warten, der – wie üblich – die ganze Blase nach Mexiko schmuggeln soll, wo die Beute dann zur Verteilung ansteht. David allerdings spielt falsch und legt den Scout heimlich um.

Poorland ist auch das Geläuf des nichtsnutzigen Tagediebs Django (Billy im Original), dessen älterer Bruder der örtliche Gesetzeshüter ist und den Jüngeren gerne mal prophylaktisch im Knast übernachten lässt (was nicht so schlimm ist, da Django weiß, wie er aus der Zelle rauskommt, und sei’s nur, um sich ein Fläschen Rum zu organisieren und danach wieder selbst einzuschließen).

Nun, als Jarrets Gang vollständig eingetroffen ist, besteht ihre erste Amtshandlung darin, den Sheriff umzulegen und sich zu den neuen Herren der Stadt auszurufen, zumindest solange, bis der Indio ankommt. Der lässt aus verständlichen Gründen auf sich warten, was für Unruhe innerhalb der Gang sorgt. So mancher würde gern an Ort und Stelle teilen und dann verduften, doch nicht zuletzt David plädiert für Geduld und Spucke. Wie Django und sein Freund Mark beim Versuch, Pferde für einen Durchbruch zum nächsten Pferd zu organisieren, zufällig mithören, auch aus gutem Grund. David und Jarrets Schnalle Mara stehen sich ziemlich nahe, aber David liebt nicht nur das Mädel, sondern auch das Gold und möchte das herzlich gern mit niemandem teilen, und aus diesem kühnen Grunde die ganze Gang hier in Poorland ausknipsen. So nimmt er auch mit Freuden zwei Ganoven, die Django umlegt, vor Jarret auf seine Kappe – die zwei wollten eh mit dem Gold stiften gehen, insofern nimmt Jarret das nicht krumm.

Django, der sein informelles Hauptquartier vermeintlich sicher eingeschlossen in der Gefängniszelle eingerichtet hat, wird von David als potentieller Verbündeter ausgemacht. Da Django aber aus allgemeinen Rachegründen auch David umlegen will, muss der falsche Mönch den braven Mann erst mal tüchtig motivieren, in dem er dem grobschlächtigen Giovanni weismacht, er könne bei Jenny, Djangos Freundin, landen. Django sieht sich zum Eingreifen genötigt – und das Zweckbündnis steht…


Inhalt

Nochmal ein Django-in-name-only, dessen Umtitelung mal wieder auf das Kerbholz deutscher Titelverbrecher geht. „Ein Halleluja für Django“ hieß der Streifen im Kino, nun auf DVD nennt er sich „Django – Tag der Rache“ und liegt, wie es nun auch keine Ausnahme darstellt, nur in einer heftig gekürzten 85-Minuten-Version vor, da fehlen zur vollständigen Fassung gut 20 Minuten. Aber nun ja, man ist es ja gewohnt, dass man bei Italowestern der zweiten und dritten Liga keine Deluxe-Criterion-Fassungen vorgesetzt bekommt, sondern das nehmen muss, was man kriegt, und sei’s von Best Entertainment und ähnlichen auf hochwertige Qualitätsprodukte fixierten Unternehmen.

Regisseur Maurizio Lucidi ist keiner der ganz großen Namen des Italo-Kintopps, obwohl er in einer vielzahl von Genres seine Spuren hinterließ – er inszenierte u.a. das lesser Bud-Spencer-Vehikel „Der Dicke in Mexiko“, die Actionthriller „Abrechnung in San Francisco“ und „Die Diamantenpuppe“ und fummelte auch unkreditiert am gefürchteten „Nosferatu in Venedig“ herum. Sowas wie eine echte Handschrift sucht man bei Leuten wie Lucidi vergebens, aber sie sind eben Profis genug, um halbwegs ansehbare Arbeit vorzulegen, was immer man ihnen an Drehbüchern vor den Latz knallt.

„Django – Tag der Rache“ (ich bleib mal bei dem Titel, unter dem sich der Film bei mir vorstellte) ist keiner dieser ganz düsteren nihilistischen Western, sondern erlaubt sich auch leichtgewichtigere Momente, die die deutsche Synchronfassung durch die ein oder andere Witzelei (ohne ganz in Rainer-Brandt-Gefilde abzutauchen) unterstreicht. Da wird eine Prügelei zwischen Django und Mark schon mal unterbrochen, weil plötzlich ein hübsches Mädchen vorbeidefiliert, Django büxt, wie oben schon beschrieben, aus seiner Gefängniszelle aus, um seinen Bölkstoff zu holen und sperrt sich danach wieder ein, oder es gelingt Django gewitzt, die Jarret-Bande zu zwangsfreiwilligen Mitgliedern einer Posse, die die Bankräuber (mithin also die Gang selbst) verfolgt, zu machen.

Obschon die Story in ihrer Grundidee lediglich zwei übliche Genre-Tropes, die Rachegeschichte und die Outlaws, die sich gegenseitig übers Ohr hauen wollen, kombiniert, wirkt dieser Mix überraschend frisch, was vor allem daran liegt, dass das Buch recht lange offen hält, was David eigentlich wirklich will, und auch nach der Enthüllung mit der Zweckgemeinschaft David/Django gegen Jarret und die Gang ein recht originelles Szenario bietet; erst recht, weil der Film die Handlung an einem Ort konzentriert und nicht auf die üblichen Verfolgungs-Klischees bauen muss. Die Kürzungen der deutschen Fassung fallen nicht auf, der Film wirkt auch in der 85-Minuten-Fassung rund, und vielleicht gerade durch die Cuts bleibt das Tempo, das ansonsten gerade durch die Limitierung auf eine Haupt-Location gebremst hätte werden können, überraschend hoch – obwohl es gar nicht sooo viel an Action und Shoot-outs gibt (was geboten wird, ist aber durchaus passabel gelöst).

Handwerklich gibt’s nicht viel zu meckern – bis auf ein paar nun wirklich hysterische day-for-night-Aufnahmen, bei deren Anblick Jess freakin‘ Franco vor Scham tot umgefallen wäre…

George Hilton („Der Schwanz des Skorpions“, „Stoßgebet für drei Kanonen“, „Der Teufel hat sieben Gesichter“) liefert eine engagierte Vorstellung ab und harmoniert auch gut mit Jack Betts aka Hunt Powers („Django und Sartana kommen“, „Adios Companeros“), der ebenfalls eine motivierte Performance bietet. Walter Barnes, verdienter character actor, der auch öfters mal mit Clint Eastwood zusammenarbeitete („Ein Fremder ohne Namen“, „Der Gehetzte der Sierra Madre“, „Elliot, das Schmunzelmonster“) ist ein durchaus charismatischer Bösewicht. Mit Jeff Cameron („Der Dicke ist nicht zu bremsen“, „Sartana – Im Schatten des Todes“) gibt sich als Mark noch ein weiterer Italowestern-leading-man die Ehre, und in Jarrets Gang findet sich auch der unvermeidliche Sal Borghese.

Die Damenwelt wird vertreten durch Sarah Ross („Der Boss stirbt noch vor 12“, „Blutige Dollars“) und Euro-Trash-Kämpin-par excellance Erika Blanc („Die Grotte der vergessenen Leichen“, „Hexen geschändet und zu Tode gequält“), die beide nicht viel zu tun haben, aber sich immerhin einen Catfight liefern dürfen.

Bonuspunkte verdient sich der Film für eins der happysten Happy Ends, das sich mir bei einem Italowestern bislang geboten hat…

Gewarnt sei allerdings vor der DVD aus dem Best/Great Movies-Umfeld – der 2.35:1-Print im 4:3-Letterbox-Format lässt sich zwar aufzoomen (aber auch nur auf Windowbox-Darstellung) und wird dann schon ziemlicher Pixelbrei, der keinen Kontrast aufweist, von dem er wüsste, und ab und an auch mit ordentlichen Farbschwankungen „brilliert“.

Als Film allerdings ist „Django – Tag der Rache“ passable Genre-Unterhaltung – kein Highlight des Genres, aber ein flotter Western-Spaß mit gut aufgelegten Darstellern und der ein oder anderen originellen Idee.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


mm
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TomHorn
TomHorn
7. Juli 2017 23:02

Lucidi kurbelte auch den recht kompetenten „Der Todesengel“ mit uns Tomas Milian runter.