Eden Log

 
  • Deutscher Titel: Eden Log
  • Original-Titel: Eden Log
  •  
  • Regie: Franck Vestiel
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Clovis Cornillac (Tolbiac), Vimala Pons (Botanikerin), Zohar Wexler (Techniker), Sifan Shao (Techniker), Arben Bajraktaraj (Techniker)


Vorwort

Ein Mann erwacht in einer Höhle, matschüberströmt und ohne Gedächtnis. Er entdeckt ein künstliches Korridorsystem und einen Computer, der ihn als neuen Bürger von „Eden Log“ begrüßt, trifft auf einen Mann, der offenbar unfreiwillig eine Symbiose mit einer Pflanze eingegangen ist, und weiß genauso wenig wie der geneigte Zuschauer, was los ist. Zumindest eins scheint klar – eine geheimnisvolle Organisation, eben „Eden Log“, scheint in diesem Tunnelsystem eine mysteriöse Pflanze auszubeuten, deren Saft die Energieprobleme der Welt zu lösen imstande scheint. Arbeiter waren unterirdisch mit dem Abbau des Safts beschäftigt, mit der Aussicht, nach langem Arbeitsdienst als Bürger ins Paradies der oberirdischen Stadt aufgenommen zu werden. Doch irgendetwas ging schief – eine Revolte unter den Arbeitern vielleicht? Jedenfalls werden die Schächte von mordgierigen Mutanten bevölkert.
Nach der Begegnung mit einem verschrobenen Techniker trifft der Mann auf eine Frau, mit der er, nachdem er sie erst mal vergewaltigt hat (und sich das selbst als romantische Liebesszene eingebildet hat), versucht, weiter in Richtung Oberfläche vorzudringen – verfolgt von den Mutanten und bedrängt von bewaffneten Soldaten, die sichtlich damit beauftragt sind, alles, was von unten kommt, unten zu halten…


Inhalt

Falls Ihr nicht gerade über Google, OFDb o.ä. hierher stolpert, kennt Ihr mich – ich bin, was Filme angeht, hartgesotten. Ich kämpfe mich mit Freuden durch noch den dreihundertölfzigsten Monster-of-the-Week-Film des SciFi-Channels, ich habe Schnaas, Rose und Taubert ertragen (wenn auch nicht klaglos), ich sitze einen vierstündigen Bollywood-Schmalzfilm locker auf einer Arschbacke ab, komme mit Stummfilmen zurecht und mit Dogma, und eins meiner Lebensmottos als Reviewer ist es, einen Film grundsätzlich bis zum Ende anzusehen, man weiß ja nie… „Eden Log“ hat mir diesen Zahn beinahe gezogen – mein Finger schwebte gefährlich dicht über der STOP-Taste der Fernbedienung und nur die elende Scheiß-Chronistenpflicht (und vielleicht der durch den Film gebrochene Wille) hinderten mich daran, das zu tun, was vernünftig gewesen wäre, die Sichtung abzubrechen und statt dessen einen filmhistorisch wertvollen Don-The-Dragon-Wilson-Klopper einzulegen. Manchmal hasse ich mein Leben.

Dabei hätte ich gewarnt sein müssen – ich wusste ja schließlich, dass „Eden Log“ ein französischer Film ist und französische Genrefilmer lustwandeln ja mit Vorliebe auf dem rasiermesserscharfen Grat zwischen visionärem Genie und prätentiös-lächerlicher „Kunst“-Scheiße. Ratet mal, auf welcher Seite „Eden Log“ sich positioniert…

„Eden Log“ ist schwer „künstlerische“ Gülle, deren Macher, Franck Vestiel (danach zum Assistant Director für den gerüchtehalber auch nicht gerade leichtverdaulichen „Dante 01“ degradiert), darauf hofft, dass die Arthouse-Inszenierung – überwiegend monochrom mit nur gelegentlichen Farbsprenkeln, der weitgehende Verzicht auf Dialoge und eine schwammige bis nichtexistente „Aussage“ – das Baskenmützenpublikum (soweit es sich Genrefilme ansieht) darüber hinwegtäuscht, dass dieser Streifen nichts weiteres beinhaltet als gut anzusehende (da französisch, und die Optik haben die WM-Versager ja gemeinhin drauf), wenn auch hässliche Leere. Vestiel klatscht ohne Sinn und Verstand (warum auch, die, hüstel, „Story“ ist ja keine) bizarre Imagery auf die Leinwand (wobei zumindest der Botaniker, der sich in seinem Labor nur „schwebend“ – an diversen Zugseilen – bewegt, ’ne nette Idee darstellt, wenn Vestiel sich dafür auch einen Grund hätte einfallen lassen), garniert das mit ein bissl „Kontroverse“ (die Liebesszenen-/Vergewaltigungsparallelmontage) und schüttet ganz viel WTF-Sauce drüber. Das Endresultat ist nicht im positiven Sinne verwirrend, sprich „rätselhaft“, weil der Film uns nicht wirklich anbietet, uns in die Geschichte hineinziehen zu lassen (oder wenigstens mit der Hauptfigur zu identifizieren), das Gefühl des „Wissen-möchtens“, was hier passiert, stellt sich nicht ein (Gottseidank, schießlich kommt uns Vestiel nicht wirklich mit einer befriedigenden Erklärung/Auflösung, sondern nur wieder mit zwar vorbereiteten, aber nicht wirklich begrifflich erklärenden Bildern). Ein verdreckter Mann latscht durch ein unterirdisches Höhlensystem, drückt mal ’nem Mutanten die Augen aus, poppt da mal das einzig fickbare Exemplar Frau, kuckt sich da und dort kryptische Aufzeichnungen ab, aus denen er (und wir) sich zusammenreimen soll, was Sache ist… nein, das macht keinen Spaß.

Ich verstehe schon ungefähr, wo Vestiel hin will – der Film ist sicherlich eine pseudokünstlerisch verbrämte Aufarbeitung von Adventure-Games, in denen man sich von Level zu Level hocharbeitet, Rätsel löst und Gegner platt machen muss (Abschweifung voraus: damals, in ye olden times, als ich selbst noch ein bissl programmiert habe, hab ich mal angefangen, ein Spiel mit ähnlicher Systematik zu schreiben. Man fand sich als Spieler auf einem leeren, teilweise zerstörten Raumschiff wieder und sollte versuchen, Zugriff auf die verschiedenen Speicherbänke zu bekommen und anhand der bruchstückhaften Aufzeichnungen die Katastrophe zu rekonstruieren. Schien mir damals ein recht frisches Konzept zu sein, aber ich fand auch schnell heraus, warum – mit den damaligen technischen Mitteln, read: Programmiersprachen, war es schwierig bis nahezu unmöglich, ein derart freies Gameplay, ohne eine festgelegte Reihenfolge von Aktionen, zu programmieren [wir sprechen von 64er-Zeiten]), aber solche Konzepte leben von der Interaktion. Nichts ist langweiliger, als einem Gamer beim Zocken zuzukucken, und „Eden Log“ ist in vieler Hinsicht das Äquivalent hierzu. Den Streifen, wie’s die Freunde von Das Manifest tun, mit „Silent Hill“ zu vergleichen, ist eine Beleidigung für die auf eine eigene Weise missglückte Game-Adaption (im Übrigen: war ja klar, dass das Netz nur so wimmelt von euphorischen Reviews, deren Aussage es ist, dass man schlicht zu blöd ist, den Film zu kapieren, gefällt er einem nicht. Herzlichen, ihr Pissköppe. An diesem Film gibt’s nix zu kapieren, denn da ist NIX DA. Und über den Vergleich mit den „frühen Arbeiten von George Lucas und Darren Aranofsky“, den sich das „Premiere Magazin“ aus dem Daumen gelutscht hat, verliere ich mal kein weiteres Wort, der disqualifiziert sich ja schon selbsttätig).

Technisch ist das trotz geringem Budgets recht kompetent, die Mutanten-Masken sind okay, die CGI.. naja, die sind wohl mehr „stilisiert“ zu nennen. Der Score versucht Atmosphäre zu heischen, aber es bleibt beim Versuch.

Ich mag gar nicht mehr über den Schotter schreiben. Also nur noch soviel: Clovis Cornillac, der aktuelle live-action-„Asterix“, der’s seit seinem Debütfilm, dem ambitioniert gescheiterten Sozialactiondrama Outlaws, immer wieder auf diese Seiten schafft, macht aus seiner Rolle das Maximum – da er keine dreißig Zeilen Dialog hat, muss er hauptsächlich mit Mimik, mit reaction shots arbeiten, und bringt’s da zu bemerkenswerter Bandbreite – ganz im Gegensatz zu Vimala Pons, die stets mit einem komplett sinnentleerten Gesichtsausdruck rumläuft (sicherlich vom Regisseur genau so gewollt).

Bildqualität: Sunfilm bringt den Streifen in akzeptablen, vielleicht etwas körnigem 1.85:1-Widescreen. Kontrast ist okay (für einen weitgehend in wenigen, monochromen Farbtönen gehaltenen Film wichtig), Schärfe dito, keine Verschmutzungen, keine Defekte.

Tonqualiät: Deutscher (Dolby 5.1, dts) und französischer (Dolby 5.1) Ton. Viel zu hören gibt’s aber nicht (weder Dialoge, Musik noch Effekte). Geht in Ordnung.

Extras: Audiokommentar des Regisseurs (mit dt. Untertiteln). Da er sich wider Erwarten nicht 90 Minuten lang für den Krampf, den er verzapft hat, entschuldigt, hab ich davon abgesehen, mit den komplett reinzuziehen.

Fazit: Prätentiöse französische Scheiße, zwar poliert, aber auch poliertes Exkrement bleibt nun mal „merde“. Wenn ich einen SF-Hirnfick brauche, dann greife ich dann doch lieber zu „Zardoz“, über den kann ich mich wenigstens amüsieren. „Eden Log“ braucht kein Mensch. Arthouse-Filmer, dreht Arthouse-Filme und lasst das Genre zufrieden. Da haben alle mehr davon. Zum Glück hab ich nur 4 Euro für die DVD gezahlt…

1/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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