Easy Flyer

 
  • Deutscher Titel: Easy Flyer
  • Original-Titel: Dance of the Dwarfs
  • Alternative Titel: Jungle Heat | Easy Flyer - Im Dschungel des Schreckens |
  • Regie: Gus Trikonis
  • Land: USA
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Deborah Raffin (Dr. Evelyn Howard), Peter Fonda (Harry Bediker), John Amos (Esteban), Carlos Palomino (Bandit #1), Turko Cervantes (Sträfling), Venchito Galvez (Luis), Ilang Vitales (Maria), Edward Martinez (Juan)


Vorwort

Die Anthropologin Dr. Evelyn Howard reist in das schöne Regenwald-Land Whateveria (niemand erwähnt den Namen des Landes… es soll wohl Brasilien sein, gedreht wurde aber auf den Philippinen), um dort das Dschungelcamp ihres Fachkollegen Dr. Esslinger aufzusuchen, der dort an der Kontaktaufnahme mit bislang zivilisatorisch unbeleckten Eingebornenstämmen arbeitet.

Aber erst mal trifft Evelyn der Schlag, als sie den Eigentümer des Hubschraubers, der sie in den Busch bringen soll, und dessen Fluggerät kennenlernt. Harry Baedeker (!) ist ein versoffener Nam-Veteran von zweifelhaften Manieren und sein Luftquirl ist nicht das versprochene „fliegende Konferenzzimmer“, sondern ein Schrotthaufen, bei dessen Anblick B.A. Baracus einen sofortigen Herzstillstand erleiden würde und der nur von Rost, duct tape und Whiskeyduft zusammengehalten wird. In Ermangelung anderer Alternativen hält Evelyn die Charter aufrecht und Harry willigt ein, nicht zuletzt, weil er den vorausgekabelten Vorschuss längst versoffen hat.

Der Zweieinhalb-Stunden-Flug wird allerdings dadurch verlängert, dass Harry sich bei einem Zwischenstopp für Vorratsaufnahme volllaufen lässt und, weil von Evelyn ausgesperrt, die Nacht vor seinem Hubschrauber verbringen muss. Am nächsten Tag wird aber dann wirklich ernsthaft in den Busch geflogen – allerdings wird der Helikopter von Banditen beschossen. Die defekte Hydraulikleitung kann zwar im Flug repariert werden, aber das hilft auch nur solange weiter, bis das Hydrauliköl alle ist. Eine Notlandung im Dschungel bekommt Harry wider Evelyns Erwarten hin, aber nun liegt ein langer und nicht ungefährlicher Fußmarsch zum Camp vor unseren Helden.

Und als sie das Camp endlich erreichen, hagelt’s erst mal wieder blaue Bohnen. Absender ist Luis, der Caretaker des Camps, der die Reisenden sicherheitshalber für Banditen gehalten hat. Das Missverständnis wird geklärt, doch die Schwierigkeiten reißen nicht ab. Was nämlich im Camp fehlt, ist Dr. Esslinger, der sich vor Wochenfrist auf eine Tagestour in den Dschungel zu einem unbekannten Pgymäen-Stamm verabschiedet hat, seitdem aber nicht wieder aufgetaucht ist. 3/4 der Anwesenden (Luis, seine Frau Maria und Harry) hängen der Ansicht nach, dass Esslinges Kontaktversuche so eher mindergut ausgegangen sind und der kühne Forscher vermutlich in Einzelteilen Pygmäenmägen füllt.

Nichtsdestotrotz begibt sich Evelyn am nächsten Tag auf die Suche nach dem Doktor, während Harry ausprobiert, ob sein malader Helikopter mit gewöhnichem Küchenöl wieder flügge gemacht werden kann. Beide haben aber unliebsame Begegnungen – Harry mit sozialistischen Rebellen, Evelyn zunächst mit dem mysteriösen Medizinmann Esteban, der sie vor den „Kindern des Teufels“, die nächstens ihr Unwesen treiben, warnt, dann mit den Teufelsbraten selbst – fiese Pygmäen-Monster, denen sie nur mit Mühe und Harrys letzter Sekunde-Rettung entkommt.

Doch die Monster lassen sich nicht lumpen und greifen in großer Zahl das Camp an…


Inhalt

Reden wir ein paar Minuten über Peter Fonda. Der ist zweifellos ein großer Name im Business und verdient sich den schon allein für „Easy Rider“, aber wenn man jetzt mal in sich geht und ehrlich ist – wem fällt eine wirklich GROSSE zweite Peter-Fonda-Performance, so auf Anhieb und ohne Nachschlagen, ein? Da hat Schwesterherz Jane sicher ein paar Star-Turns mehr, vom lieben Papa ganz zu schweigen. Es ist wohl doch so, dass Peter primär vom Ruf der legendären counter-culture-Ikone lebt (was ihm dann ja auch ironische castings wie das als Nic Cages Gegenspieler in „Ghost Rider“ einbrachte).

Auch „Dance of the Dwarfs“, nach einem obskuren Roman eines obskuren Autors namens George Household entstanden, spielt natürlich ein wenig mit Peter Fondas Hippie-Outsider-Image (der deutsche Verleih musste natürlich den Vogel abschießen und taufte den Streifen für die hiesige Auswertung in „Easy Flyer“ um. Uffza). Die meisten Publikationen, die sich mit diesem Film befassen (not many to begin with), führen den Streifen unter „Horror“, was der Sache mal wieder nicht wirklich gerecht wird – eigentlich würde ich „Dance of the Dwarfs“ als Film in der Tradition von „Auf der Jagd nach dem Grünen Diamanten“ klassifizieren, wenn das Douglas/Turner-Vehikel nicht ein Jahr später entstanden wäre. Aber letztendlich stimmt’s trotzdem – primär ist der Streifen ein Abenteuerfilm mit einem sich spinnefeinden Pärchen im Mittelpunkt, das über die Filmlaufzeit zusammenfindet.

So sind denn auch die meisten Abenteuer, die Harry und Evelyn erleben, reichlich weltlich und komödiantisch angehaucht – das bickering und Rumgezicke zwischen den beiden Hauptfiguren steht in klassischer screwball-comedy-Tradition, Begegnungen mit Banditen, politischen Rebellen und dem örtlichen Wildleben sind auch eher typischer Abenteuerkintopp und können noch nicht mal direkt in eine Linie von „Indiana Jones“ gesetzt werden, es ist über weite Strecken ein „altmodischer“ lustiger Abenteuerfilm. D.h. vielmehr wäre es, wenn uns nicht aus der Teaser-Sequenz (um einen entlaufenen Sträfling) und später mit Zwischenschnitten auf einen von Harry verscheuchten Revolutionär, der durch den Dschungel kraucht, sowie die gar grusligen Zeichnungen, die Esslinger von seinem neuen Dschungelvolk angefertigt hat und die Harry und Evelyn durchschauen, klar, dass hier noch *etwas* im Busch ist, das sich nicht einfach auf „primitiver Indiostamm, der noch im Wald haust“ herunterbrechen lässt.

Erst in den letzten fünfzehn Minuten zieht der Film dann die Horror-Karte, lässt seine Monster auftauchen (die für die Verhältnisse einer solchen nicht gerade auf Rosen gebetteten Produktion recht gut aussehen, obschon der Film sie sicherheitshalber nur bei Nacht zeigt) und (überschaubar) carnage veranstelten. Die Splattereien sind dabei nicht gerade heftig (und auch nur Resultate von Monsterangriffen, wir sehen nie, wie ein Monster wirklich gemanden tötet) – selbst der zeitgenössischen, in solchen Dingen bekanntlich sehr skeptischen FSK hat’s für FSK 16 gereicht.

Ob man bis dahin sanft entschlafen ist und die Monsterviecher nicht mehr mitbekommt, hängt primär davon ab, ob man eben mit der Abenteuer-Suffkopp-Held-und-moralistische-Heldin etwas anfangen kann. Es ist zweifellos nicht *sehr* aufregend, aber im richtigen Mindframe, der auf kreative-Beleidigungen-gespickte Dialoge vorbereitet ist, macht das schon ordentlich Spaß, zumal Peter Fonda sich im positiven Sinne wirklich gehen lässt und ordentlich chargiert, dieweil Deborah Raffin („God Told Me To“, „Scanners II“, „Death Wish III“) dagegen straight und ernst auftritt (natürlich ist die Moral von der Geschicht, dass das Ideal das beste aus beiden Welten ist). In der Nebenrolle des Medizinmanns Esteban darf sich John Amos („Stirb langsam 2“, „Der Prinz aus Zamunda“) verschleißen.

Recht interessant ist die Person des Regisseurs – Gus Trikonis, ein gebürtiger Grieche, begann seine Karriere als Musical-Tänzer (mit einer standout-Szene in „West Side Story“), stand mit Elvis auf der Bühne, ehelichte Goldie Hawn und drehte ab Mitte der 70er ein paar Exploitation-Fetzer für Roger Corman (Corman selbst sagte dass Trikonis der talentierteste Jungregisseur war, der je für ihn arbeitete. Das ist ein ziemliches Kompliment für einen Produzenten, der Coppola, Bogdanovich, Ron Howard, Jonathan Demme oder James Cameron anlernte).

Gedreht wurde der Film, wie gesagt, auf den Philippinen, was es quasi gesetzlich bedingt, dass der Filipino-Exploitation-Papst Eddie Romero als local production supervisor seine Finger mit im Spiel hatte. Dennoch ist „Easy Flyer“ deutlich professioneller als alles, was Romero im Alleingang verbrach.

Das größte Problem des Films ist fraglos, dass sein Abenteuer-RomCom-Aufbau und sein Horrorfinale nicht recht zusammenpassen und damit keine der Zielgruppen wirklich befriedigt aus dem Erlebnis entlassen wird. Hat man mit munterer Genre-Hüpferei kein Problem, macht „Dance of the Dwarfs“ aber schon ordentlich Spaß – es ist ein zünftiges B-Filmchen mit einem gut aufgelegten Hauptdarstellerduo.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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