Eagle Shadow Fist

 
  • Deutscher Titel: Eagle Shadow Fist
  • Original-Titel: Ding tian li do
  • Alternative Titel: Return to China | Fist of Anger | Not Scared to Die |
  • Regie: Zhu Mu
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1973
  • Darsteller:

    Hao Li (Tang), Jackie Chan (Si To/Shi Wo), Wang Qing, Yu Chin Wang, Chen Yeun Long, Qie Yuen (Feng Li)[[, Mu Zhu, Lau Kar Wing, Yam Ho, Alex Lung


Vorwort

China 1937 – die Japaner haben weite Teile des Landes besetzt und führen sich auf wie die sprichwörtliche Axt im Walde, die chinesische Bevölkerung hat nichts zu lachen, auch nicht die Theatertruppe um Tang, die mit patriotischen Stücken die Moral der Landsleute heben will. Die strikte Anweisung, solcherlei Treiben zukünftig zu unterlassen, führt zu einem Hand- und Fußgemenge mit japanischen Soldaten, von denen prompt einige auf der Strecke bleiben. Das zwingt Tang und seine Männer in den Untergrund und in die Provinz, wo Tang und der junge Shi Wo bei Feng Li und ihrem Opa, einem todkranken Rikschamann untertauchen. Aber auch hier finden sie keine Ruhe, denn ausgerechnet diese kleine Stadt hat sich ein japanischer General ausgekuckt, um dort mit Hilfe eines einheimischen Kollaborateurs eine „Genossenschaft“ aufzubauen, die zum Wohle des Tenno Steuergelder aus den armen Bauern pressen soll. Natürlich können Tang und die Seinen den gewaltsamen Übergriffen der Japaner nicht lange tatenlos zusehen, doch im Hintergrund arbeitet die Gruppe schon an der Flucht in unbesetztes Gebiet, doch der angeheuerte Führer erweist sich als fieser Verräter und liefert Tang, auf dessen Ergreifung mittlerweile eine hohe Belohnung ausgesetzt wurde, und seine Gruppe ans Messer.


Inhalt

Zu den Dummheiten, die ich immer wieder und das ebenso ständig wider besseres Wissen begehe, gehört, dass ich so ziemlich jede DVD, auf der „JACKIE CHAN“ draufsteht, unbesehen mitnehme, auch wenn sie in einem Grabbeltisch rumliegt oder von Carol Media herausgegeben wird (es ist ein reines Wunder, dass ich Jackie Chans Hongkong-Reiseführer, der auch auf eBay gern für wenig Geld verscheuert wird, noch nicht habe). So kommt man dann auch an Krempel, der von skrupellosen Publishern auf den Markt geworfen wird und eigentlich mit Nichtachtung gestraft werden sollte. Womit wir dann auch bei „Eagle Shadow Fist“ wären, den ich in einer (mit sieben Euro extrem überteuerten) Carol-DVD-Fassung erstanden habe und bei dem die Abzocke schon wieder sehr dreist ist, ziert das Cover doch großformatig ein Jackie-Bild aus „Rumble in the Bronx“ und treiben sich im Bildhintergrund einige sehr kaukasisch wirkende Elemente rum – dabei handelt es sich, und so weit war mir das durchaus auch klar, um ein Frühwerk des Maestros.

Allerdings wenigstens um eins, in dem Jackie, was bei so manchem als „klassisch“ vermarkteten Jackie-Chan-Film nicht der Fall ist („Rumble in Hongkong“), wenn schon keine Haupt-, dann zumindest eine tragende Nebenrolle spielt. In fact handelt es sich um eine der ersten größeren Rollen für Jackie; „Eagle Shadow Fist“ datiert ungefähr aus der selben Zeit mit dem „Master mit den gebrochenen Händen“, in dem er nach reinen Stuntman- oder Komparsenauftritten u.a. für Bruce Lee die Hauptrolle abstaubte, und entstand wie der „Master“ unter der Aufsicht des Regisseurs Zhu Mu.

„Eagle Shadow Fist“ ist eine Low-Budget-Produktion, die die im Genre des chinesischen Martial-Arts-Films nicht unübliche Patriotismus-/Nationalismuskarte ausspielt, sich als basierend auf wahren Begebenheiten ausgibt (was freilich niemand überprüfen können dürfte) und sich alle Mühe gibt, die Japaner – was man angesichts der diversen Greueltaten, die die Männer aus dem Reich der aufgehenden Sonne am Vorabend des Zweiten Weltkriegs in China vollbracht haben, nur schwerlich verurteilen kann – als unmenschliche Monster darzustellen, die von „Krüppeln das letzte Geld klauen“ bis „Frauen und Kinder niedermetzeln, bis die Schwarte kracht“ jedes erdenkliche Verbrechen begehen. Immerhin ist das Script von Lan Su („Ninja Exterminator“, „Bruce Lee: His Last Days“) fair genug, die Rolle einheimischer Kollaborateure herauszustellen (selbstverständlich sind solche Elemente allesamt schmierig-widerliche Schleimbatzen) und vergisst nicht darauf hinzuweisen, was passiert, wenn man die fremde Unterdrückung zwar nicht gutheißt, aber auch nicht aktiv dagegen vorgeht (dann versuchen die Japaner nämlich, die Frauen solcher Weicheier zu vergewaltigen und bringen sie ggf. auch um). Das ergibt summa summarum das Bild eines recht eindeutigen Propagandaschinkens, der antijapanische Ressentiments ebenso bedient wie den chinesischen Nationalstolz – „Eagle Shadow Fist“ dürfte die Sorte Hongkong-Film sein, gegen den selbst die KP von Mainland China wenig einzuwenden haben sollte.

Abgesehen von den politischen Implikationen, die einem westlichen Betrachter, der einfach nur ein unterhaltsames Kampfkunst-Spektakel sehen will, ja nicht speziell etwas bringen, hat „Eagle Shadow Fist“ allerdings storytechnisch wenig zu bieten. Wieder einmal komme ich nicht umhin, festzustellen, dass das, was passiert, *bevor* die eigentliche Filmhandlung einsteigt (will sagen, der politische Widerstand durch renitentes Theaterspielen) interessanter sein könnte als das Versteckspielen und gelegentliche Balgen mit bösen Japanern und/oder ihren Handlangern. Da geht’s mir ähnlich wie dem Wortvogel mit „Paco“ – „Helden“, die sich größtenteils einfach irgendwo verbergen (dabei aber im Minutenabstand wilde Reden schwingen, dass man den elenden Japsen ja endlich mal was vor den Nüschel hauen sollte) und nur in Ausnahmefällen aktiv werden, sind nicht so arg interessant (und dass dem Film ein wenig Tempo und Aktion abgeht, wenn zwischen erster und zweiter Kampfszene der Helden eine gute halbe Stunde liegt, war dann sogar dem Regisseur klar, weswegen etwas unmotiviert eine Sparringskampfsequenz der Japaner -!- und eine Schlägerei an einem Checkpoint eingebaut werden muss, damit der geneigte Martial-Arts-Fan überhaupt was zu kucken hat). Und auch wenn dann was passiert, ist’s nicht wirklich spannend – da wird halt ab und zu mal jemand aus Tangs Dunstkreis verkloppt, gefangengenommen oder gefoltert, meistens ziehen die Chinesen den Kürzeren (sogar der erste „große“ Kampf zwischen Tang und der Nr. 2 in der Fighter-Hierarchie der Japaner endet bestenfalls mit einem technischen Unentschieden), nichts ist wirklich mitreißend.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Fights selbst mäßig choreographiert sind – ein eher einfallsloses kick-and-punch-Stakkato, das in manchen Fällen – vor allem, wenn man eben die Hyperexplosivität des 80er-Jahre-HK-Kinos gewohnt ist – wie in Zeitlupe inszeniert erscheint. Jackie sorgt für gelegentliche akrobatische Einlagen, aber das überwiegend nicht in wirklichen Kampfszenen, sondern als eine Art „show-off“ (da er nach Scriptwillen der jugendliche Heißsporn ist, der gerne mal mit seinen vermeintlichen Fähigkeiten angibt); insgesamt ist das aber sehr betulich, und da die Charaktere flach und einfallslos sind, eben auch sehr langweilig. Zumindest ist Zhu Mu insoweit „modern“, als dass er seine Kamera sehr nah ans Geschehen schickt; allerdings fehlt seinen ausführenden Schergen die Expertise dafür, diesen durch Chang Cheh geprägten neuen visuellen Action-Stil auch adäquat umzusetzen – obwohl die Kampfszenen nicht sonderlich aufregend, explosiv oder originell gestaltet wären, wirken sie durch die aufdringliche Kameraführung oft sehr hektisch und unübersichtlich (der Vollbildtransfer hilft da freilich auch nicht weiter). Auch in den Charakter- und Dialogszenen setzt Zhu Mu auf eine eher intime, close-up-orientierte Inszenierung (was auch daran liegen kann, dass die Produktion ersichtlich nicht in HK-Dollar schwamm und die Ausstattung eher mau ist – das japanische Hauptquartier ist bis auf eine ziemlich selbstgehäkelte Flagge sprichwörtlich leer). Ein bisschen Frohsinn kommt erst im Showdown auf, in dem – SPOILER voraus – die Japaner erst einmal Tangs Truppe niedermachen (und dabei fröhlich Kinder aufspießen und meterweit gegen Felsen klatschen, wo sie dann blutüberströmt und tot liegenbleiben) und dann Tang gut sieben-acht Minuten Lang den menschlichen Sandsack für den obersten Bösjapaner spielt, ehe er mit einem Glücksgriff (und eye violence) den entscheidenen Treffer setzt. Das ist nicht wirklich *gut*, aber zumindest dank der technisch aus heutiger Sicht eher amüsanten Umsetzung speziell der Kinder-Kills leidlich unterhaltsam.

Die mir vorliegende DVD ziert ein roter FSK-18-Flatschen, die Disc selbst meldet sich aber kurioserweise mit einer FSK-16-Freigabe; letztere halte ich auch durchaus für angemessen, denn übermäßig brutal und/oder blutig ist der Streifen dann nicht (drei härtere Szenen sind zu vermelden, die meiste tödliche Gewalt wird allerdings nur impliziert oder knapp außerhalb des sichtbaren Bildausschnitts gehalten) – aber ist halt Gewalt gegen Kinder drin, ne?.

Jackie spielt, wie gesagt, nicht die Hauptrolle, aber im Lager der Guten immerhin die zweite Geige (und darf, der deutschen Synchro sei dank, das Wort „Fotze“ in den Mund nehmen. Und das von Mr. Clean persönlich! Vielleicht deswegen die 18…), hat einige Kampfszenen (in denen er aber meist übel verdroschen wird) und darf, noch ehe der Showdown eingeläutet wird, den Heldentod sterben. Jackie ist hier wirklich noch ein junges Schmalhemd, deutet aber sein Charisma schon an. Star des Films ist Hao Li („Snake Fist Dynamo“, „Big Boss of Shanghai“, „The Heroes“), der selbst vom jungen Jackie in Punkto Ausstrahlung schon an die Wand gespielt wird. Li ist hölzern, emotionslos und in seinen Kampfszenen nicht sonderlich überzeugend. Die weibliche Hauptdarstellerin, Qie Yuen, spielte nicht nur die Titelrolle in „Rumble in Hongkong“, sondern schaffte es sogar (wenn auch unkreditiert) in den Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“, war in einigen Bruceploitern an der Seite von Dragon Lee zusehen und nahm nach längerer Auszeit 2004 in Kung Fu Hustle ein spektakuläres und erfolgreiches Comeback in Angriff.

Bildqualität: Carol Media legt den Streifen (offensichtlich identisch zu einer früheren EuroVideo-Veröffentlichung in einer Dreierbox mit „Fantasy Mission Force“ und „Young Tiger“) in fürchterlicher Bildqualität vor. Das ursprüngliche aspect ratio von 2.35:1 ist im Vorspann noch zu ahnen, aber danach wird schnell auf scheussliches Vollbild (mit den üblichen Schwächen, dass die eigentlich relevanten Dinge irgendwo links oder rechts am Bildrand passieren, wir aber davon herzlich wenig sehen) umgestellt. Die Schärfe ist unterdurchschnittlich, die Farben teilweise übersteuert, der Kontrast erbärmlich (speziell in den Nachtszenen dominieren die dunklen Hintergründe so stark, dass die handelnden Personen nahezu unsichtbar werden). Schauderhaft und auf keinen Fall sieben Euronen Wert (nicht mal zwei).

Tonqualität: Einzige Tonption ist eine deutsche Neusynchro in Dolby Digital 2.0, die zumindest vom Dialogton her klar und rauschfrei ist und erfreulicherweise auch von der Sprecherqualität her akzeptabel ausgefallen ist. Musik und Soundeffekte sind erwartungsgemäß eher matschig.

Extras: Niente.

Fazit: Es ist eigentlich wie immer, wenn man einen frühen Jackie-Chan-Film in den Fingern hat – alles, was vor „Drunken Master“ kam, kann man eigentlich getrost vergessen. Entweder wurde Jackie, wenn er mal eine tragende Rolle spielte, in ein Schema gepresst, dass ihm einfach nicht lag (das des klassischen Kung-fu-Heroen im Bruce-Lee-Gefolge), oder das ganze ist eh eine Mogelpackung, weil Jackie bestenfalls eine Nebenrolle, wenn nicht gar nur einen Statistenauftritt hat. „Eagle Shadow Fist“ fällt zwischen diese beiden Extreme – immerhin ist Jackie länger als nur ein paar Sekunden im Bild und kann zumindest Ausstrahlung und Präsenz andeuten, aber die Rolle des sidekicks in einem (trotz des vergleichsweise modernen Settings, auch wenn’s in China beinahe schon wurscht ist, ob nun 1737, 1837 oder 1937) traditionellen Kampfklopper ist weder das, was unser aller Lieblings-HK-Filmstar mit Herzblut verkörpern könnte, noch das, was wir als Fans von ihm sehen wollen. „Eagle Shadow Fist“ leidet unter schwachen Kampfszenen, einem uncharismatischen Hauptdarsteller und einem völlig verhunzten Bildtransfer – rechnen wir noch das irreführende Coverartwork (und das Foto, das groß auf der Coverrückseite gezeigt wird, stammt auch nicht aus diesem Film, nur die mikrobenhaften und nur mit der Lupe anzusehenden Mini-Screenshötchens drunter) dazu, können wir getrost damit beschließen, dass man „Eagle Shadow Fist“ eigentlich nicht nur im Laden stehen lassen, sondern vielmehr dem Publisher mit einem „behaltet Euren Dreck“ um die Ohren hauen sollte. Nur für absolute Komplettisten.

1/5
(c) 2009 Dr. Acula


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