Duell der Helikopter

 
  • Deutscher Titel: Duell der Helikopter
  • Original-Titel: Birds of Prey
  • Alternative Titel: Raubvögel | Duell der Helicopter |
  • Regie: William A. Graham
  • Land: USA
  • Jahr: 1973
  • Darsteller:

    Harry Walker (David Janssen)
    Jim McAndrew (Ralph Meeker)
    Teresa Jane (Elayne Heilveil)
    Captain Slater (Harry Klekas)
    Inspector Sinclair (Sam Dawson)
    Trucker (Don Wilbanks)
    Police Pilot (James W. Gavin)
    Robber #1 (Paul Grace)
    Robber #2 (Wayne D. Wilkinson)
    Robber #3 (Larry Peacey)
    Robber #4 (Larry Doll)


Vorwort

Abt. Nostalgie… heute (bzw. gestern, ist ja schon wieder past midnite) war ich zunächst frustriert, als ich feststellen musste, dass das eigentlich zur Begutachtung vorgesehene Tape von The Losers sich entgegen meiner ersten stichprobenartigen Untersuchung als defekt erwies. Genervt wühlte ich in meinem Videoarchiv und stiess dabei auf ein schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehenes Stück… Duell der Helikopter. Na, das wär doch mal wieder was, dachte ich mir…

This is a journey back into time for me. Anno 1987 rum, als ich meine ersten zarten Erfahrungen mit dem Medium Video machte (jaja, wir hatten eine FSK-16-Videothek in der Gegend), konnte ich den Streifen erstmals bewundern. atlas Video, der Distributor, versuchte sich mit einem reisserischen Plakat und einer ebensolchen Plotzusammenfassung an den seinerzeigen Erfolg von Airwolf, sowohl im Privatfernsehen wie auch auf Leihvideos, anzuhängen – Helikopteraction war schwer in. Selbstredend hat Birds of Prey, wie der Film im Original (und wörtlich übersetzt mit Raubvögel auch in einer um 1980 rum erfolgten ZDF-Ausstrahlung) hiess, mit Airwolf ungefähr so viel zu tun wie Edmund Stoiber mit der PDS-Mitgliedschaft, aber der Streifen machte auf mich genug Eindruck, um mir etwas später auch noch die Kaufcassette davon zuzulegen (ja, ich war schon vor 15 Jahren seltsam :-)). Müsste ja, so aus der Rückschau aus der Altersweisheit, theoretisch mal seine Gründe gehabt haben.


Inhalt

Einen seiner grössten Vorzüge bekommen wir schon vorm Vorspann mit – das Setting. Salt Lake City gehört nicht zu den Städten der USA, die wir jeden Tag als Background geboten bekommen, mal ´ne nette Abwechslung. Im Himmel über der Mormonenmetropole schwirrt ein Hubschrauber, und an dessen Steuerknüppel hockt Richard Kimble, eh, David Janssen, will sagen Harry Walker. Walker singt einen Swing-Klassiker aus dem Radio mit und beobachtet den Verkehr, denn sein Job ist der enorm aufregende des Staureporters für einen örtlichen Radiosender, der gerade eine Nostalgiewoche für die Veteranen des II. Weltkriegs, für den Walker seinen alten Kampfflieger als Ausstellungsstück organisiert hat – was meine Suspension of Disbelief aufs Ärgste strapaziert: Harry Walker ist also WW-II-Veteran – aber David Janssen war zur Drehzeit gerade mal 42 Jahre alt, der Film spielt korrekterweise 27 Jahre nach dem Krieg, was im Umkehrschluss bedeuten würde, dass Harry Walker mit 15 Kampfpilot gewesen wäre – Janssen ist also schlichtweg zu jung für die Rolle. Naja, man ist schlimmeres gewöhnt.

Zu den Opening Credits und einem weiteren Swing-Song flashbackt Walker sich in glückliche Kriegstage, optisch dargestellt durch jede Menge Dogfight-Stock-Footage-Action aus dem II. Weltkrieg.

Etwas später wird die Polizei informiert, dass ein Flugzeug den Verkehr auf dem Highway behindert – natürlich ist es Walkers Maschine, die per Lkw-Anhänger mit einem Sender-Werbeplakat durch die Stadt gekarrt wird. Das ahnt auch Polizeicaptain McAndrew, ein alter Kriegskamerad von Walker. Währenddessen geht aber finsteres vor sich – in einer nahen Army-Basis… zwei Typen, von denen einer aussieht wie Serpico (zumindest dessen Filmversion) brechen ohne grössere Schwierigkeiten in diese Facility ein – Einbruch leicht gemacht, denn Wachtposten sind offenkundige Fehlanzeige und an der Lagerhalle, die sich die Fieslinge ausgesucht haben, stehen die Oberlichter offen, eine freundliche Einladung. Auch die Tür zur „restricted areä stellt kein Hindernis dar und hat auch keinerlei Alarm- oder sonstige Sicherheitsvorrichtungen und so können sich unsere beiden „Freunde“ problemfrei mit diversen Granaten eindecken. Draussen vor der Tür warten zwei weitere Bad Guys im Fluchtwagen, mit Schrotflinten bewaffnet und sind ob Polizeisirenen nervös. Grundlos, denn die Cops sind auf dem Weg zu Walker und seiner Weltkriegsmühle. McAndrew insistiert, ob Walker denn eine Transportgenehmigung für seinen Flattermann hätte. „Was du hier siehst, ist ein Ölgemälde,“ feixt Walker ob seiner Überlistung der Behörden. Dann wühlen die beiden in alten Kriegserinnerungen. McAndrew wirft Walker vor, dass er den Krieg einfach nicht loslassen will, während sich Walker beschwert, dass sein Kamerad die gute alte Zeit lieber vergessen will.

Nach einem kurzen Probesitzen im Fighter-Cockpit steigt Walker wieder in seinen Heli, um den Verkehr zu beobachten. Sein Funkhaus unterrichtet Walker, dass eine seiner Ex-Frauen (er hat zwei davon) doch auf Alimentenzahlung besteht. Der Pilot ist zwar von zwei spärlich bekleideten weiblichen Fans auf einem Hochhausdach (komplett mit Kreidegraffiti „Hi, Walker!“) abgelenkt, verpsricht aber, vor seiner nächsten Reportage zur Bank zu gehen und die Sache zu bereinigen. Tja, bevor sich Walker aber des Fly-In-Schalters der Zions Bank bedienen kann, spottet er verdächtiges Verhalten auf dem Boden – hektisches Gerenne und Rangieren eines Autos und einen näherkommenden Geldtransporter. Yep, unsere Army-Ausräuber planen eine kleine spontane Abhebung, ohne ein Konto zu haben, direkt an der Quelle Geldtransporter. Die Gangster gehen, wie Walker von seinem Logensitz aus mitbekommt, mit äusserster Brutalität vor. Der Fahrer des Geldtransporters wird über´n Haufen geschossen, der Transporter selbst aufgesprengt. Walker funkt die Polypen an, doch McAndrew hält Walkers Live-Reportage erst mal für einen schlechten Witz, während die Ganoven einen Bankwachmann umballern und eine Angestellte als Geisel nehmen und in ihren Fluchtwagen schleppen. Walker nimmt ungefragt die Verfolgung des Fluchtmobils auf – noch bevor McAndrew förmlich um Hilfe bei der Suche nach einem „blauen 69er Oldsmobile“ bittet. Abgesehen davon, dass es sich um einen grünen 72er Plymouth handelt, habe McAndrew völlig recht, bescheidet Walker den Bullen und liefert eine perfekte Täterbeschreibung vom Nebenherfliegen aus. Eine Copschleuder heftet sich an die Rücklichter des Gangstermobils und verwickelt die Räuber in eine klassische car chase, veredelt durch die Tatsache, dass mittendrin, statt nur dabei, Walker in seinem Hubschrabb mitmischt. Die Gangster düsen in eine Sackgasse, teleportieren sich aber irgendwie wieder raus, der Stuntfahrer eines Polizeivehikels zwingt sein Fahrzeug in einen wüsten Dreher (es sieht wirklich absolut absichtlich aus… better luck next time) und Walker unterfliegt in gewagten Manövern diverse Brücken. Die Bösen flüchten in ein Parkhaus und Walker ist zuversichtlich, die Raubmörder in der Falle zu haben, denn aus dem Parkhaus gibt es kein Entrinnen. Naja, gäbe es, wenn die Fieslinge nicht vorbereitet wären und einen wartenden Hubschrauber auf dem Dach geparkt haben (die Gangster wären ja nun wirklich unerträglich blöde, wenn sie ohne Rückversicherung eine Parkgarage entern würden). Der Umstieg geht rasch von statten, auch wenn dem verfolgenden Cop noch ein Glücksschuss gelingt und er einen der Gangster abknallen kann. Die wenig trauernden Ganovenbrüder geben ihrem Heli die Sporen und Walker nimmt, entgegen ausdrücklicher Funkanweisung McAndrews, die weitere Verfolgung auf.

Die Helikopter jagen hinaus auf die Salzseen und wir bekommen einige scenic shots der atemberaubenden Landschaft von Utah zu sehen. McAndrew versucht Unterstützung von Luftwaffe und Army zu organisieren. Ist auch nötig, denn Walker geht der Sprit aus (es lohnt nicht, nur für´n Fünfer zu tanken…). McAndrew hält das für die perfekte Gelegenheit, die Jagd aufzugeben, doch da hat er die Rechnung ohne den alten Kampfflieger gemacht, denn der hat mit geübtem Adlerauge einen Tanklastzug ausgemacht. Kurzerhand landet Walker direktemang vor dem verblüfften Trucker und bedient sich selbst (wusste nicht, dass Tanklaster ´ne eigene Zapfanlage inklusive Pistole haben… and you said you couldn´t learn from the movies). Der Trucker ist zwar konsterniert (vor allem über die Tatsache, dass der übergrosse Quirl auch mit Autosprit läuft), aber hilfsbereit, als Walker die Story von der Geiselnahme erzählt – mit dieser Story schnorrt sich der Pilot auch noch ein Schiessgewehr von einem im zwischenzeitlich gebildeten Stau steckenden Redneck, bevor er sich wieder in die Lüfte schwingt, den Bösmannhubschrauber aber erst mal aus den Augen verloren hat.

McAndrew spielt die Cassandra und informiert Walker, dass die Gangster nicht irgendwelche hergelaufenen Provinzganoven sind, sondern zwei als frisch entlassene Marines identifiziert wurden, woraus der Cop schliesst, dass auch der Pilot ein erfahrener seines Faches sein dürfte. Zwecks Erhöhung des human-interests-Faktors erfährt Walker auch noch, dass die Geisel, die zweiundzwanzigjährige Therese Jane, nächste Woche heiraten wolle (aaaaawww!). Unter diesen Umständen kann unser Held natürlich unmöglich die Verfolgung abbrechen. Walker taucht mit seinem Luftmixer in einen mittleren Meteoritenkrater, der sich als Kupfermine entpuppt: „Da drin könnte man drei Empire State Buildings und die Queen Mary verstecken,“ ergo auch einen kleinen unmarkierten Helikopter. Tatsächlich verstecken sich die Ganoven hinter einem Riesenbagger, entgehen aber dem Adlerauge Walkers nicht, womit die fröhliche Jagd weitergehen kann – Walker ist in seinem Element, was uns durch weitere WW-II-Stock-Footage verdeutlicht wird. Nachfrage beim Sender, wo alle ob der plötzlichen Popularität ihres Stauspähers begeistert sind, ergibt eine ungünstige Wetterprognose, während die Jagd in die teilweise noch schneebedeckten Canyons führt. Walker singt einmal mehr einen Swingklassiker mit, aber dadurch übersieht er einen kleinen feinen Hinterhalt. Walkers Helikopter wird getroffen, aber nicht ernstlich beschädigt, allerdings ist das Bordfunkgerät überfordert und versagt mangels Reichweite weitere Kommunikation mit McAndrew.

Der ist in Sorge – wegen heranbrechender Dunkelheit kann die Luftwaffe nicht mehr aufsteigen (keine nachttauglichen Flieger am Start?). Der Polyp ordnet an, alle fünf Minuten eine Aufforderung an Walker zu senden, die Jagd einzustellen, hofft aber inbrünstig, dass der sie nicht hören bzw. zumindest nicht befolgen werde, denn „er ist unser einziger Trumpf!“.

Die Böslinge und Walker landen in ein paar dutzend Meter Abstand irgendwo in the middle of nowhere, denn die Fieslinge wollen verhandeln – sie bieten Walker 25.000 Dollar an, wenn er seine Verfolgung einstellt. Der aufrechte Ehrenmann steht natürlich über solchen plumpen Bestechungsversuchen und lehnt dankend ab – also weitere Hubschrauberverfolgung… unbeobachtet setzen die Bad Guys einen der bewaffneten ihren ab und landen ein Stückchen weiter, um aus einem vorher dort deponierten Fass nachzutanken. Zwei der Fiesen beschäftigen sich mit dem Heranrollen desselbigen, was Therese zu einem Fluchtversuch nutzt (der Pilot ist offenbar der Ansicht, dass ihn derartige Absichten nicht tangieren, jedenfalls unternimmt er nix dagegen). Walker bemerkt die Action, versucht einzugreifen, wird aber beschossen und dadurch zur Landung gezwungen. Irgendeine Ölleitung ist beschädigt und Walker repariert notdürftig, während Therese durchs Gewölle flüchtet, von Oberbadguy per pedes verfolgt. Die Verfolgung der Geisel wird dadurch verständlich, dass Therese sich auch die Tasche mit der Beute geschnappt hat (was das Verhalten des Bös-Piloten noch dämlicher macht). Walker hat seine Mühle wieder flott gekriegt, greift in die Verfolgung ein und haut den Oberfiesling mit gezieltem Kufenschlag k.o. Mittlerweile hat auch der Pilot der Ganoven spitzgekriegt, das da was nicht stimmt und zwingt Walker in eine Art Helikopter-stand-off, was beeindruckender klingt, als es ist, da ja beide Hubschrauber zivile, und damit unbewaffnete Modelle sind. Das fällt irgendwann auch Walker ein, er landet und Therese hüpft an Bord.

Allerdings ist die Beschädigung des Walker-Kopters so stark, dass sein Pilot nur in einer Senke landen und den Vogel den Blicken der Gangster entziehen kann. Das angekündigte schlechte Wetter stellt sich mit Regen ein und Therese nutzt die Atempause, die Moneten zu zählen, schlappe 203.500 Dollar, wie sie pedantisch feststellt. Walker will den Zaster im Hubschrauber verstauen, aber die immer-noch-im-Dienst-befindliche Bankangestellte will ihm die Scheine nicht anvertrauen. „Das klingt wie der Beginn einer wunderbaren Freundschaft,“ bemerkt Walker sarkastisch. „Schau mir in die Augen, Kleiner,“ entgegnet Therese und outet sich als Bogey-Fan.

Die Gangster sind im Gegensatz zu Armee und Luftwaffe nachtflugtauglich und inspizieren mit Suchscheinwerfern das Areal. Walker bastelt an der Ölleitung seines Hubschraubers und schnauzt Therese ziemlich heftig an, weil die sich bei den Hiwi-Handreichungen als technisch eher unbegabt erweist. „Vielleicht haben sie zu wenig Grips dafür,“ lässt Walker all seinen Charme spielen und wundert sich, dass die bis-vor-kurzem-noch-Geisel darauf ins Heulen kommt. OOOkay, it´s time for some character development. Therese kommt ins Reden und offenbart, dass ihr Bald-Angetrauter Albert eine Sandkastenfreundschaft ist, die aber, so räsoniert auch Walker, nicht wirklich nach unsterblich grosser Liebe aussieht, so will Romantiker Albert den angedachten Honeymoon-Trip nach Paris verschieben, bis das junge Paar tatsächlich genügend Kohle dafür hat. „Und den wollen sie heiraten?“ fragt Walker entsetzt. Ein wenig Spannung baut sich zwischen unseren Protagonisten auf, aber Walker gibt ein paar Stories aus seinen früheren Ehen zum besten und gibt Therese den Rat, ihren Göttergatten in den Wind zu schiessen, falls der sich so entwickeln sollte wie´s Walker dereinst tat. Dabei kreist eine Whiskey-Flasche, woraus wir schliessen können, dass weder Therese noch Walker praktizierende Mormonen sind…

Die Cops sind dieweil nicht völlig untätig – anhand von Walkers letzten Meldungen und diversen Augenzeugensichtungen sowie dem Tankinhalt der Maschine konstruieren die Bullen eine ungefähre Lokalität und McAndrew macht sich sofort auf den Weg. „Doch nicht etwa eine Extratour?“ fragt sich einer seiner Kollegen. „Würde mir nie einfallen,“ entgegnet der Captain… sure bet.

Walker fragt Therese über die Geiselgangster aus und erfährt so, dass diese sich auf einem verlassenen Flugfeld irgendwo mit einem Komplizen treffen wollen, der sie nach Mexiko ausfliegen soll. Dann fragt Therese unvermittelt, ob sie Walker küssen dürfe. Sie darf. „Nicht übel,“ befindet sie. „Väterlich?“ fragt Walker. Therese probiert nochmal und nochmal und kommt zu dem Schluss, dass Walkers Kuss weder väter-, noch brüder- noch Albertlich sei. Bevor die Jungmaid zudringlicher werden kann, schiebt Walker weiteren Aktivitäten einen strikten Riegel vor, sondern lässt Therese das Radio einschalten und Swing-Mucke hören.

Auch unsere Gangster sind noch vor Ort und betanken per Handpumpe ihren Vogel, kommen aber ins Streiten. Tony, einer der Bösen, möchte am liebsten gleich & sofort nach der Geisel und vor allem der Beute suchen, der Oberbösewicht, so, wie´s aussieht, auch der Denker der Fieso-Fraktion, ist der Ansicht, nächster Morgen reicht auch. Die beiden kloppen sich, aber der Chef setzt sich durch.

Also dann nächster Morgen. Walker und Therese versuchen per Funk Hilfe zu organisieren, Therese findet das seltsamerweise unwiderstehlich komisch. Walker erzählt Therese & der Welt im Allgemeinen noch ein bissel Character Stuff von seiner ersten Frau, der nicht weiter wichtig ist, abgesehen davon, dass, was wir eh schon wissen, Walker sich nur hinter einem Steuerknüppel und in der Luft so richtig wohl fühlt. Dann gelingt tatsächlich Funkkontakt mit einem Linienjet, dessen Besatzung brav verspricht, die Position an die Polizei weiterzumelden. Walker sieht sich kurz in der Gegend um und muss feststellen, dass die Gangster quasi direkt über dem Versteck auf einem Plateau stehen und in die Gegend glotzen. Walker fasst einen Plan: „Ich locke sie weg und du (sprich Therese) rennst zur Strasse“ (die 1/2 Meile entfernt sein soll). Therese will jedoch, offensichtlich in spontaner grosser Liebe entbrannt, bei Walker bleiben und unterbreitet sogar den unerhörten Vorschlag, den Gangstern die Kohle auszuhändigen. Walker wundert sich, aber verbietet sich solche Optionen rundweg. „Was wird sein, wenn alles vorbei ist?“ fragt Therese mit Tränen in den Augen. Wie früher, bekundet Walker und schlägt die Kanzeltür zu. Sniff. Wahres Melodrama.

Walker hebt ab und hat, vermutlich zu seiner eigenen Überraschung, die von Therese vergessene Beute an Bord. Ansonsten funktioniert der Plan recht gut – die Gangster fliegen Walker umgehend hinterher und Therese kann entkommen.

McAndrew ist mittlerweile, gar nicht auf Extratour, in einem Flieger unterwegs und nimmt Funkkontakt mit Walker auf. Zum wiederholten Male empfiehlt der Polizist dem Kampfpiloten, die Rumfliegerei aufzugeben – die Armee ist mittlerweile endlich in der Luft und wird in einer Viertelstunde eintreffen, Walker möge doch nach Hause gehen. „Ich bin zuhause,“ antwortet Walker ungerührt und nicht nur die eingeblendete WWII-Footage lässt uns erfahrene Vielgucker ob dieser Aussage vermuten, dass es mit Walker wohl ein übles Ende nehmen wird… Walker will die Gangster zu dem verlassenen Flugfeld lotsen (zu dem die ja ohnehin unterwegs sind), dort soll auch die Armee und Polizei auftauchen.

Das Flugfeld erweist sich als mittelgrosser verlassener Flughafen und in dessen Tower steht schon der Gangster-Komplize und mampft eine Banane, seine Cessna steht vor der Tür.

Die Bad Guys schiessen auf Walker, der sich mit gewagten Flugmanövern in Sicherheit bringt – er schwingt seinen Heli in einen Hangar und versteckt sich dort, während die Bösen um den Hangar Kreise fliegen. Endlich trauen sich auch die bösen Jungs einzufliegen (welch Glück, dass die Hangartore sperrangelweit offen sind) und Walker schiesst gleich mal einen der Ganoven aus dem Helikopter. Ein weiteres geschicktes Manöver und Walker ist mit seinem Hubschrauber draussen und kann damit die überlebenden Gangster und ihren Hubschrauber im Hangar in Schach halten. Mittlerweile landet auch McAndrew und spurtet zum Ort des Geschehens, gerade rechtzeitig für den Showdown. Walker schmeisst die Geldtasche raus, McAndrew eignet sie sich an. Die Finsterlinge greifen zum letzten Trumpf und schleudern eine Granate. In der einsetzenden postexplosionalen Verwirrung gelingt es den Bad Guys, sich aus dem Hangar zu befreien und auf McAndrew, der mit der Geldtasche herumirrt, zu schiessen. Nach kurzer Verfolgung fängt sich McAndrew eine Kugel im Bein ein und die Ganoven machen Anstalten, dem Polizisten den Rest zu geben. Walker kann das nicht zulassen – vor seinem geistigen Auge (und unserem realen) spielen sich Weltkriegsszenen ab, dann rammt Walker den Hubschrauber der Gangster – beide Maschinen explodieren in einem Feuerball. McAndrew starrt auf die brennende wreckage und murmelt: „Das bringt kein anderer fertig…“.

Der Fluchtflugzeugpilot hat genug gesehen, schwingt sich in seine Cessna und schwirrt ins Ungewisse. McAndrew lässt sich von seinem Piloten in den Polizeiflieger schleppen und ordnet Verfolgung an… „wir warten nicht auf die Behörden“ – guess someone´s going to repay a debt…
Bewertung

In den frühen 70ern produzierte das US-Fernsehen hin und wieder noch echte Qualität… Spielberg´s Debüt Duel fällt einem ein, oder Dan Curtis´ legendäre Gruselstreifen Night Stalker und Trilogy of Terror. In diese Phase fällt auch Birds of Prey, womit enthüllt wäre, dass es sich bei unserem heutigen Opus tatsächlich um einen Fernsehfilm handelt. Und obwohl der Film, inszeniert von Fernseh-Routinier William A. Graham, der neben sprichwörtlich dutzenden TV-Movies auch Episoden der TV-Serien Supercarrier und X-Files in seiner Vita stehen hat, schon allein durch sein Casting – TV-Akteure ohne grössere Kinomeriten allenthalben – selten seine Herkunft verleugnet, gelingt es ihm dennoch, über weite Strecken mehr zu sein als ein durchschnittlicher Werbezeiten-Füller.

Das hat mehrere Ursachen – zum einen das Drehbuch. Sicherlich verdient es keine Originalitätspreise, denn im Grunde ist die Geschichte nicht mehr als das unendlich oft verfilmte Motiv der Non-Stop-Verfolgungsjagd, nur mit dem Twist, dass sich Prota- und Antagonisten nicht wie z.B. Burt Reynolds in den Cannonball-Filmen mit Autos hetzen, sondern mit Hubschraubern – eine gelungene Abwechslung. Dazu erlaubt sich das Drehbuch relativ wenig Abschweifungen von seiner geradlinigen Geschichte und konzentriert sich weitestgehend auf seine wesentlichen Stärken. Ganz kann das Script nicht den Fernsehkonventionen entfliehen – manchmal ist´s ein wenig vorhersehbar (vor allem, was das Schicksal Walkers angeht) und im Mittelteil wird es etwas geschwätzig und beinahe langweilig – Therese´s Charakter-Background dürfte wirklich keinen Menschen interessieren (und er ist auch nicht interessant, sondern klischeehaft), aber bevor das Gesülze unerträglich wird, besinnt sich der Streifen eines besseren und kommt wieder in die Gänge. Womit wir beim Haupt-Positivum wäre – bis auf den schwatzhaften kurzen Mittelakt besticht Birds of Prey durch jede Menge Action – die Flugszenen sind zahlreich (praktisch der gesamte Film ist eine einzige Flugszene) und darüber hinaus spektakulär und spannend geraten – man rufe sich ins Gedächtnis, der Film ist knapp 30 Jahre alt und da war noch nix mit Spezialeffekttricksereien – in Birds of Prey gibt es keine einzige Modellaufnahme und schon gar keine computerunterstützte Image-Wizardry – alles, was on screen an waghalsigen Flugmanövern präsentiert wird, ist echt, real, absolut authentisch – und das sieht auch noch anno 2002 gut aus. In diesen Action-Sequenzen, die erfreulicherweise den Löwenanteil der Laufzeit ausmachen, ist das Tempo des Films, den Geschehnissen und Stunt-Flügen angemessen, mörderisch hoch – das hat beinahe Kinoformat (und wenn man bedenkt, was an drögen Schlaftabletten schon über die Leinwände flimmerte, kann man sagen, dass der Film mehr Kinoformat hat als so mancher originäre Kinofilm).

Ein weiterer Erfolgsgarant ist der leider zu früh (1980) verstorbene David Janssen in der Hauptrolle, die wirklich wie für den Mann gemalt ist. Janssen, berühmt durch die unsterbliche TV-Serie The Fugitive („Auf der Flucht“), in der er Richard Kimble mimte, ist nahezu perfekt für die Rolle des fanatischen Fliegers, dem die Gangsterverfolgungsjagd die willkommene Rückkehr in gute alte Kriegszeiten ist – kein hundertprozentiger Sympathieträger (erstens geht er manchmal recht rüde mit Therese um, zweitens scheint´s ihm weniger um die Gerechtigkeit an sich, sondern mehr um den Kampf des Kampfes wegen zu geben), aber ein Muster an Entschlossenheit. Nur nahezu perfekt? Naja, wie angesprochen kaufe ich dem Film einfach nicht ab, dass er David Janssen als Kriegsveteranen präsentiert – auch wenn Janssen nicht gerade wie 30 aussieht, ist er einfach ein paar Lenze zu jung – vor allem, da mit Kollegen Ralph Meeker als vermeintlichem Kriegskameraden ein anschauliches Gegenbeispiel geliefert wird. Meeker kauft man das Alter ab… im übrigen hat Meeker nicht wirklich viel zu tun, aber was er macht, erledigt er mit der Routine eines vielbeschäftigten TV-Schauspielers. Wenn dem durchschnittlichen Fernseh- oder Filmkonsumenten der Name Ralph Meeker auch nichts sagen mag, das Gesicht wird er aus zahllosen Fernsehfilmen und -serien kennen, kaum eine Serie, in der er nicht seine Visitenkarte abgegeben hat. Zu seinen TV-Rollen zählt auch eine tragende Nebenrolle im erwähnten Night Stalker. Elayne Heilveil kämpft ein wenig mit ihrem etwas arg klischeehaften und überzeichneten Charakter (ihre Wandlung innerhalb weniger Stunden vom zukünftigen Heimchen-am-Herd zur fast-schon Femme-Fatale, die sich Walker an den Hals schmeisst, wirkt ein wenig sehr aufgesetzt).

Erwähnung verdient auch die musikalische Untermalung. Der Film verzichtet beinahe vollständig auf herkömmliche incidental-music, sondern bestreitet den Grossteil seines Soundtracks mit schmissigen Swing-Nummern aus den 40er Jahren – mal was anderes, vor allem im Kontext mit dem Gezeigten.

Insgesamt ist Birds of Prey eine mehr als runde Sache. Vielleicht ist der Film nicht ganz der Geniestreich, wie ihn Duel darstellt, aber mit Sicherheit ein absolut überdurchschnittlicher Fernsehfilm, mit dem man ziemlich unterhaltsame 80 Minuten verbringen kann – schon allein wegen der Vielzahl von aussergewöhnlichen Flugszenen, für die noch mal ein ausdrückliches Extralob verteilt sei. Sicher kein edge-of-the-seat-nailbiter, aber ein grundsolider Fernsehthriller mit einem ausgezeichneten Hauptdarsteller (und natürlich spektakulären Flugsze—, äh, das sagte ich schon mal? Na gut…). Leider derzeit wohl out-of-print, aber wer ein Faible für Hubschrauber in Action hat, sollte Ausschau halten, ob er nicht doch noch eines der (von der Bildqualität nicht umwerfenden, aber zweckmässigen) atlas-Tapes über die üblichen Gebraucht-Quellen auftreiben kann.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 7


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