Drei Amen für den Satan

 
  • Deutscher Titel: Drei Amen für den Satan
  • Original-Titel: La vendetta e un piatto che si serve freddo
  • Alternative Titel: Three Amens for Satan | Death's Dealer | Vengeance is a Dish Eaten Cold | Vengeance Trail |
  • Regie: Pasquale Squitieri (als William Redford)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Leonard Mann (Jim/Jeremias Bridger), Ivan Rassimov (Perkins), Klaus Kinski (Prescott), Elizabeth Eversfield (Tune), Steffen Zacharias (Doc), Salvatore Billa (Ted), Teodoro Corrà (Boon), Enzo Fiermonte (George Bridger), Pietro Torrisi (Roy), Yotanka (Yotanka)


Vorwort

Irgendwo in Arizona, um die 1870er rum… die Familie Bridger lebt glücklich und trotz der Entbehrungen relativ zufrieden auf ihrer kleinen Ranch, auch im Einklang mit den Indianern aus dem nahegelegenen Reservat. Yotanka, ein Crow, der die Auslöschung seines Stammes überlebt hat und seither als Einzelgänger durch die Landschaft streift, ist sogar ein guter Freund der Familie, unterhält die Kinder mit Indianerlegenden und bringt gerne mal Geschenke mit.
Die Idylle wird durch den fiesen Perkins und den Proto-BILD-Zeitungsjournalisten Prescott gestört, die die Bridgers vor einer angeblich bevorstehenden Indianerattacke warnen und George für einen prophylaktischen Erstschlag gegen die Rothäute rekrutieren wollen. George lehnt ab, doch noch in der gleichen Nacht greifen tatsächlich Indianer an, brennen die Farm nieder und töten die Bridgers, bis auf den kleinen Jeremias, den Papa George in weiser Voraussicht im Keller (?!) versteckt hat…
10 Jahre vergehen und aus Jeremias ist ein gefürchteter Indianerkiller geworden, der jede Rothaut killt und skalpiert (der Kohle für die Haare wegen, aus denen Perücken für modebewusste Weiße geertigt werden), die unglücklich genug ist, ihm über den Weg zu laufen. Bei einem seiner Attacken fällt ihm die Squaw Tune in die Hände – er schafft’s nicht, sie umzubringen, sondern schleift sie lieber als Gefangene in die nächste Stadt. Dort erweckt Tune das Interesse von Boon, dem Chef-Henchman von Perkins, der mittlerweile zum unangefochtenen Großgrundbesitzer und Ober-Viehbaron der Gegend geworden ist. Boon will Jeremias Tune abkaufen, aber Jeremias verweigert. Nach einigen Handgreiflichkeiten fällt Tune dem Mob in die Hände, der sie teeren, federn (soweit erfolgreich) und verbrennen will. Jeremias rettet Tune und flieht mit ihr aus der Stadt, wird aber von Boon und seinen Leuten verfolgt. Es gelingt den Bösewichtern, Tune zu squawnappen und Jeremias, angeschossen und für tot gehalten, zurückzulassen.
Während Tune zukünftig Perkins und Prescott zwangsweise Freude spenden soll, wird Jeremias vom Süffel und Quacksalber Doc gefunden und gesundgepflegt. Jeremias würde sich gern an Boon rächen und Doc ist gerne bereit, dabei zu assistieren. Als Jerry aber unprovoziert in einem Saloon zwei dort arglos herumsitzende Indianer umbringt, sieht sich Doc gezwungen, den Rothautmetzler mal auf Spur zu bringen und ihm klarzumachen, dass seine Familie mitnichten den Indianern zum Opfer gefallen ist; vielmehr ist das ein von Perkins bereits mehrfach genutztes Mittel, um seine stets zu knappen Ländereien zu erweitern – seine Jungs massakrieren als Indianer getarnt die Farmer, lassen ein paar tote Indianer als „Beweis“ rumliegen, vereinnahmen das Land und haben nebenher noch einen Prima-Grund, in die Reservate einzufallen und dort, ebenfalls des Landes wegen, die Roten niederzumachen. Und Boon war damals, beim Bridger-Massaker, ausführender Exekutivscherge. Es gelingt Jeremias und Doc, Boon zu fangen und nach ein wenig traditioneller Indianerfolter singt der auch wie eine Nachtigall, bevor er von rachedurstigen Rothäuten erpfeilt wird. Jeremias liefert Boons Leiche bei Perkins ab und erbt, nachdem er noch nebenbei einen weiteren Perkins-Vormann killt, der gerade dabei war, die renitente Tune auszupeitschen, dessen Position. Als erste Aufgabe soll er gleich einen neuen Angriff auf harmlose Farmer vorbereiten…


Inhalt

Ich erwähnte ja schon, dass ich für P300 immer wieder meinen Blick über’s DVD-Regal streifen lasse und prompt immer wieder ein paar Scheiben finde, die ich irgendwann mal auf Verdacht gekauft und dann erst mal einsortiert und vergessen habe. So ging’s mir auch – Schande über mich – mit Best Entertainments schnieker „KLAUS KINSKI COLLECTION“-Metallbox. Da ich mir vorgenommen habe, mich in Zukunft etwas regelmäßiger mit Western zu befassen (auch wenn’s mein Lieblingsgenre nicht werden wird), und jeder Film mit Klaus Kinski automatisch besser ist als einer ohne, beschloss ich heute spontan – es ist Spaghetti-Zeit, schließlich sind in ebenjener Box von 6 Filmen 5 Western (und dazu kommt D’Amatos „Mörderbestien). Da ich von diesen fünf aber wiederum zwei schon anhand ihrer Einzelreleases besprochen habe (Adios Companeros und Sartana – Töten war sein täglich Brot), entschied ich mich aus dem Restfeld für den Streifen mit dem beknacktesten deutschen Titel – „Drei Amen für den Satan“, das klingt doch schon elementar-essentiell italowesternmäßig, aufregend usw.

Rein aus filmhistorischer Sicht ist schon mal nicht ganz uninteressant, dass „Drei Amen für den Satan“ wohl einer der wenigen Italo-Western (und Western überhaupt) ist, der von einer Frau geschrieben wurde – Monica Venturini (als Monica Felt auch als Assistant Director z.B. beim Früh-Giallo „Das Geheimnis der jungen Witwe““ und als Autorin der „077“-Eurospy-Filme tätig) kollaborierte hier mit Regisseur Pasquale „William Redford“ Squitieri, der sicherlich bekannter dafür ist, lange Jahre der „companion“ von Claudia Cardinale gewesen zu sein, als für seine Regiearbeiten „Django defies Sartana“, „Ein Mann aus Stahl und Eisen“ oder „Savage Breed“ und sein unkreditiertes Herumdoktern am Script des unerträglichen „Nosferatu in Venedig“.

Und immerhin – für ein wenig Originalität scheint diese Kombination zu sorgen. Zwar ist die grundsätzliche Plotline nicht neu (ein Einzelgänger-Antiheld auf Rachefeldzug), aber das Setting für Italo-Western-Verhältnisse ungewöhnlich – anstatt sich in Bürgerkriegszeiten oder in den Wirrungen der mexikanischen Revolution herumzutreiben, bevorzugen Venturini und Squitieri hier ein Backdrop, das eher dem konventionellen US-Western entspricht (der Film datiert sich selbst auf die Präsidentschaft von Ulysses S. Grant, also etwa ein Jahrzehnt nach dem amerikanischen Bürgerkrieg) und sich der Problematik des Umgangs der Siedler mit den Native Americans widmet – Indianer-Themen sind im Italo-Western nun wirklich nicht alltäglich, weil sich die Stiefelbewohner ja gerade von den klassischen Western-Klischees abheben wollten. Im Endeffekt ist „Drei Amen für den Satan“ also sozusagen eine Genre-Mischform – der Archetyp des Italo-Western spaziert in ein Hollywood-Western-Szenario mit reichen, bösen Großgrundbesitzern, herzensguten Farmern und eben Indianern, die längst in ihre Reservate zurückgedrängt sind und eigentlich froh wären, wenn man sie wenigstens dort in Ruhe ließe. Einen Ehrenpunkt verdient sich das Buch für den angedeuteten Realismus – zwar hat die US-Regierung mit den Stämmen Friedensverträge abgeschlossen, aber, wie Perkins ausführt, Washington ist weit weg und was der Große Weiße Häuptling dort entscheidet, mag zwar schön und gut sein, hat aber für das tägliche Leben im Wilden Westen keinerlei gesteigerte Relevanz, speziell, wenn niemand (in Form von Truppen) da ist, der den Willen der Regierung umsetzen könnte. Ein weiterer interessanter Aspekt ist der Umstand, dass „Drei Amen für den Satan“ recht offen Medienkritik betreibt – der Kinski-Charakter Prescott, in Personalunion Redaktion und Verleger der Zeitung am Orte, ist letztlich aus moralischer Sicht der größte Schurke des Films; Perkins‘ Motive kann man aus egoistischer Sicht ja noch nachvollziehen (er braucht zusätzliches Land für seine Rinderherden und vor allem Wasserquellen), aber Prescott betreibt Kriegstreiberei aus purer Gewinnsucht – ein neuer Krieg gegen die Indianer bedeutet für ihn eine gute Story und hohe Auflage, und deshalb ist er groß dabei, diesen Krieg durch seine „Berichterstattung“ (sprich: erfundene Meldungen über angebliche indianische Massaker) erst anzustacheln. Auch wenn der Film es als eher untergeordnetes Motiv begreift (und Kinski daher auch völlig verschwendet), ist es aus politischer Sicht (und schließlich ist es jedem Reviewer verboten, bei Italo-Western KEINE politischen Interpretationen zu suchen) der auffälligste Punkt und sicherlich auch derjenige, der am leichtesten auf die 68er- und Anti-(Vietnam-)Kriegsbewegungen zurückzuführen ist, in dem die Presse hier als Vertreter des Establishment, des „Großkapitals“, das am Krieg sein finanzielles Interesse hat, gesehen wird (und es ist ein Punkt, der angesichts von Prime-Time-Kriegen wie auf dem Balkan oder im Irak an Aktualität nur wenig eingebüßt hat). Folgerichtig erlebt Prescott seine persönliche come-uppance auch dadurch, dass er sich von Doc (der sich unter dem Vorwand, ein von Indianern überfallener Vetter des Präsidenten zu sein, bei Perkins eingeschlichen hat) unter Verweis auf dessen vermeintliche Kontakte zu den wirklich Großen und Mächtigen, den Kreisen um Präsident Grant, einwickeln lässt (und von Doc, nachdem der ihm eine Richtigstellung direkt in die Druckerpresse diktiert hat, dem Volkszorn überlassen wird, was sich natürlich unschwer dahingehend interpretieren lässt, dass das Volk Anspruch auf wahrheitsgemäßen, niemandem verpflichteten Journalismus hat und sich diesen nötigenfalls auch gewaltsam nehmen sollte).

Vom reinen Storytelling her funktioniert „Drei Amen für den Satan“ allerdings nicht wirklich gut – zuvorderst liegen die Probleme natürlich beim zentralen Charakter des Jeremias, der zwar streng genommen den schon zitierten Italo-Archetypus des Antihelden verkörpern soll, allerdings kaum darüber hinwegtäuschen kann, dass der Figur über lange Zeit jegliche positive Facette fehlt. Antihelden zeichnen sich ja gemeinhin dadurch aus, dass ihre Methoden nicht „besser“ sind als die ihrer Feinde, aber sie zumindest *moralisch* richtig handeln. Jeremias tötet aber noch unprovoziert Indianer, nachdem er längst mit Doc unterwegs ist (und bereits gewisse Bande zu Tune geschlossen hat) und obwohl das Script dies in Ansätzen verurteilt, dreht ihm letztlich doch niemand einen Strick daraus (Tune rechnet am Ende schlichtweg auf, dass er ungefähr so vielen Indianern das Leben gerettet wie er gekillt habe, und dass es dann damit auch seine Ordnung habe, und Doc hält ihm auch nicht mehr als eine Gardinenpredigt, bevor er ihm Informationen über den wahren Ablauf des Bridger-Massakers zuflüstert. Hätte er ja durchaus schon früher machen können, der Idiot). Dabei sind sämtliche deutschen Versionen in dieser Hinsicht sogar noch entschärft, denn in der ungeschnittenen Originalfassung spürt, unmittelbar nach dem Massaker, noch der vielleicht zwölfjährige Jeremias seinen indianischen Freund Yotanka auf und tötet ihn (zu den Klängen einer melancholischen Ballade, zumindest behaupten das diejenigen, die den ganzen Film ganz gesehen haben. Ich hatte mich nur gewundert, warum im Abspann ein Song kreditiert wird…). Für jemanden, der zehn Jahre lang Zeit hatte, seinen Hass auf Siedetemperatur zu halten, ist Jeremias dann allerdings wieder schnell umgepolt (die Ansprache Docs, der ja, rein theoretisch, auch einfach nur irgendwelchen Blödsinn erfunden haben könnte, zumal ich mich schon frage, woher Doc z.B. Boon *kennt*, reicht ja aus, um Jerry fortan keine Rothäute mehr killen, sondern Perkins-Leute foltern zu lassen). Das ist einfach faules Storytelling – da legt man beim Charakter Jeremias einfach einen Schalter um, ohne Grautöne – es fehlt an echter Ambivalenz, einer „zerrissenen“ Figur, statt dessen hat man das Gefühl, wir würden zwei völlig unterschiedlichen Figuren, die nur zufällig vom gleichen Darsteller gespielt werden, zusehen.

Störend ist zudem, dass der ernsthafte Grundton des Films durch den heftigen Schlenker ins Komödiantische, den sich das Script durch den Einbau der Doc-Figur erlaubt, arg beeinträchtigt wird. Zwar sind einige der Gags (die möglicherweise der deutschen Synchronfassung geschuldet sind, aber so, wie Zacharias over-acted, müsste die Figur auch schon im Original lustig angelegt sein) durchaus witzig, aber die Possenreißerei weicht die düstere Rachegeschichte doch deutlich auf (ich gebe allerdings zu, Boons Spruch zu einem seiner Henchmen „Du machst ein Gesicht, als ob dein Pferd auf dir reitet“ war echt gut…). Kommt einem als neutralem Zuschauer ein wenig so vor, als hätte man unbedingt ein wenig angesagten „Trinity“-Humor im Film haben müssen, egal, ob’s der Grundstimmung des Werks zuträglich ist oder nicht.

Immerhin (SPOILER voraus) – „Drei Amen für den Satan“ dürfte einer der optimistischten Italo-Western sein, endet er doch ausnahmsweise mal mit dem totalen Sieg der „Guten“, die nicht mal nennenswerte Verluste hinnehmen müssen (ein paar namenlose Indianer, die Jeremias als Verstärkung für seine finale Attacke auf Perkins angeheuert hat, beißen in den Präriestaub). Zum vollständigen Klischee-Happy-End fehlt nur noch das „Tune und Jeremias leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ – das wird von Tune zwar angeboten, aber von Jeremias abgelehnt; toll – in der letzten Szene bemüht sich der Film dann doch noch, seiner Hauptfigur ein schlechtes Gewissen wegen seiner Indianerschlächterei einzureden. Jetzt isses dann auch schon egal (und ich hatte eigentlich ehrlich damit gerechnet, dass ein – günstigerweise auf der Lauer liegender – Indianer Jeremias in der letzten Szene noch mit einem Pfeil durchbohrt, damit wir das eigentlich zwingend vorgeschrieben zynische Italo-Western-Ende hintricksen). Ich möchte übrigens darauf hinweisen, ehe ich’s vergesse, dass der Originaltitel ein bekanntes klingonisches Sprichwort vorhersagt (abnerd).

Im Hinblick auf die technische und handwerkliche Seite rangiert „Drei Amen für den Satan“ sich auf der Durchschnittsebene ein – das ist keine Bankrotterklärung Marke Fidani, aber auch weit entfernt von der Kompetenz eines Corbucci (von Leone wollen wir ja gar nicht erst reden); solide Hausmannskost eben, ohne großartige eigene Ideen, allerdings eben auch ohne gesteigerte handwerkliche Klöpse – wenn man von einer stellenweise abenteuerlichen Kameraführung absieht (neben einem schon fast Franco-artigen Fimmel, durch Fenster o.ä. hindurchzufilmen, gibt’s immer mal wieder belanglose Füße – nicht so schlimm wie bei Doris Wishman immerhin – oder formatfüllend den Hinterkopf des Hauptdarstellers – den dann aber wenigstens out-of-focus – zu sehen); Angelo Lotti, der auch „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ und – haha, ich hab’s geahnt – Francos „Venus in Furs“ fotografierte (ebenso wie die übliche Auslese aus Eurospy-, Sandalen- und Piratenfilmen) bekleckert sich nicht wirklich mit Ruhm (ich muss aber einschränken: die mir vorliegende Version beschneidet das Bild auf ein Aspect Ratio von 1.85:1, während Lotti in 2.35:1 filmte; es erscheint mir zwar nicht wirklich so, als würde die Bildkomposition empfindlich leiden – jedenfalls nicht so sehr wie bei den Amis, die nur eine Pan&Scan-Vollbildversion zu haben scheinen, hähä -, aber es sei erwähnt). Charakterszenen fallen mangels ernstlicher Charakterentwicklung relativ flach, und wo Charaktere sich tatsächlich entwickeln, scheint’s mir unglaubwürdig zu sein (speziell bei Tune. Gut, Jeremias rettet sie vor dem Lynchmob, aber vorher hat er sie gefesselt hinter seinem Gaul hergeschleift und zumindest *beinahe* vergewaltigt. Da käme ich bestenfalls bei „jetzt sind wir quitt“ raus und nicht bei „ich liebe dich und bin für immer dein“), die Actionszenen sind, naja, solide eben, aber nicht sonderlich aufregend oder gar einfallsreich (am wirkungsvollsten ist tatsächlich noch der „Indianer“-Angriff auf die Bridger-Ranch – jeder Film, der sich erlaubt, als allererstes Opfer gleich mal ein sechsjähriges Mädchen abzuservieren, verdient einen Anerkenntnispunkt -, der fast schon horribel wirkt und ein wenig an Assault on Precinct 13 erinnert). Sonderlich spannend wird „Drei Amen für den Satan“ leider nie, aber wenigstens auch kaum offensiv langweilig.

Dem Film fehlt auch ein wenig die zwingende Härte eines typischen Italo-Westerns – er ist erstaunlich unblutig (ich glaube, die blutigste Szene ist die, in der Jeremias den bösen Auspeitscher Butch mit einem Messer ersticht) und könnte eine Portion Exploitation mehr durchaus vertragen (die Auspeitschung Tunes ist relativ zahm, aber vielleicht bin ich auch von all den Francos, D’Amatos und sonstigen Misogynisten, deren Werke ich mir hier ständig reinziehe, entsensibilisiert); auch in dieser Hinsicht eifert Squitieri eher amerikanischen den italienischen Vorbildern nach.

In Punkto Filmmusik allerdings, da gibt man sich ganz ungezwungen der Kopiererei hin. Pierro Umilliani (zuständig für die Scores von Inferno unter heisser Sonne, „Goldface“, „Baba Yaga“, „Argoman“ oder – schluck – das von D’Amato inszenierte Amanda-Lear-Vehikel „Crazy Nights“) hat es sich ersichtlich zur Aufgabe gemacht, so dicht wie möglich an Ennio Morricone zu kleben, ohne gleich 1:1 abzukupfern. Das ist gelegentlich ganz stimmungsvoll, aber eben mit dem Original in keiner Sekunde zu vergleichen, da jegliche Kreativität fehlt.

Auch mit Leonard Manzella aka Leonard Mann bin ich nicht glücklich – Mann, der sein „Glück“ erst in den 80ern so richtig finden sollte (da durfte er in dem wohl langweiligsten aller Spät-Giallos, dem unerträglichen Schinken „Night Ripper – Das Monster von Florenz“ und „Cut and Run“ tragende Rollen spielen, 1979 agierte er zudem im SciFi-Trasher „Kampf um die 5. Galaxis“ neben Barbara Bach und Richard Kiel), gelingt es eindrucksvoll, seinen Jeremias mit einem einzigen Gesichtsausdruck herunterzuleiern, der aber weniger grimmige Entschlossenheit (was der Sache ja durchaus dienlich wäre), sondern vielmehr milde Langeweile zu transportieren scheint; halt ungefähr das, was man bekommt, wann man Giuliano Gemma haben möchte, sich Gianni Garko nicht leisten kann, aber trotzdem ungefähr „den Typ“ haben will. Schlockakteur Extraordinaire Ivan Rassimov („Planet der Vampire“, „Ultimo Mondo Cannibale“, „Man from Deep River“, „Lebendig gefressen“, „Schock“) könnte als Perkins für meinen Geschmack etwas stärker aufdrehen, er ist mir zu sehr distinguierter Gentleman als größenwahnsinniger Machtmensch, aber das geht noch in Ordnung. Kinski ist, wie gesagt, als Prescott völlig verschwendet, er hat kaum Raum, seine spezielle Schauspielkunst (mit so einem kleinen Tobsuchtsanfall oder zwei wie in „Adios Companeros“) auszuleben, muss sich hier unterordnen – lediglich seine letzte Szene ist ziemlich gut. Elizabeth Eversfield, die hier ihre einzige Filmrolle spielt, ist hübsch anzusehen (und hat das große Glück, dass „Teeren“ keine bleibenden Schäden hinterlässt…) und, lobenswerterweise, actually looks her part (was man nicht für alle Indianer in diesem Film sagen kann… manch einer scheint mir doch eher asiatische Vorfahren zu haben), schauspielerisch ist das nicht sonderlich eindrucksvoll, aber im Genrekontext passabel. Der Deutsche Steffen Zacharias, der im Italo-Schmodderfilm sein Zuhause fand (und u.a. in „Sabata kehrt zurück“, „Auch die Engel essen Bohnen“ und „Die perfekte Erpressung“ dabei war, ehe er im Herbst seiner Karriere noch kleinere Parts in US-Filmen wie Krieg der Eispiraten, „Death Wish II“ oder „Exterminator 2“ absahnte), macht prinzipiell nichts verkehrt – seine Vorstellung ist durchaus lustig und motiviert, passt halt aus oben geschilderten Gründen nicht wirklich in den Film; das ist aber nun wirklich nicht *sein* Fehler. Teodoro Corrà ist als Boon angemessen fies und böse (eigentlich fieser und böser als sein nomineller Chef) – ihn sah man in diversen Django-Filmen und Poliziottos.

Bildqualität: Alle DVD-Auflagen, obwohl mit unterschiedlichen Altersfreigaben (16, 18, KJ) sind laufzeit- und bildtechnisch identisch. Das originale 2.35:1-Format liegt in keiner Fassung vor, statt dessen gibt’s non-anamorphes 1.85:1. Für eine Best-Veröffentlichung, speziell eine solche in einem 6-Filme-auf-2-DVDs-Set geht der Transfer noch in Ordnung; die Schärfewerte liegen im durchschnittlichen Bereich, der Kontrast ist relativ gut, und die Verschmutzungen und Defekte halten sich noch einigermaßen im Rahmen des Vertretbaren. An die Kompression sollte man bei knapp 4 1/2 Stunden auf einer Scheibe keine hohen Erwartungen stellen – die ist nämlich unter aller Kanone. Die Screenshots orientieren sich daran – ich musste nehmen, was einigermaßen erträglich aussieht, nicht, was irgendwie sonderlich witzig oder repräsentativ wäre.

Tonqualität: Ausschließlich deutscher Synchron-Ton in Dolby Mono – das ist auch ausreichend, die Sprachqualität ist zufriedenstellend, Musik- und Soundeffekt-Mix gehen für die Grabbeltischklasse in Ordnung. Nichts, worüber man sich besonders freuen müsste, aber man will sich auch nicht gleich die Trommelfelle durchstechen.

Extras: Trailershow.

Fazit: Ich weiß nicht, ob man „Drei Amen für den Satan“ ein „Experiment“ nennen soll – allerdings war die erprobte Italowestern-Formel nun schon wirklich ein paar Jahre etabliert und der klassische Hollywood-Western gerade aufgrund der Spaghetti-Western ziemlich tot, so dass man es schon mit einiger Berechtigung ein „frisches Konzept“ nennen darf, wenn sich hier Italo-Archetypen und Hollywood-Background mal auf eine Pfanne Bohnen treffen. Nur passt halt meistens mit ebensolcher Berechtigung wirklich nicht zusammen, was nicht zusammengehört, will sagen, Leone & Co. wussten schon, warum sie keine Indianerfilme drehten, als sie das Genre revolutionierten. „Drei Amen für den Satan“ hat ein paar nette Ideen und die zwar eher beiläufige, aber treffende Medienkritik zu bieten und fällt von der handwerklichen Seite her zumindest nicht extrem negativ aus dem Rahmen, das halbgare Script mit seiner unglaubwürdigen und selbst für einen Antihelden eigentlich unvertretbaren Hauptfigur sorgen im Zusammenspiel mit der zwar nicht auffällig schlechten, aber eben sehr uninspirierten Regie dafür, dass ich den Film nicht wirklich weiterempfehlen möchte. Er tut nicht weh, aber er bringt dem Zuschauer auch keinen Gewinn. Und da’s Italo-Western gibt wie Sand am Meer, und viele davon wenigstens die knackige Gewalt bieten, die „Drei Amen für den Satan“ überdies noch fehlt, mangelt’s mir für diesen Film an der wirklichen Zielgruppe. Ich jedenfalls gehöre nicht dazu (und ein sträflich unterbeschäftigter Kinski allein reicht halt doch nicht immer…).

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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