Dream of a Warrior

 
  • Deutscher Titel: Dream of a Warrior
  • Original-Titel: Cheonsamong
  •  
  • Regie: Hee-Joon Park
  • Land: Südkorea
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Leon Lai (Dean), Eun-Hye Park (Rose), Tae-Young Yoon (Shanril), Na-Yeong Lee (Shosho), Ji-Moo Kim, Chan-Ho Seo, Seon-Mi Yeon


Vorwort

Das könnte jetzt etwas komplizierter werden, so stay with me: Der dynamische koreanische Jungbulle Dean liefert sich eine aufreibende Verfolgungsjagd mit einer Dreierbande Terroristen, die einer Sekte religiöser Fanatiker, deren Oberhaupt vor zwei Jahren freiwillig in die nächste Welt aufgefahren ist, zugerechnet werden und versucht haben, ein brisantes Gizmo namens CSM1004 in den Laboren von Professor Yang kaputtzumachen. Sämtliche Ganoven beißen in den Asphalt Seouls, darunter auch ein attraktives Frauenzimmer, welches von Deans Kumpelpartner Martin exekutiert wird. Am nächsten Tag wird Dean beauftragt, sich bei Professor Yang einzufinden. Yang eröffnet dem verblüfften Cop, Erfinder einer Zeitmaschine zu sein, mit deren Hilfe man sich in seine früheren Leben zurückbeamen könne. Seine Tochter Rose hatte vor zwei Jahren eine Probefahrt mit dem Vorgängermodell CM23 absolviert, sei aber verschollen, nachdem die böse Sekte CM23 im Rahmen eines Terroranschlags in den Orkus gejagt hat. Der Haken an der Zeitreiserei ist nun aber, dass man keine zwei Menschen an den selben Ort bzw. die selbe Zeit schicken könne, sofern sie nicht die gleiche Hirnwellenfrequenz aufweisen. Wie’s der Deibel so will, stimmt Deans Frequenz mit der von Rose überein, so dass Yang hofft, Dean würde sich breitschlagen lassen, mit CSM1004 auf die Reise zu gehen und nach Möglichkeit Rose zurückzubringen. Obwohl der geistig vergleichsweise schlicht sortierte Dean kein Wort versteht, willigt er ein…

In einer anderen Dimension (von wegen Zeit) ist Dean ein „Ritter niederer Klasse“ im Staate Dilmun und seines Zeichens großartiger Fighter, begabter „Power-Football“-Spieler und glühender Verehrer der Prinzessin Rose – die Liebe wird zwar auch erwidert, ist aber zum Scheitern verurteilt, weil Roses Papa, der große General, auf Einhaltung der „ungeschriebenen Gesetze“, wonach eine Vermählung des niederkastigen Schnösels mit einer höheren Tochter nicht in Betracht kommt, pocht. Außerdem hat er Rose bereits Shanril versprochen, der nur durch die Heirat mit Rose weit genug in der Hierarchie aufsteigen könnte, um selbst General zu werden – aufgrund seiner proxianischen Herkunft wäre das auch diplomatisch nicht verkehrt, weil die bösen Proxis nämlich grad fröhlich am Erobern sind und eine „Blutsbindung“ daher vorteilhaft eingestuft wird. Andererseits kann man den Proxis natürlich nicht trauen, weil sie „Makas“ einsetzen, praktisch unkillbare Superkrieger, die sich nach Belieben in effektive Waffen (wie Schwerter etc.) verwandeln können. Der Oberschlaubigeneral lässt Dean festsetzen, um ihm ein Himmelfahrtskommando gegen die Proxis nahezulegen, an dem auch er persönlich sowie Shanril teilnehmen sollen (nein, fragt mich NICHT nach dem Sinn der Aktion). Selbige endet in einem Desaster, alldieweil u.a. der General geplättet wird und Shanril sich zu einem Maka umwandeln lässt… es kommt zum Duell zwischen Dean und Shanril (ja, und DANN fällt unserem Film sogar noch sein framing device wieder ein…).


Inhalt

Wer wie Euer Lieblingsdoc fleißig Best-DVDs sammelt, hat sicher schon eine ganze Kollektion von Silberscheiben, auf denen sich der kurze und recht undurchschaubare „Dream of a Warrior“-Trailer befindet. Nun hat sich mir der Streifen erstmals auch in seiner Langform vorgestellt (schwachsinnigerweise, aber wir reden ja auch von Best bzw. der Nachfolgeunternehmung „Great Movies“, im Rahmen der „Horrorbox“) und, guess what, jetzt ist die Chose zwar länger, aber immer noch undurchschaubar. Wie sich obige für ein Bit-Review recht ausführliche Inhaltsangabe zwanglos nachvollziehen lässt oder auch nicht, handelt es sich bei diesem offensichtlich recht üppig budgetierten südkoreanischen Fantasyabenteuerscifiromantikschmarrn um einen weiteren Baustein für mein demnächst promotionsreifes Thesenpapier „Wenn die Asiaten einmal ein vernünftiges Drehbuch zusammenzimmern, werde ich Papst“ – wobei ich fairerweise erwähne, dass die vollständige asiatische Version des Streifens ’ne runde Viertelstunde länger läuft, aber ich mir kaum vorstellen kann, dass diese Fassung mehr Sinn ergibt.

Der Streifen hat nämlich schon mal rein grundsätzlich eine blödsinnige Struktur – wir haben zu Beginn zehn Minuten furiose Action, dann machen wir mit der Zeitreisegeschichte (die ja auch innerhalb der Filmlogik doof ist, weil man offensichtlich in eine Parallelwelt reist und nicht in die Vergangenheit) das SF-Faß auf, werfen es zugunsten der zentralen Fantasy-Geschichte, die versucht, in knapp 50 Minuten eine komplette Mythologie aufzubauen UND nebenher noch ’ne plausible Story zu erzählen, über Bord, erinnern uns aber, nachdem wir den Fantasy-Part (mehr oder weniger) schlüssig beendet haben, wieder daran und tackern ein doofsinnige SF-Ende, das noch locker allen vorhergegangen Entwicklungen widerspricht (während der Film zuvor die Prämisse aufbaut, man würde quasi, a la „Trancers“ nur in den Körper seines „Ahnen“ – diese haben erfreulicherweise übrigens auch alle identische Namen wie in der „Gegenwart“ und sehen bis auf die Tattoos gleich aus – „springen“, reist Dean im Schlussakt mit einem Guyver-mäßigen Kampfanzug und entsprechender Offensivbewaffnung nach Dilman, obschon sein „Ahne“ längst „tot“ ist [und übrigens auch die zu rettende Rose]). Auch innerhalb der Fantasy-Geschichte werden Widersprüche von Empire-State-Building-Höhe aufgetürmt (für Dean ist seine niedrige Kastenherkunft das große Bu-Bu, weswegen er Rose nicht ehelichen kann, aber der ebenfalls niederwertige Shanril braucht die Hochzeit mit Rose zum kastenmäßigen Aufstieg? Wie denn nu?), irgendwie will nichts zusammenpassen und, um das Maß endgültig voll zu machen, erschießt sich der Film mit drolligen Dialogen (wenn er denn mal welche hat… viel gesprochen wird nicht, der erste Wortfetzen drängt sich nach sage und schreibe siebeneinhalb Minuten ans Ohr des geneigten Rezepienten) präzise und mit Fleiß – mein Lieblingszitat: „Eine Hochzeit von Shahril und Rose hat nur gute Seiten für Dilmun – sie könnte aber auch negative Folgen haben!“ (das ist potentiell signaturfähig). Spätestens an dieser Stelle macht der Verstand Winke-Winke und der Zuschauer kann ohne weitere Risiken für’s Gehirn weiterkucken und den Film als das genießen, was er ist…

… nämlich ein optischer Leckerbissen. Die Kameraführung ist ausgezeichnet, das Production Design überwältigend (und die Parallelwelt Dilmuns, die mittelalterliche Labyrinthe und neon-beleuchtete Stripclubs kennt, in der man „Power-Football“ im Matsch spielt, Sprengstoff kennt, aber sich bevorzugt mit Schwertern die Lebenslichter ausbläst, ist schon faszinierend), die Special FX für Alter und Herkunft des Films formidabel (es werden souveräne bis wirklich gute CGI geboten), die Actionsequenzen sind, wenn Herr Regisseur nicht gerade auf den Trichter kommt, eine mehrminütige Kampfszene komplett in Zeitlupe zu zeigen, offensichtlich von den gängigen Hollywood-Vorbildern (wie „Matrix“) inspiriert und kompetent choreographiert. Spannung will sich aufgrund der dummnasigen Story natürlich nicht einstellen, das kann Meister Hee-Joon Park (sonst nur noch mit „Birth of a Man“ auffällig geworden) nicht verhindern, aber Tempo ist jedenfalls genug drin, auch wenn die „Romantik“ nicht gerade die Tiefen einer Shakespeare-Tragödie (was aufgrund des Dreiecksverhältnisses Shanril-Rose-Dean sicher eine Intention war) erreicht.

Die Musik schwankt zwischen pathetisch-fußnägelaufrollend und pathetisch-heroisch (aber immer pathetisch). Härtetechnisch ist die FSK12-Freigabe vollkommen in Ordnung, auf einer „Horrorbox“ hat „Dream of a Warrior“, dem man mit viel gutem Willen mit den Monster-Makas ein halbseidenes Horrormotiv andichten könnte, natürlich nichts verloren.

Die Hauptrolle übernimmt Hongkong-Leihgabe Leon Lai („Infernal Affairs III“, „Three Extremes II“, „City Hunter“, „Fallen Angels“, „God of Gamblers 3“), der sich offensichtlich in Verzweiflung über das konfuse Skript bemüht, den Film mit einem einzigen verkniffenen Gesichtsausdruck zu bewältigen. Tae-Young Yoons klischeehafte Rolle des verräterischen Shanril wird von ihm recht lebhaft absolviert, ohne sich für Großtaten aufzudrängen. Ähnliches gilt für die silberblickende Eun-Hye Park („February 29: 4 Horror Tales“), angemessen zart und ätherisch, aber auch kaum memorabel. Den eindrucksvollsten Stint legt Na-Yeong Lee als ShoSho (seltsamerweise im Fantasy-Part eine „Gute“, im Gegenwarts-Teil aber eine der bösen Terroristinnen) hin, wobei man ihr freundlicherweise einige schicke Actionszenen ins Script geschrieben hat.

Die Bildqualität (ca. 1.85:1-Widescreen) ist das, was man eben erwarten kann, wenn man eine Great-Movies-9-Filme-Box in Händen hält. Man kann’s ankucken, über’n Beamer jagen würd ich’s nicht, und ein-zwei große Mastering-Klopper sind zu verzeichnen (vor allem hat man wohl den Layer-Wechsel sehr unsauber hingeklatscht, da hing sich mein Player regelmäßig dran auf). Der Ton (Dolby 2.0 deutsch) ist zweckmäßig.

Fazit: „Dream of a Warrior“ kann man auf zwei Arten angemessen würdigen – entweder man schaltet sein Gehirn bereits vor’m Play-Drücken auf Durchzug und genießt den Streifen als reines Optik-Demo, oder man stellt sich ’ne Tüte Bier und ’ne Flasche Chips auf den Couchtisch und lacht sich über den inhaltlichen Schwachsinn ins deliriöse Koma. You decide, aber beides dürfte funktionieren…

3/5
(c) 2007 Dr. Acula


mm
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