Dragonball Evolution

 
  • Deutscher Titel: Dragonball Evolution
  • Original-Titel: Dragonball Evolution
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  • Regie: James Wong
  • Land: USA/Hongkong/Großbritannien
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Justin Chatwin (Goku), Chow Yun-Fat (Master Roshi), Emily Rossum (Bulma), Jamie Chung (Chi-Chi), James Marsters (Lord Piccolo), Joon Park (Yamcha), Eriko Tamura (Mai, als Eriko), Randall Duk Kim (Gohan), Ernie Hudson (Sifu Norris), Texas Battle (Fuller), Megumi Seki (Seki), Ian Whyte (Oosaru)


Vorwort

Eins muss ich heute mal wieder voranschicken – ich bin kein Dragonball-Fan. Es gab mal eine Zeit, da habe ich einigermaßen regelmäßig die Anime-Serie verfolgt, weil die gerade lief, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, aber das war dann ein Fall von „Berieselung“ und nicht von „Fandom“. Ich kenne durchaus die wesentlichen Figuren und Handlungsstränge und weiß auch, dass der typische Dragonball-Fan die Inkarnation „Dragonball GT“ nicht leiden mag, aber ich bin kein Hardcore-Fan und filosofiere nicht über die tiefen Charakterisierungen und Charakterentwicklungen, die die Fans von Anime und Manga immer anführen, wenn Kritiker des Stoffs sich auf die brutalen Gewalttätigkeiten kaprizieren (wiewohl ich „Dragonball“ für ein wirklich brauchbares Beispiel für „selbstzweckhafte Gewalt“ ansehe, hat mich mehr die elende Auswalzung von einzelnen Kampfszenen über mehrere Episoden gestört. Im Gegensatz zu manchem Programmplaner halte ich „Dragonball“ aber auch nicht für Kinderprogramm).
Sei’s drum. Angesichts der enormen weltweiten Popularität des Franchise war es schon recht verwunderlich, wie lange es dauerte, bis sich jemand an eine Live-Action-Adaption wagte. Ja, es gab die inoffizielle Hongkong-Version mit den „Dragonpearls“, die wir hier schon vor gefühlten Jahrzehnten besprochen haben und die primär durch ihre Trash-Werte zum Partyschlager wird, aber Toei oder Manga-Autor Akira Toriyama saßen anscheinend relativ gluckenhaft auf den Verfilmungsrechten. 2009 allerdings konnte sich niemand mehr beherrschen – 20th Century Fox gab die Kohle aus, um eine Realverfilmung für 30 Millionen Dollar (kein Spielgeld, aber auch nicht das üppige Budget, das man sich für einen effektlastigen Stoff wie diesen wünschen würde) auf die Beine zu stellen.  Nun hat Amerika (bzw. das US-TV) „Dragonball“ wie so viele japanische Anime-Serien eher…nicht so gut behandelt.  Man durfte gelinde skeptisch sein, ob Hollywood kapieren würde, was das Dragonball-Franchise und seinen Erfolg ausmacht.
Naja. Wir wissen es ja. DRAGONBALL EVOLUTION wurde ein Mega-Gigantoflop, verachtet und verlacht von den Dragonball-Fans, mit komplettem Unverständnis betrachtet von Leuten, denen das Franchise bis dahin fremd war.  Vielleicht hätte man den Kram nicht von jemandem schreiben lassen sollen, der seine Karriere im Biz als Kleindarsteller in CAGED HEAT 3000 und Full Moons kaiju-romp ZARKORR! THE INVADER begann. Als Autor verbrach er  das US-Debüt des Hongkong-Regisseurs Kirk Wong, THE BIG HIT und das tranige Action-Drama-Vehikel LOVE AND A BULLET für den Rapper Treach, bei dem er auch als Co-Regisseur tätig war. Flößt jetzt auch nicht unbedingtes Vertrauen ein.  Immerhin – Regisseur James Wong ist eigentlich nicht als totale Vollnulpe bekannt, stammt er doch aus dem Talentschuppen von AKTE X und war eine der treibenden Kräfte hinter dem FINAL-DESTINATION-Franchise. Aber ob das für ein Martial-Arts-Epos qualifiziert?
Aber als trashgestählte Schundologen fragen wir uns natürlich – kann der Streifen wirklich SO mies sein wie sein Ruf? Das wollen wir uns doch mal genauer ankucken…


Inhalt

Wie bringt man ein loyales Fandom schon mit der ersten Einstellung eines Films auf die Barrikaden? Man macht deutlich, dass man auf die bewährte Mythologie des Comics und der Trickserie einen großen Haufen setzt und das komplette Dragonball-Universum amtlich retconned. Eine Erzählerstimme informiert uns zu entsprechender Effekt-Footage, dass vor 2000 Jahren ein außerirdischer Warlord namens Piccolo (James Marsters, BUFFY: IM BANN DER DÄMONEN, ANGEL: JÄGER DER FINSTERNIS, SMALLVILLE, der dem Franchise immerhin so verbunden blieb, im US-Dubbing der 2015er-Serie DRAGONBALL SUPER eine kleine Sprechrolle  zu übernehmen) auf der Erde (wobei der Film sich ebenso wenig wie Anime oder Manga festlegen will, ob das „unsere“ Erde, eine Parallel- oder Alternativ-Erde sein soll), um, wie sich das für außerirdische Warlords gehört, den Planeten mit Hilfe seines dämonischen Handlangers Ousaru zu erobern. Ousaru und Piccolo machten in der Hinsicht einen guten Job, und nur das Opfer sieben weiser Männer, die mit Magie und unter Einsatz all ihrer Lebenskraft Piccolo in ein Gefäß und selbiges ins Erdinnere bannen konnten, was Ousaru verschwinden ließ, konnte der Planet gerettet werden.
Wer uns diese Geschichte vors Knie nagelt, ist Gohan (Randall Duk Kim, MATRIX RELOADED, REPLACEMENT KILLERS), seines Zeichens Opapa von Goku (Justin Chatwin, KRIEG DER WELTEN, SHAMELESS, DOCTOR WHO: THE RETURN OF DOCTOR MYSTERIO), der nur in Punkto einer eher unkonventionellen bedhead-Haartracht Ähnlichkeit mit dem uns bekannten monkey boy aus dem Anime aufweist. Weder trägt er dessen ikonische Kluft noch hat er ein possierliches Affenschwänzchen, sondern sieht aus wie ein x-beliebiger amerikanischer Teenager mit obskurem Haarstyling-Geschmack). Wenigstens trainieren die Herrschaften im Garten eines Waldhauses die edle Kampfkunst des „airbending“, und wie nicht anders zu erwarten, fährt Opa Gohan mit dem Jungspund ordentlich Schlitten (er hat auch den unfairen Vorteil eines Krückstocks, den er gut einzusetzen versteht). Aber das ist natürlich alles in good fun, auch wenn Goku das genre-übliche Versprechen abgegeben hat, seine Martial-Arts-Fertigkeiten nie im Kampf einzusetzen. Wofür lernt man den Scheiß dann eigentlich? Goku hat heute auch Geburtstag, und Gohan ist nicht senil genug, den vergessen zu haben. Als Geschenk gibt’s eine orange-rötlich schimmernde Kugel mit vier darin umherschwimmenden Sternen. Sehr hübsch, aber what shells? Gohan erklärt – es handelt sich um einen von sieben Dragonballs. Bringt man alle sieben Dragonballs zusammen, lässt sich damit der Drache Shenlong beschwören, der dann exakt einen Wunsch erfüllt. Tolles Geschenk, mit dem man nix anfangen kann, außer, dass man drauf aufpassen muss wie ein Schießhund, weil fiese Böswackl es einem abknöpfen wollen.
Dabei hat Goku eigentlich ganz andere Sorgen, denn er ist (stöhn) Schüler einer hochmodernen High-School in der nächsten Stadt und, weil es in der Fantasie doofer Autoren kein Zwischending zwischen „mit seinen Kampfkünsten angeben“ und „totaler Loser, den sogar die anderen Loser hassen“ für jugendliche Martial-Arts-Koryphäen gibt, dort das gemobbte Oberweichei vor dem Herrn. Das äußert sich z.B. heute darin, dass Goku kleinlaut den nicht vorhandenen Affenschwanz einzieht, als Oberbullymobber Fuller (Texas Battle, REICH UND SCHÖN, DEATH VALLEY, MARAUDERS) mit seinem geliebten Bumblebee-Chevy-Camaro Gokus Pedelec plattmacht (gut, wer so ein Elektrofahrrad ernstlich benutzt, hat es nicht anders verdient). Aber derlei Feigheit vor dem Feind ist natürlich nicht dazu angetan, Gokus Chancen, seinen Schwarm Chi-Chi (Jamie Chung, GOTHAM, THE GIFTED, SIN CITY 2: A DAME TO KILL FOR) nicht nur aus der Ferne anhimmeln zu können, zu erhöhen, dito seine Unaufmerksamkeit und Nerdigkeit im Unterricht. Aber womöglich ändert sich heute doch noch Gokus Schicksal. Als Chi-Chi am streikenden elektronischen Schloss ihres Spinds verzweifelt, hilft Goku mit ein bisschen airbending nach. Das öffnet zwar nicht nur Chi-Chis Spind, sondern*alle* Spinde, aber das Mädel ist trotzdem dankbar genug, den in ihrer Gegenwart zum sabbernden radebrechenden Häufchen Elend reduzierten Goku zu ihrer heute Abend stattfindenden Hausparty einzuladen. Goku hat zugesagt noch bevor Chi-Chi den Satz zu Ende gesprochen hat.
Indes, indes… obwohl es für meine Begriffe ein durchaus filmreifes Ereignis gewesen wäre, hat sich Oberteufel Piccolo (tschuljung, Oberteufel ist er ja nur im Comic und im Anime) unbeobachtet von Filmkameras längst aus seinem unterirdischen Gefängnis befreit und kreuzt mit seinem High-Tech-Luftschiff und seinem erstklassigen Henchgirl Mai (Eriko Tamura, HEROES, REAPER – EIN TEUFLISCHER JOB… und wir lernen – für asiatische Henchgirls im Dienste welteroberungswilliger Superschurken gibt es exakt einen möglichen Namen. Siehe THE HUNTERS) bereits durch die Lüfte, auf der Suche nach, na was wohl, den Dragonballs…
Opa Gohan bereitet dieweil das traditionelle Geburtstagsmahl vor, und, okay, angesichts der ganzen Vögel inklusive Schnäbel und Krallenfüßen, die er stolz auf dem Teller drapiert, würde ich auch bevorzugt aushäusig speisen. Da Goku in der Tat vorzieht, heimlich aus dem Haus zu schleichen (und aus einer Laune heraus den Dragonball einsteckt) und zu Chi-Chis Party zu spazieren, muss Opi seine Hühnerfüße alleine schlemmen. Wir wünschen guten Appetit.
Goku sieht sich auf dem weitläufigen Vorplatz der Chi-Chi-eltern-eigenen Megavilla einem unerwarteten Hindernis gegenüber. Auch Fuller und seine Gang hirnbefreiter, aber kampffähiger Goons, sind eingeladen und sie übernehmen nur zu gerne den Job der Einlasskontrolle. Und Goku steht aber sowas von auf ihrer schwarzen Liste. Goku ist schon dabei, wieder als geprügelter Hund abzudrehen, aber einmal in seinem Leben beweist der Jüngling Rückgrat, ist ihm doch eine Idee zugeflogen, wie er Fuller und seiner Gang eine Lektion erteilen kann, ohne technisch dabei sein Friedfertigkeitsgelübde zu brechen. Ein famoser Kämpfer zu sein beinhaltet zwangsläufig ja auch, ganz famos Schlägen und Tritten der Kontrahenten ausweichen zu können und wenn sich fünf Mann auf einen stürzen, kann man das alles so timen und hindeichseln, dass die fiesen Schläger sich gegenseitig vermöbeln. Das klappt vorzüglich – natürlich auch weil Fuller und seine Jungs Idioten vor dem Herrn sind und mit Freude mit Baseballschlägern und bloßen Fäusten auch auf Fullers Chevy einprügeln, wenn Goku geschwind aus dem Weg springt. Das Endresultat eines (durchaus ansehnlich choreographierten) sort-of-non-fights sind nicht nur ein paar geplättete Highschool-Schläger, sondern ein bedauernswerter getöteter Chevrolet Camaro im Bumblebee-Look. R.I.P.
Chi-Chi ist angemessen beeindruckt und Goku erringt die Position ihres bevorzugten Partygasts und persönlichen Begleiters für den Abend (von wegen also, Frauen stehen auf innere Werte…). Goku überwindet sogar seine Schüchternheit und öffnet sich Chi-Chi gegenüber. Seine Eltern hat er nie kennengelernt, was ihnen zugestoßen ist, weiß er auch nicht, aber, sobald er 18 geworden ist, soll er die Wahrheit erfahren. Und heute ist sein 18. Geburtstag! Na, dann wäre er wohl besser daheim geblieben.
Nicht nur aus diesem Grund, denn der frustriert vor sich hin frustende Gohan bekommt unerwünschten Besuch in Form von Mai, die gerne den Dragonball aus Gohans Besitz ausgehändigt bekommen würde. Nun, das könnte Gohan aus bekannten Gründen nicht mal, wenn er es wollte, was er nicht tut, also wird gekämpft. Der Fight endet theoretisch in einem technischen Unentschieden, aber wo Mai ist, ist Piccolo nicht weit, und der hat Superpowers genug, um mit einer typischen Handbewegung des ganze Waldhaus um Gohan herum zusammenzufalten, was für Leute, die sich IN dem Gebäude aufhalten, keine besonders erfreuliche Sache ist. Per mentaler Verbindung mit seinem Oheim realisiert der noch smalltalkende Goku, dass irgendwas nicht stimmt, entschuldigt sich und eilt nach Hause. Bzw. zu dem, was davon noch übrig ist, und das ist nicht viel. Goku zerrt seinen Opa unter dem Schutt hervor, aber es ist klar, der alte Herr wird in bäldester Bälde zu seinen Ahnen auffahren. Er kann dem Enkelsohn nur noch ins Ohr röcheln, dass dieser gefälligst einen gewissen Meister Roshi in einer Stadt namens Paozu  aufsuchen soll.
Es kann der Frömmste nicht in Frieden trauern, wenn es dem fiesen Eindringling nicht gefällt. Goku bekommt Besuch von einer heißen knarrewedelnden Ersatz-Lara-Croft (Emmy Rossum, THE DAY AFTER TOMORROW, DAS PHANTOM DER OPER, SHAMELESS), und wenn ihr dieses Geschoss nicht als Bulma erkennt, dann liegt das daran, dass Herr Regie-Sir James Wong dachte, dass ihre blauen Haare dämlich aussähen (nur eine blaue Strähne hat er ihr als Fanservice gegönnt). Bulma beschuldigt den verblüfften Goku, ihren „spherical orb“ geklaut zu haben, und den braucht sie, weil – being a world-class super scientist – eine Methode entwickelt, die Orbs, die wir gewöhnliche Sterbliche als Dragonballs kennen, als Quelle unbeschränkter Energie zu nutzen. Und ihr Dragonball-Radar hat sie direkt zu Goku geführt. Man haut sich ein wenig gegenseitig aufs Maul, bis Goku darauf hinweisen kann, dass sein Dragonball vier Sterne hat, während Bulma davon redet, einen fünffach besternten Orb zu besitzen. Pack schlägt sich und verträgt sich, und Goku schlägt, zunächst mal schlicht und ergreifend for lack of own transportation, eine Zweckgemeinschaft vor. Er wird ihr bei der Suche nach ihrem Orb helfen, sofern sie ihn nach Paozu kutschiert. Mit ihrem faltbaren Supermotorrad, das in jede Handtasche passt (ein Accessoire für die Dame von Heute), ist das auch kein Problem.
Piccolo hat auch keine Probleme, er macht welche. Z.B. für die junge Seki (Megumi Seki, DEATH NOTE), die zu ihrem persönlichen Unglück einen Dragonball besitzt. Piccolo macht ihr ganzes Heimatdorf dem Erdboden gleich, bis Seki nichts anderes übrig bleibt, als den Kuller resigniert Mai auszuhändigen. Sieht nicht so aus, als würde ihr das, was die unmittelbare weitere Lebenserwartung angeht, großartig weiterhelfen, geht man danach, wie Mai nach der Übergabe ihre Wumme durchlädt…
Paozu ist ein amtliche Metropole und ohne Adresse jemanden dort zu finden, eher schwierig, zumal ein „Roshi“ nicht im elektronischen Telefonbuch steht. Goku schlägt Bulma vor, es mal mit „Meister Roshi“ zu probieren, und na sieh mal guck, unter dem unbescheidenen Eintrag ist die Anschrift dann auch zu finden. Von unser aller Lieblingsperversen, dem Herrn der Schildkröten, ist in dieser Fassung nicht viel übrig geblieben. Roshis Insel ist eine Beton-Insel (das ist ein Nod an die viral gegangenen Bilder aus China, wo Multi-Mega-Bauprojekte unbürokratisch UM die Grundstücke und Häuser renitenter Nicht-Verkäufer herumgebaut werden), umgeben von einem tiefen Baustellengraben. Da die Tür nicht abgeschlossen ist, ist Bulma der Ansicht, dass man das als Einladung begreifen kann. Findet Roshi (Chow Yun-Fat, THE KILLER, A BETTER TOMORROW, TIGER & DRAGON, der sich meines Erachtens wirklich WIRKLICH schämen sollte) weniger, als er von den herumstrolchenden Eindringlingen aus seinem Schönheitsschlaf geweckt wird. Es gibt wieder mal aufs Maul für Goku, bis der anbringen kann, von Gohan geschickt worden zu sein, und das ändert freilich alles, war Gohan doch, ungeachtet der Tatsache, ungefähr 200 Jahre älter gewesen zu sein, Roshis Schüler.
Nun, die Missverständnisse sind also schnell ausgeräumt und Roshi, ebenfalls Besitzer eines Dragonballs, schnell überredet, nicht nur Gokus weiteres Training zu übernehmen, sondern auch den Quest hinsichtlich der weiteren Dragonballs zu begleiten, um zu verhindern, dass Piccolo sie in seine gierigen Griffel bekommt, und das bevor in zwei Wochen die nächste große Sonnenfinsternis, bei der der böse Purche Ousaru herbeirufen kann, stattfindet. Zu erwähnen wäre an dieser Stelle auch noch, dass Goku, sobald er einen Dragonball berührt, Visionen des großen apokaylptischen Krieges mit Piccolo erdudeln muss.
Also, weiter questen. Bulmas Motormöhre hat zwar einen Anhänger, aber keinen Platz für drei Leute, also zieht Goku insofern den Kürzeren, als er mit Roshis komplettem Hausrat auf dem Rücken nebenherdackeln darf, dieweil Roshi sich einen sanften Tadel von Bulma anhören muss, weil er ein Bikinimagazin („Sammlerausgabe“, verteidigt sich Roshi) besitzt und ihr einmal versehentlich an den Hintern gefasst hat. We’ve come a long way, baby…
Roshi möchte Gokus Training an einem alten mystischen Tempel fortsetzen, aber… der ist so alt und mystisch, dass everyone and his stupid brother dort Kampfsport übt, z.B. auch zu allgemeiner Überraschung Chi-Chi. Goku und Chi-Chi sharen einen kurzen Moment und Chi-Chi lädt ihren Freund zu einem Kampfsportturnier ein, an dem sie demnächst teilnehmen wird, dann ruft Roshi aber auch schon wieder zur Ordnung und Weiterreise.
Da unsere Helden auch kinda stupid sind, stürzt die ganze Baggage ein paar Meilen weiter auf dem Weg nach Wohinauchimmer in eine Fallgrube, ausgehoben vom Wegelagerer Yamcha (Joon Park, SPEED RACER, HERO: 108), der gerne, gegen geringes Entgelt, eine Leiter zur Verfügung stellen würde. Nun hat es ja niemand ausgesprochen eilig, also richtet sich unser Trio Infernal häuslich am Grund der Grube ein, und Roshi vertreibt die Zeit mit Geschichten vom Pferd bzw. dem früheren Krieg gegen Piccolo. Nach ein paar Stunden wird’s Roshi aber wohl zu langweilig, also jumpt er ohne größere Probleme aus der Grube (Arschloch, er hätte also die ganze Zeit schon die Situation entschärfen können), und schlägt, da Bulmas Dragonball-Detektor angeschlagen hat, Yamcha ein Geschäft vor. Für eine Beteiligung von einem Drittel an allen Profiten, die Bulmas Erfindung zukünftig bringen wird, stellt Yamcha sogar seinen eigenen Bohrer zur Verfügung. Bulma ist begreiflicherweise eher minderbegeistert von dem Arrangement, aber what’s done’s done. Yamcha schafft den Durchbruch in ein gigantisches vulkanisches (und hochgradig aktives) Höhlensystem, und da, jenseits eines größeren und eher nicht zu durchschwimmenden Lavasees liegt ein herrenloser Dragonball arglos rum.
Auf den hat natürlich auch Piccolo längst ein Auge geworfen. Natürlich schwingt sich ein großer Superschurke nicht persönlich in eine second-act-Schlacht, sondern verblüfft uns mit der Tatsache, aus seinem Blut Monster züchten zu können. Die Prozedur ist recht schmerzhaft, aber effektiv, denn die schleimigen Schmoddermonster greifen sofort die zum Quartett gewordene Heldenrunde an. Nun sind alle vier Helden kampftechnisch nicht auf der Brennsuppen dahergeschwommen, allerdings sind Piccolos Ungeheuer praktisch unkaputtbar – abgekloppte Körperteile wachsen sofort nach, was die Sache einigermaßen schwierig macht, bis Roshi und Goku realisieren, dass die Dinger gegen eins nicht immun sind – das heiße Feuer der Lava. Goku hat einen Geistesblitz und wirft ein Monster nach dem anderen in den Lavasee, bis er auf diese Weise eine Art Kadaverbrücke errichtet und auf die andere Seite hüpfen kann. Dort allerdings wartet Mai (warum die sich nicht längst den Dragonball gekrallt hat, ist anyone’s guess, inklusive der des Lohnschreiberlings, der den ganzen Schmarrn zu Papier gebracht hat), um Goku ein wenig die Fresse zu polieren. Goku poliert zurück und kann Mai tatsächlich besiegen, womit unsere Helden immerhin drei Dragonballs in ihrem sicheren Besitz halten.
Roshi führt die Gang, der sich Yamcha nunmehr permanent angeschlossen hat, auch aufgrund der Tatsache, dass er über einen funktionierenden fahrbaren Untersatz verfügt, zu einem Hindu-Kloster, wo sein eigener Lehrmeister Sifu Norris (Ernie Hudson, GHOSTBUSTERS, OPERATION DELTA FORCE) abhängt (auch das ist wieder relativ blöde, alldiweil „Dragonball“ sich gemeinhin massiv bei antiker chinesischer Mythologie bedient, aber dezidiert eben nicht bei indischer. Es ist nämlich so, dass Berufsoptimist Roshi mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt ist, dass die Zeit nicht reicht, entweder alle Dragonballs zu finden oder Goku in einen so formidablen Fighter zu verwandeln, damit er eine reelle Chance gegen Piccolo hat, also muss ein Plan B her und für den braucht Roshi Norris und seine Mönche. Die sollen für ihn nämlich ein neues Mafuba-Gefäß stricken, in das Roshi Piccolo gern per magischem Spruchweistum (und anerkanntermaßen auf Kosten seines eigenen minderwertigen Lebens) einsperren möchte.
Goku nutzt den freien Abend, um mit Bulma und Yamcha das bewusste Kampfsportturnier aufzusuchen – ein Glück, dass das alles immer am gleichen Ort ist, wa? Chi-Chi hat es mit einer gefährlichen Gegnerin zu tun – Mai! Mai beschränkt sich allerdings darauf, Chi-Chi am Arm zu kratzen und den Kampf dann freiwillig verloren zu geben. Findet Chi-Chi zwar unsportlich, aber trotzdem hat sie gewonnen. Aber auch Mai hat, was sie will – eine Blutprobe von Chi-Chi. This will not end well.
Zurück im Kloster findet Roshi tatsächlich mal einen Moment Zeit, Goku zu trainieren. Naja. „Trainieren“. Ich weiß nicht, ob „trainieren“ bedeutet, einem Schüler zu sagen „probier das so lange, bis es funktioniert“, aber das ist der Roshi-Teaching-Style hinsichtlich der Königsdisziplin des Airbending – Kamehameha. Hört sich an wie Hawaiianisch, ist aber offensichtlich so etwas wie die Kraft, aus purem Willen Energie zu erzeugen und zu projizieren. Goku suckt erwartungsgemäß monkey balls, hat ja aber die ganze Nacht Zeit, dieweil Roshi sich zum Matratzenhorchdienst abmeldet. Es ist aber, wie so vieles im Leben, alles nur eine Frage der richtigen Motivation. Die hat manchmal das Aussehen von Chi-Chi, z.B. jetzt. Da Gokus Aufgabe darin besteht, mittels Kamehameha fünf Laternen zu entzünden, stellt Chi-Chi eine Belohnung in Aussicht. Er soll sich fünf Schritte von Chi-Chi entfernt aufstellen und für jede ordnungsgemäß erleuchtete Laterne darf er einen Schritt näher herantreten…
Later the night… Bulma und Yamcha ertappen Chi-Chi, wie sie aus Gokus Schlafgemach tritt. Die Implikation ist einigermaßen naheliegend… bis allerdings Goku aus völlig anderer Richtung auf den Korridor tritt. Das kann dann nur eins bedeuten – die fiese Verräterschlampe Chi-Chi hat die Dragonballs gemopst. Hatse auch. Unsere Freunde nehmen die Verfolgung auf, aber Chi-Chi schneidet ihnen den Weg mit einem Feuerzauber ab. Während Bulma und Yamcha nach einem anderen Weg suchen, wird Chi-Chi von… Chi-Chi konfrontiert! Und es rieselt allen Beteiligten, abgesehen vielleicht von Goku, weil der ist doof, wie Schuppen aus den Haaren. Die falsche Chi-Chi ist Mai, die sich mit dem im Turnier erbeuteten Blut in Chi-Chis Gestalt geworfen hat. Wir stellen uns womöglich die Frage, woher Piccolo und Mai überhaupt wissen konnten, dass Chi-Chi mit Goku in irgendeiner Verbindung steht, haben die Bösburschen das verhinderte Liebespaar doch nie zusammen gesehen, aber okay, okay – it’s the kind of movie where asking questions only hurts your brain. Angesichts zweier gegeneinander kämpfender Chi-Chis nimmt Goku seine ganze Courage zusammen und springt durchs Feuer, um dann – natürlich – der falschen „falschen“ Chi-Chi, also der echten, aufs Maul zu hauen. Die Echte geht zu Boden und die Fälschung geht mit den geklauten Dragonballs stiften. Wir wissen es ja: Evil always wins, because Good is stupid.
Piccolo ist damit am Ziel seiner Träume – er besteigt den Drachenberg und arrangiert die Dragonballs vorschriftsgemäß in den dafür vorgesehenen Kuhlen im Drachentempel. Aber die Gutens sind vielleicht blöd, doch auch hartnäckig. Das Heldenteam unterbricht (begünstigt dadurch, dass Yamcha genau jetzt einfällt, dass sein Auto auch fliegen kann) erfolgreich die Drachenbeschwörung, aber – angesichts der aufziehenden Sonnenfinsternis – der außerirdische Schurke hat noch eine böse Überraschung für Goku. Oosaru, sein mit Sonnenfinsternis erscheinender Dämonendiener, ist nämlich… Goku selbst! Goku erleidet die passende Vision, wie er als Baby auf der Erde landete, und dann von Gohan gehellboyed wurde. Goku versucht, Oosaru zu bekämpfen, aber vergeblich – er transformiert in den dämonischen Riesengorilla (Ian Whyte, ALIEN VS. PREDATOR, SOLOMON KANE, GAME OF THRONES). Roshi versucht, Piccolo in das Mafuba zu stecken, aber… well… es brauchte vor 2000 Jahren sieben weise Männer und ihre Lifeforce, um Piccolo zu bannen, und Roshi ist erstens nur einer und zweitens nicht besonders weise. Er versagt. Shucks. Oosaru wendet sich Roshi zu, und nicht in freundlicher Manier. Der Dämon legt seine Gorillagriffel um Roshis Hals und drückt zu. Abgang Roshi, Bühne rechts.
Und doch – Goku kämpft um seine Identität und endlich macht ein Sinnspruch, eh, Sinn, den Gohan ihm eingebläut hat: Goku muss sich als das akzeptieren, was er ist, als er selbst und sein eigener Feind. Dieses Stück Küchenphilosophie aus der Brigitte-Selbshilfe-Kolumne reicht tatsächlich, um Goku (der sich übrigens zur Feier des Tages in den klassischen Goku-Kampfanzug, wie wir ihn aus der Serie kennen, geworfen hat), in sein wahres Selbst zurückzutransformieren – er hat seine tierisch-böse Seite als Teil seiner Persönlichkeit erkannt und akzeptiert, und damit ist dann auch gut. Jetzt beherrscht Goku auch Kamehameha wie ein Weltmeister. Piccolo und Goku airbenden um die Wette, aber Gokus Energie setzt sich durch und streckt den bösen bösen Piccolo nieder…
 Die überlebenden Helden beratschlagen, was man nun mit den Dragonballs und dem sich daraus ergebenden Wunsch anstellt. Kann natürlich nur eine Antwort darauf geben… Shenlong wird beschworen und Goku bittet darum, Roshi ins Leben zurückzuholen (hm, undankbarer kleiner Mistkerl. Roshi kennst du seit gefühlt fünf Minuten, und dein Opa, der nicht dein Opa war, sondern dich im Namen des Guten aufgezogen hat, der kann Wurmfutter bleiben…). Der Wunsch wird erfüllt, alles jubelt, alles lacht. Jedenfalls so lange, bis sich die Dragonballs wieder in alle Winde zerstreuen. Das kann nur eins bedeuten… SEQUEL.
Aber vorher hat Goku noch Zeit, in einer wirklich miesen Greenscreen-Sequenz in der Kampfarena endlich mal gegen Chi-Chi anzutreten. Und von der Mid-Credit-Szene, in der wir sehen, dass Piccolo (hurra!) überlebt hat und ausgerechnet von Seki (wenn man sie denn erkennen würde) gepflegt wird, wollen wir mal nicht weiter reden…
 
 
Ach du dickes Ding. Wie ich oben schon ausführte, ich bin alles andere als ein Dragonball-Fan oder jemand, der eine auch nur tertiäre emotionale Bindung an den Stoff hat, meine childhood kann in der Hinsicht also nicht geraped werden, aber auch ich muss konstatieren – dieser Film ist eine monströse Abscheulichkeit, die kein wohlmeinender Gott zulassen kann, und die nicht mal ein Franchise, dem ich maximal mit Gleichgültigkeit gegenüber stehe, verdient hat. It’s terrible. TERRIBLE. TERRIBLE!!! And then some…

Bekanntermaßen befürworte ich keine Gewalt, aber dass Schreiberling Ben Ramsey von empörten Dragonball-Fans Morddrohungen en gros kassierte, nun… wie gesagt, ich finde das nicht gut, aber… I kinda understand where they’re coming from. Ramsey entschuldigte sich 2016 auch öffentlich für das Script, nahm alle Schuld am Totalversagen des Films auf sich (was natürlich auch übertrieben ist, weil auch James Wong und die Darsteller nicht einfach exkulpiert werden können) und gab zu, den Job nicht aufgrund irgendwelcher persönlicher Verbindung zum Franchise, sondern schlicht der Kohle wegen angenommen zu haben. Ramsey war es eine Lehre – Drehbücher zu schreiben, ohne am Stoff ein eigenes Interesse zu haben, ist keine gute Idee. Und natürlich MUSS das Script und damit sein Autor einen gewichtigen Teil der Verantwortung für das Scheitern des Films stemmen. Heutzutage wird von anmaßenden Fans gern und oft mit der Metapher „character assassination“ um sich geworfen, wenn eine fiktive Figur nicht EXAKT den Wunschvorstellungen der Fanbase (oder auch nur Teilen der Fanbase) entspricht, aber bei DRAGONBALL EVOLUTION  stimmt’s ausnahmsweise mal. Nicht nur, dass eine Vielzahl populärer Figuren gar nicht erst in die Realverfilmung übernommen wurde (weil James Wong sich einerseits auf ein paar Kern-Charaktere konzentrieren wolllte, andererseits insbesondere die Tiermenschen aus der Vorlage für unrealistisch und unpassend hielt… klar, weil „Realismus“ das Zauberwort ist, das einem bei „Dragonball“ als erstes einfällt), von denen, die’s tatsächlich in die Filmversion geschafft haben, ist eigentlich keiner das, was er in Manga oder Anime war. Goku ist in der Vorlage naiv, weil er nach dem von ihm verschuldeten Tod seines Opas komplett allein in der Wildnis aufgewachsen ist, und hat keine rechte Vorstellung davon, was „Mädchen“ so genau sind, und ausgesprochen verfressen (und hat einen Affenschwanz, ne), hier ist er ein stinknormaler High-School-Schüler, vielleicht ein bisserl unsicher im Umgang mit Mädchen, aber ansonsten pretty much a guy next door, und auch seine Verfressenheit wird nur in einer Szene (bevor Bulma und er Roshi besuchen) kurz mal als „reference, you know!!“ angedeutet. Von Master Roshi ist außer seinem kriminellen Geschmack, was Hawaiihemden angeht, überhaupt nichts übrig geblieben. Chi-Chi und Bulma sind ebenfalls kaum wiederzuerkennen, und was den totalen Retcon Piccolos angeht… well, ich überlasse es den Dragonball-Nerds, sich ausführlicher darüber zu echauffieren.

Ich muss dabei darauf hinweisen, dass ich grundsätzlich nicht ablehne, wenn Charaktere bei der Übertragung von einem Medium in ein anderes verändert werden – auch „Dragonball“ ist nicht die Bibel (auch wenn Dragonball-Autor Akira Toriyama nach anfänglichem moralischen Support für das Filmprojekt persönlich so angefressen vom Resultat war, dass er, obwohl eigentlich mit dem Stoff abgeschlossen habend, eine neue Serie in Angriff nahm), aber eine veränderte Version sollte dann im Idealfall besser seine oder wenigstens eine interessante Perspektive bieten. Ramseys Script macht aus den vielschichtigen Figuren des Originals uninteressante, generische Pappkameraden, die man in jedes beliebige Martial-Arts-Action-Fantasy-Script reinschreiben könnte, da ist keinerlei Eigenständigkeit, keine Originalität mehr, das ist bloßes Nachäffen von altbekannten Tropes mit einem beinahe unmerklich drüber gesprenkelten Dragonball-Flavor.

Dragonball hin oder her, das Script funktioniert auf keiner Ebene – weder bei den Charakteren und ihren Entwicklungen, noch in seiner Storyline und den aufgebauten Stakes (wenn Piccolo sich mit den Dragonballs eh alles wünschen kann, was er will, wozu braucht er dann Oosaru noch? Er kann sich doch einfach die Weltherrschaft wünschen… und andersrum gefragt, wenn Oosaru mächtig genug ist, um die Welt zu erobern, sollte Piccolos Ziel dann nicht eher sein, die Dragonballs zu zerstören anstatt sie einzusetzen?). Das fängt alles schon dabei an, dass der „crucial moment“ des Films, Piccolos Entkommen aus der Gefangenschaft, überhaupt nicht geschildert wird – er ist einfach wieder da, keiner weiß warum oder wie. Und wenn man erst mal auf diesem „Niveau“ erzählt, ist klar, dass auch der Rest des Films fürcherlich unlogisch sein wird (den Fauxpas, dass Mai eine Blutprobe von Chi-Chi für späteres Shapeshifting nimmt, ohne zu diesem Zeitpunkt überhaupt wissen zu können, dass Chi-Chi und Goku miteinander bekannt, geschweige denn „intim“ sind, hab ich ja schon exemplarisch herausgestellt). Genauso kacke ist das Worldbuilding – ja, von mir aus soll die Erde hier irgendeine Parallel- oder Alternativwelt sein, in der aus unserer Welt Vertrautes sich mit futuristischem Gedöns und veränderter Geografie mischt, aber dennoch – die ganze Logistik haut nicht hin, weder räumlich noch zeitlich, und wenn man als Zuschauer das Gefühl hat, der Film baue sich seine Welt „as it goes along“, ohne interne Logik, ohne „cause and effect“, dann fällt es schwer, sich auf die Geschichte einzulassen. Ebenfalls zum Vergessen sind die Versuche des Films, Humor einzubringen – der Anime hatte ja durchaus seinen (derben) Witz, der Film scheitert (weil er ja als Blockbuster konzipiert ist und daher gar nicht „edgy“ werden darf) kläglich daran, Witze zu reißen.

Technisch ist der Streifen auch nicht überzeugend – ein 30-Mio-Budget ist, wie oben gesagt, für einen modernen Blockbuster keine üppige Ausstattung, aber auch nicht Sofaritzengeld (James Marsters tönte vorab sogar etwas von einem 100-Mio-Budget, aber das glaubt ihm nicht mal meine taube und blinde Oma). DRAGONBALL EVOLUTION sieht … billig aus, nicht wie 30, sondern eher wie 3 Millionen. Kann daran liegen, dass aus Kostengründen praktisch exklusiv in einer leerstehenden mexikanischen Fabrikhalle vor Greenscreen gedreht wurde, aber ein Regisseur, der ein bisschen was auf sich hält, wie es James Wong (der für diesen Film FINAL DESTINATION 4 sausen ließ) eigentlich sollte, müsste trotzdem mitkriegen, dass viele Szenen einfach nicht * gehen *, weil das Compositing von Action und Post-Production-Background so miserabel ausfällt, dass es aussieht wie eine billige Rückprojektion aus einem 50er-Jahre-B-Film. Tatsächlich ist die einzige Sequenz, die optisch ein bisschen was hermacht, ausgerechnet die „realste“, die Party bei Chi-Chi – alles andere, Roshis Insel, das Kloster, die unterirdische Vulkanhöhle und der Drachentempel, hat eher das Niveau einer STAR-TREK-Folge der Originalserie.

Wong erweist sich auch dramaturgisch als Niete – trotz der kurzen Laufzeit von knapp 75 Minuten netto (normalerweise bin ich ja ein Freund fettfreien Erzählens, aber „knapp über ne Stunde“ ist schon verflucht wenig, wenn man eine einigermaßen komplexe Welt, aus der man ein Franchise machen will, aufbauen will) hat der Film nie einen richtigen Rhythmus, sondern holpert sich von Quest-Station zu Quest-Station, ohne jemals wirklich Fahrt aufzunehmen – und der Showdown ist dann sowieso ein glatter Reinfall. Goku verwandelt sich für zwei Minuten in Oosaru, killt Roshi, verwandelt sich zurück und besiegt mit abgezählt EINER Offensivaktion Piccolo (der hatte bis dahin eh nicht gerade Punkte für die jährliche Forbes-Liste der „most impressive villains“ gesammelt, alldieweil die Arbeit ja von Mai verrichtet wird). Gerade, wenn man aus dem Anime Kampfszenen gewohnt ist, die sich über drei gottverfluchte 20-Minuten-Episoden strecken, ist das mager. Zumal der Film mit echter Action eh einigermaßen geizt – ja, es gibt ein paar Kampfszenen, die sind aber überwiegend kurz, oft genug „Freund gegen Freund“ und auch nicht sonderlich aufregend choreographiert (oder wenigstens brutal… DRAGONBALL EVOLUTION ist vermutlich eine der wenigen Anime-/Trickfilmadaptionen, die in ihrer Live-Action-Version eine niedrigere Altersfreigabe hat als das gezeichnete Original). Der CGI-Drache ist zwar einigermaßen hübsch, reißt es, da der Film da ja praktisch vorbei ist und er zur Handlung nichts beiträgt, dann aber auch nicht mehr raus… Die einzige Frage, die sich mir dann noch stellt – wie zur Hölle hat sich Stephen Chow (KUNG-FU HUSTLE, SHAOLIN SOCCER) breitschlagen lassen, hier den Produzenten zu spielen? Wenn er Regie geführt hätte, wäre ja vielleicht was draus geworden…

Fairerweise sollte ich sagen, dass es angeblich einen 100-Minuten-Cut des Films gibt. Kann mir nicht vorstellen, dass der arg viel besser ist, aber vielleicht, vielleicht, behebt er ja einige Probleme der regulären Schnittfassung.

Naja. Wenden wir uns noch dem erfreulichen Thema Schauspielerei zu. Natürlich würde sich mit dem miesen Material, den grottigen Dialogen, den daneben liegenden Charakterisierungen und dem generellen „scheiß auf die Vorlage“-Anspruch des Scripts auch ein Ensemble aus etablierten Shakespeare-Mimen und Oscar-Preisträgern schwer tun, yet ist es trotzdem ziemlich traurig, was hier mimisch geboten wird. Justin Chatwin überlässt das Acting praktisch ausschließlich seiner Frisur und setzt drunter einen stets tranigen Gesichtsausdruck auf. Ich bin der letzte, der Chow Yun-Fat im gepflegten Overacting-Modus nicht zu schätzen weiß, aber hier begibt er sich ungezwungen ins Reich der bloßen Karikatur – für diese Anti-Performance sollte man ihn glatt nachträglich aus THE KILLER rausschneiden und durch Carrot Top ersetzen. Emmy Rossum ist als Bulma ganz schmuck anzuschauen, aber wie auch Jamie Chung und John Park haben ihre Figuren keinen signifikanten dramaturgischen Zweck. Sie sind da, weil man notgedrungen halt ein paar bekannte Figuren aus der Vorlage einbauen muss. Ernie Hudson verschwendet sich in einem Zwei-Szenen-Auftritt, und James Marsters… oh, James Marsters. Der gute Mann tönte zur Promotion des Streifens, er wolle Piccolo die Gravitas eines Shakespeare-Schurken verleihen und über die vorgesehenen weiteren Filme den kompletten Character Arc Piccolos vom Bösewicht zum geläuterten Helden abbilden, aber… sollte man dann nicht etwas, eh, schauspielern? Unter dem (einfallslosen) Make-up schlafwandelt Marsters or sich hin und hinterlässt überhaupt keinen Eindruck – da, wo dann mal Overacting gefragt wäre (schließlich sind John Malkovich bzw. Jeremy Irons der einzige Grund, warum man sich ERAGON oder DUNGEONS & DRAGONS – und an Letztgenannten erinnert DRAGONBALL EVOLUTION tatsächlich frappierend, ERAGON bietet ja wenigstens noch ein paar Schauwerte – ansehen sollte), überlässt Marsters jeglichen Impact seiner Assistentin Mai (Eriko Tamura mache ich daher noch die wenigsten Vorwürfe, sie versucht, aus ihrer Rolle das Maximum herauszuholen). Im Nachhinein hat Marsters auch verlauten lassen, wie sehr er den Film hasst. Nun ja, James, bei deiner eigenen Performance solltest du anfangen…

Die Fox-DVD ist okay – 2.40:1-anamorphes Bild, Dolby 5.1-Ton in Deutsch und Englisch, und ein Rudel Extras von deleted scenes, Outtakes, Musikvidoes und verschiedenen Featurettes.

Was natürlich nix hilft, wenn der Hauptfilm Kacke ist. Und das ist er. Junge Junge, ist der Kacke. Es gibt schlicht nichts an DRAGONBALL EVOLUTION, was man sich irgendwie als „redeeming value“ schönsaufen könnte. Es ist einfach genau die Totalkatastrophe, als die er gehandelt wird, an der nichts, aber auch gar nichts funktioniert. Maximal als Anschauungsexemplar, wie man’s um Himmels Willen NICHT machen soll, wenn man einen kultigen japanischen Anime für Hollywood adaptiert, ist das Ding tauglich… Die Rechte an einer Dragonball-Realverfilmung liegen heutzutage, hat man läuten gehört, bei Disney. Die gierige Maus wird sicher früher oder später versuchen, aus dem Thema etwas zu machen – man braucht schließlich Content für die eigenen Distributionskanäle -, aber als Dragonball-Nerd würde ich jetzt meine Erwartungen nicht hoch hängen, es ist wohl ein Stoff, der sich wohl nicht wirklich so „amerikanisieren“ lässt wie sich das Marketing-Executives wünschen…

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 2


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