Dragon Wars

 
  • Deutscher Titel: Dragon Wars
  • Original-Titel: D-War
  •  
  • Regie: Hyung-rae Shim
  • Land: Südkorea
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Jason Behr (Ethan Kendrick), Amanda Brooks (Sarah Daniels), Robert Forster (Jack), Jesse Jam Miranda (Atrox), Craig Robinson (Bruce), Aimee Garcia (Brandy), Chris Mulkey (Agent Pinsky), John Ales (Agent Campbell), Elizabeth Pena (Agent Perez), Billy Gardell (Mr. Belafonte), Hyun Jin Park (Haram), Hyojin Ban (Narin), Ji-hwan Min (Bochun)


Vorwort

Der Stoff, aus dem Legenden sind – zumindest in Korea. Da gibt es also Riesenschlangen namens Imooki, die sind ganz schnuffig und lieb, wenn sie „gut“ sind, aber es gibt auch einen bösen Tatzelwurm, Buraki genannt. Diese Imooki können sich in einen riesigen Himmelsdrachen verwandeln, wenn man die zwölf Dragonballs sammelt, eh, Verzeihung, einem solchen Reptil das „Yoo Ih Joo“ verfüttert. Selbiges findet sich, was als kleinere Komplikation gesehen werden kann, passenderweise IN einer holden Jungfrau und kann erst eingesetzt werden, wenn jene ihren 20. Geburtstag erfolgreich überlebt hat. Wenn eine „gute“ Imooki das Yoo Ih Joo bekommt, ist das offensichtlich ganz knorke, töfte und allgemein die Wucht in Tüten (auch wenn die dazugehörige junge Maid dabei zwangsläufig den Löffel reicht), schnappt sich allerdings Buraki das Leckerli, ist das augenscheinlich ziemlich schlecht, schlimm und allgemein weltuntergangstechnisch apokalyptisch. Was zwangsläufig bedeutet, dass es einen Irren gibt, der eben dieses Zeitalter der Finsternis, des Unbills und der Steuererhöhungen willentlich herbeiführen will. Unserer nennt sich Atrox und hat eine unüberschaubare große Armee aus Sturmtruppen, äh, sorry, gesichtslosen Fußsoldaten, reitbaren T-Rex-Sauriern, krötigenartigen Riesenmonstern mit fest angeschraubten Plasmastrahlenwerfern auf dem Buckel und der Pterodactyl-Air-Force. Mit dieser überlegenen Waffentechnologie hat Atrox begreiflicherweise keine gesteigerten Probleme, das Heimatdorf der aktuellen Yoo-Ih-Joo-Trägerin Narin in Gebrösel zu transformieren. Nicht unbedingt damit gerechnet allerdings hat Skeletor, äh, Atrox, damit, dass He-Man, quatsch, Haram, ein jungscher Superkrieger, nebst seinem Lehrmeister und Mentor Obi-Wan, nee, verdammich, Bochun jedes erdenkliche Mittel einsetzt, um Narin zu beschützen. Haram geht sogar soweit, lieber mitsamt dem Girl selbstmörderisch ins Meer zu hüpfen, als die Hübsche Buraki-Futter werden zu lassen.

Und das, liebe Freunde, ist die verfickte BACKSTORY.

Fünfhundert Jahre später, in L.A. Der TV-Reporter Ethan schließt aus unspezifizierter gewaltsamer Geländeumgestaltung, dass das veranstaltete Chaos etwas mit einem seltsamen Erlebnis, dass er fünfzehn Jahre zuvor als junger Knab‘ in einem An- und Verkaufströdelschuppen hatte, in Verbindung steht. Dort nämlich verklickerte ihm der Inhaber, ein alter Kauz namens Jack, dass er (Ethan jetzt) die Reinkarnation Harams sei, wiewohl er selbst (also Jack jetzt) Bochuns neue Verkörperung wäre. Und als solche hätten sie weiterhin die Aufgabe, das Yoo Ih Joo vor Darth Vader, ach, stimmt wieder nicht, Atrox und Buraki zu schützen. Nun, wie es in von debilen Gehirnpansen geschriebenen Filmen nun zwanglos der Fall zu sein hat, liegt Ethan selbstverständlich völlig richtig. Atrox und sein Kuschelmonster sind in der Tat auch wieder da, um einen neuen Anlauf hinsichtlich Weltuntergang zu unternehmen.
Doof nur, dass weder die Guten noch die Bösen wissen, in welchem grazilen Teeniekörper das mystische Brimborium sich häuslich eingerichtet hat. Während Atrox‘ Plan mehr oder weniger zu sein scheint, Buraki die Stadt plattwalzen (und im Zoo Elefanten durch die Gegend werfen) zu lassen, bis sich zufällig etwas Yoo-Ih-Joo-mäßiges findet, hat Ethan den strategischen Vorteil, damals, vor fuffzehn Jahren, den Vornamen der Kandidatin verraten bekommen zu haben. Sarah heißt die Gute, und obwohl man sicherlich fluchen könnte, warum das Yu-Gi-Oh, äh, Yoo-Ih-Joo sich nicht einen Wirt namens Ta’Keishaa ausgesucht hat, was erheblich leichter zu googlen wäre, gelingt es Ethans Kameramann Bruno durch phantastiöse Computerkenntnisse die Liste potentieller Apokalypsenbringerinnen auf ein paar Tausend einzugrenzen. Was immer noch einen längeren Film ergeben würde, sofern man nicht die T-800-Methode („Sind Sie Sarah Connor?“ – „Ja!“ – PAFF-SCHPLOT!) anwendet. Ist also schon ganz sinnig, dass Kollege Reiner Zufall helfend eingreift und Ethan in Richtung der richtigen Sarah schubst. Die leidet nämlich schon unter garstigen Nachtmahren, die sie direktemang in die psychiatrische Abteilung des nächstbesten Hospitals befördern (auf eigenen Notruf!), wo Ethan sie, unter gütiger Hilfe des fröhlich shapeshiftenden Jack, vor der angreifenden Buraki retten kann.
Atrox erinnert sich daran, dass er unlimitierte Ressourcen hat (woher auch immer) und schickt seine geschätzten 100.000 Soldaten, T-Rexe, Plasmakröten und Flugsaurier ins Rennen, die im Zuge einer gigantischen Monsterschlacht mit der Armee Downtown L.A. in Schutt und Asche legen (die kurioserweise von den offensichtlich einiges gewohnten Stadtbewohner buchstäblich immer erst dann als solche erkannt wird, wenn ein Saurier Autos um sich wirft, Buraki im 23. Stock ins Fenster kracht oder ein Hubschrauber ihnen vor die Füße fällt).

SPOILER
Nachdem Ethan und Sarah mit Müh‘, Not und unter Zuhilfenahme sämtlicher Heroes Death Exemptions des Universums aus dem Liberty Building, um das Buraki sich geschlängelt hat, entkommen sind, werden sie vom bestens informierten FBI erwartet, dessen „paranormal department“ über Legende, Personenidentätiten und Konsequenzen etwaiger Verdrachlungen vollständig im Bilde ist. Dummerweise sieht das Prozedere der G-Men die radikale Methode vor, Sarah selbst zu killen, bevor sie irgendeinem hergelaufenen Lindwurm ihr mystisches Manna verabreichen kann – einem Agenten mit Herz geht das allerdings zu weit, er plättet seinen Kollegen und verhilft unseren Helden zur Flucht. Da Ethan und Sarah aber ohne fremde Hilfe ausgesprochen dämlich sind, gelingt es Atrox, das Pärchen einzufangen und (womöglich – ist nicht so, als ob der Film an dieser Stelle anfangen würde, etwas zu erklären…) in eine Paralleldimension o.ä., in der er sein dunkles Hauptquartier aufgeschlagen hat, zu beamen, um Sarah dort Buraki zu opfern. In letzter Sekunde (TM) allerdings greift die gute Imooki an und es kommt zur lustigen Monsterbalgerei, bei der Pfeife Ethan nur mit dümmlichem Gesichtsausdruck zukucken kann…
SPOILDER ENDE


Inhalt

Jesusmariaundjosef. Ich bin bekanntlich Anhänger der Hypothese, dass es so etwas wie „zu viele Filme mit Riesenmonstern“ nicht gibt. Nicht mal Emmerichs In-Name-Only-Godzilla konnte mich vom Gegenteil überzeugen. Ich neige inzwischen allerdings auch der These zu, dass Riesenmonsterfilme generell nix taugen, sofern sie nicht aus Japan kommen und die netten Silben „Gojira“ im Originaltitel tragen. Ganz besonders scheint dies für die koreanische Filmindustrie zu gelten, die sich mit ihren Versuchen, den kaiju-eiga-Markt zu beackern, bislang noch immer kräftig auf die Nase gelegt hat. Okay, es waren auch nicht SOOO viele. Da hätten wir den ersten Yongary von 1967, den man sicherheitshalber im Rest der Welt als Godzilla-Film vermarktete (und der immerhin neben dem vermutlich schlechtesten jemals gefilmten Spezialeffekt die Distinktion eines aufgrund Rektalblutens verendenden Monsters aufweist), die amerikanisch-südkoreanische Ko-Produktion „A*P*E“, mit der man sich Mitte der 70er mit lächerlichem Resultat an den damals aufkommenden 3D-Boom anzuhängen gedachte, das „Yonggary“-Remake, das mit aufgemotzten Special FX als „Reptilian“ sogar eine zweite Chance bekam, und den nordkoreanischen (!) Versuch, die japanische „Daimaijin“-Legende abzurippen, „Pulgasari“, für den Filmfan Kim Jong-Il extra Regisseur und Star aus Südkorea kidnappen ließ.
Nachdem die zweite „Yonggary“-Version offensichtlich international leidlich Kasse machte, beschloss man in Südkorea, nun Nägel mit Köppen zu machen und RICHTIG Kohle in einen gigantomanischen Blockbuster zu investieren. Satte 70 Millionen Dollar (sicherlich nicht das Budget, mit dem man Michael Bay dazu überreden kann, Koks und Nutten wegzulegen, aber jetzt auch für amerikanische Verhältnisse nicht gerade Spielgeld) machten die Investoren locker, dazu wurde, um den US-Markt ernstlich anzugreifen, vor Ort in den Staaten gedreht werden und das auch mit amerikanischen Nasen. Womit das Problem schon mal los geht, denn ein hergelaufener Asiate wie Hyung-rae Shim (auch wenn er mit „Reptilian“ gewisse kaiju-Expertise bewiesen hatte) bekommt natürlich nicht gerade Ben Affleck, Scarlett Johanssen und Nicolas Cage (obwohl, den vielleicht schon, wenn er gefragt hätte), sondern nur Jason Behr (Senseless, „Roswell“, „The Grudge“), Amanda Brooks (kleines Röllchen in Robert Schwenktes verhunztem „Flightplan“) und – immerhin – Robert Forster („Jackie Brown“, „Das schwarze Loch“, „Maniac Cop III“). Aber gut, allein daran soll’s ja nicht scheitern.

Schon eher daran, dass man, wüsste man nicht, dass Regisseur Shim die Plotte höchstpersönlich zu Papier gebracht hat, davon ausgehen müsste, das Drehbuch wäre von einem hyperaktiven Achtjährigen, der beim Zappen auf den 875 Kabelkanälen Brocken aus „Dragonball“, „Masters of the Universe“, „Starship Troopers“, „Star Wars“, „Godzilla“ (Emmerich-Version), „Herr der Ringe“ und dem UFO-SciFiChannel-Monster-of-the-Week-Telemovie aufgeschnappt hat, im Klebstoffschnüffelrausch als „Best-of“ der vermeintlich coolsten Ideen und visuals verfasst worden.

Als Asiate kommt Shim natürlich nicht umhin, die schlichten Prämissen „1. Gigantisches Monster macht L.A. platt“ und „2. ZWEI gigantische Monster kloppen sich wie die Kesselflicker“ durch komplett hirnverbrannten (zumindest, soweit man synaptisch noch westlich-orientiert verdrahtet ist) mystischen Mumpitz irgendwo zwischen Fantasy-Märchen und old-school-Martial-Arts-Gedöns (inkl. Wire-Fu!) „aufzuwerten“ (dagegen sind späte Showa-Plotten wie „Godzilla vs. Megalon“ noch regelrechte Ausbünde an Logik und Stringenz). Dabei ging Meister Shim selbstredend nicht der Knopf auf, dass sein Script möglicherweise problembehaftet ist, wenn er ungelogen nach FÜNF Minuten zum bewährt doc-freundlichen Stilmittel des „Flashbacks-im-Flashback“ greifen muss, damit sein wertes Publikum wenigstens die Andeutung einer Ahnung hat, worum es sich in den anschließenden 80 Minuten möglicherweise drehen könnte. Elegantes Storytelling ist das eher nicht, aber was will man auch von einem Film bzw. einem Drehbuch erwarten, dessen zwei nominelle Hauptfiguren dramaturgisch überhaupt nicht notwendig sind! Ethan ist ein völlig planloser „Held“, der selbst nichts auf die Reihe bringt, ständig durch deus-ex-machina-Lösungen gerettet werden muss und für die Reinkarnation eines Kriegerhelden eine total trübe Funzel ist. Und Sarah, tja, die könnte genau so gut ein x-beliebiger lebloser magischer Artefakt sein, denn außer „rumgezerrt-werden“ und „hilflos-irgendwo-rumstehen“ ist bei ihr nichts los. Ist dann schon fast wieder verständlich, dass Shim an seine beiden zentralen Charaktere nicht irgendwelche Perlen wie „Charakterisierung“ oder „besondere Eigenschaften“ verschwendet hat.

Das, was man ersatzweise halt „Script“ nennt (weil zwischen den Hinweisen „LIKE TOTALLY AWESOME COOL DIGITAL MONSTER BATTLE SCENE“ im Drehbuch notgedrungen ein paar Dialoge stehen müssen), lässt den Zuschauer oft genug in seiner Sprunghaftigkeit ratlos zurück. Wie diverse Charaktere zu diversen Schlüssen kommen, ist bestenfalls nebulös (welchen Sinn die Einblendungen zum FBI-Krisenstab haben, der, wie gesagt, total informiert ist, aber nicht wirklich etwas *tut*, bleibt bis kurz vor Toresschluss offen; und, so rein von der Drehbuchlogik her, woher Ethan und Sarah wissen, dass sie dem Liberty Building aufs Dach steigen müssen, weil dort ein Hubschrauber auf sie wartet, wäre eine Frage, die sich zu ergründen lohnen könnte oder auch nicht. Zumindest wäre man ein Weilchen damit beschäftig).
Zur Ehrenrettung von Meister Shim sei allerdings angemerkt, dass die internationalen Verleiher es wieder einmal für nötig hielten, einen asiatischen Film für die kommerzielle Auswertung zurechtzuschnippeln – von den 107 Minuten, die „D-Wars“ in seiner Filmmarkt- und Festivalfassung zu bieten hatte, sind nur 86 übriggeblieben, und als leidgeprüfte Asiakramsveteranen wissen wir ja nur zu gut, dass das verblödete Verleihervolk gemeinhin das, was wir leichtsinnigerweise „Handlung“ nennen, gerne für den Part halten, den man bevorzugt aus einem Martial Arts-/Action-/Fantasystreifen subtrahieren kann (ich stelle mir nur ernstlich die Frage – im VHS-Zeitalter konnte man ja immerhin noch den halbwegs nachvollziehbaren Grund nennen, dass man für ’nen 105-Minuten-Film eine andere, längere und daher teurere Kassette brauchte als für einen 90-Minüter, speziell, wenn man noch 40 Minuten Trailer davordengeln wollte, aber im DVD- und BluRay-Zeitalter ist das doch nicht mehr ernstlich ein Argument). Allerdings baut Shim genügend Schwachmatigkeiten in sein Script ein, die auch durch 20 Minuten mehr Handlung nicht aus der Welt geschafft werden können. Ein paar Beispiele:

– Wenn ich ein fieser Warlord bin und vermute, dass die Frau, die ich zur Erfüllung meines bösen Plans brauche, in einem Dorf haust, atomisiere ich dieses Dorf und puhle mir das Mädel aus den Trümmern.
– Wenn man die Wahl zwischen einer gefräßigen Riesenschlange und einem zugegeben finster aussehenden Warlord hat, rennt man natürlich der Schlange ins Maul.
– Befindet man sich in einem Krankenhaus, das gerade von nämlicher gefräßigen Riesenschlange einem Spontanabbruch unterzogen wird, benutzt man sicherheitshalber den Fahrstuhl.
– Hat man eine Knarre und nämlicher finsterer Warlord schreitet mit seinem erhobenen Schild auf einen zu, ballert man das Magazin auf den Schild leer.
– Aus 10 m Höhe aus einem Hubschrauber auf ein Betondach zu springen, ist harmlos und ein Volkssport.
– Als weiser Mentor des Helden rette ich ihm zwar alle Nase lang den Arsch, aber jedes Mal in anderer Gestalt, weil’s cool ist.

Das nur als kleine Auswahl. Wie üblich findet sich im passenden IMDb-Diskussionsthread noch das ein oder andere Beispiel. Ein kleines Bonuspünktchen gibt’s für das Ende, das sich zumindest dem totalen Happy-End verweigert (SUPERDUPEREXTREMMEGASPOILER: Sarah begreift, dass der Kampf zwischen Imooki und Buraki wahrscheinlich auf ein Unentschieden oder einen Sieg des Buraki hinausläuft und opfert sich bzw. ihr Yoo Ih Joo zugunsten der Imooki. Gibt also kein romantisches „bis-ans-Ende-ihrer-Tage“-wrap-up für Ethan und Sarah, dafür aber eine als mystisches Geistwesen in ein eine andere Existenzsphäre aufsteigende Sarah. ENDE SUPERDUPEREXTREMMEGASPOILER).

Ja, ich weiß – wir kucken Filme, in denen riesige Monster Städte verwüsten, nicht (oder nicht ausschließlich, ähem) der intellektuellen Stimulation wegen (wobei’s trotzdem nett wäre, wenn sie nicht in ihrer Tumbheit nicht jeden Fan mit einem IQ>60 beleidigen würden. Kann doch nicht SO schwer sein), sondern weil’s geilt, wenn coole Monster ganze Straßenzüge planieren. Shim mag eine schreiberische Flachzange vor dem Herrn sein und, wenn wir ehrlich sind, auch als Regisseur im Sinne von Strukturierung, Spannungserzeugung und Inszenierung ist er ein wahrer Klappspaten (Disclaimer: dies betrifft, wie gesagt, die internationale Verleihversion), aber man kann ihm nicht vorwerfen, er würde nicht liefern, was er verspricht. Zweifellos fehlt dem zwar glatt, aber größtenteils innovationslos abgefilmten Treiben bis auf die letzten fünf Minuten die große Monsterbalgerei (es ist nunmal per se cooler, wenn zwei Monster miteinander kämpfen und dabei eher nebensächlicherweise Tokio pulverisieren) – und auch dann erinnert das mehr an Boa vs. Python als an „Godzilla vs. King Kong“, weil, das ist auch ein nicht wegzudiskutierender Fakt, Schlangen in ihrer aktionsfähigkeit deutlich limitierter sind als ein beinahe schon anthropomorpher Dinosaurier), aber an allgemeiner Monsteraction lässt sich Shim nicht lumpen.
Schon in der Expositions-Flashback-Sequenz fährt er einen kurzen Buraki-Auftritt auf, überlässt hier aber noch weitgehend Atrox‘ Reitsauriern und Plasmakröten das Feld. Nach Handlungsverlagerung in die Gegenwart steigert Shim die Frequenz und Dauer der Monsterauftritte stetig, bis zum Höhepunkt des Streifens, der das bietet, was wir wohl alle von Emmerich bei seiner „Godzilla“-Version erwartet, aber nur eingeschränkt bekommen haben – ein wahrer Krieg Monster vs. Armee in den Straßenschluchten einer modernen amerikanischen Großstadt. Dramaturgisch ist das völlig für die Füße, da wir in der Phase unsere nominellen Helden weitestgehend ausblenden und wir namenlosen Hubschrauberpiloten oder Panzergrenadieren bei ihren verzweifelten Versuchen, endlose Wellen von Flugsauriern, Reit-Raptor-/T-Rex-Hybriden und Sturmtruppen zurückzuschlagen, zukucken, aber, Jungejunge, da geht die Luzi ordentlich ab, da brettern Hubschrauber in Apartments, während noch Saurier dranhängen, da werden Autos durch die Luft geschleudert, Fassaden demoliert, da kommt uns Shim tatsächlich mit voluminöser Action und dem ein oder anderen eindrucksvollen, memorablen Shot (die Riesenschlange, die sich um ein Hochhaus windet, ist sicherlich unvergeßlich). Das eigentliche Filmfinale in der Fantasy-Welt kann da nicht mehr mithalten (obwohl’s dann endlich ein adäquates zweites Monster gibt, nur ist der Kampf zweier Schlangen, wie erwähnt, nicht sonderlich ergiebig).

Wäre schön und ein wahres Fest für den Monster-Fan, wäre da nicht ein kleines Problemchen – die Qualität der Spezialeffekte. Bis auf wenige Miniaturaufnahmen bedient sich Shim der CGI, schließlich ist auch der kaiju-eiga-Film erwachsen geworden und geht technisch mit der Zeit, nur sind die überwiegend koreanischen Digitaltüftler nicht auf der Höhe ihrer amerikanischen Kollegen. Sie scheitern nicht an der Animation an sich, die ist durchaus flüssig, sondern einmal mehr am compositing, also der Einbindung der künstlichen Computerbilder in die realen Aufnahmen. Den animierten Monstern fehlt es an der „Masse“, an der Physis – wenn Buraki einen Straßenzug shreddert oder beim Sturz vom Liberty Building die Gebäudefassade abraspelt, ist das von der Idee her durchaus eindrucksvoll, nur wenn die Illusion, wir könnten ein tatsächliches, dreidimensionales Monster aus Fleisch und Blut bei seinen Aktivitäten betrachten, überhaupt nicht aufkommt, weil schmerzhaft deutlich zu erkennen ist, dass z.B. eben nicht die „echte“ Fassade des Wolkenkratzers, sondern nur ein paar Pixel gen Boden rauschen, wird man heftig aus dem Film herausgerissen. In kleinerem Maßstab gilt das auch für die „supporting monsters“ wie z.B. die Plasmakröten, die zwar leidlich gut in die Realaufnahmen eingefügt wurden, aber ebenfalls keine echte physische „Präsenz“ aufweisen. Zweifellos besticht „Dragon Wars“ durch die schiere Fülle von CG-animierten, detailfreudig gestalteten Sauriermonstern, wenn jedoch das optische Gesamtergebnis nur unwesentlich über dem eines typischen SciFi-Channel-Monsterflicks rangiert, darf man sich – weil Schauspielergagen auch nicht ernstlich ins Gewicht gefallen sein dürften – schon fragen, wofür Shim seine 70 Millionen Dollar verbraten hat, wenn Philip J. Roth das nur unwesentlich schlechter (zugegeben in kleinerem Maßstab) auch für 2-3 Mios. hinbekommen hätte (okay, zumindest der Angriff auf das koreanische Dorf im Flashback wurde wohl „live“ mit echter Pyrotechnik bewerkstelligt und das Finale findet dann vor komplett digitalem Hintergrund statt). Wenn überzeugendes compositing ein Problem ist, bietet sich für meinen Geschmack dann ein reinrassiger CGI-Film an (man denkt z.B. an Negadon – Das Monster vom Mars), insbesondere wenn man die menschlichen Charaktere drehbuchtechnisch eh vernachlässigt. Übrigens hat die Pixelbrigade bei unbelebten, computeranimierten Gegenständen – z.B. bei herumgewirbelten Autos – schon mal an den Details gespart, was dem Realismus reichlich abträglich ist.

Positiv zu vermelden ist der ansprechende symphonische Score von Steve Jablonsky, der zumindest aus dem Michael-Bay-Stall kommt und neben diversen Bay-Produktionen wie The Amityville Horror oder „Texas Chainsaw Massacre“ auch des Meisters höchstpersönliche „Transformers“-Materialschlachten akustisch begleitete.

Schauspieler sind in Filmen wie diesen, das wissen wir aus Godzilla-Filmen, lästiges, wenn auch nicht ganz zu vermeidendes Beiwerk zwischen der Monster-Rampage, und wenn man sich dann eben auch nur Akteure aus der bestenfalls zweiten Hollywood-Liga leisten kann oder will, sind thespische Ruhmestaten nicht zu erwarten. Jason Behr, der in „Senseless“ nicht übel war, absolviert denn auch den Film komplett ohne jegliche schauspielerische Leistung – ob nicht gewollt oder nicht gekonnt, darüber möchte ich nicht endgültig richten (ich meine, dass er es schon besser können könnte, wenn er denn wollen wollte, ähem); Amanda Brooks hat schlichtweg gar nichts zu tun und ist damit schon überfordert (und als eye candy wird sie auch nicht eingesetzt).
Robert Forsters Auftritte sind alles andere als denkwürdig, aber einem geschenkten Gagenscheck kuckt halt ein Mime seines Kalibers und Status nicht ins Ohr. Craig Robinson („The Office“) ist sowas wie der typische comic-relief-Neger – er kann einem echt leid tun.
Spaß haben könnte in einem Film dieser Art dann wenigstens der Schurkendarsteller, aber Jesse Jam Miranda ist nun mal hauptamtlich Stuntman („Southland Tales“, „All Souls Day: Dia de los Muertos“) und daher auch nicht in der Lage, durch mehr oder weniger kontrolliertes overacting Frohsinn zu stiften.
Chris Mulkey („Twin Peaks“ und in „Cloverfield“ umgehend wieder auf Kollisionskurs mit unfreundlichem Riesengetier) verschleißt sich in der weitgehend sinnfreien Rolle des obersten FBI-Agenten, Aimee Garcia („Spy Girls“, „All about the Andersons“) hätt’s auch nicht gebraucht, und auch in den Korea-Parts drängt sich niemand (speziell nicht Stuntman Hyun Jin Park [neuerdings Jackie Chans hauptamtliches Stuntdouble] als Haram) für größere Weihen auf. Die IMDb meldet übrigens einen Mini-Auftritt von Matze Hues, da muss ich aber grad geblinzelt haben.

Bildqualität: Da gibt’s zumindest nix zu rütteln. Sony legt den Streifen im antlichen 2.40:1-Widescreen (anamorph) vor. Vielleicht ist die Bildqualität sogar *zu* gut, da sie die Schwächen im compositing gnadenlos aufdeckt (zumindest auf tauglichem 16:9-Equipment). Störungen, Defekte oder Verschmutzungen sind nicht zu verzeichnen, Schärfe- und Kontrastwerte sind gut, die Kompression verrichtet klaglos ihren Dienst (allerdings zickte die DVD beim Layerwechsel und wollte nach längerer Bedenkzeit drei Minuten überspringen).

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton liegen in Dolby Digital 5.1 vor. Für Passagen im koreanischen Originalton (die man, obwohl Sprachunterschiede in der Filmlogik keine Rolle spielen, man also die koreanischen Dialoge ohne weiteres auch hätte synchronisieren können) schalten sich automagische Untertitel zu. Die deutschsprachige Tonspur ist immerhin mal so eine, in der – bei sowohl sprachlicher als auch rein akustisch-technischer klagloser Umsetzung – auch die brachialen Soundeffekte und der Score nicht in den Hintergrund gemischt wurden, sondern immer noch mächtig reinpowern.

Extras: Making-of, ein Vergleich Storyboard/Film, diverse conceptual art und eine Trailershow.

Fazit: Verdammt, ich möchte einen Film wie „Dragon Wars“ rein grundsätzlich lieben – ich meine, verdammt noch mal, ein riesiges Schlangenmonster, verstärkt um Heerscharen an anderweitigen Sauriermonstern und einem unerschöpflichen Reservoir an Fantasykriegersoldaten, das Downtown L.A. zerlegt? Ist das von Haus aus cool or what? Wenn Shim sich darauf beschränkt hätte, einen straighten Monsterfetzer zu erzählen, ohne mystischen Mumbo-jumbo (sprich: ohne eine Backstory, die keine alte Sau interessiert und die nicht wirklich jemand kapieren wird), müsste ich mich nur über die verbesserungsfähigen Effekte ärgern. Aber dieses wirre Sammelsurium halb- und falschverstandener Ideen, die Shim aus anderen Filmen „entlehnt“ (in Verbindung mit den vermuteten Handlungskürzungen durch den Verleiher), führt nur dazu, dass die Gehirnverschlingung beim Zuschauer lebensbedrohliche Ausmaße annimmt. Aber immerhin – die Quantität der Monster-Action ist nicht zu verachten, das Highlight, die Schlacht in L.A., beinhaltet einiges an erinnerungswürdigen Visuals, doch die Beeinträchtigung durch das schwache CGI-Compositing ist nicht wegzudiskutieren. Fans des Genres sollten natürlich mal reinschauen, aber keinen guten Film erwarten; ansonsten würde ich dazu raten, gleich zur großen städtebaulichen Maßnahme vorzuspulen und nach deren Ende abzuschalten. Der Rest könnte schmerzen…

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments