Dragon Hunters – Die Drachenjäger

 
  • Deutscher Titel: Dragon Hunters - Die Drachenjäger
  • Original-Titel: Dragon Hunters
  •  
  • Regie: V.A.
  • Land: Frankreich/Deutschland/Großbritannien
  • Jahr: 2004

Vorwort

Fünf Folgen aus der beliebten Super-RTL-Zeichentrickserie um die Abenteuer von Gwizdo und Lian Chu, die in einer skurrilen Fantasywelt aus fliegenden Gesteinsinseln ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Drachen zu jagen – oder es zumindest versuchen…

„Die Drachenmutter“ – Das hätte nicht passieren dürfen: Just als Gwizdo einen lukrativen Vertrag mit einem Baron ausgehandelt hat, sucht sich eine Drachenmama mit ihren Jungen ausgerechnet das Dach der Taverne „Zum schnarchenden Drachen“, in dem die Drachenjäger sich eingemietet haben, als Nistplatz aus und verhindert mit ihrem feurigen Atem jeden Versuch, vor die Tür (und zur zahlenden Kundschaft) zu treten. Gwizdo entwirft einen raffinierten Plan – als Drachenküken verkleidet soll Lian Chu sich ins Nest einschleichen und auf einen günstigen Moment zum Zuschlagen warten. Leider bekommt Lian Chu, kaum im Nest angekommen, einen heftigen Schlag auf den Kopf und hält sich von nun an tatsächlich für ein Drachenbaby…

„Leben wie ein Drache“ – Irgendwann platzt jedem der Kragen, sogar dem genügsamen und von Gwizdo als kostengünstiger Dienstbote mißbrauchten Hausdrachen Hektor. Genervt von der mangelnden Wertschätzung, die man ihm entgegenbringt, schnürt der kleine Drache sein Bündel, um fortan in der Wildnis zu leben. Während Gwizdo dem betrübten Lian Chu als Ersatz einen kleinen Hund mitbringt, der sich als Assistent allerdings als echte Fehlbesetzung erweist, muss auch Hektor die Erfahrung machen, dass sich die Lebensgewohnheiten echter wildlebender Drachen auf ungenehme Weise deutlich vom vergleichsweise bequemen Leben als Haustier unterscheidet…

„Auf der Suche nach Zoria“ – Schlimme Kunde für Jeanneline, die Wirtin des „schnarchenden Drachen“. Ihre Tochter Zoria, die in die Welt hinausgezogen ist, um sich als Drachenjägerin zu bewähren, soll angeblich tot sein. Jeanneline verdonnert Gwizdo und Lian Chu, ihre Tochter zu suchen. Die Drachenjäger nehmen die Spur erfolgreich auf – Zoria wird auf einer der fliegenden Inseln gefangen gehalten – dass die dort wütenden Drachen sie nicht angreifen, kommt den Einheimischen spanisch vor und sie vermuten, dass Zoria ein Geheimnis verbirgt. Da Zoria aus dem simplen Grunde, keine Ahnung zu haben, warum die Drachen ihr nichts tun, eisern schweigt, wird der arme Gwizdo einer Kitzelfolter unterzogen…

„Rogers Rückkehr“ – Besuch aus der Vergangenheit für Wirtin Jeanneline – ihr Ex-Mann Roger, Vater ihrer jüngsten Tochter ZaZa, taucht eines Tages auf und scheint gewillt, seinen Platz an ihrer Seite wieder einzunehmen. Gwizdo traut dem Burschen nicht und auch Jeanneline ist sich nicht sicher, ob Roger der ist, der er vorzugeben scheint, zumal er sich trotz blumiger Erzählungen seiner Heldentaten als echter Feigling entpuppt. Im Schlaf erwähnt Roger den Namen einer Insel in verdächtigem Zusammenhang; sofort brechen Gwizdo und Lian Chu auf, um dort Nachforschungen anzustellen…

„Der falsche Pater“ – ZaZa will unbedingt mit auf Drachenjagd und versucht ihr Glück mit einer soliden Erpressung. Eines Handzettels sei dank weiß sie von einem marodierenden Drachen und der hohen Belohnung, die auf den Kopf des Untiers ausgesetzt ist, doch die für die arbeitslosen Drachenjäger entscheidende Information, den Ort, will sie nur rausrücken, wenn sie mit darf. Das verbietet Jeanneline entschieden, mit fatalen Folgen. ZaZa schleicht sich heimlich alleine fort zur Drachenjagd. Gwizdo und Lian Chu werden von Jeanneline unter Androhung schwerster körperlicher Strafe zur Suchaktion verdonnert…


Inhalt

Wer auf seiner täglichen Suche nach guten Cartoons hin und wieder mal bei SuperRTL vorbeischaut, dürfte schon über die ein oder andere Folge dieser Trickserie aus französischer Produktion gestolpert sein – mir war nicht klar, dass die Serie populär genug ist, um einen DVD- Release lukrativ erscheinen zu lassen, aber ich lasse mich da gern eines besseren belehren.

Konzeptionell ist „Dragon Hunters – Die Drachenjäger“ eigentlich nichts besonderes – es ist eine weitere Fantasy-Abenteuerserie, die sich nur durch ihr interessantes Backdrop der fliegenden Inseln (auch wenn ich dieses Gimmick aus mindestens einem Computerspiel kenne) von anderen, ähnlich gelagerten Serien abhebt – in jeder Episode bekommen’s die Helden in spätmittelalterlichem Ambiente mit einer neuen Drachenart zu tun und machen dabei auch diverse pädagogisch wertvolle Erfahrungen (in „Die Drachenmutter“ geht’s z.B. um den Wert einer Familie, in „Leben wie ein Drachen“ erfahren wir, wieso Teamarbeit wertvoll ist und dass man auch die Arbeit seiner Partner wertschätzen sollte usw. usf.). Die Charaktere sind nicht umwerfend originell, erlauben aber einige nette Entwicklungen – Gwizdo (mit Lian Chu zusammen als Waise aufgewachsen) ist ein geldgieriger, aber nicht unintelligenter Feigling, dessen größte Fähigkeit im Entwerfen komplexer und völlig unverständlicher Vertragswerke, deren einziger Sinn es ist, der zahlenden Kundschaft den maximalen Geldbetrag aus der Tasche zu leiern, ist, Lian Chu ist der bärenstarke, aber gutmütige Kämpfer, der mit asiatischen Weisheiten um sich wirft, manchmal aber etwas langsam im Denkkasten ist, Hektor, der Hausdrache, von Gwizdo zu allen niederen Arbeiten verpflichtet, plappert stets in einer beinahe völlig unverständlichen Privatsprache; die wichtigsten Nebenfiguren sind Jeanneline, die stattliche Wirtin, die ein Hassliebe mit Gwizdo verbindet – einerseits geht er ihr tierisch auf die Nerven, nicht zuletzt, weil seine eingebildete Geschäftstüchtigkeit im umgekehrt diametralen Verhältnis zu seinem tatsächlichen wirtschaftlichen Erfolg steht, andererseits wäre sie nicht abgeneigt, ihn ihrer langen Galerie von Ehemännern hinzufügen -, sowie ihre jüngste Tochter ZaZa, die angespornt von den gut ausgeschmückten Berichten der Drachenjäger davon träumt, ebenfalls in die Branche einzusteigen, zum erheblichen Missfallen ihrer Mutter.

Mit diesem Grundgerüst an Figuren lässt sich ganz gut arbeiten – die Geschichten werden in einem vergleichsweise ruhigen Tempo erzählt, auch die Action-Szenen, meist ein bis zwei pro Folge, ertrinken nicht im visuellen Overkill manch anderer aktueller Trickserie. Obwohl durchaus mit einem Gespür für Wortwitz und einer Prise hochwillkommenem Anarcho-Humor versehen, handelt es sich auch nicht um eine einfache „funny“-Serie – auch wenn die Schreiberlinge einem potentiellen Witz nicht im Wege stehen, ist das Interesse an der eigentlichen Story im Vordergrund.

Wie die Erzählweise ist auch der Zeichen- und Animationsstil wohltuend altmodisch – da gibt’s keine Anbiederungen an den hysterisch-schnellen Stil von Anime-Serien, genausowenig werden die Figuren verniedlicht, ohne zu realistisch zu werden – einige Disneys der 90er Jahre („Hercules“ oder „Pocahontas“ kommen als einigermaßen passender Vergleich im Character Design in den Sinn). Die Hintergründe sind vergleichsweise schlicht-vereinfacht, ganz selten wird mit behutsamem und unauffälligem CGI-Einsatz nachgeholfen. Großartiges „eye candy“ gibt’s eher nicht zu sehen, aber hin und wieder doch eine eindrucksvolle Einstellung – auch hier: der Inhalt ist den Produzenten sichtlich wichtiger als eine marktschreierische optische Verpackung.

Zu loben ist die gelungene deutsche Synchronfassung, die, siehe Extras, auch die witzigste zu sein scheint.

Bildqualität: Der geneigte Zeichentrickfan braucht in Punkto Bild keine Abstriche zu machen – die Serie ist quasi brandneu und stellt Publisher Polyband diesbezüglich vor keinerlei Probleme. Die Farben sind angemessen bunt, frisch und kräftig, die Schärfewerte ausgezeichnet, der Vollbildtransfer makellos. Auch Kontrast und Kompression (trotz der großen Datenmenge auf einer DVD-5) bieten keinen Grund zur Klage.

Tonqualität: Der deutsche Ton in Dolby Digital 2.0 ist absolut rauschfrei, klar, in ausgezeichneter Sprachqualität und ohne Schwankungen, Musik und Soundeffekte könnten ein wenig kräftiger abgemischt sein.

Extras: Als Bonus gibt’s einen „Character Guide“, in dem die fünf Hauptfiguren in kurzen Montagen mit ihren Charaktereigenschaften vorgestellt werden, sowie die Pilotfolge „Die Drachenmutter“ in englischer und französischer Sprachfassung (mit festen deutschen Untertiteln). Nettes Goodie für Fans, die den Synchronisationsstil vergleichen wollen (die deutsche Fassung scheint mir, zumindest im Vergleich zur englischen, die lustigere zu sein).

Fazit: „Dragon Hunters – Die Drachenjäger“ erfindet das Subgenre der Fantasy-Abenteuer-Zeichentrickserien nicht neu, ist aber charmant gemacht und eine in mancher Hinsicht angenehm altmodische Alternative zu den Animeserien made in Japan und den hektisch-lauten neumodischen US-Cartoons. Kindern, die durch „Dragonball“ und „Pokemon“ für den klassischen Zeichentrick „verzogen“ wurden, wird’s möglicherweise zu langatmig sein. Die DVD-Präsentation von Polyband ist ohne Fehl und Tadel, es sei aber darauf hingewiesen, dass es alle 13 Folgen der ersten Staffel auch als Staffel-Box zu kaufen gibt (und die ersten fünf Episoden sogar als UMD).

3/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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