Dracula vs. Frankenstein

 
  • Deutscher Titel: Dracula vs. Frankenstein
  • Original-Titel: Dracula vs. Frankenstein
  • Alternative Titel: Draculas Bluthochzeit mit Frankenstein |
  • Regie: Al Adamson
  • Land: USA
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    J. Carrol Naish (Dr. Frankenstein), Lon Chaney jr. (Groton), Zandor Vorkov (Count Dracula), Anthony Eisley (Mike), Regina Carrol (Judith), Russ Tamblyn (Rico), Jim Davis (Sgt. Martin), Angelo Rossitto (Grazbo), Greydon Clark (Strange), Anne Morell (Samantha), Forrest J. Ackerman (Dr. Beaumont), John Bloom (The Monster), Shelly Weiss (The Creature)


Vorwort

Ein Mädel flüchtet durch den nächtlichen Wald, verfolgt von einem axtschwingenden Unhold, dessen Gesichtszüge wir als die aufgeschwemmte Visage von Lon Chaney jr. (in seiner letzten Rolle) erkennen. Sie strauchelt, er schwingt, und da rollt das hübsche Köpfchen…

Wir schalten um nach Las Vegas, wo wir einem schauderhaften Revue-Song Sorte gespielter Blondinen-Witz beiwohnen. Die bestenfalls mittelprächtig attraktive Chanteuse ist, leider, unsere Heroine Judith Fountain. Als solche erhält sie ein Telegramm, wonach ihre Schester Joan den Verschwindibus gemacht hat. Also dackelt Judith an die Westküste, wo sich Joan zuletzt im Dunstkreis von Hippies bevorzugt in der Nähe eines Rummelplatzes herumgetrieben haben soll. Ihre Herumfragerei nach John erweckt den Argwohn des lokalen Tunichtguts Rico (Russ Tamblyn!), der sie unter Drogen setzt und so aus seinem Etablissemang entfernen kann.

Indes auf dem Rummel – eine der Attraktionen ist Dr. Dureas Kuriositätenkabinett, eine kombinierte Freakshow-/Geisterbahn-Geschichte. Durea betreibt dieses Geschäft aber nur als Front für seine grausligen Experimente, für die ihm Lon Chaney alias Groton die mehr oder weniger willfährigen Opfer zufügt. Durea, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, hängt der Theorie nach, dass Menschen, die man durch einen gewaltigen Schock getötet hat (so heftig, dass der Geist nicht wirklich mitkriegt, das man tot ist) wieder belebt, Blut produzieren, das z.B. seine Lähmung oder des stummen Grotons Gesichtsbaracke heilen kann. Zu diesem Zwecke köpft er im Rahmen seiner Show seine gekidappten Opfer mit einer Guillotine, um ihnen anschließend die Rübe wieder anzunähen, und ja, natürlich ist auch Joan – wie wir mittlerweile realisiert haben, unser Prologopfer – eines von Dureas Versuchskarnickeln.

Dass Joan sich da und dort bei Durea rumgetrieben haben soll, erfährt Judith vom Hippie-Chef Mike, der sich recht ungefragt zu ihrem Ermittlungspartner aufschwingt. Ein Besuch bei Durea ergibt aber nicht mehr als generelles Unbehagen und MIsstrauen dem Rollidriver gegenüber. Der hat aber auch ganz andere Sorgen, nämlich unangemeldeten Besuch vom Grafen Dracula! Die olle Fledermaus hat herausgefunden, dass es sich bei Durea um den letzten Nachkommen derer von und zu Frankenstein handelt, und seinerzeit diskreditiert von seinen Kollegen von der Uni geschmissen wurde. An den Kerlen möchte Frankendurea sich doch gerne rächen, oder? Und wie’s der Deibel so will, hätte Dracs das Mittel zum Zweck – das Frankenstein-Monster, leider momentan betriebsunfähig, weswegen der Vampir die Familienexpertise eines echten Frankensteins benötigt.

Dieweil Groton weitere Versuchsobjekte für Frankenstein heranschafft – darunter auch Rico und zwei seiner Handlanger, für die Joan offenbar zwangsweise auf den Strich gegangen ist, ehe sie sich den Hippies anschloss (it’s a subplot for nothing) -, repariert Frankenstein das Monster, das nun seinerseits daran geht, knackige Junghühner zu entführen.

Beim Versuch der Infiltration des Kuriositätenkabinetts werden Mike und Judith vom Doktor ertappt, der allerdings auch ausführt, dass er praktisch seine Haustür sperrangelweit offen stehen hat lassen müssen, damit die zwei Knallköppe zu ihm finden – er will sie nämlich als weitere Versuchskaninchen. Das stößt auf wenig Gegenliebe, obwohl Frankenstein sogar die „lebendige“ Joan (paralysiert und mit einer hübschen Narbe rund um den Hals) vorführt. Es kommt zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf Mike eher unabsichtlich den Zwerg Grazbo tötet, was wiederum Groton, dessen besten Freund, zum Ausflippen bringt. Groton killt den Doktor und spielt mit Judith King Kong in bescheidenem Rahmen nach, wird aber vom Dach geschossen. Es sieht fast so aus, als könnten Mike und Judith mit heiler Haut entkommen, doch da zappt Dracula den armen Mike mit seinem magischen Ring zu Grillfleisch und lässt das Monster Judith apportieren.

Dracula möchte nun gerne Judith vampirisieren, doch da hat nun wieder das Monster was dagegen…


Inhalt

I am disappoint. Man versprach mir einen der ganz großen Trash-Klopper aus der Werkstatt von Al „Die Sadisten des Satans“ Adamson, und gute Güte, es ist ein erlesener Schund-Cast, den Mr. Adamson hier versammelt hat – die abgetakelten Universal-Stars J. Carroll Naish und Lon Chaney jr,, Anthony Eisley („Navy vs. the Night Monsters“, „Gemini 13 – Todesstrahlen auf Cap Canaveral“, „Reise ins Zentrum der Zeit), den späteren „Dallas“-Ewing-Patriarchen Jim Davis, Hollywoods Vorzeigezwerg Angelo Rossito und Fandom-Legende Forry Ackerman (der auch als „technischer Berater“ kreditiert wird) geben sich die Ehre. Zudem stand Adamson das Original-Frankenstein-Labor-Equipment von Kenneth Strickfaden zur Verfügung – gepaart mit Adamsons legendärer Inkompetenz sollte das doch eigentlich für 90 Minuten Spaß reichen, oder?

Nee, dann eben doch nicht, denn „Dracula vs. Frankenstein“ begeht die Kardinalsünde eines potentiellen Kultklassikers – er ist hauptsächlich langweilig. Und das konnte man z.B. einem „Plan 9“, einem „Robot Monster“ nie vorwerfen.

Der Dracula- und der Frankenstein-Part des Films passen nicht wirklich zueinander, sie haben auch nicht wirklich viel miteinander am Hut, und das ist auch verständlich, weil Adamson die Dracula-Szenen auf Geheiß von Produzent Sam Sherman nachdrehte, um „20 % crap“ aus dem eigentlich fertigen Frankenstein-Film loszuwerden (und wenn Sherman der Ansicht war, dass DAS dann besser war, möchte ich das ursprüngliche Material nicht sehen dürfen müssen). Weil man auf die Schnelle auch keinen vernünftigen Dracula-Darsteller finden konnte, sprang Adamsons Börsenmakler (!) ein, dem man schnell eine weißgeschminkte Visage verpasste und sich vermutlich bei Forry Ackerman das Cape auslieht. Das hört sich zwar angemessen hysterisch an, versumpft aber leider in einem drögen Treibsandfilm, der nie Fahrt aufnimmt – weder beabsichtigt noch versehentlich.

Bis auf wenige kleine Gemmen (wie Mikes philosophische Feststellung „Wahnsinnige sind nicht leicht zu erkennen. Wäre es nicht so ,gäbe es nicht so viele“) sind die Dialoge ebenso schläfrig wie die Inszenierung. Die technische Schlampigkeit, die sich primär im Schnitt und in der Beleuchtung zeigt, trägt hier nicht zur Unterhaltung bei, sondern nervt (weil man auch ganz gerne mal sehen möchte, was Adamson eigentlich gerade treiben lässt), und dazu gesellt sich noch die Traurigkeit über so unwürdige filmische Schwanengesänge von Lon Chaney (der, muss man allerdings klar sagen, nur konsequent seinem career trajectory ab 1950 rum folgte…) und J. Carroll Naish, der versucht, mit ein wenig Präsenz zu retten, was nicht zu retten ist.

Für Spaß sorgen auf Darstellerseite eigentlich nur Angelo Rossito und in seinen zwei Szenen Russ Tamblyn, mit Abstrichen mag man auch noch Anthony Eisley dazuzählen. Dafür muss man dann aber wieder Anti-Talent Regina Carrol abziehen, die allerdings dummerweise Al Adamsons Angetraute war und daher einen Freifahrtschein für Hauptrollen in seinen Filmen besaß, obwohl sie nicht die geringste Begabung mitbringt noch ersatzweise schnucklig aussieht.

Trotz seiner Thematik ist der Streifen dann auch in Sachen Splatter und FX erstens recht zurückhaltend und zweitens dann eben auch noch äußerst grottig. Wobei man das Knetgummi-Gesichts-Design des Frankenstein-Monsters schon mal gesehen haben sollte (dass Adamson sich nicht am Universal-Design orientieren konnte, liegt an der bekannt biestigen Rechtsabteilung des Majors, der sich clevererweise das Karloff-Make-up hatte schützen lassen), und sei’s zum Abgewöhnen. Wenn Groton köpft, sehen wir natürlich nur den Axtschwung und dann das rollende Kopf-Prop und wenn (SPOILER) Dracula im Finale das Monster zerlegt, sind die Sichtverhältnisse bedauerlicherweise sehr diffus, so dass uns Adamson keine Einzelheiten zeigen kann. Dafür allerdings ist Draculas Sterbeszene knuffig.

Trash-Gefälligkeitspunkte verdient sich der Film durch zwei Songeinlagen, wobei besonders der Las-Vegas-Revuesong sein Gewicht in Katzengold wert ist, und durch das engagierte Costume Department, dass für die Hippie-Nebendarsteller die schauerlich-buntesten Kostüme zusammenstellte, die eine Kamera noch unfallfrei aufnehmen konnte. Auch als Testbild verwendbar.

Es ist leider so – „Dracula vs. Frankenstein“ hätte prinzipiell viele richtige Zutaten für einen ordentlichen Trash-Hammer, aber was dem Film fehlt, ist die Mischung aus Enthusiasmus und Selbstüberschätzung, wie sie die großen Meister des Faches, allen voran eben Eddie Wood, auszeichnete. Adamson, so versichert Sherman auch in einer kurzen Doku-Featurette im Bonusmaterial der One-World-DVD, lieferte Filme, wie die Drive-in-Besitzer sie haben wollten. Nicht, weil er unbedingt diese Art Filme machen wollte, sondern weil damit schnelle Kasse zu machen war (was sie, dank einen anspruchslosen ruralen Publikums, dem im Endeffekt wurscht war, was sich auf der Leinwand abspielte, solange es Monster gab, vor denen die Mädels sich erschrecken und vor denen die Jungs sie beschützen konnten). Und damit fehlt eben auch einem Film wie „Dracula vs. Frankenstein“ der Charme des vergossenen Herzblutes.

Als Trashfan sollte man den Film schon aufgrund seines Rufes mal gesehen haben, aber eine Epiphanie darf man nicht erwarten. It’s mediocre, mostly boring crap…

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 4


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