Dracula jagt Mini-Mädchen

 
  • Deutscher Titel: Dracula jagt Mini-Mädchen
  • Original-Titel: Dracula 1972 A.D.
  • Alternative Titel: Dracula '72 | Dracula Chases the Mini-Girls | Dracula Today | Dracula Chelsea '72 |
  • Regie: Alan Gibson
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Graf Dracula (Christopher Lee)
    Professor van Helsing (Peter Cushing)
    Jessica van Helsing (Stephanie Beacham)
    Johnny Alucard (Christopher Neame)
    Inspektor (Michael Coles)
    Gaynor (Marsha A. Hunt)
    Laura (Caroline Munro)
    Anna (Janet Keys)
    Joe Mitcham (William Ellis)
    Bob (Philip Miller)


Vorwort

Abt. Die ham´ ja ´nen Hammer (ja, ich weiß, der war schlecht. Verklagt mich)

Wie aufmerksame Leser dieser Seiten sicherlich schon längst bemerkt haben, ist Hammer-Horror nicht gerade mein Spezialgebiet, weswegen sich reviewtechnisch bislang auch nur Captain Kronos Vampire Hunter, im Hammer-Kanon ja eher ein Outsider, hier verewigt gefunden hat. Das liegt wohl daran, dass ich trotz aller Begeisterung für den „klassischen“ Horror-Kintopp mit den plüschig-steifen viktorianischen period pieces der Hammer-Historie nicht wahnsinnig viel anfangen kann (böswillig könnte ich sagen, dass das Hammer-Ouevre der 50er und 60er mehr Kostümdrama als Grusel-Horror ausmacht, aber da steinigen mich die Hammer-Fans wieder). Ausbaden muss das u.a. Christopher Lee, der deswegen für * mich * als Dracula nie so zündete wie Bela Lugosi (obwohl Lee den alten Blutsauger viel öfter spielte als Bela).

Nun ist mein persönlicher Geschmack zwar durchaus elementare Grundlage der Review-Entscheidungen, aber nicht die einzige und der filmhistorischen Bedeutung der Hammer-Filme, die trotz ihrer aus heutiger Sicht ausgesprochenen Harmlosigkeit zur Zeit ihrer Entstehung den üblichen verlogenen Aufschrei der Moral- und Sittenwächter verursachten, kann halt nicht mal ich mich entziehen. Also investierte ich ein paar sauer durch amazon-Provisionen verdiente Kröten in eine nigelnagelneue DVD, wandte mich dabei aber, um die Kompatibilität zum Site-Thema zu wahren, erneut dem Hammer-Spätwerk zu. In den 70er Jahren sah sich das ehrwürdige britische Studio, das trotz seiner kommerziellen Erfolge offenbar aufgrund kaufmännischer Misswirtschaft nie im Geld schwamm und subsequent Mitte der 70er auch erfolgreich bankrott ging, der Situation ausgesetzt, dass die gestelzten Kostümgruselfilme offiziell vom Publikum für altmodisch erklärt worden waren. Exemplarisch hatte Peter Bogdanovich in seinem Corman-Schnellschuss Targets die Entwicklung des modernen Horrorfilms aufgezeigt – weg vom wohlig-harmlosen Grusel in hübschen Sets, hin zum blanken Terror, der keine Mythologie, kein Mysterium mehr brauchte. Dem Studio war klar, dass man sich dieser Evolution irgendwie anpassen musste – eine, harhar, Blutauffrischung musste her und so entschloss man sich dazu, das Top-Zugpferd im Hammer-Stall, Dracula alias Christopher Lee ein weiteres Mal in den Ring zu schicken, erstmals aber angesiedelt in der relativen Gegenwart des Jahres 1972 (Hammer wiederholte den Fehler, seine althergebrachten Genre-Motive mit vermeintlich angesagten Trends zu kombinieren, anstelle gleich etwas * neues * zu schaffen, zwei Jahre später mit dem Abgesang der Dracula-Reihe, dem Kung-fu-Grusel-Eintopf The Seven Golden Vampires.

Hammer machte sich immerhin die Mühe, die beiden hauseigenen Topstars Lee und Peter Cushing zusammenzuspannen, etwas, was es in einem Dracula-Film seit dem Hammer-Original von 1958 nicht mehr gegeben hatte (Cushing trat 1960 in The Brides of Dracula auf, aber dort war Lee nicht mit dabei und in allen weiteren offiziellen Dracula-Filmen spielte Cushing, Hammers Haus-Baron Frankenstein, nicht mit, von Archivmaterial abgesehen). Das Drehbuch besorgte mit Don Houghton ein Autor, der vorher hauptsächlich Dr. Who-Episoden geschrieben hatte und wohl den für notwendig erachteten Schuss Humor einbringen sollte, für die Regie wurde Alan Gibson verpflichtet, der zuvor auch hauptsächlich für´s TV tätig war und lediglich zwei Kinofilme, darunter den lesser Hammer-Thriller Crescendo inszeniert hatte.

Das Resultat, Dracula 1972 A.D., oder, geschmackssicher ins Deutsche übersetzt Dracula jagt Mini-Mädchen (Future Doc: leere Versprechung!), erwies sich an den Kinokassen als solider Flop, was Lee, der nie müde wurde, in der Öffentlichkeit zu betonen, für wie schlecht er die Dracula-Filme hielt und immer wieder von Hammer förmlich genötigt worden zu sein, wieder mitzumachen, nicht davon abhielt, 1974 in The Satanic Rites of Dracula ein letztes Mal das Cape zu schwingen. Gut, was 1972 ein kommerzielles Desaster war, muss ja nicht unbedingt schlecht sein (siehe Captain Kronos, der auch erst heute seine Würdigung als ungewöhnlicher und sehenswerter Beitrag zum Vampirmythos erfährt), also schauen wir uns den ganzen Sums doch mal an (puuh, und ich hatte Angst, mir fällt heute keine Einleitung ein…)


Inhalt

Der Film beginnt dann gleich mal mit einem richtig derben Cheat, auf den ich aber aus analytischen Gründen ganz unten zu sprechen komme… für den Moment begnügen wir uns damit, dass es so aussieht, als dürften wir die entscheidenden Minuten des letzten Dracula-Films noch einmal mit ansehen (dem ist halt nicht so, dazu, wie gesagt, später). Ein Erzähler informiert uns, dass die wilde Hatz einer Kutsche, auf der sich zwei Männer, bzw. ein Mann und ein Vampir, bzw. noch beziehungsweiser van Helsing und der Graf der Grafen himself, mächtig balgen, inmitten des Hyde Park stattfindet, und da dieser Park so aussieht, als wäre er mindestens zwanzigtausend Hektar groß und insgesamt eher menschenleer und weitläufig, dürfte dieser Part des Films kaum in der Gegenwart spielen. Tut er auch nicht, wir schreiben noch das Jahr 1872.
Ach, Dracs, alte Woschdhaud, tu nicht so, als wär´ dir das noch nie passiert…

Die wilde Hatz ist immerhin etwas aufregender als die große Kutschen-Actionszene aus Van Helsing (die, wird mir gerade gramgebeugt klar, möglicherweise eine, hust, Hommage darstellen soll) – zu Draculas persönlichem Pech reißen sich die Pferde los. Wieso Pech? Naja, Kutsche ohne Pferd steuert sich schlecht und da die Kalesche noch ordentlich Speed drauf hat, kracht Dracula mitsamt dem Gefährt gegen einen Baum, die Freude, vorher wenigstens noch Van Helsing bösartig von der Kutsche geschleudert zu haben, ist also nur von kurzer Dauer. Drac gelingt dabei das Kunststück, sich mit einem gebrochenen Kutschrad selbst zu pfählen. Der todgeweihte Vampir und der durch den Sturz ebenfalls mächtig angeknackste Van Helsing rangeln noch ein wenig, bis Dracula die Konsequenzen der Pfählung erdulden muss, verscheidet, skelettiert und zu Staub zerfällt. Van Helsings totaler Triumph wird durch sein eigenes verletzungsbedingtes Ableben empfindlich abgewertet.

Während der ganzen schönen Kämpf- und Sterberei galoppiert ein forscher Jungmann zur Unfallstelle. Er ist kein gelber Engel und hat demzufolge weder Pannen- noch Sterbehilfe im Sinn, sondern greift sich vielmehr des Grafen Siegelring, steckt ihn sich bedeutungsvoll an den Finger und sammelt die grieseligen Überreste des Grafen in einer Phiole ein (aber kein Staubkorn vergessen, sonst fehlen am Ende wichtige Teile…). Der Vampirfreund reitet zu einer nahen Kirche, auf deren angeschlossenem Friedhof gerade eine Beerdigung stattfindet (seltsamerweise die von Van Helsing. Hat wohl ´nen Umweg genommen, unser Bursche), gräbt mit dem aus der ehemals gräflichen Hühnerbrust extrahierten Impromptu-Pflock knapp außerhalb der Friedhofsumfriedung ein Loch und schüttet die Vampirasche, ganz ohne Urne, ins Erdreich. Das Loch wird fachmännisch mit demn Pflock wieder verschlossen und unser Dracula-Fan hat gut grinsen…

100 Jahre später in London, und dort im fürnehmen Familienpalast einer Familie der oberen Zehntausend, wo gerade die Geburtstagsfeier für Filius Charles stattfindet. Den geladenen Gästen klappt aber grad kollektiv die Kinnlade auf Teppichkantenniveau, alldieweil eine, gasp, Rockband (namens „Stoneground“, auch im richtigen Leben eine – jüngst reformierte – minor 70´s band) ordentlich einheizt. Vor allem dem Dutzend Hippies, von dem niemand, auch nicht Band-Einlader Charles, weiß, wer die eigentlich sind und was sie hier wollen… naja, so hat die Band wenigstens ein paar aufgeschlossene Zuhörer und Go-Go-Dancer, die, soweit weiblich, in knappen Klamotten rumlaufen. Ein Hippie-Pärchen fühlt sich von der Mucke zu sexuellen Aktivitäten veranlasst und poppt unter dem Buffet-Tisch (die schockierten Gesichter der eigentlich geladenen Partygäste sind Gold wert). Selbst dem Geburtstagskind wird die Angelegenheit zu peinlich – er ruft die Bullen (es wäre vermutlich effektiver, die Band rauszuschmeißen). Was genau das ist, worauf die Hippies gewartet haben, das ist nämlich deren Vorstellung einer Mutprobe. Man diskutiert kurz aus, wie lange die Schupos wohl von ihrem Revier aus brauchen (die Schätzungen differieren zwischen viereinhalb Minuten, so die These von Joe, der in seinem Jesus-Umhang ersichtlich von Flower Power schon mal was gehört hat, und acht Minuten, was der uns irgendwie unangenehm – und sei´s aus dem Prolog – bekannt vorkommende Johnny, dessen Outfit für einen echten Hippie etwas zu versnobt daher kommt, postuliert), weil man sprichwörtlich im aller-allerletzten Moment die Kurve kratzen will. Viereinhalb oder acht Minuten, auf jeden Fall reicht´s noch für einen zweiten komplett ausgespielten Stoneground-Song.
„Alfred, warum kann ich sowas nicht tragen? Wäääääh!“

Joe liegt mit seiner Schätzung deutlich besser als Johnny – mit Tatütata trifft die Polizei ein und nötigt die Hippies zum überstürzten Aufbruch. Johnny ist cool wie eine ganze Kühlschrankfabrik und droht noch leutselig damit, zum Herzinfarktrisiko der Hausherrin, eine scheinbar ganz doll wertvolle Porzellan-Nippes-Figur kaputtzumachen (und tut´s dann auch noch ganz lässig. Ein Schuft! Lex Luthor ist gegen den Typ ein Samariter). Das poppende Pärchen hat leider die neuesten Entwicklungen nicht mitbekommen und wird verhaftet.

Später, in der Hippie-Bar „Cavern“, freut sich die Hippie-Clique, neben den bislang vorgestellten Joe und Johnny bestehend aus Bob, seiner Freundin Jessica sowie den weiteren Grazien Anna, Laura und Gaynor (letztere – schluck – eine Farbige!), über den gelungenen Spaß und feiert den glorreichen Sieg über das Establishment mit Coca-Cola und Tee (bitte, nicht so rebellisch!). Zumindest 5/6 der Anwesenden, denn Johnny gelüstet es nach aufregenderem Zeitvertreib. Er schlägt vor, „etwas neues, aber so alt wie die Zeit“ zu machen, i.e. „ein Date mit dem Teufel!“. Erstaunlicherweise ziehen seine Freunde trotz der anzunehmenden Menge bewußtseinserweiternder Substanzen nch kurzer Überlegung die richtigen Schlüsse – Johnny will eine richtige schwarze Messe mit allem Drum und Dran zelebrieren. Die passende ent-weihte Kirche hat er auch schon ausgekuckt. Obwohl natürlich speziell den Mädchen beim Gedanken an so unheiligen Mumpitz ein wenig die Muffe geht, wird die Messe beschlossen und verkündet, auch wenn Joe warnt: „Wenn der Gehörnte tatsächlich auftaucht, bringt er besser seinen eigenen Alk und seinen eigenen Pot mit!“.
Damit berauscht sich die Jugend von heute: Drink Coca-Cola!

Mit sich selbst ziemlich zufrieden und schätzungsweise einem „das war einfacher als gedacht“ im Kopf kehrt Johnny nach Hause zurück, öffnet sein spezielles Geheimniskistchen und befördert Draculas Siegelring und die halbgefüllte Phiole Vampirasche ans Licht (aha, er hat Dracula also nur halb begraben? Ob der da nicht eher säuerlich reagieren könnte?).

Zu den eher skeptisch eingestellten Gemütern der Clique gehört Blondchen Jessica und die nagelt ihre Bedenken ihrem Boyfriend Bob ans Bein. Der wiederum sieht die Sache eher lässig und stellt sich die schwarze Messe als eine Art Sing- and Love-in mit Akustikklampfe und freier Liebe vor. Seinen Crowley hat der auch nicht gelesen. Nun ist Jessica nicht nur ein naives Blondinchen, sondern heißt auch mit Nachnamen, tadatamm, van Helsing! Und in diesem Clan glaubt man anscheinend an die Weitervererbung der Profession, auch ihr Großvater (bei dem sie lebt – keine Ahnung, was aus ihren Eltern geworden ist) beschäftigt sich mit Anthropologie und dem Okkulten an sich (gehört ja auch alles irgendwie zusammen), hat demzufolge das ein oder andere informative Werk über satanische Rituale am Start, und so verscafft Jessischätzchen sich ein wenig Background durch Schmökern in einem Standardwerk über schwarze Messen. Wenn der Opa Peter Cushing, äh, Grand Moff Tarkin, sorry, Lorimar van Helsing heißt, findet der´s ganz gewiss nicht in Ordnung, wenn sein Enkelchen und Augenstern erstens ungefragt in seiner Bibliothek wildert und zweitens dann noch zwecks „Unterhaltung“ okkulte Schriften studiert. „Ist doch eh alles Käse“, doziert Jessica. „Nur weil es nicht in dein progressives (sic!) Weltbild passt“, schimpft van Helsing, und das, wo die Okkultforschung über Generationen gepflegte Familientradition ist (die sogar soweit geht, dass vH in seinem Arbeitszimmer nicht nur ein Gemälde seines eigenen Großvaters, des im Vorlauf verunfallten vH, sondern auch eins von Dracula hängen hat). Opa ist der „Haufen“, mit dem Jessica herumzieht, eh schon suspekt, und auch Jessica hält es für eine weniger gute Idee, die ganze Rasselbande mal auf Tee und Biskuits einzuladen. Aber, nimmt sie ihrem Erziehungsberechtigten gleich mal den Wind aus den Segeln: „Ich hab noch nie LSD geschluckt, noch nie gespritzt und steig nicht mit jedem ins Bett!“ (Öh, ob Opa das überhaupt so genau wissen wollte?) Jessica dampft ab und van Helsing bleibt nicht mehr übrig, als nachdenklich die Gemälde anzustieren…

Kurz vor Mitternacht, an der alten Eich-, äh, quatsch, an der alten, zum Abbruch vorgesehenen Kirche, die selbstverfreilich, wen überrascht´s, jene ist, vor der Johnnys Urahn dereinst den Vampirstaub abgelassen hat. Jessica und Bob glauben, die ersten Messdiener zu sein und msüsen erst mal herausfinden, wie der Bauzaun zu überwinden ist. Der heruntergekommene Friedhof jagt den Junghippies den ein oder anderen Schauer über den Rücken (was haben sie erwartet? ´ne Konfettiparade?), ehe sie rein zufällig über Jessis Ur-Opas Grabstein stolpern (okay, ich bin nicht unbedingt der große Familien-Genealoge, aber wo meine Vorfahren ihre letzte Ruhe gefunden haben, ist mir durchaus bekannt, und die modern NICHT in der gleichen Stadt, in der ich wohne, vor sich hin. Jessica aber fallen ob des vertrauten Namens fast die Glubscher aus den Höhlen). Jessica wundert sich, warum an den Standard-Trauerspruch „Requiescat in pace“ noch der Zusatz „ultima“ (also „auf ewig“) angetackert wurde (ich frag das auch, schließlich ist Van Helsing nie untot gewesen. Wenn der mal hin ist, bleibt er´s auch). Bob hält die Angelegenheit für einen extrem geschmacklosen Cherz Marke Johnny, und die Figur mit der billigen Horror-Maske, die unserem Liebespärchen von hinter dem Grabstein entgegenspringt und sich, nachdem Jessica vor Angst beinahe tot umgefallen ist, als Joe outet, scheint diese kühne Theorie zu untermauern. Bob und Jessica wären jetzt durchaus soweit, schwarze Messe Messe sein zu lassen und lieber nach Hause zu gehen, Joe gelingt es aber, sie zum Bleiben zu überreden, schließlich hat Johnny „sich soooo viel Mühe gegeben und schon alles aufgebaut“. Spielverderber wollen sie nun auch nicht sein.

In der Tat hat Johnny sich richtig Mühe gegeben, umgedrehte Kreuze aufgehängt und das obligatorische Pentagram auf den Kirchenboden gepinselt. Sich selbst hat er einen Priesterumhang gegönnt. Der Rest der Clique ist auch schon da und, so macht´s den Eindruck, bereits gut zugedröhnt. Bob möchte kurz nachfragen, ob Johnny vom Van-Helsing-Familiengrab wusste, aber es wird wohl zeitig gegessen, die Clique drängt auf Vollzug des Ritus. Na dann. Joe schaltet das Tonband mit der angemessen satanischen Mucke ein (ein eher langweiliges Rock-Drumsolo), die ihre Wirkung nicht verfehlt und die Hippies schnell in die passende Trance dirigiert (natürlich werden die Oberkörper hin- und hergewogen, die Augen geschlossen und, mich würd´s nicht wundern, das ein oder andere „hare krsna, hare rama“ gemurmelt). „Lasst es in eure finst´ren Seelen fließen“, poetisiert Johnny, „lasst es euch umhüllen wie Leichentücher!“ (Hat er das Poesiealbum einer Goth-Schnepfe auswendig gelernt?). Danach beginnt er mit einer langwierigen Anrufung aller möglichen und unmöglichen höheren und niederen Höllendämonen (neben Behemoth, Asmodeus, Astaroth und ähnlich leutseligen Gesellen meine ich den Namen „Rodney“ herauszuhören. Eh?) und fordert nicht weniger als „eine Audienz beim Satan“ persönlich! (Do you have an appointment? Satan is a busy man). Jessica und Bob wird der ganze harmlose Partyspaß eine Ecke zu realistisch, aber Johnny ist nicht mehr zu bremsen und ruft nun Graf Dracula herbei. Programmgemäß beginnt es draußen auf dem Friedhof in der Erde zu rumoren (äh, hat Johnnys Ahnherr Dracula nicht AUSSERHALB des Friedhofs bestattet?). Eine ordentliche schwarze Messe funktioniert selbstredend nicht ohne aktive Beteiligung eines weiblichen Wesens (auch wenn ich bezweifle, dass eine echte Jungfrau anwesend ist). Johnny hätte sich als Assistentin Jessica vorgestellt, um sie im Namen des Bösen mit Blut zu taufen, aber die zieht nicht wirklich. Ersatzweise drängt sich im Stile eines Klassensterbers Laura mit „nimm mich! Nimm mich!“-Rufen auf, wogegen ich nicht wirklich etwas einzuwenden habe, da Laura von Star-Crash-Leckerli Caroline Munro gemimt wird (ergo – es bestünde, wären wir nicht in einem prüden Hammer-Film, die Möglichkeit, dass sie sich nackig macht). Man muss nehmen, was man kriegt, denkt sich Johnny und trägt die schwer angetrancte Laura auf den Altar, wo sie sich rollig umherwindet.

Johnny drapiert einen schweren Kelch auf ihr, zwecks Taufe. Für eine ordnungsgemäße Bluttaufe mangelt es noch am Blut, das steuert Johnny gerne selber bei, indem er sich den Arm aufritzt und seinen Lebenssaft sploddrig in den Kelch ergießt. Als weitere Zutat schüttet er den Rest von Dracula aus der Phiole dazu, was eine hübsch eklige Suppe ergibt (das klumpt ja! Mit Mondamin wär das nicht passiert). Selbige wird über Laura geschüttet (die sich, wie fast zu befürchten war, nun doch nicht in voller, eh, Pracht zeigt). Draußen rumpelts weiter im Erdreich, die Windmaschine macht Überstunden und Laura flüchtet kreischend vom Altar, bleibt aber im Pentagramm wie festgenagelt stehen (well, duh!). Die Clique erklärt die schwarze Messe unbürokratisch für beendet und verdünnisiert sich (Anna, Gaynor und Joe verpissen sich sogar SO schnell, dass sie sich einfach in Luft auflösen). Jessica und Bob türmen über den Friedhof – Jessica würde gern der pansich um Hilfe blökenden Laura helfen, aber Bob weist sie darauf hin, dass die brave Frau an sich selbst zuerst denken sollte und zerrt sie gen Sicherheit (in seine standesgemäße Hippie-Citröen-Dyane).

Trotz der panischen Massenflucht ist Johnny einmal mehr mit sich selbst ziemlich im Reinen und tritt auf den Friedhof, wo er den Pflock über Draculas letzter Ruhestätte aus dem Erdreich zieht (okay, suspension of disbelief hin oder her – ich soll allen Ernstes glauben, dass ein HOLZPFLOCK über EINHUNDERT Jahre ungestört in einem ZUM ABBRUCH vorgesehen Friedhof an Ort und Stelle verbleibt, nicht vermodert, durch Wind & Wetter zerstört oder von einem achtlosen Besucher zertreten wurde? Boy, this IS fantasy). Sofort steigt weißer Dampf aus dem Loch auf (we have a new pope!) und aus selbigem schält sich – na, welch Überraschung, Christopher Lee (womit Dracula nach geschlagenen 36 Minuten wieder zu einer Filmpräsenz gelangt). Johnny steht auf dem Standpunkt, sein „Meister“ wäre ihm für die erfolgreiche Erweckung nun irgendwie zum Dank verpflichtet, aber Dracs stößt ihn schnell Bescheid: „Es war MEIN Wille!“ Ansonsten ignoriert er Johnny, schließlich hat man nach hundertjährigem Dasein in Staubform (ich frag mich allerdings immer noch, wie Dracula GANZ materialisieren kann, wenn die Hälfte seiner Asche an Caroline Munros Busen klebt) Kehle auf Sahara. Dracula schreitet in die Kirche, wo die yummy Laura zapfbereit auf ihn wartet. Da beißt man doch gerne kraftvoll zu! Johnny schaut, sicherheitshalber aus der Deckung einer Säule, gleichermaßen be- wie entgeistert zu…

Jessie und Bob sind angemessen angefressen. „Jetzt ist Johnny zu weit gegangen“, keift Bobby und Jessica findet die Sache einfach nur widerlich. Und schuld sind wieder mal nur die Drogen – „Laura war einfach zu high“, diagnostiziert Bobby und setzt Jessica zuhause ab, man wird sich morgen in der Cavern treffen und da will Bob mit dem guten Johnny mal Tacheles reden.

Ehe man sich´s versieht, ist´s dann auch schon morgen. Joe, Gaynor und Anne sind wider Erwarten nicht von einer Erdspalte o.ä. verschlungen worden (was man dem Schnitt der Fluchtszene nach durchaus hätte glauben können), sondern können sich mit Bob und Jessie in der Cavern treffen. Die Stimmung ist allgemein recht pissed, und der Zorn ventiliert sich auf den ebenso wie Laura verdächtig abwesenden Johnny. Man vermutet, Laura und Johnny hätten die ganze miese Show als großartigen Gag gemeinsam geplant und beschliesst, die Ereignisse der Nacht zu vergessen. Wird nur nicht so einfach, weil spielende Kinder, für die ein Bauzaun bekanntlich bestenfalls eine Herausforderung darstellt, gerade über Lauras Leiche stolpern…

Johnny macht seinem Freundeskreis in der Cavern die Aufwartung und gibt sich gut gelaunt über die gelungene Posse der vergangenen Nacht. Und Laura? Die hat er zum Bahnhof gebracht, damit sie wie jeden Monat ihre Eltern in some-kaff-or-another besuchen kann, um Geld zu schnorren. Als beste Freundinnen finden Anne, Gaynor und Jess dies relativ suspekt. Wohnen Lauras Eltern nicht in some-other-kaff-or-another? Johnny schmunzelt und vermutet, dass die Baggage letzte Nacht etwas zu viel Drogen erwischt hat. Stellt sich die Frage nach dem erstaunlich echten Blut. Die klärt Johnny unter Verweis auf eine mitgebrachte Blutkapsel, wie sie auch die Horrorfilmemacher benutzen (ha, ein self-referential horror movie). Nicht alle Anwesenden sind von Johnnys Ausführungen restlos überzeugt, z.B. Jessica. Johnny amüsiert sich prächtig: „Ihr glaubt auch alles. Laura lacht sich bestimmt gerade tot!“ This being ironic and stuff, weil Laura ja tot ist, wie man uns mit einer gekonnten Überblendung auch noch zusätzlich erinnert. Zur allgemeinen Wiedergutmachung speziell Jess gegenüber möchte Johnny ihr eine Eintrittskarte zu einem angesagten Jazzfestival schenken. Bob lehnt für seine Holde ab – er will sie nämlich ins Kino ausführen. Natürlich könnte man jetzt sagen, ins Kino kann man jeden Tag, zu angesagten Jazzkonzerten aber nicht, aber Jessica ist eh nicht wirklich an Johnnys Offerte interessiert. Gaynor ist aber angesichts der Tickets schon ganz wuschig, also macht Johnny aus der Not eine Tugend und lädt ersatzweise sie ein.

Indes begutachtet der namenlose Inspektor mit seinem ebenso namenlosen Sergeanten-Assi die schöne Bescherung im Kirchhof. Lauras Körper ist grausam verstümmelt, behaupten die Cops (zeigen darf man uns sowas natürlich nicht), was bei den cleveren Gesetzeshütern sofort Remineszenzen an die gerade populären Ritualmorde „drüben in den Staaten“ weckt (okay, wir befinden uns in einem B-Horrorfilm, trotzdem halte ich die im weiteren Filmverlauf noch wiederholten Bezüge zu den Manson-Morden für ein wenig geschmacklos).

Dieweil ist Jessicas Denkstüberl immer noch mit Laura und der Frage der unterschiedlichen Eltern-Wohnorte beschäftigt. Ihre Schlußfolgerung: da stimmt was nicht. Bob rät ihr, die Angelegenheit zu vergessen.

Zur Freude der Cops gestaltet sich die Identifikation der Leiche recht einfach. Laura wurde nämlich vor ein paar Monaten wegen Drogenbesitzes festgenommen. „Man müsste ihren Freundeskreis befragen“, brummt der Inspektor, doch auch hier kommt Kommissar Zufall dem ratlosen Bullen zu Hilfe. Wie´s der Deibel so will, wurde Laura seinerzeit nämlich mitsamt der ganzen Clique aufgegriffen, so dass die passende Namensliste sich bereits in der Akte befindet. Dem Sergeanten fällt auf der Verdächtigenliste der Name „Jessica van Helsing“ auf. Der Name klingelt ein Glöcklein. Hat der alte Professor nicht kürzlich der Polizei ermittlungstechnisch unter die Arme gegriffen und sich dabei als Spezialist für sonderliche Kulte erwiesen? Man sieht förmlich, wie beim Inspektor die mentalen Zahnräder inaneinandergreifen. Ein möglicher Ritualmord und eine der Bekannten des Opfers ist die Enkelin eines Experten für solche Dinge? Dat kann doch kein Zufall nich´ sein. Klare Sache, Herr Inspektor will sich mit Opa und Enkelin mal gepflegt unterhalten.

Das Jazzkonzert ist scheinbar schon vorbei – Johnny lädt Gaynor in seine für einen Hippie-Nichtstuer (als solche bezeichneten gerade die Ordnungshüter Jessies Freunde) beachtliche Designer-Wohnung ein. Gaynor ist beeindruckt: „Du hast ja direkt Geschmack!“ Johnny legt eine LP auf: „Die waren alle high, als sie das aufgenommen haben!“ Leider kann die erklingende Mucke mit dieser gewisse Erwartungshaltungen weckenden Ankündigung nicht mithalten, es erklingt lediglich ziemlich öder Filmscore-Jazz der langweiligen Sorte. Johnny ahnt, wonach seiner Gästin der Sinn steht und offeriert kiffbares.

Indes befragen Inspektor und Sergeant bereits van Helsing zu seiner fachkundigen Expertise zum Mord an Laura und eventuellen Verbindungen zu den US-Satansmorden. Van Helsing sieht die Geschichte eher als Tat eines Perversen und dadurch nicht in sein Fachgebiet des Okkulten fallend. Der Inspektor erwähnt die Tatsache, dass Lauras Körper blutleer aufgefunden wurde – im Zusammenhang mit dem Tatort spräche dies doch für eine „bloody religious ceremony“ (meine fachliche Meinung über den Professor sinkt. Das hätte er sich doch eigentlich auch zusammenreimen können). Bei Johnny wird indes gekifft und geküsst.

Wie nicht anders zu erwarten, erweckt die Erwähnung der Blutleerheit van Helsings Interesse und landet ohne weiteres bei der Theorie, die Verstümmelungen der Leiche wären nur vorgenommen worden, um von gewissen Malen am Hals abzulenken und solche wiederum wären unzweifelhaft das Werk von … Vampiren! El grande Inspectore hält das zunächst mal für einen weniger lustigen Witz, aber van Helsing verweist auf seinen Oheim – der hat schließlich zeitlebens gegen Vampire gekämpft und handfeste Beweise errungen (nicht, dass er die dem Inspektor zeigen würde). Es folgt eine meiner Lieblingsdialogzeilen des Films: „Er war Gelehrter!“, donnert van Helsing, als hätte noch nie ein sogenannter „Gelehrter“ gesteigerten Dummsinn geredet. „Es gibt einen Satan“, fügt er hinzu und der Inspektor fragt sich wohl gerade, aus welcher Anstalt vH ausgebrochen ist. Der Inspektor lenkt das Gespräch (bzw. eigentlich muss es van Helsing dahinlenken, weil´s der Inspektor sichtlich schon wieder vergessen hat) auf seinen zweiten Besuchsgrund, das Gespräch mit Jessica. „Doch nicht etwa DESWEGEN?“, entgeistert sich der Opa. Doch, schon. „Um Himmels Willen“, stoßseufzt van Helsing. Bob setzt Jessica gerade daheim ab – die polizeiliche Anwesenheit bleibt nicht unbemerkt und Bob hielte es für ratsam, wenn Jessica sich da jetzt nicht sehen liesse. Jessica allerdings ist optimistisch, sich irgendwie durchzumogeln. Es gelingt ihr jedoch leider nicht, sich an Opas Arbeitssalon vorbeizuschleichen… auf zum Verhör. Der Inspektor wünscht Daten und Namen der gestrigen nächtlichen Aktivitäten. Man muss Jessica nur zweimal böse anschauen und schon zeigt sie, dass sie knapp mehr Rückgrat hat als der durchschnittliche Regenwurm. She spills the beans und auch die Namen – wobei sie Johnny seltsamerweise auslässt. Als nach Laura gefragt wird, behauptet Jessica, die sei früher gegangen. Der Inspektor erklärt der Ernst der Lage, es habe einen Mord gegeben (einen „obszönen“ Mord, ergänzt van Helsing), und die passende Leiche sei eben Laura. Jessica ist entsetzt und erzählt alles über die schwarze Messe, aber auch, dass Laura ihres Dafürhaltens nach zu deren Ende noch gelebt habe: „Sie rief uns nach und lebte noch!“ (Hm, das klingt, äh, logisch). Jess weiß auch, dass die Clique gerade zwecks Party ziemlich vollzählig bei Joe anzutreffen sei. Der Inspektor freut sich – wo gefeiert wird, gibt´s wahrscheinlich Hasch, wo´s Hasch gibt, kann er verhaften, und wo er verhaften kann, kann er im Knast behalten und ausfragen. Der Mann hat den Plan.

Van Helsing ahnt, dass sein Augenstern dem gestrengen Gesetzeshüter nicht alles erzählt hat, speziell über Johnny (dessen Rolle sie wenigstens in der Rezitation der schwarzen Messe erwähnt hat). Unter Tränen verrät Jessica, dass Johnny so etwas wie den „Boss“ der Clique spiele, aber erst vor etwa sechs Monaten aufgetaucht sei. Van Helsing will den Nachnamen des Schüftes wissen. „Alucard“, haucht Jessica. Alucard? Hmmmm….

Während Johnny die völlig zugedröhnte Gaynor auf den Friedhof führt, studiert van Helsing seine okkulten Schriften und outet sich als Hirni erster Kajüte. Um herauszufinden, dass Alucard eine Umkehrung von „Dracula“ ist, braucht der Kerl tatsächlich ein friggin´ DIAGRAMM, bei dem er von Buchstabe zu Buchstabe Linien malt. Also, eh, Leute, das erkennt man doch zu Fuß ohne Krückstock… Nach dem letzten Pinselstrich trifft ihn der Schlag der Erkenntnis: „Oh mein Gott! Ein ANHÄNGER!“ (Mein Gott, was kann Johnny dafür, dass seine Eltern so heißen? * shrug *).

In der Kirche ist Dracula unzufrieden. Der olle Vampir ist nämlich wählerisch und mag seine Fangzähne eigentlich nicht in alles reinschlagen, was Johnny ihm vorsetzt (vielleicht ist Dracs auch einfach nur ein Rassist): „Sie ist nicht die, nach der ich verlange!“ „Ich bringe sie dir,“ verspricht Johnny und Dracula ist Gemütsvampir genug, einer geschenkten Braut nicht zu sehr auf die Hautfarbe zu schauen und saugt Gaynor aus, was Jessica aufgrund eines nie wirklich erklärten psychic links (auf den auch nicht wieder zurückgekommen wird) die schöne Bescherung mitträumen darf. Kreischend fährt Jessica aus dem verunglückten Schönheittschlaf – der Opa eilt an ihre Seite: „Der Alptraum ist vorbei!“ Das glauben wir weniger und auch Jessica nicht.

Dracula, dem man übrigens einen Gilette-Mach-3 schenken sollte (aber Rasieren gestaltet sich ja aus bekannten eher grundsätzlichen Erwägungen bei Blutsaugern der untoten Sorte eher schwierig), sieht sich indes unerwarteten Widerworten seines Jüngers ausgesetzt. Johnny steht nämlich immer noch auf dem diskutablen Standpunkt, er hätte für seine Liebesdienste (pah, nicht mal die richtige Schnecke kann er ranschaffen) eine Belohnung verdient, i.e. die Unsterblichkeit. Dracula stellt klar, dass er primär deswegen aus dem Reich der vorübergehend immobilisierten Untoten zurückgekehrt sei, um am Hause van Helsing blutige Rache zu nehmen (es „auszulöschen“, wie er sich auszudrücken beliebt) und Johnny maximal als Handlanger vorgesehen ist. Johnny gibt zu bedenken, dass er effektiver helfen könnte, wenn er „Macht“ hätte. Dracula überlegt vermutlich gerade, warum er aus Johnny nicht einen Insektenfresser a la Renfield gemacht hat (der war pflegeleichter, plauderte dafür aber immer wieder gern vitale Informationen aus) und legt Johnny die vampirische Hand auf die Schulter. Wird er oder wird er nicht?

Dieweil van Helsing seinen im Kampf gefallenen Opa um moralischen Beistand bittet, zeigt sich, dass Dracula, wenn´s denn unbedingt sein muss, auch mal ´nen Männe beißt. Johnny ist vampirisiert. In weiser Voraussicht hängt van Helsing seiner Enkelin ein Kreuz um den Hals. Johnny, als Neuvampir gleich mal durstig, gabelt in einem Waschsalon sein erstes weibliches Opfer auf, van Helsing klaut in einer Kirche Weihwasser, ehe er mit seinen neuen Erkenntnissen beim Inspektor hausieren geht. Der ist verzweifelt genug, sich jede Theorie anzuhören. „Selbst die eines Verrückten?“, erkundigt sich van Helsing höflich, aber freilich hält der Inspektor unseren Professor nicht für bekloppt, fragt sich nur, wie er die Story vom wilden Vampir seinen Vorgesetzten verkaufen soll. Aber Hauptsache erst mal ´ne Theorie, denn die Leichen stapeln sich – zwei neue Mordopfer hat man aufgetan, dieses Mal allerdings unverstümmelt. „Nur zwei Bissmale am Hals“, vermutet van Helsing richtig. Der Inspektor ist resigniert: Drei Morde in zwei Tagen und als potentielle Verdächtige hat er nur ein Rudel Teenager, deren „Lebensweise mir fremd ist“ (ähh? Ich komme auf den Punkt, wenn ich´s nicht vergesse, noch mal zurück). Van Helsing ist siegessicher: „Ich habe Vampire mein Leben lang studiert“ (verwechselt er da nich grad was? Das war sein OPA. Er selbst wurde uns bis dato nicht als Vampirologe vorgestellt). Kriminaler und Okkultforscher sind sich einig, dass der Schlüssel zum Mysterium in der Person von Johnny Alucard liegt. Den müsste man halt nur auftreiben. Der Inspektor will schon mal den Knoblauch und die Silberkugeln rausholen. Van Helsing verpasst ihm ein kurzes Update in Vampirbekämpfung – Knoblauch ist nicht idiotensicher und die Silberkugeln „zu unpraktisch“ (Ehm. Prof, als Okkultexperte müssten Sie doch wissen, dass Silberkugeln gegen Werwölfe helfen!). Vampire würden Silber zwar hassen (ach?), aber fließendes Wasser bringt das Kroppzeuch um. Van Helsing bittet den Copper eindringlich, ihn helfen zu lassen, ansonsten würde der Vampirismus bald als Infektion durch London grassieren (der hat Lifeforce schon gesehen?).

Der Inspektor reagiert überraschend aufgeschlossen, sogar auf den etwas rätselhaften Gedankengang van Helsings, die Wachen von der bewussten Kirche abzuziehen, weil Dracula sich jede Nacht dorthin zurückziehen müsse (hm, erstens mal erschließt sich mir der Zusammenhang nicht ganz, zweitens ist es doch ziemlich schick, das zu wissen, drittens, was hindert uns´ Helden denn daran, die Kirche mal genauer unter die Lupe zu nehmen und nach Dracula zu suchen? Dumm nur, dass van Helsing nicht daran gedacht hat, dass Dracula die Kirche nicht mal verlässt). Außerdem müsse man Alucard finden (ehrlich gesagt wäre mir, wüsste ich, wie van Helsing, noch nicht, dass der mittlerweile auch ein Vampir ist, wichtiger, fuckin´ Dracula zu finden). Der Hippie-Club, die „Cavern“ fällt als Ansatzpunkt zu van Helsings tiefempfundenem Bedauern leider aus, weil der wegen diverser Drogendelikte just geschlossen wurde (ähm, und wer sagt dir, van Helsibaby, dass Alucard das WEISS und nicht trotzdem vorbeischaut?).

Tja, van Helsing bräuchte dringend den Doc-patentierten MdEOT-Kurs, dann würde er jetzt nicht dumm daherreden, sondern vor der Cavern Wache schieben und dort feststellen, wie Bob bemerkt, dass Alucards Sportwagen direkt vor der Tür parkt. Bob, for reasons that escape any rational discussion, entscheidet sich sofort dafür, durch die Hintertür, den Lieferanteneingang des Clubs, den natürlich keine alte Sau bewacht (okay, VOR der Tür steht auch gerade mal EIN Bobby), in den Club zu schleichen, wo er von Johnny diabolisch grinsend bereits erwartet wird. In der Zwischenzeit packt van Helsing ein Silbermesser ein und macht sich auf zu einer Investigation des Friedhofs – ich bin langsam soweit, den Film in die Schublade „idiot movie“ zu packen (vgl. The Asphyx).

Jessica, abgesehen von der ältlichen Haushälterin Mrs. Donelly allein im Hause van Helsing, erhält Besuch von Bob. Der behauptet, er und der Rest der Clique hätten in der Cavern Johnny am Wickel – jetzt wolle man die Aussagen gegenüber der Polizei abstimmen und bräuchte dafür auch Jessica. Jessica ist blöd genug, die Story für einen Shilling zu kaufen und geht mit. Als sie sich in der Cavern (an deren Hintereingang reger Betrieb herrschen muss. Mein Respekt vor der Londoner Polizei sinkt) umsieht, tritt ihr aber nur a) ein diabolisch grinsender Vampir-Johnny und b) ein nicht minder vampirisierter Bob unter die Augen. Johnny rupft ihr den Kreuz-Anhänger vom Dekolleté – er scheint vergessen zu haben, dass er als Untoter darauf recht allergisch reagiert. Kreuzförmige Brandmale in der Handfläche sind in der Gothic-Szene aber sicher trés chic. Bob schleudert seine Ex-Holde auf die Musicbox und würde sie gern aussaugen, doch der halbwegs erholte Johnny verbietet es – sie gehört dem Meister!

Van Helsing hat auf dem Friedhof offenbar nichts besonderes gefunden und ruft daheim an – zu seiner Überraschung erfährt er von Jessicas Ausflug zu einem gewissen „Schuppen“ (zum Glück hat Mrs. Donelly große Ohren und den Teil der Konversation vorhin mitgehört). Von „Schuppen“ zu „Cavern“ ist´s nur ein zerebraler Katzensprung. Auch van Helsing bereitet es keine große Mühe, den Hintereingang zu finden und den Club zu entern, der ist jedoch bis auf das abgerissene Kreuz der Enkelin menschen- und vampirleer. „Oh mein Gott“, kann der Professor da nur wieder stöhnen. Van Helsing spurtet zu Fuß zurück zur Kirche (wäre er dort geblieben, wohin nach seiner eigenen Theorie eh alle Indizien führen, hätte er sich zwei Wege gespart) und wird auf dem Weg dorthin beinahe überfahren, dies günstigerweise von Anne, dem bisher plotmäßig eher unterrepräsentierten weiteren Mitglied der Troupé, die sich auch unspezifizierte Sorgen um Jessica macht und vermutet, dass Johnny Alucard eine gemeine Schufterei vorhat. Wenn nur jemand wüsste, wo der Kerl wohnt, seufzt van Helsing. Anne weiß es – sie hat´s nur der Polizei nicht sagen wollen.

Johnny hat in seiner Bude schon einen Sarg aufgestellt (DAS ging schnell. Gestern abend vampirisiert worden und schon den eigenen Sarg. Oder hatte er den vorher schon zur Deko und dachte sich, „wenn ich schon ´nen Sarg hab, könnt´ ich mich auch gleich zum Vampir beißen lassen“?) und außerdem dabei, seine Siebensachen zu packen (warum-auch-immer). Van Helsing stürmt in Johnnys Domizil und verlangt Auskunft über „ihren“ Verbleib. Johnny hat offiziell keinen Schimmer, wovon der alte Knacker, den er auch noch nie gesehen hat, da salbadert. Van Helsing allerdings, nicht dumm, erkennt mit der kreuzförmigen Brandnarbe in Johnnys Pfote einen eindeutigen Beweis, wenn er ihn sieht. Johnny bleckt seine Fangzähne und liefert sich mit dem ungefähr fuffzich Jahre älteren Professor ein Handgemenge (das, da Vampire im allgemeinen ja über gesteigerte Körperkräfte verfügen, recht eindeutig und schnell entschieden sein müsste). Zu Johnnys Nachteil geht gerade die Sonne auf und die zugezogenen Vorhänge lassen den ein oder anderen Sonnenstrahl durch. Van Helsing schleudert eine Bibel in Johnnys Sarg und macht ihn dadurch für den Vampir unbewohnbar (ist aber auch ein Weichei-Vampir. Das Kreuz kann er – zwar unter Schmerzen – anfassen, aber vor dem Buch schreckt er zurück?). Johnny zückt sein Butterfly-Messer und ritzt van Helsings Arm, latscht dabei aber in einen von einem Spiegel reflektierten Sonnenstrahl (dabei ist das erste, was ein Vampir in seiner Wohnstube tun sollte, die Spiegel zu entfernen. Sowas enttarnt doch). Van Helsing erkennt eine günstige Gelegenheit und quält den Vampir mit reflektiertem Sonnenlicht. Johnny stolpert ins Badezimmer, ist aber doof genug, die Abdeckung vom Oberlicht (es ist ein cooles Bad mit einer Glasdecke) zu reißen. Die volle Pracht der Morgensonne lässt ihn in die Wanne taumeln, wo der Blödmann, to add insult to injury, im Fallen auch noch das Wasser aufdreht. Darwin-Awards gibt´s wohl auch für Vampire. Dem verröchelnden Vampir würde vH noch gern Informationen über Jessicas Verbleib aus der Nase ziehen (HERR VAN HELSING! HERR VAN HELSING! BITTE ZUR INFORMATION KOMMEN. Wo, zum Geier, kann die wohl sein? In der KIRCHE, verdammich. Ist das so schwer?), aber Johnny stirbt wie ein, äh, Mann und verrät nix.

Als die von vH gerufene Polizei auf den Plan tritt, hat der Professor längst den Durchblick. Dracula will die ultimative Rache an den van Helsings ausüben, indem er Jessica vampirisiert! (Und welches Vögelchen hat ihm das gezwitschert? Ich mein´, okay, es stimmt, aber aufgrund der sich vH bietenden Faktenlage lässt sich das nicht zwingend schließen, oder?). Anstatt nun, wie´s vernünftig wäre, mit so ungefähr 1000 Polizisten die Kirche (selbst vH ist mittlerweile drauf gekommen, dass des Rätsels Lösung dort zu finden ist) zu stürmen, erbittet sich der angeschlagene, aber notdürftig medizinisch versorgte vH eine Stunde Zeit, alleine gegen Dracula in der Kirche vorzugehen. „Ich hab genug Spuren“, brummt der Inspektor, „also muss ich nicht unbedingt DORT sein.“ (Von welchen Spuren redet der Kerl?).

Mit einer Reisetasche und einer Schaufel bewaffnet entert vH den Friedhof, wo er gleich mal über den toten Bob stolpert. Der wollte wohl noch schnell vor Sonnenaufgang in ein Grab klettern (den Sarkophag hatte er schon halb offen, aber zum Reinschlüpfen hat´s nicht mehr gereicht. Tja, da hatte Johnny besser vorgesorgt, aber der hatte das ja auch geplant). Jessi findet sich in ein weißes (und oberweitenbetonendes) Gewand gehüllt auf dem Altar – bewußt-, aber wenigstens auch noch bisswundenlos. Van Helsing ist zu seinem Leidwesen klar, dass er den auf Jessica liegenden Bann nicht brechen kann, das kann nur Dracula selbst und der wird ihm den Gefallen vermutlich nicht tun. Aber ein neues Kreuz (was sich ja bekanntlich bereits als enorm effektiver Schutz erwiesen hat) kann er ihr umhängen. Dann verabschiedet er sich, weil er dringend was draußen vor der Tür erledigen muss. Nämlich: ein Loch graben (man sollte meinen, auf Friedhöfen gäb´s schon ein paar). Außerdem hat er sich ein ganzes Rudel Pfähle mitgebracht (sogar mit „Handgriff), die er allerdings noch umständlich anspitzen muss. Aber das vertreibt wenigstens die Zeit bis zum Sonnenuntergang (ist die gewährte Stunde eigentlich schon ´rum?).

Pünktlich zum Einbruch der Nacht erscheint Dracula und möchte sein finsteres Werk vollenden. Jessica schlägt auf sein gedankliches Geheiß die Äugelein auf. Doch da richten sich des Grafen eigene Pupillen auf das neuerlich umgehängte Kreuz. Mit hübsch angewidertem Gesichtsausdruck (und ohne hinzusehen) reißt Dracula ihr schmerzgepeinigt den christlichen Talisman ab. Jetzt würde er sie gern beißen, nun aber stört van Helsing, der sich zum Showdown stellt. „Kennst du mich noch?“, blödfragt der Professor (wie hat der seinen akademischen Grad errungen?). Nun, Dracula mag den neuen van Helsing nicht unbedingt persönlich kennen, aber der familiäre Zusammenhang ist ihm klar, weswegen er den Prof blutunterlaufenen Auges mordlüstern anstiert und einen Kerzenleuchter nach ihm wirft. Die ewigen Widersacher liefern sich einen Zweikampf, der auf die Empore der Kirche führt. Dort gelingt es van Helsing, den Vampir mit dem mitgebrachten Silbermesser zu stechen. Dracula stürzt sich gleich mal gen Parterre und bleibt wie tot liegen. Nur hat van Helsing die Rechnung ohne seine (nett lobotomisiert wirkende) von Dracs bezauberte Enkelin gemacht, die mirnix-dirnix das Messer aus des Grafen Brust zieht. Zeit für Plan B!

Nun trifft es sich doch recht günstig, dass van Helsing vorhin mit Ausschachtungsarbeiten für eine neue subway-Linie begonnen hat – die Fallgrube hat der aufmerksame Vampirjäger mit den angespitzten Holzpflöcken gespickt und Dracula tapst auch treudoof in die gestellte Falle hinein. Jessica, immer noch unter mentaler Vampirfuchtel, kreischt, aber das hilft jetzt auch nix mehr. Dracula-onna-stick ist angesagt und van Helsing greift zur Schaufel, um dem Kontrahenten endgültig den Rest zu geben. SPLOD. Das hält der stärkste Vampir nicht aus. Dracula krepiert, skelettiert sich (mit gutem Willen könnte man das sogar als eine Gore-Sequenz zählen, it´s quite yucky for Hammer) und löst sich in Luft auf. Womit dann auch der Bann von Jessica genommen wäre (trotzdem oder deswegen fallen ihr fast die Möpse aus dem Oberteil). Nachdem sie kurz verarbeitet hat, dass sie sich ob Bobs Abgang einen neuen Boyfriend suchen kann, darf van Helsing das Schlusswort im Schatten des Grabsteins seines Opas das Schlusswort murmeln: „Requiescat in pace ultima!“

Damit ist der Film vorbei und der Nachspann fällt noch durch den Fauxpas auf, das Wort „Professor“ mit zwei „f“ zu schreiben…

Ich gehe bekanntlich ja davon aus, für ein relativ intelligentes Publikum zu schreiben, daher habt Ihr es sicher schon anhand der eher unenthusiastisch formulierten Inhaltsangabe gemerkt – Dracula 1972 A.D. ist ganz gewiss kein filmhistorischer Weitwurf, sondern eher eine konzeptionelle Totgeburt.

Das liegt nicht mal daran, dass der Vampirmythos sich nicht in moderne Zeiten übertragen lässt (das geht mit gutem Willen ja durchaus, auch wenn mir um´s Verrecken jetzt kein passendes Beispiel einfallen will… nein, Blade würde ich jetzt nicht aufführen wollen, das ist in erster Linie eine Comic-Adaption, und From Dusk Till Dawn ist zwar ein furioser Film, aber dessen Vampire haben nicht viel mit den „klassischen“ Vampiren gemein) sondern daran, dass Hammer zwei gravierende Probleme im Script geflissentlich übersah, es nicht besser machen lassen wollte oder konnte oder, was wohl noch die wahrscheinlichste Theorie ist, einfach für gute Ideen hielt. Das wäre zum einen der ganze Ballast, den das Dracula-Hammer-Franchise von Haus aus mitbringt und das es einfach schwierig macht, den Stoff zu modernisieren, zum anderen gerade die „modernen“ Zeitgeist-Elemente des Hippietums. Ich komme darauf noch zu sprechen.

Zunächst gilt es noch den ganz am Anfang der Inhaltsangabe erwähnten „cheat“ aufzuklären. Dracula 1972 A.D. spielt sich, ähnlich X-Tro II), als Sequel zu einem Film, den es nie gegeben hat. Der Prolog, der in etwa andeuten will, er würde das Finale des Vorgängerfilms rekapitulieren, um den Bogen zum „film proper“ zu schlagen, ist genauso „neu“ wie der Restfilm. Einen Dracula-Film, der mit einem Zweikampf von van Helsing und Dracula auf einer Kutsche endet, hat´s nie gegeben, und der direkte Vorgänger des 1972er-Dracs konnte sowas schon gar nicht bieten, weil, wie wir ganz oben schon geklärt haben, Peter Cushing die Van-Helsing-Rolle zuletzt 1960 in The Brides of Dracula spielte, indem wiederum Dracula keine Rolle spielte. Das einzige direkte Duell zwischen van Helsing und Dracula fand 1958 im originalen Hammer-Dracula statt, und sogar den Bezug versaut sich das 72er-Script, indem es den Prolog im Jahr 1872 ansiedelt, der 58er-Dracula aber 1888 spielt (und die van Helsings auch unterschiedliche Vornamen haben). Das wäre für sich allein gar nicht so schlimm, da die Continuity in der Hammer-Dracula-Serie nie besonders ausgeprägt war (im Gegensatz zur Frankenstein-Reihe, die sich größtenteils wirklich fortlaufend spielt), auch wenn es nicht unbedingt dafür spricht, dass das Studio viel von der Intelligenz seiner Fans hielt (immerhin kamen die Dracula-Filme seinerzeit beinahe im Jahresrhythmus, so dass man eigentlich davon ausgehen konnte, dass das Publikum durchaus noch wusste, was im letzten Teil geschah), aber Dracula 1972 A.D. möchte halt auch noch self-referential sein (durch van Helsings dauernde Bezüge auf seinen Großvater und dessen lebenslangen Kampf gegen untotes Vampirgezücht), wodurch diese vermeidbaren Dümmlichkeiten einfach nerven. Es konnte doch gar nicht so schwer sein, aus stock footage eines der Vorgängerfilme einen schicken Prolog zusammenzuschneiden, der auch in der internen Mythologie der Serie einigermaßen Sinn ergibt…

Aber zurück zu den oben angesprochenen zwei Problemen… Gothic-Grusel, für den Hammer nun einmal steht, und die Darstellung jugendlicher Subkultur geht nun mal schwerlich zusammen, auch wenn es da durchaus Querverweise geben mag (die aber naturgemäß eher zum Goth-Lifestyle passen würden als zur Flower-Power-Hippie-Ära, die zwar drogenumtost war und gelegentlich mit dem Satanismus der Crowley´schen Prägung Berührungspunkte hatte, siehe Manson, aber im großen und ganzen eher einem urchristlichen Beispiel folgte als dem Satanismus, den sich Oma Kawuppke mit Menschenopfern etc. vorstellt; der Crowley-Satanismus predigt ja vielmehr „do what thou wilt“-Credo). Ironischerweise legt der Film eine seiner zentralen Schwierigkeiten dem Inspektor in den Mund: „Die Lebensweise der Jugendlichen ist mir fremd“. Das ist die Krux – wieder einmal fühlten sich Herrschaften berufen, einen Film zu drehen, für den eine bestimmte Jugendkultur integral wichtig sein sollte, ohne auch nur den geringsten Schimmer davon zu haben, was diese Jugendkultur, in diesem Fall das Hippie-Tum, ausmacht. Für Drehbuchautor Don Houghton war mit den Schlagwörtern „sex & drugs & rock´n´roll“ die Recherche offensichtlich beendet und die Hippie-Philosophie erschöpfend umschrieben (wobei er das „sex“ dann auch noch, bis auf einen Nebensatz, schüchtern ausklammert – und nach dem anfänglichen Auftritt von „Stoneground“ ist von Rock´n´roll auch nicht mehr viel zu hören). Dracula 1972 A.D. pflegt also, allerdings wenigstens in der Eröffnungsszene des „richtigen“ Films, der von den Hippies unterwanderten Party, mit humorigem Resultat, das Klischee-Bild, das sich das Establishment von den chronisch suspekten, ständig zugekifften asozialen Elementen machte (nun ist der Horrorfilm ein zutiefst konservatives bis reaktionäres Genre, inhaltlich gesehen, da es im Grunde immer durch die Bedrohung einer existierenden Gemeinschaft durch etwas „Fremdes“ geht und Ziel des Films zwangsläufig die Wiederherstellung des status quo vor Eintritt der Bedrohung ist, aber bei diesem Film kann man sich schon fragen, was die Produzenten für die größere Gefahr hielten: Vampire oder Hippies? Die Antwort ist vermutlich „eins so schlimm wie´s andere“).

Houghton fiel dann auch nicht wirklich viel ein, was den klassischen Gothic-Vampirgrusel mit der neumodischen Hippie-Geschichte in Verbindung bringen könnte. Konsequenterweise bleiben die beiden Elemente dann auch klinisch voneinander getrennt – Dracula verlässt im kompletten Filmverlauf nie die Kirche und bleibt daher auf gewohnt gothischem Terrain. Ins wilde Nachtleben des 70er-Jahre-Chelsea (das, nimmt man diesen Film als Maßstab, so dolle auch nicht gewesen sein kann) wagt sich der Vampir nicht, dies übernimmt sein Stellvertreter Johnny Alucard. Ob´s da nicht cleverer gewesen wäre, den ollen Dracs komplett aus dem Film herauszulassen, damit den gothischen Ballast über Bord zu werfen und eine NEUE Geschichte zu erzählen, die sich konsequent um die „Abenteuer“ eines modernen Großstadtvampirs dreht? Einen Dracula-Film ohne Dracula zu drehen (wenn man den den Namen unbedingt drin haben wollte), wäre ja auch kein Neuland für Hammer gewesen (und aus Johnny Alucard per Federstrich einen echten Dracula zu machen, daran hätte es auch nicht scheitern müssen).

Ist aber nicht so, als hätte das Script nicht noch genügend andere Schwachheiten am Start, angefangen bei den Charakteren und da, first and foremost, ausgerechnet bei der Schlüsselfigur, Johnny Alucard. Wer ist der Kerl eigentlich? In welcher Verbindung steht er mit dem mysteriösen Dracula-Begraber aus dem Prolog (abgesehen davon, dass es offensichtlich der gleiche Schauspieler ist)? Woher kommt er? Ist er wirklich nur ein Dracula-„Fan“, wie van Helsing vermutet, der sich gedacht hat, wenn er schon heißt wie Dracula rückwärts, kann er auch gleich den echten erwecken, wieso wird er grad nach 100 Jahren aktiv (mussten die solange warten, bis van Helsing eine passende Enkelin hatte, die in für Satanismus anfälligen Hippie-Kreisen verkehrt und die passende Kirche „de-sanctified“ ist? Was hätte Alucard gemacht, wenn die Kirche schon zwanzig Jahre vorher zum Parkplatz umgewidmet worden wäre?)? Dracula behauptet, die ganze Aktion wäre „sein Wille“, aber wie will er das arrangiert haben, wenn er das letzte Jahrhundert staubförmig (und dann noch hälftig aufgeteilt) war? Wieso „begräbt“ der Alucard im Prolog den Vampir außerhalb des Friedhofs, wo das entsprechende Loch hundert Jahre später INNERHALB des Friedhofs ist? Wie hat der Pflock die hundert Jahre überstanden? Nö, der ganze Alucard-Angle ist massiv „underwritten“, um´s höflich zu formulieren.

Nicht, dass es van Helsing wesentlich besser ergänge. Der verwechselt sich schon mal mit dem eigenen Großvater (behauptet, sein ganzes Leben lang Vampire erforscht zu haben, muss sich aber erst in die Materie einlesen) und kommt darüber hinaus wie ein ziemlicher Idiot rüber, angefangen bei seiner mühseligen Dechiffrierung des Alucard-Anagramms (okay, andererseits gab´s etwa um die selbe Zeit in House of Whipcord auch ein Mädchen, und dann noch ´ne Französin for cryin´ out loud, die sich nix dabei dachte, einen gewissen „Mark E. Desade“ zu daten. Vielleicht waren die damals wirklich alle so bescheuert) über die Frage, warum die Schließung der Cavern, die Alucard ja kaum mitbekommen haben kann, den Club als Anhaltspunkt für die Vampirsuche untauglich macht, hin zur Tatsache, dass er irgendwie seiner eigenen Schlußfolgerung, Dracula müsse sich zwangsläufig täglich mindestens einmal zur Kirche zurückziehen, nicht folgen kann (was er damit bezwecken will, dass die Polizei die Wachen von der Kirche ABZIEHT, begreife ich bis jetzt noch nicht) und die Kirche als mögliches Jessica-Versteck bis zum Showdown ignoriert…

Darüber hinaus stört der personifizierte deus-ex-machina-Auftritt von Anne (der man, im Gegensatz zu Joe, der sich nach dem ersten Kriegsrat nach der schwarzen Messe plotmäßig in Luft auflöst, wenigstens noch einen Auftritt gegönnt hat), um den hilflosen van Helsing überhaupt wieder auf die Spur des Vampirs zu bringen (ansonsten würde der wahrscheinlich heute noch zwischen Kirche und Cavern hin und her rennen).

Tja, und natürlich muss ich auch ein paar Takte zur ziemlich verhunzten Struktur des Streifens ablassen. Gut, dass Christopher Lee trotz Top-Billing keine 90 Minuten Screentime haben wird, dürfte jedem vorher klargewesen sein, aber es ist schon ziemlich wenig Arbeit, die Lee zu verrichten hat – mehr als fünf Minuten Screentime und ein halbes Dutzend Dialogzeilen sind das sicher nicht (aber Lee schaffte es in der Hammer-Serie ja auch, einen Dracula-Film komplett dialogfrei zu bestreiten). Sein erster Post-Prolog-Auftritt kommt nach sage und schreibe 36 Minuten, was bedeutet, dass wir uns ´ne gute halbe Stunde lang durch das, was Houghton für authentische Hippie-Kultur hält (und eine der lächerlichsten schwarzen Messen der Filmgeschichte… Drumsolo vom Tonband als satanische Musik, ich schmeiß´ mich weg) kämpfen müssen, inklusive knapp 10 Minuten early psychedelic rock der minderen Güte von Stoneground am Stück. Nach Draculas Erweckung (zu deren logistischen Problemen ich mich schon in der Inhaltsangabe ausgelassen habe) nimmt der Streifen * endlich * ein wenig Fahrt auf. Eine Tempogranate wird unter der recht schnarchigen Regie von Alan Gibson immer noch nicht draus, aber zumindest droht man nicht mehr permanent wegzuknacken.

Filmisch ist festzuhalten, dass Dracula 1972 A.D. in den Sequenzen, in denen vertrautes „gothisches“ Terrain beackert wird, wesentlich besser funktioniert als in seinen „modernen“ (aber leider überwiegenden) Elementen (der Versuch, mit dem Cavern-Club einen Gegenpol zur Kirche zu konstruieren, geht in die Binsen) – deutlich wird das im Showdown, der jegliche Anbiederungen an den Zeitgeist tunlichst unterlässt und deckungsgleich in jeden beliebigen anderen Hammer-Vampirfilm hätte übertragen werden können. Für diese wenigen Minuten kommt die typische Hammer-Atmosphäre auf, was um so schmerzlicher bewusst werden lässt, wie wenig der Hammer-Horror sich auf die Neuzeit übertragen lässt (zumal man die unbeholfenen Versuche dahingehend ja gerade 85 Minuten lang über sich ergehen lassen musste). Trotzdem ist der Showdown eine Enttäuschung, weil Dracula sich * verdammt einfach * besiegen lässt (und das sogar zweimal).

Ansonsten mangelt es dem Film an memorablen Sequenzen – die schwarze Messe ist aus geschilderten Gründen eher lächerlich denn unheimlich, die Vampirattacken (es sind eh nur zwei im Bild) wirken eher, ähem, blutleer, aus den vorhandenen Möglichkeiten, das Feindbild „Droge“ visuell gewinnbringend einzusetzen, wird nichts gemacht (diesen Punkt verschenkt übrigens auch das Script bis auf ein-zwei throwaway-Lines) – die Inszenierung ist bieder, was angesichts Gibsons Vergangenheit als Regisseur für´s britische Fernsehen, das vielleicht inhaltlich den meisten anderen Sendeanstalten überlegen war, aber selten formal, nicht verwundert. Sonderlich spannend wird Dracula 1972 A.D. nie (auch nicht besonders lustig, was ich deswegen erwähne, weil die IMDb den Streifen auch unter „comedy“ listet) – das Setup der „Schockszenen“ ist langweilig, der Kamera fällt nicht mehr ein als ein paar patentierte Euro-Zooms und einige ganz gelungene perspektivische Shots (vor allem bei Draculas erstem Auftritt in der „Neuzeit“), nur der Schnitt bemüht sich ab und zu, etwas Leben in die Bude zu bringen (es gelingt ihm aber letztlich nur in der Passage rund um Gaynors Aussaugung). Summa summarum ist das handwerklich durchaus routiniert und professionell, wie man es von einem Studio mit der Erfahrung von Hammer auch erwarten kann, aber ohne den notwendigen Schuss Innovation, der auch formal-technisch notwendig gewesen wäre, um das ausgelutschte Sujet erfolgreich ins 20. Jahrhundert zu katapultieren. Schade und irgendwie komisch, denn mit den hauseigenen SF-Filmen, speziell der Quatermass-Reihe und ganz speziell deren Abschluss Quatermass and the Pit hatte Hammer durchaus Gespür bewiesen, durchaus horrible Stoffe in der relativen Gegenwart anzusiedeln. Das Finale von Quatermass and the Pit ist ja wohl unvergesslich… Hier entschied sich Hammer leider viel zu sehr für die „play it safe“-Variante, anscheindend im vermuteten Bewusstsein, die „Abartigkeit“ der Hippies wäre für das Dracula-Publikum genug Gegenwart.

Musikalisch vergisst der Film schnell sein „rock´n´roll“-Thema und versandet in zwar einigermaßen erträglichen, aber unmemorablen easy-listening-Tönen, wie sie auch manchem Jess-Franco-Film nicht zur Schande gereicht hätten und funky-sound, wie er eher zu 70er-US-TV-Kost wie Starsky & Hutch oder Kojak passen würde als zu Dracula. Das „Lebensgefühl“ der frühen 70er vermittelt der Score jedenfalls genausowenig wie der Film selbst.

Auf der FX-Seite gibt´s auch nichts großes zu vermelden – auch wenn Hammer für seine Verhältnisse in den 70ern „härtemäßig“ zulegte, war das auch im zeitgenössischen Kontext nicht mehr der Rede wert. Bemerkenswert ist die recht sudelige „Taufe“ Lauras (die aber nicht wirklich einen „Effekt“ darstellt) und die vom photographischen Effekt nicht gerade revolutionäre, aber zumindest halbwegs nett-eklige Überblendungssequenz des blitzverwendenden Draculas am Ende. Der Body Count hält sich eh in engen Grenzen – zweimal beißt Dracula zu, die Vampirisierung von Bob und Johnny müssen wir uns ebenso denken wie den Mord an Johnnys einzigen eigenem Opfer. Für nominellen Horror schon recht wenig…

Zu den Darstellern: Christopher Lee erledigt seinen Job mit minimalem Aufwand. Gut, das Script gibt ihm nicht viel zu tun, aber richtiges an eine Rolle vergossenes Herzblut sieht anders aus. In ein-zwei Szenen überzeugt Lee, wie alle großen Horror-Ikonen es können, durch schiere Präsenz, in anderen wirkt er eher gelangweilt (was man verstehen könnte). Nun, wie schon gesagt, hielt die neuerlich öffentlich breitgetretene Unzufriedenheit Lees mit dem Film ihn nicht davon ab, 1974 nochmals (und zum letzten Mal) den Dracula zu geben. Für The Seven Golden Vampires musste sich Hammer dann aber doch einen anderen Trottel suchen. Highlights des Leeschen Schaffens in diesem Film sind sein entsetzter Gesichtsausdruck, als er Jessica das Kreuz abreißen muss und seine hübsch, eh, entmenschte Mimik, wenn er zum letzten Gefecht mit van Helsing schreitet.

Peter Cushing laboriert daran, dass sein Charakter, wie oben dargestellt, ziemlich dämlich wirkt. Auch Cushing scheint über weite Strecken mit angezogener Handbremse zu agieren – ärgerlich, dass das erste Aufeinandertreffen Lees und Cushings in der Dracula-Serie seit 1958 unter echten Gefechtsbedingungen von beiden Akteuren mangels greifbarer Anhaltspunkte aus dem Script, kritisch betrachtet, relativ „blah“ erfolgt. Nun, auch Cushing erhält sich zumindest, wie Lee, seine Würde, und in den letzten 20 Minuten agiert er auch spielfreudiger.

Eine recht interessante und bewegte Karriere sollte Stephanie Beachem (Jessica), frisch aus dem britischen Fernsehen auf die Leinwand gelotst (und hier wenig memorabel agierend…am überzeugendsten ist sie für mich noch bewußtlos auf dem Altar drapiert) noch vor sich haben. Nachdem sie 1973 für die Hammer-Konkurrenz Amicus And Now the Screaming Starts! drehte, arbeitete sie in den 70ern hauptsächlich für´s Fernsehen, gab sich aber 1976 bei Pete Walker in dessen Proto-Slasher Schizo die Ehre, ehe sie 1981 in Norman J. Warrens berüchtigtem Alien-Rip-off Inseminoid agierte. Das ebnete ihr immerhin den Weg in die USA, wo sie zur Stammbelegschaft des Dynasty-spin-offs The Colbys gehörte und nach deren Einstampfung sogar noch eine Season im echten „Denver-Clan“ verbringen durfte. 1990 war sie sich nicht zu fein, in der Thomas-Gottschalk-Frechheit Eine Frau namesn Harry zu spielen – selbst diese Rolle konnte nicht verhindern, dass sie 1993 eine recurring role in seaQuest DSV an Land zog und später einige Male in Beverly Hills, 90210 auftauchte. Aktuell agiert sie in der britischen Hinter Gittern-Variante Bad Girls.

Christopher Neame, der grundsätzlich die nötige dämonisch-fiese Ausstrahlung für seine Rolle hat, aber etwas mehr aus sich herausgehen könnte, hatte für Hammer bereits den Carmilla-Verschnitt Lust for a Vampire absolviert, wechselte später hauptamtlich ins Fernsehen und brachte es fertig, sowohl in Das A-Team, Ein Colt für alle Fälle UND Trio mit vier Fäusten (also drei meiner großen 80er-Kultserien) Gastrollen zu spielen. 1987 sah man ihn im Patrick-Swayze-Mad-Max-Fiasko Steel Dawn, 1988 im Indy-Rip-off Bloodstone. 1988/89 hätte er am Set von Dynasty Stephanie Beacham begegnen können, ehe er kleine Rollen in in Licence to Kill und Ghostbusters 2 abstaubte. Noch 1989 guest-starrte er in Dallas, tauchte in den Superhelden-Serien Flash und Superboy auf, wurde viermal bei MacGyver gesichtet (in drei verschiedenen Rollen) und gab sich in der Folge mit Mini-Röllchen in allen erreichbaren SF-Serien zufrieden – so sah man ihn in Babylon 5, Star Trek Voyager, Sliders, Earth 2 und Enterprise. Eine größere Rolle spielte er im unnötigen Sequel Species III.

Recht amüsant ist die Performance von Michael Coles, einem routinierten TV-Akteur, der die Rolle im nächsten Dracula-Film sogar wieder aufgreifen durfte und sogar einen Charakternamen spendiert bekam („Inspector Murray“). Marsha Hunts (Gaynor) großer claim-to-fame ist es, eine Ex-Gespielin von Mick Jagger (und Mutter einer seiner Töchter) zu sein, für die Sir Mick ausdrücklich „Brown Sugar“ schrob. Filmtechnisch agierte sie noch in Britannia Hospital und The Howling II. Zu Super-Schnucki, 70er-Scream-Queen und Bond-Girl Caroline Munro (Star Crash, Captain Kronos, Maniac) muss ich an dieser Stelle wohl nichts mehr sagen und wenn doch, dann seid Ihr ersichtlich nicht meine Zielgruppe. Ihre Rolle als Laura ist leider recht klein (und zu bekleidet), aber wenigstens hat sie mit der „Bluttaufe“ die sleazigste Szene spendiert bekommen. 1975 traf sie in dem Rosemary´s Baby-Rip-off I Don´t Want to Be Born erneut auf Anne-Darstellerin Janet Key.

Die DVD kommt aus dem Hause Warner und ist zumindest schon mal qualitativ besser als das, was der Major in seiner „nicht digital remastered“-früher-mal-„endlich-auf-DVD“-Reihe auf den Markt schmeißt. Der anamorphe 1.78:1-Widescreen-Transfer reißt keine Bäume aus, weil verhältnismäßig grieselig, ist aber zumindest frei von Verschmutzungen und Defekten und in seinen Schärfewerten im gutdurchschnittlichen Bereich. Der Kontrast könnte etwas besser sein, die Kompression unauffällig.

Der Konsument hat die Wahl zwischen der etwas steril klingenden deutschen Synchronfassung und dem lebendigeren, dafür aber etwas leiseren englischen O-Tons, jeweils in Dolby Mono (halt, und ´ne spanische Tonfassung gibt´s auch noch, aber die hab ich dann doch lieber nicht angetestet). 14 Untertitelspuren, erfreulicherweise in Deutsch und Englisch sogar „normal“ UND „für Hörgeschädigte“ werden mitgeliefert, was über den Mangel an Bonusmaterial (mehr als den US-Kinotrailer gibt´s nicht) nicht hinwegtrösten kann.

Fazit: Dracula 1972 A.D. war, in der vorliegenden Form, einfach keine gute Idee. Und von einer schlechten Idee ausgehend ist´s halt schwer, einen guten Film zu stricken. Dracula, so wie ihn Hammer definiert hatte, passt einfach nicht in die „moderne“ Zeit des 1972er London – es ist ein streng gothischer Charakter und demzufolge auch nur mit gothic horror kompatibel. Zumindest das scheint auch den Machern aufgefallen zu sein, weswegen sie die direkte Konfrontation von Dracula und der „Neuzeit“ auch gar nicht erst wagten. Dracula ist damit nicht viel mehr als eine Randfigur des Films, die aber auch als „Strippenzieher“ im Hintergrund aufgrund des bräsigen Scripts nicht funktionieren mag. Dazu gesellt sich die Verständnislosigkeit, mit der die Macher der zeitgenössischen Jugendkultur gegenüberstehen, die leichten Geschmacklosigkeiten in Richtung der Manson-Morde und schwache, wenig ausgearbeitete Charakterzeichnungen. Wenn dann noch Cushing und Lee mit gebremsten Schaum agieren, bleibt nicht viel Amüsemang für den Zuschauer übrig. Letzlich ist Dracula 1972 A.D. als ernsthafter Horrorfilm ein ziemliches Debakel, aber auch als trashige Unterhaltung (was bei der Grundidee auch drin gewesen wäre) kaum zu goutieren; mehr als einen vertrottelten van Helsing, eine blutbesudelte Caroline Munro und fünf stimmungsvolle Minuten zum Schluss will der Streifen uns nicht bieten – frankly spoken: it´s boring as heck…

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 4


mm
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