Double Agent 73

 
  • Deutscher Titel: Double Agent 73
  • Original-Titel: Double Agent 73
  • Alternative Titel: Teuflische Brüste II: Ein superheißes Ding |
  • Regie: Doris Wishman
  • Land: USA
  • Jahr: 1974
  • Darsteller:

    Jane Tennay: Chesty Morgan
    Tim: Frank Silvano
    Igor Stotsky: Saul Meth
    Jill: Jill Harris
    Mark Chiaro: Louis Burdi
    Bill: Peter Savage (als Peter Petrillo)
    Nurse: Denise Purcell
    Larry Koch: Donny Lee
    Hans Schmidt: Buck Starr (als Cooper Kent)
    Dimitri: Howard Blakey (als Kurt Brandt)


Vorwort

Abt. Die Brust war sein Schicksal (oder so ähnlich)

Wenn der Doc eine Reise tut, kann er meistens was erzählen, wenn die Reise etwas mit dem an dieser Stelle schon vielgescholtenen Sportskameraden Desty zu tun hat, hat der Doc meistens was zu schreiben (und ein paar Millionen Gehirnzellen eingebüßt). Schließlich gibt es niemanden (NIEMANDEN!), der einen abartigeren Filmgeschmack aufzuweisen hat als er, und auch keinen, der eine liebenswert-aufdringliche (naja, eher aufdringlich denn liebenswert) Art an den Tag legt, armen unschuldigen Logiergästen seine neuesten Fehlkäuf-, äh, Filmraritäten näherzubringen. Ich bin mittlerweile zu der Taktik übergegangen, den zweiten vorgeschlagenen Film relativ schnell zu akzeptieren, dann hab ich erstens meine Ruhe und zweitens das Schlimmste verhindert (in diesem Fall wären es Werke von Maik Ude, dem Schnaas, als es noch keinen Schnas gab, gewesen).

Also „Teuflische Brüste 2“ aka „Double Agent 73“, die zweite Zusammenarbeit von Doris Wishman mit Chesty Morgan. Erstere verdient ihre Erwähnung in den Annalen des erlesenen Schundfilms allein schon durch die Tatsache, eine der wenigen Frauen zu sein, die sich im Exploitation-Business nicht selbst „exploiteten“, sondern als Regisseurin und Produzentin tätig zu sein. Von harmlosen Nudistenfilmchen wie dem hier besprochenen Blaze Starr Goes Nudist entwickelte sie sich stets weiter (oder besser: tiefer) zu den Früh-70er-“Reißern“ wie dem hiesigen bis hin zu ihrem letzten Werk, „A Night to Dismember“, einem Slasher, der nicht nur ausgesprochen blutig, sondern auch ausgesprochen beschissen sein soll (ich muss mir das nicht unbedingt selbst ansehen). Ihre berühmtesten Werke sind aber ohne Frage eben jene mit Chesty Morgan – Chesty selbst ist ein „freak of nature“, der von Demdaoben in seiner unermeßlichen Weisheit mit einer Oberweite von 73 Inches (rechnet’s euch selber aus, 2,54 cm pro Inch) ausgestattet wurde, mithin also das Doppelte von dem, was die meisten Männer, die noch geringfügigen Geschmack bewahrt haben, noch „attraktiv“ nennen würden. Mit diesen „assets“ kann man entweder zum Chirurgen gehen und sich die Dinger auf sozialverträgliches Maß zurechtschnippeln lassen (gesund kann das schließlich auch nicht sein), oder man pfeift auf Würde, Moral und Anstand und schlägt eine Karriere als Trash-Ikone ein. Chesty entschied sich zielsicher für Variante 2, ist damit in gewisser Hinsicht „unsterblich“, aber ob das eine „legacy“ ist, die frau gerne hinterlassen möchte, wage ich zu bezweifeln.

Egal. Der erste der beiden Wishman/Morgan-Filme war „Deadly Weapons“ (in dem Chesty ihre Oberweite titelgerecht zum Killen einsetzte… das kann man wenigstens glauben), und lief offensichtlich in den einschlägigen Bumskinos gut genug, um eine weitere Kollaboration gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Wenigstens dauert das ganze Späßken nur 70 Minuten. Man sollte es also überleben können. Vielleicht.

Beware: Mir werden irgendwann im Verlauf des Reviews einerseits die Synonyme für „Titten“ und zweitens die Motivation, solche zu finden, ausgehen. Direkte Sprache also voraus.


Inhalt

Und wenn man nur 70 Minuten Zeit hat, kann man natürlich auch keine Zeit verschwenden und muss den USP (Unique Selling Point) des Streifens sofort und auf der Stelle großflächig (und das trifft’s ja…) ausbreiten. Daher schält sich Chesty Morgan bereits im Vorspann aus ihrem BH (Menschen mit einem rudimentären Rest an ästhetischem Gefühl verlassen den Raum bitte genau JETZT), fummelt an ihren Monstertitten (bzw. hauptsächlich an der linken, von ihr aus gesehen) rum, was – zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch unerklärt, weil die Eröffnungstitel aus, ähm, „Highlight“-Shots zusammengesetzt sind – rätselhafterweise von Fotoapparat-Klickgeräuschen begleitet wird. Kurios, kurios.

Als nächstes muss Madame Wishman bzw. ihr ausführender Kamerascherge uns beweisen, dass die verwendete Kamera tatsächlich, was man angesichts der finanziellen Gewichtsklasse einer typischen Wishman-Produktion ja mit Fug und Recht bezweifeln dürfte, eine Zoom-Funktion hat und so zoomen wir rumpelig aus einem Fenster und auf eine Totale eines mittelprächtigen US-Einfamilienhauses und wieder zurück. Warum? Because we can!

Drin in der Hütte sitzen zwei schöne Menschen und spielen Poker. Einer der beiden Gesellen wird auf der rechten Wange (von ihm aus gesehen) von einer ungefähr fünfzehn Quadratzentimeter großen „Narbe“ geziert, die, so verrät mir Future Doc, je nachdem, wie besoffen der Make-up-Künstler am Drehmorgen war, gerne mal von oben nach unten, quer übers Auge und zurück wandert. Muss eine selten Form des herpes giganticus mobilis sein. Während wir noch das make-up-Design bewundern, fällt uns aber schon gleich auf und ein, dass wir dringend denjenigen Spastiker, der die belichteten Filmmaterialien zusammengepappt hat (es „Cutten“ zu nennen, widerstrebt mir) aufsuchen und ihm die Visage neu arrangieren sollten, mit einem Vorschlaghammer. Brr. Okay, zurück zur, äh, „Handlung“. Der Schönling mit der Wandernarbe befleißigt sich eines russischen Akzents. Gorbatschow ist er trotzdem nicht. Ums Haus schleicht ein Ominous Looking Guy (TM), dieweil die Kameraführung verfrühtes Dogma-Feeling auslotet. Gab’s 1970 schon steadicams? Doris Wishman hatte jedenfalls keine. OLG begibt sich, von nichts (also auchz nicht z.B. von einer verschlossenen Tür) aufgehalten, ins Innere des Hauses und durchsucht recht unbefangen Zimmer, Schränke und Schubladen. Man möchte meinen, der sucht was. Nach einer sinnlosen Einstellung auf seine Schuhe (Schleichwerbung? Steht aber kein Markenname drauf) begibt sich OLG ins nächste Zimmer und beginnt das fröhliche Suchspiel von vorn. In einer Zuckerdose o.ä. wird er fündig – ein Mikrofilm! Das ist offenbar genau das, worauf OLG scharf war, jedenfalls grinst er selbstzufrieden. Wir erfreuen uns wieder an einem sinnlosen Schuh-Shot, zur Stimmungshebung gleich noch aus mehreren Perspektiven, als wär’s ein besonders toller Stunt eines Hongkong-Actionfilms. Ein anderes Paar Schuhe begibt sich auf Kollisionskurs, notgedrungen damit auch die Besitzer derselben. Pokerspieler 1 schlägt OLG k.o. Eine aus Gründen der grenzenlosen Spannungssteigerung nur als Schatten sichtbare Gestalt befiehlt: „Macht ihn fertig!“ OLG fällt es wie Schuppen aus der Früh-70er-Frisur: „Toplar!“ Das ist wohl der Schattenmann, und damit der offizielle Bösbube unseres Films. Schätze ich.

Die Pokerspieler schleifen den OLG absolut unauffällig in broad daylight auf die offene Straße und verstauen ihn ordnungsgemäß im Kofferraum ihrer Karre. Mit superben martial-arts-Kicks tritt OLG den Pokerspielern in die respektiven Fressen. Einen harten Schnitt später sitzen die Pokerspieler im Auto und scheinen’s nicht sonderlich eilig mit irgendwas speziellem zu haben. Gut, dass man uns per Umschnitt verdeutlicht, dass OLGs stahlharte Karatequanten tatsächlich ausreichend waren, um ihm die Flucht und einen kleinen fußgängerischen Vorsprung zu verschaffen. Give my regards to the editor. May he rot in Hell. Zwei Straßenecken weiter wundert sich OLG, dass die bösen Buben ihn heimtückischerweise (mit Anlauf und vorheriger Telegrammankündigung) überfahren (d.h. ein hanebüchener Schnitt und ein ebensolcher Stunt symbolisieren diese Aktion). Den so Verunfallten deponieren die bösen Killersleut malerisch unter einem Baum. Dort wird er wenig später dreiviertel tot von einem Passanten (den man offensichtlich nur zur Mitarbeit an diesem Lichtspielwerk überreden konnte, indem man zusicherte, ihn nur von hinten zu ziegen) aufgefunden. „Wer hat sie so zugerichtet?“, blödfragt der Passant (anstatt eine Ambulanz oder die Polypen zu rufen). „Toplar. Narbe“, grunzt OLG und ist hin. Very dramatic & Zeuch.

Doris Wishman muss aus einem ihrer Nudistenfilme noch ein paar Aufnahmen übrig gehabt haben. Jedenfalls erfreut uns ein wenig Nudie-Cutie-Feeling mit einem Volleyballspiel „Nudes Vs. Shorts“. Am Rande des Spielfelds liegt Chesty Morgan, neben ihr ihre Dinger, und tut so, als ob sie lesen könnte. Ein kleiner Flohfänger, sprich, Hund, winselt erbärmlich. Chesty kuckt indifferent-komisch und dann wird der Hund mit Gras beworfen. This is rather mysterious (also, so richtig „Tierfreund-sympathisch“ kommt Chesty jetzt da nicht rüber, sollte das der Grundgedanke gewesen sein). Chesty subtrahiert ihre Pumps von den Käselatschen und räkelt sich (die Beine gehen ja noch einigermaßen). Eine augenscheinlich unsichtbar in der Botanik installierte P.A. informiert unsere Heldin, dass sie am Telefon verlangt wird. Schnitt und dramatischer Zoom auf das Fernofon. Es ruft ein gewisser Bill aus New York an und tauscht mit Chesty verblödete Dialoge aus. Nach dem Smalltalk kommt Billyboy zur Sache – er will, dass sie in NYC antanzt. „Das ist doch nur ein Scherz“, echauffiert sich Chesty. „Ich pflege in solchen Dingen nicht zu scherzen“, grummelt Bill bossmäßig und lässt sich auch nicht durch die tragische Tatsache, dass Chesty dafür ihren ersten Urlaub seit fünf Jahren abbrechen müsse, erweichen. Ergo landet schon einen Umschnitt später ein Stock-Footage-Jumbo-Jet (und das sogar noch in Zeitlupe, damit wir ein paar Sekunden Laufzeit schinden). Als establishing shot hat man sich allerdings einen der touristisch eher unerschlossenen Stadteile New Yorks ausgesucht (d.h. ein paar Industriehöfe und ähnlich szenisches Panorama).

Bill sitzt in seinem Büro, das einem fünftklassigen Unitätsprofessor zur Schande gereichen würde (nichtsdestotrotz soll Billymann aber scheinbar der Vorstehhund einer wichtigen Geheimdienst- und/oder Spezialpolizeiabteilung sein) und lügt Chesty (die übrigens hier Jane heißt) ohne Schamesröte vor, sie sehe „blendend“ aus (gut, es stimmt insofern, dass man nicht hinschauen will…). Eine „ziemlich schwierige, aber interessante Aufgabe“ hat Bill für seine Top-Einsatzkräftin. „Im Urlaub gehe ich nie mehr ans Telefon“, renitentet Jane weiter vor sich hin, die potentielle Rettung tausender Menschenleben, mit der Bill ihr das Engagement schmackhaft machen will, zieht auch nicht recht. Aber selbstverfreilich ist Jane die einzig Richtige für diese Aufgabe. Jane kuckt lobotomisiert, weil ihr offensichtlich niemand gesagt hat, dass sie auf diese Line in irgendeiner Form reagieren sollte. Also muss Bill weiterplappern. Der casus knacksus ist, dass minderwertiges Heroin kursiert und ein gewisser Ivan Toplar der Hintermann dieses garstigen Geschäfts sei. Keiner weiß, wie der Herr aussieht, und in der Organisation hat er seine Leute. Die letzten Worte von Agent 09 (nur mit der Einfachnulllizenz zum Selberabnippeln) waren … Trommelwirbel… ach, wir wissen’s ja schon. Toplar. Narbe. Dabei habe 09 auf seine Wange gedeutet. „Interessant“, meint Jane, ohne interessiet zu wirken. Andere Anhaltspunkte gibt’s nicht, deswegen soll Chesty „ein paar seiner Komplizen“ umbringen (hm, bekannte Komplizen sind KEIN Anhaltspunkt?) und, weil ja niemand weiß, wie Toplar aussieht, die ganzen Gangster fotografieren. „Wozu?“, blödfragt Jane, weswegen Bill ausführen muss, dass ja eben der Kopf der Bande gebraucht wird (trotzdem… „minderwertiges Heroin“ dürfte eines der Probleme sein, dass eine „Organisation“ wie die von Bill zwar irgendwie tangieren dürfte, aber jetzt nicht gerade eine Weltuntergangsfrage ist. Ich meine, es dürfte sprichwörtlich Millionen Dealer geben, die ihren Stoff strecken). Bill drückt ihr eine Mappe mit „Geheiminformationen“ in die Hand (so viel zu „keine Anhaltspunkte“. Ächz), die mit einer durchgestrichenen 8 signiert sind, das ist das Authentizitätssiegel des Informanten. Nach einem weiteren sinnlosen Fuß-Shot vermittelt Bill Jane ein Ultimatum. Bis zum 11. März, 10 Uhr früh, muss der Fall gelöst sein, sonst. Sonst was? Hallo? Tja, offenbar nix „sonst“, Bill wiederholt nur das Datum. Nach einem sinnlosen Shot auf die Spalte zwischen Janes Möpsen (viel Platz für eine Ritze ist da nicht mehr), liegt Jane mit ihrem üblichen völlig hirnentleerten Gesichtsausdruck auf einem OP-Tisch. Warum? Nein, nicht für eine angebrachte Brustreduktion, vielmehr will man organisationsseitig das erstaunliche Volumen der Melonen ausnutzen, und ihr in die linke Titte eine Kamera implantieren (!). Einmal den Oschi antippen, schon klickt’s (örks). „So können sie alle fotografieren!“, meint der Doktor (sofern die entsprechenden Typen alle unbedingt ihre Titten sehen wollen, was ICH schon mal nicht täte, aber in der Fantasiewelt dieses Films ist Chesty Morgan natürlich der Prototyp der begehrenswerten Frauen, schließlich ist es für dieses Gimmick unabdingbar, dass Jane ihren aus einem Zirkuszelt gehäkelten BH ablegt). „Einer davon muss Toplar sein“, wird festgestellt (und wenn nicht?). Jane fühlt sich grottenelend (täte ich auch, mit solchen Eutern) und beantragt eine Schmerztablette. Die freundliche Nurse apportiert eine, aber Jane erinnert sich an die Warnung, dass die Organisation vom fiesen Feind unterwandert ist und versteckt sie sicherheitshalber. Tatsächlich steht die Nurse auf der Lohnliste der Bösen, was ich bei einem hingehauchten „wenn du morgen aufwachst, weißt du von nichts mehr“ auch vermuten würde, hätte man mich *nicht* entsprechend gebrieft. Jane tut so, als würde sie wegknacken. Rumpel-ZOOM, titcrack-shot, Rumpel-ZOOM, dafür wenigstens out of focus (Absicht, Aussage, Unfall? You decide). Die Nurse marschiert schnurstracks zu einem Telefon und ruft ihre zusätzlichen Brötchengeber an. „Ich hab sie außer Gefecht gesetzt“, meint sie, aber nur so lange, bis Jane, faire Sportsfrau, sie von hinten mit dem Telefonkabel erwürgt (d.h. sie legt das Kabel schlaff um den Hals der Schwester und selbige strampelt mit den Beinen). Janes Gesicht – eine einzige Maske der Entschlossenheit (Der Doc – todernst beim Schreiben). Die schlaffen Titten wackeln, Jane fotografiert die Abgemurkste und walkürt in ihrem Schlafgewand von hinnen.

Auf ihrem Zimmer rupft sie sich energisch das Pflaster, unter dem sich die OP-Narbe in Form eines kleinen „x“ auf der Brust (sehr apart) verbirgt, ab. Ouch. Nennt man das „doing one’s own stunts“? Jemand schiebt einen Zettel unter der Tür durch. Drauf stehen diverse codierte Symbole, signiert mit der durchgestrichenen Acht. Freundlicherweise übersetzt man uns das Geschreibsel in lateinische Buchstaben, die uns und Jane (also ob die sich den Code merken könnte… pah) informieren, dass sie sich und ihre Titten in die „Bigelow Rock Bar“ (hat sich Bam Bam Bigelow nach der benannt?) schleifen soll, wo ein gewisser Mark Chiaro, einer von Toplars Leuten, sich wohl rumtreibt.

Eine Rockbar hat für unterbelichtete Filmemacher den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass man ein paar Minuten Laufzeit mit Rockmusik (verhältnismäßig un-inkompetenter Early-70s-Psych-Rock der instrumentalen Bauart) und unrhythmischem Gezappel (also Tanz) totschlagen kann. Jane tanzt dankenswerterweise nicht mit (das gäbe Todesopfer auf der Tanzfläche ob der herumflatternden Titten), sondern hockt mit Chiaro vor einem immens psychedelischem Background (den ich für mit diversen Farb-Strahlern angeleuchtete wabbelnde Alufolie halte) rum. „Ich finde, sie sehen sehr dufte aus“, beweist Chiaro, dass er von dem minderwertigen Heroin schon auch die ein oder andere Dosis eingeleuchtet haben muss. „Ja, meinen sie?“, fühlt Jane sich getittpinselt. An dieser Stelle stellt sich mir nur noch die Frage, ob die Schauspieler oder die Synchronsprecher schlechter sind… Wurscht. Chiaro möchte Janes Hupen einer persönlichen, aber etwas intimeren Inspektion unterziehen. Man verabredet sich auf Zimmer 6. Jane ist zuerst da und sprengt mit dem Äquivalent eines Kinderknallfrosches das Türschloss auf (so ziemlich der größte Effekt des Films), walzt quer und formatfüllend an der Kamera vorbei und durchwühlt Chiaros Schreibtisch (augenscheinlich betreibt der Gangster seine Geschäfte aus einem Hotelzimmer). Sie findet Fotos, die natürlich abfotografiert werden müssen, d.h. ebenso natürlich, dass Jane sich obenrum nackig machen muss. Auch abseits der Titten ist Miss Morgans Oberkörper eher schwabblig. Zu jedem „Klick“ der Kamera wird eifrig auf den ZOOM-Knopf gedrückt (natürlich auf die entsprechende Melone). Chiaro erscheint und wird von ihr mit einer klickenden Titte (und in Zeitlupe) k.o. geschlagen (übrigens ist ganz lustig, dass laut Geheimcodenachricht Chiaro einen „schwarzen Anzug“ tragen soll, aber in Wahrheit mit einem blauen Blazer rumläuft. Ob die überhaupt den Richtigen hat?). Jane haut dem nicht zu beneidenden Gangster nochmal ihre Titten um die Ohren, immer noch in dramatischer Zeitlupe, ehe sie in Zeitlupe ihre Klamotten zusammenpackt, in Zeitlupe stiften geht und Chiaro in Zeitlupe mit entmenschten Gesichtszügen hinter ihr herkrabbelt. Das Beste an dieser Szene ist die Mona-Lisa-Reproduktion, die im Hintergrund hängt. Ich lobe Qualität, wo ich sie finde. Jane trippelt auf die Straße, Chiaro, der sich von den grausigen Tittenschlägen halbwegs erholt hat (ein stärkerer Mann als ich) trippelt hinterher. Jane pflanzt sich in ihr Automobil. Chiaro hat während der dringlichen Verfolgungsjagd noch Zeit, sich eine Zigarette anzustecken. CAR CHASE!!! Selbstverständlich kann Doris Wishman sich nicht so etwas wie eine „Drehgenehmigung“ für eine dramatische Autoverfolgung leisten, deswegen zuckeln die Kaleschen (in Shots aus den Wageninteriors klar erkennbar) mit höchst vorschriftsmäßigen maximal 30 Meilen durch die Straßen, während Außenaufnahmen des Effektes wegen hochgespeedet werden. Am Ende der Verfolgungsjagd hat das Hochspeeden ungefähr Faktor 5 erreicht und sieht auch dementsprechend realistisch aus. Trotz der angedeuteten ungefähr 280 Sachen, die beide Schleudern also drauf haben sollen, gelingt es Chiaro, Jane zu überholen und vor ihrem Wagen Straßensperre zu spielen. Er richtet einen Schießprügel auf sie und befiehlt ihr auszusteigen (würde er sie einfach umnieten, wäre seinem Syndikat manch Ärger erspart geblieben). Jane gehorcht höflich und lässt sich ohne Widerstand in sein Auto führen. Das war relativ einfach.

„Was versprechen sie sich davon?“, erkundigt sich Jane im Auto. „Hnhnhnh,“, geifert Chiaro, „mich legt niemand rein!“ (Was erstens die Frage nicht beantwortet und zweitens eine blanke Lüge ist. Was schließlich ist gerade passiert?). „Sie kommen sich wohl sehr komisch vor“, dooflabert Jane, was Chiaro berechtigterweise nicht mal mehr mit einer Antwort würdigt. Er hält an und bedeutet ihr, auszusteigen. Jane, für eine Geisel außerordentlich un-hektisch, legt erst mal noch Lippenstift auf. „Was soll der Blödsinn?“, wundert sich Chiaro. „Jaja,“ nölt Jane und wir alle wissen, was das heißt. Sie lässt den Lippenstift auf dem Beifahrersitz liegen und trippelt hastig weg (in Form von Schuh-Shots, nur leider bekommt der Kameramann es nicht gebacken, ihre Treter auch wirklich immer im Bild zu halten. Und mittlerweile unterstelle ich Frau Wishman einen Fußfetisch, gegen den der von Quentin Tarantino gesund wirkt). Schnitt zu einer VÖLLIG ZUSAMMENHANGLOSEN EXPLOSION (TM) an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit, die aber nichtsdestoweniger versinnbildlicht, dass Chiaros Auto nebst seinem Besitzer gerade atomisiert wurde. Fast hätte ich’s beinahe vielleicht geglaubt.

Nun erfahren wir, woher Joseph Lai die Idee mit dem Crimelord-Delegation-Syndrom (nachzuschlagen in zahllosen Reviews zu Lai-Kloppern) her hat. Toplar erteilt dem Narbengesicht Igor den Auftrag, die lästige Agentin zu killen. Igor beauftragt seinerseits damit den „zuverlässigen“ Dimitri, der lustigerweise ohne den ausschließlich von Igor gepflegten russischen Akzent parliert. Zwar weiß niemand, wer die Agentin ist, aber man weiß, wo ihr Haus wohnt (uffza). Ebenda wird Jane von einer (völlig talentfreien) Freundin namens Jill besucht. Wie jeder weiß, verlässt man, sobald Besuch eintrifft, erst mal grundlos das Haus, damit der Gast sich einrichten kann (okay, hier muss ich Madame Wishman sogar verteidigen – in einer „deleted scene“ erfährt man, dass Jill Jane irgendetwas wichtiges erzählen will, Jane aber dringend einkaufen gehen muss und deswegen Jill alleine lässt). Was natürlich nur darin enden kann, dass Dimitri die falsche Frau killt. Jane hingegen liest eine neue codierte Nachricht, wonach sie einen Kollegen namens Atlantis Sieben um Drei im Zoo treffen soll. Jill macht das, was alle Gäste tun, wenn sie in der Wohnung des Gastgebers allein sind, schält sich aus den Klamotten und hüpft unter die Dusche (sie ist auch vom Lieben Gott mit viel Holz vor der Hütte gesegnet, aber es bleibt im ansehbaren Rahmen. Jedenfalls wäre sie mir rein optisch-figürlich als Hauptdarstellerin lieber…). Jess Franco wäre stolz auf den Shot durch die marmorierte Duschkabine. Dimitri, der davon profitiert, dass in diesem Universum niemand seine Türen abschließt, marschiert direktemang ins Bad, zieht seinen Dolch und schneidet, being the world’s least talented killer, Jill ungefähr 3875mal in die Brüste, Arme, Schenkel etc. Nichts davon sieht auch nur annähernd nach einer tödlichen Wunde aus, ist aber natürlich intense, splatter, gore usw. usf.

Wenig später kommt Jane nach Hause und findet ihre Freundin gerad malerisch-tot in der Badewanne zusammensinken. Sie ist emotional überwältigt bzw. wäre dieses, wenn sie mit dem darstellerischen Talent eines Furunkels gesegnet wäre. Und außerdem ist es schon fast Drei! Mittels eines raffinierten Umschnitts über Armbanduhren (die offensichtlich beide von Jane getragen werden, sonst würde die Einstellung keinen Sinn ergeben) begeben wir uns in den Zoo, wo Jane auf Atlantis 7 wartet und wir mit den bislang besten Akteuren des Films ein wenig Zeit totschlagen können, den Zootieren. Pavianen, Seelöwen, Zebras, Knuts, dumme Arschlöcher mit Schnauzer, äh, halt, nein, das war kein Tier, das ist Atlantis 7. Atlantis 7 identifiziert sich mit einem Zettel mit der durchgestrichenen Acht (was einen DRAMATIC CUE der Tonspur rechtfertigt). Da jetzt eine längere Dialogsequenz folgt, rettet sich Frau Wishman (die Chestys Part ob ihres polnischen Akzents eh nachsynchronisieren ließ) mit ein paar wilden Zoo-Aufnahmen, über die ihre Sprecher labern können (außerdem sieht Jane aus wie nach drei durchgesoffenen Nächten, aber das soll wohl „Trauer“ bedeuten). Atlantis 7 teilt mit, dass er mit ihrem Schutz beauftragt wurde, was Jane gar nicht recht ist: „Ich komme seit meiner Kindheit allein zurecht.“ Atlantis 7 macht ihr irrationale Komplimente (d.h. er bezeichnet sie als schön etc.), blödes Zeug wird gebrabbelt, und die Szene endet in einem wunderschönen Fliederzoom.

In seiner schmalen Einbauküche bimmelt Igor, dessen Narbe dieses Mal sein halbes rechtes Auge verdeckt, Dimitri an und ist sauer. „War falsche Frau!“ Dimitri steht nicht so auf unsachgemäße Kritik: „Das war Künstlerpech, kann passieren“. Igor insistiert, dass Dimitri die Sache gefälligst nochmal und jetzt richtig erledigen soll. Unbegeistert lässt Dimitri sich breitschlagen.

Jane kehrt nach Hause zurück und gießt sich einen elfstöckigen Jack Daniels mit viel Eis ein, um sich ihre große selbstreflektive Nachdenkszene zu nehmen, was der Soundtrackmensch seltsamerweise für den perfekten Anlass hält, ein wunderschönes fröhliches 70er-Jahre-TV-Serien-Titelmusik geeignetes Theme einzuspielen. Bekanntlich werden große selbstreflektive Nachdenkszenen idealerweise oben ohne absolviert, also macht sie Bluse und BH auf. Dieser Film wird mich noch erblinden lassen. Dimitri kommt rein (wieder nicht von versperrten Türen aufgehalten. Vielleicht hat Jane ja aber auch ’ne Drehtür). „Hab ich doch tatsächlich das falsche Mädchen erwischt“, grinst der böse Russe. Jane greift sich geistesgegenwärtig einen mit einem ekligen 70er-Jahre-Motiv beklebten Dekanter und besprüht ihn daraus mit einem Gas. Das sorgt dafür, dass die Kamera out-of-focus geht, wackelt (und natürlich auf ihre Titten hält) und Dimitri tot umfällt. Nein, er ist noch nicht tot, aber bald, denn sie bringt ihn endgültig um, in dem sie ihm reihenweise Eiswürfel in die Freßluke stapelt. (Hm, that kills? Ich meine, er könnte die Dinger runterschlucken. Ist kalt, aber nicht per se tödlich, denke ich. Vergiftet können die Dinger nicht sein, schließlich hat Jane sie sich auch in ihren Whisky getan. Es sei denn, sie hätte sich vorher immunisiert, aber das geht jetzt in „Princess Bride“-artige Gefilde, und im Zusammenhang mit Chesty Morgan I don’t want to go there). Sie tittografiert den Verblichenen, säuft ihren Whisky, die Kamera schafft es *fast*, auf Dimitri zu schwenken, ehe ein Rumpelschnitt folgt und sie Bill anruft, damit man Dimitri abholt (und vermutlich auch Jill, die nach allen Regeln der Logik noch tot in der Badewanne parken müsste).

Eine Szene weiter liegt Jane bis auf den Slip nackend im Bett und die Kamera schweift genießerisch ihren Körper ab (yuck). Sie befummelt gerade ihre Euter, als das Telefon klingelt. Es ist Atlantis 7 (offenbar bekommen Agenten dieser Organisation die Privatnummern ihrer Kollegen). Der Mann aus Atlantis würde Jane gerne wiedersehen und plaudern. Mit bürgerlichen Namen heißt er Tim und lädt sie zu Speis und Tanz ein. Hm, habt ihr nichts anderes zu tun? Einen dringenden Auftrag erledigen z.B.? Scheinbar nicht, denn Jane meint, „ein wenig Musik und fröhliche Menschen täten mir gut“, lächelt unnatürlich und triggert damit eine ungefähr zehnsekündige traumartige (oder trauma-artige…) Tanzszene.

Womit Speis & Tanz abgehandelt wären, die Kameraführung trotzdem grauenhaft bleibt, und Dialoge abgelassen werden, dieweil der Kameramann Jane von Knöchel bis ungefähr Tittenhöhe abfilmt. Man ist bei Tim gelandet, wo in ekligen 70er-Jahre-Gläsern Drinks serviert werden. „Ich habe mich in sie verliebt“, lässt Tim Rückschlüsse auf seinen Geisteszustand zu. „Sie wissen, dass ist strengstens untersagt in diesem Beruf“, zirpt Jane, aber Knutschen und Tittengrabschen wird ja wohl noch erlaubt sein. Versehentlich wird dabei der Auslöser ihrer Tittenkamera betätigt (das Klickgeräusch hören aber offenbar nur wir Zuschauer).

Der nächste auf Janes Liste abzuarbeitender Toplar-Komplizen ist ein gewiser Larry Koch, was according to the music guy einen dramatischen TATATATATAAAA-cue rechtfertigt. Janes Hintern füllt die Kamera, was auch kein wesentlich erfreulicherer Anblick ist als ihre Möpse. Für den darauffolgenden Fußshot bin ich schon regelrecht dankbar. Jane fotografiert in Larrys Bude (wofür sie sich bekanntlich ausziehen muss) alle möglichen Dokumente. Larry kommt heim, kuckt ob des Tittenmonsters in seiner Hütte wie Schnitzel auf halb acht und zieht seine Knarre. Mit einer luschigen Handbewegung rupft Jane sich einen Ohrring aus dem Lauschlappen und schleudert den gen ungefähre Richtung Larrys (weil: vergiftet usw.), wobei sie das physikalische Kunststück vollbringt, einen von vorn geworfenen Ring seitlich in Larrys Hals eindringen zu lassen (und irks, jetzt fällt mir erst auf, wie eklig sichtbar ihre Venen in den Titten sind). Sie tittografiert die Leiche. Der kann also auch gestrichen werden (wenn sie eh alle umbringen soll, warum dann noch die Fotografiererei? Nach Organisations-Logik ist einer der Typen ja zwanglos Toplar, und wenn alle tot sind, ist doch auch grad egal, wer der Boss war).

Tim ruft seinen Chef an, also Bill, der wollte ihn nämlich sprechen. Bill verblüfft uns mit der durch keinerlei filmische oder sonstigen Fakten untermauerten Hiobsbotschaft, Jane wäre verschwunden und müsse gefunden werden, da sie vermutlich in Toplars gierigen Klauen aufenthaltig sei (Aha. Soso. Whatever). Deswegen soll Atlantis 7 morgen zum Pferderennen, wo Jane wohl hinwollte, und sich dort umsehen (jetzt nochmal zum Mitmeißeln für begriffsstutzige Docs. Wann ist Jane verschwunden? Wieso? Warum? Oder, das ist alles, was mir an logischer Begründung einfallen würde, aber vom Film selbstredend nicht aufgegriffen wird, man vermutet Tim auf der Toplarschen Lohnliste und will ihm eine Falle stellen). Tim ist ehrlich verliebt und kommt uns mit einem pathetischen voiceover: „Sie hat etwas besonderes, ich bin nicht in der Lage, es zu definieren (das erklärt natürlich so manches, denn es bedeutet, dass Tim ganz ersichtlich blind ist). Ich muss mir diese Liebe aus dem Kopf schlagen, es ist zu gefährlich für uns beide“ (dazu dürfen wir Stock-Footage-Fitzelchen von New-York-Straßenverkehr-bei-Nacht betrachten).

Am nächsten Tag, auf der „Horgan Rennbahn“. Atlantis 7 hat sich in ein erlesen scheußliches Jeansoutfit inkl. Jeans-Stetson geworfen, für das man meines Wissens auch 1974 schon auf Sicht erschossen werden durfte. Doris Wishman pflegt ihren Fußfetisch und lässt den Kameramann nun Tims Körper aufwärts abfahren. Zumindest diskriminiert Frau Wishman keine Geschlechter. Tim steht blöd in der Landschaft rum und kuckt doof, aber natürlich kann man mit aufregneden Pferderennszenen auch ’ne Menge Zeit schinden (mit dem Hut sieht Tim übrigens aus wie ein verfetterter Lou Bega in weiß). Lustigerweise dürfen wir praktisch das komplette Rennen verfolgen, nur nicht den Zieleinlauf. Tim sülzt rum, dass seine Suche der nach einer Nadel im Heuhaufen gleiche (weil bekanntlich 275.000 Blondinen mit 73-Zoll-Titten auf einer drittklassigen Rennbahn rumlungern). Nachdem wir sicherheitshalber nochmals den Namen der Rennbahn einblenden (hat der Betreiber dafür noch Geld hingelegt?), sehen wir Jane völlig unverschwunden, dafür aber in einem nicht minder verbotenen rosa Schlaghosen-Outfit mit weißen Tupfen (darauf stand 1974 m.W. zehn Jahre Sing-Sing) den nächsten Namen auf ihrer Todesliste abarbeiten. Hans Schmidt ist der Schlimmfinger, gerade stockbesoffen und mit seiner Schlampe Greta am Werk (die is‘ auch nich‘ hübsch). „Da muss mir jemand Allohol in den Wodka getan haben“, lallt Hans bzw. sein Post-Production-Synchronsprecher, denn in der Szene redet kein Mensch. Schlampe Greta kuckt während ihrer Szene immer rückversichernd gen Kamera, wo wohl Doris Wishman ihre „Regieanweisungen“ gab. Hans sackt auf dem Bett zusammen, dieweil Schlampe Greta sich in ein bequemeres Outfit werfen will. Das Bad ist ein einziges Verbrechen von Blümchenmuster (jedes Blümchen ist ungefähr 30 cm groß). Jane attackiert sie mit Chloroform, knebelt, fesselt und tittografiert sie (was jetzt komischerweise auch ohne Ausziehen durch’s Dekolletée geht. Jessas…). Jetzt reibt ihre Titten mit Öl ein (?), ehe sie sich zu Hans ins Bett legt. Der ist zwar weggetreten, sollte aber selbst im Vollrausch und bewusstlos den Unterschied zwischen Schlampe Greta und Jane bemerken. Tut er aber nicht, sondern kaut unbefangen an ihren Titten. „Ja, beiß rein“, freut sich Jane (braucht sie Innenaufnahmen seiner Mundhöhle?). Bei Hans naht die Einsicht: „Seh ich doppelt oder sind deine Bälle wirklich so riesig geworden? Ui, ist mir schlecht!“ Er meint’s anders, aber ich kann ihn trotzdem verstehen. Er fällt tot um (weil die raffinierte Jane ihre Titten vergiftet hat. Das war das „Öl“). Jetzt mus sie sich zum Tittografieren wieder aus dem BH schälen. Ich liebe Continuity innerhalb EINER fuckin‘ Szene. Hans kann gestrichen werden. Leb wohl, Hans.

On a unrelated note – die Sets sind GRÄSSLICH. Ich habe schon jede Menge eklige 70er-Jahre-Sets gesehen, aber das ist eine Beleidigung jeder Design- und Innenarchitektur-Zeitschrift der Jahre 1970-74.
Tim wird von Bill angebimmelt. Der Boss ist pikiert, weil ihm keine Neuigkeiten mitgeteilt werden. „Ich hab ihren Befehl doch ausgeführt,“ motzt Tim. „Na und?“, kehrt Bill den Chef raus, „wo ist sie?“. Weiß natürlich keiner (argh) und im Zweifel ist Tim schuld. Einer ist immer der Loser.

Jane hat sich auf ihrer Liste zu Igor, dem Narbenmann, vorgearbeitet. Im Treppenhaus seiner Mietskaserne zoomen wir sinnlos rum, ehe Igor sie von hinten attackiert und in ein vergleichsweise hübsches rotes Zimmer schleppt. Naja, er ist Russe, da liegt die Farbgebung nahe. Er pflanzt sie in einen Stuhl, die Kamera zeigt alles mögliche, nur nicht das, was im Bild sein soll, dafür aber wenigstens ihre Titten, die Igor schon im Zuge der Fesselungsaktion beinahe ausgepackt hat. Sie schüttelt ihre Dinger ein wenig und Igor radebrecht: „Du uns machen viele viele Ärger!“ Sie spuckt ihn an, wofür er sie haut. Eh, d.h. er legt sanft seine Hand auf ihre Wange, die Soundspur fiedelt ein „WHUMPF“ ein, und Jane beißt auf eine Blutkapsel. Selten überzeugendere Prügel gesehen. Wo man schon dabei ist, könnte man Igors Ansicht auch eine kleine Vergewaltigung unter Freunden durchziehen, aber im unpassendsten Moment klopft Schlampe Greta, die sich wider jeglicher Erwartung an das Busenwunder erinnern kann und ihr ähnlich hart ein paar Watschen klebt. „Jetzt ist sie gar nicht mehr so hübsch“, grinst Schlampe Greta (naja, also, viel Unterschied ist nicht, und „nicht hübsch“ war sie schon vorher). Jane ist von der teuflisch-bestialischen Folter vollkommen zerstört und bettelt flehentlich um ein Glas wasser. „Natürlich haben wir ein Glas Wasser für unseren kapitalistischen Liebling“, grient Schlampe Greta, füllt ein Glas und säuft es demonstrativ vor Janes Nase selbst. Those communist devils! Jane bleibt nichts anderes übrig als ihre Titten vollzubluten.

Die grausamen Folterungen machen nicht nur Jane durstig, sondern auch Igor hungrig: „Habe ich noch nix gegessen ganze Tag“, stammelt er und brav, wie eine Gangsterschlampe nun mal ist, dackelt Schlampe Greta ab zum Großmarkt, Happa holen. Während Igor, dessen Narbe sich mittlerweile wieder etwas weiter zurückgezogen hat, durch ein wichtiges Telefonat mit Mr. Toplar abgelenkt ist, gelingt es Jane, ihren Laserring (!) zu aktivieren und damit ihre Handfesseln aufzurupfen. Mit einem paar Billighandschellen aus dem Sexshop wär‘ das wieder nicht passiert. Jane befreit sich auch von ihren Fußfesseln, greift sich eine günstig herumliegende Flasche und zerbricht sie zwecks zukünftiger Verwendung als Waffe. Toplar indes beglückwünscht Igor zu seiner großartigen Arbeit (die, wir erinnern uns, dadurch ermöglicht wurde, dass Jane zu IHM und seiner offensichtlich allseits bekannten Adresse kam). „Ich nur gemacht haben meine Job“, grunzt Igor. Doch Toplars Ansinnen, nun möge Igor Jane umgehend wieder freilassen, stößt bei Igor begreiflicherweise auf Unverständnis. „Ich nix verstehen (andere Baustelle?)“, brummt er, aber das muss er auch nicht, sagt Scheffe, und Scheffe hat immer Recht. Gut, wer zahlt, schafft an, denkt sich auch Igor, schenkt sich aber erst mal einen Wodka ein. Schlampe Greta kommt mit den Einkäufen zurück und bemerkt ebensowenig wie Igor, dass Jane nur noch so tut, als sei sie gefesselt. Igor merkt’s allerdings spätestens, als Jane mit abgebrochener Bierflasche auf ihn losgeht und das scharfe Glas in Richtung seiner Augenpartie wuchtet! For good measure bringt Jane auch Schlampe Greta um, nimmt sich dann Zeit, ihre Titten vom eigenen vergossenen Lebenssaft zu reinigen und tittografiert ihre Opfer. Wider Erwarten hat sie Igor nicht die Augen ausgestochen, sondern nur seine Stirn geritzt (seufz, naja, in All the Boys love Mandy Lane war das auch tödlich) – er kann noch röcheln. Jane packt trotzdem ihre Siebensachen und haut ab.

Bill tigert in Gegenwart eines mir gänzlich unbekannten anderen Typen auf und ab und kaut sich vor Nervosität die Fingernägel bis auf die Knochen ab. „Jane müsste längst hier sein“, denn es ist kurz vor 10 (und damit offenbar auch schon der 11. März). Unbekannter anderer Typ erkennt die Dringlichkeit der lage nicht: „Dann kommt sie eben morgen oder übermorgen.“ Ist ein Standpunkt, mit dem ich mich anfreunden kann. „Es geht aber um Toplar“, geifert Bill, was streng genommen nicht wirklich etwas erklärt, und „Toplar hat eine Narbe auf der Wange!“ (Ja und? Hat er die ab 10 Uhr nicht mehr?). UAT kann Bill nicht ganz folgen (was ich ihm nicht verdenken kann): „Na und?“ „Sie schwebt in Lebensgefahrt“, hysterisiert Bill, denn… (festhalten): „Die Kamera in ihrer Brust wird explodieren, heute vormittag um 10 Uhr!“ WIE BITTE??? Solche Mätzchen seh ich ja noch ein, wenn man Snake Plissken beauftragt, irgendwas zu apportieren, damit er wieder zurückkommt, aber Hackenochmal, Jane ist eure Agentin, der Fall jetzt nicht gerade ein apokalyptisches Schreckensszenario, wozu also solche Mittel? Und, überhaupt, wäre es vielleicht nicht dann sinnvoll gewesen, Jane das auch zu SAGEN? Actually, Bill entblödet sich tatsächlich nicht, sich eine scheinheilige Begründung für sein Vorgehen aus dem Daumen zu lutschen: „Wenn sie den Termin nicht schafft, haben Toplars Leute sie. Dann wäre sie besser tot als in den Händen dieser Verbrecher!“ (Irgendwie erscheint mir die Schlussfolgerung zweifelhaft. Immerhin ist euch Jane schon mal verloren gegangen, ohne dass Toplar damit was zu tun hatte…). „Es war ein Fehler zu glauben, Jane würde es schaffen“, verzweifelt Bill, aber in LETZTER SEKUNDE (TM) stolpert Jane ins Büro und bricht (warum auch immer… gerade eben war sie ja noch recht fit) zusammen. Der unvorbereitete Doofmann Bill muss jetzt tatsächlich noch einen Krankenwagen rufen! Um Himmels Willen… dagegen hatte Plissken ja wirklich immer eine reelle Chance…

Wir verabschieden uns in eine erbauliche Montage – vorne liegt die bewusstlose Jane rum, im Hintergrund wird operiert. Scheinbar geht alles gut, denn eine Szene weiter kann’s ans Eingemacht egehen, die Identifikation des Mr. Toplar! Jane ist auch dabei und kommentiert die Galerie der Hingemeuchelten mit bissigen Kommentaren (z.B. „das dreckige Biest“ bezüglich Schlampe Greta). Igor hält praktischerweise auf seinem Mugshot die Hände vor’s Gesicht (sonst würde nämlich selbst Blindfisch Bill bemerken, dass man auf Igors Wangennarbe Schach spielen kann und dann wäre die ganze tolle Schlussenthüllung im Eimer) – „das ist doch Igor Stotsky“, wundert Bill sich bei diesem Bild, „dass der schon wieder in den Staaten ist…“ (Er. IHR HATTET DIE GANZE ZEIT SEINE FUCKIN‘ ADRESSE!). Mitten in die ganzen Verbrecherfoto hat sich der versehentliche Schnappschuss von Tim gemogelt. Bill fällt beinahe das Gebiss raus – denn… Tim hat eine (winzige, praktisch unsichtbare) kreuzförmige Narbe am rechten Ohrläppchen (die könnte bei eurer Technik auch nur vom Einbau einer Ohrläppchenkamera stammen…und 09 kann die eigentlich gar nicht gesehen und gemeint haben). „Mein Gott, er ist Toplar!“, herzinfarktet Bill. „Das kann doch Zufall sein“, meint Jane, aber Bill hat sich jetzt was in den Kopf gesetzt und will den fiesen Verräter persönlich einkäschen. „Lassen sie mich das tun“, bittet Jane und wider besseres Wissen erlaubt Bill ihr die Aktion (Memo an den Kameramann: FOCUS! FOCUS!!!).

Jane voiceovert ihre persönliche menschliche Enttäuschung: „Ich dachte, er liebte mich, aber er hat mich nur als Werkzeug benutzt.“ A-haaaaaa. Bitte wann? Bitte wo? Bitte wie? Eher im Gegenteil, er hat ihr ihr armseliges Leben gerettet, als Igor drauf und dran war, sie bestialisch (ähem) zu ermorden. Und abgesehen davon war’s wohl kaum sein Wille, dass sie seine ganze Organisation abmurkst (das alles natürlich unter der Maßgabe, dass Tim tatsächlich Toplar ist). „Ich wollte mit ihm ein neues Leben beginnen“, heult Jane, „Kinder haben wie jede normale Frau“ (eine normale Frau bist du nicht. Wirst du auch nicht werden, so lange du dich von deinen Oschis nicht trennst). Alles sehr sehr dramatisch, tragisch und emotional mitreißend. Yuck.

Tim sitzt in seiner Bude rum und hält Maulaffen feil, als Jane an seiner Türe bimmelt (auf einmal schließen die Leute hier ab, oder was?). Tim ist überrascht, aber erfreut, doch wundert’s ihn, dass Jane so „eiskalt“ ist: „Warum hast du dich nicht wärmer angezogen?“ „Ich hab meinen Mantel im Wagen“, hustet Jane und gibt damit zu verstehen, dass sie wohl nur auf’nen Sprung vorbeigekommen ist. Hindert ihn nicht daran, sie heftigst anzubaggern und ihr nochmals und in aller Ausführlichkeit seine ewige Liebe zu gestehen. Jane ist abweisend und pflanzt sich sicherheitshalber auf eine andere Couch. Tim ist verblüfft, folgt aber auf das zweite Chaiselonge und will sein Herz ausschütten: „Es soll keine Geheimnisse zwischen uns geben. Ich bin in… Geschäfte verwickelt (TITSHOT). Ich muss verrückt gewesen sein, ich habe Menschen betrogen und bin über Leichen gegangen, doch das ist jetzt vorbei!“ Ergreifend. Große Männer – große Gefühle. „Ich liebe dich“, wiederholt Tim und unterbreitet einen Heiratsantrag. Jane sagt nicht mal „nö“, zieht ihre Knarre und erschießt ihn wort- und grußlos. Die Wumme lässt sie fallen und wackelt ab (TITSHOT).

Später klingelt’s Telefon in ihrer Hütte. Bill ist dran (TITSHOT) und hätte „eine ganz heiße Sache in Istanbul“ (TITSHOT), weswegen sie mit der nächsten Maschine (TITSHOT) dorthin (TITSHOT) aufbrechen soll. „Ich mach‘ nicht mehr mit“, lehnt Jane zutiefst gefrustet ab (TITSHOT), aber Bill erklärt ihr, dass sie nicht aussteigen kann, denn „sie leben für diesen Job!“ (TITSHOT). Jane ist trotzdem renitent und bleibt beim stoischen Nein. Doch der nächste TITSHOT geht schon in die bekannte Jumbo-Jet-Stock-Footage über…

Grunz. Film Schrott. Grunz.

Die 70 Minuten „Double Agent 73“ reduzieren das Gehirn eines ausgewachsenen Menschen auf dieses Niveau. Don’t try this at home, kids.

Ganz unabhängig davon, was man von Chesty Morgan halten will (und dazu werde ich sicher noch ausführlich kommen), bleibt eins schon mal festzustellen: Doris Wishman ist schon ’ne Marke… die gute Frau, die im zarten Alter von 48 Jahren (1960) mit dem Filmen anfing (und gleich mit Exploitation anfing), ist jemand, der über 30 Filme (entgegen meiner obigen Annahme war „A Night to Dismember“ nicht ihr letzter Film… bis ins hohe Alter von 90 Jahren drehte sie noch Zeugs wie „Satan was a Lady“, „Dildo Heaven“ und den erst fünf Jahre nach ihrem Tod fertiggestellten und veröffentlichten „Each Time I Kill“, ihren ersten auf Video gedrehten Klopfer) wirklich nichts dazu gelernt hat (oder dazu lernen wollte). Man hat ’ne Idee (oder sowas ähnliches), filmt einfach ein bissl rum, kommt irgendwie auf ungefähr 75-80 Minuten, klatscht „ENDE“ ran und fertig – ob dabei etwas rauskommt, was man ansatzweise Film (so richtig mit narrativer Struktur, kameratechnischer Kompetenz und dem ganzen anderen überschätzten Kram) nennen kann, interessiert doch keinen Menschen.

Ergo braucht ein Wishman-„Film“ auch kein Drehbuch. Das, was man anstelle dessen als grobe Richtschnur zu drehender Szenen verwendete, wurde erdacht von Wishmans Nichte Judy J. Kushner (die später auch z.B. „A Night to Dismember“ schrieb) und von Tante Doris ausformuliert, wobei ich mir das „Erdenken“ ungefähr so vorstelle:

Doris: „Mit der Chesty müsste man noch ’nen Film drehen.“ Judy: „Vielleicht einen Agentenfilm?“ Doris: „Das isses!“

Da man sich mangels eines meßbaren Budgets schlecht an exotischen Locations oder aufwendigen Action-Szenen der Genre-Vorbilder orientieren konnte, mussten halt ersatzweise New Yorker Hinterhöfe herhalten, anstelle des Abenteuers tritt eine simple, ständig wiederholte Abfolge des gleichen Prozederes: Chesty hat ’nen Namen auf ihrer Liste, pilgert hin, fährt aus dem BH, killt den bösen Gangster, repeat. Dazwischen schmurgelt der hässliche, verstoßene, behinderte Verwandte einer Love Story auf Sparflamme und wartet, das man ihn von seinen Leiden erlöst. Unter diesen Voraussetzungen kann natürlich keine schlüssige Geschichte entstehen, also versucht’s Doris gar nicht, sondern ignoriert sämtliche Schwachmatigkeiten der Plotte nach Kräften (dass die ganze Grundidee Kappes ist, ist klar, von der „Bombe-in-der-Tittenkamera“-Geschichte wollen wir gar nicht reden, und mich begeistert immer wieder die Tatsache, dass die „Agency“ angeblich hinsichtlich Toplars Organisation völlig im Dunklen tappt, aber Namen und Adressen aller ihrer Mitglieder greifbar hat). Über die diversen Doofheiten der Geschichte (oben ausführlich ausgebreitet) sollte man nicht nachdenken, das wäre mutwillige Verschwendung eventuell noch zu gebrauchender Gehirnzellen. Also belassen wir’s schlicht und ergreifend dabei, dass Ed Wood im Vergleich zu Doris Wishman nachvollziehbare, interessante Geschichten mit hervorragenden Dialogen schreibt.

Ist ja nicht so, als wäre die Handwerkskunst des Films (bzw. der Mangel daran) nicht Problem genug. Wishman schert sich wirklich einen Scheiß um alle ehernen Grundprinzipien der hehren Filmemacherkunst – da wird sinnlos gezoomt, da wird auf Füße draufgehalten, als würden morgen Schuhe verboten, da fühlt sich der Schnitt an wie eine Massage mit mit dem Morgenstern, da gibt’s Continuity-Fehler zuhauf, die jedem nitpicker Freudenjauchzer der Begeisterung und ein anschließendes freudiges Koma bescheren sollten, da wechseln Tag und Nacht je nach Außen- oder Innenaufnahme, nichts ergibt einen Sinn, nichts erweckt den Eindruck, als hätte Frau Wishman vor diesem nicht schon 18 Filme gedreht (und „Blaze Starr Goes Nudist“ wirkt gegen „Double Agent 73“ regelrecht kompetent), es ist einfach stümperhaft (und einmal mehr strapaziere ich den guten alten Ed-Wood-Vergleich und stelle fest, dass Eddie auch handwerklich gegen Doris Wishman wie das Produkt einer heißen Liebesnacht von Martin Scorcese und Steven Spielberg wirkt). Besonders schauerlich ist, wie schon erwähnt, das handwerkliche Grundrüstzeug wie Kameraführung und Schnitt – die Kamera bediente Nouri Haviv, der interessanterweise vier Jahre später den fiesen „I Spit On Your Grave“ fotografierte, den Schnitt besorgte Co-Star Louis Burdi, der diesen Job öfters mal für Frau Wishman erledigte (z.B. auch bei „Let Me Die a Woman“ oder „Deadly Weapons“), und dafür offensichtlich nicht mehr als ’ne Tube Sekundenkleber und ein altes Brotmesser zur Verfügung hatte. Lustig am Rande ist übrigens, dass die harmlosen Nudisten-Aufnahmen zu Filmbeginn *tatsächlich* Überreste aus „Blaze Starr Goes Nudist“ sind – kein Wunder, dass sie mir bekannt vorkamen. Die „packende Autoverfolgungsjagd“ sollte man als Negativbeispiel schon mal gesehen haben (okay, wenigstens halten Verfolger und Verfolgte nicht an roten Ampeln an und warten geduldig auf Grün), entzückend ist auch das bewährte Stilmittel des „über-wilde-Aufnahmen-von-was-weiß-ich-drüberlabern“, um zu tarnen, dass die Darsteller sich keine drei Zeilen Text merken können und man daher lieber in der Post-Production die Dialoge off-screen draufpackt (da man Chesty ob ihres starken polnischen Akzents eh dubben musste, war’s zumindest kein großartiger zusätzlicher Aufwand). Einen großen Preis für erwiesene Sinnlosigkeit verdient zudem die ganze Sequenz auf der Pferderennbahn, die ich mir – auch speziell dank der zweimaligen Einblendung des Namens der Lokalität – nur so erklären kann, dass der Inhaber dieser Bahn ein paar hundert Dollar zum Budget beisteuerte und die ja irgendwie wieder reinkommen mussten (wer „product placement“ in einem Wishman-Film für eine sinnvolle Investition hält, sollte aber eh den Püschologen seiner Wahl aufsuchen und sich von dem zwangseinweisen lassen).

Die diversen Geschmacklosigkeiten, die sich Kostüm- und Setdekorations-Abteilung leisten (sofern wir nicht davon ausgehen sollten, was mir nicht wirklich unwahrscheinlich vorkommt, dass man eh nur in den Wohnungen der diversen Beteiligten drehte und die Kostüme halt das waren, was die Gesellen eben grad im Kleiderschrank hängen hatten), sind nicht mal mehr unter dem Motto „ja mei, das waren halt die 70er“ entschuldbar – das verursacht massiven Augenkrebs. Und damit die Ohren auch leiden müssen, steuert jemand/etwas namens „Cine Top“ einen Score bei, der prinzipiell zwar aus flockiger 70er-easy-listening-Jingle-Musik besteht, aber eben auch nur aus zwei Themes und daher ungefähr nach einer Viertelstunde nervöse Zuckungen auslöst.

In Deutschland hat der Film keine FSK-Freigabe – ich schätze mal nicht, weil der Streifen nicht zumindest ein rotes Papperl kriegen dürfte, sondern weil CMV sich das wohl nicht wirklich leisten wollte, kost‘ ja alles Geld. Auf der anderen Seite kann man begründet der Ansicht nachhängen (höhö), Chestys Brüste wären allein und für sich schon jugendgefährdend genug (ich will’s nicht beschwören, aber sollte man sich jemals zum Ziel gesetzt haben, einen glücklichen Heterosexuellen kurzfristig die Seiten wechseln zu lassen… drei bis fünf Zwangsvorführungen von Chesty-Morgan-Filmen sollten reichen). Die „Gewaltsequenzen“ sind aus heutiger Sicht recht harmlos (außer, man ist die BBFC und schneidet Jills Ermordung in der Dusche komplett raus; das ist auch die fieseste Szene, da der Flaschen-Augenstecher im „Showdown“ mit Igor sich ja letztlich als Mogelpackung erweist) – andererseits dürfte der FSK die „erst umbringen, dann fotografieren und Fragen überhaupt nicht stellen“-Mentalität des Films nicht wirklich gefallen, also ziehe ich meinen Einwand halbwegs zurück. Nackte Tatsachen gibt’s dafür zuhauf, nur eben zu 95 % der unappetitlichen Art (irks. Desirée Nick soll mir nie mehr mit „Hängetitten“ kommen…), die eigentlich keine Sau sehen will.

Darstellerschelte – Chesty Morgan herself (die übrigens nach Angabe von Augenzeugen heute noch, im stolzen Alter von über 80, in ihrer floridanischen Wahlheimat im weißen Top ohne BH ihren Garten pflegt) dürfte eine der untalentiertesten Anti-Schauspielerinnen seit Erfindung der faulen Tomate sein – gut, man muss auch nicht schauspielern können, wenn man 173 cm Oberweite hat, das übernehmen dann halt die Glocken. Ich halte Chesty für so erotisch wie ein überfahrenes Wildschwein, aber mein Gott, es scheint ja wirklich Leute zu geben, für die „Masse“ alles ist (aber bitte… dann schon lieber Silikontitten, die wenigstens Form und Festigkeit haben). Frank Silvano (Tim) tauchte noch in Wishmans nächstem Werk „The Immoral Three“ auf, befleißigt sich keinerlei Ausstrahlung und lässt seine Liebesschwüre ungefähr so glaubhaft wirken wie die Steuererklärung von Klaus Zumwinkel. Saul Meth (Igor) spielte auch in „Deadly Weapons“ und „A Night to Dismember“ und die Tatsache, dass er selbst eigentlich häufiger als Make-up-Artist (u.a. für Sidney Lumet!) denn als Schauspieler unterwegs war, macht es um so erschütternder, dass seine schrecklich hingeschminkte Narbe kreuz und quer über sein Gesicht wandert (das Make-up hier besorgte übrigens Miriam Meth, der ich glatt ein Verwandschafts- oder Eheverhältnis unterstellen möchte und erstaunlicherweise 2001 und 2002 für ihre Arbeit an der Soap „One Life to Live“ für den Daytime Emmy nominiert wurde). Interessant ist die Vita von „Bill“ Peter Savage, der 1968 in einem deutschen Nudistenfilmchen namens „Heißer Sand auf Sylt“ agierte, 1976 eine kleine Rolle in „Taxi Driver“ spielte und 1980 sogar „associate producer“ von Scorceses „Raging Bull“ war. Komische Karriere – seine Vorstellung ist schauspielerisch vielleicht noch die beste, aber er hat auch die doofsten Lines (den ganzen Bombenmonolog) zu sprechen (man sollte ihm eigentlich aus Prinzip einen Oscar dafür geben, dass er da hinbekommen hat, ohne sich totzulachen oder an Ort und Stelle vor Scham zu implodieren). Die weiteren Aktiven wie Louis Burdi und Buck Starr sind bewährte Mitglieder von Wishmans stock company.

Die CMV-DVD aus der Trash Collection präsentiert den Film in relativ achtbarer Filmqualität – zwar mit Verschmutzungen und Defekten, aber ansehnlich genug und überraschend gut in Kantenschärfe und Farbtreue (Vollbild). Mono-Tonspuren liegen in Deutsch und Englisch vor, als Extras gibt’s zwei Bildergalerien (eine mit Aushangfotos zum Film, aus denen sich die heutigen Illustrationen rekrutieren, eine über Doris Wishmans gesamtes Schaffen), deleted scenes (wie die oben erwähnte Jane/Jill-Szene) sowie den alternativen deutschen Anfang – für die 1975er-Kinofassung hatten clevere Verleiher nämlich ein paar Strip-Szenen aus „Deadly Weapons“ in den neuen Film geschnitten (für den Fall, dass „Double Agent 73“ nicht genügend Chesty-Titten beinhaltete…).

Summa summarum – mein Verstand machte winke-winke, meine Augen wollten sich am liebsten nach innen drehen (wegen der Titten…) und jede Faser meines Körpers war sich vollkommen bewusst, dass „Double Agent 73“ nicht nur inhaltlicher Dünnpfiff, sondern auch handwerklich eine Armutserklärung sondershausen ist, und trotzdem… irgendwie machte der ganze Schotter auf eine perverse Art und Weise Spaß. Ich will den Film so schnell gewiß nicht wieder sehen, aber ich konstatiere – wer sich Trashfan nennen will, der muss da durch. Das Ding ist ein einziger Kopfpatsch-Moment von vorn bis hinten, ein Stirn-Tischplatten-Dengelautomat vom Feinsten, ein schamloser Anbiederer für grenzenlose drinking games (Titshots, Schuheinstellungen, Rumpelzooms… so als Anregungen), aber eine vorherige Gehirnexplantation wäre dringend zu empfehlen. „Blaze Starr Goes Nudist“ ist dagegen zweifellos mindestens „Star Wars“, aber letztlich lustiger (zumindest einmal) ist „Double Agent 73“. Und ich wiederhole mich – wenn mir jemals wieder jemand mit dem „Ed Wood ist der schlechteste Regisseur aller Zeiten“-Spruch kommt, dann leih ich mir diesen Film noch mal aus, setze denjenigen vor den Fernseher, schließe die Tür von außen ab und rufe 75 Minuten später den Leichenbeschauer…

(c) 2009 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 7


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
1 Kommentar
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
View all comments
Gast0815
Gast0815
15. Oktober 2019 11:42

Beim WDR wurde vor einigen Tagen ein Dokumentarhörspiel von Jörg Buttgereit über Doris Wishman mit dem Titel „Satan was a Lady“ gesendet – zum Herunterladen verfügbar bis Oktober 2020.
Wishman wird gesprochen von Gertie Honeck, der Synchronsprecherin von Kate Mulgrew alias Captain Janeway.

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-hoerspiel/audio-satan-was-a-lady–doris-wishman-queen-of-sexploitation-100.html