- Original-Titel: Don't Look in the Basement!
- Alternative Titel: The Forgotten | Death Ward #13 | Don't Go in the Basement |
- Regie: S.F. Brownrigg
- Land: USA
- Jahr: 1973
- Darsteller:
Rosie Holotik (Charlotte Beale), Annabelle Weenick (Dr. Geraldine S. Masters), Bill McGhee (Sam), Betty Chandler (Allyson), Gene Ross (Oliver W. Cameron), Hugh Feagin (Sergeant Jaffee), Camille Carr (Harriet), Harryette Warren (Jennifer D.), Rhea MacAdams (Mrs. Callingham), Jesse Lee Fulton (Jane St. Claire), Robert Dracup (Ray Daniels), Michael Harvey (Dr. Stephens), Jessie Kirby (Danny)
Vorwort
Dr. Stephens betreibt ein privates Sanatorium, in dem er für eine Handvoll „ungeliebter“, vom Rest der Welt „vergessener“ Klapsmüller eine Art familiären Zusammenhalt simuliert. Stephens hängt der Überzeugung an, dass die ideale Therapie nicht etwa die wäre, die Beklopptis von ihren diversen Klatschen zu heilen, sondern sie zu verstärken (?). Es geschieht daher zu seiner völligen Überraschung, dass er – just an dem Tag, an dem seine Krankenschwester Jane ihm verkündet, von dem ganzen Scheiß die Schnauze gestrichen voll zu haben – von Oliver (Wahnvorstellung: er sei Richter) die Axt, mit der der Verrückte seine Aggressionen abbauen soll, ins Genick gedonnert bekommt. Dr. Masters übernimmt ob der Tragödie das Kommando und hat auch gleich alle Hände voll zu tun, denn plötzlich und unerwartet taucht Charlotte auf, eine junge, hübsche Krankenschwester, die Stephens verpflichtet haben will. Masters weiß davon nix, aber weil die Ladung Irrer schwerer unter Kontrolle zu halten ist als der bewusste Sack Flöhe, darf Charlotte den Dienst antreten.
Und schon beginnen die Absonderlichkeiten – die alte Mrs. Callingham raunt Charlotte kryptische Warnungen zu und wird wenig später mit herausgeschnittener Zunge aufgefunden, das Telefon funktioniert nicht, und die Schwachsinnigen (wir hätten da z.B. noch Harriet, die ihr „Kind“, eine Babypuppe, mit Zähnen und Klauen verteidigt, Sergeant Jaffee, der glaubt, immer noch im Krieg zu sein, Allyson, eine Art verhinderte Nymphomanin, Danny, der alles und jeden, speziell seine Mitverrückten, verarscht, und Sam, einen baumlangen Schwarzen mit dem Intellekt eines Kindes) machen’s Charlotte generell nicht leicht. Aber so richtig helle ist unsere Krankenschwester nicht – es braucht die ein oder andere blutig verhackstückte Leiche UND unabhängige Bestätigung durch drei Insassen, bis sie endlich begreift, dass Dr. Masters keine Ärztin ist, sondern auch nur eine Patientin, und eine, die ihre glücklich erlangte neue Position auf gar keinen Fall wieder aufgeben will…
Inhalt
Es wird mal wieder Zeit für einen Griff in die Mill-Creek-Drive-in-Movie-Classics-Wundertüte – ich gestehe, ich habe drei Filme übersprungen, weil mich weder die Community-Komödie „Throw out the Anchor“, der gefürchtete Langweiler „Night Train to Terror“ noch der Blaxploiter „The Guy from Harlem“ sonderlich interessierte. „Don’t Look in the Basement“ schon eher, allein schon deswegen, weil ich vor langer Zeit mal vor hatte, ein Reviewspecial über Filme zu machen, die uns im Titel energisch raten, bestimmte Tätigkeiten nicht zu vollführen, aber für dieses Vorhaben existentieller Filme wie Don’t Open Till Christmas oder eben diesen nicht habhaft werden konnte und es deswegen bleiben ließ. Nun also auf diese Weise.
„Don’t Look in the Basement“ hörte ursprünglich gar nicht auf diesen Titel, sondern auf den etwas generischeren (und irgendwie nicht ganz den „zing“ der Neuschöpfung ausstrahlenden) Titel „The Forgotten“ – es überrascht also nicht, dass wir auf die Empfehlung, nicht in den Keller zu kucken, den ganzen Film über vergeblich warten, dafür uns aber mehrfach versichert wird, die verschiedenen Klapsmühlenbewohner wären „Vergessene“. Und wo’s schon um „Vergessene“ geht, dachte sich Autor Thomas Pope (wenige Jahre später einer der diversen Schreiberlinge von William Girdlers hysterisch-psychedelischem „Der Manitou“), kann man ja auch gleich den Plot „vergessen“, denn so etwas wie eine durchgängige nachvollziehbare Handlung sucht man hier vergeblich.
Das Script konzentriert sich, rein spannungstechnisch gesehen, einzig und allein auf seinen Twist, und den riecht der erfahrene Genrefreund zehn Kilometer gegen den Wind, und auch, wenn’s der erste Psychohorrorthriller sein sollte, den der Zuschauer jemals sah, wird er die Auflösung nach spätestens 10-12 Minuten ausgeknobelt haben, ohne sich sonderlich den Brägen gemartert zu haben (wesewegen ich den Twist auch oben munter gespoilert habe). Ähnlich wie beim jüngst besprochenen Die Saat des Wahnsinns bleibt dem Publikum also nichts anderes übrig als darauf zu warten, dass sein Kenntnisstand und der der Hauptfigur sich einander angenähert haben. Da dies im vorliegenden Fall ungefähr 65 Minuten dauert, gestaltet sich die Zeit bis dahin wieder mal relativ ermüdend, weil wir, wie gesagt, von einer echten Story komplett unbehelligt bleiben. Wir müssen uns daher mit den diversen Marotten der Anstaltsinsassen begnügen, und von denen ist leider keine einzige sonderlich interessant und/oder erschreckend, sondern vielmehr langweilig und nervig. Zwar macht „Don’t Look in the Basement“ nicht – wie die „Saat“ – den Fehler, seine Auflösung schon nach zehn Minuten zu verraten, aber es werden uns wenig glaubhafte Alternativen angeboten – zu sehr versteift sich das Script darauf, dass alle anderen denkbaren Kandidaten (ergo: die komplette Irrenbelegschaft) „unschuldig“ (im Sinne „kindlicher“ Unschuld, nicht juristischer) sind, dass sie zwar alle völlig durchgedreht sind, aber nicht willens und/oder in der Lage dazu, eine durchkalkulierte Mordserie zu veranstalten (zwar axtmördert Oliver, der „Richter“, Dr. Stephens, aber das ist auch im Filmkontext eher ein Unfall bzw. eine katastrophale therapeutische Fehleinschätzung des Doktors) – da braucht’s dann nicht mehr als ein-zwei nur vordergründig unverfängliche Dialogzeilen und der Drops ist gelutscht bzw. dem nicht hirnamputierten Zuschauer klar, wer was warum macht.
Um den Film zu tragen, müssen wir uns also auf zweierlei verlassen – dass der Body Count hoch genug ist und die Verrückten verrückt genug sind, um mit ihren Gimmicks bei Laune zu halten. Klappt nur leider beides nicht wirklich. Die Abgefeimtheiten kommen zu spärlich und erst im Schlussakt geballt, und die Charaktere der Verrückten sind Klischees, die keinen rechten Spaß mehr machen (erst recht nicht mit dreieinhalb Jahrzehnten Abstand) – der starke Riese mit dem Verstand eines Kindes, der immer-noch-im-Krieg-seiende Militär, die Babypuppenmutter, die Nymphomanin, das sind alles derart hausbackene „Irre“, die man in der Drehbuchschreiberfibel vermutlich unter dem Eintrag „NIE mehr verwenden, weil schon 5 Minuten nach Erfindung der Irrenanstalt abgedroschen“ findet. Einzig der „Richter“, der ersatzweise dafür aber einer von den zwei Charakteren ist, bei denen man sich jeglichen Background erspart hat, und der kindliche Riese (was aber nicht am Script liegt) sind einigermaßen erträglich, der Rest hat meist nicht mehr zu tun als aus unterschiedlichsten Anlässen hysterisch zu kreischen, zu heulen oder sich sonstwie künstlich aufzuregen. Als dramaturgisches Konzept für einen Spannungsfilm taugt das herzlich wenig, es sägt nur an den Nerven des Betrachters (so dem das ganze Treiben nicht nach spätestens 40-45 Minuten eh zu langweilig wird und er sanft entschläft). Da unsere einzige positive Protagonistin, Charlotte, doof wie Bohnenstroh ist (und, wie schon oben angemerkt, erst realisiert, dass etwas im Staate Dänemark übel müffelt, nachdem’s ihr drei der Bekloppten unabhängig voneinander versichert haben), fällt auch der Daumendrück-Effekt aus, denn wirklich wünschen, dass sie mit heiler Haut davonkommt, kann man ihr angesichts gezeigter Hirnleere nicht.
Handwerklich regiert rumpeliger 70er-Grindhouse-Stil. Die Production Values sind arg überschaubar und viel zu viel Zeit verbringt Regisseur Brownrigg (der hier sein Debüt vorlegt und später mit „Don’t Open the Door“ und „Keep my Grave Open“ noch zwei weitere filmische Imperative vorlegte) mit dem optisch langweiligen Abfilmen der immer gleichen Korridore (tja, wenn man halt auch nur eine Location hat). Kameramann Robert Alcott (der, gottseimituns, bei Larry freakin‘ Buchanan gelernt hat und dessen AIP-TV-Remakes „Zontar, the Thing from Venus“ und „It’s Alive“ fotografierte) mühts ich redlich um stimmungsvolle Bilder und die ein oder andere etwas vorwitzigere Einstellung (was er auch tun muss, denn Brownrigg beschränkt sich auf einen ausgesprochen statischen Stil), aber es bleibt beim Bemühen – es fehlt das Talent. Brownrigg selbst inszeniert den Film weitgehend ideenlos und die Ideen, die er hat, sind keine guten (z.B. versucht er mehrfach, die Wirkung eines Schockeffekts durch den Kunstgriff, den eigentlichen Effekt erst bei der zweiten „Einblendung“ zu zeigen, zu steigern [das sieht also folgendermaßen aus: Charakter A sieht etwas „schreckliches“, holt Charakter B dazu und dann, mit Bs „Augen“, dürfen wir den Effekt sehen], diese „Verzögerungstaktik“ entfaltet nur leider keinerlei Wirkung). Brownrigg inszeniert den Film schrecklich spröde und tempolos – nur in den letzten vielleicht zehn Minuten findet er den zweiten Gang und drückt etwas auf die Tube, was aber offenkundig nur der Tatsache geschuldet ist, dass er auf Teufel komm raus irgendwie zum Ende kommen muss; zwingend im Sinne von schlüssigem Spannungs- und Tempoaufbau ist das nicht.
Was jetzt noch helfen könnte, wären ein paar saftige Splattereinlagen, aber obwohl „Don’t Look in the Basement“ sich in den 80ern bei den humorlosen Briten auf der „video nasty“-Liste wiederfand, ist der Streifen alles andere als magenumdrehend-bluthaltig, und wenn mal etwas mit Kunstblut hantiert wird, beschränkt sich das dann auch eben meist auf ein wenig Sudelei mit Blutsurrogat – nur die Schlussszene, die in der britischen Videofassung geschnitten wurde (was die Zensoren nicht daran hinderte, die gekürzte Fassung zu verbieten. Heutzutage ist der Film im Vereinigten Königreich frei ab 15), in der ein wenig Witchfinder General-Stimmung aufkommt, ist expliziter ausgefallen (aber auch nicht sensationell… wir reden halt trotz allem über einen Film von 1973).
Es bleibt am Ensemble, das sich aus einer Riege völlig Unbekannter (was ja dann auch wieder irgendwie zum Originaltitel passt) rekrutiert, den Streifen vor der totalen Vergessenswürdigkeit zu retten. Einige geben sich immerhin Mühe. Bill McGhee („Curse of the Swamp Creature“, ein weiterer der Larry-Buchanan-TV-Filme) bringt in die (durchaus dankbare) Rolle des zurückgebliebenen Sam ein erstaunliches Maß an Likeability ein und Gene Ross („Freitag, der 13.: Das letzte Kapitel“, „Halloween 4“) ist als Richter Cameron mit seinen völlig zusammenhanglosen Monologen überraschend effektiv.
Annabelle Weenick („Tödlicher Segen“) ist theoretisch ein tauglicher Schreckschrauben-Drache, wirkt aber praktisch mit der zentralen Rolle des Films völlig überfordert, Playboy-Model Rosie Holotik („Encounter with the Unknown“, „Horror High“) ist sicherlich nett anzusehen, schauspielerisch allerdings ein Totalausfall (kreischen kann sie aber ganz gut).
Betty Chandler zeigt uns immerhin bei jeder Gelegenheit unmotiviert ihre Brüste (und ist auch abseits dieses löblichen Engagements nicht völlig unsympathisch), Camilla Carr („Falcon Crest“, „Flucht ins 23. Jahrhundert“) und Harryette Warren kommen über das Stadium „spielen Bekloppte und gehen dem Zuschauer auf die Weichteile“ nicht hinaus.
Hugh Feagin („In the Year 2889“, auch wieder ein Buchanan-Heuler) könnte als Sgt. Jaffee möglicherweise Eindruck schinden, gäbe das Script ihm wirklich etwas zu tun, und auch Jessie Lee Fulton (eine weitere Buchanan-„Entdeckung“, die’s aber immerhin in zwei Bogdanovich-Filme schaffte) als gutmütige, beliebte, aber innerlich gebrochene Krankenschwester Jane geht mit ihrer Herzensgüte nur tierisch auf den Senkel.
Bildqualität: Mill Creek hat einen für Public-Domain-Verhältnisse noch eben so brauchbaren Vollbildprint aufgetrieben – mittelmäßige Schärfe und unterdurchschnittlicher Kontrast bewegen sich in Best-Entertainment-VHS-Rip-Qualitätsgefilden, Defekte und Verschmutzungen gibt’s in erträglichem Maße, die Kompression verursacht einige Nachzieher.
Tonqualität: Der ausschließlich englische Mono-Ton ist leider sehr matschig und lässt die Dialoge gerne mal unverständlich werden. Deutliches Grundrauschen, einiges Knarzen, auch die (nicht weiter bemerkenswerte) Musik versinkt im dumpfen Soundbrei.
Extras: –
Fazit: Horrorfilme in Irrenhäusern – ein immer wieder beliebtes Thema, aber nur selten kommt wirklich sehenswertes dabei raus (und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das anstehende Remake DIESES Films mit Troma-Leading-Lady Debbie Rochon in der Hauptrolle, daran etwas ändern wird). „Don’t Look in the Basement“ ist wieder nur ein Beispiel für halbprofessionellen Billigschund aus den 70ern, unambitioniert in ein paar Tagen runtergekurbelt, um damit beim schundgestählten Drive-in-Publikum ein paar schnelle Dollar abzukassieren. Große Mühe gab sich kaum einer der Beteiligten – abseits der passablen darstellerischen Leistungen von McGhee und Ross und zumindest dem Versuch von Kameramann Alcott, etwas Pfiff in die dröge Plotte zu bringen, gibt’s hier nichts auch nur ansatzweise Interessantes zu sehen. Einzig als Einschlafhilfe brauchbar, können wir, wenn wir also schon einen Imperativ verwenden wollen, dann doch lieber den verwenden: „Don’t Watch this Movie!“
1/5
(c) 2009 Dr. Acula
Review verfasst am: 09.09.2009