Dirk Gently

 
  • Deutscher Titel: Dirk Gently
  • Original-Titel: Dirk Gently
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  • Regie: Damon Thomas, Tom Shankland
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 2010/2012
  • Darsteller:

    Stephen Mangan (Dirk Gently), Darren Boyd (Richard Macduff), Helen Baxendale (Susan Harmison), Jason Watkins (Detective Inspector Gilks), LIsa Jackson (Janice Pears)


Vorwort

Dirk Gently ist holistischer Privatdetektiv – als überzeugter Anhänger der quantenmechanischen These, dass alles mit allem verbunden ist und daher auf den ersten Blick völlig unzusammenhängende Vorfälle zur Klärung des gerade von ihm bearbeiteten Falls beitragen *müssen*, sind seine Methoden unkonventionell (ebenso seine Ansichten zur Bezahlung von Rechnungen oder des Gehalts seiner Sekretärin)…

1. Fall: Die sprichwörtliche nette alte Dame Ruth Jordan beauftragt Dirk, ihren verschwundenen Kater Henry zu suchen. Nicht gerade ein aufregender Job, aber einer, aus dem Dirk maximales Kapital zu ziehen beabsichtigt. Zufälilg beobachtet er einen Einbruch im Nachbarhaus – der Einbrecher ist sein alter College-Kumpel Richard Macduff und der täuscht das Verbrechen auch nur vor, um unauffällig den Laptop seiner Freundin Susan an sich zu bringen, um eine im Frust geschickte Trennungs-E-Mail zu löschen. Dirk rekrutiert Richard gleich mal für vor-Ort-Ermittlungen in Sachen Henry – hat sich der Kater vielleicht in einem nahen, vermeintlich leerstehenden Lagerhaus verlaufen? Schon möglich, aber genauere Untersuchungen verhindert dierSelbstzerstörungsmechanismus der dort aufgebauten Computeranlage. Das Lagerhaus gehört, wie sich herausstellt, dem Milliardär Gordon Way, der justament seit dem fraglichen Abend verschwunden ist, und wie sich noch weiter herausstellt, sich heimlich mit Susan getroffen hat. Hat Susan eine Affäre? Was genau wollte Way im Lagerhaus bauen? Was hat es mit Ruth Jordans Ehemann zu tun, der ausgerechnet an dem Tag verschwand, an dem Henrys Vorgängerkatze in Ruths Leben trat und an dem Gordon zum entscheidenden Date mit Susan nicht erschien? Und wo ist die gottverdammte Katze?

2. Fall: Dirks und Richards neuester Klient ist Mr. Edwards, ein paranoider Verschwörungstheoretiker, der überzeugt davon ist, vom Pentagon ausspioniert zu werden. Dirk hält diesen Gedanken für reichlich blödsinnig, aber da Edwards Millionär ist, plant er wenigstens eine dicke Rechnung zu schreiben. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem unsere Detekive zur verspäteten Erstbesprechung zu Edwards fahren und den ausgesprochen leichenförmig auffinden. Nachdem sie sich schnellstmöglich vom Tatort entfernt haben und abwarten, bis die Polizei mit ihrem üblichen forensischen Larifari fertig ist, brechen Dirk und Richard in Edwards Haus ein und stehen einem attraktiven weiblichen Gerät gegenüber. Mrs. Edwards, die die Detektive gern weiterverpflichtet. Sie vermutet nämlich, Edwards zwangsweises Ableben wäre eine Folge seines letzten Softwareentwicklungs-Projekts, das jetzt auch verschwunden, vermutlich von Edwards noch versteckt, ist – wüsste man, was es ist, könnte man vielleicht auf den Täter schließen. Auf seine typisch holistische Weise erbrainstormt Dirk, dass Edwards ein Computerprogramm geschrieben hat, das für bereits getroffene Entscheidungen die passende logisch-schlüssige Argumentationskette liefert – ideal z.B., wenn man eine Invasion plant, es einem aber an einer passenden Begründung mangelt. Steht tatsächlich das Pentagon hinter dem Mord? Und was hat das alles mit Mr. Reynolds zu tun, der seit neuestem glaubt, sein Horoskop würde sich unweigerlich wortwörtlich so erfüllen, wie’s ihm täglich vom Supercomputer des Top-Astrologen Terence Brown zugemailt wird?

3. Fall: Dirk und Richard werden als Sicherheitsberater vom Forschungsinstitut ihrer alten Uni angeheuert. Professor Jericho, der einzige, der jemals an die Dirks These Übertragbarkeit der quantenmechanischen Querverbindungen auf das soziale Leben glaubte, sorgt sich um den Fortbestand des Instituts, der durch den kleinsten Security-Breach gefährdet sein könnte. Und immerhin hat Jericho einen sprachkontrollierten Androiden erschaffen, dieweil eine seiner Kolleginnen, Emelda Ransome, an einer künstlichen Computerintelligenz werkelt. Just nachdem Ransome einen entscheidenden Durchbruch, das „Erwachen“ der K.I. „Max“, vermeldet – den außer ihr leider niemand gesehen hat – verschwindet erst Androide Elaine, den Jericho im Andenken an seine verstorbene Tochter getauft hat, und wird dann Jericho selbst in seinem Büro ermordet. Unglücklicherweise avancieren Dirk und Richard zu den Hauptverdächtigen und haben alle Hände voll zu tun, sich außer Sichtweite der in Scharen einfallenden Gesetzeshüter zu halten – dieweil Dirk sich unerwartet zu seiner hochintelligenten Studentin hingezogen fühlt und Susan sich wegen eines Bewerbungsgesprächs auf dem Campus aufhält. Und dann gibt es noch die seltsamen chinesischen Nachrichten in Jerichos e-Mail-Konto und Voicemail und einen chinesischen Programmierer, der nicht ist, wer er zu sein scheint…

4. Fall: Schlechte Zeiten für die holistische Detektei – nicht nur, dass sich seit Monaten kein Klient mehr ins Büro verirrt hat (was hauptsächlich daran liegt, dass der billige Telefon-Antwortservice, den Dirk nutzt, potentielle Anrufer gottweißwohin verbindet, nur nicht ins Büro), Dirks ehemalige Klienten werden reihenweise ermordet (d.h. zumindest mal zwei). Da die Polizei sich begreiflicherweise stark für die einzige Verbindung zwischen den Mordopfern – eben Dirk – interessiert, sieht der sich als Hauptverdächtiger und plant seine Flucht an einen gemütlichen Strand in einem Land ohne Auslieferungsabkommen. Höchstens für die attraktive MILF Melinda und ihr Stalker-Problem hätte er schnell noch Zeit (was primär daran liegt, dass der Stalker niemand anderes ist als Dirk selbst). Schlussendlich muss Dirk aber einsehen, dass seine Nemesis auf Seiten der Polizei, Inspektor Gilks, ihn zwar für inkompetent, aber nicht für einen Mörder hält – nur für ein potentielles weiteres Opfer. Dieweil der Detektei die Zwangsräumung droht und Dirks Privatkrieg mit seiner Putzfrau lebensbedrohliche Züge annimmt, kristallisiert sich als Verdächtiger Robbie Glover heraus, ein Mörder, den Dirk vor Jahren ins Gefängnis brachte, in dem er – in völlig einem mit dem Mord völlig unzusammenhängenden anderen Fall – Beweise fabrizierte, und nun wieder auf freiem Fuß ist. Doch Glover hat im Knast zu Jesus gefunden – nicht, dass er Dirk nicht immer noch abgrundtief hasst, aber noch mehr Mord & Totschlag fände derdaoben vermutlich nicht gut. Richard glaubt Glover kein Wort, für Dirk ist diese Erklärung aber gut genug, und damit stellt er seine Ermittlungsleistung auch ein. Richard kündigt ob dieser Verweigerungshaltung Freund- und Partnerschaft. Aber wenigstens die neue Putze, die Dirk für seine Bude angeheuert hat, macht sich gut…


Inhalt

Douglas Adams ist notorisch schwer zu verfilmen. Das wissen wir nicht erst seit den zahllosen Versuchen, den „Anhalter“ auf die Leinwand zu bringen (und dem, was wir letztendlich in der Hinsicht bekamen). Ein Großteil von Adams‘ Humor liegt nicht in den Plots oder den Dialogen, sondern in seinen Abschweifungen, wortreichen Be- und Umschreibungen und dem ganzen „silly stuff“, den man mühelos (naja, nicht wirklich mühelos, wenn man weiß, wie sehr Douglas das Schreiben gehasst hat. Und konsequenterweise auch so ziemlich jedes seiner Bücher, insbesondere die Anhalter) auf Papier bringen, aber kaum adäquat visuell umsetzen kann (for the record: ich finde im direkten Vergleich Roman [oder Hörspiel]-Fernsehserie die Serie nicht wirklich *gut*.)

Und bei DNAs Dirk-Gently-Romanen mit ihren ausfürhlichen Schlenkern ins Metaphysische sieht die Sache nicht viel einfacher aus [jetzt schweife ich auch ab, was ich ja sonst *nie* tue… aus dem Adams-Kanon bietet sich nur „Starship Titanic“ wirklich zur Verfilmung an, weil es ein Stoff ist, der ursprünglich für ein visuelles Medium – Videospiel – konzipiert wurde). Was nicht heißt, dass es nicht doch jemand versucht, und diese jemand war letztendlich Howard Overman (Creator der britischen Superhelden-Serie „Misfits“ und der Crime-Show „Vexed“), der für BBC4 einen Pilotfilm und eine kurze drei-Folgen-Staffel realisieren durfte. Obschon alle Beteiligten gerne weiter gemacht hätten, die Kritiken und Einschaltquoten auch nicht so schlecht waren, machte der allgegenwärtige Sparzwang der Serie ein Ende, nachdem BBC4 schlichtweg weitere Eigenproduktionen untersagt wurden.

Auch vor diesen Sparmaßnahmen hatte der kleine Sender keine üppigen Finanzmittel, so dass direkte Adaptionen des „Elektrischen Mönchs“ oder des „Langen dunklen Fünf-Uhr-Tees der Seele“ ausfielen. Für den Pilotfilm bediente sich Overman zumindest noch Motiven, Elementen und Charakteren des „Mönchs“, die drei ein Jahr später entstandenen „regulären“ Serienfolgen sind komplett neu erdachte Geschichten.

Sind es denn Geschichten im Sinne DNAs? Hmtjahrchjein… DNAs spezifischer Humor ist un-imitierbar (selbst Eoin Coulfer, dem ich’s zugetraut habe, ist an der Aufgabe gescheitert) und der Dirk Gently, den wir hier in voller Lebensgröße vor uns haben, ist jetzt sicherlich nicht *der* Dirk Gently, den wir uns anhand der Romane vorgestellt haben. Overman macht aus ihm schon im Endeffekt einen dieser seit „House“ typischen besserwisserischen Seriencharaktere, die ihre (vermeintliche) intellektuelle Überlegenheit den Normalsterblichen gegenüber gerne raushängen lassen und genauso von den Normalsterblichen als „irre“ ignoriert werden. Es ist ein Template, das sich vom erwähnten „House“ über „Lie to Me“ und „Monk“ bis zu „The Mentalist“ oder „The Finder“ durchzieht – es heißt aber auch, dass es nötig macht, aus Gently einen „proaktiveren“ Charakter zu machen – Overman macht aus ihm eine zwiespältige Figur: einerseits ist er durchaus an seiner Detektiverei interessiert und kommt in der dritten Episode zum Schluss, dass er entgegen ursprünglicher eigener Annahme tatsächlich recht *gut* ist, zum anderen ist er aber (primär in der von uns nicht beobachteten Vergangenheit, aber dann und wann auch „on camera“) durchaus auch als „con man“, Trickbetrüger und Gelegenheitsganove unterwegs, gern bereit, eine alte Oma zu bescheißen oder einem ermordeten Klienten erst mal die Brieftasche auszuplündern. Ich hab die Gently-Romane zugegeben nicht grad gestern zuletzt gelesen, aber ich wüsste jetzt nicht, dass Gently in den Romanen (von seiner Uni-Vergangenheit, auf die auch in der Serie einigermaßen werkgetreu verwiesen wird, und seinem Hang, auch notfalls einen dreiwöchigen Urlaub auf seine Spesenrechnung zu setzen, abgesehen) wirklich kriminell veranlagt wäre.

Der TV-Gently kann charmant, einfallsreich und brillant schlussfolgernd, aber auch borniert, selbstsüchtig und jähzornig sein – fernsehdramaturgisch ist daher unabdingbar, dass er seinen Watson, seinen Foreman, seine Lisbon als „straight man“ braucht. Der Einfall, daraus Richard Macduff (eine Figur aus dem „Mönch“) zu machen, erweist sich als trefflich – er ist die Wand, gegen die Gently die Bälle, die im Roman innerer Monolog oder Sache des Erzählers wären, spielen kann. Als weiteres festes Ensemble etabliereren sich Susan (vom Roman zu Serie von Gordons Schwester zu seiner Jugendliebe mutiert, aber hier wie dort Richards Freundin), Inspektor Gilks als Dirks Intimfeind bei der Polizei und Dirks Sekretärin Janice, deren Gehalt er ebenso konsequent nicht bezahlt wie sie im Gegenzug die Arbeit verweigert (sie verbringt ihre Arbeitszeit damit, dezidiert *nicht* zu arbeiten, Dirk zu beleidigen oder wüste Drohungen in ein Notizbuch zu malen; Dirks Argument, sie nicht zu bezahlen, geht dahin, dass sie nur erscheinen würde, solange sie die Hoffnung hat, Dirk könnte sie irgendwann bezahlen, ein Incentive, der wegfiele, zahlte er tatsächlich).

Auch wenn keine der Episoden als direkte Adaption eines Romans zu sehen ist, schaffen es doch viele Anspielungen in die Serie – der Plot des Pilotfilms teilt einige Elemente mit dem ersten Roman, auch in der zweiten Folge tauchen Motive aus dem „elektrischen Mönch“ auf (in dem Fall der McGuffin des „Reason“-Computerprogramms), Folge 4 greift den im „Fünf-Uhr-Tee der Seele“ geschilderten eskalierenden Kleinkrieg Dirks mit seiner Putze auf und Geschichten wie Dirks System der Zen-Navigation oder sein wurmstichiges Auto „Princess“ finden als running gags Verwendung.

Die Qualität der einzelnen Geschichten an sich ist wechselhaft – die erste Episode, die sich aus der simplen Katzen- und Beziehungsbetruggeschichte in eine SF-Geschichte verwandelt, die, wie gesagt, einige Ideen und Handlungsfäden des „elektrischen Mönchs“ verarbeitet, und die zweite Geschichte, ohne SF-, dafür aber mit Paranoia-Conspiracy-Thriller-Elementen, sind einfallsreich, witzig und machen vor allen Dingen viel aus dem Gimmick der holistischen Methodik (man könnte sogar sagen, es ist ein „ernsthafterer“ Versuch, mit diesem Gimmick zu arbeiten als es die Romane taten), das hier breiten Raum einnimmt und zu atemberaubenden Schlussfolgerungen führt, sind sicherlich die einfallsreichsten. Episode 3 ist dagegen zwar wieder eine SF-Geschichte, allerdings relativ „straight“ erzählt und ohne großen Entfaltungsspielraum für die Holistik. Auf der Plusseite verbucht diese Folge Charakterbackground für Dirk Gently und einen glatt anrührenderen, emotionaleren Umgang mit dem Thema der Künstlichen Intelligenz als Spielbergs „A.I.“ (kein Kunststück, ich weiß). Es ist aber auch die Episode, die, obwohl DNA sicherlich an der Thematik stark interessiert gewesen wäre (K.I. ist ja auch ein zentrales Thema von „Starship Titanic“), sich am weitesten vom Adam’schen Stil entfernt. Die vierte Folge (bei der man generell kritteln kann, dass sie, was character development angeht, viel zu früh kommt. In Folge 3 hat Richard noch seiner Susan erklärt, dass eine Aufgabe der Detektei für ihn nicht in Frage kommt, in Folge 4 schmeißt er angenervt den Kram hin) ist dann von der Story her konventionellste Krimi-Geschichte, die, abgesehen von der in der Tat DNA-würdigen Auflösung, auch als eine „Mentalist“-Folge funktionieren könnte (weswegen wohl bewusst hier einige direkte Zitate aus dem „Fünf-Uhr-Tee“ untergebracht wurden; geschrieben wurde diese Folge übrigens als einzige nicht von Overman, sondern von Jamie Mathieson [Frequently Asked Questions About Time Travel]).

„Dirk Gently“ in Serienform ist dabei nicht durchgängig lough-out-loud-komisch. Jupp, alle Folgen haben gute Gags (mit der dritten Folge als die mit der geringsten Gag-Dichte), zwischendurch wird sich jedoch auch mal ernstlich um den Fall gekümmert oder Charakterentwicklung betrieben, d.h. man wird sich nicht permanent totlachen und nicht immer folgt der Humor dem Prinzip der Absurdität, wie es Adams pflegte, natürlich um so weniger, je weiter sich die Geschichten vom typischen Adams-Wahnwitz entfernen – das geht dann stärker in die Richtung „klassischen“ britischen Humors als in die spezifischer Adams-Komik; es ist dafür ein zugänglicher, „mainstreamkompatiblerer“ Humor als ihn die (ebenfalls nicht durchgängig zum Brüllen komischen) abgedreht-schrägen Gently-Romane mit sich bringen.

Auch wenn die Produktion nicht im Geld schwamm und daher potentiell teure Special FX nach Möglichkeit vermieden werden (und wenn sie dann eingesetzt werden, wie die Lagerhausexplosion in der ersten Folge, sind die sicher nicht state-of-the-art), gewährleistet eine BBC-Produktion einen gewissen handwerklichen Standard. Sowohl der international noch nicht sonderlich auffällig gewordene britische TV-Regisseur Damon Thomas, der die Pilotepisode werkelte, als auch der wesetnlich renommiertere Tom Shankland („W Delta Z“, „The Children“), der für die drei Serienepisoden verantwortlich zeichnet, lassen sich die begrenzten finanziellen Möglichkeiten nicht anmerken und kreieren einen sehr slicken, polierten Look – wann möglich, wird on location gedreht und Sets wie Gentlys liebevoll-verwahrloste Wohnung oder die nicht minder chaotische Detektei sind ansprechend detailliert dekoriert. Die Kameraarbeit erfüllt gehobene Ansprüche und, ja, ich erlaube mir das zu sagen, die Enscheidung, „Dik Gently“ nicht im heutzutage üblichen atemlosen Tempo zu gestalten (eine Entwicklung, die daher kommt, dass die typische 60-Minuten-Show heute ja nur noch 38-39 Nettominuten Zeit hat und nicht mehr 47-48 wie noch in den 70ern und 80ern), ist sehr entspannend – es ist nicht so, als hätte „Dirk Gently“ keine Energie, aber es ist „relaxte Energie“ (schließlich hat Dirk 55 bis 58 Minuten Zeit, um einen Fall aufzuklären, er darf also auch mal abschweifen); spannend, ohne gehetzt zu sein, ist die Devise.

Ein Sonderlob verdient sich der irgendwie typisch britische Score von Daniel Pemberton und ganz speziell das Theme.

Ohne gute Darsteller würde die ganze Operation aber dennoch im Sand verlaufen, aber andererseits wachsen hervorragende Schauspieler auf der Insel doch auf Bäumen. Stephen Mangan (immerhin in der späten Fortsetzung „Adrian Mole: The Cappuccino Years“ Darsteller der 80er-Kultfigur himself, außerdem in „Billy Elliott – I Will Dance“ zu sehen) ist sicher nicht ganz der Dirk Gently, den man vor seinem geistigen Auge gesehen hat, aber… seine Interpretation des Gently „grows on you“, wie man so schön sagt – nach den vier Folgen bin ich bereit, ihm auch größere Aufgaben wie z.B. einen gewissen Doktor zuzutrauen… Darren Boyd („Smack the Pony“, „ReGenesis“) gibt, wie schon angedeutet, einen exzellenten straight man zu den unberechenbaren Eskapaden Gentlys ab. Helen Baxendale (schon bei „Adrian Mole“ mit Mangan zusammengetroffen und mit einem recht eindrucksvollen 14-Episoden-Stint als eine von Ross‘ Ex-Frauen in „Friends“ am Gürtel) und Jason Watkins („Bridget Jones“) haben nicht so viel zu tun, um sich wirklich im Gedächtnis zu halten (liegt natürlich daran, dass man z.B. Watkins Rolle als Gentlys Polizei-Nemesis mehr oder weniger einfach glauben muss… das ist etwas, was sich in einer länger laufenden Serie hätte organisch entwickeln müssen).

Die Gaststars sind durchaus fähige Leute – Doreen Mantle, eine britische TV-Veteranin, die vor allem für ihre Auftritte in der Sitcom „One Foot in the Grave“ geschätzt wird, im Kino in Barbra Streisands Ego-Vehikel „Yentl“ gesichtet wurde, ist als alte Dame mit Geheimnissen in der Pilotepisode ausgezeichnet, Miranda Raison (in Folge 2 als Kate Edwards dabei) gehört zur Stammbelegschaft von „Spooks – Im Visier des MI5“ (und parodiert das offensichtlich in ihrer hiesigen Rolle), Cosima Shaw (ebenfalls Folge 2) könnten Freaks aus „V wie Vendetta“ kennen, aufgrund ihrer deutschen Herkunft ist sie aber auch immer wieder in deutschen Produktionen, zuletzt in „Die vierte Macht“ zu sehen, Paul Ritter (ihr hiesiger Ehemann) ist u.a. in „Der Adler der neunten Legion“, „Harry Potter und der Halbblutprinz“ und „James Bond – Ein Quantum Trost“ auffällig geworden. Colin McFarlane (Terence Brown in Folge 2) war schon in „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ mit von der Partie. Charakterdarsteller Bill Patersons (Professor Jericho) Vita beinhaltet Werke wie „Killing Fields“, „Magere Zeiten“, „Die Malteser des Falken“, Gilliams „Baron Münchhausen“ oder Richard Loncraines fantastische Alternativwelt-Version von „Richard III.“.

DVD: „Dirk Gently“ wird von ITV Studios Home Entertainment (dem Heimvideoarm der von der BBC beauftragten Produktionsfirma) auf DVD vertrieben. Die komplette Serie passt auf eine DVD (seufz) und wird in ausgezeichnetem 1.85:1-Widescreen (anamorph) präsentiert. Scharf, kontrastreich, farbecht, störungsfrei.

Die Tonspurauswahl beschränkt sich auf Englisch in Dolby 2.0, opitionale Untertitel sind zuschaltbar (die aber zumindest bei meiner DVD im Schlussakt der Pilotfolge spurlos verschwinden. Macht aber nix, da sich alle Beteiligten eines hervorragend verständlichen Englisch bedienen).

Extras gibt’s leider keine.

Fazit: Dass „Dirk Gently“, die TV-Serie, nicht unbedingt „Douglas Adams‘ Dirk Gently“ sein würde, liegt auf der Hand, zu unverfilmbar ist die metaphysische Krimi-SF-Fantasy-Komödie, die DNA in seinen Gently-Romanen konzipierte (nicht nur aus intellektueller, sondern natürlich auch aus finanzieller Hinsicht. Im Buch kostet es schließlich nichts, einen britischen Privatdetekiv mal eben nach Asgard zu verfrachten). Was ist „Dirk Gently“, die TV-Serie, dann ersatzweise? Ein schräge, manchmal extrem witzige Krimikomödie mit phantastischem Einschlag (ohne dass die SF-Elemente sich so in den Vordergrund schieben wie die phantastsichen Elemente in den Romanen), ein bisschen „House“ meets „Mentalist“ meets „Doctor Who“. Auf seine Weise very british und vielleicht nicht die Gently-Serie, wie Douglas Adams sie geschrieben hätte, vielleicht aber auch eben nicht die Gently-Serie, wie Douglas Adams sie nicht geschrieben hätte (if that makes sense, which I doubt).

Sagen wir’s ganz simpel: mir hat’s gefallen, ich hätte gerne mehr gesehen.


mm
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