Gott vergibt, Django nie!

 
  • Deutscher Titel: Gott vergibt - wir beide nie!
  • Original-Titel: Dio perdona... Io no!
  • Alternative Titel: Gott vergibt, Django nie! | Zwei vom Affen gebissen |
  • Regie: Giuseppe Colizzi
  • Land: Italien/Spanien
  • Jahr: 1967
  • Darsteller:

    Terence Hill (Cat Stevens/Django), Bud Spencer (Hutch Bessy/Dan), Frank Wolff (Bill St. Antonio), José Manuel Martin (Bud), Gina Rovere (Rose), Tito Garcia (Tam-Tam), Frank Brana


Vorwort

Texas – ein brutaler Eisenbahnüberfall. Die Beute: 300.000 Dollar in Gold – Opfer: alle Passagiere und das komplette Zugpersonal. Versicherungsagent Dan versteigt sich auf den Gedanken, ein solcher heimtückischer Plan könne nur auf dem Mist des Oberschurken Bill St. Antonio gewachsen sein. Problem an dieser Theorie: Revolverheld und Profi-Spieler Django hat Bill vor knapp einem Jahr ins Jenseits befördert. Dan spürt Django auf und vermittelt ihm seinen Gedankengang und schlägt vor, der Sache gemeinsam nachzugehen. Auf den Klotz am Bein verspürt Django aber keinen Bock – er klaut Dans Pferd und macht sich auf, auf eigene Faust Nachforschungen anzustrengen. Tatsächlich verdichten sich die Hinweise, dass Bill sein Ableben nur vorgetäuscht hat und nun südlich der Grenze sein neues Hauptquartier aufgeschlagen hat. Dan rettet Django aus einer prekären Situation – gemeinsam gelingt es dem ungleichen Duo, die Beute zu requirieren und zu verstecken. Allerdings herrscht Uneinigkeit über das weitere Vorgehen, was im Austausch von harten Hieben gipfelt und dazu führt, dass Bills Bande die beiden einkäschen kann. Bill erläutert die näheren Umstände seines vorgetäuschten Todes und lässt Django und Dan foltern, um seine rechtmäßig geraubte Beute wiederzuerlangen. Django gelingt allerdings dank Bills tumben right-hand-man Bud die Flucht..


Inhalt

Western sind bekanntlich nicht mein absolutes Spezialgebiet, aber wenn einem mal ein interessantes Exemplar über den Weg läuft, darf man ja mal hinsehen. „Gott vergibt – wir beide nie“ verdient sich seinen Platz in der Ruhmeshalle des Italo-Western durch den Fakt, das erste echte Aufeinandertreffen von Terence Hill und Bud Spencer zu sein, auch wenn Hill klar die Hauptrolle spielt und Spencer (aber schon unter seinem Künstlernamen) lediglich eine tragende (manchmal im Wortsinne) Nebenrolle spielt. Außerdem ist das Kuriosum anzumerken, dass der Streifen hierzulande in zwei Versionen bekannt ist – ursprünglich wurde der Streifen, nachdem die Spencer/Hill-Prügelorgien populär wurden, in einer auf Klamauk synchronisierten (und stark gekürzten) Comedy-Fassung gezeigt, erst viel später wurde (wenn mich nicht alles täuscht, durch’s öffentlich-rechtliche TV) eine neue, der Ernsthaftigkeit der Materie angemessene Neusynchro angefertigt (was allerdings die Neu-Synchroautoren nicht dazu bewegen konnte, auch die Charakternamen wieder dem Original anzupassen; natürlich ist der Film mitnichten ein „echter“ Django-Film, sondern wird m.W. nur im deutschen Sprachraum als solcher gehandelt).

Die mir vorliegende Fassung (aus der Carol-Media-„Spencer-Hill-Collection“) ist absolut ungekürzt und damit wohl auch länger als die TV-Fassungen (es handelt sich um eine dreisprachige Fassung – neben einem längeren, ca. 8 Minuten langen Block, der Englisch mit deutschen Untertiteln präsentiert wird, gibt es zwei kürzere Passagen im italienischen O-Ton ohne Untertitel. Da dieser Umstand nicht auf dem Cover angegeben wird, sollten Synchro-Puristen gewarnt sein.
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Der Streifen selbst ist ein eher ungewöhnlich strukturierter Spaghetti-Western von Giuseppe Colizzi, der mit den Charakteren Cat Stevens (Django) und Hutch Bessy (Dan) aka Hill und Spencer noch die schon komödiantischer geprägten Nachzieher „Vier für ein Ave Maria“ und „Zwei hau’n auf den Putz“ (in einer ernsthafteren Fassung auch als „Hügel der blutigen Stiefel“ bekannt). Colizzi beginnt mit einem eindringlichen, fast schon Horror-artigen Bild, wenn der überfallene Zug unkontrolliert in den Bahnhof rumpelt und die Wartenden entdecken, dass die komplette Zug-Besatzung hingemetzelt wurde – das erinnert fast an das Schlussbild von Ossorios „Nacht der reitenden Leichen“. Diese Härte erreicht der Streifen selbstverständlich, trotz der üblichen eher laxen Einstellung zum Thema „Wertschätzung von Menschenleben“ (wer in diesem Film irgendeinen Charakter, egal ob „gut“ oder „böse“, nervt, wird erschossen), nie wieder. Dafür entfaltet Colizzi die Story auf fast schon Kurosawa’esque Art, indem uns die Hintergrundgeschichte des Konflikts Django (Cat)/Bill in mehreren Flashbacks vermittelt wird – wodurch der Regisseur aber auch übertüncht, dass sich bis zur Entdeckung des Bandenverstecks nicht wirklich etwas aktionsgeladenes tut, da wird viel durch die typischen spanischen „Wildwestlandschaften“ geritten, aber nur selten mal das Tempo angezogen. Trotz der Flashback-Sequenzen zieht sich das Prozedere bis weit ins zweite Filmdrittel schon etwas; das liegt auch daran, dass es dem Film in diesem Zeitraum, in dem die Protagonisten noch grübeln, wie was und warum, es an einem klar definierten Gegner fehlt – wir ahnen bzw. wissen zwar, wer es ist, aber er ist nicht präsent (das scheint auch Colizzi eingefallen zu sein, weswegen es etwa so zur Filmmitte die längere – hier englisch synchronisierte – Sequenz gibt, in der Bud und seine Spießgesellen ein paar Mexikaner aus Spaß anner Freud terrorisieren. Trägt zur eigentlichen Geschichte nicht viel bei, aber erinnert uns daran, dass es ein paar Böse gibt, die auch furchtbar fiese Dinge tun wie Marshalls erschießen, mexikanische Faulpelze abmurksen und deren Frauen vergewaltigen). Bis zum dritten Akt laufen sogar die jeweiligen Subplots um Django und Dan, also Hill und Spencer, parallel – schade, da bereits hier die chemistry zwischen den beiden Darstellern spürbar ist (was dann auch produzentenseits erkannt und Spencers Rolle in den Nachfolgefilmen aufgewertet wurde… dennoch befand man es in beiden Sequels für notwendig, einen internationalen Star – Eli Wallach und Woody Strode respektive – dazuzuspannen).
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Obwohl der Grundtenor des Streifens ernsthaft ist, entbehrt auch die „seriöse“ Fassung nicht einiger komödiantischer Elemente, diese stehen zwar im Hintergrund, sind aber vorhanden und ebnen den Weg hin zu den späteren Comedy-Western des dynamischen Duos.

Breit angelegte Action ist die Sache des Streifens nicht – zwar wird, wie gesagt, eifrig und in zynischer Weise gestorben, aber nicht in Form elaborater set pieces und auch nicht im graphisch-blutigen Leone/Peckinpah-Stil. Ersatzweise bietet der Film sehr solide bis überraschend einfallsreiche Kameraführung von Alfio Contini (der sowohl Antonionis „Zabriskie Point“ als auch zahlreiche Celentano-Klamotten fotografierte), die dem eigentlich unspektakulären Treiben einen gewissen künstlerischen Anspruch verleiht. Der Score von Angel Oliver ist meist gefällig, klingt aber manchmal gefährlich deplaziert.

Terence Hill und Bud Spencer ergänzen sich, wie schon erwähnt, bereits in diesem Embryonalstadium ihrer Zusammenarbeit hervorragend – schade, dass ihre gemeinsamen Szenen vergleichsweise spärlich und größtenteils erst im Schlussakt vorkommen. Dafür allerdings kommt der Fan in den Genuss einer Spencer-gegen-Hill-Prügelszene. Nicht zu unterschätzen ist allerdings auch die Leistung des altgedienten Eurotrash-/Italowestern-Recken Frank Wolff („Leichen pflastern seinen Weg“, „Spiel mit das Lied vom Tod“, der seinen Bill St. Antonio als skrupellosen, aber charmant-heiteren Schurken anlegt. Die einzige Frauenrolle belegt Gina Rovere („James Tont: Operation Goldsinger“, „Warum bellt Herr Bobikov?“, „Catch-22“) recht eindruckslos, in einer kleinen Rolle ist der spanische Trash-Experte Frank Brana („Supersonic Man“, „Folterzug der geschändeten Frauen“, diverse Santo- und Drei-Supermänner-Filme) zu entdecken.
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Bildqualität: Der 2.35:1-Widescreen-Transfer ist für einen Release dieser Preisklasse überraschend gut (allerdings nicht anamorph) und obschon aus offensichtlich unterschiedlichen Quellen zusammengestoppelt, recht einheitlich, jedoch auf der insgesamt eher etwas zu dunklen Seite. Die Schärfewerte sind ordentlich, der Kontrast könnte etwas besser sein. Für ein 3-Filme-auf-einer-DVD-VÖ aber durchaus anständig (allerdings gibt’s einen leichten Mastering-Fehler am oberen Bildrand, der am TV-Schirm allerdings meist im Overscan-Bereich versteckt bleibt, nur bei den eingefügten englischen Passagen in den sichtbaren Bereich lugt).

Tonqualität: Der deutsche Dolby 2.0-Ton ist insgesamt etwas etwas knarzig, sowohl, was Dialoge als auch Musik angeht. Die italienischen Passagen (vielleicht anderthalb Minuten) sind nicht untertitelt (allerdings tut sich da auch nichts gravierend relevantes), der größere englische Block mit festen deutschen Untertiteln (mit der ein oder anderen Kuriosität – „Gimme a drink“ wird mit „Gib mir einen Trink“ übersetzt).

Extras: Es gibt, wie schon im „Hannibal“-Review bemerkt, nur eine Bildergalerie für alle drei Filme.

Fazit: „Gott vergibt – wir beide nie“ ist stand-alone betrachtet, kein filmischer Weitwurf – trotz guter Kameraarbeit und einem interessanten erzählerischen Ansatz kommt der Streifen nie recht in Fahrt, was vielleicht auch an der Uneinheitlichkeit von straighter, typisch nihilistischer Italowestern-Geschichte und leichten komödiantischen Anklängen (und einem etwas aufoktroyierten, franchise-orientierten Happy End) liegt. Ein wenig mehr Action und/oder Drastik wie in den Eröffnungsminuten hätte dem Film, ebenso wie eine Straffung auf 90 Minuten (was der deutsche Verleiher dann auch im Rahmen seiner Comedy-Fassung besorgte), nicht geschadet. Interessant aber eben als erstes „wichtiges“ Zusammentreffen von Terence Hill und Bud Spencer und erste Blaupause eines Erfolgsmodells, das seine Protagonisten zu Weltstars und Kassenfüllern machte. Noch ist die Formel nicht ausgereift, aber man erkennt, dass die natürliche chemistry zwischen Hill und Spencer nur darauf wartet, gewinnbringend ausgenutzt zu werden. Insgesamt also eher historisch als für sich alleine betrachtet interessant, und, da man quasi zwei andere Filme mehr oder weniger kostenlos dazubekommt („Hannibal“ und den Spencer-Solo-Klopper „Charleston“), macht man mit der Anschaffung dieses Dreierpacks wenig verkehrt.

(c) 2007 Dr. Acula


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