- Deutscher Titel: Die wilde wilde Welt der Jayne Mansfield
- Original-Titel: The Wild Wild World of Jayne Mansfield
- Regie: Charles W. Broun jr., Joel Hult, Arthur Knight
- Land: USA
- Jahr: 1967/68
- Darsteller:
Jayne Mansfield
Mickey Hargitay
Robert Jason
Fernand Aubrey
Monte Duro
Lino Enner
Brigitte Halberg
Bob Oliver Rocky Roberts & The Airdales
Lila Solh
The Ladybirds
Vorwort
Im Leben eines jeden B-Movie-Rezensenten kommt einmal der Tag, an dem er im übertragenen Sinne die kniehohen Gummistiefel und die AIDS-Handschuhe anziehen muss, um kräftig im absolut tiefsten Unrat cineastischer Ausschussware zu wühlen – sprich, er muss sich einen „Mondö-Film ansehen (jaja, ich weiss, müssen muss ich gar nichts, und niemand zwingt mich hier mit vorgehaltener Pistole, irgendeinen speziellen Film anzusehen; aber man hat halt an sich einen gewissen Anspruch auf Vollständigkeit). „Mondö-Filme beziehen ihren Namen (und ihren sprichwörtlich schlechten Ruf) auf den 1964er-Hobel Mondo Cane von Jacopetti, der aus unerfindlichen Gründen zu einem Welterfolg wurde – die Machart der Streifen ist eigentlich immer der selbe – über zusammenhanglose Schnipsel vermeintlich bizarrer, absurder und „abartiger“ Szenen legt man einen pathetischen Kommentar, der unverdrossen über die abgebildeten „Widerwärtigkeiten“ schwadroniert und selbige verdammt, während der Film sich begierig gerade in diesen suhlt. Dem Genre kann ich persönlich überhaupt nix abgewinnen, seit ich den Original-Gesichter des Todes (selbstredend unerlauberweise im zarten Mittel-Teenie-Alter… man musste schon damals Opfer bringen, um cool zu sein; allerdings kosteten diese Opfer seinerzeit nicht so viel Geld wie die notwendigen Markenklamotten heute) betrachten „durfte“, aber nach wie vor erweist sich ein Faces of Death-Schriftzug auf der Videohülle als verkaufsfördernde Massnahme, obgleich mittlerweile everyone and his brother weiss, dass 90 % der angeblich echten Aufnahmen gefaked sind (und wer so abgestumpft ist, dass er tatsächlich den echten Snuff für seinen Kick braucht, soll er doch einfach eine kurze Reise nach Tschetschenien, Afghanistan oder in den Kosovo unternehmen – schätze, dort findet er alles, was sein Herz begehrt).
Gut, Beruhigung, tief durchatmen – nicht alle Mondo-Filme beschäftigen sich mit Tod und falsch verstandenen (bzw. bewusst falsch interpretierten) Naturvölkern, es gibt auch harmlosere Vertreter (z.B. eine skurrile Filmcollage namens Mondo Mod, die sich eben mit dem Mod-Movement beschäftigt), und einen solchen hab ich mir dann ausgesucht. Eine kleine Entscheidungshilfe kann natürlich auch gewesen sein, dass Jayne Mansfield, die Zentralfigur unseres heutigen Streifens, nicht nur ein Blonde-Bombshell-Prototyp ist, sondern ihr Leben und ihre Karriere bizarr genug war, um irgendwie wie die berühmte Faust aufs Auge auf diese Seiten zu passen. Daher erst mal ein kurzer biographischer Ausflug: Jayne Mansfield, mit einer Atom-Age-Oberweite und (im Gegensatz zu ihrem Image) mit einem IQ von 163 ausgestattet, wurde im Fahrwasser von Marilyn Monroe für kurze Zeit zu einem absoluten Hollywood-Top-Star (in Zeiten, in denen nicht jeniger drittklassige Grimassenschneider mit 20-Mio-Dollar-Gagenschecks zugeschissen wurde, taxierte ihr Studio 20th Century Fox die Mansfield auf dem Höhepunkt auf ihrer Karriere auf eben 20 Mio. Dollar) – der Ruhm währte jedoch nur zwei oder drei Jahre und schnell fand sich die Mansfield, von der Studiomaschinerie schnell auf repetitive Seicht-Komödien geeicht, an der Seite ihres Ehemannes, dem Bodybuilder Mickey Hargitay (der selbst später in zahlreichen Italo-Exploitern sein Geld verdiente), in Grützefilmen made in Europe wieder (Sandalenschinken wie The Love of Hercules, Primitive Love – ein früher italienischer Mondo-Film, oder sogar eine deutsche Schmonzette namens Heimweh nach St. Pauli) wieder. In den USA beschränkte sich ihr Wirken in den 60ern auf Auftritte in Nightclubs und die Tatsache, als erster Mainstream-Filmstar in dem Low-Budget-Schwachsinnsfilmchen Promises Promises sämtliche Hüllen fallen zu lassen und full frontal nudity zu präsentieren – immerhin war die Diva verkaufstüchtig genug, sich den Playboy an den Set zu holen und dem Magazin seine bis dahin bestverkäuflichste Ausgabe zu bescheren. 1967, gerade mit Dreharbeiten zu einem ernsthaften Low-Budget-Drama (Single Room, Furnished mit Mansfield in einer Dreifach-Rolle und 1968 posthum herausgebracht) und Clubauftritten beschäftigt, kam Jayne Mansfield bei einem recht grausligen Autounfall im Alter von 33 Jahren nach einer Karriere mit einem kurzen heftigen „Up“ und einem vergleichsweise langen tiefen „Down“ ums Leben.
Womit wir dann endlich beim Thema wären – bereits 1964/65 entstand der Grossteil der Aufnahmen für The Wild Wild World of Jayne Mansfield, eine kuriose Mischung aus Mondo-Film und filmischem Reisetagebuch – erst ein knappes Jahr nach dem Tod des Stars wurde der stumm gedrehte Streifen fertiggestellt – ein „Voice Double“ wurde angeheuert, um Jaynes Narration (in der ersten Person, vermutlich, um das mit dem Schicksal des Stars vertraute Publikum ob ein paar der geäusserten Dinge zu Krokodilstränen zu treiben) zu liefern und ein Body Double musste für ein paar fehlende Shots herhalten. Na dann, hinein ins zweifelhafte Vergnügen.
Inhalt
Nach dem fröhlichen Swingin´-Sixties-Vorspann, der Austin Powers vermutlich sehr gefallen würde, finden wir uns in Rom wieder und ahnen, dass dieser Film wohl hauptsächlich damit beschäftigt sein wird, dem Durchschnitts-Ami einige obskure Verhaltensweisen dieses exotischen Europäer-Gesindels näherzubringen. Dann paradiert Jayne Mansfield in Schwarz-Weiss-Aufnahmen von anno dunnemals (sprich: als Jayne really noch ein big star war und irgendwelche Promo-Auftritte absolvierte) über die Spanische Treppe. Die Illusion, dass angesichts des Anblicks italienische Machos scharenweise in pures Gesabbere ausbrechen, wäre sicherlich perfekter, wären die entsprechenden reaction shots der südländischen Gigolos nicht – im Gegensatz zu den Mansfield-Aufnahmen – in Farbe! Der Kommentar des Mansfield-Voice-Doubles sülzt derweil darüber, dass Rom eine „Stadt für Liebende“ und die Männer „alle hübsch“ seien (naja, das was im Bild zu sehen ist, sind dann wohl die 80 % Ausnahmen von der Regel…). Während Jayne Münzen in den Trevi-Brunnen wirft, philosphiert sie darüber, dass sie eigentlich ja nur einen Mann zum Kuscheln sucht (bzw. ihr Voice Double, aber die Erwähnung ist eigentlich müssig)… Auf der Via Vento lernt Jayne den beliebtesten Zeitvertreib italienischer Männer kennen – 1964, vor der Erfindung von Handys und Ultra-Hooligantum, war dies according to this film das Kneifen in den Hintern hübscher Frauen. Auch Jayne wird vermeintlich ein Opfer dieses Volkssports, was wir eher glauben würden, wäre der entsprechende close-up auf die Rückseite einer Dame in einem Kostüm, das dem der Mansfield durchaus ähnelt, nicht wieder in Farbe, während sämtliche weitere Footage von Jayne auf der Via Veneto schwarz-weiss ist. Jayne stellt fest, dass es „kein Wunder ist, dass in Italien nichts geschafft wird – die Männer kucken immer nur auf die Mädels“ (heutzutage würde eine solche Äusserung in einem Film Entrüstungsstürme der Regierigen des betreffenden Landes auslösen). Dann sehen wir ein paar Minuten lang zu, wie Jayne von Fans und Paparazzo belagert wird, bevor sie am „nächsten Tag“ mit ihrem Chihuahua mehr römische Sights besichtigt. Zunächst mal das Forum, dessen Ruinen, wenn wir unserem Film glauben wollen (und wir glauben bekanntlich alles, was wir sehen), den römischen Mädels als Open-Air-Umkleide dient, wenn sie sich von ihren Arbeitsklamotten in ihre Freizeitoutfits schwingen (habt ihr kein Zuhause?) und dabei von alten Säcken mit Ferngläsern beobachtet werden. Zur allgemeinen Publikumsbelustigung entpuppt sich ein vermeintlich attraktives langhaariges Mädel als Kerl! Gosh!
Ob des Anblicks des Colosseums fantasiert sich Jayne in die Zeit der Orgien und Gladiatorenkämpfe zurück, was praktischerweise den Produzenten die Möglichkeit gibt, mit ein paar Minuten Ausschnitten aus Gladiatorenfilmen die Laufzeit zu strecken. Dann besucht Jayne ein ausverkauftes Fussballstadion („wenn ihr denkt, unser amerikanischer Football wäre ein rauher Sport, solltet ihr mal Soccer sehen“, dusselt der Kommentar vor sich hin – hmm… wurde in den 60ern noch nach anderen Regeln gespielt? Naja, irgendwie musste man den Amis ja den selten langweiligen Sport mit den 22 Balltretern verkaufen). „Geschickt“ gaukelt uns der Streifen vor, Jaynes Anwesenheit im Stadion würde die versammelten 50.000 Papagallo stantepete das Spiel vergessen machen – allerdings braucht man keine Brille, um zu entdecken, dass die Tribünen in dem Stadion, in dem unser Star sich rumtreibt, menschenleer sind und offenbar nur einige Dutzend Mansfield-Fans bei einem Public-Appearance-Termin des Busenwunders anwesend sind. Nichtsdestotrotz ist sich Jayne laut Kommentar sicher, sich in die Stadt Rom verliebt zu haben – „und Rom verliebte sich in mich!“ Der Anblick einiger Gladiatorenstatuen im Olympischen Park versetzt Jayne wieder in einen „Tagtraum“… es posieren einige Bodybuilder (darunter Mr. Hargitay) – diese billigsten schwarz-weiss-Aufnahmen sehen aus, als wären sie im Hinterhof einer deutschen Grossstadt im Frühjahr 1945 gedreht worden, aber laut Kommentar erwählt sich Ms. Mansfield gerade „ihren antiken Gladiator“ aus den vier Muckiburschen. Die Wahl fällt natürlich auf Mickey Hargitay und prompt sehen wir wieder etliches an Stock Footage aus „The Love of Hercules“, wo Mickey den Zeus-Sohn mimte und Jayne Mansfield seine Love Interest. Immerhin gibt es eine halbwegs interessante Szene zu sehen, in der Hercules einen dreiköpfigen Drachen bearbeitet, die zweite, wesentlich weniger tolle Szene zeigt, wie der Muskelprotz ein Kalb (das sich als wütender rasender Stier getarnt hat) niederringt, um seine damsel in distress zu retten.
Nach diesem Abschweif in griechische Mythologie (soviel zu „Rom“, gelle) kehrt Jayne in die Gegenwart zurück. Sie muss dringend nach Cannes, zu den Filmfestspielen. Auf dem Weg zum Flugplatz kommt sie allerdings am römischen Strassenstrich vorbei und sieht amüsiert-mitleidig kurz zu, wie beklagenswerte Italiener mit den Prostituierten, „just fun lovin´ women“, wie sich der Kommentar ausdrückt, den Preis verhandeln. 2000 Lire für die Nummer (damals drei Dollar) – hm, ob dieser Kurs wirklich jemals aktuell war? Ich wage es zu bezweifeln…
Okay, endlich ist Jayne in Cannes, wo die „Mädchen Bikinis aus den Taschentüchern von Zwergen machen“. Was die Cannes-Girls können, kann auch Jayne, und so promeniert sie bald mit ihrem Chihuahua (manchmal hatte ich den Eindruck, die Fusshupe wäre ihr irgendwie anoperiert) über die Strand-, äh, -promenade und posiert für Fotografen im „Marquis-de-Sade-Brunnen“ (EEEH? WHAT? Gut, ich war noch nie in Cannes, aber gibt´s den wirklich???) Twist-Musik lockt unsere Heldin an eine andere Ecke des Strandes, wo „Rocky Roberts & The Airdales“, laut Jaynes Kommentar eine der angesagtesten Bands in Europa (von der ich allerdings noch nie in meinem Leben etwas gehört habe… und ich denke, da geht es 99,99 % der europäischen Bevölkerung, selbst der, die in den 60ern aktiv war, nicht anders) mächtig abrocken. Jayne kann nicht an sich halten und legt einen (lächerlichen) Twist aufs Parkett. Der Chihuahua betrachtet die Verrenkungen seines Frauchens mit einem bemitleidenswert ratlosen Hundeblick.
Als nächstes steht ein Tagesausflug auf die Insel Levant, angeblich eine europaweit berühmte Nudistenkolonie, auf der Tagesordnung (neeeein, bitte nicht Jayne Mansfield goes Nudist, Blaze_Starr raubte mir in der Hinsicht schon genügend Nerven). Auf Levant angekommen, wagt sich Jayne aber nicht gleich unter die Nackedeis, sondern plantscht erst noch solo im Bikini im „kristallklaren“ Wasser und „beneidet die Fische“ (! Besonders die, die abends auf´m Teller landen, wa, Jayne?) Endlich bequemt sich die Mamsell ins Nudistendorf, betrachtet sich aber erstmal feigerweise ein paar Nudisten-Postkarten („das nennt man wohl französische Postkarten“… was´n Kalauer), unterhält sich mit ein paar Nudies („I began to dig the ideä), womit wir endlich die ersten Brüste präsentiert bekämen und meint dann, „jetzt war ich an der Reihe“. Ja, Jayne nimmt ihr Bikinioberteil ab (dummerweise, da es sich vermutlich um selbstgestöpselte 8-mm-Footage aus Familienurlaubstagen handelt, in sehr schlechter Bildqualität, und dann auch noch fast nur von hinten zu sehen…), aber das Höschen auszuziehen, traut sie sich dann doch nicht – „das ist in Ordnung für einen Film, aber doch nicht im Privatleben!“ Mir deucht, diese Einstellung hat sich im Laufe der letzten vierzig Jahre bei Hollywood-Celebs um 180 Grad gedreht…
Ihre nackten Zehen im Wasser erinnern Jayne an eine andere lustige Angelegenheit mit Zehen, die sie einst in einem Nachtclub gesehen hat… Bizarro-Moment Numero Uno: Für ein paar Minuten sehen wir nun „Fusstheater“. Klartext: Zwei Typen stecken ihre nackten Füsse durch einen Bühnenvorhang und hampeln etwas herum (gut, im Klartext simulieren sie Sex und das übliche Wegdösen des männlichen Parts nach Verrichtung). Dieses weitgehend unlustige Spektakel dauert eine Weile an, ehe wir wieder zu Jayne umschalten, die schwört, nächstes Mal auch das Höschen fallen zu lassen (that remark being ironic, you know, since she´s dead…).
Na, was kann nach Rom und Cannes nur noch folgen? Für die Antwort „Paris“ heftet Euch wieder zehn badmovies.de-Gummipunkte an die Backe. Jep, die Franzmänner-Metropole ist für die nächste dreiviertel Stunde unsere Location. Als erstes hat Jayne einen Termin beim weltberühmten Kosmetiker Fernand Aubry (fragt Eure Muttis bzw. Omas, ob die von dem Kerl jemals was gehört haben). Zu „risque´“ Aufnahmen von halbnackten Mädels unter UV-Röstern und der Einölung von Jayne brabbelt der Kommentar, dass Mädchen doch gefälligst optisch etwas aus sich machen sollten – die Kerle nehmen schliesslich lieber ein hübsch hergerichtetes Durchschnittsmädel als eine Schönheit, die sich hinter „sloppy“ Klamotten versteckt und sich keine Schminke ins Gesicht kleistert. Nach ihrer Schönheitskur schlurft Jayne, stets begleitet von einer Schar Autogrammjäger (und natürlich ihrem Köter) über einen Pariser Flohmarkt, bekuckt sich dies & jenes, ehe sie schliesslich zum Eiffelturm vordringt. Dem angesprochenen Durchschnitts-Blödami muss der Kommentar erst mal ein paar historische Fakten über den Turm und die Tatsache, dass es sich um das „bekannteste Bauwerk der Welt, sogar NOCH bekannter als das Empire State Building“ handelt. Bevor sie das Stahlgerippe entern kann, tauchen aber ein paar Motorradfahrer auf, die der Kommentar als „Hells Angels aus L.A.“ identifiziert, für mich aber eher wie ein paar halbstarke Pariser auf mickrigen Möhren aussehen, und die Jayne zu einer Runde um den Tour D´Eiffel einladen. Endlich im Fahrstuhl angekommen, äussert der Kommentar die wohl schenkelklopfendste Zeile des Filmes: „Ich hoffe, sie reissen den Turm nie ab, um einen Parkplatz zu bauen!“ Kopfpatsch!
Von oben stellt Jayne fest, dass Paris eine Stadt der Sünde, des Lasters und der schamlosen Liebe sei – mit ihrem geübten Adlerauge erblickt Jayne aus 300 m Höhe überall in den Gebüschen der Stadt wild vor sich hin rammelnde (oder zumindest bei Vorstufen desselben befindliche) Pärchen nebst der dazugehörigen Voyeure. „Shocking, but awfully french,“ meint Jayne dazu (uff. Auch das französische Kultusministerium bedankt sich an dieser Stelle). Dann erzählt uns der Film von einigen Absonderlichkeiten des französischen Liebeslebens. So gibt es z.B. Hotels, in denen man sich auf Knopfdruck eine Frau aufs Zimmer schicken lassen kann (boah!), ausserdem seien die französischen Mädels die saubersten der Welt (insert Shower Scene here), und dann wagen es tatsächlich ein paar kleinwüchsige Menschen, eine Nutte aufzusuchen (inkl. obligatorischer Szene, in der die Nutte die Kleenen „übersieht“) – wie Jayne aber hochtolerant feststellt: „Naja, auch Zwerge haben ein Recht auf Sex.“ Jep, dieser Film scheut keine Tabus…
Jayne unternimmt einen Bootstrip auf der Seine, die, wie dem Dumm-Yankee wieder erklärt werden muss, nicht nur einfach ein kleines Bächlein ist, das zufällig durch Paris plätschert, sondern ein echter richtiger Fluss, der 480 Meilen lang ist! Woaah! (Und da sag einer, schlechte Filme bilden nicht). Und nach soviel Ernsthaftigkeit brauchen wir wieder was zum Lachen, also sehen wir zu, wie ein alter Sack eine alte Säckin (nur mit Rock und BH bekleidet) um die Aufbauten ihres Hausboots jagt („ich hoffe, er schlägt sie nicht, wenn er sie erwischt. Es gibt viel bessere Sachen, die man mit Mädchen machen kann“. Angesichts des Kommentars könnte man über diesen Satz … nachdenken… nein, und ich werde jetzt keinen „Manchmal haben Frauen…“-Gag bringen. Bestimmt nicht!). Wieder an Land erklärt Jayne anhand des Triumphbogens kurz die europäische Geschichte des frühen 19. Jahrhunderts (mit dem Kerl namens Napoleon, der damals wohl ´ne ziemlich grosse Nummer gewesen sein muss…) und geht dann in den „Untergrund“, um einen Underground-Gay-Club zu besuchen – ja, wir haben uns ja noch nicht über Schwule amüsiert. Jayne kuckt dem Getanze von Jungs in drag und als Kerlen verkleideten Mädels zu, vergleicht ihre Frisur mit der Perücke einer drag queen und tanzt mit einem „He-Girl“.
Tja, Paris ist ganz offensichtlich auch die Hauptstadt der Schwulen (okay, das war vor ´68… jetzt ist das ja wohl San Francisco), und zwar so offensichtlich, dass es sogar schwule Prostituierte gibt! NEIN SOWAS! Unbegreiflicherweise werden die „Abenteuer“ von „Pierre La Douce“, dem Freuden-Jungen, mit einer äusserst knapp an der Plagiatsklage vorbeischrammenden Variation des James-Bond-Themas untermalt (!!! Man unterrichte Sean Connery). Und noch schlimmer: ein Kerl versucht, eine Frau anzubaggern, fängt sich (zu Jaynes verbalem Applaus) eine Watschen ein, aber dann stellt sich „hilariously“ heraus, dass das Mädel eine Lesbe ist! Und to add insult to injury (for the gay people out there) folgt dann eine „hochkomische“ Sequenz, in der ein Schwuler einen Mann „aufreissen“ will und von dem, offenkundig Hetero, ebenfalls „mordsdrumm Schell´n“, wie man bei mir zuhause sagt, kassiert. Ja, nothing speaks entertainment more than makin´ fun of some minority.
Danach geht´s zum Montmartre, wo sich Jayne von einem der dortigen Zeichenstift-Artisten portraitieren lässt. Dass der Herr Zeichner nur ungefähr zehn Sekunden für das Werk benötigt, ist weniger verwunderlich, da das Endresultat mehr oder minder eine skizzierte Fassung der Oberweite des Modells ist. Ist aber auf jeden Fall ein prima Aufhänger für unsere nächste humorige Episode und Bizarro-Moment Nr. 2 – wir werden nämlich Zeuge des jährlichen „Bust-Outs“, der Prämierung der schönsten Brüste Europas. Damit die Jury, bestehend aus einem (in Worten: einem) schwitzenden Trottel, nicht durch sonstige weibliche Attribute abgelenkt wird, recken unsere Grazien ihre Vorbauten vorwitzig durch eine Art Guckkasten. Nach einer Parade von (nicht wirklich beeindruckenden) Titties erklärt der Juror Miss Sweden zur Siegerin (zum Applaus des wahnsinnig zahlreichen – da ungefähr 15 Leute starken – und unbegreiflicherweise zur Hälfte weiblchen Publikums… fragt mal Eure Freundin, ob sie Euch zu so einem Contest begleiten würde) und Jayne entscheidet, nächstes Jahr als Teilnehmerin mitzuwirken, bevor sie sich ins Pariser Nachtleben stürzt, genauer gesagt, in den Nightclub „Lesexy“, wo sie sich mit einer befreundeten Stripperin namens Gloria trifft. Gloria erzählt uns kurz ihre Lebensgeschichte (Traumberuf Stripperin) und faselt (von entsprechendem Bildmaterial unterstützt) über ihren superduper-Strip-Trainer „Bulü, der nach Glorias Ansicht besser strippen würde als jede Frau. Naja, wenn die weibliche Konkurrenz nur so was drauf hat, wie das, was Gloria uns als „grosse Nummer“ anschliessend präsentiert, wunder ich mich über diese Aussage nicht so sehr. Jayne ist jedenfalls sehr impressed und beschliesst umgehend, selbst Stripunterricht zu nehmen, natürlich rein professionell für ihren nächsten Film. Leider ist ihr Lehrer kein „Bulü und schnell bringt Jayne dem Teacher noch ein paar Sachen bei – hm, ich weiss nicht, ob ein Striplehrer von ein wenig spastischem Rumgehampel ohne Kleidungsverlust wirklich so schwer beeindruckt ist…
Nichtsdestotrotz trifft Jayne ein Inspirationspartikel und hat die perfekte Stripszene für ihren nächsten Film im Kopf (mehr oder minder ein Ausschnitt aus ihrem italienischen Mondo-Beitrag Primitive Love, denn „das sollte meiner Karriere helfen“ (Arf. Das könnte ja noch als nette Selbstironie durchgehen, würde Jayne herself diesen Kommentar nuscheln und nicht ihr Voice Double… ist schon ´ne Art Leichenschändung). Jayne stürzt sich daraufhin ins wilde Leben am Place Pigalle und entert den Nachtclub „Eve Club“ (das Moulin Rouge gab wohl – verständlicherweise – keine Drehgenehmigung), nachdem sie bemerkt, dass man auf Pigalle alles kaufen könne: Marihuana, LSD, Mädchen, Jungs… Im Eve Club werden wir Zeuge des exotischen „Adam-and-Eve“-Tanzes (bläh), dann gibt´s Can Can (can´t have Pigalle without Can Can), wozu Jayne uns noch die faszinierende Tatsache vermittelt, dass die meisten Can-Can-Tänzerinnen Engländerinnen sind. Dann inspiziert unsere Heldin noch den „Crazy Horse“-Club, wir dürfen noch mehr exotischen Tanz bewundern (diesmal von einem Pärchen in Tanga-Slips, zumindest die Dame legt selbigen auch noch ab, aber die interessanten Stellen werden von Pailletten verdeckt), ehe Jayne endlich den Heimweg antritt und in die USA zurückkehrt.
Dort, in New York, wird sie gleich mal eingeladen, einem (selbstredend illegalen) Schönheitswettbewerb für Transvestiten beizuwohnen. „Ich hoffte, dass es keine Razzia gibt, mein Studio würde das nicht mögen!“ (Abgesehen von der Tatsache, dass Jayne zu diesem Zeitpunkt nirgendwo unter Vertrag stand, sondern sich, wie oben erwähnt, mit unabhängigen B-Movies und Clubauftritten über Wasser hielt…). Eine gar possierliche Drag-Queen-Parade (mit einigen, das sei angemerkt, durchaus ansehnlichen Geräten) spielt sich nun ab, Jayne schwafelt, dass „ich in einem solchen Kleid verhaftet würde“ (obgleich Jayne ersichtlicherweise bei der abgefilmten Veranstaltung selbstredend nicht anwesend war, ihre reaction shots sind deutlich sichtbar nachträglich eingeschnitten). Am überraschendsten an dieser Sequenz fand ich noch, dass eine schwarze Drag Queen zur Siegerin erklärt wurde (immerhin, we´re talking sixties here). Ein itsy-bitsy-Interview mit einem angeblichen Jayne-Mansfield-Imitator (insoweit der Transvestit eine blonde, halbwegs Mansfield-ähnliche Perücke trägt) schliesst sich ohne weitere Erkenntnisse ab (ausser der Tatsache, dass der Transvestit, während die Fragen gestellt werden, laufend Kussmündchen verteilt), und dann reist Jayne endlich nach Hause, nach Hollywood. Doch nein – in den wenigen Monaten ihrer Abwesenheit hat sich L.A. völlig verändert – überall greift die „oben-ohne“-Bewegung um sich. Und nicht nur „oben-ohne“-Nachtclubs, nein! In hochgradig hilariöser Weise werden uns Exempel geliefert – die „oben-ohne“-Eisverkäuferin, -schuhputzerin, -fensterputzerin und -Kfz-Mechanikerin. Und sogar Jaynes Produzent bedient sich einer „oben-ohne“-Friseurin. Shocking news, indeed!
Der Gipfel der Genüsse sind aber die „Ladybirds“, eine All-Girl-Oben-Ohne-Band (eine All-Boy-Oben-Ohne-Band wäre auch sicherlich halb so aufregend) – getreu dem Motto der Kabarettistin Desirée Nick würde ich aber zu der optischen Appearance („oben ohne“ definiert sich bei den Ladybirds so, dass sie ihre Assets aus ihren Oberteilen heraushängen lassen) sagen: Rückkehr der Hängetitten…
Alas, Jayne weiss nun, wie sie ihre Stripszene in ihrem nächsten Film anlegen wird, nämlich als Hommage an die Loren in Gestern, Heute, Morgen (hoffe, die gute Sophia hat davon nie erfahren), was uns mit einem weiteren Primitive Love-Clip verdeutlicht wird. Für Filmhistoriker und zwecks Laufzeitstreckung fiedelt der Streifen dann noch sämtliche Mansfield-Nacktszenen aus Promises Promises ein, bevor Jaynes Kommentar mit einem geseufzten „It´s a wild wild world“ beschliesst…
Yet unser Film ist noch nicht zu Ende… denn mit der geschmacklosesten Überleitung seit Menschengedenken (eine rasende POV-Autofahrt, die an einem Baum endet) und dem herausgeblökten „brandaktuellen Bulletin“ verkündet uns ein neuer Erzähler die tragische Nachricht, dass Jayne Mansfield bei einem Autounfall ums Leben gekommen wäre (als wär´s gerade gewesen) – zynischerweise garniert mit diversen Original-Polizeifotos der Unfallstelle, der Mansfield-Leiche (und der des ebenfalls geplätteten Chihuahuas) – also doch noch Faces of Death… Und für den Rest des Films wird auf die Tränendrüse gedrückt, denn der trauernde Ehemann Mickey Hargitay gewährt dem sensationslüsternen Volk noch eine Tour des Mansfield´schen Hollywood-Anwesens „The Pink Palace“ – wer also schon immer den herzförmigen Swimmingpool (und diverse andere herzförmige Accessoires, für die the rich and famous ihre sauer verdienten Dollar verplempern), Jaynes Pin-up-Wand, an die sie alle ihre Titelbilder klackerte, zwei ihrer trauernden Kiddies (die beim Autounfall auf dem Rücksitz schliefen und überlebten) und ein paar Home Movies aus glücklichen Familientagen sehen will, kommt noch voll auf seine Kosten. Aber auch die schönste Eulogie hat einmal ein Ende und damit auch (gottseidank) dieser Film.
Hollywood-Produzenten im allgemeinen, und oft die im B-Film-Lager tätigen im speziellen, waren und sind eine recht skrupellose Bande, deren moralische Integrität doch stark in Zweifel gezogen werden kann (und da laut Vorspann auch französische und teutonische Filmschaffende beteiligt waren, nebst einer ganzen Latte Italiener in Stabfunktionen, können wir dieses Vorurteil wohl bequem auch auf die kontinentalen Produzzer ausweiten). Aber es gehört schon eine ziemliche Chuzpe dazu, den „Mythos Jayne Mansfield“ mit einer derart wirren Collage nach Ableben des Stars zu fleddern. Denn als „Schwanengesang“ für eine (wenngleich eher mattschimmernde) Ikone des letzten grossen Hollywood-Zeitalters ist das schon ziemlich … bitter. Selbst Adam Sandler würde ich einen würdevolleren Abgang wünschen.
Warum also The Wild Wild World of Jayne Mansfield? Wen glaubten die Produzenten mit diesem Schmarrn in die Drive-ins locken zu können? Denn wen sollte auch nur irgendwas des hier Gezeigten interessieren? Jayne-Mansfield-Fans? Die bekommen ein paar verwackelte Amateurfilm-Niveau-Aufnahmen ihres Idols in leidlich interessanten europäischen „Kulissen“ zu sehen – die unbedeckte Oberweite konnten sie ja schon im Playboy und in Promises Promises sehen – weitere „Enthüllungen“ finden ja nicht statt… Und ehrlich gesagt, Fan oder Nicht-Fan – solche Schnipsel würden mich ja nicht mal interessieren, wenn sie Sandra Bullock featuren würden (bekanntlich meine persönliche Ikone)… Höchstens Hundefreunde könnten ob der erklecklichen Screentime für den Chihuahua jubilieren (allerdings bleibt ihnen das entleibte Hundchen gen Ende auch nicht erspart).
Und was die „Mondö-Film-mässigen Einspiele angeht… hachja, so richtig sensationell-schockierendes bieten die nicht (gut, 1967 mag man vielleicht nicht so an freilaufende Brüste gewohnt gewesen sein, aber Nudistenfilme gab´s da auch schon ´ne ganze Weile), es sei denn, man ist homophob, hat noch nie ´ne Drag Queen gesehen etc. Ein paar der Episödchen sind leidlich amüsant, andere, wie diese komische Fusstheater-Nummer ziehen sich endlos lang dahin, wiederum andere wirken entsetzlich gestellt (und sind´s wohl auch) – insgesamt gestaltet sich der Film als recht ermüdend, auch und wohl vor allem, weil der Film technisch einfach unterste Schublade ist: die Mansfield-Aufnahmen dürften, bis auf wenige Ausnahmen, 8-mm-Aufnahmen sein und bieten entsprechende Bildqualität, die eingefügten nachgedrehten Szenen mit Body Double sind entsetzlich offensichtlich, ebenso die Tatsache, dass oft und gern einfach ein paar wilde Mansfield-Aufnahmen in irgendwelches Archivmaterial eingeschnitten wurde (z.B. beim Busenwettbewerb und dem Drag-Queen-Contest). Die diverse Stock Footage aus anderen Mansfield-Filmen ist noch so ziemlich das interessanteste, was das Filmchen zu bieten hat (erspart z.B. das Ansehen der, was man so hört, ziemlich depperten Komödie Promises Promises wg. der Nacktaufnahmen, da diese komplett hier vorliegen) und auch der Blick in die Mansfield-Behausung ist, vom Standpunkt des interessierten Fans, nicht völlig für die Katz bzw. den Chihuahua. Aber maximal zwanzig halbwegs tolerable Minuten sind für einen über eineinhalbstündigen Streifen halt schon reichlich mager. Für Unterhaltungswert sorgt höchstens noch der äusserst debile Kommentar des Mansfield-Voice-Doubles (wobei die zahlreichen Verweise auf „meinen nächsten Film“ und „meine Karriere“ etc. schon reichlich perfide wirken) und seine verzweifelten Versuche, dem offensichtlich als reichlich tumb eingestuften Publikum ein paar wissenswerte historische und geographische Fakten über Europa zu vermitteln.
Ich kann schon verstehen, dass sich Filme wie diese Kultstatus erarbeiten – es sind cineastische Abseitigkeiten, vollkommen absurd und bizarr, ohne Sinn und Verstand. Und wenn immerhin ein renommierter Star seinen Namen dafür hergibt (wäre interessant zu erfahren, ob Jayne WIRKLICH vor hatte, diesen Film zu machen, oder ob nur die Producer wilde Aufnahmen der Diva fledderten und in dieser Form zurechtschnippelten, das wäre allerdings dann wirklich bodenlos), ist das sicher einen Blick wert. Aber auch nicht mehr – denn hier fehlt nicht mehr viel zur gefürchteten „Qualität“ des Urlaubsvideos der lieben Verwandten, vor deren Vorführung man sich gerne drückt. Und wesentlich spannender macht das halt auch nicht Tatsache, dass anstelle von Tante Uschi und Onkel Heinz eben Jayne Mansfield durch Rom oder Paris strolcht.
Empfehlen kann ich daher, wie Ihr sicherlich schon gemerkt haben werdet, den Film nicht wirklich – er verfügt über ein gewisses Potential an unfreiwilligem Humor und Kopfpatsch-Momenten, aber nicht so viel, dass ich Euch raten könnte, Eure mühselig erarbeiteten Kröten hier zu investieren – trotz der skurrilen Machart und des morbiden Flairs ob des Schicksals seiner Hauptdarstellerin ist´s schlicht und ergreifend grösstenteils langweilig. Mondo-Komplettisten und Die-Hard-Mansfield-Fans können mal reinschauen, aber ich denke, dass auch diese Gruppen nicht wirklich ihre Freude an diesem Machwerk haben.
Wem´s trotzdem nicht graust, kann The Wild Wild World of Jayne Mansfield für knapp 8 Dollar als hübsch aufgemachte Video-CD bei den Freunden von Bijouflix käuflich erwerben. Bijouflix spendieren der VCD als „Extras“ noch thematisch nicht völlig unpassende Trailer auf die Irvin-Klaw´schen Burlesken Varietease und Teaserama sowie den Grindhouse-Exploiter A Taste of Flesh. WIe gesagt – zum Kauf raten kann ich Euch nicht, wenn Ihr Euch das Teil zulegt, habt Ihr´s nicht von mir 😉
Famous Last Words: ein langatmiges Amateur-Reisefilmchen mit ein paar unaufregenden „Mondo-Schock-Szenen“ (haha) und dem gewissen Hauch der Geschmacklosigkeit. Muss man ganz gewiss nicht kennen.
(c) 2003 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 8
BIER-Skala: 3
Review verfasst am: 15.10.2003