Die Totengruft des Dr. Jekyll

 
  • Deutscher Titel: Die Totengruft des Dr. Jekyll
  • Original-Titel: Daughter of Dr. Jekyll
  • Alternative Titel: Die Todesgruft des Dr. Jekyll |
  • Regie: Edgar G. Ulmer
  • Land: USA
  • Jahr: 1957
  • Darsteller:

    John Agar (George Hastings), Gloria Talbott (Janet Smith), Arthur Shields (Dr. Lomas), John Dierkes (Jacob), Molly McCart (Maggie), Martha Wentworth (Mrs. Merchant), Marjorie Stapp, Reita Green, Marel Page, Ken Terell


Vorwort

Am Vorband ihres 21. Geburtstags reist das reizende Waisenmädchen Janet mit ihrem Verlobten George auf den abgelegenen Landsitz ihres Vormundes, des Landarztes Dr. Lomas. Der Doktor ist von der Anwesenheit des Proto-Ehemanns und den ganzen Eheplänen sichtlich überrascht, aber er hat auch die ein oder andere Überraschung für Janet auf Lager – so z.B., dass sie mitnichten Lomas auf der Tasche liegt, sondern vielmehr stinkreich und Besitzer umfangreicher Ländereien, inkl. des Herrenhauses, ist – nicht ganz unvernünftigerweise hat Lomas das verheimlicht, damit etwaige Freier nicht des schnöden Mammons wegen den Bund für’s Leben mit ihr schließen. Surprise Numero 2 ist dagegen von der ungenehmeren Sorte – Janets werter verstorbener Papa war niemand anderes als (trommelwirbel… eh, Ihr habt den Filmtitel noch so beiläufig im Gedächtnis?) Dr. Henry Jekyll himself, und in der Familiengruft nahe dem Herrenhaus ist er auch begraben – was nicht wirklich den Gefallen der Landbevölkerung findet, die, abergläubisch, wie Hinterwäldler nunmal überall angeblich sind, den alten Jekyll sicherheitshalber postmoral gepfählt haben und trotzdem glauben, dass er bei Vollmond als Werwolf (!) umgeht und Mensch und Tier im Blutdurst reißt. Janet ist von dieser Enthüllung ausreichend mitgenommen, um die Hochzeit umgehend abzusagen. George hält alles, was über „Dr. Jekyll war Janets Vater“ hinausgeht für gequirlten Kuhdung in nicht sozialverträglicher Dosierung, aber ist gegen Aberglauben und Hysterie ein Kraut gewachsen?

Als Hausmädchen Maggie vom vierschrötigen Hofbediensteten Jacob tot ins Haus getragen wird und Janet, blutbeschmiert und fern der geistigen Gesundheit, absolut davon überzeugt ist, der armen Maggie höchstpersönlich als Werwölfin die Gurgel durchgebissen zu haben, wird die Lage kritisch. Lomas verordnet Schlaftabletten, George würde lieber gestern als heute mitsamt Janet abreisen, aber die Stimmung im Dorf ist gereizt – man würde Janet liebend gern bei der Obduktion der Leiche dabei haben, für den Moment als Zeugin… Während George sich sicherheitshalber schon mal in der Folklore informiert, wie man Werwölfen zu Leibe rücken kann und Janet freundlich bittet, George möge sie doch bitte umbringen, summieren sich die eindeutig werwolfbedingten Todesfälle…


Inhalt

Edgar G. Ulmer gehört zu den Regisseuren, die bei mir auf ewig einen Stein im Brett haben – ein absolutes fuckin‘ brillant Meisterwerk wie The Black Cat entschuldigt auch später billig hingeschwurbelten Krampf wie The Amazing Transparent Man. Gut, dass Meister Ulmer, wie so viele emigrierte deutsche Filmemacher, zu den talentlosen Napfeln gehörte, werden selbst seine schärfsten Kritiker nicht behaupten – dass Ulmer, dem erwähnen wahrscheinlich besten Karloff/Lugosi-Vehikel überhaupt zum Trotz, im Nachgang hauptsächlich für Hollywoods Armenhausstudios a la Monogram werkeln musste, hatte er dem Umstand zu verdanken, dass er meinte seinen Schniedel in einem Scriptgirl versenken zu müssen, das blöderweise mit einem Universal-Boss verehelicht war – bei den Major-Studios reichte das in Zeiten, wo Hollywood nach den skandalgeschüttelten 20ern verzweifelt bemüht war, ein seriöses Image zu pflegen, problemlos für die berühmte schwarze Liste, und dann muss ein Regisseur halt drehen, was man ihm anbietet (weswegen Ulmer in den 40er Filme auf Jiddisch und Ukrainisch und ein komplett afro-amerikanisches Musical drehte). Und weil Ulmer immer mal wieder durchschimmern ließ, auch mit nur noch unter dem Mikroskop zu sehenden Budgets ansehbare Arbeit abzuliefern, blieb er zumindest im Low-Budget-Bereich gut im Geschäft.

„Daughter of Dr. Jekyll“ (der deutsche Titel ist mal wieder von der reißerischen Sorte, aber noch nicht mal *völlig* falsch, die Jekyll-Familiengruft ist schon ein elementares, äh, Element des Films) ist eines dieser Werke, das vermutlich einen Etat im Rücken hatte, bei dem Roger Corman dankend abgewunken hätte – ein Umstand, der mit Sicherheit auch Ulmer soweit klar war, dass er gar nicht erst versuchte, den Streifen, der, wie anno 1957 und bei einer Produktionsfirma wie Allied Artists (einem sort-of-Nachfolger der „legendären“ Monogram-Studios) nicht anders zu erwarten, strikt für die Drive-in-Klientel gedacht war (und im Moppel,- äh, Doppelprogramm mit Bertl Gordons „The Cyclops“ lief), in das Korsett des „zeitgemäßen“, einigermaßen knallig-effektgeladenen Monstermovies zu pressen – statt dessen machte er, wie’s sich bei dem Stoff auch anbietet, ein „mood piece“, das weniger nach „The Amazing Colossal Man“ denn den 30er-Jahre-Universal-Gruslern, oder, noch akkurater, den billigen Nachahmungen dieser Universal-Classics durch die Poverty-Row-Klitschen wie PRC, Monogram & Co. aus den 40ern gerät (think „Devil Bat’s Daughter“ o.ä.).

Dieweil ich das in Sachen Stimmung/“dreamlike atmosphere“ ja durchaus goutiere, orientiert sich die ganze Produktion blöderweise auch in Sachen Script und set-up an den klassischen Vorbildern – d.h. words speak louder than action und, was noch ärgerlicher ist, die Charaktere brauchen praktisch den halben Film, um an den Punkt zu kommen, den der Zuschauer von Anfang an des verdammten Titels wegen kennt! Oder anders ausgedrückt – nennt Euren doofen Film nicht „Die Tochter des Dr. Jekyll“, wenn ihr dieses Verwandschaftsverhältnis als große Enthüllung zum Ende des ersten/Anfang des zweiten Akts (großzügig gerechnet) einplant…

Haben wir uns damit abgefunden, dass der Streifen das ist, was er ist, nämlich eben ein laberlastiger Film, der seine Plotpunkte nicht nur antelegraphiert, sondern das Antelegraphieren der Plotpunkte antelegraphiert, stellen wir fest, dass er ganz den Konventionen des 30er/40er-Gruselkintopps verhaftet ist – inklusive Nebenfiguren wie dem unheimlichen, grobschlächtigen und stets mindestens halbbedrohlich am Bildrand herumlungernden manservants, der ach-so-gut-gelaunten Haushälterin und des sprichwörtlichen Fackel- und Mistgabelmobs zum Finale. Das Ding ist SO mindestens fuffzehn Jahre zu spät dran, das glaubt man gar nicht… Produzent/Drehbuchautor Jack Pollexfen (cooler Name, erstens mal, zweitens einer, der dem guten Dr. Jekyll schon sechs Jahre zuvor Nachwuchs angedichtet hatte: „The Son of Dr. Jekyll“, mit *diesem* Film allerdings nicht verwandt oder -schwägert) hat einen irgendwie komischen Ansatz, die Jekyll-Mär weiterzufabulieren. Einerseits bezieht er sich explizit auf Robert Louis Stevenson (in einem Bookend-Prolog, in dem Arthur Shields in Hyde-Make-up herumstolpert und ein Narrator auf Stevensons Roman Bezug nimmt, gleichzeitig aber die dortigen Geschehnisse als im Filmuniversum „real“ behauptet), andererseits aber auch unbefangen Werwolf-Mythologie verwurstet (was insofern ehrlich ist, als Jekyll/Hyde natürlich schon insoweit eine Werwolf-Figur ist wie auch Bruce Banner/Hulk, oder, wie Stephen King sich ausdrücken würde, als Split der „apollonischen“ und der „dionysischen“ Seite der menschlichen Persönlichkeit, aber den „wissenschaftlichen“ Background der Stevenson-Geschichte praktisch negiert), und die dann wiederum mit Vampir-Lore (Blutdurst, Pflock durchs Herz) kombiniert. Das nennt man entweder „originell“ oder „komplett doof“… Lässt sich allerdings kaum anders handhaben, will man die Geschichte so, wie sie präsentiert wird, erzählen, denn, eins glaubt Ihr ja selbst nicht, nämlich dass in einem Film von Neunzehnhunderttobak, in dem aller Verdacht, ein Monster zu sein, auf die weibliche Hauptdarstellerin gelenkt wird, ebenjene das Monster ist.

Ja, es dürfte niemanden überraschen, dass „Daughter of Dr. Jekyll“ ein angeheirateter Schwippschwager der Seitenlinie der „Treib-die-Lady-in-den-Wahnsinn“-Familie ist (und sich dabei *sehr sehr stark* an dem späten Universal-Gruselstück „She-Wolf of London“ [die älteren Mitleser erinnern sich: das ist der mit ohne Werwolf] torientiert, und zwar so stark, dass man fast an ein Plagiat glauben möchte), mit dem Unterschied, dass es am Ende doch ein echtes, leibhaftiges, tatsächliches Monster *gibt*, halt nur nicht unsere Heldin (immerhin baut das Script einen potentiellen Verdächtigen auf. Zum Schock von sicherlich niemandem isses der dann auch). Aber es ist halt ein Monster, dessen Identität man erst im Schlussakt auflösen darf und daher vorher nicht zeigen kann, es muss ja die Illusion aufrecht erhalten bleiben, unsere Heroine wäre in der Tat auch das garstige Untier.

Nun gut – Ulmer steht, das haben wir bereits etabliert, im Ruf, auch aus chronisch unterfinanziertem Tinnef zumindest ansehnliche B-Ware zu machen. Gelingt ihm das auch hier? Naja… eher nich so. Da und dort gibt’s Anflüge seines bewährt einfallsreichen, der deutschen expressionistischen Schule folgenden Stils in Form von netten Licht-/Schattenspielereien und gekippten Kamerawinkeln in Traumsequenzen, öfter aber muss Ulmer – vermutlich eben aus Zeit- und Geldgründen – Abkürzungen nehmen, die seiner eigentlich nicht würdig sind: stets identisches Kamera-set-up für alle Szenen, die am Zugang zur Jekyllschen Familiengruft spielen (und das sind einige), steril wirkende Sets, gruselig offenkundige Miniaturaufnahmen (sämtliche Exteriors des Jekyll-Familiensitzes werden von einem Modell bestritten, das ambitionierte Modellbahner sicher nicht für ihre Anlage im Keller verwenden würden. „Herausragend“ ist der opening shot, in dem ein Modellauto die Modellstraße im Modellwald zum Modellhaus hochschnauferlt – das ist Augsburger Puppenkiste reloaded) und den in jeder Außenaufnahme pflichtschuldigst durch’s Bild wabernden, aufkopierte (!) „Nebel“ (denn ’ne echte Nebelmaschine am Set hätte ja Geld gekostet) – das Budget muss wirklich armselig gewesen sein, denn das Special-Effects-Duo Louis DeWitt und Jack Rabin gehört fraglos zu den besseren B-Film-FX-Teams der 50er (Rabin arbeitete u.a. ain „Invasion USA“, „Night of the Hunter“, „Rocketship X-M“, „Invaders from Mars“ oder „The Invisible Boy“). Die Kameraarbeit schwankt zwischen völlig einfallslosem point-and-shoot und ganz interessanten Bildkompositionen – scheint ein bisschen tagesformabhängig zu sein und davon, ob Ulmer die ihm zur Verfügung stehenden Sets und/oder Locations für prickelnd genug hielt, um sein Können daran zu verschwenden. Als Faustregel gilt: je besser eine Szene ausgestattet ist, desto motivierter wirkt die Kamera.

Wobei die Ausstattung durchaus auch Rätsel aufgibt – z.B. das, wann zum Geier der Film spielen soll? Viel spricht erst mal für die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts (was einigermaßen zur originalen Jekyll-Geschichte passen würde), aber die Kostüme sprechen oft genug ’ne andere Sprache (ganz besonders die oh-lala-Reizwäsche des letzten Werwolf-Opfers – das ist 1957 pur).

Zumindest formal ist „Die Totengruft“ ein Horrorfilm – natürlich ein solcher, in dem um Himmels Willen kaum etwas horribles zu sehen sein darf. Mit ein bisschen guten Willen rechnen wir zwei on-screen-Meuchelmorde des mörderischen Werwolfs zusammen (wovon einer in einer Traumsequenz stattfindet, sich aber im Nachhinein als sort-of-real herausstellt), wobei freilich keinerlei auch nur angedeutete explizite Gewalt gezeigt wird. Lediglich den Werwolf selbst trifft ein etwas garstigeres Schicksal, der wird tatsächlich gepfählt (auf die bewunderungswürdige „Pfahl-zwischen-Körper-und-Arm-des-Gepfählten-steck“-Methode. Großes Tennis). Ein Lob verdient sich der Film (und konsequent die vorhin von mir gescholtenen Trickkünstler) für eine für diese Zeit rare, ohne Überblendungseffekte gelöste „on-screen“-Transformation des Werwolfs (gelöst vermutlich, so spekuliert MIck Garris im Audiokommentar, über Spezialfarbe und Kamerafilter). Der Werwolf selbst sieht nicht sonderlich eindrucksvoll aus, doch dass der Film sich an der Stelle mehr zutraut als Universals „Wolfman“ siebzehn Jahre früher, verdient Respekt.

Zum Cast: John Agar, der primär dadurch auffällt, ein wirklich hideously hässliches, längsgestreiftes Jackett solange wie irgend möglich zu tragen, kann einem ein wenig leid tun. Der vielversprechend in John-Ford-Filmen, gern an der Seite von John Wayne, in seine Karriere gestartete Schauspieler hatte gerade seinen Vertrag bei Universal gecasted, weil die ihn primär in B-Horror- oder SF-Filme steckte. Und was ist der erste Film, den Agar in der neugewonnenen Freiheit drehen darf? Ein Horrorfilm, der sich strecken muss, um überhaupt noch in die „B“-Kategorie zu fallen. Mit entsprechend eingeschränkter Motivation holzt sich der spätere Ed-Wood-Saufkumpan Agar, ansonsten ja des leblosen Spiels eher unverdächtig, mit dem geringstmöglichen mimischen Aufwand durch das Possenspiel. Ganz im Gegensatz zu seiner Partnerin Gloria Talbott („Wir sind keine Engel“, „I Married a Monster from Outer Space“, „The Cyclops“) – Talbott stürzt sich mit Gusto in eine Rolle, die ihr breite Möglichkeiten bietet, vom zurückhaltenen, scheuen Frauenzimmer bis zur Vollhysterikerin alles auszuspielen, was sich ausspielen lässt. Ihr Look – ganz gewiss nicht der typische 08/15-Hollywood-B-Film-Blondchen-mit-großem-Busen-Style – gereicht ihr hier absolut zum Vorteil. Den Der. Lomas mimt mit Arthur Shields ein renommierter irischer Mime (und Bruder des bekannteren Charakterdarstellers Barry Fitzgerald) und in seiner Heimat politischer Aktivist auf insgesamt eher unauffällige Weise. John Dierkes („Der Mann mit den Röntgenaugen“, „Der Rabe – Duell der Zauberer“, „Die Folterkammer des Hexenjägers“) tut das, was er meist zu tun hatte, groß, fies und bedrohlich zu wirken. Martha Wentworth (primär im Radio berühmt als „Schauspielerin der 100 Stimmen“, mit einer Vielzahl von kleineren Filmauftritten am Gürtel und später noch bei Disney als Sprecherin für „101 Dalmatiner“ und Die Hexe und der Zauberer“ beschäftigt) gibt die Haushälterin Mrs. Merchant sozialverträglich.

Bildqualität: anolis legt „Die Totengruft des Dr. Jekyll“ in der „Rückkehr der Galerie des Grauens“ vor. Die ursprünglice US-Kinofassung wird dabei in 1.85:1-Widescreen anamorph präsentiert – der Print ist schon ein bisschen „murky“ (wobei eben schon das Originalmaterial, womöglich absichtlich, schwammig und irgendwie verwaschen gehalten wurde), Verschmutzungen und Defekte halten sich im absolut zu verschmerzenden Rahmen, bissi mehr Kontrast könnte man sich wünschen, aber wer weiß, in welchem Ausgangszustand der Print mal war… Ist summa summarum für so’n alten B-Schnarcher schon eine respektable Präsentation.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton jeweils in Dolby 2.0 Mono. Der Originalton kommt mit minimalem Grundrauschen und ist exzellent verständlich, daher der deutschen Synchronfassung (die, ich kann mir nicht helfen, so steril klingt und nicht immer passend besetzt wirkt, dass ich an eine Neusynchro denken muss) auf jeden Fall vorzuziehen.

Extras: Wie üblich lässt sich anolis hier nicht lumpen – neben „Standardextras“ wie deutschem und amerikanischen Kinotrailer, Bildergalerie, Werberatschlag und Filmprogramm – und einem schön gestalteten, ausführlichen Booklet – findet sich die deutsche Kinofassung als Extra (die läuft tatsächlich acht Minuten länger, weil der deutsche Verleih Mercator, der den Film 1963 ins Kino brachte, zur Laufzeitstreckung Bookends mit deutschen Darstellern filmte, die die eigentliche Geschichte als „Erzählung“ eines der neuen Charaktere umrahmen) sowie ein Audiokommentar mit anolis-Product Manager Ivo Scheloske und Regisseur/Drehbuchautor Mick Garris – ein sehr unterhaltsames Gespräch, in dem sicherlich nicht szenenbezogen der Film analysiert wird, sondern auch Abzweigungen zur Drive-in-Kultur, der Auswahl der Filme für eine solche Reihe und zur Filmzensur in Deutschland gezogen werden (dass Mick Garris m.E. der letzte Regisseur der Welt ist, der die Leistung von Kollegen beurteilen sollte,, lasse ich an der Stelle mal flockig dahingestellt :)). Wie üblich wird von anolis ein durchaus stolzer Preis veranschlagt – das Gesamtpaket weiß aber durchaus zu überzeugen.

Fazit: Ein irgendwie komisches Stück Film, das – in einer Zeit, in der die Konkurrenz die Drive-ins mit atomar mutierten Monstren aller Couleur, außerirdischen Invasoren oder wenigstens aufgemotzten Hot Rods befeuerte, kommen uns Ulmer und Allied Artists mit einer hoffnungslos anachronistischen „Hommage“ (?) an den klassischen Universal-Grusel; und das dann ohne die finanziellen und konsequenterweise technischen Möglichkeiten, so etwas adäquat (wenn schon nicht sonderlich kassentauglich, denn die typischen „drive-in-Momente“, in denen Laurabelle sich kreischend so angenehm an die Schulter ihres Johnnyboys klammern konnte, hat „Die Totengruft des Dr. Jekyll“ genau, eh, null) hinzustellen, durchzuziehen, entbehrt nicht einer gewissen Schmerzlosigkeit, was die zu erwartende Publikumsreaktion angeht. Fünfzig Jahre später kann man das natürlich entspannter sehen und bei allen, teils wirklich drolligen Schwächen (die Miniaturen! Die Miniaturen!), den altmodisch-verstaubten Charme einer völlig ironiefreien (und mit wenig Verständnis für die eigentliche Vorlage, eben den Stevensonschen Jekyll-Topos gehandhabten) Erweiterung „klassischer“ Grusel-Lore goutieren. Dank der kurzen Laufzeit überbeansprucht der Film den Goodwill des Zuschauers nicht, es gibt sowohl einige nette Ulmer-Goodies zu entdecken als auch kleine Perlen unfreiwilligen Humors, das macht die Angelegenheit dann doch ziemlich kurzweilig. Die Ausstattung der anolis-Scheibe ist zudem prächtig – es wird vermutlich dennoch nur eine kleine Käuferschicht sein, die gewillt ist, für einen wirklich minoren 50er-B-Film den doch erheblichen Obolus auszutüten, aber diejenigen werden nicht enttäuscht.

3/5
(c) 2012 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments