Die Todesliste

 
  • Deutscher Titel: Die Todesliste
  • Original-Titel: The Feminine Touch
  •  
  • Regie: Conrad Janis
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Paige Turco (Jennifer), Dirk Benedict (John), George Segal (Ashton), Elliott Gould (Kahn), Bo Hopkins (Brogan), Conrad Janis (Frank), Maria Grimm (Maria)


Vorwort

Die junge Journalistin Jennifer lebt mit dem Computerspezialisten John zusammen und ist mit Frank Donaldson, dem Leiter der Wahlkampagne des Präsidentschaftskandidaten Ashton, befreundet. Über diese Freundschaftsschiene hofft sie auf ein Interview mit dem populären Politiker. Bei einer Wahlkampfveranstaltung wird auf Ashton ein Attentat verübt, jedoch bleibt er unverletzt. Jennifer ahnt nicht, dass John ein gefährliches Doppelleben führt. Nachdem er selbst für eine Geheimorganisation einen Mordanschlag auf einen anderen Politiker verübt, wird er von einem rivalisierenden Profikiller ermordet. Nun gerät Jennifer selbst in Lebensgefahr, denn John war im Besitz einer heiß begehrten Diskette – auf ihr gespeichert: eine Todesliste! Und ganz oben auf dieser Liste steht Ashton. Jennifer kann sich den den auf sie gehetzten Killerkommandos entziehen, doch wem kann sie vertrauen?


Inhalt

Bei „Die Todesliste“ haben wir es mit einem recht belanglosen Thriller zu tun, der nur oberflächlich versucht, auf dem anspruchsvollen Feld des Politthrillers mitzuspielen, mit dem „Unterschied“, dass der Streifen bewußt aus einer weiblichen Perspektive geschildert und vermutlich auch für ein eher weibliches Publikum der eingeschlägigen Hausfrauenkanäle konzipiert ist (vgl. den Originaltitel „Feminine Touch“).

Prinzipiell hab ich da gar nix dagegen, weigere mich allerdings, allein dafür einen Bonus zu verleihen (vgl. „Dead on Sight“). „Die Todesliste“ ist ein hanebüchen konstruierter Thriller – die Geschichte hinkt an sämtlichen vorhandenen Füßen, fügt sich nie zu einem schlüssigen Ganzen zusammen und wird noch nicht mal richtig aufgelöst (das, was der Film uns ersatzweise als Lösung des Mysteriums anbietet, ist in etwa so aussagekräftig wie ein Strichcode, für den man kein Lesegerät hat. Welche tiefere Motivation als „einfach weil ich Bock habe“ den Schurken antreibt, bleibt ebenso unaufgeklärt wie einige wesentliche Fragen, die vom Film aufgeworfen werden, z.B. die Frage, für wen eigentlich John arbeitete). Was den Streifen über einige Längen (besonders in der Auftaktphase) und inhaltliche Schwachmatigkeiten hilft, ist ein gelegentlich durchschimmernder trockener Humor (beste Zeile nach einem Anschlag auf Ashton: „Es hätten Terroristen sein können, oder noch schlimmer, Republikaner!“).

Die Inszenierung von Conrad Janis, der mit Pferdeschwanz auch den Frank Donaldson spielt (und mich an eine Mischung aus Michael Ironside und Brion James erinnert), ist geradlinig und eingängig, aber auf der tempomäßig gemächlichen Seite. Es dauert eine Weile, bis die eigentliche Geschichte erkennbar wird und sich ein wenig Drive einstellt. In der zweiten Filmhälfte wird das Tempo deutlich angezogen, ungefähr in einem proportionalen Verhältnis zur fortschreitenden Dümmlichkeit der Story. Wenn die zierliche Journalistin Jenny zum kampflustigen und killfesten Tier wird, das mit Martial Arts und Schußwaffen einen Agenten der Gegenseite nach dem anderen ausknipst, ist das ungefähr so realistisch wie ein Godzilla-Film und streckenweise fast so lustig (meine Lieblingsszene: Jenny, von zwei fiesen Folterknechten in ihre eigene Badewanne gefesselt, killt einen ihrer Bewacher per Beinschere). Dennoch wird besseres TV-Film-Niveau nie übertroffen – dafür hat der Streifen eindeutig zu wenig Schwung.

Die Actionszenen sind, einer FSK-12-Einstufung angemessen, nicht übermäßig explizit, in der Eröffnungsszene gibt es auch kurz nackte Tatsachen zu bewundern.

Die Besetzung ist nominell recht prominent. Paige Turco („Turtles II/III“, „NYPD Blue“) versucht nach Kräften, aus der *leicht* unglaubwürdigen Rolle der kampf- und schußwaffentechnisch kapablen Journalistin das Bestmögliche zu machen, schafft es aber nicht, den Charakter nachvollziehbar zu gestalten. Immerhin, sie ist nett anzusehen. Immer wieder gern sehe ich den alten „A-Team“ und „Galactica“-Heroen Dirk Benedict, der sein Strahlemanngrinsen nach wie vor nicht verlernt hat, aber leider zur Filmmitte hin den Heldentod stirbt. Regisseur Conrad Janis, für den’s der einzige Ausflug ins Regiefach blieb, dürfte aus „Mork vom Ork“ und zahlreichen TV-Gastauftritten dem Zuschauer leidlich bekannt vorkommen. Die „großen Namen“ verschleißen sich in Nebenrollen. Bo Hopkins („The Wild Bunch“, „A Crack in the Floor“) spielt wie in ca. 85 % seiner Filme den Gesetzeshüter, George Segal („Achterbahn“, „Joshua Tree“) mimt den Präsidentschaftskandidaten Ashton mit solider zurückgenommener Altersweisheit, für ein wenig herzerfrischendes Overacting (und die besten Lines) ist der große Elliot Gould („M.A.S.H.“, „Ocean’s Eleven“) zuständig.

Bildqualität: Wie man es von einer noch nicht gar so betagten Produktion erwarten kann (andererseits bei Best auch nicht voraussetzen darf), ist die Bildqualität akzeptabel. Wir haben es mit einem sauberen Vollbildtransfer (dürfte sich um das gewünschte Ratio handeln) zu tun, der sich weitgehend störungsfrei spielt. Die Farben sind überzeugend, Detailschärfe und Kontrast im Bereich des guten Durchschnitts. Erst bei Vierfach-Zoom geht das Bild richtig aus dem Leim, wenngleich auch bei niedrigeren Zoomfaktoren sich Kanten schon mal auflösen. Wie gesagt, für Best-Verhältnisse ist das okay.

Tonqualität: Einzig geliefert wird eine deutsche Tonspur in Dolby Digital 5.1-Format, was mal wieder ein Upmix sein dürfte. Die Klangqualität ist dabei allerdings ebenfalls annehmbar. Die Dialoge sind klar und rauschfrei, die (sehr durchschnittliche) Musik angenehm eingemischt, Hintergrundgeräusche und Soundeffekte kommen allerdings ein wenig zu kurz.

Extras: Hey, Trailer von Best, die ich noch nicht kannte? Zumindest sind die drei vertretenen Trailer, u.a. „The Attic Expeditions“, ziemlich blutig dafür, dass die Disc ab 12 freigegeben ist, nicht gar so abgenudelt wie das, was Best sonst auf die Scheiben zu ballern pflegt.

Fazit: „Die Todesliste“ ist, summa summarum, ein wenig aufregender Pseudo-Polit-Thriller, dessen Politelemente rein aufgesetzter Natur sind, und der niemanden um seinen kostbaren Schlaf bringen dürfte. Obwohl die Story insgesamt recht dämlich und nicht gerade schlüssig durchkonstruiert ist, kann man den Streifen aufgrund der professionellen Machart und der größtenteils erträglichen darstellerischen Leistungen schmerzlos konsumieren. Man kann allerdings ersatzweise auch zum fünfzehnten Mal „Staatsfeind Nr. 1“ ansehen (und vermutlich mehr davon haben) – irgendwelche neuen Ideen bringt Conrad Janis‘ Thriller dem Genre jedenfalls nicht. Die DVD von Best ist für die Verhältnisse des Ramschlabels recht achtbar gelungen.

2/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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