Die Stunde des Wolfs

 
  • Deutscher Titel: Die Stunde des Wolfs
  • Original-Titel: Moon of the Wolf
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  • Regie: Daniel Petrie
  • Land: USA
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    David Janssen (Sheriff Aaron Whitaker), Barbara Rush (Louise Rodanthe), Bradford Dillman (Andrew Rodanthe), John Beradino (Dr. Druten), Geoffrey Lewis (Lawrence Burrifors), Royal Dano (Tom Gurmandy sr.), John Davis Chandler (Tom Gormandy jr.), Claudia McNeil (Sara), Paul R. DeVille (Hugh Burrifors)


Vorwort

Marsh Island, eine kleine, verschlafene und traditionsbewusste Gemeinde irgendwo in den Bayous, also den Sümpfen Louisanas… das betuliche Leben wird empfindlich gestört, als die verstümmelte Leiche von Ellie Burrifors gefunden wird. Zunächst vermutet man, dass wilde Hunde die junge Frau gerissen haben, doch Dr. Druten stellt bei der Obduktion fest, dass da doch *jemand* nachgeholfen hat. Sheriff Whitaker hat nur einen eingeschränkten Verdächtigenkreis – Ellies Bruder Lawrence, der bei Ellie ein unschickliches Verhältnis mit einem Kerl verortet hat, den jungen Tom Gormandy, der die Leiche gefunden hat und kein plausibles Alibi aufweisen kann und, nach der überraschenden Feststellung, dass die Tote schwanger war, Dr. Druten, der sich als das von Lawrence korrekt geahntes Verhältnis outet. Whitaker versucht, die Gerüchteküche auf Sparflamme zu halten, zumal er noch andere Sorgen hat – nach fünf Jahren ist sein unerfüllter Jugendschwarm Louise zurück in den Ort gekommen, Schwester von Andy Rodanthe, und der ist aktueller Vorsteher des Ortsgründer- und Großgrundbesitzerclans, der sie aus New York hat zurückholen lassen, weil ihr „sozial unakzeptabler“ Lebensabschnittsgefährte die Oberfrechheit besaß, sie sitzen zu lassen, und das ist für eine Rodanthe nun ein noch schlimmerer Makel, als sich überhaupt mit so einem Typen eingelassen zu haben. Dieweil halluziniert Ellies und Lawrences todkranker Vater vor sich hin – blöderweise kann niemand wirklich Französisch, welches die einzige Sprache ist, die der Senior noch brabbeln kann und kann mit seinem ständig ausgerufenen Wort „lukaruk“ nix anfangen. Die Burrifors-Haushaltshilfe Sara verklickert Lawrence die Geschichte von Ellies Verhältnis, worauf der nichts besseres zu tun hat, als Druten die Fresse zu polieren und ihn als Ellies Mörder zu denunzieren. Whitaker nimmt Lawrence sicherheitshalber fest – doch in der Nacht wird in die Sheriffstube eingebrochen, der Deputy und Lawrence beißen ins Gras. Der Mörder muss übermenschliche Kräfte besessen haben, hat er doch die schweren Gitterstäbe vor Larrys Zelle eigenhändig ausgerupft. Andrew meldet sich als einziger Freiwilliger für die vakante Deputy-Stelle, fällt aber beim Übertreten der Burrifors-Türschwelle sprichwörtlich und mysteriöserweise in Ohnmacht. Wieder zu sich gekommen, schiebt Andrew seinen Anfall auf einen seltenen und unheilbaren Malaria-Strang. Louise übersetzt Papa Burrifors Geplapper als dialektbedingt verschobene Aussprache des französischen Worts für „Werwolf“, und noch während sie dies tut, transformiert Andrew auch schon im Hospital und sorgt für Randale. Ein Lynchmob hat sich schnell gebildet und Whitaker kann nur noch versuchen, Andrew vor den wütenden Dorfbewohnern zu finden…


Inhalt

In den 70er Jahren war das amerikanische Fernsehen gar keine so schlechte Adresse für horrible Stoffe – unter den Beschränkungen, die das Medium in Zeiten, als es noch keine Pay-TV-Kanäle, in denen man auch ordentlich mit Kunstblut rumspritzen konnte, gab, nun mal mit sich herumschleppte, gelang nicht zuletzt Dan Curtis der ein oder andere Geniestreich („The Night Stalker“, Trilogy of Terror) und bewies dabei, dass man eben nicht nur auf oberflächliche Effekte setzen musste, um packende Genreunterhaltung zu bieten. Nachdem der Sender ABC mit den Curtis-Filmen sensationelle Quoten abgeräumt hatte, wollte man daraus kapitalisieren und gab weitere Horrorfilme in Auftrag. TV-Top-Star David Janssen (77 Folgen „Richard Diamond, Private Detective“, 120 Folgen „Auf der Flucht“) schien die ideale Besetzung zu sein, um in Tradition des zynischen Darren McGavin-„Kolchak“ die Hauptrolle des seriösen, no-nonsense-Ermittlers zu sein, um das „Night Stalker“-Rezept zu kopieren, dass da lautet, wenn ein zynischer, verbitterer Realist wie Kolchak an Vampire glauben kann, dann auch ich als Zuschauer.

Dass es bei „Moon of the Wolf“ damit nicht so recht klappen will, liegt daran, dass der Streifen sein Thema sehr dröge präsentiert – schon allein der Titel legt ja verdammt nahe, dass wir eine Werwolf-Geschichte präsentiert bekommen werden, aber bis auch nur irgendjemand on-screen realisiert hat, dass der ominöse Killer tatsächlich ein Lykanthrop ist, ist der Film schon beinahe vorbei, jedenfalls schon heftig auf dem Weg in den Showdown. Ist ja sehr schön, sich um suspense zu bemühen, aber dann sollte man sein Gimmick nicht unbedingt schon im Titel verraten. Versuchen wir also den Titel zu verdrängen und den Film ausschließlich nach seinen Meriten zu bewerten. Hm. Immer noch nicht so toll…

„Moon of the Wolf“, nach einem Roman des mir unbekannten Autoren Leslie H. Whitten adaptiert von TV-Routinier Alvin Sapinsley (der auch einige Folgen von „Rod Serling’s Night Gallery“ schrieb), schafft das Kunststück, trotz der charmant kurzen Laufzeit von nur 75 Minuten den Fokus seiner Geschichte vorübergehend total zu verlieren und einen heftigen Schwenk in Richtung Südstaaten-Gesellschaftsdrama zu nehmen, wenn Sheriff Whitaker, aus der Unterschicht zum Gesetzeshüter aufgestiegen, ohne populär zu sein (als „den einzigen, den ich so etwas ähnliches wie ‚Freund‘ nennen würde“, bezeichnet er Dr. Druten), von Andrew Rodanthe deutlich die Standesunterschiede aufgezeigt werden und klar gemacht wird, wie sehr der Rodanthe-Clan die Geschicke der Kleinstadt steuert – ohne, dass das letztlich irgendwohin führt, da Andys upper-class-Herkunft für die Auflösung der Geschichte keine echte Rolle spielt.

Das Buch versucht offensichtlich, durch die unausgegorenen gesellschaftlichen Implikationen und diversen Hindernisse, die dem Protagonisten bei seiner angedachten Beziehung zur hochherrschaftlichen Dame in den Weg gestellt werden, Anleihen beim Südstaaten-Schauerroman, einem Subgenre, über das sich z.B. Stephen King in „Danse Macabre“ exemplarisch an Siddons „The House Next Door“ ausführlich ausgelassen hat, zu nehmen und den eigentlichen Horror (fernsehgerecht) in den Hintergrund zu stellen. Sowas könnte, wie gesagt, durchaus funktionieren, wenn nicht die Erwartungshaltung des Publikums ganz klar auf Werwolf-Horror gepolt ist und daher die Beziehungsnöte des Sheriffs nicht unbedingt allerhöchste Aufmerksamkeitspriorität genießen und der – wollen wir wirklich soweit gehen, ihn „romantisch“ zu nennen? Ich glaube nicht, denn das Romantischte daran ist, dass Whitaker Louise zu einer Tasse Kaffee einlädt und sie sich später mit einer Limonade revanchiert – Whitaker/Louise-Subplot auch nicht sonderlich denkwürdig daher kommt. Das, was zunächst mal als „interessant“ erscheint (Andrew behauptet, Louise sei krank und deswegen nach Hause zurückgekehrt), wird von Louise schon ein paar Minuten später als bloße Rufwahrungs-Schutzbehauptung geoutet (und verschenkt einen möglichen red herring), Andrew mischt sich in die Freundschaft (mehr wird’s zumindest innerhalb dieser 75 Minuten nicht) nicht so störend ein, wie man’s vermuten sollte, und im Endeffekt kommt nicht mal ein Kuss bei ‚rum. Nicht gerade aufregend.

Wie auch der „Spannungspart“ des Films – wir steigen zwar direkt mit der Entdeckung des ersten Opfers ein, aber weil der Werwolf sich dann knapp 45 Minuten mit weiteren Taten zurückhält, sind die Ermittlungen, da kaum wirklich Anhaltspunkte für übernatürliches Wirken bestehen, in dieser Phase erstaunlich unaufgeregte „gewöhnliche“ Mordermittlungen mit ein paar vom Drehbuch nach dem Zufallsprinzip ausgelegten falschen Verdächtigen (dem gewieften Zuschauer ist klar, dass es keiner von denen sein kann) und einem so offensichtlich präsentierten „wahren Täter“ (speziell, wenn man eben schon weiß, dass es auf einen Werwolf hinausläuft), dass man schon fast wieder überrascht ist, dass er’s wirklich ist (wenn Andrew sich praktisch in seiner ersten Dialogzeile auf seine Malariaanfälle rausredet, ist eigentlich schon alles klar). Mit dem französischen „lukaruk“-Kauderwelsch des alten Burrifors müht man sich redlich, einen Mystery-Aspekt in die Geschichte zu bringen (erstaunlich genug für einen Film aus den frühen 70ern, dass es nicht das dicke schwarze Hausmädchen ist, das den Aberglauben ins Spiel bringt), aber da der Zuschauer eben von Haus aus mehr weiß (und sei’s, ich reite drauf rum, ich weiß, durch den Titel) als die Filmprotagonisten, will sich ein echtes Spannungsmoment nicht einstellen.

Ehrenpunkte gibt es für den Versuch, den Lykanthropismus einerseits (wie’s die letzten „Wolfman“-Filme mit Lon Chaney taten) als zumindest kontrollierbare Krankheit darzustellen, ihn aber andererseits auch wieder mit Folklore und Legenden in Verbindung zu bringen (das Pentragramm in der Handfläche, dass das nächste Opfer bestimmt, feiert fröhliche Urständ, als Werwolf-Killer wird übrigens keine Silberkugel, sondern Feuer und „geweihte Kugeln“ zitiert, allerdings scheinen im Finale ganz gewöhnliche Bleipatronen auch zu funktionieren. Huch, zählt das als Spoiler?). Eine nette Abwechslung zum üblichen Genre-Schmu ist auch der Umstand, dass die Tatsache, dass es sich um einen Werwolf handelt, nachdem die Katze bzw. der Werwuff mal aus dem Sack ist, ohne weiteres akzeptiert wird, da gibt’s keine weiteren Opfer durch „Unglauben“; mehr machen hätte man m.E. aus dem Kontrast der „modernen“ amerikanischen und der „alten“ französischen Kultur in diesen Breiten; mehr, als dass niemand den lokalen (!) Dialekt Hughs versteht, macht das Script nicht aus diesem eigentlich reizvollen Thema.

Die dramaturgischen Notwendigkeiten eines 90-Minuten-Sendeplatzes machen es allerdings nötig, dass die Charakterisierungen sehr eindimensional sind, es kaum jemanden gibt, der echte Ecken und Kanten hat, lustigerweise mit Ausnahme von Andrew Rodanthe, der zwar in seiner ersten großen Szene auch eine Neon-Werbetafel mit der Aufschrift „ich bin EVIL, gemein, fies und der Böse dieses Films“ tragen könnte und nicht sich nicht stärker auf der Verdächtigenliste verewigen würde, danach aber ist er noch am vielschichtigsten dargestellt (er ist sogar der einzige, der Whitaker nach dem Mord an Lawrence und dem Deputy helfen will). Die halbherzig ausgelegten red herrings sabotiert sich der Film mit Wonne immer innerhalb weniger Minuten selbst (bzw. er lässt die jeweiligen Erklärungen der Verdächtigen, sie seien’s eben nicht gewesen, so stehen, ohne wirklich Zweifel daran aufkommen zu lassen). Bei Louise Rodanthe bestünde das größte Potential, zumal das Script mit ihrer überraschenden Rückkehr auch einen guten Aufhänger hätte, die Mordserie mit ihr in Verbindung zu bringen, aber auch hier – kaum hat der Zuschauer die Möglichkeit in Betracht gezogen, sagt der Film schon klar, dass sie’s nicht gewesen ist, und damit basta. Whitaker bringt charaktertechnisch ein besonderes Kunststück fällig – er ist nicht nur eindimensional, sondern dazu noch unfähig und für die Handlung streng genommen irrelevant; etwas, was man im weitesten Sinne „kriminalistische Ermittlung“ nennen könnte, führt er nicht durch (alle Hinweise bekommt er ohne eigenes Zutun von Dritten serviert, und meistens sogar von der gleichen Person, nämlich Sara, dem verhältnismäßig un-klischeemäßigen schwarzen Hausmädchen der Burrifors), und im Showdown glänzt der Meister der Ordnungsmacht mit Abwesenheit, weil die Blödpfeife einem Gaul, den er mit dem Werwolf verwechselt (???), in den Wald nachläuft (SPOILER) und so Louise die finale Konfrontation mit ihrem Bruder alleine austragen lässt. Als er endlich auftaucht, ist der ganze Spuk schon längst vorbei… (/SPOILER).

Von der filmhandwerklichen Seite offenbart „Moon of the Wolf“ Licht und Schatten. Die Kameraarbeit von Richard C. Glouner, der u.a. auch bei der Will-Tremper-Kolportage „Mir hat es immer Spaß gemacht“ (mit dem illustren Cast von Christian Anders, Bruce Low, Hugh Hefner und Klaus Kinski!) die Kamera schwang, ist für Fernsehverhältnisse hochanständig, wenngleich aus dem Gimmick der Marsh Island umgebenden Sümpfe weniger gemacht wird als man meinen könnte. Die Regie von Daniel Petrie (einem TV-Veteranen, der erst spät in seiner Karriere den Sprung ins Kino schaffte und u.a. 1988 „Cocoon II: Die Rückkehr“ inszenierte; filmhistorisch wichtiger ist vielleicht, dass sein Sohn Daniel Petrie jr. den „Beverly Hills Cop“ erfand) ist allerdings eher bieder, das Tempo betulich und die Beschränkungen des Mediums, was die tatsächliche Abfilmung von Gewalt angeht, allgegenwärtig, und speziell in letzterem Punkt fällt Petrie buchstäblich nichts ein, um den Mangel an Aktion durch suspense zu kaschieren (alle wirklichen Gewaltakte des Werwolfs finden off-screen statt – und die Resultate sehen wir auch nicht; wir müssen uns auf das Wort der Protagonisten verlassen, dass die Leichen grausam verstümmelt wurden -, in seiner einzigen Action-Szene darf er gerade mal ein paar Krankenpfleger umschubsen und Schwestern erschrecken, bevor er durch ein Fenster türmt. Immerhin – er wird blutig erschossen). Einzig die Sequenz, in der der Werwolf Lawrence und den Deputy abmurkst, bringt mit einer sehr frühen „durch die Augen des Killers“-POV (aber sehr wacklig) einen Hauch von Inspiration mit. Zwar bemüht sich Petrie krampfhaft, sein Monster so spät wie möglich zu zeigen, aber wenn man das Vieh dann erst einmal gesehen hat, glaubt man zu wissen, dass das nicht wirklich daran lag, weil Petrie hier echte suspense einbauen wollte (zumal der Titel… naja, ich will mich nicht zu oft wiederholen), sondern weil ihm der Make-up-Job ernstlich peinlich war. Thomas und William Tuttle, den Make-up-Künstlern (die aber zu ihrer Ehrenrettung ansonsten mit Horror nichts am Hut hatten), gelingt das Kunststück, ihre Werwolfs-Maske erheblich peinlicher wirken zu lassen als die über 30 Jahre ältere Lon-Chaney-Maske aus „The Wolfman“ (stilistisch orientieren sie sich eher an „The Werewolf of London“, wobei auch dieser erste Universal-Werwolf-Horror von 1935 bessere Tricks und Masken auf Lager hatte als dieser Film…). Die bedauernswerte Zottel-Kreatur, die sich nicht mal ein Obdachloser als Bettvorleger vor den Pappkarton legen würde, ist wirklich besser dran, wenn sie im Finale von ihrem Schicksal erlöst wird. Vor einer Verwandlungsszene drückt sich „Moon of the Wolf“ sicherheitshalber gleich ganz.

Auf der Negativ-Seite verbucht der Streifen zudem erbärmliche opticals in einer Sequenz, in der Louise versucht, Andrew im Pferdestall zu verbrennen (und nicht nur, dass die aufkopierten Flammen primitiv sind, bringt die Szene auch noch grandioserweise fertig, den Stall innerhalb von zwei on-screen-Sekunde von „es brennt halt ein bisschen, aber nicht so sehr, dass Louise nicht in aller Seelenruhe rausspazieren kann“ in „FLAMMENDES INFERNO!!ELF!“ zu verwandeln. Und nein, unser Sheriff bemerkt das Feuerchen nicht…).

Die Darsteller leiden unter ihren eindimensionalen Charakteren. David Janssen hatte während seiner Karriere das Problem, eigentlich IMMER den gleichen Charakter zu spielen, einen irgendwie zwar nicht ganz unsympathischen, aber unzugänglichen, wenig leutseligen Einzelgänger (vgl. der unmittelbar nach diesem Film entstandene Birds of Prey). Das konnte Janssen im Schlaf, aber, und das ist die Krux, manchmal scheint er es tatsächlich *wirklich* im Schlaf gemacht zu haben. In „Moon of the Wolf“ leiert Janssen jedenfalls eine uninspirierte 08/15-Performance herunter, die für den Kontext eines eh nicht überragend geschriebenen und gefilmten TV-Movies zwar einigermaßen in Ordnung geht, aber qualvoll deutlich macht, dass Janssen durchaus besser könnte, wenn er denn gewollt hätte. Bei Barbara Rush habe ich das Gefühl, man hätte sie direkt aus einem harmlosen 50er-Jahre-Doris-Day-Spielfilm importiert, so lieb, nett, adrett, langweilig sieht sie aus und spielt sie (und mit zum Drehzeitpunkt stolzen 46 Jahren ist sie als im-weitesten-Sinne-love-interest für Janssen – der zwar auch nur vier Jahre jünger ist und älter aussieht als seine 42 Lenze, aber da ist man halt von Hollywood verdorben – einfach auch, tschuljung, zu alt). Rush traf schon in „Auf der Flucht“ in zwei Folgen auf Janssen und zog später eine Hauptrolle in der kurzlebigen Soap „Flamingo Road“ an Land. Immerhin gibt’s zwei recht nette Dialogszenen mit ihr und Janssen, in der beide andeuten, zumindest schauspielerisch über chemistry (nicht der funkensprühenden Art) zu verfügen. Bradford Dillman schlägt sich wacker – in Psychomaniacs lotete er ungefähr zeitgleich auch in Italien völlig neue Langweiligkeitstiefen aus, verdient sich aber für die Hauptrolle in Jeannot Szwarcs munterem „Feuerkäfer“ ein paar ewige Filmgeek-Gütepunkte (später amtierte er in zahlreichen TV-Serien gastrollentechnisch, am bekanntesten wohl in „Falcon Crest“). Er hat den differenziertesten Charakter zu spielen, aber der Film macht halt zu wenig draus. John Beradino, der als Dr. Druten einigermaßen akzeptabel agiert, war Profi-Baseballspieler (und gewann 1948 mit den Cleveland Indians die World Series) und nutzte den Sport als Sprungbrett in eine Schauspieler-Karriere, ohne große Höhepunkte oder herausragende Ergebnisse, aber mit stetiger Beschäftigung über mehr als vier Jahrzehnte (u.a. spielte er eine kleine Rolle in „Der unsichtbare Dritte“). Claudia McNeil, bei deren Figur ich zunächst arge Bedenken hinsichtlich möglichen racial stereotypings machte, erledigt einen guten Job – Petrie hatte sie schon 1961 für sein hochgelobtes Drama „A Raisin in the Sun“ verpflichtet, wo sie an der Seite von Sidney Poitier die Hauptrolle spielte und für einen Golden Globe nominiert wurde; später war sie u.a. noch in „Roots: The Next Generations“ zu sehen). In kleineren Nebenrollen gibt’s Geoffrey Lewis (schön exaltiert als Lawrence; „The Lawnmower Man“, National Lampoon’s Last Resort, „Blueberry“, The Devil’s Rejects) und Royal Dano (in seiner üblichen Hinterwäldler-Hillbilly-Rolle, „House II“, „Ghoulies II“, Killer Klowns from Outer Space, „Martians“, „Stark“) zu beobachten.

Bildqualität: Der Film findet sich in so mancher amerikanischer DVD-Sammlung gemeinfreier Filme, so z.B. in der „50 SciFi Classics“-Megabox von Treeline (und auch diversen Brentwood-Collections). SciFi ist natürlich ein weiter Schuss, aber gemeint ist damit auch eher „Phantastik“, denn diese Sammlung enthält neben echten SF-Filmen auch Horror, Fantasy, Japano-Monsteraction und Sandalenfilme… Da wissen wir natürlich auch, was ungefähr wir an Bildqualität geboten bekommen. Der 4:3-TV-Formatprint ist für diese Art Kollektion erträglich, hat aber in der zweiten Hälfte mit einigen Störungen zu kämpfen, die nicht entscheidend ablenken, aber auffallen. Schärfe und Kontrastwerte sind allenfalls durchschnittlich, die Kompression eher liederlich, aber der Film teilt sich die Seite seiner DVD auch mit zwei weiteren Filmen. Immerhin kosten solche Sammlungen nicht die Welt, man darf also nicht oberkritisch sein.

Tonqualität: Der englische Mono-Ton ist ein wenig brummig und verrauscht, was es manchmal etwas schwierig macht, die Südstaatenakzente einiger Nebendarsteller zu verstehen. Bei den Hauptrollen gibt’s aber kein Problem und somit insgesamt keine echten Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen.

Extras: Natürlich nichts.

Fazit: Mit „Moon of the Wolf“ sehen wir sozusagen die Antithese zu „The Night Stalker“, einen TV-Horrorfilm, der vor den Beschränkungen des Mediums kampflos kapituliert und den Weg des geringsten Widerstands geht, anstatt Werwolf-Action und -Grusel lieber über soziale Standesschranken räsonniert (ohne das auch letztlich aufzulösen) und insgesamt an seinem Anspruch, den „southern gothic“-Ansatz, der im Literarischen recht gut funktioniert, auf die Mattscheibe zu übertragen, scheitert. Er ist aber auch ein Beispiel dafür, welch konzeptionelle Einfallslosigkeit Autoren und Regisseure im Umgang mit dem Werwolf-Archetyp an den Tag legten (denn auf’s wesentliche runtergerechnet, ist „Moon of the Wolf“ nichts als ein halbseiden modernisierter rehash von „The Wolfman“), und wie nötig der Tritt in den Arsch war, den das Triumvirat grandioser moderner Werwolf-Filme („Wolfen“, „American Werewolf“, „Das Tier“) dem Subgenre wenige Jahre später geben sollte. Ein Film für Vollständigkeitsfanatiker in Sachen Werwolf und/oder David Janssen, aber keineswegs ein Streifen, der zu Unrecht der Vergessenheit anheim gefallen ist, oder, in der ganz kurzen Fassung: belangloser TV-Krams ohne Meriten.

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


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