Die Stunde des Headhunter

 
  • Deutscher Titel: Die Stunde des Headhunter
  • Original-Titel: Headhunter
  • Alternative Titel: Die Stunde des Headhunter - Die Explosion des Bösen |
  • Regie: Francis Schaeffer
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Kay Lenz (Katherine Hall), Wayne Crawford (Pete Giuliani), Steve Kanaly (Captain Calvin), June Chadwick (Denise Giuliani), John Fatooh (Roger), Gordon Mulholland (Prof. Sinclair), Sam Williams (Samuel Juru), Helena Kriel (Murphy), Ted Le Plat (Det. Haynes)


Vorwort

Miami… Detective Katherine Hall schiebt grad mit ihrem Loverboy, dem Streifenbullen Roger, eine Nummer, als ein Einbrecher in ihre Hütte eindringt. Der ungebetene Gast ist a) stockbesoffen und b) ihr Partner Pete Giuliani, der gerade von seinem Eheweib rausgeworfen wurde, weil ihr nach sieben Jahren Ehe aufgefallen ist, lesbisch zu sein. Und weil Pete nicht der Typ ist, der viele Freunde hat, fällt ihm nix anderes ein, als es sich auf Kates Couch häuslich einzurichten.

Bevor wir aber in Sitcom-Territorium versumpfen, bekommen unsere beiden Cops Arbeit. Ein grausamer Mord sorgt in der nigerianischen Gemeinde Miamis für Panik – das Opfer wurde enthauptet. Sam Juru, Professor für Afrikanistik und nebenberuflich Schamane der eingewanderten Afrikaner weiß auch, was Sache ist. Das Opfer war ein Mitglied des Ibu-Stammes, wie die meisten hier seßhaft gewordenen Nigerianer – die flohen aus ihrer Heimat, um dem Zorn eines Ibu-Dämons, dem „Kopfjäger“ zu entgehen. Irgendwie hat der Dämon den Sprung über’s Große Wasser geschafft und sich ein neues Betätigungsfeld geschaffen. Es wird weitere Opfer geben, doziert Sam.

Kate und Pete halten das zunächst mal natürlich für abergläubischen Tinnef, aber nach dem nächsten Mord nach gleichem Schema werden sie nachdenklich. Der zu Beratungszwecken hinzugezogene Sam erweist sich aber als nicht sonderlich auskunftsfreudig, da der Dämon sich seine Opfer bevorzugt bei seinen Feinden sucht, und zu denen will Sam sich jetzt nicht unbedingt freiwillig rechnen lassen. Immerhin warnt Sam die Cops, dass sie durch ihren Willen, den Dämon zu vernichten, selbst auf dessen Abschussliste stehen.

In der Tat macht sich bald dämonisches Treiben bemerkbar – erst wird Pete von einer Vision in einen Schlachthof geführt, wo er vom Dämon angegriffen wird, dann lockt eine angebliche Nachricht Petes Kate auf einen Bahnhof, wo sie erst Zeugin eines Ibu-Rituals und dann von mordgierigen Afrikanern attackiert wird. Letzteres führt immerhin zu Sams enthaupteter Leiche.

Der rassistische Chef des Cop-Duos will freilich von mordenden Dämonen nichts wissen und überdies ist die ganze Mordserie auf seiner Prioritätenliste nicht sonderlich weit oben angesiedelt („es sind doch nur Neger. Und nicht mal *unsere* Neger“. Ein Sympathikus). Zum Glück treiben Kate und Pete einen emeritierten Professor (der in einem runtergekommenen Altenheim sein Dasein fristet), der sich mit der Kopfjäger-Thematik befasst hat, auf. Der weiß auch, wie man den Dämonen vernichten kann – man muss ihn nur zerstückeln…

Das ist natürlich jetzt leichter gesagt als getan, zudem der Dämon genau weiß, wer hinte rihm her ist. Und auf einmal erhält Pete einen Anruf seiner Frau, die sich wieder mit ihm vertragen möchte. Verdächtig? Sicher…


Inhalt

Manchmal steht einem der Sinn nach einem anspruchslosen kleinen 80er-Slasher, und „Die Stunde des Headhunter“ erfüllt auf dem Papier diese Beschreibung. Verantwortlich für den kleinen Reißer ist Francis Schaeffer, ein Mann, dessen persönliche Entwicklung vermutlich interessanter ist als alles, was er jemals auf Leinwand bannte (was auch nicht so’n großes Kunststück ist. Neben „Headhunter“ könnte der Videojunkie von Welt noch „Rebel Waves“ kennen, den ich demnächst auch besprechen werde). Schaeffer gehörte mit seinem Vater zu den führenden Köpfen des „politischen Arms“ der „born again christian“-Bewegung (der auch George W. Bush angehörte) und baute ein politisches Netzwerk zur Förderung konservativer christlicher Werte auf, das sich zur heute extrem einflussreichen religiösen Rechten in den USA entwickelte. Schaeffer distanzierte sich später von der von ihm mitbegründeten Bewegung, konvertierte zum unpolitischen orthodoxen Christentum und schrieb seine Memoiren „Crazy for God“ als Abrechnung mit seiner Kindheit und seinen politischen Aktivitäten. In seiner neuen Identität als Kritiker der evangelikalen Rechten war er u.a. in der Dokumentation „American Jesus“ und als regelmäßiger Gast in der Polit-Talkshow von Al Sharpton zu sehen. Quite the guy you’d expect a horror movie from, isn’t he?

Angesichts dieser Vita ist es mir eine Freude zu erwähnen, dass „Headhunter“ sich als Film ausgesprochen undogmatisch, unreligiös spielt – muss er ja zwangsläufig, wenn er die Existenz eines afrikanischen und dezidiert nicht christlichen Dämonen als gegeben postuliert. Nicht die Macht Gottes ist es, die diesen Dämonen zur Strecke bringen kann, sondern die ganz weltliche Kettensäge. Witzigerweise bekommt gerade das evangelikale Neo-Christentum sein Fett ab, wenn Schaeffer und sein undistinguierter Schreiberling Len Spinell den Dämonen ein Opfer mitten in einer Baptisten-Taufzeremonie (inkl. „Jaws“-Parodie) holen lässt… (andererseits weiß man natürlich aber auch, wie „gut“ sich die verschiedenen Ausprägungen evangelikaler Kirchengemeinden sich untereinander verstehen).

Gut, aber das allein does not a good film make. Und leider ist „Headhunter“, so insgesamt betrachtet, leider kein besonders guter und noch nicht mal ein besonders unterhaltsamer Film. Zwar verdient sich der Film Pluspunkte für die recht originelle Mythologie und den Umstand, dass auch die Opfer des Monsters nicht die übliche Baggage attraktiver twentysomethings, die College-Studenten, mimen, sind, aber Schaeffer fehlt es sowohl an monetären als auch inszenatorischen Mitteln, um den Film wirklich packend zu gestalten.

Schon die Optik ist einigermaßen abtörnend – der Streifen ist irgendwie der End-80er-Fernsehoptik verhaftet, sieht nicht aus wie „Kino“, sondern eben anspruchsloses TV-Movie. Wozu auch passt, dass der Film nicht wirklich wagt, in den FX-/Splattersequenzen richtig aus sich herauszugehen. Immerhin probiert sich Schaeffer an ein paar rasanten „Evil Dead“-Gedächtnis-POV-Kamerafahrten, aber ihr pay-off ist dann eben meist ein close-up auf ein schreiendes Gesicht und ’ne Schwarzblende. Der Vergleich ist natürlich nicht fair, aber wenn man sieht, was sich eine jugendfreigegebene Network-Serie wie z.B. „Grimm“ an Splatter und Gore traut, kann man mit Stoff wie „Headhunter“ allenfalls noch Horror-Nostalgiker, die sich an ihre verschwendete Jugend in 80er-Jahre-Videotheken wehmütig erinnert, hinter’m Ofen hervorlocken. Selbst in seinen wenigen etwas expliziteren Splattereinlagen (die aber überwiegend in Traumsequenzen abgehandelt werden) schafft „Headhunter“ es nicht zu erschrecken oder wenigstens etwas anzuekeln.

Das Erscheinen des Monsters mit pyrotechnischen Eskapaden zu untermalen (kleine Explosionen) kann man als nette Idee verbuchen, die aber in der budgetbedingten Umsetzung eher lächerlich wirkt. Storytechnisch verschwenden wir gerade im ersten Akt ein bisschen sehr viel Zeit mit Petes persönlichen Problemen – wenigstens läuft dieser Handlungsstrang, nachdem er im Mittelteil dann für ’ne gute Stunde komplett vergessen wird, mit der Horror-Geschichte zusammen und ergibt nicht nur einen typischen TV-B-Plot.

Gut, das alles könnte trotzdem immer noch einen netten kleinen by-the-numbers-Klopper abgeben, aber „Headhunter“ ist halt auch ziemlich dröge- die 87 Minuten ziehen sich schon ein wenig, und auch unfreiwillige Lacher stellen sich nur unregelmäßig ein (der beste ist der arg verzweifelte Versuch der deutschen Synchro, die mir völlig unbekannte Floskel „du kesser Vater“ als ultimative Beleidigung zu etablieren). Die Nummer ist nicht frei von amüsanten Momenten, aber sie sind far and between.

Auf Darstellerseite ist Kay Lenz („House“, „American Graffiti“) durchaus sympathisch als Kate (auch wenn der costume designer ein Faible dafür hat, sie in möglichst unvorteilhafte Klamotten zu packen. Ich erwartete ehrlich, dass sie irgendwann noch im blanken Kartoffelsack auftaucht). Wayne Crawford („Barracuda“) versuchts mit einer Mixtur aus teils schauderhaftem Over- und Non-acting (kann aber ganz doll traurig-doof kucken) und „Dallas“-Star Steve Kanaly spielt ein überzeugendes rassistisches Arschloch. Mit June Chadwick („V“, „Mutant“, „This is Spinal Tap“, „Trio mit vier Fäusten“) verschleißt sich eine relativ bekannte Aktrice in der weitgehenden Nullitätenrolle von Petes Ehefrau Denise. Als Professor Sinclair wurde Gordon Mulholland (in der 1950er-Version der „Schatzinsel“, auch in „River of Death“ zu sehen) ausgegraben, Sam Williams war schon in meinem childhood-fave „König Salomons Schatz“ und im Cannon-Remake des identischen Stoffes „Quatermain – Auf der Suche nach dem Schatz der Könige“ dabei.

Die DVD von XCess Entertainment in der hübschen kleinen Hartbox bringt den Film in hochanständigem 4:3-Vollbildformat mit deutschem und englischen Ton (Dolby 2.0). Die deutsche Synchro ist manierlich ausgefallen. Als Extras gibts Trailer, Slideshow und den früheren deutschen Videoanfang.

Summa summarum ist „Die Stunde des Headhunter“ kein rechter Volltreffer – weder als seriöser Horrorfilm noch als Trasher voll überzeugend, ist der Streifen am ehesten für 80er-Horror-Slasher-Komplettisten geeignet, und natürlich für kesse Väter…

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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