Die Strafe des Schweigens

 
  • Deutscher Titel: Die Strafe des Schweigens
  • Original-Titel: Cellblock Sisters: Banished Behind Bars
  • Alternative Titel: Banished Behind Bars |
  • Regie: Henri Charr
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Annie Wood (April), Gail Harris (May), Jenna Bodnar (Manny), Dean Howell (Det. Armand), Ace Ross (Wreck), Jamie Donahue (Flo), Dominique Konold (Rosseta), Christi Engel (Warden Smith), Anita Linn (Officer Oregon), Red Horton (Sam), Brent Keast (Lyle), Beau Ritchards (Damien), David Jacobs (Attorney Neary), Barbara Braveman (Bus Lady), Tony Scapello (Taco Attendant)


Vorwort

Lieber Leser, Du bist es ja vermutlich gewohnt, dass sich manch Reviewauftakt mehr nach Weblog anhört als nach einer, ähempt, seriösen Filmsite. Kann ma nix machen, wa? So darfst Du auch an dieser Stelle erfahren, dass ich heute ausgesprochen schlechter Laune war (und bin), bzw. meine schlechte Laune von gestern ziemlich problemlos über die Nacht gerettet habe. Wenn Du, mein treuer Leser, eine ähnlich spektakulär gescheiterte Geburtstags“party“ (ich benutze das Wort „Party “ im allerweitesten Sinne) zu Euren Ehren erlebt hättet, würdet Ihr auch ans Grübeln kommen, ob diese ganze Kiste mit „Freundschaft“ etc. nicht masslos überschätzt wird. Ohne zu sehr im Selbstmitleid zu versinken, möchte ich hiermit nur noch ganz offiziell und für die weite Welt zu lesen kundtun, dass ich mir unter einer „Party“ nicht drei Runden Carcassonne (auch wenn´s ein geiles Spiel ist) mit drei verschnarchten Langeweilern (der Rest hatte kurzfristig abgesagt), die sich darüber beschweren, dass die Musik zu laut ist (das ist immer noch der Job der Nachbarn und nicht der der Gäste!) und nur einem stimmungsmässig positiv aufgeschlossenem Gast, der aber, wie der Gastgeber, von der versammelten Anti-Stimmung so in den Keller gezogen wurde, dass selbst wir beide nach Abgang der Pseudogäste uns darauf verständigten, die Sache abzukürzen und nach einer angemessenen „Mensch ärgere dich nicht“-Runde es einen Tag zu nennen, vorstelle (uff, was für ein Schachtelsatz – meinen Ex-Chef hätte ich für diese Konstruktion erwürgt).

Sei´s drum. Man lebt und lernt, wird nächstes Jahr vermutlich niemanden mehr einladen, sondern das tun, was ich gestern auch hätte machen sollen: Kühl- und Videoschrank öffnen und ein paar kühle Blonde (meinetwegen auch Blondinen, hähä) und schlechte Filme verhaften. Ich bemühte mich heute, zumindest den letzten Punkt nachzuholen und holte daher mein vor schon einigen Wochen auf ebay erstandenes, aber bislang keiner weiteren Beachtung gewürdigtes deutsches Verleihtape des heute zu untersuchenden Filmes aus dem Regal. Bei einem Originaltitel wie Cellblock Sisters: Banished Behind Bars dürfte ja selbst ignoranteren Zeitgenossen als mir recht klar sein, worum´s denn geht, na klar, Schnuckis hinter schwedischen Gardinen. Ich dachte mir, es gäbe vermutlich schlechtere Möglichkeiten für einen Versuch, die Laune etwas aufzubessern.

Unser heutiges Exemplar gehört mit seinem Baujahr 1995 zu den Vertretern des modernen WIP-Films. Regisseur Henri Charr betritt damit kein filmisches Neuland, denn mit Under Lock and Key und Caged Hearts (ich bemühe mich um ein Exemplar des letztgenannten Titels) drehte Charr bereits zwei andere WIPs, so dass man den guten Mann als Genreveteran sehen kann, der demzufolge auch wissen müsste, was sich mit dem Genre anfangen lässt und was nicht. Und die bewährte Billigschmiede PM Entertainment gilt eigentlich als verlässlicher Lieferant halbwegs ahnsehnlicher B-Action-Ware. Also nicht wirklich die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für ein halbseidenes Frauenknast-Vergnügen.


Inhalt

Ich hab ja schon öfters die „Unsitte“ bemängelt, dass Frauenknaststreifen, erwiesenermassen vermutlich das Filmgenre überhaupt, das so etwas nun wirklich nicht nötig hat, bzw. deren Produzenten sich verzweifelt bemühen, eine plausible Geschichte zu erzählen. Also müssen wir, um diesen neumodischen Konventionen (wir können ja nicht einfach nur spärlich bekleidete Frauen in verschiedenen voyeuristisch geeigneten Situationen zeigen, gelle) zu folgen, erst mal ein wenig Backstory aufbauen.

Wir beginnen unser Spektakel also damit, dass ein unsympathisch wirkender Typ ein vielleicht achtjähriges Mädchen durchs Gewölle hetzt, deren Schreie nach Mami geflissentlich ignoriert und sie schliesslich packt und in ein Auto stopft. Selbiges passiert auch dem jüngeren Schwesterherz des Mädels, allerdings in ein anderes Auto. Mama, ein perfektes Exempel für absolut tiefstklassigen White Trash (wundert mich nur, dass die nicht in einem Wohnwagen, sondern einer heruntergekommenen Holzhütte haust), drückt der Kleenen nur noch ein Medaillon mit ihrem Bildnis (boah) in die Hand und verspricht, sie baldmöglichst wieder abzuholen. Könnte ein Problem werden, denn der angesprochene Unsympath drückt einem fetten bärtigen Typen, der auf der Veranda herumvegetiert (und gegen der Unsympath wie ein wahrer Menschenfreund wirkt) ein fettes Dollarbündel in die Hand. Tja, und kaum sind Kids und Dollarspender abgedampft, fällt es auch der lieben Mama wie Schuppen aus den ungepflegten Haaren – Fettsack, Sam von Namen und derzeitiger Lebensabschnittsgefährte der Dame (und mitnichten der Papa der Kiddies), hat die Gören April und May für schlappe 5.000 Dollar soeben verkauft – der Herr mit dem Geldbündel war nicht, wie Mama vermutet, vom Sozialamt, sondern von einer weniger uneigennützigen Organisation. Mit dem Wiederholen der Kinder, sobald die Lage besser ist, ist demzufolge auch Essig. Die gute Frau, schwer unter Drogen stehend, bekommt einen kleinen Hysterischen, schwört, sofort mit dem Fixen aufzuhören und macht dem fetten Sam heftige Vorwürfe, bis es selbigem zu blöd wird (nachdem sein unbürokratischer Vorschlag, bei weiterem Kinderwunsch der Dame könnte er da durchaus praktisch zur Seite stehen, kein Gehör findet) und er sie etwas durch die Gegend kloppt, bis, wie könnt´ es ander sein, die Frau etwas unglücklich Kopf voran auf einem scharfen Stein aufschlägt und demzufolge tot ist…

Flash Forward um 16 Jahre… am LAX kommt eine junge hübsche Frau aus England an – es handelt sich selbstredend um May, die nun aussieht wie Softsex-Star Gail Harris (und folglich auch mit den wirklich entzückenden O-Beinen derselben gesegnet ist – irgendwann müsste doch eigentlich mal ein Agent der guten Gail verraten, dass sie tunlichst keine kurzen Röcke tragen sollte – das sieht LÄCHERLICH aus) und auf Anfrage der aufdringlichen älteren Lady im Bus nach Kalifornische Pampa verrät, dass sie im Lande weilt, um ihre Schwester zu besuchen, die sie seit 16 Jahren nicht gesehen habe. Auf offener Strecke wird der Bus allerdings von einer Biker-Bande überfallen – bzw. während der Fahrt geentert. Die Rocker sind nicht nur so frech, ihren Überfall auf Video mitzuschneiden, sondern werden auch noch von einer jungen Frau angeführt. Wer ob dieser Tatsache nicht sofort erkennt, dass die Rockerbraut niemand anderes sein kann als Mays Schwesterherz April, hat noch nie in seinem Leben einen B-Film gesehen und ist demzufolge hier völlig falsch. April offenbart sich, packt May auf den Sozius ihres nächstbesten Mitbikers und „entführt“ ihre Schwester ins Biker-HQ, wo May zu Ehren eine zünftige Rockerparty gefeiert wird, inkl. Live-Band! May reagiert darauf mit britisch-unterkühltem leichten Amüsemang (ya see – May wurde seinerzeit an eine wohlhabende englische Familie vertickt, während April in L.A. unterkam und dort offensichtlich nicht wirklich gravierend auf der sozialen Leiter vorwärts kam, stellt sich die Frage, woher Aprils Käufer die Kohle hatten), bekommt von April die Empfehlung, sich zu gut zu unterhalten, bevor sich die Rockerbraut mit ihrem Gefährten Wreck (hübscher Name) zu einem kurzen Quickie zurückzieht (und wir Annie Woods Brüste bewundern dürfen, die folgende, vermutlich ausführliche Softsexszene ersparen uns die deutschen Videoverleiher in der vermuteten und zutreffenden Erkenntnis, dass wir uns eine solche aufgrund reichhaltigen Erfahrungsschatzes bestens ausmalen können – und da Wreck nicht wirklich ein Adonis ist, passt das auch). Ein Biker versucht May zu begrapschen, wird aber von einem Bikerkollegen mit dem Argument „von Aprils Schwester lässt man die Finger“ behindert. Biker Numero Uno sind solche Argumente reichlich egal und wir starten einen gar zünftigen Biker-Brawl, der in ein ordentliches Jeder-gegen-Jeden ausartet (und von der Live-Band, die ihr Publikum wohl gut kennt und durch derartige Ausschreitungen nicht irritiert wird, akustisch begleitet wird). Die halbnackten April und Wreck müssen die Keilerei beenden (was Wreck mit einigen soliden rechten Geraden besorgt). April entschuldigt sich bei May („die wollen nur vor dir angeben“) und offenbart darüber hinaus, dass sie aus der Szene aussteigen will. May fragt, was es mit der Videofilmerei auf sich hat, worauf April nur kryptisch zu verstehen gibt, dass sie als Kind sexuell missbraucht und dabei gefilmt wurde und sie das mit der Filmerei dann einfach weitergemacht habe („ich habe nichts anderes“). Vor dem Ende ihrer Biker-Laufbahn müsste sie am nächsten Tag aber noch was dringendes erledigen, wo sie May auch gern dabei hätte. May willigt ein, schenkt April aber zunächst noch ein grundalbernes rotes Kleid. April revanchiert sich mit der Überlassung einer taffen Lederjacke (und der Gebrauchsanweisung, dass man als Bikerschlampe von Welt tunlichst kein Oberteil unter einer solchen trägt), in der allerdings noch ihre Wumme steckt.

Der nächste Tag… der gealterte Sam hockt auf seiner Veranda und vegetiert immer noch vor sich hin, als plötzlich Wreck und Kollegen auftreiben und mit seinem dicken Hintern den Boden aufwischen. Yep, it is payback time. Die entsetzte May muss mit ansehen, wie April den bereits am Boden liegenden weiter malträtiert und schliesslich die Knarre auf ihn richtet. Im Gegensatz zu May ist sie nämlch darüber im Bilde, dass Sam ihre Mama auf dem Gewissen hat und dieses Wissen vermittelt sie ihrer Schwester dann auch flott. Sam stellt korrektermassen fest „Oh Shit“ und wird von April zunächst in die Hand und dann ins Hirn geschossen. Bei May hat sich erst jetzt der Gedanke durchgesetzt, dass Sam ihre Mum gekillt hat und so schüttelt sie die Leiche und begehrt von der zu wissen, wo Sam die liebe Mutti denn begraben hätte. April, rachebefriedigt, schmeisst May die Pistole zu, die sie wiederum wegwirft. Nachdem May keine Anstalten macht, von Sams Kadaver abzulassen, ziehen die Biker ohne May Leine und als Sekundenbruchteile später (boah, die kalifornischen Bullen sind echt auf Zack) die Cops anrücken, haben sie eine tote Leiche, eine Tatwaffe mit Fingerabdrücken und die Besitzerin zumindest eines Satz dieser Identifikationsmerkmale auf dem Silbertablett.

Im Verhört kann Detective Armand, der ganz den Verständnisvollen raushängt, aus May nichts greifbares herausbringen, obgleich er vermutet, dass May nicht die Täterin ist und sie nur jemanden zu decken versucht. Alas, alles gute Zureden und horrible Geschichten über den Knast hilft nichts, May wandert hinter schwedische Gardinen (womit wir nu endlich beim Thema wären, newa…).

Manny, eine rothaarige Bitch, macht May noch auf dem Vorhof des Knasts Avancen, wird aber von Officer Oregon (puh, ist diese Frau UGLY) unterbrochen, die die übliche Kasernenhofpredigt hält und die Mädels dann zum Strippen schickt. Complete in the nude dürfen sich die Neuankömmlinge dann den Einführungssermon der Direktorin anhören, wobei sich herausstellt, dass Manny sozusagen Stammgast im Hotel mit den Gitterstäben ist. Oregon reisst der eh schon mitgenommenen May auch noch ihr kostbares Mama-Medaillon ab.

Nach dem üblichen Spiessrutenlauf vorbei an den Insassinnen wird May in die von Flo bewohnte Zelle gesteckt. Flo ist der übliche Typ Knastologin mit dem Herz aus Gold, die bei Mays Anblick klar sieht: „Eigentlich kannst du dir gleich die Pulsadern aufschneiden.“ Nixdestotrotz nimmt Flo die Neue unter ihre Fittiche und geht mit ihr Sightseeing, d.h. sie zeigt ihr die diversen Gangs, die den Knast kontrollieren. Die gefährlichste Gruppierung sind die „Punters“ und das ist die Gang von Manny, die auch unverzüglich daran geht, ihren Status als Queen Bee wiederherzustellen und eine Rivalin aus den eigenen Reihen kurz und trocken mit einem Messer abmurkst. Unglücklicherweise wird May Augenzeugin der Szene, was Flo beunruhigt. Und nicht nur Flo, auch Manny kommt ins Grübeln, da einerseits der Gefangenenkodex besagt, dass derartige Lappalien nicht gepetzt werden, sie andererseits aber auch weiss, dass May diesen Kodex nicht kennt.

May bekommt Besuch von ihrem Pflichtverteidiger, einem typischen dicken Weasel-Typ, der fachlich nicht mehr auf der Pfanne hat, als May zu raten, auf schuldig zu plädieren und damit ein paar Jahre Knast einzusparen. May empfiehlt ihm, sich zu verzupfen. Auch für den nächsten Besucher, Detective Armand, der immer noch hofft, wertvolle Informationen zu ergattern, aber mehr als ein paar Andeutungen über ihre englische Vergangenheit (und des ungeheuren Synchro-Goofs, der May ihre Kauf-Mutter in England „Stiefmutter“ nennen lässt – „Adoptivmutter“ wäre eigentlich das treffende Wort, liebe Freunde von VMP bzw. deren beauftragtes Synchronstudio) bekommt er nicht raus, nicht mal, als er einen Character Moment einbaut und verrät, dass auch er den Verlust eines engen Familienmitglieds, nämlich seines Eheweibs, auch Cop, im Rahmen einer Drogenrazzia, hat hinnehmen müssen.

Manny beschliesst dieweil, May auf die Probe zu stellen. Flo entpuppt sich bei der Abfütterung als Vielfrass („Stoffwechselüberfunktion“) und dann kommen wir auch schon zu unserer gesetzlich vorgeschriebenen Duschszene (mit jeder Menge nackter Tatsachen, ich erspare die Aufzählung von Einzelheiten, abgesehen von dem Hinweis, dass auch die Silikonberge von Ms. Harris ausreichend Screentime bekommen). Die Dusche ist bekanntlich immer wieder gern gesehener Schauplatz von handgreiflichen Auseinandersetzungen von Gefangenen, so auch hier. Manny stellt May zur Rede und vermutet, dass May ihr Schweigen in irgendeiner Form bezahlt haben will. May, quick learner that she is, betrachtet ihr Wissen als Lebensversicherung, worauf Manny wiederum feststellt, dass eine solche Versicherung auch mal gekündigt werden könnte und warnt, dass bei einem Sterbenswörtchen über den fatalen Zwischenfall May die nächste Tote sein könnte. May lässt sich das nicht bitten und zelebriert einen High Kick, d.h. wir starten einen all-nude-shower fight, den Manny schlussendlich mit zwei klaren Wirkungstreffern für sich entscheidet (angesichts des Reichweitenvorteils bei ca. zwei Köpfen Grössenvorsprung nicht wirklich überraschend).

Bald hat May wieder Besuch – im Gegensatz zu der tumben Blondine erkennen wir geübte B-Movie-Zuschauer natürlich sofort, dass die Gestalt mit Sonnenbrille und schwarzer Perücke niemand anderes ist als April. Die macht sich tatsächlich Sorgen um ihr eingekerkertes Schwesterlein, erst recht, als May von ihrem Encounter mit Manny berichtet. Manny ist April, ebenso wie Flo, von früheren Knastaufenthalten wohlbekannt, daher ringt sie May das Versprechen ab, die Klappe zu halten und revanchiert sich mit der Aussage, umgehend eine Befreiungsaktion zu initiieren, bevor sie reichlich hastig den Abgang macht.

Die Biker-Gang überfällt einen Fast-Food-Stand. Zu Wrecks bitter disgust ist bei den Kunden wenig zu holen, also machen die Biker schnell wieder einen Abgang, bis auf April, die sich den Taco-Verkäufer schnappt und ihm zu verstehen gibt, dass der doch bitte schnell die Polizei alarmieren soll. Leider hat der Laden nicht mal ´n Telefon, so dass April ihm auch noch ihr Handy (1995, sprich handliches Ziegelsteinformat) für diesen Zweck ausleihen muss. Tja, und schon ist April verhaftet und kann in den Bau einfahren, um May beizustehen (uns geübten Filmveteranen fällt dabei natürlich ein Schwachpunkt des Planes auf: da man April bei Verhaftung zweifellos die Fingerabdrücke abnehmen wird, sollte selbst ein minderbemittelter Cop feststellen können, dass die sich an der Sam-Mordwaffe wiederfinden).

May tauscht gerade mit Flo beim Hofgang diverse Lebensgeschichten aus, als sie unglücklicherweise in Manny samt Gang laufen. Manny möchte immer noch mit Brief & Siegel haben, dass May nicht plaudert und verleiht dieser Forderung empfindlichen Nachdruck, indem sie ihre Gang die arme Flo zu Brei schlagen lässt und selber May ein paar Haken in die Magengrube verpasst. Genau rechtzeitig (oder vielleicht doch zu spät) wird April eingeliefert, schart sofort ihre frühere Gang um sich und greift ins Geschehen ein. Der entstehende Brawl wird von den Wärtern mit der bewährten kaltes-Wasser-aus-dem-Schlauch-Methode beendet, leider etwas verspätet für Flo, die reichlich hinüber ist.

Die Direktorin besucht die lädierte April in der Zelle und warnt diese, dass jede weitere Auffälligkeit ernsthafte Konsequenzen haben wird (z.B. „ich werde dir persönlich die Kehle aufschlitzen“ – zweifelsohne standard procedure in US-Knästen). Der Zufall, bzw. der Scripter will es so, dass April und May sich eine Zelle teilen dürfen (schliesslich ahnt immer noch niemand, dass die beiden Schwestern sind…). Manny ärgert sich derweil, dass sie sich mit May herumschlagen und wichtigere Geschäfte, wie z.B. der schleppende Drogenumsatz aufgrund heftiger Konkurrenz, schleifen lassen muss. Das zusätzliche Problem April kann sie gar nicht brauchen, weiss sie doch, dass diese in ihren früheren Knastinkarnationen durchaus die örtliche Chefin im Ring war und dementsprechend Kontakte hat. April wiederum ist voll im Bilde über Manny und ihre Gefährlichkeit.

Manny lässt ihre Informantinnen ausspähen, um eine mögliche Schwachstelle Aprils ausfindig zu machen, vielleicht gibt´s ja Familie (nicht doch)?

Armand versucht mal wieder, May etwas weichzukochen. Ehre, wem Ehre gebührt, für einen B-Film-Bullen ist Armand reichlich helle, denn er hat tatsächlich ausgeknobelt wie der Hase läuft, d.h. er kennt die Identitäten beider Schwestern und ist sich sicher, dass April die eigentliche Killerin war, einzig es fehlt ihm der Beweis. Zwecks Motivationsförderung reicht er May ihr Medaillon zurück, worauf May nach sofortigem Sex der Sinn steht (versteh einer die Frauen…) – ehrlich gesagt, war das genau an der Stelle, an dem ich in meinen Notizen vermerkte, dass für einen vermeintlichen Softsexfilm recht wenig Sex geboten wird, der Drehbuchschreiber erhörte mein Flehen (naja, da Gail Harris meinem Schönheitsideal nicht so ganz entspricht… you get my point).

Auch Mannys Spioninnen sind nicht faul und überbringen brühwarm die Kunde von Aprils und Mays Schwesternschaft. Manny grinst bösartig…

Armand sucht Wreck auf, da er mittlerweile kombiniert hat, dass dieser Augenzeuge sei, und versucht, den Biker zu einer Aussage gegen April und pro May zu überreden. Wreck gibt sich einsilbig, dass er April niemals ans Messer liefern werde, auch nicht für einen Deal, der sämtliche von Wrecks Drogenvergehen nichtig machen würde. Statt dessen drückt er Armand nur einen Haufen Videokassetten in die Hand, besonders interessant seien die Tapes „sexueller Missbrauch mit 11 Jahren“ und „Sam beisst ins Gras“ (wie sich diese Handlungsweise wesentlich von „April ans Messer liefern“ unterscheidet, wird das ewige Geheimnis des Kuttenträgers bleiben). Armand ist erfreut, aber aber…

In der Gefängniswäscherei spitzt sich die Lage zu, denn Manny hat finstere Pläne – ihr Sidekick Rosetta liefert das nötige Ablenkungsmanöver durch einen gefaketen Heissmangelunfall und im Nu haben Manny und Rosetta die herbeieilenden Wärter überwältigt und mit den eigenen Waffen erschossen und einen Aufstand inszeniert, der den fiesen Diven natürlich lediglich als Cover für andere Pläne dient (und die Synchro hat die Frechheit, Manny die klassischen Ton-Steine-Scherben-Worte „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ in den Mund zu legen – schätze, das war nicht das, was Rio Reiser als unsterblichen Ruhm im Auge hatte). Manny und Rosetta legen noch ein paar Wärter um (effektives Filmemachen am Werk: jedes Mal, wenn Manny oder Rosetta abdrücken, wird die selbe Aufnahme verwendet). April und May hören den Lärm des Aufstandes, und April ist sich ob ihrer Knasterfahrung sicher: „Das ist kein Aufstand!“

Armand bimmelt die Direktorin an und beschwert sich, dass diese May noch nicht freigelassen habe, obwohl schon seit einer Stunde der richterliche Entlassungsbeschluss vorliege (die Direktorin geht fröhlich über den Fakt hinweg, dass sie das Fax nicht gelesen habe). Da aber in diesem Moment sich auch in die Knast-Chefetage die Nachricht über den Aufstand verbreitet, kann die Direx den aufrechten Cop mit dem Hinweis auf naheliegendere andere Sorgen abbürsten (und so auch das dramaturgisch vollkommen unsinnige Fax verpassen, wonach April wegen Mordes gesucht wird).

Der sogenannte Aufstand besteht indes grösstenteils darauf, dass die Knastologinnen sinnlos in der Gegend rumlaufen und johlen und ansonsten nichts wirklich aufständiges tun, während Manny und Rosetta mit Mord im Sinn nach unseren hübschen Schwestern fahnden. May geht auf der Flucht ihres Medaillons verlustig und heult deswegen rum. April, leicht angenervt, raubt May daraufhin jegliche Illusion, indem sie ihr von der Junkie-Vergangenheit ihrer Mutter berichtet und sie, April, ihr, der Mutter, daher durchaus Mitschuld an dem erlittenen Schicksal einräumt. May will davon nix hören.

More creative editing ensues, da Regisseur (und Co-Editor) Charr den Aufstand als günstige Gelegenheit ansieht, die Szene vom „Spiessrutenlauf“ zum Knasteinzug nochmals als „Aufstandsszene“ einzuspielen. Nicht wirklich überzeugend, aber immerhin originell. Die Direktorin stellt fest, dass es irgendwie unpraktisch ist, dass der gesamte Zellenblock computergesteuert abgeriegelt ist und es den Wärtern schlicht unmöglich ist, in den von den Aufständischen, eh, „kontrollierten“ Bereich einzudringen, ohne erst umständlich die Gitterstäbe aufschweissen zu müssen (ich kann mir ehrlich gesagt nicht ganz vorstellen, dass dem wirklich so ist…) (immerhin hat der Schweissbrennerbediener ein nettes Nasenpiercing). April und May flüchten in den Heizungskeller, verfolgt von Manny und Rosetta.

Gar witzig finde ich, dass die Lautsprecherdurchsage mitten in einem laufenden Aufstand, zu dem noch dazu kein Zugang für die Ordnungsmacht besteht, daherblökt, dass genau vier Gefangenen fehlen würden (wie haben die das gezählt? Barcodes? Tracking Devices a la Face/Off?) Und Armand trifft am Orte des Geschehens ein.

Die Bösen Girls stellen die Guten Girls und April fängt sich eine tödliche Kugel ein (das war mir soooo klar). Bevor Manny auch May plätten kann, dringen zwei Wärterinnen ein und eliminieren Rosetta. Manny killt die zwei Uniformträgerinnen eben schnell, was aber persönliches Pech für sie ist, denn nun fehlt ihr die notwendige Kugel für May. Die nutzt das für ein wenig persönliche Rache und greift mit diversen Kicks an. Manny hat zwar noch ein Messer im Slip (was die Frauen da immer rumtragen…), aber das ist no match für Mays superior martial arts skills. May ist also obenauf, kann sich aber nicht dazu durchringen, Manny den Rest zu geben: „Du bist es nicht wert“. Wie so häufig zahlt sich solch Ehrenhaftigkeit nicht aus, Manny nutzt die unerwartete Chance für ein Kontermanöver und ist gerade dabei, May doch noch zu killen, als sie von Armand (der natürlich sofort und ohne Probleme die richtige Örtlichkeit gefunden hat) zwischen die Augen geschossen wird und damit an Ort und Stelle verbleicht.

Wrap-up-Time. Die Direktorin klassifiziert das Blutbad als schlichten Machtkampf zwischen zwei Rivalinnen um den Queen-Bee-Posten (nach dem Motto „passiert“) und entlässt May. Armand fragt sie, was sie nun zu tun gedenkt. Heimgehen und vergessen, lautet die Devise, aber Armand unterbreitet ihr das Angebot, Polizeipsychologin zu werden (es wurde kurz mal angerissen, dass May Psychoklempnerin studiert hat), worauf nun wiederum May vorschlägt, dass er sich ja auch als Cop in England versuchen könne…

Hm, wo fangen wir bei der Nachbetrachtung an? Damit tu ich mich immer ein wenig schwer, wenn man eigentlich schlicht und ergreifend feststellen müsste, dass man es mit einem irgendwie mediokren Film zu tun hat (und Ihr wisst ja, dass ich es mit schlicht und ergreifend nicht wirklich habe, gelle?).

Na gut, wie wär´s damit? Bei den meisten anderen WIP-Filmen, die sich bemüssigen, so etwas wie eine richtige Story zu haben, erweist sich ja gerade das oft als Manko. Bei Cellblock Sisters verdient der Plot sicher auch keine Originalitätspreise (und seine Drehungen und Wendungen sind mit ein wenig B-Film-Erfahrung leicht durchschaubar), aber insgesamt ist die Story ganz okay und sorgt für ein wenig Spannung (nicht viel, zugegebenermassen) und steht der Entwicklung des Films nicht so im Weg wie bleistiftsweise bei Konkurrenzprodukten wie Vendetta – wie gesagt, natürlich ist die Plotte ein verhältnismässig alter Hut, aber dafür ist sie wenigstens einigermassen interessant umgesetzt. Der Kunstgriff, Aprils Motivation mit sexuellem Missbrauch in der Kindheit zu erklären, ist zwar für einen billigen DTV-Streifen bemerkenswert, wird aber nicht weiter verfolgt, da steckt vermutlich weniger echter Hintergedanke dahinter als vielmehr das Verlangen, der Anti-Heldin einen gewissen tragischen Background zu verpassen – hätte genauso gut auch eine tödliche Krankheit oder ähnliches sein können.

Wie die meisten Pepin/Merhi-Produktionen ist Cellblock Sisters ziemlich slick inszeniert – der Streifen wirkt nicht wirklich aufwendig, aber wirkt auch nicht wie eine absolute Armenhaus-Produktion wie z.B. Provoked. Die Inszenierung ist geradlinig, flott und gelegentlich sogar beinahe inspiriert, technisch sauber heruntergekurbelt (wenn man von dem wiederholten Einsatz der ein oder anderen Szene absieht, was gerade dann besonders auffällt, wenn der Rest des Films ein durchaus professionelles Niveau erreicht), auch wenn man nie vergisst, dass man sich in einem DTV-B-Filmchen befindet, aber immerhin, man gewinnt den Eindruck, die hinter der Kamera versammelten Elemente wüssten durchweg, was sie tun und wie sie es zu tun haben – eben das Mass an Professionalität, das man gewinnt, wenn man über Jahre zuverlässig ansehnliche und kommerziell meist recht erfolgreiche Videoware produziert, da weiss man, was man seiner Klientel schuldig ist. Director Henri Charr hat mittlerweile ein wenig das Lager gewechselt und inszeniert statt barbusiger WIP-Trasher nun mehr (kommerziell scheinbar reichlich erfolgreiche) DTV-Kiddie-Ware (die Little Heroes-Serie geht bereits in Runde 3).

Wie praktisch bei allen anderen WIP-Streifen der letzten zwanzig Jahre (zumindest derer aus Hollywood) ist der Sleaze-Faktor sehr heruntergefahren. Auch Cellblock Sisters geizt mit wirklich exploitativen Elementen – ausser zwei-drei heftigen Anflügen von Massen-Nudity und den zwei sehr kurzen Softsex-Szenen gibt´s diesbezüglich nicht wirklich bemerkenswertes zu berichten. Regelrecht schockierend kommt für den WIP-Kenner der Fakt, dass der Streifen uns nicht mal eine lesbische Liebesszene gönnt (mann, und ich dachte, das wäre absolute Grundbedingung!). Wie schon erwähnt sind die zwei eingestreuten Sexszenen atemberaubend kurz (einmal kurz blinzeln und man verpasst sie) und vermutlich in der DF geschnitten, so dass an wirklich „sleazigem“ nur zwei, wenn ich mal despektierlich sein darf, „Tittenparaden“ bleiben. An Gewalt gibt´s einen unspektakulären Mord per Erstechen, einen ebenso unspektakulären Mord per Totprügeln und einen recht blutigen Mord per Erschiessen (nämlich den von Sam), während der recht hohe Body Count im Showdown von den typischen „Ich bin irgendwo am Körper getroffen und falle tot um“-Szenen geprägt ist. Also kein Gore, kein übermässiger Blutgehalt, keine Folter- oder Bondageeinlagen, also für WIP-Kost pretty tame (was aber, wie wir ja feststellen müssen, durchaus im Zeitgeist liegt – die Sleaze-Eskapaden der Italo-WIPs der 70er werden wir wohl nie mehr erreichen).

Wie wir alle wissen (und es ja auch schätzen) werden in diesem Genre die Hauptdarstellerinen selten nach ihrem darstellerischen Vermögen, als eher ihren optischen Eigenschaften gecastet. Dafür zieht sich Annie Wood als April recht ordentlich aus der Affäre. Wood drehte mit Charr bereits Caged Hearts, zog sich aber nach Cellblock Sisters aus dem B-Film-Geschäft zurück und machte Karriere im TV. Neben Gastauftritten in ER landete sie mit einer „recurring guest role“ in der Hit-Sitcom Becker ihren grössten Wurf als Host und Co-Produzentin einer eigenen Gameshow namens Bzzzz. Darüber hinaus legte sie inzwischen ihr erstes Buch vor, das kritikerseits offenbar recht wohlwollend aufgenommen (aber mit Sex in the City verglichen wurde.

Gail Harris wird nie eine meiner speziellen B-Movie-Favoritinnen werden. Abgesehen von ihren unnatürlichen Brüsten und ihren lächerlichen O-Beinen ist die Harris nicht wirklich mit schauspielerischem Talent in Tüten gesegnet (weswegen sie auch über die übliche Softsex-Ware wie Virtual Desire, Masseuse oder Forbidden Games vielleicht mit Ausnahme des Horrorstreifens Sucker The Vampire nie hinauskam). In diesem Film kann man ihr regelrecht ansehen, wie sie versucht, zu „spielen“ – ergreifend und eine „1“ fürs Bemühen, aber halt ungefähr so natürlich und überzeugend echt wie mein Plastik-Gummibaum im Fenster.

Der Supporting Cast kann mit Dean Howell aufwarten, dessen Vita hauptsächlich aus je einer Season in den Soap-Veteranen Days of our Lives und Santa Barbara besteht, sowie für Genrefreunde interessant noch mit Jamie Donahue. Irgendwo zwischen Cellblock Sisters und dem ausgezeichneten Full-Moon-Zombie-Spektakel The_Dead_Hate_The_Living muss Ms. Donahue aber entweder eine stylingtechnische Totalüberholung ausgeführt oder einen erstklassigen Schönheitschirurgen aufgesucht haben, denn zwischen dem „nice girl from next door“ aus unserem heutigem Film und dem 1-A-Super-Foxxx aus dem Zombie-Reisser liegen ja Welten. Jamie war übrigens auch in Charrs Caged Hearts mit von der Partie.

Okay, ich geb´s zu, mir fällt nicht mehr wahnsinnig viel zu diesem Film ein. Cellblock Sisters: Banished Behind Bars ist ein solider Frauenknaststreifen der „neuen Schule“, der wie die meisten neueren Vertreter des Genres mehr Wert auf „Dramä und „Action“ legt als auf „Sleaze“ und „Exploitation“. Handwerklich mehr als ordentlich, nicht langweilig, aber auch recht unspektakulär und wenig aufregend – Lloyd Simandls Genrebeiträge Chained Heat_II und Chained Heat: The Horror of Hell Mountain finde ich da insgesamt wesentlich unterhaltsamer, da diese beiden Filme insgesamt etwas origineller gestaltet sind, ihr geringes Budget durch die eindrucksvollen production values noch deutlicher kaschiert wird und darüber hinaus auch mit attraktiveren Darstellerinen gesegnet sind. Cellblock Sisters: Banished Behind Bars ist daher eher was für Genrekomplettisten und Halt-mal-so-Reingucker. Speziell auf die Suche gehen würde ich aber icht für den Film, dafür bietet er einfach zu wenig wirklich Interessantes.

Das deutsche VMP-Tape erfreut wieder mal mit elendiglich vielen Trailern, bietet aber sonst einen durchaus brauchbaren Videotransfer und sieht auch ungeschnitten aus. WIP-Jäger und -Sammler dürfen zuschlagen.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 5


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