Die schwarze Katze

 
  • Deutscher Titel: Die schwarze Katze
  • Original-Titel: The Black Cat
  • Alternative Titel: The House of Doom | The Vanishing Body |
  • Regie: Edgar G. Ulmer
  • Land: USA
  • Jahr: 1934
  • Darsteller:

    Hjalmar Pölzig (Boris Karloff als Karloff))
    Dr. Vitus Werdegast (Bela Lugosi)
    Peter Alison (David Manners)
    Joan Alison (Julie Bishop als Jacqueline Wells))
    Majordomus (Egon Brecher)
    Thamal, Werdegasts Diener (Harry Cording)
    Karen Werdegast Pölzig (Lucille Lund)
    Polizeisergeant (Henry Armetta)
    Polizeileutnant (Albert Conti)
    Organist (John Carradine)
    Kult-Anhänger (King Baggot)
    Busfahrer (George Davis)


Vorwort

Aufmerksame Leser dieser Seiten werden es ja schon mitbekommen haben, dass ich mich schon öfter als grosser Fan von Bela Lugosi geoutet habe. Dafür, so stellte ich nach Durchsicht der bisherigen Reviews fest, ist der Meister aber hier bislang bemerkenswert unterrepräsentiert… den Post-Mortem-Auftritt in Plan_9_from_Outer_Space kann man aus naheliegenden Gründen ja nicht wirklich zählen, und ansonsten hab ich mir bislang hier lediglich The_Devil_Bat vorgenommen. Das muss geändert werden…

„The Black Cat“ ist, wie literarisch vorgebildete Horrorfans ja sicherlich wissen werden, eine klassische Geschichte aus dem schier unerschöpflichen Repertoire des Grossmeisters der gothischen Schauerliteratur, Edgar Allan Poe. Ebenso sicher, wie das sprichwörtliche Amen in der Kirche, ist die Tatsache, dass der Film The Black Cat aus dem Jahre 1934 wie viele vor und nach ihm (nicht nur die mit dem Titel) mit dem Poe´schen Poem absolut ZIP zu tun hat (die Opening Titles unseres heutigen Films verkünden schamhaft, dass die Geschichte „suggested by the story of E.A. Poe“ wäre… naja…

Macht ja nicht wirklich was, wenn mit Boris Karloff und Bela Lugosi die zwei Horror-Ikonen der 30er Jahre schlechthin vor der Linse stehen. Karloff und Lugosi hatten Universal Pictures mit Frankenstein bzw. Dracula die sprichwörtlichen Dollarmillionen ins Haus schneien lassen und, Kapitalisten wie die Hollywood-Produzzer sie zu allen Zeiten nun mal waren, machten auch die Universal-Burschen rund um Carl Laemmle eher früher als später die Rechnung auf, dass wenn schon Filme mit Karloff oder Lugosi gute Kasse machten, ein Film mit Karloff UND Lugosi ja gleichbedeutend mit dem personifizierten Reibach in Person sein müsste. Und so standen die beiden grossen Mimen, die sich entgegen landläufiger Meinung übrigens durchaus gut leiden mochten, 1934 unter der Regie des emigrierten Österreichers Edgar G. Ulmer zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera, sechs weitere Kollaborationen sollten folgen.


Inhalt

Nach dem Vorspann, der uns in heutiger TV-Serien-Manier die Hauptdarsteller des folgenden Schauerstückes näherbringt, finden wir uns im hektischen Gewusel eines Bahnhofes wieder, angeblich dem von Budapest (ich weiss nicht, ob in Budapest irgendwann mal die Bahnhofs-Beschilderung in Französisch ausgeführt wurde oder „Sortie“ auch ein bulgarisches Wort für „Ausgang“ ist…). Natürlich fährt hier der Orientexpress ein bzw. gleich wieder ab, und mit an Bord sind Peter und Joan Alison, wie man so schön auf yankee´isch sagt „newlyweds“ und auf Hochzeitsreise. Ich weiss zwar nicht, zu welchen Zeiten es unter amerikanischen Jungverheirateten tre´s chic war, seine Flitterwochen in Ungarn, genauer gesagt in dem Kaff Gömbös, wo´s die beiden hinzieht, also mitten in den Karpaten, zu verbringen, aber wer weiss das schon so genau… die beiden sind begeistert, ein Abteil für sich allein zu haben (unangenehme Gedanken an Flashback durchkreisen mein Gehirn), aber da wir in einem US-Film von 1934 und nicht einem von 2002 sind, denken unsere Frisch- und Heftig-Verliebten nicht an einen Kopulationstauglichkeitstest orientexpressischer Erste-Klasse-Sessel, sondern an ein trautes Abteil-Diner. Es kommt aber nicht dazu, denn unter zwölftausendfacher Entschuldigung drängelt sich der Schaffner in die traute Zweisamkeit und berichtet von dem schrecklichen Versehen, das der Bahngesellschaft unterlaufen sei – man habe den beiden Flitterwöchnern doch tatsächlich noch einen Fahrgast ins Abteil gesteckt. Der, niemand anderes als uns Bela himself, ist Gentleman genug, um´s sich nötigenfalls auch auf dem Gang bequem zu machen (was Bahnschaffner seit Menschengedenken unlustig finden), und die Alisons versichern, wohl hauptsächlich, um den nervigen Schaffner wieder loszuwerden, dass es kein Problem wäre, wenn Bela die kurze Strecke von Budapest nach Viznograd (wo immer DAS ist) im Abteil verbringe. Gesagt getan. Sämtliche Parteien hoffen in der Tradition sämtlicher Bahnfahrer aller Rassen und Klassen, möglichst mit dem Abteil-Co-Inbeschlagnehmer von Stund an kein weiteres Wort wechseln zu müssen, aber als der Zugestiegene helfenderweise eingreift, als ein Gepäckstück aus der Ablage auf Joan zu stürzen droht, macht man sich dann doch bekannt. Bela stellt sich als Dr. Vitus Werdegast vor, der seines Zeichens einen alten Freund in der Gegend von Viznograd besuchen wolle (das unterstreicht er durch den patentierten Lugosi-Stare). Wenig später ratzen die Yankees vor sich hin und von irgendwelchen Emotionen übermannt streicht Werdegast Joan übers Haar. Der erwachte Peter ist darüber verständlicherweise nicht wirklich begeistert, aber Werdegast entschuldigt sich umgehend… vor 18 Jahren msste er seine schöne Frau verlassen, um für Kaiser & Vaterland (damals noch Österreich-Ungarn, für Geschichts-Ignoranten) in den Krieg zu ziehen. Werdegast fragt den Ami, ob er schon mal etwas von dem gefürchteten russischen Gefängnis Kurgaal am Baikalsee gehört habe – wie wir den durchschnittlichen Amerikaner kennen, der vermutlich höchstens dreissig der einudnfuffzich Bundesstaatena ufstellen kann, vermutlich nicht – dort habe nämlich er, Werdegast, 15 Jahre dahinvegetiert (insert another Lugosi-Stare here) ….

In Viznograd verlassen unsere drei neuen Freunde bei anerkanntem Pisswetter („ungewöhnlich“, wie die Einheimischen versichern — DOOOM!!!!) den Zug und besteigen den Bus (ähempt, was man in den 30ern für einen Bus hielt…) – Werdegast hat nämlich den Fahrer beschwatzt, ihn und seinen Diener (der selbstverständlich im Zug nicht mit im Erste-Klasse-Abteil sitzen durfte, soviel Standesdünkel muss schliesslich sein) bei „Ingenieur Pölzigs Haus“ abzusetzen. Der Busfahrer ist einer von der redseligen Sorte und labert seine vier Fahrgäste über die historische Bedeutung der Lokalität voll – hier fand dereinst eine blutige Schlacht im Krieg (WW I, I suppose) statt, die zehntausende Tote forderte. Auf den Ruinen von Fort Marmarosa habe dann Pölzig seinen Privatpalast errichtet, sprichwörtlich auf dem „grössten Friedhof der Welt“ (was dafür spricht, dass unser Herr Pölzig ein hochsympathisches Kerlchen sein dürfte). Unser Driver hätte aber besser weniger gelabert als auf die regennasse Strasse geschaut, prompt steht dem Bus ein Baum im Weg und man verunfallt. Einziges Todesopfer ist, dem Fortgang des Films zuträglich, der Fahrer, lediglich Joan ist leicht verletzt und in Ohnmacht gefallen. Da man unweit Pölzigs Anwesen gestrandet ist, machen sich die „Überlebenden“ samt Gepäck auf den Weg eben dorthin.

Das Domizil des Ingenieurs entpuppt sich als hypermoderner (für die 30er, that is, sieht nämlich schwer nach 50er aus) Luxusbau. Werdegast überrumpelt den öffnenden Lakaien mit einem „Ich werde erwartet“ und bedingt sich dann sofort aus, dass a) der schlafende Pölzig geweckt werde und man ihm b) alles notwendige für die Versorgung Joans Verletzungen zur Verfügung stellt. Man kommt dem nach, ersterem mittels Haussprechanlage. Während Pölzig sich in einen schwarzen Pyjama wickelt, kümmert sich Werdegast um die harmlose Schramme, die Joan davongetragen hat und versichert, dass diesbezüglich kein Anlass zur Sorge bestehe. Auftritt Pölzig, der seinen eigenen patentierten Frankensteins-Monster-Stare aufsetzt und böse Miene zum guten Spiel macht. Werdegasts wortreichen Ausführungen murmelt Pölzig nur ein „natürlich“ entgegen und wirft ein vorsichtiges Auge auf Joan.

Werdegast und Pölzig, die sich zwar durchaus kennen, aber wesentlich weniger durchaus „Freunde“ sind, tragen ihr erstes Gefecht aus. Werdegast beschuldigt Pölzig, seinerzeit bei der Schlacht von Marmarosa die Kaiserlichen an die Russen verraten zu haben und damit den Tod von zigtausenden Soldaten und die Verschleppung der Überlebenden verantworten zu müssen. Pölzig lauscht den Vorhaltungen recht unbeeindruckt, auch als Werdegast von seinen Kurgaal-Erfahrungen berichtet, wo man „ganz langsam die Seele töte“, was, wie der ungebetene Gast leutselig erklärt, im übrigen genau das sei, was er nun wiederum mit Pölzig vorhabe. Vorab wäre aber noch zu klären, was aus Werdegasts Frau und Kind geworden ist, denn er wisse ganz genau, dass Pölzig zeitlebens scharf auf Frau Werdegast gewesen wäre und mit ihr nach Werdegasts Verschwinden im Gulag um die Welt gezogen sei, über Nord- und Südamerika und Spanien habe er Pölzig schliesslich hier aufgespürt. Pölzig hat für all das nur ein Lächeln und ein „Du bist verrückt“ übrig. Die erbitterte Konfrontation wird durch Peter Alison gestört und Pölzig schaltet in den charmanter-Gastgeber-Modus und bietet Drinks an. Werdegast kann´s nicht lassen, stänkert weiter und outet Pölzig als früheren Kommandanten des Forts und nunmehr „einen der grössten Architekten Österreichs“ (ich weiss jetzt nicht, ob das in der Welt der Architektur nun wirklich etwas mit „Bedeutung“ zu tun hat…). Pölzig kontert, indem er Werdegast als „einen von Ungarns grössten Psychiatern“ tituliert (hm… überleg… Erster Weltkrieg ab 1914, Film spielt vermutlich 1934. Werdegast war drei Jahre im Krieg und 15 im Gefängnis, macht 18… d.h. er ist frühestens 1932 wieder freigekommen… dann war er aber ganz schön eifrig, um erstens Pölzig durch die halbe Welt zu verfolgen und zweitens sich einen solchen Ruf als wissenschaftliche Koryphäe aufzubauen). Alison fühlt sich bemüssigt, sich in diese Annalen einzureihen und bezeichnet sich als einen „der grössten amerikanischen Autoren unwichtiger Bücher“, genauer gesagt, von „mysteries“ (was seinerzeit durchaus Sammelbegriff für Krimi bis Horror war). Eine schwarze Katze spaziert vorbei und bringt Werdegast total aus der Fassung – in Panik greift er sich ein herumliegendes Messer und erdolcht das Katzenvieh mittels gezieltem Wurf, was keinen der Anwesenden sonderlich aufzuregen scheint (würde einer meiner Gäste Pucki, den badmovie-Kater, entleiben, könnte er sich ziemlich sicher sein, umgehend dem selben Schicksal zu ereilen). Auch Joan Alison wird Zeugin des Katzenmords und stellt, irgendwie etwas benebelt wirkend, dem Psychodoktor die unangenehme Frage „Haben Sie Angst, Doc?“ Pölzig nimmt die Tötung seiner Kitty-Kat sehr gelassen und bittet, dem lieben Werdegast zu verzeihen, er habe nun mal eine extreeeme Katzenphobie. Die Alisons küssen sich zur Wiedersehensfreude und das wiederum gefällt dem guten Pölzig wenig. Joan wird wieder zu Bett gebracht und Werdegast schiebt ihr seltsame Verhalten auf Nebenwirkungen des verabreichten Schlafmittels, das mitunter „mediale“ Fähigkeiten bei den Patienten auslöse. Peter hält das für übernatürlichen Mumpitz. „Übernatürlich, vielleicht,“ entgegnet Werdegast, „Mumpitz vielleicht nicht.“ Wir danken für diesen Beitrag, Doc.

Werdegast jedenfalls ergreift dankbar die Gelegenheit, antike Bücher zu zitieren und darauf hinzuweisen, dass schwarze Katzen beispielsweise das personifizierte Böse seien und, falls die Katze gemeuchelt werde, das Böse vom nächstbesten greifbaren Körper Besitz ergreife. Pölzig hakt ein und stellt fest, dass der Volksmund auch behaupte, schwarze Katzen wären unsterblich, genau wie das Böse an sich… yeah, that´s what I call dark forebodings.

Dann weist Pölzig den Gästen ihre Zimmer zu. Werdegast und Peter stellen fest, dass ihre Zimmer durch eine Verbindungstür, eh, verbunden sind und da das Zimmer des Psychiaters näher an dem von Joan liegt, werden unbürokratisch die Räume getauscht (wem da ein Plot Point deucht… you got it!). Werdegast bittet darum, die Verbindungstüren offen zu halten, was auf absolute Gegenliebe bei Peter stösst. „Ich brauche Gesellschaft“, denn ihm ist alles hier etwas unheimlich (wem nicht?): „Wenn ich jemals ein Irrenhaus baue, ist Pölzig mein Mann!“.

Der Angesprochene wuchtet sich derweil durch die Katakomben, bis er vor einem Schneewittchensarg (allerdings senkrecht aufgestellt) steht, indem eine Frau konserviert vor sich hin, äh, konserviert. Wir können uns alle denken, dass wir es hier mit Frau Werdegast zu tun haben. Pölzig schmachtet den Sarg eine Weile an und macht sich dann auf in Werdegasts Zimmer, das ja bekanntlich mittlerweile von Peter Alison belegt wird. „We´ve got something to settle,“ meint Pölzig und will sich auf den Schlafenden stürzen, stellt aber fest, dass er beim falschen Adressaten ist, denn der, den er meint, steht in der Verbindungstür und guckt dumm. Werdegast und Pölzig setzen ihren Disput fort, denn ersterer will immer noch wissen, was aus seinem Weibi geworden ist und Pölzig willigt schliesslich ein, ihn zu ihr zu führen. Der vollkommen überforderte Alison schwört sich, seine nächste Hochzeitsreise doch lieber zu den Niagara-Fällen zu machen (Moral von der Geschicht: Bleib im Lande und nähr dich redlich…).

Pölzig führt Werdegast durch die Eingeweide seiner Festung, genauer gesagt, die alten (indes leeren) Waffenlager des Forts, die aber, plot point, immer noch heftigst vermint sind, bis zum Glassarg. Zwei Jahre nach dem Krieg sei die gute Frau an einer Lungenentzündung eingegangen und um ihre Schönheit für immer zu erhalten, habe er sie konserviert. Werdegast findet das nicht wirklich lustig und fragt nach seiner Tochter. „Die ist auch tot,“ entgegnet Pölzig knapp. Werdegast reichen diese Erklärungen nicht und macht sich daran, Pölzig zu killen (von wegen „langsam“, die Pistole ist doch wohl eher flotter), yet da taucht die Katze wieder auf und panikerfüllt kann Werdegast seine Pläne nicht umsetzen.

Pölzig ist amüsiert und empfiehlt Werdegast, die melodramatischen Kindereien zu lassen, sondern schlägt ein „Spiel des Todes“ vor, sobald die Alisons vom Acker sind. Werdegast ist am Boden zerstört.

Pölzig zieht sich in seine Gemächer zurück und bedeutet der blonden Bombshell, die in seinem Bettchen liegt und auf den Namen Karen hört (wie einst Frau Werdegast), bis auf Widerruf den Raum nicht zu verlassen. „Niemand wird dich mir wegnehmen, nicht einmal dein Vater.“ Blondchen entgeht die tiefere Bedeutung dieses Satzes.

Werdegasts Diener Thamal beabsichtigt, gegen Pölzig loszuschlagen, aber sein Chef hält ihn davon ab: „Wir warten, bis die anderen weg sind.“ So lange, bedeutet Werdegast rätselhafterweise seinem Lakaien, sei er nicht mehr sein, sondern Pölzigs Diener (?).

Der, nämlich Pölzig, widmet sich seiner Bettlektüre, und damit nu endlich Butter bei de Fische kommt, storytechnisch gesehen, ist diese eine satanische Schrift über luzeferianische Riten, genauer gesagt, Jungfrauenopferungen…

Am nächsten Morgen… Joan kann sich an nichts mehr, was seit dem Busunglück geschehen ist, erinnern, wie Werdegast feststellt, als er ihren Verband checken will. Pölzig poltert in ihr Gemach und stiert ihr unverdrossen ins Mieder. Werdegast blickt durch und vergewissert sich bei nächstbester Unter- Vier-Augen-Gelegenheit bei Pölzig. „Du willst das Mädchen?“ „Nur spirituell,“ versichert der Satansanbeter. „In deinem Blick lag nichts spirituelles,“ erweist sich Werdegast als scharfer Beobachter. Pölzig geht nicht näher darauf ein, sondern redet von einer Zeremonie, die in der nächsten Nacht stattfinden soll und lädt Werdegast herzlich ein. „Du willst das Mädchen behalten,“ ist sich der sicher und fordert Pölzig heraus. Pölzig schlägt ein Schachspiel vor, gewinnt Werdegast, wird Pölzig Joan gehen lassen.

Die Alisons treiben jungverliebte Scherze, sind sich aber zumindest darin einig, die gastliche Stätte umgehend verlassen zu wollen. Erst mal taucht aber die Polizei auf, um Ermittlungen wegen des Bus-Crash anzustellen, was hauptsächlich Gelegenheit für comic relief bietet, denn der Leutnant und sein Sergeant rivalisieren, wessen Heimatstadt geeigneter für Alisons Flitterwochen ist. Peter, der in den Cops eine Fahrkarte gen Zivilisation sieht, blitzt aber ab, denn die ungarischen Gendarmen sind per Fahrrad unterwegs. Pölzig weist hilfsbereit darauf hin, dass der nächste Zug zurück nach Viznograd erst um 11 Uhr nachts geht (hmmm… ich dachte, Viznograd sei schon der nächstgelegene Bahnhof?) und komplimentiert nach Abgang der Bullen auch Peter hinweg, um sein gestörtes Spiel mit Werdegast wieder fortsetzen zu können. Peter versteht subtile Hinweise nicht, plappert munter weiter, dass Joan unbedingt weg wolle und bittet um Transport nach Viznograd. „Aber sehr gerne doch,“ lächelt Pölzig und beauftragt seinen Diener, den Wagen startklar zu machen, doch der hat justament einen nur schwer reperablen Defekt. Der genervte Peter lässt sich zum Telefon führen, um einen Wagen zu organisieren, doch, Zufall-sei-dank, die Leitung ist tot. „Siehst du, Vitus,“ höhnt Pölzig, „selbst das Telefon ist tot!“

Peter packt seine Joan. Zur Not, so beschliesst er, wird zu Fuss gegangen, jedoch hat Pölzig unterdessen Werdegast schachmatt gesetzt – Folge: man lässt die beiden nicht raus, ganz im Gegenteil. Thamal schlägt Peter k.o. und die in Ohnmacht fallende Joan wird in ihrem Zimmer eingeschlossen, während man Peter irgendwo im alten Waffenlager abstellt.

Wie Zillionen Movie-Madmen vor und nach ihm widmet sich Pölzig dann dem Orgelspiel. Werdegast nutzt die Gunst der Stunde und klaut den Zimmerschlüssel zu Joans Gefängnis und versucht sich dort der erregten Dame, die Werdegast ob der Tatsache, dass dessen Diener ihren Göttergatten ins Reich der Träume geschickt hat, für einen Übeltuer hält, zu erklären. „Pölzig ist ein Biest,“ stellt er fest und behauptet, dass dieser Werdegasts Frau und Kind ermordet habe. Aus unerfindlichen Gründen (ehrenvoller Schach-Verlierer?) sei er leider momentan gezwungen, das zu tun, was Pölzig verlange, aber seine Zeit der Rache würde noch kommen. Im übrigen sei heute Nacht Mondfinsternis, Pölzig Satansjünger (woher er das nu wieder weiss, ist anybody´s guess) und in Planung eines Rituals, bei dem nach Werdegasts Ansicht Joan eine Hauptrolle spielen werde – herzige Nachrichten, zweifellos, und mehr als ein „Sei tapfer“ kann er als moralischen Beistand auch nicht bringen. Sprichts, geht und schliesst Joan wieder ein. Pölzig wartet schon ungeduldig und bittet um Rückgabe des Schlüssels, die prompt erfolgt.

Karen hält sich derweil nicht an die Anweisungen von Pölzig und schreitet durch die Verbindungstür in Joans Kammer. Man kennt sich nicht und macht sich, in Anbetracht der Umstände recht zivilisert bekannt. Karen outet sich als Pölzigs Ehefrau und geborene Werdegast, Pölzig habe sie nach dem Ableben ihrer Mutter geehelicht (der Knabe macht die ganze Family durch, shocking). Sie hält ihren Vater für tot, Joan versucht ihr nahezubringen, dass dies mitnichten stimme und er vielmehr unter dem selben Dach sich aufhlate. Bevor man sich näher mit der Thematik auseinandersetzen kann, taucht Pölzig auf, scheucht Karen in das eheliche Schlafzimmer und Karens nachfolgende Schreie bedeuten höchstwahrscheinlich nicht wirklich was gutes für Mrs. Pölzig.

Später – die Gäste der Zeremonie sind eingetroffen und hüllen sich in schwarze Roben, Pölzig selbst läuft in einer Art Priestergewand herum und postiert sich hinter dem Doppelkreuz-Altar. Einige seiner Jünger greifen sich und fesseln Joan, die, tadaa, als Jungfrauen-Opfer vorgesehen ist (okay, der Film spielt doch in den 30er Jahren – nur da konnte man sicher sein, dass eine verheiratete Frau vor den Flitterwochen noch tatsächlich Jungfrau ist). Werdegast und sein Diener beobachten die ganze Angelegenheit aus dem Hintergrund.

Während Peter endlich wieder zu sich kommt (der scheint ein echtes Glaskinn zu haben) und sich daran erfreuen kann, dass seine Häscher sich nicht wirklich die Mühe gemacht haben, alle Türen hinter sich abzuschliessen, wird die schwarze Messe durch eine in Ohnmacht fallende Satansjüngerin gestört – für die Dame war die Aussicht auf ein echtes Menschenopfer wohl etwas zu viel… die allgemeine Aufregung nutzen Werdegast und Thamal zur Befreiung Joans. Peter kämpft derweil mit dem Diener Pölzigs und zieht den kürzeren (Weichei). Der Pölzig-Lakai überrascht Werdegasts kleine Gruppe und erschiesst Thamal. Der allerdings hält sich lang genug aufrecht, um noch seinerseits den Pölzig-Diener zu meucheln. Werdegast will Joan in die Freiheit scheuchen, die will aber a) nicht ohne ihren Peter und setzt b) Werdegast darüber in Kenntnis, dass seine Tochter noch lebt. Allgemeine Planänderung. Praktischerweise findet sich Karen Werdegast gleich im nächsten untersuchten Raum, allerdings in ziemlich totem Zustand. Pölzig, der seine Messe mangels Opfer erst mal unterbrochen hat, spürt Werdegast dort auf und greift ihn an. Doch Thamal ist immer noch nicht tot, schliesst erstmal alle Beteiligten in dem Raum ein, indem er eine Gittertür schliesst und stürzt sich dann auf Pölzig. Gegen zwei Gegner hat Pölzig keine Chance und wird vom rachedurstigen Werdegast und seinem in den letzten Zügen liegenden Diener an ein Foltergestell gefesselt. Während Thamal nun endgültig seinen Geist aufgibt, ist Werdegast obenauf: „Ich werde dich ganz langsam töten,“ versichert er seinem wehrlosen Feind, genauer gesagt, will er ihm die Haut abziehen (eklig das) und macht sich mit einem kleinen Skalpell fromm ans Werk. Joan schreit angesichts dieser schmerzhaften Aktivitäten (durch Schattenspiele angedeutet) so laut, dass der wieder mal wieder zu sich gekommene Peter auf den Plan gerufen wird und Joan bedeutet, die Schlüssel zur Gittertür zu erbeuten, damit Peter reinkommen kann. Die hat aber Thamal fest in der leichenstarren Hand, so dass Werdegast von Pölzig ablässt und, pun ahead, Joan zur Hand geht. Peter, der sich der Waffe des Pölzig-Knechts bemächtigt hat, missversteht dies als tätlichen Angriff und schiesst auf Werdegast. „Er wollte uns helfen,“ heult Joan und Werdegast tituliert Peter passenderweise als Narren. Nichtsdestoweniger ist er weiterhin Menschenfreund genug, um die Alisons zum Stiftengehen aufzufordern, denn Werdegast hat inzwischen auch die (selbstredend vorhandene) Selbstzerstörungsanlage durchschaut und zieht zu Pölzigs unenthusiastischer Reaktion den entsprechenden Hebel.

Mit Müh und Not können die Alisons sich retten, bevor die ganze Anlage BUMM macht… Im Zug zurück nach Budapest findet Peter dann noch eine wohlwollende Kritik eines seiner Bücher in der Zeitung, wobei der Rezensent dem Autoren noch auf den Weg gibt, in Zukunft nicht so schamlos phantastische Melodramen auszubreiten… THE END.
Bewertung

Die Gleichung „Top-Star + Top-Star = Top-Film“ muss ja nicht immer aufgehen (tut sie de facto auch eher selten, wie uns zahllose Hollywood-Major-Katastrophen immer wieder vor Augen führen), aber hier tut sie es zweifellos. The Black Cat muss man unzweifelhaft zu den ganz grossen Klassikern des Horror-Genres zählen und eigentlich ist es eine ziemliche Schande, dass der Streifen heutzutage dem grossen Publikum fast völlig unbekannt ist (es gibt noch nicht mal eine DVD-Veröffentlichung des Streifens, aber wenigstens auf Video ist er erhältlich und alle heiligen Jahre lang verirrt er sich ins Nachtprogramm eines öffentlich-rechtlichen Dritten, wo auch ich seiner habhaft wurde).

Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass The Black Cat unbedingt in die Must-See-Klassiker-Abteilung gehört. Neben Karloff und Lugosi (dazu gleich mehr) ist dies erstaunlicherweise auch die Regie von Edgar G. Ulmer – der Mann, der als Kulissenentwerfer begann (und dies meisterhaft in zahlreichen deutschen expressionistischen Klassikern vom Golem bis hin zu M – Eine Stadt sucht einen Mörder beherrschte) brachte nun im Verlauf seiner Karriere wahrlich nicht viel weltbewegendes zusammen – in den 50er Jahren verdiente sich Ulmer seine Brötchen mit dem Drehen von Ultra-Low-Budget-Horror wie The Amazing Transparent Man und sogar Nudistenfilmen (!), also nicht gerade ein vor Qualität triefendes Ouevre, aber hier gelingt es Ulmer, über die Laufzeit die Spannungsschraube immer weiter anzuziehen – so wie sich der Film vom Kriegs-Rache-Drama über Psychoduell bis zum echten Horrorschocker weiterentwickelt (keep in mind, wir sind in den 30er Jahren, und da gehörte schon einiges dazu, um dem Publikum Satanismus, Frauenopfer und Häutungen bei lebendigem Leibe zuzumuten), so intensiver und tempohaltiger wird die Inszenierung, ohne jemals plakativ oder vordergründig zu wirken.

Die eigentümliche Atmosphäre wird von den futuristischen (für 30er Jahre, remember) Bauten verstärkt – nicht das übliche alte gothische Spukschloss, sondern ein hochtechnisiertes modernes Haus mit Sprechanlagen, offensichtlich hydraulischen Schiebetüren etc. bietet reizvollen Kontrast zu den kuttentragenden Satansanbetern.

Vorwürfe kann man dem Film nur hinsichtlich einiger Unausgegorenheiten der Story machen – Werdegasts zweifelhaften Werdegang hab ich bereits angesprochen. Dazu gesellen sich weitere Plotholes: was es mit Werdegasts rätselhafter Katzenphobie auf sich hat (ausser dem Titel Berechtigung zu geben) bleibt ebenso aussen vor wie die eigentliche Motivation Pölzigs – wäre schon interessant zu erfahren, was sich Pölzig von der Opferzeremonie eigentlich erhofft. Ebenso ist eigentlich die ganze Geschichte um Werdegasts Frau und Tochter mehr oder minder als simples plot device zu sehen (dafür entspricht auch die sehr rasche Entsorgung von Karen Werdegast). Macht aber nicht wirklich viel aus, denn der Rest des Films ist einfach viel zu gut gelungen – womit wir dann auch beim Thema Karloff und Lugosi wären. Es war schon ein ziemlich raffinierter Schachzug, die beiden Top-Stars (Universal kündigte den Film u.a. mit der Werbung „Das Monster aus Frankenstein trifft auf das Monster aus Dracula an) in unerwarteten Rollen zu zeigen. Während Karloff mit sparsamen Dialogen und zurückgenommener Mimik und Gestik ein Höchstmass an Dämonität in seiner Rolle als personifiziertes Böses überzeugt, kann man Bela Lugosi in einer seiner raren Helden-Rollen beobachten. Und Meister Bela macht sich wahrlich gut als Vertreter der Weisshut-Fraktion, auch wenn sein Charakter nicht wirklich, wie manche Reviewer meinen, sozusagen als Inkarnation des Guten den Stellvertreterkrieg gegen das Böse ausficht – er ist vielmehr ein zerrissener Charakter, der durchaus selbstsüchtige Gründe für seinen Rachefeldzug hat und nur mehr oder weniger zufällig auch für das Gute an sich „kämpfen“ muss (hauptsächlich deswegen, weil der nominelle Held Peter Alison alias David Manners, bekannt aus der Original-Mumie zu blöde ist – Lord Helmchen hatte doch recht). Am packendsten ist The Black Cat immer dann, wenn Lugosi und Karloff sich direkt gegenüberstehen – in diesen Momenten prickelt es buchstäblich, die chemistry ist spürbar (Universal bekam das wohl mit und drehte mit den beiden unmittelbar danach The Invisible Ray mit ähnlicher Rollen-Verteilung und The Raven).

Karloff und Lugosi sind voll in ihrem Element, dagegen können natürlich die sonstige Darsteller, die es weder an Talent noch Ausstrahlung mit den Stars aufnehmen können, nur abstinken. Während Julie Bishop ihre damsel-in-distress-Rolle wenigstens noch routiniert absolviert, ist David Manners eine ziemliche Pappnase – natürlich liegt das auch daran, dass seine Rolle wenig ergiebig ist und eigentlich recht problemlos aus dem Film hätte gestrichen werden können, aber Manners erweist sich auch nicht fähig, seinen wenigen halbwegs aussagekräftigen Szenen Leben einzuhauchen.

Ist auf der anderen Seite aber auch wieder praktisch, denn so kann man sich relativ ungestört auf die Höhepunkte des Films, nämlich Lugosi, Karloff und den zwangsläufigen Showdown zwischen den beiden, konzentrieren, und da hat man gut zu tun.

The Black Cat, im deutschen Fernsehen in einer hübsch restaurierten Fassung mit Untertiteln gelaufen, ist, wie gesagt, ein Klassiker – im Gegensatz zu vielen anderen Streifen aus dieser Epoche fallen zwei Dinge auf: Es handelt sich hier wirklich um einen Horror-Film und nicht um einen als Horror getarnten schlichten Krimi (wie z.B. die Edgar-Wallace-Verfilmungen Dark Eyes of London mit Bela und The Door with Seven Locks von 1939 bzw. 1940) (ein special-effect-intensives Remake könnte durchaus interessant sein), auch wenn er sich nicht von Anfang an so anlässt, zum anderen ist es ein Film, den man durchaus auch anno 2002 gut anschauen kann und nicht nur aus blossen filmhistorischen Gründen bzw. Amüsemang über damaligen Gruselkintopp – der Film versteht es auch fast siebzig Jahre nach seiner Entstehung zu fesseln und mitzureissen, auch und gerade wenn man wirklich alles von Psychothriller bis Gore-Gemetzel schon gesehen hat.

Ein grosser Film mit und für zwei grosse Schauspieler des Horrorkinos und vielleicht sogar, aus heutiger Sicht gesehen, einer der besten „klassischen“ Universal-Horrorfilme überhaupt.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 8


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