Die Rückkehr der Wildgänse

 
  • Deutscher Titel: Die Rückkehr der Wildgänse
  • Original-Titel: Cobra Mission
  • Alternative Titel: Return of the Wild Geese |
  • Regie: Larry Ludman (=Fabrizio de Angelis)
  • Land: Italien/BR Deutschland
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Oliver Tobias (Richard Wagner), Christopher Connelly (Roger Carson), Manfred Lehmann (Mark Adams), John Steiner (James Walcott), Ethan Wayne (Mike), Donald Pleasence (Father Lenoir), Gordon Mitchell (Col. Mortimer), Luciano Pigozzi (als Alan Collins), Ennio Girolami, Enzo G. Castellari (Major Morris)


Vorwort

Zehn Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs treffen sich die Veteranen Roger, James und Mark anlässlich der Hochzeit von Rogers Tochter. Weil Mark und James der Braut und ihrer Frau Mama nicht in den Kram passen (weil sie ihr Vokabular nicht der Hehre des Augenblicks anpassen), beschließen die drei, um die Häuser zu ziehen und aus Jux ihren alten Armeevorgesetzten Major Morris zu besuchen. Der, so eröffnet ihnen aber Colonel Mortimer, wurde aus der Armee entfernt, und wenn Roger & Co. nicht völlig debil sind, sollen sie sich von Morris lieber fernhalten. Kommt natürlich nicht in Frage – Morris erklärt, dass er entlassen wurde, weil er nach wie vor an die Existenz amerikanischer Kriegsgefangener in Vietnam glaubt und dafür auch eifrig Beweise gesammelt hat, offizielle Regierungsrichtlinie ist aber, trotz der Tatsache, dass ab und zu einem POW die Flucht gelingt, dass es keine Gefangenen mehr gibt. Morris würde die Drei gerne für eine Befreiungsaktion rekrutieren, doch sie lehnen ab. Oder doch nicht?

Jedenfalls machen sich die Herren – nachdem sie schnell noch ihren Kumpel Richard aus der Klapse, in der er den Verrückten mimt, um seine Ruhe zu haben, geholt haben – auf nach Thailand. Von dort geht die Reise, nachdem sie noch ein paar Betrüger, die armen Angehörigen für das Versprechen, unspezifiziert den einsitzenden Gefangenen zu helfen, die letzte Kohle aus der Tasche zocken, aufgemischt haben, nach Laos. Dort treffen sie den von Morris referierten französischen Pfaffen Lenoir, der den gottlosen gelben Bestien den aufrechten christlichen Kampf angesagt hat. Lenoir rüstet das Team mit Waffen aus und begleitet sie über die Grenze. Ein Gefangenenlager ist schnell gefunden und trotz Richards Unbeherrschtheit, als er einen Vietcong erkennt, der ihn dereinst gefoltert hat, gelingt es, die dort festgehaltenen Yankees zu befreien.
Bis auf den jungen Mike (jung und zehn Jahre gefangen? Der Darsteller ist gerade mal 23…) ist der Enthusiasmus der Befreiten ausgesprochen steigerungsfähig – die rechnen sich nämlich keine großen Erfolgschancen für die Flucht aus, stellen aber auch klar, dass die US-Regierung über sie bestens Bescheid weiß und sie auch ab und zu mit ein paar Lebensnotwendigkeiten und warmen Worten im Gepäck besucht. Den ungünstigen Vorzeichen zum Trotz wird der Durchbruch nach Laos angegangen und auch wenn unsere tapferen Helden die halbe vietnamesische Armee in die ewigen Jagdgründe ballert, so warten noch einige sehr unliebsame Überraschungen auf sie…


Inhalt

Ludman! Ludman! Ach, endlich wieder mal ein Filmchen von meinem Lieblings-Italo-Knallkoppsregisseur. Ich habe Fabrizio de Angelis (angesichts der Angewohnheit italienischer Kämpen, ihre Namen eher schlicht zu anglisieren, wundert es mich bis heute, dass er sich für den internationalen Markt nicht Fabe Angel o.ä. nennt) ja schwer ins Herz geschlossen. Filme, die von ihm inszeniert oder wenigstens produziert wurden, haben mich selten enttäuscht – klar, ein *guter* Film war bis heute nicht dabei, aber zumeist ist „A Larry Ludman film“ oder „A Fulvia Film Presentation“ Garant für ein knapp neunzigminütiges Feuerwerk guter Laune, sofern man auf hysterisch doofe Plotten, unfähige Schauspieler und grandios-dämliche Actioneinlagen steht.

Tragisch, dass er mich ausgerechnet heute, wo ich einen Lachschlager gut nötig gehabt hätte, schmählich im Stich gelassen hat. Dabei sind die Voraussetzungen einmal wieder ganz putzig. In der Folge des monumentalen, starbesetzten Actionmachwerks „Die Wildgänse kommen“ fühlten sich ganz speziell die Italiener ein ums andere Mal berufen, ihre eigenen Epigonen auf dem Gebiet des Söldner-Actionfilms ins Feld zu schicken (wobei sie aber selbstverständlich nicht die einzigen waren). Uns Fabrizio kam erst relativ spät auf die Idee, sich an diesem vermeintlich lukrativen Geschäftsfeld zu beteiligen (offensichtlich erst, als ihm aufging, dass mit den Fulci-Goreschinken, die er bis dato hauptsächlich finanzierte, auch keine Lire mehr zu machen war). Der Fairness halber muss angemerkt sein, dass der Film sich aus eigenem Antrieb nicht an dem „Wildgänse“-Motiv anbiedert, das war vielmehr eine Idee des koproduzierenden Schweizer Strategen des guten Geschmacks Erwin C. Dietrich, der dem Werk für die deutschsprachige Auswertung den hübschen Titel „Die Rückkehr der Wildgänse“ verpasste. De Angelis selbst lag wohl eher daran, sich eine Verdienstmedaille als Ehren-Amerikaner zu verdienen und im Gefolge von „Rambo“ und „Missing in Action“ stellvertretend für die Staaten mal wieder den Vietnamkrieg nachträglich zu gewinnen. Immerhin setzten die insgesamt vier Schreiberlinge (neben den Produzenten Dietrich und de Angelis noch die angeheuerten Lohnschergen Gianfranco Clerici [„New York Ripper“, „Monster Shark“, The Last Match, „Ultimo Mondo Cannibale“] und Vincenzo Mannino [„The Last Jaws“, Murder Rock, „Atlantis Inferno“]) auf gesteigerten Realismus – um Vietnam zu entvölkern, braucht’s hier nicht nur einen stahlharten Einzelkämpfer, sondern ein ganzes Quartett.

Das ist dann aber erstens der einzige schwache Link zu den „Wildgänse“-Söldnerabenteuern und zweitens auch schon das Ende des kurzen Kapitels „originelle Storyeinfälle“ (da sieht man aber auch, wie lax ich den Begriff der „Originalität“ im Bezug auf italienische Graupenfilme handhabe). Obwohl – das ist auch nicht ganz richtig, denn „Die Rückkehr der Wildgänse“ müht sich tatsächlich redlich, der revisionistischen Balleraction eine ernsthafte politische Dimension zu geben (darauf komme ich gleich noch mal zurück, zumal sich das nur mit einer SPOILER-Warnung diskutieren lässt). Faktisch spielt sich der Streifen wie jeder andere Vietnam-Vet-kehrt-ins-Kriegsgebiet-zurück-um-gelbe-Ärsche-zu-treten-Heuler auch – wir haben eine relativ langwierige Auftaktphase, in der de Angelis & Co. immerhin versuchen, ihren Figuren Background zu verleihen: Mark ist posttraumatisch-bedingt beziehungsunfähiger Herumtreiber geworden, James langjährig arbeitslos und so pleite, dass er versucht, seine Orden zu versetzen (ihm aber gesagt wird, dass die nix wert sind. Das sehen Kriegsmemorabiliasammler sicher anders), Roger zwar vordergründig glücklicher Familienvater und dank der Geschäftstüchtigkeit seiner Frau in die High Society aufgestiegen, aber von dieser Umgebung zutiefst angeödet und -widert, so dass er seine Zeit lieber mit Videospielen verbringt („Pole Position“ ist, wie ich das sehe, das Game-of-choice). Alle aber sind trotz der Schicksalsschläge stolz auf ihre Vergangenheit und reagieren genervt bis agressiv, wenn man ihren Einsatz für Präsident und Vaterland nicht ausreichend würdigt (Mark zettelt eine Kneipenschlägerei an, als die dortige Klientel Vietnamvets pauschal für drogenabhängige Deserteure hält, die ja wohl keinen Vergleich mit einem anständigen Ardennen-Veteranen aushalten). Stimmt schon, dass ist Vietnamfilmcharakterbuilding-für-Dummies, aber ich anerkenne, dass Ludman und seine Spießgesellen zumindest den Anschein erwecken, als wären ihre Figuren dreidimensionale Charaktere, die tatsächlich eine glaubhafte Motivation für ihr Tun und Lassen haben.

Recht unangenehm fällt auf, dass es – speziell in der set-up-Phase – ein Rudel Szenen gibt, denen irgendwie der Anschluss zu fehlen scheint; z.B. nachdem Roger gerade Morris erklärt hat, dass er und seine Freunde keinesfalls den Plan des Majors ausführen wollen, und es keinerlei Erklärung dafür gibt, wann und warum sie sich anders entscheiden; dito bleibt völlig rätselhaft, wie Roger & Co. Richard aus der Nervenklinik „befreien“ (Richard deutet an, dass das nicht einfach sein wird, und einen Umschnitt weiter sind die Jungs schon zu viert in Bangkok unterwegs – und ja, irgendwie erinnert mich der ganze Sums leicht an das „A-Team“). Ansonsten bedient sich der Film der üblichen Formel – man reist nach Asien, geht über die Grenze (warum Father Lenoir unbedingt dabei sein muss, erschließt sich nicht, weil er sich nach der Grenzüberschreitung postwendend aus der Handlung verabschiedet), schlägt in einem friedlichen Bauerndorf ein Camp auf, findet das Lager, jagt’s in die Luft, befreit die Gefangenen und versucht, wieder über die Grenze zu türmen. Es gibt halt nicht allzuviele verschiedene Möglichkeiten, diese Geschichte zu erzählen…

Was auffällt – der Streifen ist selbst im Vergleich zu den übelsten reaktionären amerikanischen Vietnamefilmen ausgesprochen rassistisch: keine Dialogzeile, die mit den Vietcong zu tun hat, in denen die bösen Kommis nicht als „Gelbärsche“ oder „Bestien“ bezeichnet werden („das sind keine Menschen“, darf ausgerechnet der Pfaffe sich um den Friedensnobelpreis verdient machen). I get it, those guys are Evil Inc. (immerhin dürfen sie in der Prologsequenz einen flüchtigen Gefangenen mit Macheten zerhacken, spaßigerweise aus POV-Perspektive des Opfers). Was die Amis in Vietnam verbrochen haben, ist natürlich nicht der Rede wert (SPOILER: es macht allerdings Mark den Garaus, der von einer Vietnamesin, die er sich als romantic interest ausgekuckt hat, gekillt wird, nachdem die ihm ihre napalmverbrannten Brüste vor die Nase gehalten hat und – verständlicherweise – auf die Yankees einen gewissen Brass schiebt. Für diesen Affront völlig unangebrachter Selbstjustiz wird sie selbstverständlich wenige Sekunden später von Richard exekutiert).

Bemerkenswert – speziell für die Verhältnisse eines Italo-Güllefilms – ist die schon angedeutete politische Komponente, und da ich die nun aufdrösele, eine EXTREME-SPOILER-Warnung. „Die Rückkehr der Wildgänse“ postuliert, dass Vietcong und die Staaten den Deal ausgekaspert haben, dass die Vietnamesen einen Schwung gefangener G.I.s, angebliche Kriegsverbrecher, zum Spielen behalten durften und das Pentagon diese Sache – was nachvollziehbar ist – vertuscht, in der vagen Hoffnung, es könnte sich irgendwann mal die Möglichkeit bieten, die Jungs rauszupauken. Zum Ende des Films nun werden Roger, die Seinen und der letzte überlebende Befreite (Mike, mit dem Roger eine Art Vater-Sohn-Bonding eingegangen ist) von schätzungsweise 476.582 vietnamesischen Soldaten umstellt, als plötzlich ein US-Hubschrauber mit Colonel Mortimer an Bord landet. Zur Überraschung der Helden will der aber nur *sie* und nicht Mike – im Einverständnis mit den Vietnamesen – ausfliegen, Mike soll brav zurück ins Lager. Wo man jetzt von einem billigen Heldenepos so eine Art Spartacus-Moment erwarten könnte (also Roger & Co. dem Colonel den metaphorischen Mittelfinger zeigen und sich heldenmäßig abschlachten lassen oder irgendwie eine Lösung finden, die auch Mike rettet), steigen hier alle gehorsam in den Heli, ein heulender Mike bleibt zurück (nur Roger plagen offensichtlich überhaupt Gewissensbisse). Als wäre das nicht schon zynisch genug, erfahren wir dann noch in einem „was-wurde-aus-ihnen“-Epilog, dass Roger und James wenig später unter reichlich verdächtigen Umständen ums Leben kamen und Richard jetzt wirklich als „Gemüse“ sein Dasein in der Klapse fristet. Eine erstaunlich düstere Weltsicht, gegen die die Attitüde des ersten „Rambo“ wie eine muntere Boulevardkomödie wirkt. (SPOILERENDE).

Leider ist dieser Twist vergebene Liebesmüh, weil der Streifen bis dahin hauptsächlich durch seine erbärmliche Langeweile brilliert – man kann sich nur darüber streiten, ob unter de Angelis‘ fader Regie die gruseligen Charakter- und Dialogszenen oder die einfallslosen Actioneinlagen uninteressanter sind. Irgendwie scheint de Angelis der Meinung gewesen zu sein, hier einen „wichtigen“ Film mit relevanten politischen Botschaften und kein billiges Exploitation-Kino herunterzukurbeln, denn die schiere Insanity von Filmen wie Overthrow – Söldner des Schreckens oder „The Last Match“ (in dem sich angeblich übrigens ein paar Schnipsel aus der „Rückkehr der Wildgänse“ finden sollen, wobei mir nicht wirklich aufgefallen wäre, welche das sein sollten) fehlt dem Streifen völlig – was nach den allgemeingültigen Naturgesetzen über italienische Actionreißer natürlich bedeutet, dass der Unterhaltungswert des Filmes arg begrenzt ist. Es ist nicht so, dass de Angelis‘ Inszenierung offensiv schlecht wäre (mit Ausnahme einiger lästiger Anschlussfehler, die aber durchaus auch dadurch bedingt sein können, dass Dietrich für den Release im hiesigen Sprachraum möglicherweise eine eigene Schnittfassung zusammengestoppelt hat – zuzutrauen wär’s dem ollen Erwin), aber sie ist völlig witz-, reiz- und ideenlos (einzig Marks schon erwähnter Abgang ist vergleichsweise inspiriert). Bis zur ersten richtigen Actionszene dauert’s über ’ne halbe Stunde (bis dahin müssen wir uns mit zwei kurzen Schlägereien begnügen, die nicht mal Cüneyt Arkin als Konkurrenz auffassen würde, obschon Manfred Lehmann und Chris Connelly seinen patentierten beidseitigen-Unterarm-auf-Schulter-Hieb ausführen), und auch danach ist’s die nicht sonderlich aufregende random-shooting-Methode mit unverwundbaren Helden (die befreiten Gefangenen sind von dieser Unverwundbarkeitsregel selbstverständlich ausgenommen) und Feinden, die tot umfallen, wenn in zehn Meter Entfernung eine Gewehrkugel an ihnen vorbeisirrt (wie wir alle wissen, trefflich parodiert in „Hot Shots Part Deux“). Keine Spannung, keine Aufregung und da der Film uns ob seiner politischen Message auch noch einen richtigen blei- und/oder pyro-intensiven Showdown absichtlich verweigert, bleibt der Fan zünftig-rasanter Kriegsaction am ausgestreckten Arm verhungernd in seinem Fernsehsessel zurück. Ich weiß, ich bin in gewisser Weise unfair – de Angelis war vielleicht wirklich der Ansicht, hier nicht nur den 327. Vietnam-Actionheuler zu filmen, sondern etwas für sein Prestige zu tun, aber – er ist halt kein Oliver Stone, will sagen, kein auch nur durchschnittlicher Regisseur. Ludman-Filme punkten nicht durch ihre gehaltvollen Aussagen, sondern dadurch, dass es rumpelt, Radau gemacht wird oder, wenn schon das nicht, es wenigstens schön doof ist. Ein Ludman-Film, der überzeugt davon ist, NICHT doof zu sein, dem aber dafür schlicht und ergreifend das notwendige Drama mangels Kompetenz der Autoren abgeht, und dann auch keine zündende Action liefert, ist dann halt ein Double Fail.

Technisch lassen sich keine extrem große Fehler ausmachen, die Kameraführung von Sergio Salvati (Das Haus an der Friedhofsmauer, Geisterstadt der Zombies, Ein Zombie hing am Glockenseil, „Puppet Master“, „Crawlspace“, „Catacombs“) und Sergio D’Offizi („Cannibal Holocaust“, „Indio“, „Thunder 2/3“) ist statisch und langatmig, der Schnitt – wie gesagt – manchmal etwas rätselhaft. Der Score von Francesco de Masi (Söldner des Todes, „Kommissar X jagt die Roten Tiger“) so unmemorabel, dass ich mich nicht mal mehr daran erinnern kann, ob er passend ist oder nicht (und ich hab den Film vor knapp 4 Stunden ausgeschaltet).

Die FSK-18-Freigabe – naja, so wirklich nötig ist die in aufgeklärten Zeiten wie diesen wohl auch nicht mehr, zwar ist der Body Count beträchtlich, aber die Gewalt kaum graphisch (gut, dass halbnackte Frauen erschossen werden, dürfte der FSK nicht gefallen). Wirklich zwingende Härte ist das jedenfalls nicht (allerdings gibt’s in einer Flashback-Szene eine fully-nude-back-Auspeitschung – freilich, Voyeure aufgemerkt, mit einem Kerl als Opfer).

Übrigens hielt es de Angelis drei Jahre später für eine clevere Idee, ein – notgedrungen – mit dem Film nicht näher verwandtes Sequel in Auftrag zu geben, das Camillo Teti („Bye Bye Vietnam“, den ich damals richtig gut fand) inszenierte und dessen größter „Star“ Jeff Moldovan ist.

Immerhin – de Angelis versammelt wieder ein illustres Ensemble verdienter B-Nasen. Christopher Connelly, ein US-Schauspieler, der sich in den 60ern in der Soap „Peyton Place“ ersten Ruhm erarbeitet hatte, 1980 im stargespickten Fiasko „Die Mars Chroniken“ auftauchte, aber ansonsten hauptsächlich eher unbedeutende TV-Rollen spielte und daher Kino-Fame in Italien erhoffte („Manhattan Baby“, „Atlantis Inferno“, „Django 2“), gibt einen recht passablen zerknitterten leading man ab und macht sich in einigen wenigen Szenen ernstlich der Schauspielerei verdächtig. Connelly verstarb 1988 an Krebs.
Der Schweizer Oliver Tobias, den wir ja auch schon aus „The Last Match“ kennen und der nach seiner kurzen Karriere als Action-Star in Italokloppern reumütig ins Fernsehen zurückkehrte, um heutzutage in Rosamunde-Pilcher-Kram zu spielen, fährt hier, da der Film nicht so zentral auf ihn zugeschnitten ist wie der zitierte Football-Krampf, etwas besser – er ist wie immer auch hier ein Charisma-Vakuum, aber da die Last der „Hauptrolle“ auf vier Schultern verteilt, fällt’s nicht so auf.
Manfred Lehmann, bekannt als offizielle Synchronstimme von Bruce Willis (und Dolph Lundgren) versuchte sich, neben seinen Rollen in Hallervorden-Klamotten wie „Didi, der Doppelgänger“ oder „Ach du lieber Harry“ und TV-Auftritten, auch als supporting player in europäischen Actionfilmen („Kommando Leopard“ und „Geheimcode: Wildgänse“ von Meisterplagiator Anthony M. Dawson aka Antonio Margheriti, jeweils an der Seite von „Profi“ Lewis Collins und Klaus Kinski, dürften auch einem etwas breiteren Publikum bekannt sein). Lehmann schlägt sich wacker, darf auch den Großteil der „physischen“ Action (also hand-to-hand-combat) bestreiten und den spektakulärsten Abgang erleiden. Auch er ist nicht gerade ein Meister der cineastischen Ausstrahlung, aber immer noch präsenter als Tobias.
Der Brite John Steiner, der zwischen Güllefilmen der untersten Kategorie („Deported Women of the SS Special Section“, „Yor, Hunter from the Future“) und etwas höherwertiger Exploitation („Salon Kitty“, „Caligula“, „Tenebrae“) pendelte, hat als James von den vier Hauptakteuren die wenigste Screentime und kann sich daher auch nicht wirklich auszeichnen.
Den armen Mike spielt beinahe ein echter Weltstar – Ethan Wayne ist nämlich der leibhaftige Sohn des Duke persönlich, der Filius von John Wayne. Angesichts des Erbguts ist’s verständlich, dass es auch Ethan in die Schauspielerei drängte, aber er ist halt doch ein anderes Kaliber (weswegen seine „größten“ Rollen dann auch die in der kurzlebigen Neuauflage der Semikult-Serie „Adam 12“ und ein kurzer Stint in der Daily Soap „Reich und schön“ waren). Für seinen ebenfalls von de Angelis realisierten Western „Man Hunt“ ließ er sich sogar als „John Ethan Wayne“ kreditieren, aber Namen sind dann halt doch nur Schall und Rauch – das Acting liegt dann wohl doch eher nicht in den Genen (man frage bei den diversen Mitchum-Söhnen).
In einer Nebenrolle als Major Morris ist der Regisseur des besten Films aller Zeiten, Enzo G. Castellari, zu sehen (und wer nicht weiß, welchen Film ich meine, der bekommt demnächst Besuch von Kommissar Strichmann).
Donald Pleasence schaute mal wieder für drei Drehtage und ’nen (wohl nicht allzu üppigen) Gagenscheck vorbei und versucht’s durch bloße körperliche Anwesenheit zu richten. In der Disziplin ist ihm hier aber Spaghettiwestern-Veteran Gordon Mitchell als Colonel Mortimer eindeutig über.

Bildqualität: Ich bin ja prinzipiell dafür dankbar, dass Erwin C. Dietrich die Schatzis aus seinem Archiv nicht dort verstauben lässt, sondern sie auf DVD verscherbelt. Er könnte sich nur etwas Mühe damit geben… auch diese Elite-DVD verdient bestenfalls eine Tracht Prügel. Zwar ist der Print recht hübsch, wenn man ihn damit vergleicht, was sonst von Best Entertainment, CTI, MCP oder sonstigen Fulvia-Lizenznehmern auf die Grabbeltische geworfen wird, aber für eine (Elite-typisch) Hochpreis-Scheibe ist ein lausiger 4:3-Pan-and-Scan-Transfer natürlich ’ne Frechheit – aber man ist ja schon dankbar, wenn im Hause Dietrich wenigstens noch der Abspann dran gelassen wird (abschreckendes Negativbeispiel: die House-Scheibe). Sure thing, Bildkomposition war sicherlich nicht des Ludmans Hauptaugenmerk, aber da geht’s in gewisser Weise schon ums Prinzip. Schärfe und Kontrast bewegen sich auf Durchschnittsniveau, drop-outs oder sonstige Verschmutzungen und Defekte gibt’s zum Glück kaum.

Tonqualität: Wir haben die Wahl zwischen deutschem und englischen Ton in Dolby Mono (für den Italo-Track gibt’s keine Untertitel). Der deutsche Ton ist relativ sauber, ohne merkliches Rauschen oder Knarzen, aber auch nicht wirklich dynamisch.

Extras: Nur Filmografien für drei Darsteller und der Trailer.

Fazit: Ich erwarte von Fabrizio „Larry Ludman“ de Angelis keine cineastischen Großtaten – was ich von seinen Filmen erwarte, ist ein gewisser Grundlevel an Energie und/oder gepflegtem Wahnsinn. „Die Rückkehr der Wildgänse“ bietet leider beides nicht… der Film ist 80 Minuten lang ein schon fast irritierend konventioneller und einfallsloser Actionheuler von der Stange, an den in den letzte fünf Minuten noch eine Große Bedeutende Aussage rangetackert wird, die, wenn der Krempel zuvor nicht ganz so uninteressiert-gelangweilt heruntergekurbelt worden wäre, vielleicht sogar Eindruck schinden könnte, quasi als hätte de Angelis sich für diese letzten fünf Minuten ein paar Zeilen von Oliver Stone schreiben lassen („mach mal eine Seite US-Bashing“) und die halt auf seine eigene uninspirierte Weise abgefilmt (dass de Angelis im Tiefsten seine Herzens wirklich gerne Oliver Stone wäre, vermute ich ja schon seit seinem „Salvador“-Rip-off „Overthrow“, das aber wenigstens durchgeknallt war). Aber beabsichtigte und nicht gekonnte Aussage mal völlig außer Acht gelassen – „Die Rückkehr der Wildgänse“ ist wirklich einer der langweiligsten Italoactionfilme der 80er, selbst C-Liga-Stoff wie Black Cobra 3 macht mehr Spaß. Empfehlenswert allenfalls für Fans von Manfred Lehmann – sehr knapp 2 DVDs.

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


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