Die Reise zum Mittelpunkt der Erde

 
  • Deutscher Titel: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
  • Original-Titel: Journey to the Center of the Earth
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  • Regie: Rusty Lemorande, Albert Pyun (uncredited)
  • Land: USA/Südafrika
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Nicola Cowper (Chrystina), Ilan Mitchell-Smith (Bryan), Paul Carafotes (Richard), Janie du Plessis (Rykov/Shank), Jeff Celentano (Tola, als Jeff Weston), Jaclyn Bernstein (Sarah), Kathy Ireland (Wanda Saknussem), Lochner de Kock (Professor Galba), Simon Poland (Rodermann/Hairdresser), Jeremy Crutchley (Billy Foul), James Lightgow (Donaldson/Make-up-Artist/Video Announcer), Charlotte Stewart (Mother), Peter Henry Schroeder (Father), Emo Phillips (Nimrod)


Vorwort

Chrystine hat nicht nur dyslexisch veranlagte Eltern, sondern auch einen Traumberuf – Kindermädchen, Nanny, Gouvernante, wie man’s auch immer nennen will. Und in England gibt’s für so was ja auch reichlich Bedarf. Dumm nur, dass Chrystines Talent zum Kinderhüten ungefähr meinem zur Wartung von Atomkraftwerken entspricht – satte sechs Mal in Folge wurde sie von den jeweiligen Familien vorzeitig gefeuert. Okay, der letzte Freiflug zurück zur Nanny-Vermittlung liegt hauptsächlich daran, dass das zu hütende Kind ein Satansbraten ist, nichtsdestotrotz sieht sich Chrystine langsam gezwungen, alternative Beschäftigungsmöglichkeiten zu durchdenken.

Doch da kommt der rettende Anruf aus den US of A – ein reicher und berühmter Klient braucht JETZT und SOFORT eine Nanny in Hawaii, einzige Bedingungen, sie muss Britin und billig sein. Bevor Chrystine richtig kapiert hat, was eigentlich passiert, steht sie schon vor der Hotelrezeption auf Hawaii, wo gerade Vulkan-Eruptionshochsaison ist. Der Kunde ist Billy Foul, so was ähnliches wie ein Rockstar (es fehlt ein wenig am „star“), der zu seinem eigenen Bedauern schon acht Monate nach seinem letzten Hit keine andere Auftrittsmöglichkeit mehr hat als ein Revival-Festival mit „The Cream“ (holla) und „The Hungry Cadavers“. Ach ja, und das zu hütende Kind hat vier Beine, weißes Fell, ne nasse Schnauze und ist ein Foxterrier namens Bernard. Den möge Chrystine doch bitte als erste Amtshandlung zum Hundesalon bringen.

Im gleichen Hotel ist eine fünfköpfige Familie abgestiegen – sie besteht neben den namenlosen Eltern aus dem End-Teenager (also gut dreißigjährigen) Richard, seinem jüngeren Bruder Bryan, im besten Teenie-Comicleser-Zeitalter, und Nesthäkchen Sarah. Die Family reist jedes Jahr nach Hawaii und jedes Jahr besucht Richard mit Bryan eine Höhle, die er vor einiger Zeit entdeckt hat. Dieses Jahr schleicht sich auch Sarah mit ins Auto, und ebenso durch ein lustiges Versehen des Hotelpagen Chrystines anvertrauter Korb mit Hundekuchen für Bernard. Da dies augenscheinlich ein dramatisches Ereignis von der Relevanz geklauter Nuklearcodes ist, hat Chrystine keine andere Wahl, als dem Geschwistertrio mit dem Taxi zu folgen und, nachdem das Taxi am Zielort postwendend verduftet, ohne Chryssie wieder mitzunehmen, sich der Höhlenforschungstour unbürokratisch samt Bernard anzuschließen. Mir ist die Kausalkette hier nicht völlig erklärlich, aber ich schreibe auch keine Cannon-Filme.

Das alles bis hier könnt Ihr eigentlich getrost wieder vergessen, hat es doch mit dem Restfilm nichts zu tun. Aber egal. Die Kids plus Nanny plus Töle entdecken, dass die Höhle erheblich gewaltigere Ausmaße hat als bislang angenommen und ganz offensichtlich mit dem hawaiianischen Vulkansystem verbunden ist. Ein-zwei rumpelige Erdstöße später ist Richard, Bryan, Chrystine und Bernard der Rückweg abgeschnitten – Sarah soll Hilfe holen. Das Mädchen verdünnisiert sich und ein weiterer Erdstoß lässt unsere sogenannten Helden noch tiefer in die Höhle stürzen. Rätselhafte Schriftzeichen lassen die Fünf Freunde für ein Halleluja auf die Idee kommen, dass sie nicht die ersten unfreiwilligen Besucher hier sind und ihr Vorgänger evtl. einen Weg ins Freie gefunden hat, weswegen sie den Zeichen folgen. Nach länglichem Herumgestapfe durch enge Gänge, stalaktitenbewehrte Kavernen, begleitet von Chrystines Dummheiten und markiert durch Bryans Comicheftreste, geht Bryan, der gedankenverloren im Comicheft versunken in den falschen Korridor abzweigt, verloren.

Dusselbryan stürzt in eine Erdspalte und direkt auf eine Art Schrottplatz, auf dem sich allerlei Müll von oben angesammelt hat und der das bevorzugte Revier von Shank, einer Art unterirdischem Proto-Goth-Girl, und Sammlerin von Außenwelt-Krams, darstellt. Bernard, als Hund in der blöden Situation, den Menschen nachlaufen zu müssen, ist der nächste, der abstürzt und bei Shank Aufnahme findet.

Shank erklärt Bryan die Lage – er ist in Atlantis gelandet, einer unterirdischen Zivilisation, für die die „Außenwelt“, sprich die Oberfläche, genauso einen Mythos darstellt, wie die Hohlwelttheorie für uns Erdkrustenspaziergänger. Atlantis wird von dem fiesen Lord Over als Polizeistaat regiert, und Lord Over wär’s sehr recht, wenn der Status der „Außenwelt“ als fieses Gerücht erhalten bleibt und nicht Ruhe und Ordnung in Atlantis stört. Das ist allerdings seit dem Besuch von Wanda Saknussem (siehe „Alien from L.A.“, dem Vorgängerfilm) ein bisschen problematisch geworden. Wanda ist Staatsfeind Nr. 1 und wer die Außenwelt und Außenweltler für gegebene Fakten hält, läuft starke Gefahr, von der Geheimpolizei auf Nimmerwiedersehen abgeführt zu werden.

Dabei ist der Regierung natürlich völlig klar, dass die Außenwelt existiert. Overs Generalissima Rykov bastelt deshalb schon längst an einem Zwei-Stufen-Plan. Der Wissenschaftler Professor Galba soll gefälligst ein bisschen aufs Gas treten, was die Entwicklung seines Oberflächen-Transporters angeht, außerdem verwandelt Rykov in einem Geheimlabor mehr oder weniger Freiwillige in (erbärmliche) Wanda-Saknussem-Doppelgängerinnen (for no imaginable reason). Rykov plant einerseits, Lord Over abzusetzen und selbst die Herrschaft über Atlantis anzutreten, andererseits aber auch mit Invasionstruppen auf der Oberfläche einzumarschieren. Dass ihr Chrystina in die Hände fällt, die nun ebenfalls in Atlantis angekommen ist, scheint ihr ein Wink des Schicksals zu sein. Mit einer echten Außenweltlerin in ihrer Macht erübrigt sich der Bedarf an Wanda-Doublen (no, I don’t get it either).

Shank hat bei einem Erkundungsgang mitbekommen, dass Chrystina in Rykovs Gewahrsam ist. Bryan will natürlich sofort zu einer Rettungsaktion starten und der Zufall gibt ihm auch eine patente Waffe mit auf den Weg. Und Chrystina ihrerseits hat das Glück, dass Rykovs rechte-Hand-Mann Talo durchaus persönlichen Gefallen an ihm findet. Der Weg zum überhasteten Showdown ist bereitet…


Inhalt

Um es mal wieder mit den Worten von Chevy Chase zu sagen: Halleluja, das is’n Ding. „Journey to the Center of the Earth“ war tatsächlich ein Film, auf den ich relativ scharf war (eigentlich auch auf den Vorgängerfilm „Alien from L.A.“), aber Albert Pyuns Arbeiten für Cannon sind nicht gerade einfach zu bekommen (Labels aufgemerkt: ich warte DRINGEND auf eine vernünftige Home-Release-Version von „Das Alien vom Highway“ aka „Deceit“. Ich kauf auch zwei oder drei davon, wenn’s sein muss, und auch als Mediabook. Notfalls schreib ich dafür auch ein Booklet).

Albert Pyun, hör ich euch fragen? Das steht doch so nicht auf dem Cover. Stimmt, und wie üblich ist die Hintergrundgeschichte mal wieder recht spannend und nicht abschließend zu klären. Relativ unwidersprochen steht im Raum, dass Cannon wider besseres Wissen ein Sequel von „Alien from L.A.“ (hierzulande als „Flucht aus Atlantis“ unter dem Radar durchgeflogen) haben wollte, dies aber hauptsächlich, um vertragliche Verpflichtungen zu erfüllen (wir wissen ja seit „Electric Boogaloo“ und „The Go-Go Boys“ alle, wie chaotisch die letzten Tage des einst so stolzen Cannon-Imperiums abliefen). Pyun machte sich wohlgemut ans Werk, sah sich aber ständigen Budgetkürzungen und Einmischungen in sein Regie-Tagesgeschäft ausgesetzt, so dass er schlussendlich das Handtuch warf und Cannon mit einem unfertigen Film zurückließ. Enter Rusty Lemonade, eh, Rusty Lemorande, der Steve Barrons „Electric Dreams“ (einen meiner persönlichen 80er-Kultfilme) und den Michael-Jackson-Short „Captain EO“ für Disneys Epcot Center geschrieben hatte (und Barbra Streisands „Yentl“ co-produzierte). Nicht gerade ein big name im Business, aber jemand mit solider Visitenkarte. Auch Lemorande filmte fröhlich vor sich hin (es war bei Cannon ja auch nicht unüblich, das zwei Projekte mit Überschneidungen in Cast und Crew back-to-back gedreht wurden), und irgendwann, so zumindest die Aussage von Lemorande, kamen die Cannon-Verantwortlichen (u.a. Avi Lerner, der mittlerweile dort Executive-Producer-Dienste verrichtete), auf die Idee, zur Rettung des Sequelprojekts beide Filme zu verschmelzen, auch wenn Lemorande ausführt, dass seine Storyline mit dem, was Pyun drehte, praktisch nichts zu tun hatte. Lemorande sagt, dass gerade mal die ersten acht Minuten (das wäre dann so ungefähr bis zum Treffen Chrystines mit Billy Foul) von ihm stammen, der Rest sei Pyun-Material (wobei es zumindest ein paar Minuten neu gedrehte Footage geben muss, um die zwei Plotlines zu verbinden), wobei sich in dem bestimmt auch ein Schwung Stock Footage aus „Alien from L.A.“ verbergen dürften (den noch nicht gesehen habend).

Dass unter diesen Umständen kein kohärenter Film bei rumkommen kann, wir’s also mit einer „incomprehensible mess“ zu tun haben, muss dem Filmvergnügen für einen trashgestählten badmovies-Fan ja keinen Abbruch tun. Und, boy, oh boy, hier bekommt man für sein Geld was geboten…

Ganz offensichtlich passten Lemorandes Story und das Pyun-Sequel schon tonal nicht zueinander. Ohne hier genaueres zu wissen, deutet Lemorandes Setup darauf hin, dass hier eine juvenile Komödie angedacht war, die, vermute ich, um gar lustige Verwicklungen und Verstrickungen um Bernard, den Hund, herumkonstruiert war. Es bräuchte schließlich nicht den ganzen meet-cute von Chrystina, Billy Foul und der Töle, spielte der Wuff – wie in der vorliegenden Endfassung – keine dramaturgisch (hihi) notwendige Rolle. Was Pyun vor hatte, war offensichtlich auch nicht unbedingt für ein erwachsenes Publikum gedacht, aber wohl doch ein relativ „ernster“ Abenteuerfilm. Atlantis ist hier kein netter Ort, steht unter diktatorischer Knute, und so ziemlich alles, was der Regierung nicht passt (und das ist recht viel) ist mit der Todesstrafe bewehrt (auch wenn die nie on-screen exekutiert wird), also nicht gerade Kinderkram. So gibt’s dann in der Auftaktphase sogar ein paar brauchbare Gags (inklusive der per Screenshot gewürdigte Verweis auf die „Association of Disgraced Professors“), aber spätestens, sobald’s in die Höhle geht, ist mit Jux und Dollerei der beabsichtigten Sorte vorbei.

Dass bei weitem nicht alles gedreht wurde, was drehbuchtechnisch mal vorgesehen war, wird selbst dem dümmsten Zuschauer dadurch vermittelt, dass zwei Sequenzen, die Pyun wohl für den dritten Akt vorgesehen hatte, aber nicht dazu kam, den Weg dorthin auch zu realisieren (einen Kampf von Bryan gegen alberne Zottelmonster, die nur knapp besser aussehen als die aus „Turkish Star Wars“ und einen character moment von Richard und Chrystina gemeinsam in einer atlantischen Kerkerzelle), weil sie halt mal da waren und ein paar Minuten Laufzeit schinden konnten, als Traumsequenzen verwendet wurden, bevor der Trupp überhaupt Atlantis erreicht (und Richard kommt in dieser Filmfassung sowieso überhaupt nicht nach Atlantis). Hey, es hat dreidollarfuffzich gekostet, das schmeißen wir doch nicht weg…

Nachdem die Auftaktphase noch einigermaßen zu verfolgen ist (und man sich schon ein wenig über die etwas langwierige „wir-krauchen-durch-die-Höhle“-Passage gekämpft hat, die vom dynamischen Storytelling an zelluloidgewordene Adrenalinschübe wie „Alien 2 Sulla Terra“ oder den Anfang von „Manos“ erinnert), wird’s debil-hysterisch, sobald wir Atlantis erreichen. Alles, was von hier bis zum Abspann folgt, wirkt wie zufällig ausgewürfelt aneinandergereiht, ohne cause and effekt, einfach wie der verzweifelte und zum Scheitern verurteilte Versuch, aus den fertigen Szenen sowas ähnliches wie eine zusammenhängende Geschichte zu montieren (das muss für jeden Cutter, der was auf sich hält, ein traumatisches Erlebnis gewesen sein, weswegen wohl auch nicht weniger als acht Personen für diese Funktion kreditiert werden. Wahrscheinlich implodierte bei jedem Cutter, nachdem er fünf Minuten Material zusammengestellt hatte, das Gehirn). Ich weiß nicht, ob man eventuell den größeren Durchblick hat, wenn man „Alien from L.A.“ gesehen hat, wage es aber zu bezweifeln. Es scheint so zu sein, als hätte man wirklich jeden Fitzel als brauchbar eingeschätzten Mateirals zusammengesetzt, ohne Rücksicht, ob das nötig, passend oder überhaupt möglich war. Niemand müsste eigentlich wissen, wer Professor Galba ist und warum die Atlanter unbedingt wollen, dass er sich mit seiner Arbeit ranhält, ebenso komplett überflüssig ist der angedeutete Subplot um Rykovs beabsichtigen Verrat an Lord Over; der „Film“ könnte exakt gleich ablaufen, wäre Lord Over der „Bossgegner“ und Rykov seine loyale Henchfrau. Aber – die Szenen waren halt da, also bauen wir sie ein, damit wir bei allen zugedrückten Hühneraugen auf abendfüllende Laufzeit kommen. Und natürlich ist auch jeglicher Bezug auf Wanda Saknussem völlig Banane, zumal auch niemand mehr erklärt (oder wissen will), als dass Wanda schon mal in Atlantis war und das dort offenbar nicht besonders gern gesehen wurde. Für den Plot an und für sich hat das keine Relevanz, sondern verwirrt nur (zumal der Film sich ja „offiziell“ sich auch nicht als Sequel, sondern als eigenständiger Film und, hihi, „Verne-Verfilmung“ ausgibt).

Technisch gesehen spottet die ganze Operation so ziemlich jeglicher Beschreibung. So bin ich z.B. durchaus ein eingetragenes Mitglied im Matte-Painting-Fanclub, aber nur, wenn die Mattes so was ähnliches wie „gut“ sind. Hier sind alle nur langweilig, künstlerisch schlecht, aus der Szenerie herausreißend anstatt Atmosphäre aufbauend. Ein paar Miniaturtricks sind grundsätzlich nicht so ganz schlecht, aber man hat in der Post Production (also den fünf Minuten, die man dafür mutmaßlich aufgewendet hat) nicht daran gedacht, sie auch so einzusetzen, dass sie nicht auf zehn Kilometer gegen den Wind als Miniaturen zu erkennen sind. Make-ups, Kostüme und Masken sind größtenteils lächerlich und albern (teilweise sicher nicht ganz ernst gemeint, wie z.B. der Make-up- und Haar-Stylist der Atlanter, der – natürlich – schwul ist. Auch perfekte Kinderunterhaltung). Auch die atlantischen Bauten sind nicht sonderlich einfallsreich oder fremdartig. Das beste Set ist sicher der unterirdische Schrottplatz nebst angeschlossener Shank-Bude, die einen gewissen verschrobenen Charme hat.

Wie nun schon mehrfach gesagt, ist der ganze Film recht konfus und nimmt auch nie richtig Fahrt auf – wie könnte er auch, wenn er mit seinem eigentlichen Plot ungefähr zur Halbzeitmarke beginnt. Dabei nimmt sich der Streifen mit 77 Minuten Laufzeit nicht gerade viel vor, füllt die aber sowieso nur mit ungefähr 65 Minuten Nettospielzeit, was, wie auch schon angedeutet, auch erklärt, dass wir nicht wirklich in den Genuss eines echten Showdowns kommen, sondern eines völlig überhasteten Finales (die entsprechende Szene war in der Original-Planung sicher nicht als Ende gedacht, bot sich aber wohl am ehesten für einen Schluss an, an den man noch einen kleinen wrap-up anschließen konnte). Der Film endet dann mit einem weiteren Sockenschuss – angekündigt wird ein „Konzert“ mit Billy Foul, womit der wenigstens wieder eine gewisse Rechtfertigung finden würde, aber statt einer Musiknummer gibt’s dann nur drei Minuten „Highlight-Reel“ mit etlichen Szenen vom Schneideraumboden, die im eigentlichen Film nicht vorkommen, ehe ein über sieben Minuten langer Nachspann das ganze Unterfangen auf abendfüllende Länge hievt.

Stichwort Musik, die ist stellenweise nicht schlecht und stammt vom unkreditierten Cannon-Hausmucker George S. Clinton, entstand aber natürlich nicht für diesen Film, sondern für „Night Hunter“ bzw. „American Ninja 3“, weswegen einem so manche Melodei möglicherweise entfernt bekannt vorkommen könnte.

Der Cast ist… sonderbar. Nicola Cowper scheint sich mit ihrem Outfit und ihrer Frisur mehr um die Nachfolge von Annie Lennox bei den Eurythmics zu bewerben als eine vertrauenserweckende Nanny sein zu wollen. Die Britin hatte sich die schauspielerischen Hörner u.a. in Empires Clive-Barker-Adaption „Underworld“ und dem Kinder-Kreuzzug-Abenteuerfilm „Lionheart“ abgestoßen. Ihre Performance hier ist, naja, sagen wir mal höflich, uninspiriert. Schon klar, dass man eine vermutlich schon während des Drehs als zum Scheitern verurteilte Produktion nicht sein größtes thespisches Herzblut vergießt, aber ein bisschen mehr Professionalität sprich Willen zum tatsächlichen „acting“ könnte man sich schon vorstellen. Cowper hielt sich in der Folge im britischen Fernsehen schadlos und trat u.a. in der Endlos-Soap „EastEnders“ und der recht wohlgelittenen Krimiserie „Polizeiarzt Dangerfield“ in einer Hauptrolle auf.

„Bryan“ Ilan Mitchell-Smith dürfte sich mit seiner Hauptrolle in „L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn“ einen ewigen Stein im Nerdbrett verdient haben und war später noch in der semikultisch verehrten „Superboy“-TV-Serie regelmäßig zu sehen. Hier ist er zumindest recht lebendig, auch wenn das zusammengestoppelte Script erst im letzten Akt auf die Idee kommt, ihn zum echten Protagonisten der Geschichte zu machen.

Paul Carafotes, als Rich wenig eindrucksvoll, hatte seinen ersten bemerkenswerten Auftritt in der Superhelden-Show „The Greatest American Hero“, war in „Ayla und der Clan des Bären“ und einer kleinen Rolle in „Blind Date“ zu sehen, und absolvierte einen Zwei-Season-Stint in „Unter der Sonne Kaliforniens“. Carafotes ist bis heute aktiv und spielt Gastparts in Serien wie den verschiedenen „CSI“-Ausgaben oder „Criminal Minds“. Substantieller war sein 6-Episoden-Part in „Damages – Im Netz der Macht.“

Wohl aus Budgetgründen spielen diverse Schauspieler gleich mehrere Atlanter-Rollen, so z.B. die Südafrikanerin Janie du Plessis (in Südafrika wurden sowohl „Alien from L.A.“ als auch dieser Film gedreht), die sowohl Shank als auch General Rykov spielt. Der Wille zum angebrachten Overacting ist vorhanden, was aber auch so ziemlich das einzige Positivum ist, das ich ihr zubilligen möchte. In Südafrika spielte sie neben Arnold Vosloo in zwei „Bootie“-Komödien.

Jeff Celentano née Weston, der hier Tola spielt, was eine potentiell interessante Rolle sein könnte, wären wir im ursprünglich angedachten Film und nicht in einer bestenfalls Rumpffassung zu nennenden Version, war wie du Plessis in gleicher Rolle auch in „Alien from L.A.“ zu sehen, zuvor auch in „American Fighter 2“, und heuerte danach für zwei Filme bei Full Moon an, „Puppet Master II“ und „Demonic Toys“. Zwischendurch gab er sich auch für eine kleine Nebenrolle bei Robert Altman in „The Player“ die Ehre.

Jaclyn Bernstein, die kleine Sarah, brachte schon ordentlich Erfahrung von „Poltergeist II“, der 85er-“Twilight Zone“-Ausgabe und dem Molly-Ringwald-Schwank „Maybe Baby“ mit. Simon Poland (der u.a. den schwulen Hairdresser mimt) tauchte in der „Masque of Red Death“-Adaption „Riptide“ auf wie auch in den weiteren Pyun-Werken „Spitfire“, „Omega Doom“ und „Nemesis IV“. Nach einer längeren Pause nahm er 2006 mit kleineren Parts in „Flug 93“ und „Children of Men“ die Schauspielerei wieder auf und war u.a. die Stimme der außerirdischen „405“ in der dritten „Torchwood“-Staffel „Children of Earth“. Jeremy Crutchley, hier Rockstar Bobby Foul, war einer der wenigen Namen, der mir im Vorspann überhaupt etwas sagte – der Vielseher könnte ihn aus „Scorpion King – Aufstieg eines Kriegers“, „Lost City Raiders“ oder den TV-Serien „Black Sails“ und „Salem“ kennen. Charlotte Stewart in der kleinen Rolle der Mutter unserer drei Geschwister weiß, was es heißt, ein TV-Star zu sein, spielte sie doch eine ständige Rolle in „Unsere kleine Farm“, gab sich zwischendurch in „Eraserhead“ die Ehre (was für ’ne Kombination!), kämpfte in „Tremors“ gegen Raketenwürmer und ließ sich von David Lynch auch noch mal für „Twin Peaks“ verpflichten (auch in der Neuauflage war sie dabei). Für Full-Moon-Fans sei ihr Auftrit in „Dark Angel: The Ascent“ erwähnt. Ihr Filmgatte Peter Henry Schroeder sollte später in „Enterprise“ immerhin mal den Klingonischen Kanzler spielen (was eigentlich für einen gesegneten Lebensabend mit Con-Appearances reichen sollte). In einer Mini-Rolle als irgendein Atlanter, den ich glatt übersehen haben muss, erfreut uns Weird-Al-Yankovic-Spezl „Mr. Ab-ist-der-Finger“ Emo Phillips.

Und da wäre natürlich noch Kathy Ireland, Flavor of the Month für ein paar kurze Jahre zwischen ’89 und ’93, Star von „Alien from L.A.“ und mit einem „and“-Credit für besondere Mitwirkung gewürdigt. Ich bezweifle stark, dass Miss Ireland eine Sekunde am Set war, denn ihre Beteiligung beschränkt sich auf ein großformatiges Foto, das im Wanda-Duplizier-Labor der Atlanter hängt und ein einziges Wort („Danke!“) im Wrap-up, das so aussieht, als hätte man den kurzen Schnipsel aus einem TV-Interview herausgeschnitten. Wenn sie dafür Geld bekommen hat – more power to her!

Ein durchaus eklektisches Ensemble also… das in einem Film wie diesen bei allem etwaig vorhandenen Talent (und da aus manchen Leuten noch was wurde bzw. andere schon bewiesen hatten, dass sie etwas können, muss Talent vorhanden gewesen sein) keine Oscars zu gewinnen sind, leuchtet ein.

Nicht allerdings unbedingt, warum ausgerechnet Pidax sich der Veröffentlichung des Streifens in Deutschland angenommen hat. Ich hab nix dagegen, ich hab mich schließlich köstlich amüsiert, aber es verwundert schon… Der Print aus dem MGM-Archiv ist nicht herausragend, aber brauchbar (und lässt mich zumindest hoffen, dass die anderen Cannon-Pyuns vielleicht auch noch mal das Licht der HD-Welt erblicken), 1.85:1-Widescreen. Ton gibt’s auf Deutsch oder Englisch in Dolby 2.0, wobei die deutsche Synchro ganz passabel ist. Extras gibt’s leider keine.

„Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ Marke Cannon ist also, abschließend zusammengefaselt, kein Film, den ich guten Gewissens einem Cineasten empfehlen würde, und schon gar niemandem, der auch nur ein bisschen an Jules Verne hängt, aber für Freunde des gepflegten Nonsens-Trashs ist der Streifen eine Fundgrube, im unbeholfenen Versuch, aus einem Haufen eigentlich nicht verwertbaren Materials einen vermarktbaren Film zu machen, teilweise hysterisch komisch. Man sollte aber wirklich ein Faible für das komplett an die Wand Gefahrene haben, um hier Spaß zu haben, dann aber ist die DVD ihr Gewicht in Katzengold wert…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 8


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