Die Rache der schwarzen Spinne

 
  • Deutscher Titel: Die Rache der schwarzen Spinne
  • Original-Titel: Earth vs. The Spider
  • Alternative Titel: The Spider |
  • Regie: Bert I. Gordon
  • Land: USA
  • Jahr: 1958
  • Darsteller:

    Mr. Kingman (Ed Kemmer)
    Carol Flynn (June Kenney)
    Mike Simpson (Eugene Persson)
    Sheriff Cagle (Gene Roth)
    Mr. Simpson (Hal Torey)
    Mrs. Flynn (June Jocelyn)
    Joe (Troy Patterson)
    Helen Kingman (Sally Fraser)
    Sam Haskel (Mickey Finn)
    Jake (Howard Wright)


Vorwort

Fürchtet euch, fürchtet euch sehr, denn Bert I. Gordon ist zurück und scheucht wieder mal riesige Krabbeltiere durch die Gegend! Nun, der gute alte Mr. Big war ja schon mehrmals Gast auf badmovies.de (NECROMANCY, FOOD OF THE GODS, BEGINNING OF THE END), wer mehr über ihn erfahren will, kann sich dort informieren.

Heute nur so viel: Gordon war vor allem in den Fünfzigern als Urheber so mancher unterprivilegierter Tierhorror-Filme unterwegs und hat annähernd jedes Viech, das nicht bei drei auf den Bäumen war, in Riesendimensionen vergrössert und auf die arglose Bevölkerung losgelassen. Und was ein richtiger Tierhorror-Filmer ist, der kommt natürlich nicht vorbei an einem Tierchen, das bereits in althergebrachter Grösse nicht besonders anheimelnd ist. Die Rede ist natürlich von unseren arachniden Freunden, den Spinnen. (Ich persönlich hab ja auch eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Arachnophobie und bin froh, wenn die kleinen achtbeinigen Mistkerle sich von mir fernhalten.)

Die gehören seit Anbeginn der Zeit und bis heute (siehe EIGHT LEGGED FREAKS oder SPIDERS 1 und 2 von Nu-Image) in zahlreicher Form ins Reich des Monsterfilms; der einflussreichste und bekannteste Spinnenfilm ist und bleibt aber Jack Arnolds TARANTULA. Nachahmer waren schon damals nie weit und hier kommt unser Bert ins Spiel. Ob EARTH VS. THE SPIDER (später in THE SPIDER unbenannt, da man wohl rechtliche Probleme wegen dem Harryhausen/Sears-Film EARTH VS. THE FLYING SAUCERS von 1956 befürchtete; vielleicht wollte man aber auch vom Erfolg von THE FLY profitieren) die Qualität des Vorbildes erreicht, lassen wir vorläufig mal offen, aber es wäre wohl eher ziemlich überraschend (wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass TARANTULA nicht gerade Arnolds grösstes Meisterwerk war). Sagt freilich wenig bis gar nichts aus über den zu erwartenden Ausprägungsgrad des Vergnügens, das der Film uns bereiten wird.

Ach ja: 2001 gab es ein „Remake“ des Filmes mit Dan Aykroyd, veranlasst vom berühmten Produzent Samuel Z. Arkoff. Das Werk (welches mit dem Original eigentlich nur den Titel gemein hat) ist Teil der CREATURE FEATURES-Reihe, für welche mehrere von Arkoffs AIP-Monsterfilmen aus den Fünfzigern neu verfilmt werden.

Aber nun endlich den DVD-Player angeworfen und ab geht die Theraphosa…


Inhalt

Wir beginnen mit dem hübsch gestalteten Vorspann: Die Credits spielen sich ab vor einem Spinnennetz in welchem eine blinkende Spinne hockt. Die Musik gefällt mir übrigens ziemlich gut. (Das Theremin rockt – ich mein dieses elektrische Musikinstrument, welches vom Ton her an eine singende Säge erinnert.) Und wir erfahren unter anderem, dass der folgende Film zum Teil in den „weltberühmten Carlsbadhöhlen“ in New Mexiko (haben die irgendwas mit dem dt. Karlsbad zu tun?) abgedreht wurde. Aha. Übrigens: „Starring“ wird hier mit drei „r“ geschrieben. (Hat Bethmanns Grossvater an dem Film mitgearbeitet?)

Naja, beginnen wir mit der eigentlichen Handlung. Da befährt also irgendein Kerl des Nachts mit seinem Pickup eine einsame Landstrasse. Er hat eine kleine Schatulle bei sich, darin befindet sich eine Handkette sowie ein Kärtchen: „Für Carol mit Liebe. Dad.“ Da steht plötzlich was ganz Schlimmes vor Dad auf der Strasse (zumindest können wir das an seinem Gesicht ablesen); er legt einen Crash hin, kriegt Blut ins Gesicht gespritzt, Dunkelheit.

River Falls, eine idyllische amerikanische Kleinstadt wie aus dem Immobilien-Katalog. Wir treffen ein hübsches Mädel an, dieses heisst Carol Flynn und ist auf dem Weg zur High School. Sie wird von Mike Simpson eingeholt, der so was Ähnliches wie ihren Freund darstellt. (Muss ich erwähnen, dass die beiden ein bisschen zu alt aussehen, um als Teenager durchzugehen?) Er überreicht ihr ein kleines Geschenk zum Geburtstag, doch sie scheint nicht ganz bei der Sache zu sein. „Es ist wegen Dad. Er ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen.“

Okay, wir sind im Bilde; der Typ von vorhin war wohl Mr. Flynn, Carols Dad, und wir können mal davon ausgehen, dass der noch länger von Zuhause fortbleiben wird. Wie auch immer, Mike ist jedenfalls der Meinung, dass sie sich deswegen keine Sorgen machen muss: „Das bedeutet doch nichts. Du weisst, wie er ist.“ Hui, da hat er aber einen wunden Punkt getroffen! Das Mädel ist jedenfalls sauer. Zum Glück kriegt sie sich schnell wieder ein. Dad war übrigens unterwegs nach Springdale gewesen, wo er für Töchterchen ein Geschenk besorgen wollte. Er hatte versprochen, rechtzeitig zum Abendessen wieder da zu sein, aber eben…“Es ist ja nicht das erste Mal“, meint Mike, und diesmal ist Carol richtig böse auf ihn. (Sie hat wohl gewisse Schwierigkeiten damit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.) „Du bist gemein, Mike. Und dein blödes Geschenk will ich auch nicht!“ Sie stiefelt erzürnt von dannen.

Unterricht. (Scheinbar ein Abendkurs für Erwachsene, oder warum sonst sieht die Hälfte der „Schüler“ aus wie mindestens Mitte dreissig?) Physik-Prof Mr. Kingman schwafelt irgendwas von Elektrizität, während Carol von Mike ein Zettelchen zugesteckt kriegt: „Immer noch sauer auf mich?“ Aber nicht doch! Sie schreibt ihm auch artig zurück: „Ich will nach Dad suchen – kannst du Joes Wagen ausleihen?“ Klar kann Mike; Joe (der nun wirklich wie vierzig aussieht!) sitzt ja auch gleich vor ihm und hilft seinem Kumpel selbstverfreilich gern aus. Inzwischen will der Lehrer mit dem nächsten Experiment anfangen, „wenn Mike, Carol und Joe alles geregelt haben.“ Hahaha, aufgeflogen!

Mike und Carol machen sich also mit Joes Hot Rod auf die Suche nach des Mädels Vater. (Man beachte die halbseidene Rückprojektion.) Carol hat’s schon schwer: Selbst ihre Mutter glaubt, dass Dad irgendwo in der Gegend herum säuft, das Mädchen ist sich aber sicher, dass es diesmal was anderes ist: „Er hat versprochen, er würde zurückkommen.“ (Glaub niemals einem Säufer.) Da entdecken die beiden ein seltsames Seil oder was in der Art, das über die Strasse gespannt ist. An der Stelle finden sich auch Spuren eines Unfalls. Carol liest die Schatulle mit der Handkette auf und befürchtet das Schlimmste: Wenn ihr Vater unversehrt gewesen wäre, hätte er diese sicher mit sich genommen und wäre er in irgendeiner Werkstatt, hätte er sicher angerufen. Es muss also irgendwas Ernstes passiert sein.

Da finden die beiden Mr. Flynns Pickup, der anscheinend die Böschung hinunter gestürzt ist. Die beiden klettern runter, von Dad ist nix zu sehen, aber ganz in der Nähe befindet sich eine Höhle. Mike stellt die Theorie auf, dass Carols Vater dort trotz der grossen Verbotstafel, welche vor dem Betreten der Höhle warnt, vor der Kälte Schutz gesucht hat. „Ich habe die Geschichten über die Höhle nie geglaubt, er vielleicht auch nicht.“ Man geht also gucken. Am Höhleneingang findet Mike einen kaputten Hut, den versteckt er vorsorglich vor Carol. Er will die Höhle entern, obwohl Carol ihn davor warnt: „Da sind schon Leute reingegangen und nie wieder rausgekommen.“ Deshalb soll sie ja auch, so Mike, draussen warten, aber natürlich ist sie schlecht erzogen, gehorcht nicht und folgt ihm: „Ich habe Angst allein.“ (Jaja lieber mit in die gefährliche Höhle.)

Nun gut, besonders beeindruckend sind diese unterirdischen Gänge nicht (und ich wundere mich darüber, dass Gordon anscheinend Stalaktiten und Stalagmiten in den Vordergrund einkopieren liess. Wollte er die Papp-Kulissen kaschieren?) „Diese Höhle setzt sich unter dem Berg ewig fort“, meint Mike. Na, da macht die Suche doch gleich doppelt so viel Spass. Auf die Rufe von Carol antwortet nur das Echo, dafür bringt der Schall die Stalaktiten zum Schwingen, bis eines der Dinger sich von der Decke löst. Glücklicherweise kann Mike Carol rechtzeitig zur Seite ziehen, bevor sie aufgespiesst wird. Die beiden gehen weiter. Da entdecken sie ein paar menschliche Skelette (wuah!), was das Mädel natürlich mit einem kräftigen Kreischer kommentiert. Die beiden würden die Höhle nun eigentlich ganz gern verlassen, aber Kreuzdonnerwetternochmal, der alte Mr. Flynn ist halt immer noch nicht gefunden.

Man setzt sich also über das böse Omen und den gesunden Menschenverstand hinweg und geht tiefer in die Höhle hinein. Schliesslich stossen sie auf einen Abgrund, den sie seeehr überzeugend übersehen, und „fallen“ runter (jeweils mit einem netten kleinen Hüpfer). Aber sie haben mehr Glück als Verstand und werden von einem klebrigen Netz aufgefangen. Mike blitzmerkt: „Es ist wie das seilähnliche Zeug das wir oben auf der Strasse gefunden haben.“ Da hören die beiden ein Geräusch, das ich kaum in Worte zu kleiden vermag, aber das Gebrüll irgendeines Tieres darstellen soll (hört sich so ähnlich an wie ’n Kerl, der grad einen Fussball in die Eier gedonnert bekommen hat). Das Theremin schiebt Überstunden, da taucht auch schon, ach du heilige Scheisse, eine riesige Tarantel auf! Carol kreischt sich eins, Mike hilft ihr in der letzten Sekunde aus dem Netzt, die beiden machen sich auf den schnellsten Weg zur Oberfläche.

Einige Zeit später. Wir sehen Mike und Carol im Wohnzimmer von Mr. Kingman sitzen, dem Physiklehrer von vorhin. Sie haben ihm von ihrer Begegnung der arachniden Art erzählt und ihm als Beweis das „Seil“ von der Strasse mitgebracht. „Es sieht aus wie ein grosses Stück natürlicher Seide“, so sein fachmännisches Urteil. (In der Tradition sämtlicher Sci-Fi-Filme kennt er sich nicht nur mit Physik aus, sondern weiss als Allround-Gelehrter natürlich auch über alles andere Bescheid, was im Kontext unseres Filmes von Nutzen ist.) Seine Frau stellt klar: „Das beweist nicht unbedingt, dass da eine gigantische Spinne war.“ (Würd ich auch sagen.) Ebenfalls anwesend ist Mr. Simpson, der Vater von Mike: „Mein Sohn ist kein Lügner!“ Schau einer an, ein Erwachsener, der den jugendlichen Helden glauben schenkt!

Auch Kingman ist zwar nicht völlig überzeugt, schenkt den Kindern aber genug Vertrauen, um Sheriff Cagle anzurufen. Der habe die beiden zuvor noch zum Teufel gejagt („Sie kennen diese Teenager doch genau so gut wie ich“), was Kingman auch versteht. Trotzdem solle man in der Höhle mal nachschauen, wenn schon nicht wegen „anomalen Insekten“ (Spinnen sind keine Insekten, zu Superhirn. Und so was ist Lehrer), sondern wegen Jack Flynn, Carols Vater, der ja immer noch verschwunden ist. Der Sheriff lässt sofort einen Suchtrupp zusammenstellen (hübsch, dass Kingman ihn daran erinnern muss, was sein Job ist) und für alle Fälle vorsorgen: „Machen sie sich keine Sorgen: Wir bringen Gewehre mit, für den Fall, dass wir dieser Spinnen begegnen, hahaha!“ Kingman zweifelt an der Wirksamkeit von Projektilwaffen: „Insekten haben ein ziemlich einfaches Nervensystem, Sheriff. Man kann sie völlig durchlöchern, ohne sie zu töten.“ (Erstens: Es geht um Spinnentiere, nicht um Insekten, merk dir das endlich. Zweitens: Auch eine Spinne stirbt, wenn man ihr Löcher auf den Pelz brennt.) Darum soll der Sheriff in Springdale anrufen und eine Ladung DDT ordern.

Kingman, Sheriff Cagle, unsere beiden Teenager und der Suchtrupp empfangen unweit der Höhle zwei Schädlingsbekämpfer aus Springdale, die gleich einen ganzen Tankwagen voll mit Insektizid ankarren. Einer der beiden erklärt, für Spinnen sei eine zwei- bis vierprozentige Lösung üblich. Kingman: „Nehmen sie fünfzig.“ Badabum! Die ganze Blase macht sich flugs auf zur Höhle, die Kammerjäger schleppen einen echt langen Schlauch mit. Die Teenager übernehmen die Führung, während Kingman dem Sheriff Dinge über Spinnen erzählt, die heutzutage jeder Kindergärtner weiss (sie betäuben ihre Opfer, weben sie ein, saugen sie aus, etc.) Der Staatsbeamte hält die Suche für Zeitverschwendung und bezweifelt stark, dass sie hier irgendwelche Riesenspinnen finden werden: „Sie ist wahrscheinlich schon in einen anderen Bezirk gezogen.“ Hahaha. (Soweit nichts Neues. Aber ging es nicht sowieso eher um Mr. Flynn?) Kingman indes glaubt, dass dort durchaus irgendwas rumkrauchen müsse, weil keinerlei Kleinvieh a la Ratten oder Fledermäuse zu finden sei: „Vielleicht wurden sie verjagt.“ Um ihn Lügen zu strafen taucht just in dem Moment eine Gummifledermaus auf und flattert durch die Höhle. Tierfreund Cagle schiesst das arme Vieh mit dem Gewehr ab. „Kein Wildleben, was?“ (Naja, jetzt nicht mehr…)

Mike und Carol sind inzwischen vorausgegangen. Da schreit das Mädel wieder und alarmiert so die anderen: Eine vertrocknete Leiche liegt dort im Staub. Es ist Jack Flynn.

Der Tote wird rausgetragen. Für Hobby-Gerichtsmediziner Kingman steht fest, dass Flynn von einer Spinne ausgesaugt worden ist. Da kommt er bei Sheriff Cagle grad an den Richtigen: „Das ist das Problem mit euch Eierköpfen: Ihr zieht voreilige Schlüsse.“ Er hält die Existenz einer Riesenspinne nach wie vor für Lötsinn, doch da zeigt Mike ihm das Netz und dieser Anblick verursacht beim Gesetzeshüter (eigentlich aus unerfindlichen Gründen) einen sofortigen Meinungsumschwung: „Holt schnell das DDT her!“ Die Kammerjäger bringen den Schlauch und verteilen Gasmasken. Dann begibt man sich zum Netz und sprüht die Höhle mit dem DDT ein.

Der Hausherr zeigt sich nicht besonders erfreut, mit anderen Worten: Die Riesenspinne greift an! (Ich wär auch stinkig, wenn plötzlich irgendwelche Typen in mein Haus einbrechen und Giftgas versprühen würden.) Das Feuer wird eröffnet, das Monster dadurch jedoch nicht wesentlich aufgehalten. Stattdessen erschlägt es Hilfssheriff Sanders. Aber das DDT zeigt schlussendlich doch noch Wirkung, die Vogelspinne gibt den Löffel ab.

Unsere lieben Freunde verlassen die Höhle und trauern um die Toten. Da fällt Carol auf, dass sie im ganzen Durcheinander die Schatulle mit der Handkette verloren hat. Kingman verbietet ihr aber, in der Höhle danach zu suchen: „Sie können da jetzt nicht rein, da ist überall Gas!“ (Naja, Gasmasken wären ja vorhanden…) Mike schlägt vor, die Kette später suchen zu gehen.

Sheriff Cagle hat vor, die Höhle vernageln zu lassen. Kingman aber will, ganz Wissenschaftler, die Riesenspinne untersuchen, herausfinden, was ihr Wachstum verursacht hat und die Ursache beseitigen: „Sonst tauchen noch mehr gigantische Spinnen auf.“ Was kaum im Interesse der Allgemeinheit sein könne: „Können sie sich vorstellen, wie leicht es für die wäre, uns Menschen zu bezwingen?“ Verdammt leicht wäre es für die! „Sie wären unsere Herren und würden sich von uns ernähren.“ (Naja, trifft das nicht auch für alle Politiker zu? Ansonsten: DDT scheint ja im Grunde ein ganz gutes Gegenmittel zu sein.) Der Sheriff lässt sich überreden und überlässt das Vieh dem Lehrer.

Der bringt’s auch tatsächlich fertig, das Tierchen in die Stadt und an die High School in irgendeine Halle zu karren. Der Fotoklub darf Schnappschüsse machen, Kingman unterredet sich mit Kollege Fraser. Er ist froh darüber, dass in so einem verschlafenen Nest wie River Falls keine Reporter rumschnüffeln und stören. Die Fotos sollen auch nicht den Vertretern der Presse sondern Dr. Bergen von der „State University“ zugesendet werden. „Die Universität wird sie [die Spinne, nicht die Fotos] wohl untersuchen und sezieren wollen. Ich bin froh, wenn ich sie los bin.“ Es war übrigens recht aufwändig, das Vieh zu transportieren: „Ein Spediteur aus Riverdale brachte sie her. Es kostete mich ein Vermögen.“ Das Geld will er dafür von der Uni zurückkriegen.

Und was sind seine sonstigen Beweggründe? Irgendwo in dem Vieh müssten die Gene drin sein, die für das Wachstum verantwortlich sind, meint er. „Wir sollten besser herausfinden, was diese Kreatur so gross gemacht hat und wir sollten es schnell herausfinden, sonst stecken wir in Schwierigkeiten.“ (Danke, das hatten wir schon.) Dann geht er zusammen mit seinem Kollegen gaaanz nah an das Vieh heran und wunderst sich noch ein bisschen über die Mutation. Da zuckt eines ihrer Beine und haut Fraser von den Füssen. Kingman beruhigt ihn: „Bloss eine Muskelkontraktion.“ Na dann…

Zuhause bei den Flynns. Carol spielt Trauerkloss und heult sich die Augen aus wegen Vati. Mutti kommt sie trösten. (Die sieht nicht besonders betroffen aus – aber wer weint auch um einen nutzlosen Säufer.) Das Mädel fühlt sich schuldig: „Das alles wäre nie passiert, wenn er nicht dieses Geschenk für mich besorgt hätte. Und ich hab’s verloren!“ Mami: „Denk nicht mehr dran, Schatz. Du musst noch deine Hausaufgaben machen.“ (!!!!!) Bevor sie wieder verschwindet, richtet sie ihrer Tochter noch eine Nachricht von Mike aus: Dieser warte im Kino seines Vaters auf sie. Carol greift zum Telefon.

Das Kino von River Falls. Plakate machen Werbung für THE AMAZING COLOSSAL MAN (Regie: Bert I. Gordon), Mike schraubt irgendwelche Lampen an die Fassade. Da kommt sein Vater raus, Mike werde am Telefon verlangt. Der Junge geht an den Hörapparat. (Drinnen hängen Aushangsfotos für ATTACK OF THE PUPPET PEOPLE aus, ein weiteres Machwerk von Gordon.) Am anderen Ende befindet sich natürlich Carol. Sie bittet ihn darum, zusammen mit ihr in der Höhle nach der Handkette zu suchen. Mike: „Nicht heute Abend. Mein Vater hat grad einen neuen Film reinbekommen und ich habe ihn noch nicht gesehen. Irgendwas über Puppenmenschen, hört sich ziemlich wild an.“ (Du unsensible Torfnase! Das arme Mädel hat erst kürzlich seinen Vater verloren, der Film kann warten.) Schliesslich sagt er aber doch zu und zeigt sich bereit, Joe ein weiteres Mal den Wagen aus der Tasche zu leiern. Carol bittet sich noch aus, dass er sie nicht Zuhause abholt: „Mutter soll nicht wissen, dass ich dorthin gehe.“ Mike: „Okay, ich bin in fünfzehn Minuten an der Ecke unten.“ (Anscheinend gibt es vor Ort nur eine Ecke, an der man sich treffen kann.) Verabschiedet’s sich und ruft noch dem Erzeuger zu: „Bis später, Dad, ich hab jetzt ein Date.“ (Boing!)

Wenig treffen wir Mike und Carol an der High School an, wo sie Joe, den ältesten Teenager der Welt, solange beschwatzen, bis er ihnen sein Auto ausleiht.

Joe hat eh andere Probleme: Er möchte zusammen mit seiner Band proben, aber der Übungsraum ist abgeschlossen, weil sich ja die Riesenspinne darin befindet. Dabei findet der Tanzabend schon am nächsten Tag statt! „Die machen uns fertig, wenn wir nicht ordentlich spielen!“ (wär wohl besser gewesen, mit dem Üben nicht erst am Tag vorher anzufangen.) Also schnell Hausmeister Hugo herbeigerufen (und schön laut brüllen, ja?), auf dass er ihnen öffne. Der gibt sich allerdings etwas zickig, schliesslich hat Kingman extra gesagt, dass da keiner rein dürfe. Sie sollen doch das Auditorium benutzen! Doch da ist die Theatertruppe drin, ausserdem ist die Band sich sicher, dass Kingman mit dem Verbot nur die Spiesser gemeint hat, sie aber wären „die coolsten Zoologen der Stadt.“ Hugo lässt sich überreden.

Aug in Aug mit der Riesenspinne isses unserer Band erst etwas unwohl, aber Proben muss halt sein und wenn doch schon die Instrumente da stehen…Joe: „Gebt alles! Es muss laut genug sein, um Tote aufzuwecken!“ Da platzen die Kids von der Theatertruppe rein. Partytime! Jedermann tanzt sich die Beine krumm (will sagen, hampelt peinlich herum. Man achte vor allem auf Joe. Bruahaha!) Bei dem Krach, den das partywillige Völkchen veranstaltet, können tatsächlich selbst Tote nicht in Frieden ruhen, findet auch die Riesenspinne, erwacht aus ihrem Koma und haut auf den Putz, um die akustische Umweltverschmutzung zu stoppen. Ist auch ziemlich erfolgreich damit, die Kids rennen in Panik vom Hof. Das ruft Hugo auf den Plan, der die Spinne geistesgegenwärtig in der Halle einsperrt und sogleich Kingman telefonisch benachrichtigt. Kaum dass dieser den Hörer abnimmt, bricht die Spinne durch die Wand und greift sich den Hausmeister. Wohl bekomm’s…

Kingman seinerseits ruft den Sheriff an, der grad auf dem Weg zu Sanders Beerdigung ist. Man will sich bei der Schule treffen. Kingman empfiehlt noch seiner Frau, mit dem Baby im Haus zu bleiben, dann macht er sich auf. Mike und Carol sind währenddem unterwegs mit Joes Auto.

Sheriff Cagle und Kingman treffen sich wie abgemacht bei der High School und treffen auf einige Leute, die in Panik durch die Umgebung rennen. Da guckt auch schon die Spinne um die Ecke. Der Sheriff eröffnet das Feuer, was nach wie vor keine Wirkung zeigt, und wird von dem Vieh in die Enge getrieben. Zum Glück ist Kingman zur Stelle und rettet ihn mit dem Auto.

Die Alarmsirenen werden angekurbelt. Die Stadtbevölkerung ist leicht beunruhigt, in der Hektik findet der eine oder andere Verkehrsunfall statt. Als dann auch noch die Spinne auftaucht, kennen die kopflosen Massen kein Halten mehr. Unser Lieblingsarachnid amüsiert sich königlich und mampft unter anderem eine Frau, die mit ihrem Rockzipfel in der Autotüre hängen geblieben ist. (Natürlich offscreen.)

Auf der Wache versucht Sheriff Cagle, Verbindung mit der Hauptstadt aufzunehmen. Dummerweise funktioniert die Leitung (weshalb auch immer) nicht (sagt zumindest die Vermittlung). Hilfssheriff Dave bietet sich an, mit dem Motorrad nach Springdale zu fahren, von dort aus den Gouverneur anzurufen und den die Armee auffahren zu lassen. Da die Spinne draussen vorbeiläuft, nimmt Dave den Hinterausgang.

Die Stadt gleicht einem Schlachtfeld. Es herrscht das Chaos, kaputte Autos und Leichen liegen herum. Mitten auf der Strasse hockt ein kleines Kind und weint herzerschütternd.

Kingman, Simpson und der Sheriff warten ungeduldig auf das Militär. Da fährt ein alter Zausel namens Jake vorbei, der dabei ist, aus der Stadt zu flüchten. Er teilt unseren Helden mit, dass die Spinne in Richtung Maple Street unterwegs ist. Da springt Kingman aber auf und nimmt die Füsse in die Hand. Ratet mal, wer in der Maple Street wohnt…

Im Haus der Kingmans in der Maple Street. Helen füttert das Baby, da guckt die Riesenspinne durchs Fenster rein. Hui, die Frau kriegt vielleicht ’nen Schreck! Sie schnappt sich das Baby und flüchtet, muss aber erkennen, dass es keinen Ausweg gibt, denn die Spinne hat allein das ganze Haus umzingelt. Und dann bricht das Vieh auch noch durchs Fenster und „greift“ nach ihr. Doch glücklicherweise kommt Mr. Kingman rechtzeitig, um die Tarantel mit dem Wagen zu rammen und den Arachnid fort zu locken. Unser Gelehrter führt das Vieh raus aus der Stadt und beweist uns, dass die grössenwahnsinnige Tarantel so blöd wie gross ist, denn er fährt an den Randstreifen, wartet, bis die Spinne vorbei gelaufen ist und fährt dann zurück in die Stadt, ohne dass sie was davon mitkriegt.

Kingman kehrt zurück in sein halbwegs zerstörtes Haus und schliesst Frau und Kind in die Arme, die zwei haben den Angriff zum Glück gut überstanden. Dann ruft er den Sheriff an, kriegt zu hören, dass das Militär sich immer noch nicht gezeigt hat und gibt durch, dass das Riesenvieh in Richtung Süden unterwegs ist.

Mike und Carol lungern übrigens immer noch in den Höhlen rum und sind schon weit in die dunklen Tiefen eingedrungen. Wenigstens finden sie dort endlich die Handkette.

Nacht. Jake, der flüchtige Dorfbewohner von vorhin, entdeckt die Riesenspinne und sieht, wie diese sich in ihre angestammte Höhle zurückzieht. Er wendet auf der Stelle und fährt zurück in die Stadt.

Im Büro des Sheriffs vertreibt man sich die Zeit damit, mit einer normalgrossen Tarantel herumzuspielen. Die Lage ist hoffnungslos: Die Unterstützung ist immer noch nicht da, die Leitung nach Springdale ist weiterhin im Arsch und grad apportiert Kingman eine weitere vertrocknete Leiche: Es ist Hilfsheriff Dave. (Als Deputy hast du in River Falls echt verschissen.) Kein Wunder, dass die Armee noch nicht eingetroffen ist. (Ein zweiter Benachrichtigungs-Versuch wird natürlich nicht gestartet.) Sheriff Cagle will Kingman grad böse anfahren, weil der die Spinne überhaupt in die Stadt gebracht hat, da entert Jake das Büro und erzählt von seiner Beobachtung. Jetzt kann man das Viech also doch noch einsperren, denkt sich Kingman und fragt Sam Haskel, den Strassenmeister: „Haben sie genug Dynamit, um den Höhleneingang zu sprengen?“ Die Antwort: „Ich kann den halben Berg sprengen, wenn sie wollen.“ Dann mal nichts wie los!

Während die anderen sich beeilen, dem Spinnerich Feuer unterm Hintern zu machen, hält Mr. Simpson im Sheriffsbüro die Stellung. Da ruft auch schon wer an, Joe nämlich, und raportiert, dass Mike und Carol noch immer mit seinem Auto unterwegs sind. Das ist besorgniserregend, wegen der Spinne und so. Simpson ist rechtschaffen beunruhigt und ruft Mrs. Flynn an.

Der Einsatztrupp fährt zur Höhle raus, in welcher neben der Spinne immer noch Mike und Carol herumkrauchen, weil sie den Ausgang nicht mehr finden. (Zum Glück gibt es jede Menge Leuchtalgen, so dass sie zumindest nicht im Dunklen hocken müssen. Bin mir jetzt allerdings nicht wirklich sicher, ob Leuchtalgen tatsächlich eine derart erhellende Wirkung haben.) Dafür finden sie eine Sackgasse und eine hübsche Inschrift: „George Weston, verirrt am 9. April 1902.“ Und darunter liegt auch schön die skelettierte Leiche von Georg. Schluck. Carol: „Langsam mache ich mir Sorgen.“ Und sie fühlt sich schon wieder schuldig: „Warum musste ich dich hierher bringen? Es ist alles meine Schuld! Was wird deine Mutter sagen!“ Mike: „Sie würde nichts sagen, sie liegt mit Wehen im Krankenhaus.“ (Wie bitte? Hä? Was?) Wie auch immer. Als ob sie nicht schon tief genug in der Scheisse sitzen würden, kündigt sich auch noch die Riesenspinne mit ihrem typischen Gebrüll an. An manchen Tagen läuft einfach alles schief…

Der Einsatztrupp kommt endlich am Ziel an und beginnt damit, das Dynamit auszuladen. Mr. Simpson und Mrs. Flynn indes sind ebenfalls mit dem Wagen unterwegs. Die Frau macht sich Sorgen um ihre Tochter, denn die teile es ihr normalerweise immer mit, wenn sie später nach Hause kommt. „Aber heute…Ich weiss nicht, sie war einfach nicht sie selbst…(sie hat ja auch bloss ihren Vater verloren)…Sie nimmt diese Kette einfach viel zu wichtig. Oh, ich hoffe, sie und Mike sind nicht zu dieser Höhle gegangen.“

Carol und Mike finden endlich den Weg nach draussen, aber da ist ihnen auch schon die Spinne auf den Fersen und das Mädel bleibt zudem noch im Netz fest stecken. Supi. Zum „Glück“ wird grad in dem Moment der Höhleneingang gesprengt. Die Explosion schüttelt die Höhle durch, Schutt und Geröll regnet von der Decke und begräbt die Spinne unter sich. Allerdings auch die beiden Teenager.

Draussen haben inzwischen Mr. Simpson und Mrs. Flynn den Tatort betreten. Da Joes Wagen unweit der Höhle aufgefunden wird, dämmert unseren Protagonisten, dass Mike und Carol sich in eben dieser befinden müssen. Tja, dumme Sache, das. Wie holt man die beiden jetzt wieder raus? Und das rechtzeitig? Sam Haskel meint nämlich, zur Freischaufelung des Eingangs benötige man Tage, vielleicht sogar Wochen und bis dahin haben entweder die Spinne, Sauerstoffmangel oder Hunger den Kindern bereits den Garaus gemacht. Intelligenzbestie Sheriff Cagle: „Also an die Arbeit! Je eher, desto besser!“ Zum Glück ist Kingman anwesend und hat einen Plan: „Sehen sie den Vorsprung da oben? Wir könnten von da aus nach unten gehen.“ (Wieso das weniger lang dauern soll, als den Eingang freizuschaufeln, weiss ich zwar auch nicht, aber was soll’s.)

Nach wie vor ein Problem ist aber die Spinne. Wie will man mit der umgehen, wenn man beim Rettungsversuch auf sie trifft? Wiederum hat Kingman einen Geistesblitz, fasst die Starkstromleitung ins Auge und will daran ein Kabel anschliessen. Der Sheriff ist etwas schwer von Begriff: „Wozu?“ Kingman: „Lasst uns sehen, ob wir das Biest elektrifizieren können.“

Die Männer klettern also auf den „Vorsprung“ und graben sich in den Felsen hinein, während Mr. Simpson dazu verdonnert wird, ein 400 Meter langes isoliertes Kupferkabel aus der Bahnmeisterei zu holen.

Nun, wie sieht es in der Höhle aus? Die Teenager haben die Explosion überlebt und graben sich aus den Trümmern. Die Spinne liegt ebenfalls unter dem Geröll, nur wenige Meter entfernt.

Während die Männer draussen sich zu einer Granitschicht durchgraben und Haskel Dynamit im Loch versenkt, um diese zu sprengen, entdecken die beiden Teenager den zugeschütteten Höhleneingang. Da hören sie die Explosion. Mike kombiniert richtig, dass man versucht, sie beide herauszuholen und ruft zusammen mit seiner Freundin um Hilfe. Die Spinne indes beginnt unter dem Geröll zu zucken. Uh oh!

Draussen hört man die Rufe der beiden Teenager und kräht zurück, drinnen greift die Spinne an, die Kids flüchten. Endlich kommt auch der Starkstromtechniker, unsere Helden setzen ihm den Plan auseinander: Man will zwei Elektroden an die Starkstromleitung anschliessen, in die Höhle schaffen, die Spinne dazwischen bringen und einen „Lichbogen“ erzeugen, der wie ein Blitz in das Vieh fährt und es knusprig röstet. Da bringt auch grad Simpson die benötigten Kabel vorbei.

In der Höhle veranstalten die Kids und die Spinne immer noch lustiges Fangenspielen. Mike und Carol stossen auf einen unüberwindlichen Abgrund. In der Hoffnung, dass die Spinne sie dort nicht erreichen kann, klettern sie auf einen Vorsprung hinaus.

Unser Einsatztrupp draussen hat endlich ein Loch in die Decke der Höhle gegraben. Man klettert runter, Kingman und der Sheriff voraus, grad rechtzeitig, um Mike und Carol zu Hilfe zu kommen. Die Spinne klettert über eine Postkarte der Höhle, äh, ich meine, über die Wände der Höhle und befindet sich jetzt genau zwischen den beiden Teenagern auf dem Vorsprung und dem Duo Kingman/Sheriff. Klar, was jetzt passiert: Kingman wirft Mike die eine Elektrode mitsamt Gummihandschuh zu, so dass das Urvieh nun zwischen seiner und Mikes Elektrode hängt. Der Strom wird eingeschaltet, die Riesenspinne geblitzt und geröstet. Sie fällt mausetot runter in den Abgrund und wird von den Stalagmiten aufgespiesst.

Familienzusammenführung. Mrs. Flynn schliesst ihre Carol, Mr. Simpson seinen Sohn Mike in die Arme. Man klettert aus der Höhle. Sheriff Cagle: „Wurde etwas zurückgelassen?“ Kingman: „Nichts ausser einen toten Spinne.“ „Dieses Mal bleibt sie tot. Tot und begraben.“ „Zumindest so lange, bis ein Eierkopf sie wieder ausgräbt.“ Der Sheriff wirft eine Stange Dynamit in das Loch, BUMM!, die Höhle ist zu und wir können alle nach Hause gehen.

Eins vorweg: EARTH VS. THE SPIDER ist einer von Bert I. Gordons kompetenteren Filmen, zumindest, wenn man ihn mit engagierten, aber grützigen Machwerken wie THE BEGINNING OF THE END oder FOOD OF THE GODS vergleicht. Dennoch gibt es selbstredend immer noch genügend Schwachmattigkeiten, über die man sich beömmeln kann.

Das Drehbuch von Laszlo Gorog (THE MOLE PEOPLE) und George Worthing Yates (der an THEM! aka FORMICULA beteiligt war und Drehbücher für mehrere Gordon-Filme schrob) läuft schön nach Schema F ab und ist denselben Mustern und Klischees verpflichtet wie hunderte vergleichbare Monsterfilme aus der Zeit. Ein Bruch der Konventionen ist hier allerdings, dass bis auf den Sheriff alle Erwachsenen den Teenagern mehr oder weniger Glauben schenken und das Militär weit und breit nirgends auftaucht.

Die Story bleibt also hübsch simpel. Nicht, dass sie nicht dennoch einige Schwächen aufweisen würde. Besonders auffallend ist mal, dass nie geklärt wird, was zur Hölle denn nun eigentlich das Wachstum der Spinne verursacht hat, sei es Radioaktivität, Superdünger mit Nebenwirkungen, Hormone im Schweinefleisch oder was auch immer. Und dabei schwafelt Kingman doch ständig darüber, wie wichtig es sei, den Grund herauszufinden. (Man könnte eigentlich meinen, der Film wolle da auf irgendwas hinaus.) Wir wissen ja, die Monster in anderen Tierhorrorfilmen entstehen entweder dank Umweltverschmutzung oder weil ein paar Wissenschaftler in Gottes Domäne rumsauen müssen. Hier entfällt dieses fortschrittkritische Moment.

Sonstige Schnitzer: Wieso genau die Telefonleitung ausfällt, erzählt uns kein Mensch, scheint reiner Zufall zu sein, dass dies grad während der Spinneninvasion geschieht. (Überhaupt: Wieso kann man die Vermittlung erreichen, sonst aber nicht einmal das Nachbardorf?) Wann es denn nun Dave, den Hilfssheriff mit dem Motorrad, erwischt, wird nicht so ganz klar (während er losfuhr, war die Spinne ja eigentlich damit beschäftigt, in Richtung Maple Street Amok zu laufen), ebenso unklar ist, wo und wann Kingman auf dessen Leiche stösst. Und das Dynamit wechselt munter seine Eigenschaft, dh. Man kann damit entweder etwas zuschütten oder freisprengen, wie’s grad nötig ist (okay, vielleicht hat das auch was mit Dosierung oder so zu tun, was weiss denn ich). Ausserdem scheint den Leuten (besonders Mrs. Flynn und Mike) irgendwie zu entgehen, dass Carol grad ihren Vater verloren hat und zurecht trauert. Dass die Spinne durch Rock’n’Roll-Musik wieder zum Leben erweckt wird, ist allerdings ein wirklich kurioser und origineller Einfall, den ich bewundere. (Ich nehm mal an, dass der nicht so ganz ernst gemeint war.)

Die Regie ist überraschend fachkundig, braucht sich zumindest nicht zu verstecken vor ähnlichen Filmen. Klar, Inspiration ist was anderes und das Tempo lässt öfters mal zu wünschen übrig, aber das muss man Filmen dieses Alters nachsehen. Dafür gibt es zwei Szenen – Mr. Flynns Tod ganz am Anfang sowie die Leichen und das schreiende Kind auf der Strasse – die recht drastisch wirken; erstere ist sogar ziemlich blutig (wohlgemerkt: Dafür, dass wir es hier mit einem Sci-Fi-Film der 50er zu tun haben. Die deutsche FSK16-Freigabe ist ein absoluter Witz). Die beiden ausgesaugten Leichen sind auch ganz hübsch (wenn auch etwas offensichtlich als Gummikameraden zu erkennen).

Der wichtigste Spezialeffekt ist und bleibt aber natürlich die Riesenspinne. Und ich muss sagen: Dafür, dass Gordon für diese zuständig war (unter Mithilfe seines Ehebesens Flora), sind sie überraschend gut gelungen. Man setzt Splitscreen, Rückprojektionen, Miniaturmodelle und riesige Nachbauten von arachniden Körperteilen (die allerdings nicht wirklich so aussehen wie die der tatsächlichen Spinne) ein. Natürlich ist das jeweils ziemlich durchschaubar (manchmal gar durchsichtig), aber zufrieden stellend; am schwächsten sind die Szenen, in der die „Modelle“ ersichtlich Fotos sind, an denen die Spinne entlang hangelt. (Hat mich an THE BEGINNING OF THE END erinnert.) Eins muss man Gordon auf jeden Fall lassen: Er gönnt dem Monster jede Menge Screentime; das macht Freude! Freude machen auch die Geräusche, die es produziert. Nun gut, wir wissen natürlich alle, dass Spinnen keine Laute ausstossen können, dafür fehlen ihnen einfach die anatomischen Voraussetzungen. Geschenkt. Die Spinne hier jedenfalls kommuniziert mit der Stimme eines Mannes, der kreischt und röchelt was die Stimmbänder hergeben. Äusserst faszinierend. Besonders blutig sind die Spinnenkills übrigens nicht, meist nach dem System „POV-shot auf das schreiende Opfer und dann abblenden“.

Die Musik von Albert Glasser (der einige Gordon- und Corman-Filme vertonte) ist ganz hübsch, das Theremin ist ordentlich im Einsatz und verbreitet 50er-Jahre-Sci-Fi-Atmosphäre. Einige Stücke aus dem Score hier wurden übrigens für die amerikanische Version von VARAN – THE UNBELIEVABLE wiederverwertet.

Zu den Schauspielern: Von der darstellerischen Leistung her fällt keiner allzu sehr auf, weder negativ noch positiv (B-Film-Durchschnitt halt). Ed Kemmer (Mr. Kingman) bekannt geworden mit der Hauptrolle in der Weltraumserie SPACE PATROL, war unter anderem zu sehen in mehreren Sci-Fi-, Western- und Agenten-Filmen, öfters auch mal in der leading role, vor allem aber in so mancher TV-Serie (z.B. in der legendären TWILIGHT ZONE-Folge NIGHTMARE AT 20´000 FEET mit William Shatner). Er hat durchaus das nötige Helden-Charisma, um die Rolle hier auszufüllen. Kemmer starb 2004 an einem Schlaganfall.

Als Mike Simpson und Carol Flynn sehen wir hier Eugene Persson, bzw. June Kenney. Während Persson vor allem in den 50ern in einigen MA AND PA KETTLE-Filmen aufgetreten ist und seine Karriere Anfang der 60er beendete, hat Kenney schon mal für Gordon gearbeitet in ATTACK OF THE PUPPET PEOPLE, ist aber auch eine Corman-Veteranin (war in TEENAGE DOLL, SORORITY GIRL oder dem Fantasy-Abenteuer THE SAGA OF THE VIKING WOMEN AND THEIR VOYAGE TO THE WATERS OF THE GREAT SEA SERPENTS – für den Titel gehört Corman erschossen), hat aber seit den 60ern auch nichts mehr gemacht.

Sheriff Cagle wird dargestellt von Gene Roth (tot seit 1976), der bereits Anfang der 20er zu Stummfilmzeiten als Schauspieler beschäftigt war. Der gibt den obligatorischen kritischen aber etwas unfähigen Staatsbeamten (aber seien wir ehrlich, wer würde den Sheriffposten in so einem Kaff wie River Falls schon mit einem Top-Bullen besetzen). Andere Schaupieler wie Hal Torey (Mr. Simpson), June Jocelyn (Mrs. Flynn) oder Sally Fraser (Helen Kingman) sind übrigens auch in anderen Gordon-Filmen aufgetaucht. Das gilt ebenso für Troy Patterson, der den Teenager Joe spielt, obwohl er bei den Dreharbeiten ganze 35 Jahre alt war (und zusätzlich noch zehn Jahre älter aussieht – ich krieg mich nicht mehr ein).

Angeguckt hab ich mir den Film auf der englischen DVD von Direct Video aus der „Arkoff Film Library“, die auch in Deutschland vertrieben wird. Die enthält deutsche und holländische Untertitel neben dem gut verständlichen, wenn auch ein bisschen verrauschtem Originalton. Das Bild (Vollbild) geht in Ordnung, bloss ein bisschen verschmutzt und verrauscht ist es halt. Im Bonusteil findet man Trailer zu THE DAY THE WORLD ENDED (wow, schaut euch dieses lächerliche Monster an!), Gordons WAR OF THE COLOSSAL BEAST, THE BRAIN EATERS, HOW TO MAKE A MONSTER, eben THE SPIDER aka EARTH VS. THE SPIDER, THE SHE-CREATURE, VOODOO WOMAN, BLOOD OF DRACULA und REFORM SCHOOL GIRL. Ausserdem gibt’s ein Radio-Interview mit Samuel Z. Arkoff, unterlegt mit einigen Fotos. Zu guter Letzt ist der DVD ein Set mit Postkarten beigelegt, die Plakate zu Filmen aus der Arkoff-Reihe zum Sujet haben. (Die Extras sollen übrigens auf allen DVDs der „Arkoff Film Library“ die gleichen sein.)

Schöne Worte zum Abschluss: EARTH VS. THE SPIDER kann natürlich nicht im Traum mithalten mit Vorbildern wie TARANTULA oder FORMICULA, dennoch macht er eine Menge Spass. Er ist kein spannungsgeladener Überthriller, geht aber doch ganz flott von statten, ist ziemlich lustig, die Effekte sind gar nicht mal sooo übel (zumindest nicht immer) und hübsch zahlreich. Der Film ist keine Trashkanone wie andere Gordon-Filme, aber wer auf alte Tierhorror-Filme steht, muss hier auf jeden Fall zugreifen. Ich mag den Film jedenfalls…

(c) 2007 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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