- Deutscher Titel: Die Orgien der Cleopatra
- Original-Titel: Sogni erotici di Cleopatra
- Alternative Titel: Erotic Dreams of Cleopatra |
- Regie: Rino Di Silvestro (als Cesar Todd)
- Land: Italien
- Jahr: 1985
- Darsteller:
Marcella Petrelli (Cleopatra), Rita Silva (Kelmis), Jacques Stany (Julius Caesar), Andrea Coppola (Spurina), Maurizio Faraoni, Paul Branco, Franca Torlone, Jac Perac, Filippo Perrone, Annie Trevilly, Monica Cipriari, Flo Astair
Vorwort
45 v. Chr. in Rom – die leidenschaftliche Liebe von Caesar und Cleopatra ist ein wenig abgekühlt. Die politischen Ambitionen des Diktators und die mittlerweile gegen die ägyptische Königin gekippte Volksstimmung haben dazu führt, dass Cleopatra recht abgeschieden in ihrem Palast „auf der anderen Seite des Tibers“ lebt und sich mehr oder weniger zu Tode langweilt. Zudem plagen sie seit neuestem dunkle Vorahnungen von Caesars Ermordung, aber weder der mitgebrachte Isis-Priester noch die Göttin selbst glänzen mit brauchbaren Ratschlägen.
Dabei sollte Cleo vielleicht erst mal ihren eigenen Haushalt in Ordnung bringen, denn der allein ist schon ein Intrigantenstadel. Insbesondere ihre oberste Dienerin Kelmis ist nicht nur ein heißer, sondern auch ein linker Feger und Spionin in Diensten des Senators Delobella. Delobella glaubt, einen direkten Draht zu Caesar zu haben, und vermittelt ihm die via Kelmis zugetragenen finsteren Omen für die Iden des März. Caesar ist aber gerade auf dem Gipfel des „mir-kann-keiner-was“-Selbstvertrauens angekommen und hat für derlei Geschwätz keine Ohren.
Während sich Cleo aus Verzweiflung mit dem Heiler Spurina einlässt, setzt Delobella Kelmis auf den fiesen Brutus an, um herauszufinden, wer noch an der Verschwörung gegen Caesar beteiligt ist. Caesar selbst schickt Mark Anton zu Cleo, um sie zu beruhigen, findet aber tatsächlich noch Zeit für ein Schäferstündchen mit Cleo und seinem Lieblingshengst. Kelmis ermittelt, dass Konsul Cassius in der Verschwörung hängt, was Delobella veranlasst, die Seiten zu wechseln. Fies, wie er ist, verpetzt er Kelmis bei Cleopatra und sorgt unbeabsichtigt dafür, dass Cleo ihre Dienerin zur Strafe umbringt. Aber die Ereignisse sind eh nicht mehr aufzuhalten…
Inhalt
Wenn man italienischer Filmemacher ist, auf den Gedanken kommt, dass man mit einem billigen Sexfilm schnell ein paar Lire verdienen könnte, und noch dazu auf einem Fundus von Kostümen und Kulissen für Sandalenfilme sitzt, zählt man schnell 2+2 zusammen. Das alte Rom ist eh berüchtigt für seine Freizügigkeit und Cleopatra eine Ikone der Weltgeschichte, da ergibt sich doch alles von selbst.
Und so machte sich Rino di Silvestro ans Werk, ein Regisseur, der aus der Avantgarde-Theater-Ecke kam und keine besonders umfangreiche, aber dafür eine ziemlich exploitation-lastige Filmographie bewerkstelligte – seine Vita umfasst großartige Werke wie „Mädchen im Knast“, „La Lupa Mannera“ oder den sicherlich hochkünstlerischen Gassenhauer „Le deportate della sezione speciale SS“.
Seinem letzten Film, eben „Die Orgien der Cleopatra“, verdanke ich die Erkenntnis, dass sämtliche politischen Entscheidungen im alten Rom beim Ficken getroffen wurden. Dito vermutlich auch alle anderen Entscheidungen, denn von den 76 Minuten Laufzeit der mir vorliegenden (offensichtlich gekürzten) Fassung verbringen die Charaktere vielleicht zehn-zwölf Minuten damit sich zu unterhalten, ohne sich dabei in diverse Körperöffnungen zu penetrieren oder sich gegenseitig an den Nippeln herumzuspielen (oder, wie Masochist Dalobella es zu tun pflegt, sich auspeitschen zu lassen und nachher seiner Gespielin zu befehlen, sich eine härtere Peitsche zu besorgen).
Wir erkennen – kein Film für Feingeister. Aber doch zumindest einer für historisch interessierte Freunde des (soften) Rammelfilms, denn die Fülle der historisch belegten Charaktere, die ohne große Vorstellung in die Handlung (bzw. in die Arme, Beine oder Vaginas der gut aussehenden Grazien) geworfen werden, macht es nicht ganz einfach, der, hämhäm, Handlung zu folgen, bringt man nicht zumindest Grundkenntnisse über die politischen Verhältnisse in Caesars letzten Tagen mit. Aber natürlich will ja niemand der, hüstel, Story folgen, sondern das Geknatter sehen.
In der Hinsicht kommt man voll auf seine Kosten, auch wenn’s, wie gesagt, soft bleibt (bei solchen Schinken weiß man nie genau, ob’s mal Hardcore-Inserts gegeben hat, aber zumindest die IMDb weiß davon nichts). Die kontroverseste Szene des Films – Cleo befriedigt einen Hengst mit der Hand, während Caesar sie von hinten nimmt – ist jedenfalls enthalten, wobei die ganz heiklen Geschichten (also „Hand von Frau“ an „Schwanz von Pferd“) als Schattenspiel gezeigt werden.
Ansonsten hat der Genrefreund wenig Grund zur Klage – die Damen sind attraktiv und zeigefreudig, die Sexszenen – für Italiener fast untypisch – durchaus mit einem gewissen Gefühl für Ästhetik inszeniert. Da und dort darf auch mal ein wenig Humor durchschimmern (wenn Kelmis Brutus flachlegt, kommt der stockbesoffen schon nach fünf Sekunden zum Abschluss, was Kelmis mit einem geheuchelten „Du bist der erste Mann, der gekommen ist, bevor er ging“ kommentiert – was daran liegt, dass ihrem üblichen Besteiger Delobella immer, bevor’s zum Höhepunkt kommt, was einfällt, das er dringend erledigen muss).
Die ganze Operation ist trotz der vermutlich vielfach bereits benutzten Kulissen und Kostüme äußerst billig und von den production values nur knapp über einer reinrassigen Pornoproduktion und erlaubt sich dann auch noch die Frechheit, Caesars Ermordung komplett off-screen stattfinden zu lassen. Hätte wohl Geld gekostet…
Darstellerisch bekleckert sich niemand großartig mit Ruhm. Marcella Petrelli ist eine passable Softsex-Cleo (auch wenn ihre Nase nicht ausnehmend hübsch ist). Der Genrefreund hat sie vielleicht in „Das Gasthaus zur Wollust“ oder „Natalie – Schulmädchen reif für die Liebe“ erspäht. Rita Silva, die intrigante Kelmis, war immerhin in kleiner Rolle in „New York Ripper“ und einem etwas wichtigeren Part in „Gunan – König der Barbaren“ zu sehen. Also fast schon sowas wie ein Star…
„Spurina“ Andrea Coppola hielt seine Visage sowohl in klassische Klopper wie „Metropolis 2000“, „Riffs II“ und „Paco – Kampfmaschine des Todes“, war aber auch in „Momo“ und „Die Passion Christi“ zu sehen (ich wusste, dass ich noch einen passenden Karfreitagsfilm erwischen würde). Jacques Stany hat für’s vierte Billing mit zwei Szenen nicht grad viel zu tun, aber man gibt dem Caesar, was des Caesars ist. Er ist nicht gerade ein überzeugender Imperator, aber das kann man von jemandem, der kleine Parts in den beiden „Laura“-Frauenknastfilmen mit der Gemse noch als Highlights seiner Karriere bezeichnen kann, wohl auch nicht erwarten. Obwohl er einstmals auch bei Argento zu sehen war, in „Die neunschwänzige Katze“.
Insgesamt ist die Nummer ganz unterhaltsam – ab und zu entlocken einem die Dialoge ein Grinsen, die Mädels sind sehr nett anzuschauen und das ständige Intrigieren während des Poppens lässt einen die Antike mal wieder in anderem Licht sehen. Kein Genrehighlight, aber recht lustig…
(c) 2017 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 14.04.2017