Die Nacht der unheimlichen Bestien

 
  • Deutscher Titel: Die Nacht der unheimlichen Bestien
  • Original-Titel: The Killer Shrews
  • Alternative Titel: Attack of the Killer Shrews |
  • Regie: Ray Kellogg
  • Land: USA
  • Jahr: 1959
  • Darsteller:

    Thorne Sherman (James Best)
    Ann Craigis (Ingrid Goude)
    Jerry Farrell (Ken Curtis)
    Dr. Radford Baines (Gordon McLendon)
    Dr. Marlowe Craigis (Baruch Lumet)
    „Rook“ Griswold (Judge Henry Dupree)
    Mario (Alfredo DeSoto)


Vorwort

Es gibt wohl kaum eine Tierart, die während der letzten fünfzig Jahre nicht mal ins Gigantische aufgeblasen und dann als Bedrohung in einem unterbelichteten Horrorschotterfilm herhalten musste. Wir hatten Grashüpfer (THE BEGINNING OF THE END), Ameisen (THEM!), natürlich die obligatorischen Spinnen (TARANTULA, THE GIANT SPIDER INVASION, EARTH VS. THE GIANT SPIDER), Hasen (!) (NIGHT OF THE LEPUS), Ratten (FOOD OF THE GODS), Fledermäuse (THE DEVIL BAT), Schlangen (KING COBRA, ANACONDA), Tintenfische und andere Oktopoden (OCTOPUS, DER POLYP), Würmer (TREMORS), manchmal sogar Menschen (THE COLOSSAL MAN), ich warte eigentlich nur auf den Film um riesige Killer-Kühe…

Als Muster kann man festhalten, dass besonders die lieben possierlichen Achtbeiner (igittigitt) und die ebenso lieben Ratten zahlenmässig recht stark in der Monsterfraktion vertreten sind, was natürlich daran liegt, dass diese Mitglieder des Tierreiches schon in ihren Normalausgaben für weite Teile der Menschheit ekelerregend genug sind (und es gibt ja auch genug Horrorfilme über diese Tierchen in Normalgrösse… KINGDOM OF THE SPIDERS, ARACHNOPHOBIA, WILLARD, BEN etc. etc.).

Gut, die ganze Einleitung hat wenig Sinn (wie so oft), da es in THE KILLER SHREWS, einem weiteren Machwerk von Roy Kellogg, dem Schöpfer des unvergesslichen Giant_Gila_Monster, weder um Spinnen noch um Ratten geht. Nun soll mich aber der Deibel sofort und ohne Umschweife holen, wenn ich weiss, was zum Geier ein „Shrew“ ist. Es ist ein Nagetier, das ist mir klar, und es hat einen Schwanz ähnlich einer Ratte, also öffne ich mirnix-dirnix die Schublade „Rattenfilm“ und schmeiss den Streifen rein. Obwohl, wenn man sich an das arme Gila-Monster erinnert, vielleicht anstelle einer Schublade doch gleich die Mülltonne angebracht wäre (würde auch wieder zu „Ratten“ passen)… aber don´t judge a book by its cover and a movie by its director. Uns graut ja vor wenig.


Inhalt

Nach etwas bedeutungslosem Blahblah eines Erzählers, der uns gottseidank nicht weiter belästigen wird und den Credits finden wir uns auf einem (meiner Ansicht nach eher bedingt ozeantauglichen) Kajütkreuzer und seiner Besatzung, Kapitän Thorne Sherman und seinem Faktotum „Rook“ Griswold, wieder. Rook ist ein Afro-Amerikaner und daher kann ich ihm hier nur zurufen: „Was immer Euch auf Eurer Reise an tödlichen Gefahren erwartet – you´ll get it first.“ Zumal Rook auch ansatzweise den Comic Relief spielen darf, Todesurteil Numero 2, if I´m any judge. Ein Hurrikan zieht auf (Sherman: „Ich höre das!“), was ein wenig verwundern mag, ist das Meer doch platter als ein leergefressener Pizzateller, aber glauben wir einfach unserem erfahrenen Seebären. Das namenlose Boot ist unterwegs zur Insel von Dr. Craigis (uh-oh, mad-scientist-Alarm) und die Insel ist auch rasch erreicht (die Insel ist entweder VERDAMMT GROSS, erstreckt sich über etliche Meilen und hat mindestens 2000er-Berge oder wir haben es einfach mit Schlampigkeit zu tun und das nur wenige Meilen entfernte Festland wurde nicht aus dem Bild retuschiert). Sherman und Rook gehen an Land, wundern sich über die Schleifspuren („someone´s gotten rid of something“) und encountern dann das Empfangskommitee. Dr. Marlowe Craigis, seine Tochter Ann (Modell blonde bombshell) und Jerry Farrell (der ein Gewehr mit sich rumträgt). Craigis möchte schnellstens die Fracht abgeladen und Sherman wieder auf hoher See sehen, mit Ann als Passagier. Sherman verblüfft die Insulaner mit der nicht unbedingt in sehr freundlicher Weise getroffenen Feststellung, dass er gar nicht daran denkt, noch heute wieder in See zu stechen, geschweige denn abzuladen. Er verweist auf den hohen Seegang (der weit unter dem liegt, was ich in meiner Badewanne zustande bekomme), was wohl allgemeine Akzeptanz findet, denn schon befindet sich Sherman mit dem Rest der Gesellschaft auf dem Weg zu deren Behausung, Rook will aber lieber auf dem Schiff bleiben (DOOOOOOOM). Jerry warnt noch schnell vor gefährlichen Tieren, und dann ist man auch schon da. Das Haus ist von einem hohen Zaun umgeben und macht einen recht verrammelten Eindruck. Dr. Craigis informiert Sherman noch kurz darüber, dass die Insel seit einer Woche keinen Funkkontakt mehr zur Aussenwelt hat und daher vom heraufziehenden Sturm nichts bekannt ist. Dann lädt Craigis zu Cocktails ein, eine Runde Martinis soll Mario, der Handyman des Doktors, seines Zeichens ein Südländer (Italiener? – egal, auf jeden Fall – designated victim), mixen. Die nette Cocktailrunde eröffnet Craigis noch die Möglichkeit, von der „Selbstversorgung“ der Inselbewohner (eigene Kühe, eigene Hühner) zu berichten (und was von denen liefert die Martinis?), bevor Craigis´ zweiter Assistent (neben Jerry), ein gewisser Dr. Baines, auftaucht und Craigis mit diversem Technobabble überfällt.

Natürlich hauptsächlich deswegen, um Sherman (und dem geneigten Publikum) endlich etwas Exposition zu liefern. You see, die Forscher forschen auf dem Gebiet der Biologie, genauer gesagt auf der Erbgenetik. Denn Craigis ist sich sicher, die Welt wird sich früher oder später dem Problem der Überbevölkerung stellen müssen und Craigis´ Rezept ist denkbar schlicht: je kleiner die Lebensform, desto weniger Ressourcen benötigt sie. Craigis will letztendlich die Menschen auf die halbe Grösse schrumpfen lassen, bei gleichbleibender Lebenserwartung, damit die Erdressourcen doppelt so lange reichen (genius!).

Sherman warnt erneut vor dem eintreffenden Hurrikan und empfiehlt, wegen der erwarteten heftigen Winde die Fenster zu öffnen. Craigis ist eifrig bemüht, das zu checken und will ihn danach umgehend aus dem Haus befördern. Die nervöse Ann allerdings hat Sherman schon zum Dinner eingeladen. Auch recht, gibt das doch Craigis und Baines die Chance, ihre Studienobjekte vorzuführen, besagte Shrews. Genauer gesagt, eine 28 Monate alte Mini-Ausgabe einer solchen (Shrews sind offensichtlich rattenähnliche Viecher, die allerdings wie Maulwürfe graben, laut Craigis, bin kein Zoologe, kann´s also nicht beurteilen) und das entspricht einem Menschenalter von 140 Jahren. Das Exemplar ist das einzig überlebende einer gewissen Testserie. Ein zufallender Fensterladen versetzt Ann in Panik.

Dann können Craigis und Baines Sherman noch mit diversen Horrorstories über Shrews beglücken. Shrews brauchen täglich das Dreifache ihres Körpergewichts an Nahrung, werden im Bedarfsfall zu Kannibalen, gehen auf alles los, was sich bewegt und vertilgen sogar Knochen. Possierliche Tierche, zweifellos.

Ann unterbricht die Schauerstunde von „Ein Platz für Tiere“, Sherman soll sich für´s Dinner „frischmachen“. Während Ann und ihr Paps finstere Blicke austauschen, fragt Mario sicherheitshalber bei Sherman nach, ob er denn wirklich am nächsten Morgen auslaufen wird. Kommt auf´s Wetter an, gibt sich Sherman unverbindlich.

Rook besiegelt derweil sein Todesurteil, indem er nach Einbruch der Dunkelheit an Land rudert, um das Boot per Tau an einem nahegelegenen Baumstumpf zusätzlich zu befesetigen.
Jerry stellt Ann zur Rede, denn seines Erachtens nach versteht sie sich zu gut mit Sherman. Ann revanchiert sich mit finsteren Anschuldigungen. „Wenn du nicht besoffen die Käfigtüren offengelassen hättest, wären wir nicht in dieser Situation.“ „Kann doch jedem mal passieren,“ ist die eher lasche Erklärung Jerrys, aber man einigt sich immerhin darauf, niemandem zu verraten, wem das Malheur unterlaufen ist. Jerry geht, Sherman kommt. Man smalltalked und Ann rückt damit raus, dass sie eigentlich nicht ohne ihren Daddy abreisen will, schliesslich sei Jerry an allem schuld (woran auch immer). Rein zufällig schneit Jerry, der gelauscht hat, wieder rein, bevor Ann weitere Plot Points ausplaudern kann. Sherman verlässt den Raum und Jerry beschwert sich, dass er sich eine Verlobung irgendwie anders vorgestellt habe. Ann stimmt dem zu.

Rook wird derweilen nun endlich von den titelgebenden Killer Shrews angegriffen, ohne dass wir zunächst einen klaren Blick davon erhalten. Rook flüchtet in Panik auf einen Baum und schreit vergeblich um Hilfe, während wir erstmals die Shrew-Monster begutachten dürfen. In Ermangelung leibhaftiger Shrews von grösserem Ausmass behalf man sich mit Hunden, denen man irgendwelche Teppichfetzen mit angeklebtem Rattenschwanz ans Fell getackert hat und die nun den von Rook besetzten Baum belagern.

Jerry arbeitet weiter daran, den Posten des offiziellen Arschlochs im Film zu übernehmen. „Letzte Nacht hast du mich über den Haufen gerannt, nur um hinter den Zaun zu kommen,“ mosert Ann und outet Jerry als Feigling. Jerry hingegen gibt den hingebungsvollen Forscher. „Ich werde dieses Experiment beenden und mir diese Chance von niemandem wegnehmen lassen“ (drohender Unterton on).

Rook ereilt dieweil sein Schicksal. Da Rook (als token black guy und teilweise comic-relief in einem 50er Jahre-Schinken) doof genug war, als schlapper 100-Kilo-Brocken einen ungefähr fünf Jahre alten und dementsprechend stabilen Baum zu besteigen, gibt selbiger nach und wirft seinen Besteiger den Hunden, äh, Shrews, zum Frass vor. Abgang Rook.

Blitz und Donner, der Hurrikan scheint da zu sein. Shrews belagern den Zaun. Sherman möchte Feierabend machen und auf sein Boot zurückkehren, aber Ann hindert ihn vehement und schlussendlich mit vorgehaltener Knarre. „Niemand verlässt nach Einbruck der Dunkelheit das Haus“. Sherman (wie auch vermutlich dem Zuschauer) wird´s nu zu bunt und er verlangt Erklärungen und Ann ist nun auch bereit, selbige zu liefern (warum nicht gleich so? IITS).

„Glauben Sie an Märchen?“ fragt sie Sherman (ich bin nicht sicher, dass das die ideale Einleitung für solche Fälle ist). Auf jeden Fall, in Kurzform: auf der Insel hüpfen 200 bis 300 Shrews von der satten Grösse von 50 bis 100 Pfund herum und sie sind am Verhungern und dementsprechend aggressiv. Craigis stösst dazu und ist nicht übermässig sauer, dass Ann das „Geheimnis“ ausgeplaudert hat, sondern gibt bereitwillig Auskunft, dass die Bestien Mutanten aus einem fehlgeschlagenen Experiment sind, die irgendwie entkommen konnten. Die Gesellen sind nachtaktiv und da es auf der Insel mittlerweile kein Futter mehr gibt, suchen sie sich andere Nahrungsquellen. Der grandiose Plan des Forschers ist, einfach abzuwarten, bis die Shrews sich gegenseitig gefressen haben. Im dramaturgisch passenden Moment fällt das Licht aus, der Generator ist natürlich ausserhalb des Schutzzauns (warum sollte man derart vitale Einrichtungen auch innerhalb des Zauns haben?), also kann keiner raus, um zu richten.

Jerry und Baines haben einen Smalltalk, mehr oder weniger schüttet Jerry seine tiefe Missachtung für Jerry beim nicht wirklich interessierten Egghead aus. Sherman hat indes messerscharf geschlossen, dass die Dinnereinladung mehr oder weniger nur dazu da war, um ihn im Haus zu behalten. „Ich wollte, dass sie hier sind,“ seufzt Ann (oh, Romantik).

Die Shrews haben sich währenddessen in die Stallungen durchgegraben und attackieren das dort geparkte Pferd.

Ann ist offenbar ein wenig verstört, dass Sherman ihren romantischen Anwandlungen gegenüber eher unbeeindruckt bleibt. „Warum sind Sie so desinteressiert?“ „Ich interessiere mich nur für mich,“ mimt Sherman den Charmeur des Jahres.

Das Pferd wird offscreen von Shrews gefressen, aber immerhin schreckt sein Wiehern die Menschen auf. Sherman will nachkucken gehen, wird aber von Jerry umgehauen. Sherman begehrt zu wissen, warum Craigis nicht einfach die Küstenwache gerufen hat, damit diese das Ungetier ausrottet, aber Craigis hat die passende Antwort. Es handelt sich um ein privat finanziertes Unternehmen, daher habe das Militär oder die Regierung sich nicht einzumischen (sure, sehr beruhigender Gedanke, wenn dir eine Killer-Shrew gerade den Kopf abreisst) und abgesehen davon sei die Welt nicht in Gefahr, da die Shrews nicht schwimmen können. Tröstlich, tröstlich. Sherman stellt fest, dass es im Haus nicht wirklich sicher sei, da die Lehmwände für die Shrews wohl kein ernstzunehmendes Hindernis seien (hm, das ist natürlich den Forschern, die sich seit Monaten mit den Viechern beschäftigen und sich durchaus darüber im klaren sind, dass ihre Versuchskarnickel graben können, nicht aufgefallen) und man auf dem Boot viel sicherer wäre. Bei Tageslicht könnte man den Trip zum Schiff versuchen, jetzt aber muss man die Nacht überstehen und dafür werden Wachen eingeteilt.

Am Ende seiner Wachschicht will Mario an Jerry übergeben, der ist aber natürlich bereits hackedicht. Immerhin kann er Mario belabern, seine Wache zusätzlich zu übernehmen (DOOOOOM…). Mario ist also dämlich genug, das zu tun. Durch das kaputte Küchenfenster gelingt einer Shrew der Einbruch ins Haus. Mario entdeckt sie und kann sie im Keller einsperren, dann weckt er den, der seiner Ansicht nach als einziger genug bei Trost ist, um von Hilfe zu sein, nämlich Sherman. Zusammen wagen sich Mario und Sherman in den Keller, um den vorwitzigen Nager zu killen. Kommt natürlich immer erstens anders als man zweitens denkt (bzw. genau so, wie wir schundgestählten B-Movie-Fans es erwarten). Mario entdeckt die Shrew, aber auf die unangenehme Art, er wird von ihr ins Bein gebissen. Mit vereinten Kräften erschiessen Mario und Sherman das Tier, aber dann kippt Mario auch schon um und ist wenig später zur allgemeinen Überraschung tot. Nur eine Autopsie kann aufklären, warum der arme Mario verschieden ist, meint Craigis.

Ann erfüllt indes die erforderlichen Klischees einer vermeintlich selbständigen Frau in einem 50er-Jahre-Schinken. „Falls ich von dieser Insel wegkomme, will ich das Leben einer normalen, langweiligen Frau führen.“ (Ihr wisst ja, in Filmen dieser Art aus dieser Zeit war es für Frauen ja schon eine Todsünde, wenn sie sich irgendwie wissenschaftlich oder sonstwie produktiv betätigten und mussten durch die Ereignisse dazu geläutert werden, den ihnen zugedachten Platz hinterm Herd einzunehmen, vgl. z.B. ROCKETSHIP X-M oder auch das japanische Beispiel GAPPA). „Ich nehme immer die langweiligen Frauen,“ erweist sich Sherman als wahrhafter Oberromantiker.

Craigis und Baines sind auf ungeklärte Todesfälle offenbar bestens vorbereitet und haben die Autopsie in Windeseile vollzogen. Mario starb an Gift und zwar ironischerweise an einem von Craigis selbst zubereiteten Giftcocktail, mit dem selbiger eigentlich die Shrews vergiften wollte. Die Shrews haben sich also nicht nur immunisiert, sondern sind auch in der Lage, dieses Gift nun körpereigen zu reproduzieren und weiterzureichen (hm, geht das wirklich? Das Immunisieren glaub ich ja noch…). Jedenfalls bedeutet das, dass man sich von den Shrews nicht mal mehr kratzen lassen sollte, sonst ist das recht tödlich.

Während Jerry sich an der Hausbar angeflanscht hatu nd sich besäuft, weist Sherman nochmals darauf hin, dass die Wände, die nur 2 Fuss dick und durch den Hurrikan ordentlich aufgeweicht sind, den grabenden Shrews keine Rätsel aufgeben werden – und die Kamera zeigt uns prompt das erste kleine Loch in der Wand… bibber!!!
Trotzdem überleben unsere Helden ohne weitere Verluste den Rest der Nacht und verfallen auf einen tollkühnen Plan, um auszuloten, ob es sicher ist, sich zum Schiff durchzuschlagen. Man schmeisst die erlegte Shrew über den Zaun. Wenn sich keine anderen hungrigen Viecher darüber hermachen, haben die sich wohl irgendwohin verkrochen und man könnte den Trip zum Schiff wagen. Das scheint so zu funktionieren, aber Sherman, der die Passage ausloten will, wird zu dessen unsteigerbaren Begeisterung Jerry als Begleitung migegeben. Kaum ist man ausser Sichtweite des Hauses, geht Jerry schon mit seinem Gewehr auf Sherman los und verbittet sich sämtliche Annäherungsversuche an Ann. Relativ problemlos haut Sherman Jerry eine aufs Maul und schnappt sich dessen Schiesseisen. Am Strand finden die beiden das herrenlose Beiboot, mit dem Rook dereinst an Land gepaddelt war und das Tau, aber keinen Rook. Sherman will der Sache auf den Grund gehen, Jerry mauert, wird aber sanft überredet, die Expedition mitzunehmen – Sherman will ihn sonst nämlich unbewaffnet zurücklassen und da Jerry nicht schwimmen kann (hint-hint, genau wie die Shrews) muss er wohl oder übel mit Sherman mitziehen. Von Rook ist jedenfalls nicht mehr übrig als ein Schuh, ein paar Klamotten und die gründlich entleerte Knarre. Dem geübten Naturkundler Sherman entgehen im Gegensatz zum eigentlich dafür eher geeigneten Naturwissenschaftler Jerry nicht die Geräusche, die einige Dutzendschaften Shrews von sich geben, die auf Menschenfährte sind. Jerry hat offenbar die neumodischeren Turnschuhe, jedenfalls ist er bei der sich anschliessenden Flucht zum Haus der Schnellere und knallt prompt hinter sich die Zauntüre zu, so dass Sherman erstmal vor verschlossener Türe steht und sich in letzter Müh und Not über den Zaun kletternderweise ins rettende Innere hangelt, wo er erstmal Jerry weiter die Fresse poliert und ihn k.o. schlägt. Sherman erweist sich als nachtragend und macht sich daran, den bewusstlosen Jerry über den Zaun in die angemessene Gesellschaft der Shrews zu werfen, aber die entrüsteten Blicke von Ann und Papa belehren ihn eines besseren (sprich: es gibt einen dramaturgisch besseren Zeitpunkt, Jerry, der „DEAD MEAT“ natürlich auch schon eine ganze Weile auf die Stirn tätowiert trägt, zu entsorgen).

Statt dessen hält Sherman Doc Craigis den langsam fälligen „Wie konnten Sie nur Ihre Tochter so in Gefahr bringen“-Vortrag. Craigis´ nicht wirklich überzeugende Ausrede ist, dass Ann schon mit dem letzten Versorgungsschiff hätte wegfahren sollen, das sei aber nicht gekommen. Weitere Diskussionen werden durch eine eindringende Shrew unterbrochen, die Baines ins Bein beisst und dann von Sherman erschossen wird. Baines markiert den Unverletzten und setzt sich an seine Schreibmaschine. Jerry, wieder zu sich gekommen, kriegt den üblichen Aussetzer des Schurken in solchen Filmen, greift sich ne Knarre und ballert vier Löcher in die nächstbeste Tür, damit Munition verschwendet wird. Baines fällt tot von seinem Stuhl, hat aber, echter Wissenschaftler der er ist, alle Symptome seiner fortschreitenden Vergiftung fein säuberlich mitgetippt.

Jerry setzt sein Privatbesäufnis fort, Sherman nutzt die sich bietende Gelegenheit, seinem Intimfreund noch ein paar gscheide Watsch´n zu verpassen, dann aber nagt sich die nächste Shrew durch die Wand. Rasch schieben Sherman und Craigis ein Sofa vor das Loch (!! – ich bin sicher, die Shrews werden davon mächtig beeindruckt sein). Die Shrews machen Schweizer Käse aus der Wand, so dass sich sogar Jerry bemüssigt fühlt, seine geliebte Hausbar als Verrammelung zu verwenden, aber die Lage wird hoffnungslos, aber nicht ernst und so verziehen sich unsere Helden in den eingezäunten Hof. Das Haus selbst wird von den Shrews überrannt, die sich gleich mal selbst angreifen.

Sherman sieht ein leeres Fass und hat eine grandiose Idee. Unter diesen Fässern könnte man halbwegs sicher zum Strand schleichen. Praktischerweise finden sich genau vier Fässer für vier Personen. Sherman verwandelt sich in Mr. T (A-TEAM) oder ersatzweise McGyver, schnappt sich einen praktischerweise bereitstehenden Schweissbrenner und macht sich an die Arbeit. Er brennt Sichtfenster in die Fässer und schweisst die vier Fässer zu einer Art Vier-Personen-Panzer zusammen. Jerry, der indes wieder ein Gewehr und ein paar Kugeln gefunden hat, hat sich inzwischen aufs Dach verzogen. Den Ausbruchsversuch in den Fässern will er aus irgendwelchen Gründen nicht mitmachen, sondern lieber hierbleiben.
Die anderen drei kriechen unter die Fässer und machen den Abgang. In den Fässern ist es übrigens recht geräumig (ein klarer Fall von „it-looks-bigger-than-from-the-outside“-Innenarchitektur). Die Helden schleichen voran, von den Shrews umlagert und angegriffen. Ann babbelt auf Schwedisch vor sich her (dazu weiter unten mehr). Jerry springt vom Dach und sprintet in der Hoffnung, die Shrews würden sich auf den Fass-Panzer konzentrieren, Richtung Strand, wird aber schnell von Shrews aufgespürt und gefressen (okay, das war nicht wirklich eine dramaturgisch besser geeignete Szene, aber den Versuch war´s wert).

Ann verliert einen Stiefel an eine freche Shrew und Sherman erschiesst ein anderes Nagetier, aber schliesslich und endlich und eigentlich ohne weitere Probleme erreicht das seltsame Fluchtmobil das Wasser und die Überlebenden können zum Boot schwimmen.

„In 24 Stunden wird es nur noch eine Shrew auf der Insel geben und die wird verhungern,“ sinniert Craigis aus sicherer Entfernung, „ein hübsches Beispiel für Überbevölkerung“ (!). Sherman hat sich endlich Ann gegriffen. „Im Moment denke ich nicht an Überbevölkerung,“ grinst er und küsst sie… THE END.

Okay, im Vergleich zu THE GIANT GILA MONSTER ist THE KILLER SHREWS für Director Ray Kellogg eine Steigerung um ungefähr zehntausend Prozent. Entscheidenden Anteil daran hat die Tatsache, dass in THE KILLER SHREWS nicht gesungen wird (DANKE! DANKE! DANKE!), wohingegen das Gila-Monster ja in Punkte Horribilität von den dort von Hauptknallcharge Don Sullivan vorgetragenen „Songs“ eindeutig k.o. geeschlagen wurde. Aber die Shrews haben noch einige weitere „Vorzüge“. So stehen Roy Kellogg dieses Mal einige Akteure zur Verfügung, die man auch bei etwas tiefschürfenderer Betrachtung als Schauspieler bezeichnen kann, dann hat Kellogg sowas ähnliches wie ein Drehbuch und ein bissel Charakterisierung, und dann sind die Special FX zwar ähnlich simpel, aber nicht gar so grausig umgesetzt und es findet sogar so etwas wie Interaktion zwischen den Monstern und den Menschen statt.

Im einzelnen – zur Story. Natürlich gewinnt die Geschichte keinerlei Originalitätspreise, aber immerhin bemüht sich Kellogg hier, eine Story zu erzählen, das GILA MONSTER war ja auch drehbuchtechnisch eine Null-Lösung. Mit seinem Aufhänger der „Überbevölkerung“ war der Film dem Zeitgeist um ungefähr 15 Jahre voraus, ohne dass dieser Story-Hook irgendeine Rolle spielen würde; auch ist der Wissenschaftler nicht wirklich „mad“ – zwar begannauch in anderen Horrorfilmen so manch Mad Scientist ursprünglich mal mit wohlmeinender Absicht, „flippte“ dann aber irgendwann aus und entwickelte den sprichwörtlichen Hass auf die restliche Menschheit. Hier dagegen ist unser verantwortlicher Wissenschaftler tatsächlich „unschuldig“ (die Katastrophe löst sein trunksüchtiger Assi aus) und darf dafür auch ausnahmsweise überleben (ein Wissenschaftler, der NICHT von seiner Kreatur umgebracht wird – das ist wirklich eine Ausnahme).

Nach einem etwas zähflüssigen und recht, äh, redseligen Auftakt gewinnt der Streifen nach ner knappen halben Stunde auch etwas an Fahrt und spult sein Restpensum im Vergleich zum (ich muss es leider immer wieder heranziehen) GILA MONSTER schon fast in einem Turbopensum ab. Kellogg ist zwar auch hier kein Ausbund an Dynamik und versteht es auch nicht, eine Spannungsszene richtig zu inszenieren, jedoch schafft allein das beliebte „Belagerungs“-Motiv (später ja ein Grundthema vieler John-Carpenter-Filme) ein gewisses Grundmass an Suspense. Da die Monstren in diesem Film keine wirklichen „Riesen“ sind, sondern nur „Riesennagetiere“, konnte Kellogg dieses Mal auf den Einsatz primitiver Modelltricks wie bei GILA verzichten, sondern drehte mit „echten“ Tieren. Natürlich sehen die Killer Shrews in keiner Sekunde anders aus als das, was sie in Wirklichkeit sind, nämlich Hunde, denen man irgendwelche Stoff-Fetzen angeklebt hat (bzw. in Nah-Kopfaufnahmen wenig überzeugende Gummi- oder Pappmache-Köpfe und -Kiefer, vermutlich Handpuppen), aber wenigstens erlaubt diese Technik es, Monster und Menschen in der selben Szene agieren zu lassen (etwas, was das GILA MONSTER tunlichst vermied) – es wirkt nicht wirklich überzeugend, aber zumindest überzeugender als die lebendige Echse, die durch eine Spielzeuglandschaft stapft.

Wie gesagt, es hilft natürlich auch, dass die Akteure durch die Bank (mit einer Ausnahme) besser sind als der Cast des GILA MONSTERS – selbst wenn der ganze Haufen Typen einem nicht wirklich ans Herz wächst, dafür sind selbst die „Helden“ nicht unbedingt sympathisch gezeichnet, aber sie werden wenigstens von Leuten verkörpert, die zumindest nicht von jedem GZSZ-Statisten an die Wand gespielt würden.

James Best in der Rolle des Sherman z.B. spielt seinen Charakter nicht als strahlenden Sympathikus. Er ist zu Beginn recht egoistisch und nur an seinem eigenen Krempel interessiert, das allerdings verursacht das Problem, dass man ihm die Love Story mit Ann nicht so recht abnehmen mag. Best drehte in der Folge viel fürs Fernsehen und wurde später zum „Star“ in der 70er-Jahre-Kult-Serie „Dukes of Hazzard“, wo er den ewig verlierenden Sheriff Roscoe P. Coltrane mimte.

Die erwähnte Ausnahme ist die Schweding Ingrid Goude in der weiblichen Hauptrolle. Es schien eine Zeitlang ja ein ungeschriebenes B-Movie-Gesetz zu sein, sich mit irgendwelchen Schönheitsköniginnen oder zumindest sonstwie „exotischen“ Ausländerinnen zu schmücken und wie die meisten Beauty Queens vor und nach ihr hat Goude nicht das geringste schauspielerische Talent (weswegen sich ihre Filmographie auch sehr übersichtlich zeigt). Immerhin erlaubt das dem Film einige (freiwillig?) selbstironische Momente, so wenn Ann im Finale aus Angst ins Schwedische verfällt, vom „Wind zuhause in Schweden“ faselt und sogar Sherman fragt, ob er ihren Akzent nicht ein wenig komisch findet – ohne dass die Story auch nur einmal andeuten würde, dass Ann auch im Film Schwedin ist (Craigis ist ja nicht gerade ein schwedischer Allerweltsname wie Smörebröd oder Johansen).

Ken Curtis, auch als Producer am Werk, gibt seinen Jerry Farrell als richtig schön hassbaren Arsch vom Dienst. Später wurde Curtis als Festus in RAUCHENDE COLTS zur Fernseh-Legende. Baruch Lumet als Dr. Craigis verkörpert erfreulicherweise, wie schon angedeutet, nicht den groben Stereotyp des 50er-Jahre-Wissenschaftlers. Zwar fuchtelt auch er in „God´s Domain“ herum, ohne die Konsequenzen zu beachten, aber zumindest tut er es für einen guten Zweck, behält seinen gesunden Verstand und darf darum auch überleben. Im „richtigen Leben“ war Lumet nicht nur ein anerkannter Star des jiddischen Theaters und Films und Vater des späteren Starregisseurs Sidney Lumet.

THE KILLER SHREWS kostete stolze 123.000 Dollar (ich wüsste gern, wofür die draufgegangen sind – der Film hat 1 (in Worten: EIN) Set, genau sieben Mitwirkende, eine Handvoll Strassenköter und einen gemieteten Kajütkreuzer. Ed Wood wäre bei einem solchen Budget vermutlich schwindlig geworden… hier aber wirkt der Film trotz seines nicht ganz mikrobenmässigen Budgets billiger als er aussieht und das ist vermutlich der ziemlich einfallslosen Regiearbeit Kelloggs zu verdanken (der, wie schon im GILA-MONSTER-Review erwähnt, später Co-Director des John-Wayne-Fiaskos GREEN BERETS war). Dass der Film (der angeblich 1 Million Dollar auf dem Drive-in-Circuit einspielte) dennoch halbwegs ansehnlich geriet (natürlich im Rahmen des Badmovies), verdankt er seinem in der zweiten Filmhälfte recht flotten Tempo und den etwas überdurchschnittlichen Akteuren – und natürlich den gemeinen Killerhunden, äh, Killershrews. Für ein naives 50er-Jahre-B-Film-Vergnügen nicht ungeeignet, wenngleich vieles aus der Periode, nicht nur Eddie Woods Filme, sondern auch Stuff wie ROBOT MONSTER oder THE BRAIN FROM PLANET AROUS und Vergleichbares, inspirierter und im Endeffekt auch unterhaltsamer sind.

THE KILLER SHREWS ist zusammen mit THE GIANT GILA MONSTER als cheap-ass-DVD aus dem Hause Diamond (RC1) für 6.98 $ (bei Amazon.com) erhältlich. Die Bildqualität ist mässig (vor allem in den „Gewitterszenen“ gibt´s heftige Klötzchengrafik), der Ton brauchbar. Sammler schäbiger Monsterfilme aus den 50ern können hier for completeness´ sake zuschlagen, wer nur gelegentlich seinen alten Schwarz-Weiss-Kintopp braucht, sollte sich auf andere Werke aus dieser Epoche konzentrieren. Andererseits kann man als Badmovie-Fan bei einem solchen Preis nicht wirklich viel falsch machen.

(c) 2001 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments