Die Nacht der reitenden Leichen

 
  • Deutscher Titel: Die Nacht der reitenden Leichen
  • Original-Titel: La noche del terror ciego
  • Alternative Titel: Tombs of the Blind Dead | The Blind Dead | The Blinddead |
  • Regie: Amando de Ossorio
  • Land: Spanien/Portugal
  • Jahr: 1973
  • Darsteller:

    Lone Fleming, Cesar Burner, Helen Harp, Joseph Thielman, Maria Sylva, Rufino Ingles, Veronica Llimera, Simon Arriaga, Francisco Sanz, Juan Cortes


Vorwort

Wenn wir auf diesen Seiten in die Mottenkiste klassischen europäischen Horrorkintopps greifen, liegt das meistens daran, dass mich gewisse Forumsmoderatoren vermeintliche italienische Splatter-„Klassiker“, die man gesehen haben muss (so sagt man zumindest) unter Androhung körperlicher Gewalt oder ähnlicher Maßnahmen zu Reviews nötigen. Aus den sich programmgemäß anschließenden Verrissen glauben nun wieder manche Zeitgenossen, eine allgemeine Abneigung gegen 70er-Jahre-Horror aus mediterranen Gefilden ableiten zu können, aber wenig könnte grundfalscher sein als diese Annahme.

Unser heutiges corpus (de)relicti hat sich der Doc nämlich freiwillig, ohne Gruppenzwang und unter Aufwand eigener finanzieller Mittel (genauer gesagt, mit Hilfe der immer gern gesehenen Paypal-Spenden der geneigten Leserschaft) zugelegt. Weil ich im Gegensatz zu landläufiger Meinung aber nicht völlig wahnsinnig bin (geneigte Hypothese, lieber Herr Doktor. Können Sie das beweisen? Der Setzer), kam mir weder eine der übel gekürzten 16er-Versionen aus deutschen Landen noch sündhaft teure Neuveröffentlichungen aus Felix Austria ins Haus, nö, warum soll man´s sich denn schwer machen, wenn das Gute auch mal im Westen liegen kann und man für den sprichwörtlichen Appel & Ei bei unseren werten niederländischen Freunden fündig werden kann. Was da aus dem Hause „Extreme“ auf die kaufkräftige Menschheit losgelassen wird und sich etwas überheblich „Collector´s Edition“ nennt, ist zwar nicht mehr als ein bare-bones-Release in englischer 70er-Jahre-Synchro mit holländischen Untertiteln (immerhin), aber da ich bei aller Liebe den Film jetzt auch nicht so abgöttisch verehre, dass ich eine de-luxe-ausgestattete Superduper-8-DVD-Edition brauche, reicht mir das für meine Zwecke voll und ganz…

Also, langsam mal zum Thema kommen. Anno 1971 war, man wagt es sich kaum vorzustellen, im Bereich des mediterranen Horrorfilms, das spanische Genrekino dem italienischen noch überlegen. Während die Italiener sich nämlich noch darum bemühten, die Welle der Spaghetti-Western zu Tode zu reiten, ein späterer Gore-Papst wie Lucio Fulci Actionfilme und Krimis drehte und Konsorten wie Lenzi und Massacessi langsam überlegten, was man mit dem vom bundesrepublikanischen „Gruselkino“ geerbten Fundus der Edgar-Wallace-Krimis (mithin also das, was man später Giallo nennen sollte) anstellen könnte, tobten auf spanischen Leinwänden längst schon Vampire, Werwölfe und anderes lichtscheues Gesindel (inwiefern daran „schuld“ sein mag, dass die Spanier seinerzeit noch unter der Fuchtel des faschistischen Generals Franco standen und sich realistischere Themengebiete aus politischen Gründen verbaten, lasse ich mal dahingestellt und überlasse diese Überlegungen Filmtheoretikern, die für solcherlei Gedankenspielerei bezahlt werden). Man lasse mich die Vokabel „überlegen“ im Sinne von „der Konkurrenz voraus sein“ noch einmal überdenken. Selbstverständlich waren die meisten spanischen Horrorfilme qualitativ eher unterbelichtete Primitivangelegenheiten (wie jeder, der mal einen Paul-Naschy-Werwolf-Film gesehen hat, mir sicher beipflichten wird, ungeachtet vom Kultwert), aber, wie man auch schon korrekt in langfristigen Studien beobachtet hat, blinde Hühner neigen dazu, auch mal ein Korn zu finden bzw. einem spanischen Schundfilmregisseur läuft irgendwann mal auch ein gutes, originelles Thema vor die Flinte. Enter Amando de Ossoio und seine leitenden Reichen, eh, Verzeihung, „reitenden Leichen“, die sich sicherlich entgegen aller Planung als internationaler Kassenschlager entpuppten und nicht weniger als drei Sequels (die teilweise in den USA als Sequels zum dort noch kultiger aufgenommenen deutschen Hexenschmarrn Hexen bis aufs Blut gequält als Mark of the Devil Teil 3 bis hastenichtgesehen vermarktet wurden und die ihren unrühmlichen Höhepunkt im Geisterschiff der reitenden (je nach Fassung auch schwimmenden) Leichen fanden – der Serienschlußpunkt ist aus dreieinhalb Gesichtspunkten bemerkenswert – erstens hat er selbst für einen Ibero-Horrorfilm eine erstaunlich schwachsinnige Prämisse (reitende Leichen auf einem Schiff, think about it), zweitens zählt er zweifellos zu den langweiligsten Horrorfilmen, die je gedreht wurden, und drittens ist er der mir rätselhafteste Fall einer Beschlagnahmung nach § 131 StGB (wenn man mal nicht wieder davon ausgehen will, dass die Staatsanwälte ein gutes Werk tun und die Kundschaft vor gesteigertem Hirnschwund und anderen Folgeschäden durch Filmkonsum bewahren wollten) – Faktum Dreieinhalb ist, dass man das Geisterschiff in den Urzeiten des Privatfernsehens sogar zu nächtlicher Stund auf der Mattscheibe bewundern durfte…

Verdammt, ich bin noch mitten im Einleitungstext und schon auf DIN-A4-Seite 2. Wo soll das wieder hinführen? Jedenfalls geht´s heute nicht um das Geisterschiff, sondern um den ersten Teil der Serie, der auch von Zeitgenossen, die dem schundigen Bahnhofskintopp von der iberischen Halbinsel sonst eher skeptisch gegenüber eingestellt sind, nun nicht gerade als Klassiker, aber zumindest als löblicher positiver Ausfall der dortigen Genreproduktion angesehen wird. Stellt sich die Frage, ob ein Film, der solcherlei „critical praise“ sein Eigen nennt, schlapp 33 Jahre nach seiner Fertigstellung einen hartgesottenen Horrorveteranen noch hinterm Ofen vorlocken kann…


Inhalt

Wir befinden uns, ohne, dass uns das jemand sagt, aber die spanischen Filmemacher spekulieren auf die vorhandene Intellenz ihres Publikums, im finstersten Mittelalter auf einer Klosterfeste (die allerdings schon leicht ruinös aussieht. Sollten mal ´nen besseren Hausmeister einstellen, die Jungs dort) des Templer-Ordens, altgediente Kreuzfahrer, die, um mal den korrekten historischen Kontext herzustellen, den römisch-päpstlich Autoritäten irgendwann mal zu reich und zu mächtig und deswegen als Ketzer gebrandmarkt und ausgerottet wurden. Schätze mal, mit den geschichtsträchtigen Begebenheiten wird unser Film (noch dazu aus einem erzkatholischen Land stammend, in dem man sich sicher nicht freiwillig mit dem Vatikan anlegt) nicht viel zu tun haben. Die Templer reiten gerade ein (sind aber noch keine Leichen) und haben, zur Feier des Wochenendes (oder was auch grad anliegt), ein attraktives weibliches Gerät im Schlepptau bzw. über den Gaul geworfen. Selbiges weibliches Gerät ist a) aus freien Stücken hier und b) darüber alles andere als glücklich, was sehr vorausschauend gedacht ist. Die fiesen Templer haben nämlich nichts besseres zu tun, als ihre hübsche Geisel an ein frei in einer Kirchenschiff-Halle an ein Andreaskreuz zu schnallen, störende Oberbekleidung zu entfernen (wobei der Verschluß des Mieders für meine Begriffe arg modern ist, aber ich will ja nicht jetzt schon wieder meckern) und ansonsten auf Geheiß ihres Oberhonchos zum Blutritual und allgemeinen Menschenopfer zu schreiten. Normal is´ das nich.

Die Herren Templer sind allerdings reichliche Umstandskrämer, denn anstatt einer schlichten, effektiven Methode wie z.B. dem Opfer die Gurgel aufzuschneiden oder ihr irgendwas spitzes ins Herz zu jagen, besteht das Blutritual darin, dass zwei Reiter (! Wohlgemerkt, indoors, aber jetzt wissen wir wenigstens, warum die Templer die Halle mit Sand haben aufschütten lassen. Kann man die Pferdescheiße leichter beseitigen) mit wirbelnden Schwertern um das bedauernswerte Madel herumreiten und sie mit ihren überdimensionierten Brotmessern ein wenig kratzen. Für die Gore-Freunde dürfen wir in liebevollen Close-ups bewundern, wie die Schwerter die (einigermaßen erträglich aussehende, aber dennoch als Requisite zu enttarnende) Brüste des Opfers nicht nur von lästigem Textil befreien, sondern auch munter in die Möpse hacken (macht ja nix, dass diese Splatter-Einlagen rein von der Positionierung der Wunden nicht mit den Aufnahmen der echten Brüste zusammenpassen. Wer achtet in solchen Momenten schon auf derlei Details?). Nachdem dem Girl genügend blutend-klaffende Verletzungen an allen möglichen Körperteilen zugefügt wurden (das Opfer lebt aber noch), kommen wir zu Teil 2 des Rituals, und der besteht darin, dass sich die weißbekutteten Templerfiesos blutsaugender und -schmatzenderweise an die entsprechenden Wunden hängen und schlabbern, was die Suppe hergibt (sofern es sich um Brüste handelt, müssen wieder die falschen Tittis der Splatterszenen herhalten). Mit diesem erbauenden Anblick verabschieden wir uns in die in dieser Fassung anglisierten Eröffnungscredits, die geschickterweise auch das Schlußbild des Films einbauen (aber, mein Gott, wir wissen ja noch nicht, wie´s ausgeht und verraten tun´s die drei Frames auch nicht).

Als nächstes finden wir uns mitten im animierten Katalog von TUI-Reisen wieder – Sommer, Sonne, Sonnenschein am Strand von Lissabon, wo sich tausende eingeölter Touristen von der Sommerhitze braten lassen und wahlweise im Ozean oder, ein paar Meter weiter, im Pool plantschen und es sich allgemein gut gehen lassen (da fällt mir ein, dass ich gern auch mal wieder in Urlaub fahren würde. Nach fünf Jahren hab ich das doch auch mal wieder verdient, oder?). Rein zufällig treffen sich am Pool zwei alte, äh, junge Schulfreundinnen wieder – die schlanke, rothaarige Virginia (hm, die könnte mein Typ sein, sag ich mal) und die etwas stabiler, aber bei weitem nicht unattraktiv gebaute Betty. Während Virginia hier verurlaubt, nutzt Betty die Annehmlichkeiten des Hotelpools offensichtlich widerrechtlich, alldieweil sie hier kein Gast, sondern ortsansässig ist. Als erfolgreiche Geschäftsfrau (puh, da lehnt sich der Film aber für seine Zeit ganz schön aus dem Fenster, hehe) betreibt sie schwunghaft die Herstellung von Schaufensterpuppen und hat sich dafür eine Werkstatt „in der Nähe vom alten Kirchenfriedhof“ (uuaah, creepy) eingerichtet. Bevor Virginia und Betty ihre Wiedersehensfreude durch unliebsame Erinnerungen an … irgendetwas, das wir sicher noch erfahren werden, wenn´s wichtig ist (und wohl auch, wenn´s weniger bis gar nicht wichtig ist) verderben können, taucht Roger aus dem Pool auf. Roger ist erstens Virginias offizieller Bespringer, sprich Boyfriend, und zweitens so´n typisch schmieriger 70er-Jahre-Eurotrash-Leading-Man-Verschnitt (okay, es gibt erheblich schlimmere Vertreter seiner Zunft, aber „durchtrainiert“ und „sympathisch“ sind zwei Adjektive, die mir bei Roger nicht als allererste einfallen würden). Roger plappert fröhlich daher, dass er und Virginia sich nächsttäglich auf eine Campingtour in die portugiesische Pampa begeben würden und lädt Betty gleich mal ein. Virginia weist darauf hin, dass Betty Camping nicht leiden könne, aber die solchen Vorurteilen Unterfällige sagt tirilierend zu. Und Virginia schäumt.

Am nächsten Tag, am Bahnhof. Die Dampflok steht abfahrbereit da, Roger und Virginia sind auch samt Gepäck vorhanden, wer fehlt, ist Betty. Virginia fände das gar nicht so verkehrt, wenn die Freundin nicht auftauchen würde, aber im letzten Moment erscheint Betty (mit verdächtig wenig Gepäck für Camping, wenn man mich fragt) und der Zug wird geentert. Im Abteil verstehen sich Betty und Roger für Virginias Begriffe eindeutig zu gut, bis ihr das Herumgealbere von Boyfriend und Schulfreundin zu blöde wird und sie vor Wut schäumend aus dem Abteil flüchtet. Ist es die Eifersucht? Man möchte es meinen… Betty, einsichtig, dass sie etwas überdreht hat, schreitet zur sort-of-Entschuldigung, aber Virginia wehrt ab und meint, dass es an Roger liege (hm. Ich würde eher sagen, es liegt an Virginia und ihrer übertriebenen Empfindlichkeit. Ist ja jetzt auch nicht so, dass Roger vor ihren Augen Betty in die Bluse gestiegen wäre o.ä.). Und außerdem ist da dieser dunkle Punkt in der gemeinsamen Vergangenheit der Freundinnen, der Virginia nachdenklich stimmt. Das kann nur eins bedeuten – Zeit für eine Rückblende…

Nun gut, gehen wir mal davon aus, dass die folgende Szene zig Jahre vorher im von beiden Grazien besuchten Mädchenpensionat, genauer gesagt, dem dortigen Schlafraum, spielen soll, auch wenn die beteiligten Frauen trotz des Bemühens um jugendlichere Frisuren keinen Tag jünger aussehen als in der „relativen Gegenwart“. Wenn zwei „Schulmädchen“ in Nachthemden in einem Schlafsaal herumturnen, kann das ja nur auf eins hinauslaufen – lesbische Begegnungen der dritten Art (sehe ich zu viele schlechte Filme oder ist das wirklich so zwangsläufig?), und weichgezeichnet ist das Ganze auch noch… Die Initiative geht eindeutig von Betty aus, die, ausgehend von der gemeinschaftlichen Betrachtung eines Hochzeits-Werbefotos (o.ä.) und anschließendem Beömmeln über ebenjenes, Virginia einen hastigen Kuss auf die Lippen schmatzt und, wohl weil Virginia nicht gleich schreiend aus dem Zimmer flieht, sich Chancen auf weitergehende Erkundung der Intimregionen ihrer Zimmerkollegin ausrechnet. Virginia spielt zwar äußerst überzeugend ein Brett, dennoch scheint diese verbotene erotische Begebenheit die keusche Virginia zutiefst und nachhaltig verstört zu haben (ob das alles war? Mehr dürfen wir jedenfalls nicht sehen, d.h. es bleiben sogar die züchtigen Nachtkleidchen an. Jungejunge, diese Virginia ist wirklich leicht zu traumatisieren), zurück in der „Gegenwart“ sinkt sie jedenfalls in die starken Arme ihrer Freundin. Roger, der dazustößt, kann dazu nur einen Gesichtsausdruck wie ein Fahrrad machen.

Von Friede Freude Eierkuchen bzw. großer Versöhnung mit Gruppenkuscheln allerdings bei Virginia keine Spur – vielmehr versucht die Gute, den Lokführergehilfen, der (Sparmaßnahmen allenthalben) auch als Schaffner fungiert, zu bestechen, für sie einen kleinen Sonderhalt zwecks vorzeitigen Ausstiegs einzulegen (wie nicht anders zu erwarten dies in unmittelbarer Nähe einer gewissen Klosterfestungsruine). Dieses Ansinnen wird abschlägig beschieden, so dass Virginia sich zu einem spektakulären Stunt genötigt sieht – sie springt vom fahrenden Zug (ich wäre beeindruckter, wenn der Zug etwas mehr als ungefähr fuffzehn Stundenkilometer drauf hätte), was sogar Roger und Betty auffällt, die spontan den Notbremsenalarm betätigen. Merke – die heutigen Notbremsen, die automatisch funktionieren, haben so rein vom praktischen Nutzwert deutliche Vorteile gegenüber diesem Modell, das nur akustisch dem Zugführer signalisiert, dass jemand gerne einen Nothalt des Vehikels in Anspruch nehmen würde. Der alte Lokführer allerdings ist ob der verwunschenen Gegend nicht gewillt, den gewünschten Bremsvorgang durchzuführen und hat für die durch die Felder davonstaksende Virginia nur den Sermon über, dass „die gar nicht weiß, worauf sie sich einlässt“. Und weil Roger und Betty es jetzt auch nicht sooo eilig und dringlich haben, ihre gemeinsame Freundin wieder einzufangen, verzichten sie auf eventuell blaue Flecken einbringende Stunts (auch wenn man meines Erachens einfach vom Zug auf den Bahndamm treten kann, ohne sich dabei auch nur einen Zehennagel zu verstauchen), kucken sie Virginia nur dämlich hinterher.

Was macht Virginia jetzt (ha, bin ich nicht wieder überragend clever? Mal sehen, was ich noch an angesagten deutschen Bands im Text verstecken kann…)? Genau, sie untersucht die Ruine der Klosterfestung, stellt durch akustische Nachfrage (übrigens für mindestens ´ne Viertelstunde das letzte klar artikulierte gesprochene Wort) fest, dass die Anlage von keiner lebenden Seele (hähä) bewohnt wird, stolpert über den Friedhof der Tempelritter, ohne sich darüber gesteigerte Gedanken zu machen (hat in mittelalterlicher Kirchengeschichte wohl gefehlt, die Hübsche), begeht ein wenig Vandalismus, indem sie eine Tür kaputtmacht und verschafft sich so Einlass in den eigentlichen Gebäudekomplex. Immerhin – sie kann nicht auf die typische dumme Horrorfilm-Idee kommen, sich zu trennen, sie ist ja schon allein, hihi. Aus etwas unerfindlichen Gründen (okay, wer weiß, was für Gesindel sich in dieser Gegend rumtreibt) verbarrikadiert sie die Tür und macht sich´s dann gemütlich – Schlafsack aufgeschlagen, ein Feuer im Kamin errichtet (huch, überraschend praktsich veranlagt für ein Frauenzimmer), das herumstehende Andreaskreuz als schicke Designer-Garderobe mißbraucht (und apropos „mißbrauchen“. Mißbrauchen tut Regisseur de Ossorio das Kaminfeuer als „Deckung“ für Virginias Nachtfeinmachen-Strip. Buuuh!), das mitgebrachte Radio auf einen Jazzsender justiert, ein gutes Buch aufgeschlagen und ´ne Kippe angezündet. So lässt´s sich leben, Agathe.

Jedoch kann die schönste Rothaarige nicht in Ruhe Hausfriedensbruch begehen, wenn es dem toten Nachbarn nicht gefällt. Auf einen mysteriösen Glockenschlag hin tut sich nämlich nach mittlerweile vollzogenem Einbruch der Dunkelheit gar schauerliches auf dem Friedhof. Ehe wir schundgestählten Allesseher noch „Zombie – töten“ nuscheln können, erheben sich nämlich die leitenden Reichen, eh, reitenden Leichen (ich bringe den Gag solange, bis jemand drüber lacht. Versprochen) in dem nagenden Zahn der Zeit angemessen verwestem Zustand aus ihren Gräbern und schwingen sich auf ihre Rösser (was mich zum gravierendsten logischen Problem des Films bringt, wenn ich mal untote blutsaugende Tempelritter als gottgegeben hinnehme. Woher haben die Kerle ihre Pferde? Die Zossen machen jedenfalls ´nen fabrikneuen Eindruck). Und falls es im Publikum auch ein paar Blitzmerker geben sollte, auch daran hat der Regisseur gedacht und zoomt (daher haben das wohl später die Italiener gelernt) von einem aufdringlichem music cue begleitet direkt in die üble Visage eines untoten Templers.

Virgina, die sich eigentlich schon schlafen gelegt hatte, wird wohl vom Hufgetrappel im Klosterhof geweckt und macht mal probehalber eine Fensterlade auf. Hätte sie besser gelassen, dann wäre ihr der Anblick der verwesten Templerleiche erspart geblieben. Oder auch nicht, denn die Kameraden des Fenstlers verschaffen sich bereits gewaltsam Einlaß durch die wohl doch nur unzureichend verrammelte Tür. Virginia geht angesichts eines halben Dutzend verwester Kuttengestalten (und da in der Nähe kein Heavy-Metal-Konzert stattfindet, müssen es wohl böse Monster sein. Äußerst billiger Witz des Tages) verständlicherweise aus dem Leim und schreitet zur panischen Flucht, in treuer Tradition von cannon-fodder-Charakteren natürlich nach oben, was ihr auch Gelegenheit bietet, sich als Ehrenblondine auszuzeichnen, indem sie ihre Laufgräte irgendwie kompliziert in einer Treppenstufe verhakt und erst nach beinahe unerträglicher Suspense in aller-aller-allerletzter Sekunde auf die Idee kommt, sich von ihrer modischen Birkenstock-Sandale zu trennen und nur mehr einfüßig beschuht weiterzufliehen. Dieweil draußen wieder der Tag anbricht und das den reitenden Leichen recht wenig ausmacht, krabbelt Virginia über eine Mauer, beschlagnahmt einen Templer-Gaul und reitet von hinnen (haben sich die Reitstunden, die Papa gestiftet hat, doch noch mal bezahlt gemacht). Die ziemlich sturköpfigen Templer, simple-minded wie badmovie-Kater Pucki, wenn er eine Dose Miezelinos wittert, nehmen in malerischer Zeitlupe die Verfolgung auf (das mag jetzt despektierlich geklungen haben, aber, um Ehre zu bezeugen, wem sie gebührt – es gibt der Szenerie eine alptraumhaft-surreale Atmosphäre, wenn die reitenden Leichen in Zeitlupe galoppieren, bzw. ihre Klepper). Es kommt, wie´s kommen muss – die Leichen erweisen sich der flüchtigen Maid reittechnisch überlegen, schubsen sie vom Gaul und stellen vermutlich schlimme Dinge an, die uns die Filmemacher aus Gründen der nachhaltigen Spannungserzeugung leider nicht en detail zeigen können (womit auch bereits klargestellt wäre, dass der Film rein splattergoreeffekttechnisch sein Pulver bereits mit der Pre-Credit-Sequenz verschossen hat).

Was machen in der Zwischenzeit Roger und Betty? Sich Sorgen. Die Campingtour hat man offenbar abgeblasen, statt dessen hockt man auf einer Hotelterrasse rum und grübelt, ob Virginia womöglich in der „Siedlung, die wir vom Zug aus gesehen haben“, genächtigt hat. Bei Erwähnung der Siedlung fetzt es der Serviererin glatt das Tablett aus den Flossen. Doch nicht etwa das verlassene Bessano? Verraten, warum Bessano so erschröcklich ist, will die Serviermaus allerdings nicht, denn die Hoteldirektion hat´s des schlechten Einflusses lokalen Aberglaubens wegen auf die Moral der zahlungskräftigen Touristen verboten. Was den Hotelmanager jedoch auch nicht daran hindert, Roger klaglos Pferde für einen kleinen Besichtigungsausflug nach Bessano zu vermieten (schließlich stinkt Geld nicht und die Pferde finden sicher auch allein wieder zurück).

Opa Zugführer und seinem jungen Gehülfen fällt dieweil auf der Fahrt auf, dass nahe der bewußten Siedlung eine Frau ziemlich derangiert auf der Weide liegt. Aus den bereits erwähnten rein grundsätzlichen Erwägungen lehnt der Zugobermufti einen persönlichen Rettungseinsatz ab, sondern beschränkt seine Aktionen darauf, am nächsten Bahnhof die Polizei benachrichtigen zu wollen. Kann man sowas nicht auch „unterlassene Hilfeleistung“ nennen? Andererseits ist der ziemlich übel zugerichteten (was diverse verdächtig nach Bißwunden aussehende Verletzungen angeht) Virginia eh nicht mehr so wirklich zu helfen…

Roger und Betty reiten dieweil in der Klosterfestung ein und über den malerischen Friedhof. Kaum sind die beiden abgestiegen, nehmen die Prachtgäule (überaus spontan, da merkt man gar nicht, dass ihnen ausserhalb des Kamerafokus eine auf den Pferdehintern gegeben hat) Reißaus und lassen unsere Helden mit den mittlerweile schon bekannt dummen Gesichtern stehen. Betty fällt die seltsame Form der Kreuze auf, mit denen die Templergräber verziert sind (man vergebe mir erstens das Vorgreifen und zweitens die sicherlich völlig unangebrachte Kritik… aber wenn die Templer, wie noch etabliert wird, hingerichtet wurden, werden sich ihre Richter die Mühe gemacht haben, die Templer in Gräbern zu bestatten, die die spezielle Kreuzform ihrer Glaubensrichtung berücksichtigen?) und Roger kann sein großes Latinum gewinnbringend zum Einsatz bringen und die Grabstätte als ebensolche des Templerordens identifizieren (ein Reiseführer im nächsten Ort für 20 Escudo gekauft hätte es sicher auch getan). Immerhin weiß Roger (historisch, wie erwähnt, eher zweifelhaft), dass die Templer fiese Teufelsanbeter waren. Betty fühlt sich an solch unheiliger Stelle unwohl und möchte am liebsten den sofortigen Rückzug antreten, aber Roger fühlt sich seiner Macho-Ehre verpflichtet und will immer noch Virginia finden. In der Tat finden sich schnell ihre Habseligkeiten („Habseligkeiten“, angeblich das schönste Wort, das die deutsche Sprache zu bieten hat. Haben die in den Kommissionen, die solchen Schmu aushecken, noch nie was von wirklich schönen Wörtern wie „Silikontitten“, „Blutgeschmodder“ oder „Kettensägenmassaker“ gehört?). Auch der Virginia beinahe zum vorzeitigen Verhängnis gewordene Schuh wird gefunden, was Roger sich zu der Behauptung versteigen lässt, dass das alles sehr seltsam sei. Der Meinung sind sicher auch die beiden Polizisten, die sich aus den Schatten schälen und froh sein können, dass Roger kein typischer schießwütiger amerikanischer Action-Held ist, der hätte die beiden nämlich, so suspekt wie sie auf einmal erscheinen, sicherlich erst mal prophylaktisch umgeballert. Die beiden Cops stellen sich als Martin und Olivera vor und als gut informiert heraus. Nicht nur wissen die beiden Ermittler, wen Roger und Betty suchen, nein, sie haben darüber hinaus auch den vollen Durchblick, wer Roger und Betty sind, wo sie wohnen usw. usf. Und wo Virginia sich momentan befindet, das wissen die beiden Bullen auch (und machen somit die ganze hübsche Spannungsszene um den Ausflug nach Bessano streng genommen völlig überflüssig), nämlich im Leichenschauhaus, und dorthin möchten sich Roger und Betty zwecks Identifizierung doch, bitte schön, direkt begeben.

Einer so freundlich ausgesprochene Bitte kann man schlecht widerstehen und so findet sich unser Heldenpärchen schon bald in der Gesellschaft eines Cops, des Gerichtsmediziners, dessen etwas zu fröhlich Grinsekatze spielenden Assistenten (dem das Aufdecken bedeckter Kadaver zwecks Identifizierung durch Freunde und Angehörige einen Heidenspaß zu machen scheint. Nicht gerade das allergesellschaftsfähigste Hobby, möchte ich meinen. Und viele Freunde hat der sicher auch nicht…) und ein paar aufgebahrten Leichen wieder. Coroner-Assi, an dem (dem Strahlemann-Grinsen beim Aufdecken von Leichen ein nach) ein Glücksrad-Buchstabenumdreher verloren gegangen ist, deckt unter Tuch Nr. 1 erst mal die Leiche einer verschrumpelten alten Schachtel auf. Entweder hat Virginia sich postmortal stark verändert oder das war ein leichter Fehlgriff unserer Leichen-Maren-Gilzer. Es war natürlich letzteres und vermutlich einer der subtilen Scherze, denen Assi sicherlich gesteigerte Popularität verdankt. Die richtige Leiche sieht zwar mehr nach Virginia, aber auch nicht richtig hübsch aus, weswegen Betty sich sicherheitshalber in eine dramatische Ohnmacht verabschiedet.

Wenig später halten Olivera, der Coroner sowie unsere Helden Kriegsrat. Ein Verbrechen aus Leidenschaft (etwas weniger blumig ausgedrückt würde man „Vergewaltigung mit Todesfolge“ sagen) möchte unser Herr Portugiesen-Quincy ausschließen – die große Anzahl unterschiedlicher Zahnabdrücke würde seiner werten Expertise nach einem „Todesritual“ aussehen (dafür gibt´s sicherlich zahllose Präzedenzfälle), was Roger, being der Ausländer und therefore rational und stuff, für Bullshit hält und ankündigt, eigene Ermittlungen anzustrengen (was in dem von mir bekannten Universum sicher einen diesem Ansinnen eher gegenteilig gegenüberstehenden Hinweis der für solche Ermittlungen beruflich zuständigen Autoritäten zu Folge hätte, von den portugiesischen Gesetzeshütern aber mit einem Achselzucken zur Kenntnis genommen wird).

Hm, also, warum Betty auf dem Klosterfriedhof so die Muffe gegangen ist, kapier ich ehrlich gesagt nicht, denn ihr regelmäßiger Arbeitsplatz ist für meine Begriffe um Längen creepiger – wie wir uns erinnern, stellt Betty (mit einer hübschen Gehülfin namens Nina) Schaufensterpuppen her, und die diversen aufgestellten halbfertigen Mannequins und ihre Bestandteile, machen, unterstützt vom immer wieder hereinflackernden roten Neonlicht einer Reklametafel einen schon ziemlich unheimlichen Eindruck. Ist aber wohl tatsächlich Gewöhnungssache, wie Nina dem besuchenden Roger verklickert. Wie´s der Zufall so will, ist Nina unweit Bessanos geboren (ungeachtet der Tatsache, dass der Film und mindestens zweimal vorher weismachen wollte, das es in der Gegend von Bessano keine menschlichen Ansiedlungen gibt) und gibt auf Anfrage die örtliche urban bzw. eher rural legend von den satanischen Tempelrittern (was gibt´s sonst noch neues?) und diversen mysteriösen Todesfällen von sich.

Portugiesen-Quincys Gehilfe mit dem gewinnenden Lächeln und dem herzigen Humor (wenn wir schon bei Quincy sind, nenn ich ihn jetzt einfach Sam) piesakt dieweil einen Frosch. Sichtlich gehört Sam zu den von heutigen Arbeitgebern gern gesehenen Mitarbeitern, die kein Zuhause haben und daher am Arbeitsplatz nächtigen (und das dortige Inventar an lebenden Versuchstieren ärgern). Als Virginias Korpus von der Obduktion zurückkommt (interessanterweise macht einer der Leichenträger Virginia für ihr unerfreuliches Schicksal selbst verantwortlich: „Diese ´muchachas´ zeigen einfach zu viel´. Dabei war´s nicht mal ein besonders aufregendes Outfit, vom Mini mal abgesehen. Katholische Moral, I suppose), macht sich Sam, bewaffnet mit einer Schere, daran, ihre Bahre zu besteigen, schreckt aber vor etwaigen nekrophilen Aktivitäten zurück (Gottseidank… bin doch nicht bei Buttgereit hier), da sein kleiner gefiederter Liebling, ein Wellensittich, durchdreht (was sich darin äußert, dass der kleine Käfighocker gar fröhlich tiriliert. Einen panischen Wellensittich würde ich mir, naja, etwas panischer vorstellen). Durch seinen Vogel (hähä) abgelenkt, vergißt Sam, dass er eigentlich mit der toten Virginia irgendwelchen Schabernack treiben wollte und wendet sich wieder seinem vorhergehenden Studienobjekt, dem Frosch, zu (was er mit dem eigentlich vor hat, außer ihm mit einer Art Zange ständig am Froschschenkel festzuhalten, bleibt ungewißt), wodurch ihm leider entgeht, dass hinter ihm Virginia sich erhebt und lautlos an ihn anschleicht, um ihn in den Hals zu beißen und sein Blut zu trinken. Persönliches Pech, würde ich sagen, und angesichts Sams eher, naja, weniger mainstreamkompatibler Hobbys und humoristischer Ausprägung auch nicht ganz unverdient.

Roger und Betty dürstet es nach weiteren Informationen über die teufelsanbetenden Templer, weswegen sie die nächstbeste Unibibliothek und die dortige Mittelalterkonifere, eh, -koryphäe, einen zauseligen alten Professor namens Cantell, aufsuchen. Der ist zunächst unkooperativ-grummelig, bis unsere Helden damit rausrücken, dass ihre Freundin Virginia in Bessano ermordet wurde. „Das ist ja wunderbar“, jubelt der Prof (die haben allgemein einen recht morbiden Humor da unten in Portugal, deucht mir) und ist ob solch froher Kunde nur zu bereit, die harten historischen Fakten über die Templer und ihren Niedergang zu erzählen. Wegen ihrer Teufelsanbeterei und Jungfrauenopfer wurden die Templer aufgeknüpft, die Krähen fraßen ihre Augen (weswegen sie jetzt blind sind). Roger meint, dass der Professor auf eine Sektenneugründung nach alten Vorbildern aus ist, aber natürlich ist Cantell der streng wissenschaftlichen Ansicht, dass die untoten Templer garselbst aktiv sind: „Sie sind die blinden Toten, aber sie können ihre Opfer immer noch hören!“ (Irgendwie weiß der Kerl verdammt viel… der ist doch ein Komplize!). Im bewährter Methode schält sich einer der Polizisten (Olivera ist das glaub ich) aus den Schatten und verdammt Cantells Schauergeschichte als heutige Neuvorstellung aus der Märchen-Hitparade. Denn, wie´s der Zufall mal wieder so will, hat Cantell einen mißratenen Sohn namens Pedro, der unweit von Bessano (dafür, dass die Gegend menschenleer und verlassen sein soll, lebt dort Hinz & Kunz) wg. der Nähe zur spansichen Grenze eine florierende Schmugglerbande unterhalten soll, der´s natürlich ganz recht sein könnte, wenn sich Touristen und sonstiges neugieriges Geschmeiß von ihrem Territorium fernhalten würden und denen daher eine solche auf Aberglauben aufbauende Horrorgeschichte zuzutrauen wäre. Noch dazu, wo der Gehilfe des Gerichtsmediziners ermordet wurde und Virginias Leiche verschwunden ist (einer Bande hergelaufener Schmuggler traut Superinspektor Olivera ´ne beeindruckende Logistik zu). Roger äußert den Wunsch, mit Pedro Cantell ein paar persönliche Worte zu sprechen.

Dieweil tut sich gar gruseliges in Bettys Mannequinwerkstatt, wo Nina einsam die Stellung hält. In einer rätselhaften geographischen Verschiebung befindet sich die kleine Firma nunmehr nicht mehr „neben dem alten Friedhof“, sondern „direkt neben dem polizeilichen Leichenschauhaus“, aber über derartige naturwissenschaftliche Phänomene sollen sich andere Leute die Brägen martern. Jedenfalls eröffnet diese lütte Änderung der zombifizierten Virginia die Möglichkeit, Nina zu erschrecken. Okay, zunächst findet Nina nur Virginias blutbeflecktes Leichentuch und wirft dieses beherzt wieder durch die Tür auf den Korridor, doch die ehemalige Leichentuchträgerin (die irgendwann zwischen Obduktion und Mannequinbastlerassistentinnenerschrecken auch noch einen Dessous-Laden überfallen haben muss und sich mit neuer Unterwäsche eingedeckt hat) ist natürlich schon drin und jagt wenig später die schockierte Nina durch die Galerie der halbfertigen Schaufensterpuppen, weil sie völlig uncharmant, nichtsdestotrotz in grimmiger Entschlossenheit, Ninas Blut zu schlürfen beabsichtigt. Im Rahmen einer kleineren handgreiflichen Auseinandersetzung schleudert Nina eine Öllampe o.ä. zu Boden und macht dabei die erfreuliche, im weiteren Filmverlauf allerdings sträflich ignorierte Feststellung, dass die von den Templern zombifizierten (übrigens bleibt auch offen, ob die Zombifizierung eine ständige Folge des Templerbisses ist oder nur in bestimmten, dramaturgisch notwendigen Fällen erfolgt) Personen auf offenes Feuer ausgesprochen algerisch, äh, allergisch reagieren. Und so geht sie dahin, die arme Virginia, was tricktechnisch durch eine Kombination von leidlich ansehnlichen „verbrennenden“ Prosthetics (für Close-ups der Beine) und liederlich über das ganz normale Bild der kreischenden Virginia aufkopierten (oder meinetwegen auch perspektivisch geschossenen, Details bitte ich bei Interesse selbst nachzuprüfen) gelöst wird und insgesamt nicht ganz den gewünschten professionellen Eindruck hinterlässt. Nina hat also ihre Begegnung der untoten Art erfolgreich überlebt und soll uns fürderhin nicht weiter interessieren.

Wichtiger ist nämlich, was Roger und Betty treiben. Die haben einen hilfsbereiten Flußschiffer aufgetrieben, der sie in die ungefähre Gegend des Schmugglerdorfs mitnimmt. Roger gibt sich eine satte halbe Stunde Zeit, den Rest des Weges (sind aber immerhin doch gut und gerne zehn Meter, was des Schiffers Anmerkung „ich fahr nicht weiter als bis hier“ zu einer recht zahnlosen Drohung werden lässt) zurückzulegen, sich zu Pedro durchzufragen und dem die relevanten Informationen aus dem Kreuz zu leiern (eine sehr optimistische Schätzung, möchte ich mal anmerken), wenn er dann nicht wieder zurück ist, sollen Betty und der Flußkapitän die Bullen einschalten.

Von den Konterbande über die Grenze schmuggelnden, äh, Schmugglern (übrigens eine recht lebendige dörfliche Gemeinschaft von Männern, Frauen und Kindern) wird der Fremde kritisch beäugt, aber man lässt sich tatsächlich dazu herab, Dorfhäuptling Pedro zu einer Audienz zu rufen, auch wenn das bedeutet, dass Pedro hierfür vorübergehend von seiner typisch-südländisch-eifersüchtigen Freundin Maria absteigen muss (was der natürlich nicht gefällt). Nachdem Roger anfängliches Mißtrauen durch Verweis auf seinen zivilen Architektenberuf ausgeräumt hat, kann man zur Sache bzw. zu den mysteriösen Vorfällen in Bessano kommen, von denen Pedro selbstverständlich keinen blassen Schimmer hat. Erst als Roger zur Sprache bringt, dass die Polizei die garstigen Bluttaten mit Freuden Pedro und seinen friedfertigen Kleiner-Grenzverkehr-Händlern in die Schuhe schiebt, erklärt sich Pedro bereit, mit Roger nach Bessano zu gehen und dort das Geheimnis zu lösen.

Warum Pedro für dieses Unterfangen seinen Besen Maria mitschleift, wird sein Geheimnis bleiben, ich schätze mal hauptsächlich deswegen, damit die Geschlechterrollen gleichmäßig verteilt sind, denn auch Roger hat seine Schnalle Betty dabei (dabei sind Frauen in solchen Situationen doch zu nichts nütze – seht Ihr nie Horrorfilme, Jungs?). In einem unerwarteten Anfall von Ratio schlägt Roger vor, man solle doch zusammenbleiben, Pedro allerdings, von dem ich stark annehme, dass er nur mit von der Partie ist, weil´s mit Betty von ihm noch keiner persönlichen Inaugenscheinnahme unterzogenes Frischfleisch gibt, gibt nichts auf lokalen Aberglauben und lädt Betty zu einem Nachtspaziergang ein. Maria köchelt erwartungsgemäß und macht sich aus plump-durchschauberen „wiedumirsoichdichauch“-Erwägungen an Roger ran, auch wenn Roger auf entsprechende Anfrage auskunftet, dass ihn mit Betty keine intime Beziehung verbindet. Wenn schon Pedro und Betty draußen rumgeistern, um sich umbringen zu lassen, hält Roger es nun doch für eine gute Idee, wenn er und Maria es ihnen gleich tun. Wenigstens ist dieses ungleiche Paar besser bewaffnet – Maria eignet sich Rogers zierlichen Damenrevolver an, er selbst verfügt über Pedros großen Schießprügel, denn der feurige Südländer verlässt sich auf die (vermutlich bei Untoten stark zu vernachlässigende) Wirkung seines nicht wirklich beeindruckenden Klappmessers.

Bekanntlich regt nichts die weibliche Romantik so stark an wie ein nächtlicher Spaziergang über einen unheimlichen Friedhof, auf dem frau untote Zombies vermutet. Pedro führt Betty jedenfalls zur Templerruhestätte, wo sie ihm zu verklickern versucht, dass er sein ganzes südländisches Temperament völlig verschwendet, weil sie nicht nur nix mit Roger hat, sondern überhaupt nicht auf Männer steht (welch Überraschung, she´s a dyke). Ebenso bekanntlich sieht ein feuriger Südländer fortgeschrittenes Lesbierinnentum allenfalls als Herausforderung für den machismo und schreitet zur gewaltsamen Tat. Anfängliche Gegenwehr wird durch ein paar saftige Ohrfeigen und konzentriertes Blusen- und BH-Zerreißen im Keim erstickt und schon kann Betty nur noch leidend stöhnen (oder stöhnend leiden).

Dieweil ist Maria bitter enttäuscht, dass Roger ihr nicht bei nächster sich bietender Gelegenheit die Klamotten vom Leib gerissen und sie zwangsbestiegen hat: „Du bist ein Gentleman, aber ich mag sie agressiver!“ Roger hat keine Lust auf eine Diskussion sadomasochistischer Beziehungen, sondern findet aus dramaturgisch völlig unerheblichen Gründen Virginias zweiten Schuh (was immer uns das auch sagen soll, schließlich wissen wir und auch Roger ja schon lange, dass Virginia sich hier aufhielt).

Nach überstandener Vergewaltigung knöpft sich Betty die Reste ihrer Bluse wieder zu und der irgendwie halbwegs zerknirschte Pedro bietet ihr eine Versöhnungszigarette abn die aber dankend abgelehnt wird (das wäre auch ein BISSCHEN billig, um sich aus einer Vergewaltigungsnummer zu stehlen). Der bereits bekannte unheilsverkündende Glockenschlag bimmelt und versetzt Betty, die eigentlich nicht wissen kann, was er bedeutet, in Beine-in-die-Hand-nehmende Panik. Da hätte sich Pedro besser ein Beispiel genommen, denn schon steigen die toten Templer wieder aus ihren Gräbern (und weil Armando de Ossorio ein ökonomisch denkender Filmemacher ist, verwendet er dafür exakt die gleichen Shots wie vorhin, nur dass er gelegentlich den verdutzte Blicke um sich werfenden Pedro mit seinem lächerlichen Taschenmesser dazwischenschneidet). Betty rennt in Maria und Roger. Roger, Herr der Lage, befiehlt den Schnepfen, sich im Gebäude einzuschließen und außer ihm keinen reinzulassen (was hat er nur gegen Pedro?). Mit dem Revolver in der Hand macht er sich auf die Suche nach dem Schmuggler, kann aber nur noch entsetzt beobachten, wie der von einer halben Dutzendschaft Tempelritter gebissen und ausgeschlürft wird. Dass Roger clevererweise mit blauen Bohnen um sich wirft, bringt, da die Templer bekanntlich schon tot sind, nicht mehr, als dass es die Aufmerksamkeit der untoten Blutsauger erweckt.

Roger geht stiften und die Templer rufen ihre sich erneut spontan materialisierenden Schlachtrösser zu Hilfe und reiten (in bewährt-surrealer Zeitlupe) hinterher (dat hättet ihr aber auch loofen könn´, so groß ist die Anlage nun auch wieder nicht). Roger klopft an die verrammelte Tür, hinter der sich das Weibsvolk verschanzt hat, muss aber erkennen, dass es eben nix bringt, Frauen aufs okkulte Schlachtfeld mitzubringen – Maria ist nämlich weniger an akuten Untotenproblematiken interessiert denn an Einzelheiten, was Betty wann, wie und warum mit Pedro getrieben hat und verweigert Roger die Aufnahme in die vermeintliche Sicherheit: „Ich mach nur für Pedro auf!“ Stupid chicks. Während Roger einlaßbegehrend sämtliche Stadien der Verzweiflung durchmacht, prügeln sich die dummen Hühner wie die Kesselflicker. Als Betty sich (ich erspare mir jetzt einen Kommentar, ob das ein Statement bezüglich ihres Lesbierinnentums ist) endlich durchsetzt, ist´s für Roger schon zu spät. Noch lebt der alte Holzmichel zwar, aber angenagt isser schon. Und die Urheber der blutenden Bißwunden folgen dem mit der Tür ins Haus fallenden Roger auch auf dem Fuße. Das ist doch mal ´ne Runde Gekreische seitens Marias her. Wir, die wir wissen, dass die Templer sich, being blind and stuff, akustisch orientieren, ahnen, dass lautstarkes Kreischen kontraproduktiv und von den leitenden Reichen (ich hab Euch gesagt, ich reite – harhar – diesen Gag konsequent zu Tode, bis er eine eben zu Tode gerittene Gagleiche ist) eher als Äquivalent eines beleuchteten Wegweisers verstanden wird. Immerhin bietet die Zeitspanne, in der Maria in die Enge getrieben und angeknabbert wird, dem sterbenden Roger Gelegenheit, die eben aufgestellte ergreifende Erkenntnis (Klappe halten, dann bessere Überlebenschance) Betty zu vermitteln. Ob des Heldentodes Rogers kann Betty sich ein Schluchzen nicht verkneifen, das die Toten hellhörig werden lässt. Geistesgegenwärtig stellt Betty jegliche akustische Aktivität ein, aber die Templer bleiben trotzdem auf sie gepolt – wie Betty entsetzt feststellt, können die momentan unberittenen Leichen ihren Herzschlag orten – ob´s was bringt, dass Betty ihren bebenden Busen in dämpfender Absicht mit ihren Händen bedeckt, wage ich aus rein anatomischer Sicht zu bezweifeln, aber es scheint zu funktionieren und bahnt ihr den Weg durch ein Spalier gebannt lauschender Leichen.

Sähe also prinzipiell gar nicht mal soo schlecht aus für unser final girl (eine Lesbe? Als Final Girl? Dat wär in Hollywood nich´ passiert), nur leider qualifiziert sich Betty (wie vorhin Virginia) als Ehrenblondine (endlich weiß ich, auf welcher Schule die beiden waren…), übersieht eine Stufe o.ä., schlägt lang und geräuschvoll hin und verknackst sich bei der Gelegenheit auch noch den Knöchel (uaah, wie dumm muss frau sein…). Nun sollte man meinen, eine ordentliche Schwadron reitender Leichen sollte einem fußbehinderten panischen Frauenzimmer rein mobilitäts- und geschwindigkeitstechnisch um einiges voraus sein, aber vermutlich ist die verdammte Zeitlupe Schuld daran, dass die Untotenbrigade trotz Bettys Schneckentempo keinen entscheidenden Raumgewinn verbuchen kann.

Und so kann Betty sich tatsächlich bis in Sichtweite der Bahnlinie schleppen, wo fahrplanmäßig (den hat Betty aber chic auswendig gelernt) auch gerade das Dampfross vorbeituckert. Der junge Lokführerlehrling lässt sich diesmal von seinem altersweisen Vorgesetzten nicht ins Bockshorn jagen, sondern feels heroic, bremst und schreitet zur Rettung. Unglückseligerweise stellt Betty, sobald der Jim-Knopf-Verschnitt sie auch nur anfasst, jegliche eigene Bemühungen um geographische Weiterentwicklung (sprich: Bewegung) ein (blöde Kuh), sondern lässt sich lieber vom Lokjunior schleppen (und so´n Frauenzimmer kann schon verdammt unhandlich werden). Was die Leichen bislang nicht geschafft haben, wird so ein Kinderspiel, nämlich das Einholen der Flüchtigen und als Zugabe gibt´s ein Buffet aller Blutgruppen und Rhesusfaktoren, alldieweil die Templer in aller Seelenruhe die Passagierwagen entern und ein zünftiges Massaker veranstalten (die beiden Lokführer ereilt ihr Schicksal natürlich auch), während Betty sich feige auf dem Tender verkriecht (alles deine Schuld, Mädel! In der Tat drängt das eine recht faszinierende Bewertung auf. Betty macht sich nämlich schon nach Virginias Verschwinden wegen der seinerzeitigen lesbischen Avancen Selbstvorwürfe. Wäre man nun böse und interpretiert das komplette Geschehen als direkte kausale Folge ihres damaligen gleichgeschlechtlichen Annäherungsversuchs, macht das den Film zum reinsten katholischen Propagandafilm gegen Schwule und Lesben. Think about it). Die Leichen metzeln lustig vor sich hin (wenngleich zumindest bei einem recht prominent ins Bild gesetzten Untoten offenbar die Zeit nicht reichte, das Leichen-Make-up fertig anzubringen, anstelle einer verwest-skelettierten Hand schwenkt der Kerl nämlich eine recht offenkundigen silbernen Handschuh durchs Bild) und wie von Geisterhand setzt sich der Zug wieder in Bewegung (würde mich schon mal interessieren, wer von den untoten Templern in den vergangenen Jahrhunderten in seiner Freizeit den Lokführerschein gemacht hat).

Ergo trudelt der Zug mit leichter Verspätung und ungeführt am Zielbahnhof ein, wo er schon von diversen Passagieren für die Retour- oder Weiter-Strecke ungeduldig erwartet wird. Wenigstens bremst sich der Zug nicht von selbst (sondern der Bahnhofsvorsteher muss auf die Lok hüpfen. Die Abwesenheit von zugführendem oder -begleitendem Personal wird aber wohl von allen Beteiligten als gottgegeben hingenommen, jedenfalls verliert niemand drüber ein Wort). Im Tender versteckt entdeckt der Bahnhofsvorstehhund Betty, deren Haare – oh schreck – plötzlich ergraut sind und die einen ziemlich geistesabwesend-wahnsinnigen Eindruck macht. Nichtsdestoweniger begeben sich die neuen Passagiere an Bord und schrei-kreisch-terror, entdecken die schöne Bescherung (wir dürfen´s allerdings nicht sehen). Betty schreit mit (wo sie schon mal da ist), eine Krallenhand schiebt sich ins Bild (was die beiden auch schon im Vorspann eingefiedelten Shots wären) und damit endet der Film doch ziemlich unhappy.

Betrachtet man die Reitenden Leichen bzw. in diesem Fall ausschließlich deren ersten Filmauftritt, wird in der Tat klar, dass de Ossorios Horrorstück qualitativ Lichtjahre über dem steht, was die spanischen Filmschmieden um diese Zeit gewohnheitsmäßig auf die Leinwände der Welt zauberten (mir wird z.B. trotz des – allerdings nicht unbedingt der filmischen Qualität der Werke geschuldeten – immensen Unterhaltungswert der Paul-Naschy-spielt-sich-in-lausiger-Maske-den-Wolf-Klopper nie klar werden, wie der spanische Kulthorrorstar eine mittlerweile vier Dekaden umfassende Karriere als Horrorikone durchhalten konnte, wenn man sich den Schmarrn, der so entstand, exemplarisch ansieht). Die schaurige Mär um die untoten Tempelritter hat in der Tat, verglichen mit zeitgenössischen Konkurrenzprodukten, ihre Reize, aber in den Rang eines unsterblichen Genreklassikers muss man den Streifen dann doch nicht erheben (was aber zumindest innerhalb dieses Reviews niemand vor hat).

Denn obschon der Film, wie noch zu ergründen sein wird, mit erstaunlicher handwerklicher Sorgfalt und zumindest aus heutiger Sicht unerwarterter Seriösität zelebriert wird, so teilt er mit seinen Zeitgenossen doch auch einige Schwächen.

Beginnen wir, wie gewohnt, mit dem Drehbuch und wenden uns zunächst mal der Prämisse zu. Die „reitenden Leichen“ sind zweifellos auf den ersten Blick ein vergleichsweise originelles Konzept (besonders, wie gesagt, in der nicht gerade vor inspirierten Momenten triefenden Geschichte des mediterranen Horrorkintopps), bei näherem Hinsehen fällt allerdings dann doch auf, dass die ach-so-neuartigen Filmmonster letztlich nicht mehr als eine Kombination von Zombies und Vampiren sind, denen man das Gimmick der Blindheit und akustischen Orientierung verpaßt hat. Als Genrefan, der über den bloßen Blutgehalt der konsumierten Filme hinaussehen kann, fragt man sich dann doch schon relativ verzweifelt, ob der Horrorfilm damals (wie heute) wirklich so einfallslos war, dass man diese bescheidene Neuerung (und den okkulten Hintergrund) als tatsächliche Innovation ausmachen durfte. Sei´s drum, man ist (ebenfalls damals wie heute) ja für jeden Funken Originalität dankbar und in der Tat ermöglicht das Konzept (was weiter unten noch auszuführen ist) theoretisch so den ein oder anderen Kniff. Die Story selbst ist wie üblich im 70er-Jahre-Horrorfilm nicht wirklich der Rede wert – der pseudohistorische Aufhänger um die angeblich satanistischen Umtriebe der Templer erfreut höchstens die vatikanischen Archivare, das eigentliche „meat“ der Geschichte ist, auf das Grundsätzliche destilliert, letztlich nicht mehr als eine handelsübliche „haunted-house“-Nummer, nur, dass das „Haus“ halt die Klosterruine und die „Geister“ halt die untoten Templerzombies sind. Alles andere, was der Film an Subplots (hüstel) und Verzweigungen auffährt, sind schlicht dem Aspekt des Zeittotschlagens geschuldete Nebenkriegsschauplätze ohne gesteigerte Bedeutun (damit meine ich den Subplot um die zombifizierte Virginia, der sich mit seiner Protagonistin buchstäblich in Rauch auflöst; gleiches gilt für den recht hanebüchen eingeführten Nebenplot um Pedro Cantell und seine Schmuggler, der letztlich zu nichts anderes nütze ist als im Finale zwei zusätzliche Opferlämmer am Start zu haben). Das Script ist, wie man im Englischen so schön sagen würde, „all over the place“ und verschenkt durch seine bedeutungslosen Eskapaden (zu denen auch Rogers und Bettys erster Trip nach Bessano gehört) eine straffere und spannendere Inszenierung (wobei die eigentliche zentrale Geschichte halt keinen abendfüllenden Film hergibt, da die beiden Auftritte der Templer insgesamt maximal 15 Minuten dauern. Fehlt zu einem Spielfilm, den man guten Gewissens ins Kino bringen kann, halt doch einiges und das kann man halt nicht nur durch bloßes Set-up bewerkstelligen, insofern gewisses Verständnis für die Nöte eines Filmemachers, der auch sein eigener Autor ist und außer einer verhältnismäßig guten Idee nicht sooo viel auf der Pfanne hat).

Neben diesen eher grundsätzlichen Erwägungen tun sich wenig überraschenderweise auch die obligatorischen Plotholes auf – deren augenfälligstes ist sicher die Frage, woher zum Geier die reitenden Leichen ihre reitbaren Untersätze hernehmen (die Gäule materialisieren sich ja offensichtlich aus thin air. Papa Satan scheint ´nen ordentlichen Reitstall zu haben und ausgesprochen kurze Bearbeitungsfristen für Beschaffungsanträge). Ebenfalls unter „hm, das fällt sogar beim unkonzentrierten Ankucken auf“ einzuordnen: Bessano und Umgebung sind angeblich verwunschenes Gebiet und menschenleer, dennoch ist Nina schlappe sieben Kilometer von dort entfernt geboren und einen Hügel weiter hat Pedro sein auch nicht gerade verwaistes Hauptquartier aufgeschlagen. Auch nicht endgültig geklärt wird, ob die Templer nun prinzipiell „ansteckend“ sind oder nur unter gewissen Umständen (ersterer Fall, der wohl von den meisten Rezensenten unterstellt wird, obwohl sich anhand des Filmmaterials keine endgültige Klärung möglich ist, würde das „unhappy end“ noch entschieden „more unhappy“ machen. Wäre dann schon Tanz der Vampire-mäßig). Rätselhaft auch das Auftreten der portugiesischen Polizisten, die die für Gesetzeshüter komische Eigenschaft haben, sich gern in den Schatten zu verstecken und im dramaturgisch angemessenen Zeitpunkt zu erscheinen (woher sie z.B. wissen, dass Roger und Betty Professor Cantells Hilfe suchen, ist mir ebenso schleierhaft wie die Frage, warum sie Virginias Sachen im Kloster unberührt lassen, um Roger und Betty besser erschrecken zu können). In die Schublade „möglicher Synchro-Goof“ lässt sich dagegen die spontane Ortsverlegung von Bettys Mannequinwerkstatt einsortieren.

Die Charaktere sind durchschnittliche Vertreter des zeitgenössischen Genrekinos. Roger ist der eher inkompetente Held, der nicht wirklich zur Rettung der Lage beitragen kann, sondern eher hilflos durchs Geschehen stolpert (vgl. z.B. auch The Vampire´s Night Orgy, wo der Protagonist, der dem dort vampirischen Treiben ebenfalls eher rat- und erfolglos gegenübersteht, allerdings wenigstens mit heiler Haut davon kommt), rein bedeutungstechnisch der weiblichen Protagonistin klar unterlegen ist und ganz allgemein nicht den übermäßig sympathisch-heroischen Eindruck erweckt. Betty ist da schon eher ungewöhnlich, alldieweil die Wahl, eine offensichtliche (naja) Lesbe in den Mittelpunkt des Films zu stellen, sowohl für 1971 als auch für Spanien doch relativ heikel bis gewagt erscheint (ich lasse aber aus oben bereits geschilderten gesellschaftlichen-religiösen Erwägungen offen, ob die Tatsache, dass der Film, was für 1971 ebenfalls recht „erfrischend“ ist, ein düsteres Ende aufweist, möglicherweise letztlich den gesamten Bodycount kausal auf Bettys sexuelle Präferenzen zurückführt und dadurch gewisse moralische Implikationen ermöglicht; interessant ist auch die Feststellung, dass Betty erstens Lesbe und zweitens erfolgreiche Geschäftsfrau ist. Spricht da doch gekränkter iberischer Männerstolz, wenn selbstbewußte Powerfrauen quasi automatisch ins lesbische Lager gedrängt werden?). Virginias Charakter (soweit noch lebendig) hat, schätze ich, vor allem in der Rückschau aus dem frühen 21. Jahrhundert in die graue Vorzeti der early 70´s das Problem, dass man ihre Hysterie bezüglich Bettys lesbischer Avancen, die letztlich das ganze Schlamassel auslöst, kaum mehr ernst nehmen kann (in einem streng katholisch-konservativ-rückständigen Spanien von 1971 hat das sicher eher funktioniert als in einem freidenkenden Jahr 2004). Pedro und Maria, die´s, wie wir ein paar Absätze weiter oben festgestellt haben, nur braucht, damit die Untoten im Finale ordentlich was zu Futtern vor die Kauleisten bekommen, sind quintessentielle Klischeekameraden (der vor Libido nur so platzende Pedro, der eine Lesbe nur als Herausforderung sieht; die stets eifersüchtige feure Latino-Braut Maria, die in jeder anderen Frau eine Rivalin und in jedem freilaufenden Kerl einen potentiellen Liebhaber sieht). Mein Lieblingscharakter ist, wie könnte es anders sein, der Gerichtsmediziner-Assi/Leichenschauhaus-Hausmeister mit dem Faible für morbide Gags – keine drei Worte Dialog, aber maximale Wirkung…

Was die handwerklich-technische Seite angeht, muss man de Ossorio (der sich mit den Selbstplagiaten/Sequels problemlos selber verheizte) eine solide Leistung bescheinigen. Der Regisseur und seine Crew erfinden auch von dieser Warte aus betrachtet das Genre nicht neu, liefern aber ordentlich-ansehbares ab. Offenkundig technische Goofs sind, abgesehen vom deutlich zu erkennenden Requisit für die noch zu erwähnende singuläre echte Splatterszene, dem nicht wirklich überzeugenden Flammen-„Effekt“ für Virginias Verbrennung und dem kleinen Kostüm-Goof im finalen Zugmassaker, nicht zu bemerken. Obwohl der monetäre Aufwand sicherlich überschaubar war (schließlich benutzt der Film keinerlei aufwendigen Sets), wirkt der Streifen dank routinierter Kameraarbeit recht „kinematisch“. Seine Horrorgestalten setzt de Ossorio recht wirksam in Szene – obwohl die reitenden Leichen, wenn sie nicht gerade ihre Klepper unter den Knochenhintern haben, zu der Sorte Horrormonster gehören, die aufgrund ihrer eingeschränkten Geschwindigkeit nicht gerade so wirken, als könne man ihnen unmöglich entkommen, wenn man einen lockeren Trab anschlägt, strahlen sie dank recht schlichter, aber durchaus effektiver Masken eine dämonische Bedrohung aus und der filmische Kunstgriff, sie „on horseback“ in Slow-Motion agieren zu lassen, verdient Anerkennung, alldieweil die Untoten auf galoppierenden Pferden so geschickt gleichzeitig dynamische Gefährlichkeit als auch surreale Unwirklichkeit ausstrahlen. Ein sehr minimalistischer, „eerie“ Score von Anton Garcia Abril, der so manchem späteren Film die Idee vorwegnimmt, seine höllischen Monster von kirchenchorartigen sakralen Klängen anzukündigen, unterstützt die in seinen besten Momenten durchaus unheimliche Atmosphäre des Films. An dieser Stelle möchte ich durchaus auch noch mal auf die ungewöhnliche Maßnahme hinweisen, eine satte Viertelstunde (namentlich die Attacke der Templer auf Virginia) ohne jeglichen Dialog zu absolvieren. Verfehlt nicht seine Wirkung! Nicht ganz das Optimum macht de Ossorio aus der Idee der akustischen „Ortung“ der Templer – in der Szene, in der die Templer Betty aufs Korn nehmen (und sich schließlich sogar peilungstechnisch auf ihren Herzschlag einschießen), funktioniert das wunderbar und sorgt für echte Suspense – leider agieren die Templer davor und danach relativ beliebig, da hätte man mehr rausholen können, sach ich mal.

Bei einem Horrorfilm natürlich immer ein Thema – Härtegehalt und Qualität der entsprechenden Effekte. Nun, es hat sich sicher schon aus der obigen Zusammenfassung (äh) ergeben, eine Splattergranate ist der Film nicht. Seinen einzigen echten Splattereffekt lässt der Streifen bereits in seiner Pre-Title-Sequenz los und obwohl unsereins aus heutiger Sicht den Trick als solchen mühelos durchschaut, so ist der Effekt (das Hacken in die nackte Frauenbrust) doch ziemlich derb. Es ist dies allerdings, wie erwähnt, der einzige krudere Effekt – der Rest des Horrorgehalts ergibt sich durch die „Bisse“ der Templer, die filmisch nicht besonders explizit dargestellt werden; das Massaker im Zug äußert sich, rein FX-technisch gesehen, durch einen (in Worten: einen) Blutspritzer quer durchs Bild (ohne irgendwelche Körperpenetration, versteht sich). Für 1971 und ein Publikum, das noch keine wirklichen Blutschmoddereien gewohnt war, sicher relativ „blutig“, schlapp 33 Jahre später aber vergleichsweise „tame“ – wäre die Anfangsszene mit der geschlitzten Brust nicht, würde ich den Film guten Gewissens ab 16 freigeben (wo wir schon mal dabei sind, in Sachen Nudity ist der Streifen auch noch verhältnismäßig zurückhaltend. Da fuhren die Italiener in ihren Giallos schon ganz andere Kaliber auf).

Darstellerisch ist bei einem spanischen Horrorfilm von 1971 nicht wirklich die erste Garde europäischer Topschauspieler zu erwarten. Lone Fleming (Where Time Began) erledigt ihre Aufgabe als Betty relativ souverän (im Kontext eines Low-Budget-Horrorfilms aus Spanien, wohlgemerkt), einzig ihre „Ohnmacht“ angesichts Virginias Leiche hätte man sicher überzeugender spielen können. Cesar Burner (Roger) punktet schon mal damit, im Gegensatz zu vielen seiner zeitgenössischen Genrekollegen keine eklige Gesichtsbehaarung spazieren zu tragen, hätte aber durchaus mal ein Sportstudio von innen besuchen können (zum Glück hält er seinen Schmerbauch, äh, gestählten Adoniskörper, nur kurz in der Poolszene vor die Kamera) und wird, wie üblich in solchen Filmen, rein darstellerisch schon allein von der typisch lustlosen englischen Synchronisation k.o. Geschlagen. Elena Arpon (Virginia) sieht ziemlich schnucklig aus (ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Rollen von Betty und Virginia vertauscht gewesen wären) und zieht sich auch (beschränkt durch den nicht sehr glaubwürdigen Charakter) recht gut aus der Affäre. Die restlichen Akteure haben kaum Gelegenheit, sich gesteigert auszuzeichnen (aber auch nicht zu nerven, wobei xxx xxxs Klischee-Pedro nahe daran ist).

Wie erwähnt liegt mir zur Begutachtung die holländische DVD von „Extreme“ vor, die im Gegensatz zur Cover-Angabe keinen 16:9-Transfer, sondern einen solchen im 4:3-Vollbild beinhaltet (bitte jetzt zu verzeihen, dass ich nicht verifizieren kann, ob 1.33:1 eventuell das Original-Ratio darstellt. Kam mir jedenfalls, auch anhand der Vorspann-Angaben, nicht so vor, als ob Bildinformationen fehlen würden, eher wirkt das Bild auf dem PC leicht windowboxed). Mir deucht, dass „Extreme“ seinen Transfer aus einigen unterschiedlichen Quellen zusammengebaut hat (oder der Publisher, von dem Extreme den Transfer übernommen hat), denn die Bildqualität ist doch schwankend. Während ich bei einigen Szenen (sogar den meisten) beinahe in helle Jubelschreie der Begeisterung ausbrach, weil das Bild so sagenhaft gut ist, sind manch andere Stellen deutlich grobkörniger und unschärfer (es handelt sich dabei aber nicht um die „Horrorszenen“, was hätte darauf schliessen lassen, dass einstmals gekürzte Stellen mit schlechterer Qualität eingefügt wurden). Insgesamt verdient sich der Transfer jedenfalls ein „solide bis gut“ – leichte Verschmutzungen sind zu verzeichnen (in den gröberen, unschärferen Elementen gibt´s mehr solche Artefakte als in den feinen, scharfen Teilen), die Kompression ist unauffällig, der Kontrast zumeist recht gut, in der zweiten großen Nachtszene gen Filmende allerdings verbesserungsfähig. An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass die DVD mit dem Vermerk „uncut and uncensored“ beworben wird, ich an dieser Stelle aber nicht meine Hand dafür ins Feuer lege, dass diese 85-minütige Fassung tatsächlich 100pro ankatt ist. Consult the OFDB.

In Sachen Ton gibt´s ausschließlich die wie schon angedeutet nicht gerade hochgradig motivierte englische Synchronfassung in Dolby Digital 2.0. Die Tonspur ist recht anhörbar ausgefallen, kommt mit minimalem Rauschen aus und bietet gute Sprachqualität. Die Musik ist nicht ganz so klar, sondern ein wenig breiiger, aber dennoch noch gut verträglich.

Ich weiß nicht, ob ich nur die falschen holländischen DVDs besitze oder die Käseroller zu diesem Medium ein grundlegend anderes Verhältnis haben, jedenfalls glänzen alle drei NL-DVDs, die sich in meiner trauten Hütte befinden, durch vollständige Abwesenheit von Extras. Außer einer Kapitelauswahl und den zuschaltbaren holländischen Untertiteln beinhaltet dieser Release unter dem Titel Tombs of the Blind Dead sprichwörtlich nichs (dafür allerdings gibt´s recht ausführliche, wenngleich in niederländischer Sprache verfaßte Liner Notes). Angesichts der Tatsache, dass ich für diese Fassung inklusive Versand aus Holland zehn lumpige Euros hingelegt habe, kann ich das aber gut verschmerzen.

Fazit: Tombs of the Blind Dead aka Die Nacht der reitenden Leichen ist kein großer Genreklassiker, den man in einem Atemzug mit Night of the Living Dead nennen müsste, aber auch 33 Jahre nach seiner Entstehung immer noch ein ziemlich unterhaltsamer kleiner Horrorreißer mit einigen effektiven Stellen, einer etwas orientierungslosen Handlung, einer angenehm düsteren Atmosphäre und der ein oder anderen nicht unpfiffigen Idee. Nichts für die Freunde straff inszenierten Grusels oder ultrablutigen Gemetzels, aber als „Zwitter“ zwischen klassischem gothischen Gruselfilm und „härterem“ Horror – und natürlich vor allem im Vergleich zu dem, was Spaniens Genrekino davor und danach auf uns hetzte – eine durchaus ansehnliche Sache. In jede vernünftige 70er-Eurohorror-Sammlung gehört der Film allemal. Ich jedenfalls freue mich über den Neuzugang in meinem DVD-Regal…

(c) 2007 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments