Die Macht der Ninja II

 
  • Deutscher Titel: Die Macht der Ninja II
  • Original-Titel: Double Edge
  • Alternative Titel: Ninja's Force II |
  • Regie: John Lloyd
  • Land: USA/Hongkong/Philippinen
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Mark Quinn (Romano Kristoff)
    Sly (Jim Gaines)
    N.A. James Moss
    N.A. Tony East
    N.A. Don Anderson
    N.A. Robert Mason
    N.A. Jerry Bayron
    N.A. Ken Watanabe


Vorwort

Abt. Everything´s better with Ninjas Reloaded

Vor einiger Zeit amüsierten wir uns an dieser Stelle ja herzlich über den jüngst von EuroVideo in einer ziemlich (angebracht) grottigen DVD veröffentlichten Schwurbel Die Macht der Ninja (alias Ninja´s Force).

Wider Erwarten kennt selbst Euer Lieblingsdoc nicht JEDEN Film, der irgendwann in den 80er Jahren auf unschuldige Videothekenkunden losgelassen wurde, und so war ich doch ziemlich erschüttert, dass der Streifen bei seiner damaligen Videoauswertung offenbar erfolgreich genug war, um ein mehr oder weniger cleveres Label dazu zu ermutigen, einen weiteren Güllefilm mit Romano Kristoff anzukaufen, selbigen Die Macht der Ninja Teil 2 zu nennen (selbstverständlich ungeachtet der Tatsache, dass die Filme miteinander ungefähr so viel zu tun haben wie Star Wars und Star Trek) und als „Fortsetzung des Video-Grosserfolgs“ (Zitat Cassettenschachtel) zu verhökern.

Dieser Umstand wäre vermutlich auch weiterhin von mir in süsser Ignoranz, äh, ignoriert worden, doch da hatte ich die Rechnung mal wieder ohne einen meiner selbstlosen Leser gemacht, der im Besitz der Originalcassette aus dem Haus „Condor Video“ (eins der zahlreichen Unterlabel von Starlight/Highlight/Pacific/New Vision/Weiß-der-Geier) ist und das Angebot unterbreitete, mir selbiges leihweise zur Verfügung zu stellen. Wo Ninjas drin sind, muss der Doc bekanntlich nicht lange überredet werden (an dieser Stelle Dank an Crassus! Du bekommst die Tapes vielleicht sogar irgendwann wieder :-)).

Dann wollen wir mal sehen, ob sich Superninja Romano Kristoff auch in diesem Film wieder in Frauenkleider schmeißt…


Inhalt

Zunächst mal finden wir uns aber in den 60er Jahren wieder, und zwar an einer Kfz-Reparaturwerkstatt, wo der örtliche Werkzeugschwinger sein kleines Söhnchen Mark damit drangsaliert, dem lieben Papa doch einen 15er-Schraubenschlüssel zu holen (hat der ein Glück, dass der besonders kfz-technisch völlig unbeleckte Doc nicht sein Filius ist. Ich würde dem Kerl wahrscheinlich glatt ´nen Hammer o.ä. bringen). Es kann der Frömmste nicht in Frieden schrauben, wenn es Mr. Evil nicht gefällt. Mr. Evil heißt in diesem Falle Jack Maraccio, ist ein vollbärtiger Anzugträger, und erscheint, um die fristgemäße Rückzahlung eines zinsgünstig überlassenen Darlehens einzufordern (seh ich das richtig? Bedroht Maraccio seinen Schuldner mit einem ZIPPO? Was für ein Teufel!), was seitens des Autobastlers leider nicht umgesetzt werden kann. Dem Ansinnen des Kreditnehmers nach Darlehensverlängerung um vierzehn Tage steht Maraccio nun wiederum eher ablehnend gegenüber, und, wie wir alle aus zähen Verhandlungen mit unseren Kreditsachbearbeitern beim Finanzinstitut unseres Misstrauens (wenn ich schon am Grüßen bin – ich grüße ausdrücklich NICHT die Dresdner Bank), ist´s allemal praktischer, den Schuldner an Ort und Stelle mit der Tommy Gun über den Haufen zu ballern anstatt dem noch ein paar Tage zur Rückzahlung der Schulden (oder gar eine Umschuldung) anzudienen (das begreif ich an diesen Kredithaien nie – was haben sie davon, rein finanziell, wenn sie ihre Schuldner umbringen? Bringt das denen ihr Geld zurück [ok, wenn sie sich die Lebensversicherungen haben umschreiben lassen, vielleicht]? ´nen Finger abschneiden o.ä. würd ich ja noch einsehen, das motiviert irgendwo, aber umbringen… kann man die Moneten gleich abschreiben). Weil Maraccio grad dabei ist und noch ein paar Kugeln im Magazin übrig hat, exekutiert er gleich mal noch Marks Mutter, während der Steppke ein dummes Gesicht macht (die Sache ist relativ blutig, aber nicht explizit geraten). Na, wenn sich Maraccio da nicht ´nen Freund für´s Leben gemacht hat (und warum er die Olle nun auch noch über´n Jordan geschickt hat, ist ´ne wetiere Frage… theoretisch hätte er ja sich noch an SIE halten können, was die Geldschulden angeht, aber nu ist ja total sense. Na ja, vielleicht hat sein Steuerberater ihm auch erzählt, dass er dringend noch seinen Gewinn mindern muss).

Okay, alles klar, Plot Nr. 12b, „ich räche die Mörder meiner Eltern“. Wieso hab ich das Gefühl, dass Batman Begins diesen Film soooo rippen wird?

Jetzt kommt der Vorspann und danach ist´s glatte 20 Jahre später. Ein Trio Tunichtgute, erkennbar an bösen T-Shirts und dämonisch getragenen Stirnbändern, zieht sich unangemessene Mengen an Koks durch die Nase, greift dann zu den Maschinenpistolen und schwingt sich auf die Motorräder. Durchgeknallte Rocker im Drogenrausch, die führen sicher nichts gutes im Schilde. Tun sie auch nicht, allerdings wollen sie nicht den Dritten Weltkrieg starten oder wenigstens ein Mädchenpensionat abfackeln, sie begnügen sich mit einer (ziemlich cardboard-mäßig aussehenden, wenn man mich fragt) drittklassigen Tankstelle. Deren Eigner schwant fürchterbares, er ruft gleich mal prophylaktisch die Bullen und meldet ´nen Überfall, noch ehe die Übeltuer überhaupt einen Piep gesagt haben. Aber er tut recht daran. Das Triumvirat tankender Klientel (offenbar Daddy mit Sohn und Tochter, jeweils im heiratsfähigen Alter) wird von den Fieslingen aufs Korn genommen. Daddy, der Tapferkeit und Familiensinn anscheinend in der anderen Hemdtasche vergessen hat, versucht zu fliehen und wird von den heimtückischen Verbrechern in den Rücken geschossen. Der einzige Weiße unter den drei Fiesos schnappt sich das Girl und schreitet zur zünftigen Vergewaltigung, während die beiden Black Guys a) den Sohnemann (oder Boyfriend der Vergewaltigten, so ganz durchschaubar ist das nicht) ärgert bzw. b) den Tankenbesitzer heimsuchen und erschießen. Dieweil hat der Notruf unseren Superbullen erreicht – Mark Quinn, selbstlatürnich die herangewachsene Ausgabe des Kurzen aus dem Prolog und SO cool, dass er seine pechschwarze Sonnenbrille auch bei finsterster Nacht (und am Steuer seiner Dienstkalesche) trägt. Ich bin sicher, der Mann pinkelt Eiswürfel.

Der Vergewaltiger ist sichtlich ein humorloser Knochen – das geschändete Frauchen heult, irgendwo verständlich, nämlich postkoital Krokodilstränen. „Ich mag keine heulenden Weiber“, stellt der Bösmann fest und löst das Problem akustischer Belästigung durch Schniefen und Weinen durch eine MP-Salve. That´s kinda rough. Mittlerweile ist Mark eingetroffen und liefert sich mit den Schraten einen mittelmäßig bis gar nicht interessanten Shoot-out und legt zwei der bösen Burschen um. Der dritte (der Tankenbesitzerexekutor) beansprucht persönlichen Service („komm rein und hol mich“), aber da kommt er bei Dirty Mark natürlich an den genau richtigen. Sicherlich in Übereinstimmung mit sämtlichen polizeilichen Dienstvorschriften verschüttet Mark einen Kanister Benzin, entzündet aus sicherer Entfernung die schöne Bescherung und kuckt mit einem befriedigten „Sie haben das Recht zu schweigen“ auf den Lippen zu, wie sich die Tankstelle in ihre Atome auflöst (Kollateralschaden wie der Junge, der nach meinem Kenntnisstand, es sei denn, die deutschen Bearbeiter haben da was rausgeschnippelt, eigentlich noch am Leben war, jetzt aber die Engel singen hören dürfte, nimmt er in Kauf. That man is tougher than leather).

Angesichts der eher rüden Methoden entwickele ich gewisses Verständnis, dass sein Vorgesetzter, Captain Donahue, rumtobt und hüpft als sei er sein Amtskollege Captain Trunk, der sich mit Sledge Hammer wegen dessen unangemessener Gewaltausübung anlegt. Mark nimmt sich einiges raus und brüllt zurück: „Da draußen gibt´s nur zwei Möglichkeiten: du kriegst sie oder sie kriegen dich!“ Ob man mit der Einstellung 1A-Polizistenmaterial ist, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls ist Mark ob der seiner Ansicht nach ungerechtfertigten Maßregelung angepisst genug, um sich von seinem Freund & Kollegen Jim (nachdem er auf dem Schießstand ein paar Zielscheiben akkurate Kopfschüsse verpasst hat) auf ein paar Bier und ein paar Bräute einladen zu lassen (unsteten Lebenswandel führt der Herr also auch noch). Damit wir aber Dirty-Harry-Klischee Nr. 4711 nicht auslassen, muss Jim den benötigten Allohol erst noch in einem Convenience Store einkaufen, und, als hätte ich´s nicht geahnt, er entscheidet sich justament für einen, in dem gerade zewi Latinos einen kleinen schwer bewaffneten Raubüberfall durchziehen.

Dieser Raubüberfall ist schon lustig genug – die Gangster möchten nämlich, kann man aus ihrer Sicht ja durchaus verstehen, auch den Inhalt der gerade nicht in Betrieb befindlichen Kassen mitnehmen (hm, also bei Lidl werden Kassen, die ausser Betrieb genommen werden, sofort geleert. Ist in Amiland vielleicht anders…). „Den Schlüssel hat der Manager“, fiept die eingeschüchterte Kassiererin. Die Räuber machen einen irgendwie offiziell aussehenden Typen mit blauem Hemd und Krawatte als potentiell in filialleitender Tätigkeit anwesenden Kandidaten aus: „Bist du der Manager?“ Die Antwort muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Nein, ich bin der Geschäftsführer!“ Würde mir bitte jemand die Tischplatte über den Schäd- BOOIN-K-K – danke, das hab ich gebraucht. Geschfü oder Manager, er hat die Schlüssel…

Okay, Jim entert also nichtsahnend den Laden und hat sofort ´ne Wumme im Kreuz, die Tatsache, dass er zur Gesetzeshütertruppe gehört, erhöht seine Popularität bei den Gaunern natürlich nicht wesentlich, immerhin verzichten die kriminellen lemente gnädig darauf, ihn sofort umzubringen. Mark hockt dieweil wartend im Auto, bis es ihm zu lange dauert und er eine Inspektionstour in Angriff nimmt. Sein Ruf eilt ihm ersichtlich voraus, denn der Fluchtwagenfahrer der Gangster tritt, kaum wird er seiner angesichtig, beherzt aufs Gas: „Schon wieder der verrückte Bulle!“ (Das ist ja wirklich wie bei Sledge Hammer).

Im Laden wird Jim (ich hatte glatt vergessen zu erwähnen – der Typ sieht aus wie ´ne Mischung aus Frank Zappa und dem Biker der Village People und schreit daher förmlich „castet mich als Bullen“) ein wenig verdroschen, doch da – ein Ninja teleportiert sich herbei und fröhlich durch die Gegend, was in der Tat die Aufmerksamkeit der Kriminellen erweckt. Natürlich sind zwei lächerliche Latino-Witzfiguren keine wirklichen Gegner für einen Ninja – relativ unproblematisch rammt der Schwarzkittel daher sein Schwert in die Kehle des einen und erlegt den anderen per Schwertstreich in den Rücken (eh, das mag ja jetzt wieder nur meine liberale Ader sein, aber ist das nicht ein klitzekleines bisschen überreagiert? Die Jungs haben ja niemandem ein Haar gekrümmt, mit Ausnahme von Jim, aber Bullenklatschen ist doch eigentlich eher als Sport denn als Verbrechen zu betrachten, ähem)… Jim jedenfalls möchte den maskierten Rächer gerne zwecks ein paar tiefergehender Fragen aufhalten, doch der Ninja beamt sich weg. Vor der Ladentür hockt Mark und mimt eher unüberzeugend (zumindest für unsereins) die „mir-hat-jemand-was-auf-den-Kopf-gehauen-und-ich-komm-grad-wieder-zu-mir“-Tour. Jim findet ein Ninja-Emblem und geht mit selbigem und seinem Bericht bei Captain Donahue hausieren.

Der hält die Geschichte um schwertschwingende Ninja-Vigilaten begreiflicherweise für höheren Lötzinn („Was kommt als nächstes? Rambo massakriert die Kundschaft bei McDonalds und wird von Superman bestraft?“). Jim insistiert auf seiner These: „Er trug das gleiche Kostüm wie Lee van Cleef in dieser Fernsehserie!“ (NEEEIN, warum muss mich der Idiot jetzt an Ninja Master erinnern? Masochisten, die sich an die auf Pro7 ausgestrahlte Schotter-Serie nicht erinnern, finden zwei Klicks von hier ein Review…). Das überzeugt Donahue nicht wirklich, schon eher der japanische Laborant, der begeistert vorträgt, dass die tödlichen Verletzungen der Niedergestreckten durch eine zwar neue, aber nach uraltem japanischen Ninja-Rezept hergestellte Waffe verursacht wurden (schon schick, dass die Cops zufällig einen Experten für Ninja-Waffen im Labor haben). Außerdem identifiziert der Japaner das Emblem als Abzeichen des Igo-Ninja-Clans, was uns für den Film nicht wirklich entscheidend weiterbringt.

Wenig später, Alltag auf´m Revier. Ein des Einbruchs tatverdächtiger Hysteriker (der irgendwie aussieht wie eine jugendliche Ausgabe von Vincent Schiavelli mit ein paar nervösen Ticks) wird zwecks Verhör angeliefert. Der Typ – Carlos heißt er – mag aber nicht verhört werden, sondern heim zu seiner kranken Frau, die dringend Medikamente braucht (das klingt zumindest nach einem praktikablen Motiv für einen Einbruch, und in der Tat ist er sogar bereit, alles zu gestehen, wenn man ihn dafür gehen lässt. Hm, das mit dem Rechtssystem hat der noch nicht so ganz begrifen). Jim versucht die verständnisvolle Tour, aber bei der Visage würde * ich * die ihm auch nicht abkaufen. Der Verdächtige schmeisst sich daher an einen schwarzen (read: unfähigen, schließlich wollen wir keine B-Movie-Klischees brechen) Officer, entwendet dessen Dienstwaffe und nimmt den Unglückswurm auch noch als Geisel. Jetzt kann nur noch Mark helfen, der behutsam auf den potentiellen Amokläufer einquasselt. „Du stehst nur unter Verdacht“, erklärt er, „aber nur ein Gericht kann dich freisprechen, nicht wir!“ (Hm, und soeben hat Mark im Alleingang das komplette Prinzip der Strafverfolgung, z.B. die Unschuldsvermutung, ausgehebelt. Der Satz müsste doch eher lauten „Nur ein Gericht kann dich verurteilen!“ Ansonsten müssten wir ja alle pausenlos vor Gericht von allen möglichen Anschuldigungen freigesprochen wreden). Der Knabe allerdings ist überzeugt und lässt sich nunmehr widerstandslos abführen. Mark, der Psychologe, hat zugeschlagen!

Zuschlagen tut auch der Ninja am Abend. Eine Bande schlimmer Finger bricht in eine Villa ein (ich bin mir nicht ganz sicher, ob das nun andeuten soll, dass diese Bande auch für den Carlos zur Last gelegten Bruch zuständig ist, aber zur Sache tut´s eh nxi). Der Ninja schlägt ein paar Saltos und verprügelt die Schufte (immerhin, diesmal scheint er zumindest den ein oder anderen leben zu lassen) und nimmt sich sogar Zeit, den bewußtlos geschlagenen Fluchtwagenchauffeur liebevoll auf der Hupe zu drapieren. Seine Ninja-Visitenkarte lässt er auch zurück (und seine, ähm, Kampfkunst ist eher von bescheidener Natur).

Wie wir schon aus dem vermeintlichen ersten Teil der Filmreihe wissen, besteht die hehre Aufgabe der Ninjas darin, für Gerechtigkeit in der Welt einzutreten (das dürfte den meisten realen Angehörigen der Ninja-Clans immer noch ein ziemlich unbekannter Aspekt ihres Wirkens und Tuns sein), also wundert uns ein Robin Ninja Hood schon gar nicht mehr besonders. In einer dunklen Kellerwohnung hockt nämlich ein mageres und gar grässlich köffendes Frauenzimmer nebst zwei latent unterernährt wirkenden Blagen. Ich setze einen Euro darauf, dass das Carlos krankes Frauchen ist und werde vermutlich höchstens 1,10 € dafür rausbekommen. „Papa kommt bald wieder und bringt was zu essen mit und Pillen für Mama“, tröstet die Schnalle (unterbrochen von den übelst vorgetäuschten Hustenanfällen, seit ich vor zwanzig Jahren mal keinen Bock auf Schule hatte; jetzt kann ich´s ja zugeben…) ihre Kinners. Es klopft auch gleich an der Tür. Scheinbar ist die Mamsell gewohnt, dass ihr Göttergatte ab und zu mal die Hausschlüssel vergisst, denn sie gibt sich der Überzeugung hin, es wäre Carlos. Ist er aber nicht. Ist vielmehr ein Ninja und da kann man schon verstehen, dass sie ihm sicherheitshalber die Tür vor der Nase zuschlägt (aber nicht absperrt. Schön dumm. Andererseits kann er als ordentlicher Ninja sicher durch Wände laufen…). Die Behauptung des Ninjas, ein Freund zu sein, beruhigt das hustende Weib auch nicht: „Ich kenne alle Freunde von Carlos!“ Sicherheitshalber armiert sich die Dame des Hauses mit einer Nagelfeile (o.ä.) und droht mit beherztem Zustich (da würde ich mir als Ninja nun echt in den Kaftan machen). Den Ninja lässt die Drohung demzufolge auch kalt, vielmehr drückt er der verblüfften Frau eine Rolle Dollarscheine in die Pfote, unter der Auflage, dafür Happa für die Kinder (die scheinen das aber misszuverstehen und versuchen, die Geldrolle zu essen) und Medikamente für sich selbst zu kaufen. Missy ist zu Tränen gerührt, aber ehe sie einen Dank nuscheln kann, hat sich der Ninja schon hinfortgebeamt. „Gott segne sie“, ruft sie dem Luftloch noch hinterher. Verfluchter Wohltäter.

Captain Donaue ist von der neuerlichen Aktivität des Ninjas nicht begeistert. „Der lässt uns wie Hampelmänner aussehen“, gibt er zu Protokoll, während Mark (der natürlich auch im Büro seines Vorgesetzten cool Sonnenbrille trägt) das nicht wirklich zu bedrücken scheint: „So lange er Verbrecher verfolgt und keine Unschuldigen umbringt, macht er das Richtige!“ (Ich wiederhole mich: als Bulle ist der Kerl doch völlig untragbar. Ein Rechtsempfinden wie ´ne Dampfwalze).

Anderswo, in einem schäbien Appartmentkomplex. Eine Nutte namens Ingrid versucht, sich aus dem Haus zu schleichen, aber ihr schmieriger (und selbstverständlich schwarzer) Zuhälter namens Sly (erkennbar schon allein an der Tatsache, dass er einen Hut trägt, und noch dazu eine Feder an selbigen montiert hat), lauert ihr auf. Ingrid hat sich nämlich krankgemeldet und dürfte nach der bestechenden Logik des Luden daher keinen Cent im Handtäschchen bei sich tragen. Die lautstarke Auseinandersetzung ruft einen Nachbarn auf den Plan: „Könnt ihr euch nicht woanders streiten, ich will pennen!“ Sly zückt kurz sein Schnappmesser und dem Nachbarn fällt sicher spontan ein, dass er irgendwo noch Ohrstöpsel rumliegen hat. Die sofortige Stichprobenkontrolle des Handtascheninhalts fördert sogar ganze grüne Scheine zutage, was Sly wurmt – woher hat die Schickse Kohle, wenn sie nich anschaffen war und wenn sie anschaffen war, dann will er seinen ihm vertraglich zustehenden Anteil. Ingrid redet sich darauf hinaus, sich den Zaster von einer Kollegin gepumpt zu haben und davon grade Medikamente shoppen wollte (irgendwie haben´s die hier mit Kranksein und Medikamenten). Sly kassiert die Kohle ein (nicht ohne seiner renitenten Angestellten kräftig vor die Kauleiste und in den Magen geboxt zu haben), denn Medikamente hat er natürlich gratis am Start, wenn auch eher von der unerlaubten Sorte: „Ich habe Medizin für dich“, grinst Sly und jagt Ingrid eine Ladung unspezifizierter Drogen in die Blutbahn. „Wir sehen uns auf Wolke Neun“, kommentiert Sly fröhlich die gute Tat (der Übersetzer ist ´ne Flasche), dieweil Ingrid verscheidet. Cindy, die von Ingrid erwähnte Kollein, bemerkt die fiese Tat, stellt sich aber dumm genug an, um von Sly gesehen zu werden. Ob nun eine hin ist oder zwei scheint Sly ein betriebswirtschaftlich vernachlässigbares Problem zu sein und beabsichtigt, auch Cindy zu meucheln. Cindy flüchtet sich auf die Straße (hm, drinnen war´s ziemlich finster, hätte auf Nacht getippt, aber draußen ist´s heller Tag. Gut, vielleicht ein dunkles Haus, kann mal vorkommen) und läuft dem nächstbesten Auto vor den Kühlergrill.

Zu ihrem Glück ist gerade kein Death Race 2000 angesagt und hinterm Volant sitzt daher auch nicht Frankenstein, sondern Mark, der Beschützer der Witwen und Waisen. Es dauert zwar ein Weilchen, bis Cindy dem etwas begriffsstutzigen Copper klar gemacht hat, worum´s geht, aber dann kickt Mark into action und verfolgt Sly durch die dunklen Korridore, wobei einige arglose Mieter erschreckt werden („Komm schnell, das sind Verrückte!“ – Ja, und sie drehen hier einen Film…). Sly versteckt sich in einer Abstellkammer, aber (physisch und physikalisch völlig unmöglich, aber wir sind ja in einem Ninja-Film…) Mark materialisiert sich direkt neben ihm und kann ihn festnehmen.

Jim und Mark verhören Sly, aber der ist nicht wirklich kooperativ. „Ich hab die Nase voll“, verkündet der Pimp und überrascht die verblüfften Cops: „Ihr ödet mich an. Ich geh jetzt nach Hause!“ Vor allem Mark ist der Ansicht, dass immer noch ER sagt, wann das Verhör vorbei ist und geht dem Luden an die Wäsche. „Schlag mich doch“, grinst Sly und malt sich bereits eine zünftige Schadenersatzklage aus. Ist gar nicht nötig, weil Slys Anwalt in diesem Moment mit der Kaution wedelt. Sly lässt es sich nicht nehmen, den frustrierten Bullen noch mindestens drei dumme Abschiedsgrüße zu viel einzuschenken („wenn ihr mal in Pension geht, bewerbt euch doch bei mir als Bodyguards“. Sonnigen Humor hat der Kerl). Weil Mark aber gerade in bester Brülllaune ist, macht er seinen Captain zur Schnecke, wieso zur Hölle ein Mordverdächtiger fröhlich aus dem Revier spazieren könne? Alles Schuld von Mark, keift Donahue, der hat nämlich vergessen, dem Verdächtigen seine Rechte vorzulesen und hat damit nicht unrecht, so rein verfahrenstechnisch gesehen. „Ich hatte eine Zeugin“, blökt Mark zurück (wieso „hatte“, die hat er doch immer noch?), aber nun verblüfft uns Donahue mit völlig neuen Erkenntnissen über das seltsame amerikanische Rechtssystem: „Was ist schon eine Zeugin? Eine Zeugin ist vor Gericht nichts wert!“ (!!! Das musste mal gesagt werden). Mark brummt ein paar düstere Hypothesen über die Zukunft der amerikanischen Gerechtigkeit (da ist er ja geradezu prädestiniert ´für, Mr. Righteous in Person).

In einem finsteren Stadtpark vermöbeln ein paar Schlägertypen einen Mann. Könnten sie theoretisch ja machen, aber… „da bewegt sich was unter der Erde!“ (und zwar mit ziemlich erbärmlichen Spezialeffekten. Da weiß man die Kinder des Zorns und „Ihn, der hinter den Reihen wandelt“ wieder richtig zu würdigen). Jawohl, es ist Monty Mole, der Maulwurf unter den Ninjas. Aber zumindest weiß der Ninja, was sich gehört und transformiert sich mit einer Rauchbombe in die Oberirdische. Sein Erscheinen führt trotz des dramatischen Effekts eher zu Belustigung bei den Schlägern. „Was sollst´n du darstellen?“, beömmelt sich der eine und der andere verspricht, den Ninja „aus der Kutte“ zu hauen. Superninja schlägt die Knechte des Bösen allerdings mit seinen (ungeheuer beeindruckenden… wäääh) Kampffertigkeiten in die Flucht (er lässt echt nach, was den Body Count angeht). Rein zufällig spaziert gerade Jim durch den Park und wittert eine Chance, bei seinem cholerischen Chef Donahue zu punkten: „Keine Bewegung!“ Der Ninja hält sich nicht an diesen Befehl, sondern teleportiert sich per Rauchbombe gen sonstwohin. Nur seine Visitenkarte, das Ninja-Emblem, bleibt erneut zurück (das hätt´s jetzt, rein technisch, nicht wirklich gebraucht, schließlich hat Jim ihn ja in Ausübung seiner Pflicht gesehen).

Jim fällt in der nächstbesten Polizistenkneipe ein, wo Mark bereits vor einem Bier hockt, und bindet seinem Kumpel den neuerlichen Ninja-Encounter ans Bein (nicht allerdings, bevor Immortal Dialogue TM zelebriert wird: „Was führt dich in diese Spelunke?“ – „Der Durst!“). Mark gibt sich mässig interessiert und nutzt die erste sich bietende Gelegenheit, sich von Jim abzusetzen – ein alter Freund namens Frank (die ungeheuer kreative Namensgebung dieses Films, was seine männlichen Protagonisten angeht, ist zu bewundern: Mark, Jim, Jack, Frank. Fragt sich nur, die die Autoren dann bei den Frauen ausgerechnet auf „Ingrid“ kamen??) springt Mark vor die Pupille. Mit der Begrüßungsfrage, wie´s denn Martha (Franks Ehebesen) geht, erwischt Mark leider gleich den blödestmöglichen Gesprächsauftakt, denn Martha bekuckt sich seit einem Jahr die Radieschen von unten. Frank erläutert dies und ordert einen dreistöckigen Whiskey, was Mark wiederum wundert, da er Frank als konsequenten Antialkoholiker kennt. „Du hast dich verändert“, blitzmerkt unser Held (eh, seine Frau ist tot. Manche Leute werden durch solche Ereignisse geringfügig emotional beeinträchtigt, du Depp!). Frank mag jetzt nicht drüber reden und schlägt die durchaus angenehme Vorgehensweise vor, heute abend auf die Kacke zu hauen und sich Kante zu geben, und morgen in Franks Büro ausführlich zu reden.

Der nächste Tag, Mark trabt pflichtschuldigst in Franks Office an und bewundert kurz die dort aufgestellten Kunstgegenstände. „Hast du die selbst gemacht?“, fragt er. „Ja, aber stell sie wieder hin. Sie sind wertvoll,“ hat Frank erstens wenig Vertrauen in die motorischen Fähigkeiten seines Freunds und zweitens ein verdächtig irrationales Verhältnis zum Wert eventuell von ihm geschaffener Skulpturen. „Ich wollte nur Guten Tag sagen“, eröffnet Mark den Grund seines Hierseins, sagt „Guten Tag“ und geht wieder. Äh? Bitte? Wolltet ihr nicht, äh, über den tragischen Verlust Franks und was auch immer ihn zum Alki gemacht hat, quatschen? Meine Güte, gut, dass wir drüber gesprochen haben…

Selbstverfreilich ist Franks verdächtiges Verhalten dem Superbullen nicht entgangen, weswegen er des Nächtens einen kleinen Einbruch begeht (er ist Bulle, er darf das, bestimmt…) und die ach-so-wertvollen Kunstschätze einer näheren Prüfung unterzieht. Und, was soll ich Euch sagen, die Dinger sind hohl und mit Drogen gefüllt (kann es sein, dass der Autor Beverly Hills Cop gesehen hat? Das ist immerhin genau die Masche, mit der dort das böse Pulver geschmuggelt wurde).

Zornesbebend stellt Mark am nächsten Tag Frank zur Rede. Der knickt auch sofort ein und kunftet aus, von bösen Gangstern zur Zurverfügungstellung seiner Exportfirma zwecks Drogenverteilung gezwungen worden zu sein. Die Schlimmfinger hätten wegen anfänglicher Renitenz Franks seine Frau exekutiert und seinen Sohn Anthony als Druckmittel entführt. Dumme Sache das, und das hat Frank denn auch direktemang in die Trunksucht geführt. Mark weiß natürlich Rat – er lässt sich von Frank die Telefonnummer, unter der er seine ihm unbekannten Peiniger kontaktieren kann, durchgeben und bimmelt bei Jim an, damit der die dazugehörige Adresse ausfindig macht (tja, mit Klicktel und Rückwärtssuche wär´s einfacher, gelle?). Blöd ist jetzt nur, dass justament in der Sekunde ein Duo Gangster-Handlanger Frank einen Besuch abstatten will, Mark korrekterweise (wenn auch ebenso irrational, denn er sieht ja nicht wirklich danach aus) als Bullen identifizieren und die verbrecherischen Haxen in die Hand nehmen. Der Soundtrack fährt sein großes Action-Theme auf, dabei tut sich nicht mehr als eine Jagd durchs Treppenhaus, ein halbherziger Bleiaustausch und die gelungene Flucht der Finsterlinge dank bereitstehendem Fluchtwagen. Mark kann den Ganoven nur dämlich durch die Sonnenbrille hinterherglotzen, doch von oben erklingt ein Schuss! Frankie, der ersichtlich ein paar Hochrechnungen angestellt hat, was seine unmittelbaren Zukunftsperspektiven als auch die seines entführten Filius angeht, hat den heldenhaften Freitod gewählt. Super, Mark, hattu fein macht. Bittu stolz auf dich?

Naja, auf den Appetit scheint´s ihm nicht zu schlagen, jedenfalls sitzt er am Abend mit Jim in einem mexikanischen Restaurant, aber zumindest ist er rachedurstig. Jimbo hat mittlerweile ermittelt, dass die Telefonnumero zu einem Landhaus gehört. Klare Sache, dass Mark dort umgehend mal auf den Putz hauen will und zwar selbsetverständlich ohne sich um überschätzte angewandte Bürokratie wie „Genehmigung einholen“ etc. zu kümmern. Jim erklärt sich bereit, an der Befreiungsaktion teilzunehmen.

Ist auch ´ne ganz gute Idee, denn die Galgenvögel tragen sich ob ihrer vermuteten Enttarnung mit dem Gedanken an einen Umzug. Mark und Jim treffen gerade rechtzeitig ein, um die reisewilligen Bösewichter unter Feure zu nehmen (völlig unerwarterweise dürfen Gangster, die sich ergeben, aber tatsächlich weiterleben. Soviel Unterscheidungskraft hatte ich unseren racheblinden Helden gar nicht zugetraut). Spike, der örtliche Befehlshaber der Fiesbrigade, hat sich Anthony (einen vielleicht sechzehnjährigen Hänfling) als Geisel gegriffen. Mark erinnert sich (untermauert durch einen kurzen diesbezüglichen Flashback) an seine souveränen Leistungen in der Disziplin Kopfschüsse auf Schießstand-Zielscheiben, eliminiert Spike (gewagt, gewagt, wenn man bedenkt, dass die Rüben von Spike und Anthony keine 20 cm voneinander entfernt sind) und bedenkt den Gangster auch noch mit einem von Herzen kommenden „Blöder Idiot“ (auf der Skala der megacoolen One-Liner belegt das keinen Platz unter den ersten 10 Millionen). Anthony, ziemlich nervenschwach dafür, seit Monaten Geisel von hartgesottenen Kriminellen gewesen zu sein, benässt sich, aber Mark tröstet: „Ich bring dich nach Hause!“ (Fraglich ist nur, was Anthony davon hat – schließlich liegt der Rest seiner Familie im Sarg… naja, immer sturmfreie Bude ist auch nicht schlecht).

Tun wir mal spasseshalber so, als hätten wir sowas ähnliches wie einen kohärenten Plot und kehren zu Sly zurück. Der macht gerade mal wieder eins seiner Pferdchen zur Schnecke (und da er, wie wir wissen, eine recht laxe Einstellung zum Thema Arbeitnehmerrechte hat, sind wir für die weitere Lebensplanung der Lady nicht optimistisch). Dem Mädel geht´s grad ziemlich dreckig, sie istn ämlich auf Entzug und würde von ihrem Luden gern mit einem kleinen Schuss bedient werden. Wer keine Kohle hat, kriegt auch keine Drogen, lautet Slys kapitalistisches Credo, nur um dem Girl eine Portion Stoff vor Füße zu werfen, um´s dann demonstrativ zu zertreten (der Mann hat offenbar erheblich zu viel Geld. Nur so aus reiner Schikane ein paar hundert Dollar in den Wind schieben? Sein Laden scheint echt gut zu laufen…). „Ab zu deiner Laterne“, befiehlt Sly. „Scheißzuhälter“, fällt dem Mädchen auch nicht gerade die allerkreativste Beleidigung ein. Kreativ oder nicht, Sly fühlt sich betroffen und macht Anstalten, das renitente Luder unbürokratisch terminal aus ihrem Anstellungsverhältnis zu entlassen, oder, anders ausgedrückt, sie zu erstechen. Doch da beamt sich der Ninja herbei, packt Sly am Kragen und fordert, in einem wunderschönen Michael-Myers-Gedächtnis-Chokehold, ultimativ zur Preisgabe des Namens Slys Drogenlieferanten auf (wenn wir jetzt schon wüssten, dass Mark der Ninja ist [eh], könnten wir uns fragen, ob´s nicht einfacher gewesen wäre bei der Befreiung von Anthony einen der Gangster leben zu lassen – und mir war so, als hätte sich tatsächlich der ein oder andere ergeben, den man hätte verhören können. Andererseits müssten wir ja dann glat so tun, als hätte der Frank-Subplot irgendwas mit dem Restfilm zu tun). Sly spielt zunächst mal die „ich-hab-überhaupt-keine-Ahnung-wovon-du-redest“-Karte aus (was angesichts des auf dem Boden verteilten Stoffs selbst von Blöderen als dem Heldenninja nicht geglaubt würde), entscheidet sich aber aufgrund akuter Atemnot dazu, „Larry vom Containerhafen“ zu verpetzen. Der Ninja ist´s zufrieden und wendet sich der Nutte zu, die sich auch erst einmal sicherheitshalber bedroht fühlt, zudem, als der Ninja sein Kampfschwert zückt. Das braucht er aber nur, um lässig den sich von hinten in Mordabsicht anschleichenden Sly zu plätten. Dann drückt er dem Mädel eine Handvoll Dollar in die Pfote: „Fang ein neues Leben an!“ (Es ist Norbert, der naive Ninja. Was glaubt der, was die mit der Kohle macht? Sich ´n Schuss setzen, darauf setze ich glatt einsfuffzich).

Der Ninja verliert keine Zeit und sucht den Containerhafen ein, wo er der guten Show halber ein paar Flicflacs zeigt und den ein oder anderen (eigentlich nur einen) Wachtposten ausschaltet (seine Martial Arts sind impressive… not). Larry, der böse Drogenschuft, ist gerade mit geschäftlichen Transaktionen beschäftigt, er vertickt einem Mr. Ramsey eine größere Menge Rauschgift (ganze Kisten!). Mit seinen übermenschlichen Ninjafähigkeiten beamt sich der Ninja just in dem Moment in Larrys Büro, als der gerade seine Kundschaft hinausgeleitet und nur noch zwei seiner Henchmänner mit der Drogenkiste beschäftigt sind. Der Ninja verprügelt die Thugs, was sich dank der Festbeleuchtung des Büros als hübsches Schattenspiel für die verblüfften Restganoven vor der Tür darstellt. Es werden volle Lotte die Kanonen in Richtung der Kämpfenden entleert (keine Rücksicht auf ihr eigenes Personal). Ramsey wittert eine günstige Gelegenheit, sich, da´s mit den Drogen erkennbar schlecht aussieht, seine Kohle wiederzuholen und wird von einem von Larrys Leuten erschossen. Worauf der wiederum von anderen Thugs erschossen wird. Sehr verwirrend das alles. Irgendwann einigen sich die Fieslinge wieder auf ein gemeinsames Ziel, die Büro-Hütte fliegt dekorativ in die Luft (warum auch immer… vermutlich hat Larry dort nicht nur ein Drogenlager, sondern hortet auch schwarz gezapften Sprit), doch der Ninja somersaulted cool (wenngleich mit brennenden Socken… ob das mal Absicht beim Stunt war?) aus der Flammenhölle, bringt alles und jeden um, der sich ihm in den Weg stellt, und bemächtigt sich der Penunze.

Ich schreibe jetzt einen ganz fürchterlichen Satz, der Euch wahrscheinlich zu Tode erschrecken wird. Wir sind jetzt auf Seite 8 des Reviews (das allein ist noch nicht so dramatisch) und fangen JETZT mit dem eigentlichen Plot der Geschichte an (ja, doch, es kommt tatsächlich einer). D.h. streng genommen könnt Ihr alles, was bis jetzt passiert ist, völlig vergessen, weil´s totalemente belanglos ist. Bis natürlich auf den Prolog… denn jetzt folgt eine wahrhaft erschütternde Plot Revelation. Wir stellen nämlich den Obermotz, die Ausgeburt des Bösen, den Großen Käse der Unterwelt in Person, vor. Und das ist niemand anderes als Jack Maraccio, Killer von Marks Eltern, mittlerweile vom Kredithai zum ungekrönten König der Ganovenwelt (stilecht mit hübschen Bräuten am Pool seiner Luxusvilla lümmelnd) aufgestiegen und, das ist das wahrhaft wundersame, seit dem Mord vor 20 Jahren um kein graues Haar gealtert (entweder hat der den gleichen Frisör wie unser Bundesgerd, oder der Film just doesn´t give a fuck. You decide). Maraccio ist ein wenig echauffiert darüber, dass die eigensinnigen Aktivitäten des Ninjas seine Geschäfte minimal stören – er sorgt sich um seinen „guten Ruf“ bei der Kundschaft. Und außerdem stört auch noch dieser lästige Bulle, Mark Quinn. Auch den möchten seine Untergebenen doch bitteschön aus dem Weg räumen.

Inzwischen, im Polizeirevier, wird mein eh schon recht überschaubares Vertrauen in das amerikanische Law & Order-Prinzip weiter erschüttert. Ein älterer Knabe (trotzdem hübsch gegelte Haare) beansprucht polizeiliche Hilfe für seinen nichtsnutzigen Sohn, der leichtfertigerweise bei einem eher als unseriös einzustufenden Finanzdienstleister ein Darlehen zum marktüblichen Zinssatz von 20 Prozent abgegriffen hat, sich nun aber nicht zur fristgemäßen Rückzahlung imstande sieht (klingt vertraut, oder?). Mr. Nelson, so heißt der alte Knacker, sorgt sich nun, da der Rückzahlungstermin ultimativ vor der Tür steht (d.h. heut abend) um das körperliche Wohlbefinden seines Filius und wünscht Polizeischutz. Die abschlägige Antwort Captain Donahues ist doch eher ernüchternd: „Ich kann doch nicht jedem einen Beamten mitgeben, ich hab genug ungelöste Fälle!“ (Hm, man könnte sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass er, gibt er Nelson keinen Officer mit, bald einen ungelösten Fall * mehr * hat). Nelson schlurft traurig (und im Geiste vermutlich schon die Todesanzeige für seinen Junior ausformulierend) vom Hof, aber Mark hat aufmerksam zugehört…

Am Abend besuchen die Geldeintreiber also Nelson jr. (und Nelson jr. jr., den Dreikäsehoch, der treuherzig-schwachmatig die Tür für die bösen Jungs öffnet) zwecks Kassieren. Allerdings staunen die Bösbuben bald bombige Bauklötze (ha, fünffache Alliteration), weil ihnen statt der erhofften Barschaft ein Ninja entgegenspringt. Der Ninja haut einen der beiden Fiesmänner k.o. und erwürgt den anderen (nach kurzem improvisierten Stockkampf) mit seinen Nunchakos (hm, okay, ich glaub, das hab ich in letzter Zeit auch nicht gesehen). Als vertrauenseinflößender Kämpfer für die Gerechtigkeit geht er die Taschen der Gefällten durch, findet haufenweise Zaster und drückt die Kröten Nelson jr. in die Hand: „Ihr habt jetzt bei niemandem mehr Schulden!“ (Äh, könnte es sein, dass der Gläubiger das * geringfügig * anders sieht? Ich sag ja, Ninjas haben keine Ahnung vom modernen Geldverleihen).

Im Bewußtsein, ein gutes Werk getan zu haben, kehrt Mark (huch, hab ich jetzt was verraten??) nach Hause zurück und schaltet erst mal die Klimaanlage ein. Leider entgeht dem etwas aufmerksamkeitsschwachen Polypen, dass (bestens sichtbar) Gas aus der Air Condition strömt… Mark holt sich erst mal ein Bier aus dem Kühlschrank, duscht ausgiebig, macht sich ein Sandwich (alles ungeheuer kinematisch, aufregend, exciting and stuff) und pflanzt sich auf die Couch. Nach schier endlosen Sekunden scheint Mark tatsächlich zu schnallen, das irgendwas nicht stimmt, steht auf und schlägt aus mir völlig unbegreiflichen Gründen lang hin und auf die Nase (hm, ist das das erste Kampfgas, das sich primär auf die Achillessehne auswirkt oder was? Atemnot plagt ihn nämlich noch nicht, sieht einfach so aus, als wäre der Darsteller über die Couch gestolpert und der Regisseur hätte gesagt „oh, das passt ganz gut, mach einfach weiter!“). Was macht man als cleverer Bursch, wenn man befürchtet, einer Gasattacke unterfallen zu sein?

Hier die Antwortmöglichkeiten für die 100-Euro-Frage:

A) Ein Fenster öffnen

B) So schnell wie möglich aus der Wohnung flüchten

C)Sich ein Hemd vor´s Gesicht halten und sinnlos an der Klimaanlage rumfummeln

Voten Sie JETZT! (Wie üblich – SMS an die Kurzwahl Nullachtfuffzehn, für nur 39,99 EUR pro Kurzmitteilung. Dies ist ein Service der Gier & Wucher Telekommunikations GmbH & Co. KG).

Wenn Sie sich für Möglichkeit A) oder B) entschieden haben, beglückwünsche ich Sie zu Ihrem ausgeprägten guten Menschenverstand, als Held für einen drittklassigen Gülleactionfilm haben Sie sich soeben disqualifiziert. Jap, Mark, unser intelligenter Superbulle, entscheidet sich für die dritte Möglichkeit. Ich suche mir ein anderes Vorbild… Nach ein wenig hysterisch-hektischem Herumgeschraube an den Bedienknöpfen der Air Condition (vermutlich sucht Mark verzweifelt die Einstellung „KEIN GAS“) fällt Mark tatsächlich die Sinnlosigkeit seines Tuns auf, er versucht, sich zum Fenster durchzuschlagen, kollabiert aber vorher und kann nur noch schemenhaft verfolgen, wie zwei finstere Goons sein Appartment betreten…

Und als er wieder zu sich kommt, findet er sich in einem wenig vertrauenseinflößenden Lagerhaus auf einer Art Folterrack (hm, ich würd sagen, einfach ein Bettgestell ohne Matratze) gefesselt wieder (mit nacktem Oberkörper, weil nach der Dusche vorhin hat er leider keine Zeit mehr gefunden, sich was überzuziehen). Mit seinem (selbst zur Drehzeit nicht mehr ganz tagesaktuellen und dazu bestenfalls 200er) Benz fährt Mr. Evil Maraccio vor und macht Mark bittere Vorhaltungen: „Du bist ein schlimmer Finger!“ (ungelogen, das sagt der). Maraccio labert den üblichen Schurkenvortrag, warum er sich Marks schändliches rechtsbehütendes Tun nicht bieten lassen kann und stellt den Stargast des heutigen Abends vor: Captain Donahue, der selbstverständlich auf des Bösmanns Lohnliste steht und Mark seine bislang treffendste Charakterisierung ins Gesicht sagt: „Sie sind ein Idiot!“ (Ich mag ihm nicht widersprechen. Andererseits behauptet Donahue einen Satz später, Mark sei ein guter Bulle, und da wage ich sogar * ausdrücklich* Zweifel anzumelden).

Dass Mark tatsächlich ein Idiot ist (ich würde sogar soweit gehen und ihn einen „blöden Idioten“ nennen), merkt man z.B. auch daran, dass der schwachsinnige Pseudosuperbulle ungefähr fünf Minuten braucht, bis er realisiert, wen er vor sich hat, nämlich den Mörder seiner Eltern! (Noch DÄMLICHER wird diese Late Reaction dadurch, dass Mark Maraccio an seinem Tattoo auf dem Handrücken erkennt und nicht etwa daran, dass der Knabe sich in den letzten 20 Jahren um kein Jota verändert hat. Meine Güte, und sowas kommt bei der Polizei durch die Aufnahmeprüfung und darf ´ne Schusswaffe tragen…). „Es wäre besser ,wenn sie mich gleich töten“, empfiehlt Mark angesichts der gemeinsamen Vergangenheit und in Captain Donahue findet er einen enthusiastischen Supporter dieses Vorschlags. Wäre es nicht zu schön, wenn EINMAL nur ein Bösmann in einem Film auf diese Drohung des Helden seine Wumme zieht, „okay“ sagt und dem Helden ein drittes Nasenloch verpasst?

Alas, das bleibt wieder einmal ein Traum, denn Maraccio (der natürlich keine Ahnung hat, dass zu den sprichwörtlichen hunderten Leichen in seinem Keller Marks Eltern gehören – man kann sich ja beim besten Willen nicht * alles * merken) wünscht seinem Feind einen langsamen und qualvollen Tod (warum eigentlich? Mark ist ein Cop, ein durchgeknallter zwar, aber eben auch nur ein x-beliebiger Polyp, also nicht das, was ein knallharter Mafiosi nun als seinen absoluten Erzfeind sehen würde): „Ich will ihn leiden sehen wie einen Hund, er soll tausend Tode sterben!“ (Wie gesagt, die Schurken in B-Movies könnten ein wesentlich ruhigeres Leben haben, wenn sie ihre Feinde einfach KILLEN würden, wenn sie die Gelegenheit dazu haben).

Die Wahl seiner Methoden müsste Maraccio, meiner bescheidenen Ansicht nach, aber auch noch mal überdenken, denn sein diabolischer Plan, Mark langsam und möglichst schmerzhaft um die Ecke zu bringen, besteht darin… ihn unter Drogen zu setzen. Jupp, für Mark heißt´s nun für die nächsten Tage ab ins rauschgiftbedingte Dauerdelirium. Ich bin ja möglicherweise nicht der absolute Experte für verantwortungsbewussten Umgang mit bewusstseinserweiternden Substanzen, aber, eh, ich KANN mir qualvolleres (albeit auch angenehmeres) vorstellen, als in regelmäßigen Abständen mit Rauschmitteln vollgepumpt zu werden. Es wundert mich daher auch gar nicht, dass Mark während seines Martyriums weniger Laute des Schmerzes von sich gibt denn vielmehr Gestöhne, als wolle er einen drittklassigen deutschen Amateurporno synchronisieren („uuuhh! Aaaah! Uuuaaah! Waaahh! Orgasmus!“) Seems to me he quite enjoys himself… okay, es gibt kleinere Letdowns, die sich z.B. darin äußern, dass ihm Maraccios Schergen ab und zu mal in die Fresse hauen, aber so faaar out wie Mark ist, sollte er das gar nicht mitkriegen.

Zumal Mark sich eh in vergeistigte Innensphäre zurückgezogen hat und einen Flashback zu seinem… dadadadammmm… Ninja-Meister (nein, es ist NICHT Lee van Cleef) erleidet. Der hält ihm den Vortrag, dass der Körper eines Ninjas dem Verstand untergeordnet sei, mithin also ein ausriechend willensstarker Kämpe seinem Körper befehlen könne, jegliche Pein zu ertragen (wenn´s denn, wie gesagt, eine gäbe… der Ninja-Meister sollte eher an Marks Lustzentrum appellieren…).

Jim, auch er ein aufgewecktes Kerlchen unter den Bullen, fällt tatsächlich auf, dass Mark seit einigen Tage nicht zum Dienst erschienen ist und meldet diese Tatsache voll Besorgnis Captain Donahue. „Haben sie in seiner Wohnung nachgesehen?“, fragt der Cap, was Jim bejaht. Inwiefern diese Frage des Captains sinnvoll war, wenn er jetzt Jim auf die Nase bindet, Mark habe ein Entlassungsgesuch gestellt (hm, ich will jetzt nicht wieder päpstlicher sein als Benny Dict der soundsovielte, aber die Polizei ist ein Arbeitgeber wie du und ich, da kündigt man doch und stellt kein „Entlassungsgesuch“ wie beim Militär, oder?). Dies wundert Jim doch sehr, doch der Captain brüllt seinen Untergebenen zusammen – erstens solle der seinen Arsch auf die Straße bewegen, wo er hingehört (huch, ist Jim ein verbeamteter Stricher?), zweitens „geht das Entlassungsgesuch auf meine Kappe!“ (Äh. Tut mir leid, ich tille gerade. Soll das heißen, der Captain gibt gerade zu, er hat FÜR Mark das Entlassungsgesuch gestellt? Oder wie oder was? Also, wenn ich jetzt Jim wäre, ich würde da mal drei bis fünf Sekunden drüber nachdenken…).

Bei Gangsters ist man zwischenzeitlich der Ansicht, Mark wäre angemessen durch den Wolf gedreht (?), man will ihn nun mehr entsorgen, d.h. ihm ´ne Überdosis spritzen („Die Dosis würde ein Pferd umbringen“, tönt der Exekutivscherge. Ein Pferd vielleicht…) und ihn als vermeintlichen Junkie in irgendeiner finsteren Gasse deponieren. Ein Problem ist nach Maraccios Ansicht damit aus der Welt (selbst wenn man seiner Meinung nachhängen würde, ich tät wenigstens warten, bis Mark * T-O-T * ist), kann man sich also nun mit Priorität um Problem Nummer 2 kümmern – den Ninja (selbstverfreilich sind die Ganoven nicht in der Lage, sich eine gewisse Gleichung aufzumachen, die beiläufig damit zu tun hat, dass in der Zeit, in der Mark ihr unfreiwilliger Gast war, keine ninjitsu-Aktivitäten zu verzeichnen waren. Im Bereich „logisches Denken“ – mangelhaft).

Mark wird also halbtot in einer schäbigen Gosse abgelagert, wo er sofort von ein paar Pennern nach in Schnaps umsetzbaren Wertsachen durchsucht wird. Doch wer biegt da schon um die Ecke? Der offenbar einzige eim Einsatz befindliche Polizist der Stadt (jedenfalls der, der alle dramaturgisch wichtigen Entdeckungen macht) – uns Jim, und erkennt seinen Kumpel sogar wieder, schafft ihn aber, und jetzt würde ich mir ernstlich Gedanken darüber machen, was Jim unter „Freundschaft“ versteht, nicht etwa in ein Krankenhaus, sondern zu sich nach Hause. Schließlich hat Jims ungetrübtes Holzauge mit geübtem Kennerblick diagnostiziert, woran Mark leidet und schließlich weiß ein Straßenbulle, der, wie erwähnt, aussieht, wie ´ne Mischung aus Frank Zappa und Village-People-Biker, besser als ein studierter Medizinmann, wie mit dem sich anbahnenden cold turkey umzugehen ist (actually, I could almost believe that). Übrigens ist sich Jim auch völlig darüber klar, dass Mark nicht aus eigenem Antrieb in den Drogensumpf abgestiegen ist: „Diese Schweine!“

Okay, wenig später tobt Mark schwer auf Entzug in Jims Schlafzimmer herum und verlangt dringend einen Schuss von Jim, dem „Schwein“, weil: „Ich verrecke!“ (Wie war das noch mal mit „der Geist hat seinen Körper im Griff?“) Jim lässt sich von seinem therapeutischen Ansatz nicht abbringen, und er tut gut daran, am nächsten Tag (oder so) geht´s nach seinem Dafürhalten dem Patienten schon wesentlich besser (okay, er ist blau angelaufen, winselt wie ein drei Tage altes Hundebaby und leidet unter Ganzkörperschüttelfrost. Logisch, dass das ein echter Fortschritt ist). Zwei wietere Screensekunden später ist Mark geheilt, entzogen und wieder ready to kick some butt (ich hab´s immer geahnt – Drogentherapie ist ganz simpel, und alle gegenteiligen Behauptungen sind müde Propaganda irgendwelcher liberalen Kleingeister). Mark dürstet es danach, sich Maraccio vorzuknöpfen. Jim schlägt vor, einen Bericht zu schreiben und den Donahue vorzulegen, was aus bekannten Gründen wenig sinnvoll ist. Dann eben gleich zum Staatsanwalt damit, lautet Jims nächste Idee (seit wann ist der so sehr auf die Einhaltung eines Dienstwegs bedacht?). Das ist Mark aber nur ein müdes Grinsen wert – wer Polizeicaptains besticht, kann auch Staatsanwälte bestechen, ist die, äh, bestechende Logik unseres Helden. Man muss die Sache also wohl oder übel selbst in die Hand nehmen. Jim ist dabei.

Vor den Rachefeldzug hat der liebe Gott in Form des Regisseurs aber die obligatorische Trainings-Montage gesetzt, in der wir Mark beim Joggen, einarmigen Liegestütze-Absolvieren und Schießen auf unschuldige Äste beobachten dürfen. „Der heutige Tag gehört zu den schönsten meines Lebens“, kommentiert Jim die Übungen seines Kumpels eher mysteriöserweise (und sehr schwurbelig), ehe er sich komplett aus der Handlung verabschiedet.

Was macht eigentlich Maraccio? Pläne. Es dürstet ihm offenbar danach, ein Spielcasino zu errichten, aber aus mir schleierhaften Gründen kann er dies nicht selbst tun, sondern braucht einen Strohmann. Der Ausersehene, ein gewisser Al, hat zwar grundsätzlich Interesse, will aber keine 30 % der zukünftigen Einnahmen an Maraccio abdrücken, so er nicht 30 % der Drogeneinnahmen von Maraccio erhält (irgendwie eine ziemlich seltsame Vorstellung, die Al da hat, schließlich verklichert Maraccio ihm, dass er komplett die Baukosten übernehmen des Casinos übernehmen wird. 70 Prozent der Einnahmen halte ich daher für recht lukrativ [sprich: wo muss ich unterschreiben?] und die Gegenforderun für ziemlich frech). Man entscheidet, nicht zueinander zu kommen und verabschiedet sich in Freundschaft. Denkt zumindest Al, aber Maraccio ist ein äußerst übler Geschäftspartner und lässt Al samt Chauffeur von gedungenen MP-Schützen exekutieren. Hat mit der restlichen Filmhandlung null, nada, niente, zilch, rein gar nix zu tun, erlaubt aber den Produzenten, endlich wieder eine Explosion (die von Als Kalesche natürlich) einzubauen. Badada-BOOM (sollte vermutlich das Publikum aufwecken, das mangels einer einzigen Actionszene in den letzten 15 Minuten entschlafen sein könnte).

Mark bricht bei Nacht und Nebel in seine eigene Bude ein (zumindest sieht das so aus) und olt seinen Ninja-Krempel aus dem Ninja-Schrein (nein, kurz vor Toresschluss verrät der Film * TATSÄCHLICH *, dass Mark der Ninja ist. Welch Überraschung! Welch Sensation!), was natürlich einen ausführlichen Flashback erforderlich macht, wie Mark überhaupt zum schwarzgewandeten Assassinen wurde…

Der Ninja-Orden rekrutiert seinen Nachwuchs wohl auf recht sonderbare Weise – scheinbar laufen Ninja-Meister ziellos durch die Welt und hoffen darauf, irgendwo mal eine Waise zu finden, deren Eltern von Böslingen ermordet wurden, um sie dann zu adoptieren und zu Meisterkämpfern auszubilden. Wir sehen den weisen Sensei, wie er den Dreikäsehoch Mark trainiert und diszipliniert, bis Mark in sein Romano-Kristoff-Self aufgewachsen ist, mit dem Meister den obligatorischen Sparrings-Fight (auch auf eher bedenklichem Kampfkunstniveau) kloppt und für sich entscheidet. „Du hast alles gelernt, was ich dir beizubringen vermochte“, ist der Meister zufrieden (das kann nicht viel gewesen sein), also time to say goodbye. „Meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen“, behauptet Mark, dann salbadert der Sensei die übliche „from great powers come great responsibilities“-Rede hält, aber Mark gelobt schon von sich aus, seine Ninja-Kräfte den Schwachen und Wehrlosen zur Verfügung stellen zu wollen. „Ich werde immer bei dir sein“, verspricht der Meister, „ich bin du und du bist ich!“ (Hä? Wie jetzt?). Dann latscht der Meister einfach aus dem Bild (ein etwas undramatischer Abgang) und der Flashback ist beendet. Ist jetzt nicht so, als hätte der uns wirklich, äh, weitergebracht.

Mark murmelt vor seinem Ninja-Schrein japanisch klingenden Blödsinn: „Sha. To. Hä. Rin. Sei. Retzu. Yin. Kei. Senf!“ (Ist das ´ne Sushi-Bestellung?). Dazu fuchtelt der Herr Ninja die schon aus dem ersten Teil berüchtigten Stein-Schere-Papier-Handverrenkungen. Wenig später, in der Villa von Captain Donahue, wird selbiger aus seinem wohlverdienten korrupter-Bulle-Schlaf geweckt, weil jemand „Sha. To. Hä. Rin. Sei. Retzu. Yin. Kei. Senf!“ murmelt (übrigens ungeheuer ausdrucksstark). Donahue vermutet wahrscheinlich, dass eins seiner dümmeren Familienmitglieder (so er welche hat) wieder den japanischen Teleshopping-Sender nicht ausgeschaltet hat und armiert sich mit einem Schießeisen. Hilft vermutlich wenig gegen knietief im Korridor wabernden Nebel (gab´s The Fog heut´ in 3D?). „Don. A. Hue“, murmelt die körperlose Stimme (immer noch wenig furchteinflößend). Der Captain zerballert ein paar kostbare Vasen. „Wer bist du? Zeig dich“, fordert Donahue leicht hysterisch und wir lernen, dass Ninjas keine Vampire sind, man kann nämlich ihr Spiegelbild sehen. Wo er nun schon gesichtet ist, kann der Ninja sich aus dem Nebel schälen, teleportiert aber umgehend wieder außer Sicht. „Bist du weg?“, verdient sich Donahue eine ehrenvolle Nominierung in der Kategorie „blöde Fragen, die blöde Antworten verdienen“. Der tapfere Captain zieht sich in sein Schlafgemach zurück, was aber nicht viel hilft, weil der Ninja mit seinem Schwert die Schlafzimmertür tranchiert und für einen kurzen atmosphärischen „Schatten im Türrahmen“-Shot innehält. Donahue (ich hab´s geahnt, der ist Choleriker) kriegt einen Herzinfarkt, Mark demaskiert sich für ihn, Donahue fleht ihn (nach dem üblichen „aber du bist doch tot!“) irrationalerweise um Hilfe an und verröchelt.

In einem von Maraccios Lagerhäusern werden Drogen auf einen Laster gestapelt (sehr hübsch: die drei Nebendarsteller, die treuherzig auf das „action“ warten, ehe sie mit ihren Dialogen und zu vollführenden Tätigkeiten beginnen). Der Ninja lässt nicht lang auf sich warten, verkloppt und killt die Mischpoke und klaut den drogengefüllten Lkw.

Das findet Maraccio begreiflicherweise nicht wirklich lustig und macht am Pool (und nur mit Badehose bekleidet… hätt ich jetzt auch nicht unbedingt sehen müssen) seine Chief Henchmen zur Schnecke: „Lasst euch nicht einfallen, ohne den Laster aufzutauchen!“ (Hm, sollte ihm streng genommen die Ladung nicht wichtiger sein?). Nun, die Sache vereinfacht sich, weil der Ninja per Ninja-Luftpost (geworfener Speer mit anhängender Notiz) ein Treffen vorschlägt – „Triff mich allein in einer Stunde am Canyon. Ninja“ (hab ich ´nen Knick in der Optik oder hat der Ninja noch ´nen Smiley dazugemalt??).

Und so geschieht es dann auch. Jack Maraccio hat sich in einen weißen Anzug geworfen, latscht in den „Canyon“ (naja, ein Waldstück) und fordert den Ninja. Der teleportiert sich per Rauchbombe ins Areal und stellt fest, dass der Schuft wohl lüge, was den Punkt „allein kommen“ angeht. „Schön möglich“, grinst Maraccio und ruft seine Armee (allesamt in Tarnanzügen und schwer bewaffnet) zu sich. Ist aber auch kein Problem, denn der vorausschauende Ninja hat ja seinen Ninja-Armband-Raketenwerfer dabei und beballert die Tunichtugute aus allen Rohren, ehe er sich in Distort-O-Vision (d.h. rätselhafte kaleidoskopische Mehrfachbelichtung, soll wohl des Ninjas überragende Schnelligkeit oder seine Fähigkeit, mit der Natur förmlich zu verschmelzen, symbolisieren). Maraccios Killer nehmen die Verfolgung auf und müssen feststellen, dass der Ninja seine Operation offenbar solide geplant und die einschlägigen Vietnam-Filme gesehen hat, ist der Wald doch mit zahllosen Booby Traps der dornigen Sorte gespickt, was für einige blutige Tode (najaaa) sorgt. Einen armen Henchman bewirft der Ninja mit einer ganzen Batterie Rauch- und Blendgranaten. Ich spekulierte bereits, ob der Ninja darauf hofft, dass der Bösbube vor Schreck stirbt, aber das ist nur ein weiteres Beispiel für die vorausschauende Planung des Meisterninjas. In seiner Panik rennt der aufgeschreckte Thug nämlich direkt in eine weitere spitzpfahlige Falle. Die Armee des Bösen wird durch Fallgruben, Fallstricke und eine per Ninja-Sichel durchgeführte Enthauptung (letztere selbstredend geschnitten) bis auf den letzten Mann aufgerieben.

„Du rückst jetzt sofort meine Ware raus“, konfrontiert Maraccio den Ninja unter völlig falschen mentalen Voraussetzungen. Der Ninja vollführt einen weiteren choke hold und weist den Mafioso darauf hin, dass er leider Gottes keine Armee mehr habe, die seinen fordernden Worten Nachdruck verleihen könnte. Vielmehr eröffnet er Maraccio: „Ich geb dir drei Minuten Vorsprung!“ Maraccio versucht sich auf dem Verhandlungswege mit einer angebotenen geschäftlichen Partnerschaft („und dann Schwamm drüber“) aus der Bredouille zu wieseln, aber das geht alles nur von seiner Zeit ab: „Du hast nur noch zwei Minuten!“ Run, Maraccio, run!

Der Schweinehund nimmt also die Beine in die Hand, während der Ninja sich für eine kurze Meditationspause unter einen Baum setzt. Letzteres, also unter einen Baum setzen, tut bald auch der konditionell beeinträchtigte Maraccio (tjaja, das Alter), aber nur solange, bis der Ninja ihn mit Ninja-Bomben bewirft (das waren nie im Leben 2 Minuten!). Maraccio flüchtet weiter, aber der Ninja bewirft ihn mit Wurfspießchen, die sich in des Bösmanns Schulter und Bein bohren. Wie alle harten Schurken ist Maraccio im tiefsten Herzen ein Warmduscher vor dem Herrn – ich will nicht abstreiten, dass es weh tut, gespickt zu werden, aber im Anbetracht akuter Lebensgefahr würde ich weniger jammern und stöhnen, sondern mehr laufen. Der Ninja spielt den Sadisten und schleudert einen Shurken in des Fieslings anderen Arm. Maraccio stolpert weiter, fällt hin und beschmutzt sich seinen teuren weißen Zwirn, rappelt sich aber noch mal auf, nur um direkt in eins von Ninjaleins diabolischen angespitzter-Pfahl-Fallensystemen zu latschen. Der Pfahl bohrt sich in Maraccios Bein.

Der Schuft kapituliert: „Warum quälst du mich so? Ninjaaaaaaaa! Töte mich! Bring mich doch um!“ (Also, äh, ich will mich ja wirklich nicht einmischen und so, aber bei aller Liebe – das sind doch keine wirklich schwerwiegende Verletzungen!). Ninja erscheint pflichtschuldigst, aber nur, um Sterbehilfe rundweg abzulehnen: „Ich will dich leiden sehen“, brummt er und rekapituliert die vormalige Maraccio-Ansage an Mark. Bei Maraccio dämmert zwar was, aber er braucht doch die Demaskierung, um zu begreifen, wer ihn da genüsslich Qualen leiden lässt. „Okay, du hast gewonnen“, heult Maraccio (ach, bei Monty Python wär das noch nicht mal ein Unentschieden) und bittet erneut um den Tod: „Ich hab solche Schmerzen!“ (Verdammte Hacke, die hab ich auch ab und zu und ich jammer dann auch nicht so rum. Memme!). Mark rammt sein Schwert neben Maraccios Kopf in den Boden: „Harakiri ist nicht den Japanern vorbehalten“ (aber wäre er Japaner, wüsste er zumindest, dass der korrekte Terminius „Seppuku“ lautet), sagt er und stapft hinweg.

Maraccio heult dem Hinfortschreitenden noch ein paar weinerliche Worte hinterher. Wir blenden um zu Mark, dann erklingt ein grauenhafter Schrei (bööh) aus dem Hintergrund (aha, Maraccio hat also doch zur Selbsthilfe gegriffen), Mark erlaubt sich ein selbstzufriedenes Grinsen und dann ist´s überstanden.
Bewertung

Oh weia… ich hielt ja Die Macht der Ninja schon für debil, aber dieser Film ist ja noch ´nen Zahn schärfer… wobei man mal wieder scharf unterscheiden muss zwischen inhaltlicher und handwerklicher Kompetenz. Was den letzteren Punkt angeht, greife ich mal vor und stelle fest: Das Ding sind über weite Strecken wie ein echter Film aus, d.h. gedreht von Leuten, die ungefähr wissen, wie man eine Kamera bedient, wo man sie günstigstenfalls hinstellt und wie man den gedrehten Tinnef dann einigermaßen brauchbar aneinandertackert (das konnte man beim vermeintlichen Vorgängerfilm nun nicht immer behaupten).

Was das, ähm, Script angeht – da allerdings muss man konstatieren: bääääh (oder vielmehr: „buuuuaaäääh“). Die Macht der Ninja hatte eine völlig hirntote idiotische Schwachmaten-Story, aber, immerhin, es war eine STORY. Von der Erbringung einer ähnlichen Geistesleistung hat man bei Double Edge trotz der Beschäftigung von nicht weniger als drei Autoren (DREI AUTOREN? WOFÜR??) sicherheitshalber gänzlich abgesehen. Bis weit über die Halbzeitmarke spielt sich der Film als zusammenhanglose Aneinanderreihung mehr oder weniger (mehr weniger, newa) eindrucksvoller Actionszenen, die ohne roten Faden, ohne inhaltlichen Bezug nacheinander abgespult werden. Irgendwann schien den Filmemachern dann tatsächlich doch einzufallen, dass eine gewisse Dramaturgie notwendig wäre – womit dann Jack Maraccio, der Fiesewicht, eingeführt wird (und dann schnell noch den Prolog drehte, damit das ganze wenigstens die Andeutung einer gewissen internen Schlüssigkeit bekommt. Dass man da auf einen hochgradig originellen Plot wie „ich räche den Tod meiner Eltern“ verfallen ist, leuchtet schon irgendwo wieder ein). Dass Maraccio der Mastermind hinter all den kriminellen Auswüchsen, die Mark bzw. der Ninja vorher bekämpft ist, muss man als geneigter Zuschauer schon raten. Bis dahin kommen und gehen Figuren aus dem bzw. ins Nirvana (Frank, Sly, Carlos, Jim z.B.) und Maraccio selbst dürfte zu den unimpressivsten Superschurken der Kriminalgeschichte gehören.

Macht aber insgesamt alles nix, weil diese diversen Action-Vignetten hochgradig unfreiwillig komisch-unterhaltsam sind. Das geht schon los bei dem Überfall auf die Tankstelle, den Mark souverän dadurch löst, den ganzen Laden einfach in die Luft zu sprengen, setzt sich fort über den Supermarkt-Überfall fort (ich bin immer noch der Ansicht, dass der Ninja mit dem sofortigen Vollzug der Todesstrafe für die zwei Idioten ganz leicht übertrieben hat) und hört bei dem Subplot um den lässigen Zuhälter Sly (dessen Darsteller sich für seine drei Szenen immerhin einen „and“-Credit verdient) noch lange nicht auf, schließlich sind da noch die Robin-Hood-Ambitionen des Ninjas zu berücksichtigen (ich wiederhole mich, ich weiß, aber ich halte z.B. seine Theorie, durch das Umnieten der Geldeintreiber wären die Schuldner jetzt sorgenfrei, für gewagt). Hier paaren sich ein Moralitäts- und Rechtsempfinden, das Pau Kersey die Schamesröte ins Gesicht treiben würde, mit zwerchfellerschütternden Dialogen und geradezu grotesk anmutenden Schauspielkünsten – Resultat: ein Gesamtkunstwerk ersten Ranges.

Im Umkehrschluss bedeutet dies fast zwangsläufig, dass der Streifen dieses Niveau der unfreiwilligen Komik nicht ganz halten kann, sobald versucht wird, die verschiedenen Episoden und Episödchen durch den Anflug eines durchgängigen Plots abzulösen – will sagen, der Schlussakt, ab Marks Entführung durch Maraccios Schergen kann´s an hirnverbrannter Durchgeknalltheit nicht ganz mit dem vorher zelebrierten Spektakel aufnehmen. Klar, es sind noch ausreichend Debilitäten vorhanden, um den Schundfilmfan locker bei Laune zu halten (allein schon Maraccios teuflischer Plan, Mark durch die Verabreichung von Rauschgift „schmerzhaft und qualvoll“ zu töten, ad absurdum geführt durch Marks orgiastisches Gehechele, verdient sich einen Eintrag in der Ruhmeshalle völlig beknackter Heldenkillpläne), aber gerade die völlig sinnfreie Zusammenhanglosigkeit (Kriminelle XY tun irgendwas schändliches, Ninja macht sie alle, begeht anschließend ein gutes Werk, Mark brüllt seinen Chef an, Mark zeigt sich mitfühlsam gegenüber einem Verdächtigen) macht den Reiz des Films aus (schließlich ist schon ziemlich bemerkenswert, dass Mark meiner bescheidenen Ansicht nach schizophren ist. Es ist wirklich so, als würde er mit dem Anlegen des Ninjadress eine völlig andere Persönlichkeit annehmen. Als Carlos im Polizeirevier durchdreht, ist es Mark, der einfühlsam – wenngleich mit schwachsinnigen Argumenten – die Lage beruhigt. Der Ninja hingegen killt alles und jeden ohne Ansehen der Person oder der Schwere des verübten Verbrechens).

Die Zweiteilung des Films in eine, äh, plotorientierte Schlussphase und den hanebüchenen Auftakt lässt alternativ auch den Schluss zu, dass die Filmemacher bemerkten, dass ihr Drehbuch biem besten Willen keinen abendfüllenden Film ergeben würde und sie deshalb einfach ein paar „random action scenes“ drehten, und diese en bloc an den Anfang des fertigen Film montierten.

Feinheiten wie Charakterisierungen und ähnliche Scherze erwarten wir verständlicherweise erst gar nicht, schließlich definiert sich ein cooler Held wie Mark über seine Sonnenbrille, sein offenes Hemd und sein Goldkettchen (ja, der Kerl hat seine Profession eindeutig verfehlt).

Handwerklich-technisch ist der Streifen (für das Genre „Ninjafilm“, in dem ja allgemein kaum mit großen inszenatorischen Leistungen geglänzt wird) einigermaßen sozialverträglich ausgefallen. John Lloyd, der der Welt noch Ninja Warriors (auch mit Romano Kristoff) und King of the Kickboxers 2 (mit Karate Tiger 2-„Star“ Loren Avedon), erfindet das B-Action-Sujet nicht neu, aber mit den sicherlich nicht gerade üppigen finanziellen Mitteln fällt er auch nicht gänzlich auf die Nase (zur diesbezüglichen Ausnahme komme ich gleich). Trotz oder gerade wegen der Konfusion im Script hat der Streifen ein vernünftiges Tempo, d.h. er langweilt nie, weil er sich nie wirklich die Zeit nimmt, eine Dialogszene einzubauen, die länger als zwei oder drei Minuten dauert. Lloyd weiß, was sein Publikum wünscht – kein Gelabere, sondern Action. Kameraführung und Schnitt (so er nicht von der deutschen Zensur zu verantworten ist; wie fast alle Ninja-Titel ist der Streifen hierzulande in seiner gekürzten FSK-18-Fassung indiziert) bewegen sich auf dem üblichen Niveau einer zweit- bis drittklassigen HK-Co-Produktion (es ist zwar nicht verifizierbar, dass der Streifen mit Hongkong-chinesischer Unterstützung realisiert wurde, aber zumindest hat ein HK-Filmlabor den Streifen entwickelt, also spricht eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür). Erwartet keine besonderen Gimmicks oder technischen Kniffe.

Erfreulich ist für den Ninja-Fan, dass es sich um einen Ninja-Film mit relativ viel Ninja fürs Geld handelt. Und dieser Ninja macht, im Gegensatz zum ersten Teil, auch das, was man nach landläufiger Ansicht- dem Genuss zu vieler schlechter Filme geschuldet – von ihm erwartet. Er wirft mit Rauchbomben, teleportiert nach Herzenlust, kann sich unterirdisch auf Maulwurfsart bewegen, sich nach Bedarf unsichtbar machen, hat eine Spezialausrüstung, auf die so mancher seiner Berufsgenossen neidisch wäre (Handgelenks-Raketenwerfer? Wow! I must get me so of those!), schlägt (trampolinunterstützte) Saltos wie ein Weltmeister, wirft mit Wurfsternen und -messern um sich, benutzt Nunchakos und natürlich sein Katana. Mit der Ninja-Action dieses Films hätten Joseph Lai oder Tomas Tang mindestens ein halbes Dutzend Patchwork-Filme aufpeppen können.

Für die Freunde herkömmlicherer Action gibt´s gelegentliches Gunplay (der typisch unteprivilegierten B-Movie-Art, also Knarren irgendwohin wedeln und Abzug durchgedrückt halten, es werden schon irgendwo ein paar Schufte umfallen) und abgezählte drei Explosionen. Immerhin. Was wirklich weh tut, sind die Martial-Arts-Fähigkeiten von Romano Kristoff (bzw. seinem Stuntman. Keine Ahnung, was der Herr selbst macht und was nicht, er steckt ja unter´m Ninjadress). Der Junge kann ungefähr so gut Karate oder Kung fu wie ich, nämlich gar nicht. Immerhin tarnt John Lloyd die Inkompetenz seines Stars deutlich besser als das Duo Kristoff/Page in Ninja´s Force. Ein echter Kampfkünstler dürfte vermutlich angesichts der betont schlicht choreographierten Keilereien wahlweise in schallendes Gelächter oder einen Weinkrampf ausbrechen (andererseits kommt die, eh, eher simple Struktur der Kämpfe, die zumeist nach drei-vier Sekunden durch ein paar Ellbogentechniken beendet werden, vermutlich dem „echten“ Ninja näher als bis ins kleinste Detail durchchoreographierte Superduper-Kung-fu-Kämpfe aus anderen Filmen. Ninjas wollten vermutlich nicht beeindrucken, sondern effektiv und schnell arbeiten). Geschliffene Kampfkunst a la Jackie Chan findet hier jedenfalls nicht statt, das sollte erwähnt sein, deswegen sollte man sich den Film also nicht ansehen (aber wer würde das schon wollen?).

Fragt Ihr ernstlich nach schauspielerischen Leistungen? Nun, Romano Kristoff (der sich hier als „Ron Kristoff“ billen lässt, was in der Tat ein wenig männlicher klingt als „Romano“) hat das Glück, keinerlei Darstellkunst aufbieten zu müssen, weil er ja entweder unter seinem Ninja-Wickel oder seiner Sonnenbrille verborgen ist (jede Szene, in der er die Brille abnimmt, ist an darstellerischer Wucht demzufolge nur noch mit den besten Momenten von Marlon Brando zu vergleichen. Ihr wisst ja, Ironietags großflächig nach eigenem Gutdünken über den Text streuen). Kristoff hatte übrigens die Ehre, eine gewichtige Rolle im vermutlich einzig italienisch-nordkoreanisch co-produzierten Actionfilm, Ten Zan – Ultimate Mission, spielen zu dürfen. Ist doch auch nicht schlecht.

Die Co-Stars sind mangels eindeutiger Credits wieder mal kaum zuzuordnen. Jim Gaines hat den Vorteil, seine Rolle als Zuhälter Sly (ich würde das ja schon fast als liebevolle Hommage an Blaxploitation-Klischees werten, so wie Gaines das spielt, aber das traue ich einer Produktion wie dieser nun andererseits wieder nicht zu) als „and“ kreditiert zu bekommen. Gaines agierte in zahlreichen unterbelichteten Actionheulern (und staubte sogar eine Mini-Rolle als „Truck Driver“ in Firstenbergs American Ninja ab) und war auch in Ninja´s Force (aka Macht der Ninja 1) aktiv (jetzt könnte ich mich glatt zu der Hypothese versteigen, ebenda spielte er den Polizei-Agenten o.ä., der gleich am Anfang von den Ninjas umgelegt wird. Ein anderer Afro-Amerikaner ist mir nämlich spontan aus dem Film nicht erinnerlich). Jerry Bayron, der auch die Stunt-Koordination besorgt, agierte noch im etwa zeitgleich entstandenen Kriegsfilm War Without End (geschrieben von … Jim Gaines und mit beinahe identischem Team auf den Philippinen entstanden… hm, dann könnte * dieser * Film doch auch wieder philippinisch sein. Ach, ich liebe undurchschaubare Geheimnisse). Anthony „Tony“ East spielte sich nachfolgend noch durch einige mir unbekannt Action-Hobel und erlebte seine Sternstunde wohl als „Radio Commentator“ in Bloodfist II. Robert Mason spielte in Vindicator (hier besprochen) den müllwühlenden Penner, der eine unheimliche Begegnung mit dem Kampfcyborg erlebt, Dan Anderson ist noch in Commando Invasion von Jun Gallardo (seinerseits wiederum Regisseur des ebenfalls hier gewürdigten Commander Firefox, ist doch alles eine einzige Inzuchtbande) mit von der Partie. Gaststar-Kredit staubt auch Ken Watanabe (soll ich langsam doch glauben, dass er wirklich Meister Kimura aus der Karate Warrior-Serie ist? Immerhin wurde die ja auch gern auf den Philippinen gedreht. Aber er sieht ihm nicht wirklich ähnlich… naja, mit ohne Haare sieht jeder anders aus) ab.

Mir lag zur Besprechung, wie erwähnt, die deutsche Verleihcassette aus dem Hause „Condor Video“ vor, die von Bild- und Tonqualität immerhin so gut ist, dass sie von Best oder ScreenPower sicher ohne jeglichen Gewissensbiss als DVD-Master hergenommen werden würde. Dafür aber kommt sie ohne jegliche Trailer daher (schade, ich entwickle doch langsam ein Faible für die unterirdisch schlechten Trailer der deutschen Videojungsteinzeit). Kann man als Ninja-Fan, so sie einem günstig über den Weg läuft, jedenfalls bedenkenlos mitnehmen und´s nicht bereuen.

Kommen wir also (endlich, endlich, endlich – ich schreib diese langen Reviews doch nicht mit Absicht…) zum Ende. Double Edge ist einerseits als Film besser als Ninja´s Force und insgesamt sogar * noch * unterhaltsamer, bedingt durch das katastrophal nach dem Zufallsprinzip zusammengesetzte Drehbuch und jeder Menge unfreiwilig hysterisch-komischer Sprüche (ob die von der Synchro oder der Originalfassung zu verantworten sind, ist eine Frage, die ich aus tiefstem Herzen den Philosophen überlasse), garniert mit einem rauchbombenwerfenden teleportierenden Ninja aus dem Bilderbuch. Macht ohne Zweifel heftigst Laune und ist sicher der unterhaltsamste Non-Lai/Tang-Ninja-Klopper, der sich mir bislang vorgestellt hat. Für Freunde debilen Ninja-Trashs eine Offenbarung und eine uneingeschränkte Empfehlung. All others may be warned… it may hurt your brain.

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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