Die Leichenmühle

 
  • Deutscher Titel: Die Leichenmühle
  • Original-Titel: The Corpse Grinders
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  • Regie: Ted V. Mikels
  • Land: USA
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Dr. Howard Glass (Sean Kenney)
    Angie Robinson (Monika Kelly)
    Landau (Sanford Mitchell)
    Maltby (J. Byron Foster)
    Caleb (Warren Ball)
    Cleo (Ann Noble)
    Monk (Vince Barbi)
    Mr. Desisto (Earl Burnam)
    Nachbar (Harry Lovejoy)
    Tessie (Drucilla Hoy)


Vorwort

Abt. Filme, die ich schon verdammt lange sehen wollte. Und das aus zwei Gründen. Zum einen muß sich jeder Rezensent, der sich mit Leib und Seele dem Kult des Schlechten verschrieben hat, früher oder später ein Werk des vielleicht größten noch lebenden klassischen Trash-Auteurs Ted V. Mikels, der der Welt neben diesem auch die unsterblichen Straßenfeger The Astro-Zombies, The Doll Squad oder Ten Violent Women bescherte, zu Gemüte führen. Zum anderen handelt es sich bei The Corpse Grinders um einen der raren Vertreter des von Filmemachern aller Zeiten sträflich vernachlässigten Genres des Katzenhorrors (abgesehen von der recht widerwärtigen Cat from Hell-Episode im Tales from the Darkside-Film und dem mexikanischen Schmalspurdiletissimo Killing Cats würde mir spontan kein Werk einfallen, in dem killende Miezekatzen als solche, ohne Zuhilfenahme von Shapeshifting a la Sleepwalkers oder Cat People die mordende Hauptrolle spielen). Als mir mein lieber Freund Gert, dem die badmovies.de-lesende Welt auch schon die Zurverfügungstellung von Slave of the Cannibal God und Martians Go Home verdankt, daher neulich e-mailte, er habe, wohl eingedenk seiner persönlichen Erfahrungen mit Kampfmaschine Pucki, sich diese DVD angeschafft, und dies hauptsächlich aus dem Grund, sie mir zu leihen (solche Freunde lobe ich mir! Zur Nachahmung heftigst empfohlen!), troff mir der Sabber der Erwartung eimerweise runter…

Schon wenige Tage später konnte ich das gute Stück meinem Briefkasten entnehmen… Pucki und ich nahmen erwartungsfroh bequeme Plätze vor dem Fernseher ein (sicherheitshalber auf getrennten Sitzmöbeln) und waren auf so ziemlich alles vorbereitet (zumindest ich, aber den Kater erschüttert bekanntlich nicht sooo viel außer unangemeldeten Besuchern).


Inhalt

Es regnet, es regnet, Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür setzt, aber offensichtlich seinen lieben Stubentiger. Der kratzt deswegen auch eifrig an der Tür und miaut das regenbedingt nicht vorhandene Blaue vom Himmel. Frauchen und Herrchen hocken dieweil in der warmen und trockenen Stube und glotzen TV (brr, man unterrichte den Tierschutzverein). Nachdem das Miauen so hartnäckig wird, daß selbst der den Film bis dahin nur mit äußerst peripherem Interesse folgende badmovie-Kater Pucki sich angesprochen fühlte, beschließt die Katzenmama, die durchnäßte Mieze probehalber reinzulassen. Undank ist der Welten Lohn, denn Schuschu springt Frauchen an die Kehle (bzw. wird vom Regisseur höchstselbst auf die Darstellerin geworfen… weia, heutzutage ging sowas nich´ mehr, da seien PETA und ihre Vasallen vor) und kratzt und beißt, daß die Suppe fließt (um ehrlich zu sein: ich wurde von Pucki schon wesentlich übler zugerichtet…). Da wir ob dieses hinterhältigen felinen Anschlags auf Leib und Leben eines halbwegs attraktiven Frauenzimmers nun alle schon geschockt, terrified und überhaupt sind, kann man uns nun auch die (dankenswert kurze) Titelsequenz und den reißerischen Titel THE CORPSE GRINDERS um die Ohren hauen.

Danach finden wir uns auf einem Friedhof wieder, der nur unwesentlich besser aussieht, als das, was Eddie Wood so vierzehn Jahre früher für Plan_9 zusammenzimmerte, aber wenigstens in freier Natur und nicht auf einer telefonzellengroßen Soundstage steht, wo ein Paul-Breitner-Verschnitt namens Caleb eifrig rumschaufelt. Der Herr Gravedigger ist aber ein böser welcher, denn er buddelt die Leichen nicht etwa ein, sondern – gosh! – aus! Sein extrem häßliches Eheweib Cleo steht ihm zur Seite, was Not tut, denn der große Mann hat Hunger, aber nicht auf den lauen Truthahn, den sie ihm andrehen will, sondern auf Fleisch, was bekanntlich ein Stück Lebenskraft ist (Caleb sagt´s griffiger: „A man needs meat!“). Da´s gehaltvolleres Happa-Happa nicht als Mitbringsel für die nächtliche Friedhofsschicht, sondern nur in der heimischen Küche gibt, headed das seltsame Paar heimwärts. Cleo hat, als ob wir das aufgrund des Aussehens „Angela Merkel im Endstadium“ nicht eh schon vermuten würden, im übrigen einen mittelschweren Dachschaden – sie schleppt eine extrem häßliche Holzpuppe mit sich rum, die sie wie ein echtes Kind behandelt und so auch an den Essenstisch setzt, einen Teller Suppe für sie füllt und sogar bemüht ist, das unschuldige Spielzeug löffelmäßig zu füttern (weia!). Caleb kalkuliert währenddessen seine theoretischen Leichenausgräbereinnahmen und, ich bin impressed, ohne Excel berechnet er seinen Reinverdienst auf Grundlage eines Tarifs von 20 US-Cent pro Pfund Lebend-, äh, Totgewicht auf 497 Dollar (Respekt – obwohl ich mich eigentlich im Kopfrechnen für recht beflissen halte, wär´ ich nicht so schnell gewesen; andererseits – ich hab´s auch nicht nachgerechnet…).

Anderswo, in dem, was wir uns als Hauptquartier der florierenden Lotos-Cat-Food-Company („for cats who love people“) zusammenreimen müssen (im Klartext: eine seit 1723 nicht mehr überarbeitete Mauer, ein Mini-Büro-Set und eine Tür in den Keller). Landau und Maltby, die beiden Chefs der Firma, beschäftigen aus humanitären (höhö) und zweckdienlichen Gründen ausschließlich Krüppel und sonstige Freaks, wie z.B. den nur eingeschränkt mit Worten beschreibbaren Willie und die einbeinige und taubstumme Tessie (an der Landau einen ganz besonderen Narren gefressen hat und mit der er in Zeichensprache konserviert, äh, konversiert… oookay, es ist selbstverständlich nicht wirklich die richtige Gebärdensprache, aber es sieht halbwegs so aus, als wüßten die Beteiligten, was sie tun). Das Hinterzimmer (in Wirklichkeit der Keller, aber solche Details übersehen wir geflissentlich) ist off-limits für die verunstalteten Angestellten. Landau ist bester Laune, das Geschäft brummt, die Kohle fließt in Strömen. Maltby ist deutlich nervöser – er hat Angst, daß die Bullen dem bösen Treiben der beiden auf die Schliche kommen könnten und befürchtet zudem noch, Landau könnte ihn bei der beabsichtigten 50/50-Teilung der Profite über´s Ohr hauen. Sein Verlangen, zukünftig täglich Kassensturz zu machen und die vorgefundene Penunze on the spot hälftig zu teilen, schmettert Landau mit dem nicht von der Hand zu weisenden Argument ab, daß die Firma ja auch eine gewisse operative Liquidität brauche (er drückt sich net ganz so gewählt aus, aber erklärt mir deswegen trotzdem nicht, warum bei Lotos ausschließlich Bargeld lacht. Waren Banken anno 1970 noch nicht erfunden?). Letztlich muß die Finanzfrage aber zurückgestellt werden, denn: „Wir brauchen mehr Rohmaterial!“ (ohaaa, bibber, was könnte das nur sein???? Hat jemand evtl. den Titel nicht mitbekommen? SUSPENSE!!)

So, wir hätten die Schurken, wir wissen grob, daß mysteriöse Dinge in der Katzenfutterfabrik vor sich gehen, fehlt uns noch ein Satz Helden, der uns, getreu den Traditionen der altmodischen Horrorschinken, in der Folgezeit gehörig auf den Seier gehen wird. Und da sind sie schon: Da hätten wir zum einen Krankenschwester Angie, die gerade ihren Burmakater mit Lotos-Cat-Food abfüttert und ihren geliebten Doktor, nein, nicht meine Wenigkeit (obwohl ich, rein optisch jetzt mal, nicht sooo viel dagegen hätte, hüstel), sondern Howard Glass, der in das (extrem aufwendige, harhar) Set stolpert und seinen Frust, gerade einen Patienten verloren zu haben (im Sinne von: während der OP ins Gras gebissen, nicht etwa nur nicht wiedergefunden oder zum anderen Mediziner gewechselt) mit einem soliden Schluck aus der Whiskeypulle kompensiert (uh-oh, im Emergency Room wär der Typ schon längst Totalalkoholiker). Tröstend wirkt natürlich auch immer wieder das Abschmatzen der blonden Geliebten, die aber zur Arbeitspflicht gerufen wird. Doch da – der Burmakater (mir eigentlich nicht wirklich als launische Gesellen bekannt) springt Howard an die Gurgel und kratzt ihn blutig – er dengelt das Vieh relativ rüde zu Boden (for the record sei erwähnt, daß dies m.W. die einzige Filmszene ist, in der eine Katze einen Mann attackiert. Just for the record). Angie ist, katzenbesitzeruntypisch, weniger besorgt ob des Zustands ihrer Mieze (hätt´ ich jetzt beinah Muschi oder Pussy geschrieben, Schelm ich), sondern schreitet erst zur Pflege des Zerkratzten mittels medizinischem Allohol (Howie selbst hätte vermutlich innere Anwendung bevorzugt). „The cat went crazy,“ stellt Howard mit gewisser medizinischer Akkuratesse fest (der kennt meinen nicht…).

Cleo und Caleb treiben sich dieweil wieder auf dem Friedhof rum, und wer bis jetzt noch nicht ausbaldowert hat, daß die dort ausgegrabenen Kadaver das bewußte „Rohmaterial“ sind (bei dem Zeuch, das heutzutage so in industrielles Katzenfutter gemischt wird, würde mich DAS nun auch nicht mehr entscheidend überraschen… obwohl es sicherlich mal ganz spaßig wäre, zum Tierfutterhändler des Vertrauens zu pilgern und in Charlton-Heston-Gedächtnismanier „WHISKAS IS PEOPLE“ zu brüllen…). Landau und Maltby erscheinen zwecks Abholung von drei frischen Leichen (hm, zusammengerechnet machen die drei Leichen ungefähr 400 Pfund Frischfleisch aus… nicht gerade viel, und so wie´s aussieht, holen Landau und Maltby nur alle paar Tage Nachschub. Nicht gerade Massenproduktion… die übliche 400-Gramm-Dose zu Grunde gelegt, gibt das maximal 500 Dosen. Elitäres Freßchen). Caleb würde gern für seine Dienstleistung mal Kohle sehen, aber Landau bügelt derartige Ansinnen ab. Der Große wird ein wenig ungeduldig, aber Landau beruhigt: „Du wirst alles bekommen, was dir zusteht.“ (Wie könnte er nu das wieder gemeint haben, tsk-tsk…). Ich schätze, die Tatsache, daß Caleb die Possibility erwähnt, er könne im Fall der Nichtzahlung geschuldeter Beträge den Cops ein lustig Liedchen singen, macht ihn bei Landau, der ersichtlich sowohl die Hirnabteilung der Schurkenbrigade darstellt, nicht populärer. Dieweil creeped ein mystery man in der Gegend rum und wirft den ein oder anderen finsteren Blick auf unsere Fieslinge.

Die soeben redlich erstandenen Leichen werden zur Lotos-Fabrik gebracht (immerhin: die Schurken sind nicht dämlich genug, ihren Lieferwagen mit dem Firmenlogo zuzuplanieren… andererseits, bei dem Budget des Films war das vermutlich keine Frage des Scripts, sondern der Kohle) und wandern dort in den… waaah… „Meat Grinder“. Dieser Luxusfleischwolf besteht aus einem Fließband sowie einer ein bissl lackierten und mit allerlei Anzeigen, Ventilen und Schläuchen versehenen Pappschachtel mit der Andeutung eines Mahlwerks (daß das Ding irgendetwas zerkleinert, das von seiner Konsistenz her härter als ein Mohrenkopf ist, wage ich mal wieder anzuzweifeln), aus der (interessanterweise ständig, egal, ob man vorn was reinstopft oder nicht) ein Strang gehäckselten Roastbeefs o.ä. raussabbert und darf m.E. in keiner Großküche, die was auf sich hält, fehlen. Als erste Leiche wandert die eines äußerst hübschen jungen Mädels aufs Fließband. Maltby hat Gewissensbisse, weil das Teil a) weiblich und b) jung ist, aber Fleisch ist Fleisch, meint Landau, und so marschiert das Mädel direktemang in den Fleischwolf (inkonsequenterweise aber mitsamt Straps, Höschen und BH. Ob auf der Inhaltsstoffe-Packungsbeilage die Textilien erwähnt werden? Gesund für den kleinen Liebling kann das Nylon und Polyester doch nicht sein). Aber auch an die Gesundheit der Mietzekatzen wird gedacht, denn der Katzenschlabber wird durch unspezifiziertes „Getreide“ aufgewertet. Respekt, ihr Tierarzt bedankt sich.

Während unser mystery man vor der Fabrik rumgurkt und seine Blicke schweifen läßt, ist Landau damit beschäftigt, eine alternative Leichenbezugsquelle aufzutun… auserwählt ist ein grobschlächtiger Gorilla namens Monk, der, im Gegensatz zu Caleb, aber clever genug ist, in seinen Vertrag eine „cash-on-delivery“-Klausel aufnehmen zu lassen. Dann fährt Landau aus mir nicht vollständig nachvollziehbaren Gründen (kann aber auch daran liegen, daß der Mono-Soundtrack alles andere als gut und permanent verständlich ist) in eine Leichenhalle, um sich dort von zwei durchgeknallten Bestattern dumme (und mir ziemlich unverständliche, sowohl akustisch als auch rein intellektuell) „Bestatter-Witze“ anzuhören und sich nach Formaldehyd zu erkundigen (okay, also will er die Leichen konservieren, aber wäre da ein Kühlraum nicht einfacher und bezüglich einer Tierfutterfabrik nicht auch irgendwo, äh, unauffälliger?). So wie ich den an dieser Stelle wirklich ziemlich verrauschten Ton verstehe, dirigiert ihn einer der Morticians in Richtung pharmazeutischer Labore, aber da dieser plot point absolut nicht weiterverfolgt wird, soll uns das auch nicht weiter interessieren.

Sehen wir uns statt dessen lieber die nächste teuflische Katzenattacke an. In einem Appartment, das erheblich ungepflegter aussieht als meine Wohnstube nach einem Forums-Treffen (and that´s gotta mean something), liegt die Bewohnerin desselben ebenso ungepflegt und entweder zugedröhnt oder aus anderen Gründen halb bewußtlos, auf ihrer Matratze und wird von ihrem hungrigen schwarzen Stubentiger angegriffen (d.h. das Tier setzt sich auf sie drauf und Madam schreit sich die Seele aus dem Leib). Ein Nachbar (Marke sechzigjähriger Hippie mit vermuteter Läusefarm in Matte und Bart) eilt zur Hilfe, findet die Angegriffene aber nur noch tot (d.h. mit ein bissel Kunstblut beschmiert) vor und klatscht die mörderische Muschi entschlossen an die nächste Wand (bevor Tierfreunde aufheulen – selbstredend off-screen).

Howard und Angie (unsere Helden, schon vergessen?) wundern sich, denn auf ihren OP-Tischen stapeln sich die Opfer von durch Katzen hervorgerufenen Halsschlagaderbissen (eh, was für eine Art Doktor ist unser Howard? Eigentlich dachte ich Chirurg, aber zumindest das letzte Opfer landet im Leichenstadium auf seinem Tisch, ergo ist er wohl zusätzlich noch Pathologe). Als Howard erfährt, daß der mörderische Vierbeiner im terminalen Stadium für eine Untersuchung verfügbar wäre, ergreift er die Gelegenheit beim Schopfe, läßt sich das sämtliche neun Leben aufgebraucht habende Tier vom verstörten Nachbarn apportieren und schreitet zur Obduktion (ah, Tierarzt also auch noch. Welch Universalgenie). Beim Herumwühlen in Katzeninnereien (ich will für Meister Mikels hoffen, daß das, was da an Gedärmen heraussabbert, wirklich das ist, wonach es aussieht, nämlich Mini-Würstchen etc. und nicht the real deal) entdeckt unser medizinisches Wunder im Magen der Pussykatze etwas, das „menschlich“ sein könnte (würde mich jetzt nicht soooo dolle überraschen, wenn Meister Miez gerade seinem Frauchen ein Stück aus der Halsschlagader rausgebissen und implizierterweise verdrückt hat). Angie wittert mit geradezu kriminalistisch zu nenenden Scharfsinn einen Zusammenhang zwischen den multiplen Katzenattacken und äußert ihren Verdacht mit folgender, aufgrund seiner bahnbrechenden Logik vollständig wiedergegebener Dialogzeile: „Maybe if we look around we might find something!“ Ein absolut unangreifbarer Satz, ein kleines Meisterstück an sich (excuse me while I weep… aber zumindest wird der Satz einer Blondine in den Mund gelegt, was die Sache wenigstens ein wenig realistisch macht :-)).

Landau und Maltby sehen sich indes einer Palastrevolte ausgesetzt – Tessie, sichtlich so etwas wie die amtierende Betriebsratsvorsitzende, hat die Arbeitsleistung einstellen lassen. Sie radebrecht was auf Zeichensprache daher, was Landau seinem fragenden Geschäftspartner theatralisch als Drohung übersetzt, und wird daher von Landau zwecks allgemeiner Beruhigung der Gesamtlage mit dem Rest der Belegschaft (lustigerweise sehen wir insgesamt zwei Angestellte – Tessie und Willie) bis auf Willie nach Hause geschickt. Willie, der zu neugierig ist, was sich hinter der verbotenen Hinterzimmertür abspielt, ist Bestandteil Landaus neuestem Plans zur Verbesserung der Materialdisposition. Maltby ahnt übles, als Landau den ob der unvorhergesehenen Betriebsbesichtigung begeisterten Willie in den Keller führt, tut aber nix… ein Schrei, und wir können beruhigt davon ausgehen, daß Willie samt Haut, Haaren und Arbeitsanzug die nächste Europalette Lotos-Futter füllt.

Howard und Angie wühlen sich durchs Messie-Zimmer der gerade Verschiedenen und Angie stellt fest, daß die Tote die selbe Katzenfuttermarke verfüttert wie sie selbst, nämlich das von Lotos, was das begehrteste und teuerste am Markt ist (tja, das zumindest ist von gewisser Authenzitität – auch in meinen schlimmsten Null-Kohle-Phasen bekam Pucki stets das beste erreichbare Happa-Happa; nicht, daß der Schlingel mir das gedankt hätte – die beste Erfolgsaussicht hab ich immer noch mit dem 29-Cent-Futter von Schlecker). Der Verdacht eines Zusammenhangs verfestigt sich so, aber: „Wenn wir recht haben, wieso werden die Katzen zu Menschenfressern?“ fragt Howard sich und die Welt („Menschenfresser“ halte ich bei einem kleinen Biß in die Halsschlagader für eine geringfügige Übertreibung). Ich nehme mein Lob über Howards Universalgenialität umgehend zurück, denn der Kerl muß tatsächlich in einem schlauen Buch nachschlagen, daß auch domestizierte Katzen im Grunde ihres Herzens Raubtiere sind (der berühmte und trotzdem treffende Satz, wonach man keine Katze besitze, wohl aber die Katze einen selbst, wird natürlich zitiert) und das Beispiel menschenfressender Tiger heranziehen, die erst dann zu Menschenfressern würden, wenn sie zum ersten Mal einen Menschen erlegt und vertilgt haben, weil sie zu alt und langsam sind, um ihre gewohnte Beute zu schlagen. Theorie: da im Katzenfutter Menschenfleisch ist, werden die Katzen wild auf eben solches und attackieren deswegen ihre Halter. Durchaus diskutabel, hat aber den Haken: woher zum Geier sollen die Viecher wissen, daß das, was sie gerade in gehackte Form verspeist haben, vom Menschen stammt??? Selbst wenn´s auf der Dose stehen würde, könnten die Biester ja trotzdem nicht lesen… Könnt´ es sein, daß ich grad ein kleines Plot Hole aufgedeckt habe? (Aber nicht doch, Herr Doktor, nicht doch). Angie, der ich mittlerweile (schon allein aufgrund des oben zitierten Satzes) größere intellektuelle Fähigkeiten zutraue als meinem werten Kollegen Howard, kommt auf die grandiose Idee, daß man mal die Futterfirma unter die Lupe nehmen sollte. Howard scheint die ganze Sache nicht gar so investigierenswert, er will lieber erst mal ´ne Runde Abschmatzen einschieben, läßt sich aber doch breitschlagen (vermutlich droht Angie mit einem Sex-Streik).

Gut, ich will den beiden ja mal den benefit-of-doubt geben, daß man mit einer solchen wilden Geschichte nicht direkt zu den Cops rennt, weil die wahrscheinlich die Männer mit den weißen Jacken bestellen würden, aber wieso die beiden sich zwecks Ermittlung der Firmenanschrift (auf den Dosen steht die nämlich fieserweise nicht drauf, sondern nur „Los Angeles“ und im Telefonbuch gibt´s die Firma nicht) zur zuständigen Behörde für Lebensmittelaufsicht (oder Tierlebensmittelaufsicht, weiß der Geier, was die Amerikaner da für eine Agentur ´für haben) rennen, bleibt mir ein wenig schleierhaft. Mein Lösungsansatz wäre etwas unbürokratischer: ich würd´ einfach mal bei einem Futterhändler fragen, woher er den Krempel bezieht. Die Dosen materialisieren sich ja wohl nicht aus thin air in den Regalen. Von der attraktiven Sekretärin Donna werden die beiden ins Büro des Behördenchefs Desisto (ist das ein Joke bezüglich des Verbs „desist“?) geleitet, und dann sehen wir erst mal Donna zu, wie sie nach Hause geht (und wenn man uns schon so einen Nebencharakter ausführlich zeigt, spekulier ich doch mal ins Blaue, daß Donna zur Gattung der Katzenhalter gehört).

Desisto verblüfft unsere Helden und mich mit der Tatsache, daß die Lotos Cat Food Company nicht registriert ist und mithin keine Genehmigung zur Herstellung und zum Vertrieb von Tiernahrung besitzt (ich weiß, Verbraucherschutz and stuff ist eine Erfindung der 90er, aber konnte trotzdem anno 1970 jeder Depp irgendwlechen Schmodder in Dosen füllen und als Tierfutter verkaufen?). Auf Drängen und Bohren unserer Helden wird aber immerhin ein „vorläufiger Antrag“ auf eine entsprechende Lizenz zu Tage gefördert, und der Antragsteller „hat erst vor kurzem Schlagzeilen gemacht“. Nämlich indem er spurlos verschwand – ein gewisser Carlton Babcock. Ich kann mich vor Spannung kaum mehr halten.

Donna ist indes zuhause angekommen und stellt zwei Dosen Lotos-Katzenfutter (hm, wenn ich schon in einer entsprechenden Behörde arbeite, würde ich mich dann nicht dafür interessieren, ob das, was ich meinem Haustier vorsetze, überhaupt erlaubt ist? Aus meiner Erfahrung in der rechtsverdrehenden Branche kann ich bestätigen, daß Erkenntnisse, die ich dort gewonnen habe, umgehend in meine Lebensführung einflossen und ich umgekehrt Recherchemöglichkeiten gnadenlos ausgenutzt habe) aufs Küchenregal, wo sie den hungrigen Burmakater (Mikels schwört auf dem Audiokommentar, daß es nicht der selbe ist wie bei der Attacke auf Howard, und ich will ihm mal glauben) damit stehen läßt. Soll die arme Katze den Dosenöffner allein betätigen? Raben-Katzen-Mama. Anstatt also ein gutes Werk zu tun und der Katze die Dose wenigstens aufzumachen, schält sie sich aus ihrem Kleid, schenkt sich ein Budweiser aus der Dose ein und haut sich in BH und Slip auf die Couch (jetzt mal Butter bei die Fische, liebe Mitleserinnen – pflegen sich weibliche Wesen im Single-Zustand tatsächlich zuhause in Unterwäsche zu bewegen? Ich mag das nicht ganz glauben).

Howard und Angie suchen das Babcock-Anwesen auf (im damaligen echten Leben das Anwesen von Filmmogul Cecil B. DeMille) und finden dort Mrs. Babcock vor, eine redselige Quasselstrippe von blumenzüchtender Nervensäge, deren Sorge um ihren vermißten Männe nicht so ausgeprägt ist, daß sie ihren Überraschungsgästen nicht eine Dieter-Thomas-Heck-verdächtige Litanei herunterbetet („I like to talk,“ gibt sie immerhin zu), deren Informationswert darin besteht, daß sie zwar mal davon gehört hat, daß ihr Ehemann eine Katzenfutterfabrik ihr Eigen nennt, aber nicht wisse wo, das könnte aber einer seiner Geschäftsführer wissen (na, wollen wir´s hoffen) und diese Firma wohl zwei seiner nichtsnutzigen Neffen geschenkt habe. Die Einladung zum Tee lehnen Howard und Angie zur bitteren Enttäuschung der Tratschtante dankend ab (I can´t blame them).

Donnas Katze wird die Warterei auf die Dosenöffnung inzwischen zu blöd, und mit meinem Segen stürzt sich das Tier auf die spärlich bekleidete Damsel und macht sie alle.

Bei Lotos äußert Tessie per Zeichensprache ihren Unmut über das Verschwinden Willies, aber die Diskussion muß abgekürzt werden, da Angie und Howard vor der Tür stehen und sich hochgradig clevererweise als Interessenten an einem ganzen Karton Katzenfutter outen. Maltby will die ungebetenen Gäste unter Verweis auf angebliche reine Großhandelstätigkeit hinauskomplimentieren, aber Landau steht einem schnell verdienten Dollar nicht im Wege und befiehlt die prompte Ausführung der Bestellung. „They´re suspicious, I can feel it in my bones,“ gibt Maltby nach dem Abgang der Großabnehmer zum besten. „I´m sick of your bones,“ wütet Landau antwortend (das ist actually ein gar nicht mal so unlustiger Gag, und der führt selbstredend ziemlich genau dahin, wohin wir uns das vorstellen). Jedenfalls ist Maltby mit Landaus neuer Vorgehensweise, das benötigte Rohmaterial in Eigenregie heranzuschaffen, nicht einverstanden, weswegen Landau seinen Partner darauf hinweisen muß, daß er, ergo Maltby, doch überhaupt an dem ganzen Schlamassel Schuld sei, von wegen damals mit Babcock… das kann nur eins bedeuten: Start Flashback Sequence Here.

Und so sehen wir Mr. Babcock am Fleischwolf stehen und seinen beiden nichtsnutzigen Neffen, die offensichtlich dabei sind, die Firma systematisch zu ruinieren, zur Schnecke machen. Babcocks Attitüde ist klar: er will den beiden keinesfalls weitere Barschaft in den Rachen stopfen. Maltby platzt der Kragen und er legt dem Onkel Geldgeber einen Strick um den Hals, worauf der tot zusammenbricht (ungelogen: es ist nicht etwa so, daß Maltby eine Schlinge draus macht oder sonst irgendwie aktiv würgende Tätigkeiten vornimmt – er legt ihm schlicht einen Strick locker um den Hals und Babcock fällt um und ist hin… scheint´n schwaches Herz zu haben, der alte Knacker). Wie praktisch, daß zur Entsorgung unvorhergesehener Leichen das ideale Gerät gleich rumsteht, ab in den Fleischwolf mit dem alten Herrn. „Wer hätte gedacht, daß diese zusätzliche Zutat eine Delikatesse für Feline sein würde,“ resümmiert Landau grinsend und erklärt uns damit das Geheimnis des Erfolgs.

Howard verzweifelt dieweil am erstandenen Katzenfutter – die Analyse ergibt nämlich, daß von Menschenfleisch keine Spur drin zu finden ist (hm, schubsen Landau und Maltby also nur gelegentlich Leichen in ihren Fleischwolf? Dann sollten Katzen aber nur nach dem Zufallsprinzip ausflippen und nicht so generell beim Lotos-Genuß). Caleb buddelt indes eifrig Leichen aus und stapelt sie in der Küche (zum Mißfallen von Cleo) und wundert sich, daß Landau noch nichts von sich hören hat lassen. Als es ihm endlich gelingt, Landau an die Strippe zu bekommen, vertröstet der seinen Leichendieb. Maltby ist besorgt: Dem guten Caleb sei nicht zu trauen und for once ist Landau der selben Ansicht… Auch Caleb hat´s mitd em Vertrauen dicke und er lädt sicherheitshalber seinen Schießprügel durch.

Vor der Lotos-Fabrik sammeln sich die Straßenkatzen in Hoffnung auf ein gutes Freßchen (scheinbar können die Werbeschilder lesen) und der Fleischwolf läuft volltourig. Monk sorgt für den Caleb-unabhängigen Nachschub, indem er durch die Seitenstraßen und -gassen pilgert und jeden weinseligen Penner, der friedlich an der Pulle nuckelt oder seinen Rausch ausschläft, killt und in den Firmenlieferwagen stopft. Die Katzenattacken machen weiterhin Schlagzeilen und die allgemeine Hysterie geht so weit, daß Leute ihre kleinen vierbeinigen Lieblinge prophylaktisch einschläfern lassen, wie Angie ihrem Howie vorliest. „What a shame,“ kommentiert Howard eloquent, während Angie for no particular reason, außer damit wir auch sie und ihre hervorragenden Talente (ziemlich genau zwei Stück, if you grasp my meaning) mal für ein paar Sekunden etwas ausführlicher (jedoch in Unterwäsche, für die Spanner da draußen) unter die Lupe nehmen können. Howard erfährt von Desisto, daß die offiziellen Untersuchungen keine Unregelmäßigkeiten bei Lotos ergeben hätten (allzu tiefgründig können die Untersuchungen nicht gewesen sein… und überhaupt, reicht nicht einfach die Tatsache, daß die Jungs dort ohne Erlaubnis produzieren, dazu aus, um den Laden dicht zu machen? Die Sitten waren anno ´70 wohl wirklich noch lockerer). Angie ist immer noch überzeugt, daß des Rätsels Lösung in der Fabrik zu finden ist und Howard läßt sich zu einem zweiten Besuch dort breitschlagen, wobei sie vom mystery man beobachtet werden (wer zum Teufel ist der Heinz?). Bei Lotos treffen unsere beiden Helden nur Tessie und eine Unterhaltung mit ihr gestaltet sich begreiflicherweise schwierig. Doch da treffen auch Landau und Maltby ein – die Ausrede, daß Howard und Angie bzw. ihr Stubentiger so begeistert vom Lotos-Happa waren, daß man sofort noch einen Karton kaufen wolle, zieht nicht (so verfressen ist auch nicht mal Pucki – wir sollen übrigens glauben, daß diese Geschehnisse 24 Stunden nach dem letzten Helden-Besuch in der Fabrik stattfinden). Landau komplimentiert unsere Freunde unsanft hinaus und Maltby ist schockiert, daß er sie hat so einfach gehen lassen. „Sie wissen nichts,“ befindet Landau durchaus treffend und kündigt an, Caleb zu besuchen. Mystery man hat indes Howards Auto untersucht und ihm eine Notiz hinter die Fahrer-Sonnenblende gesteckt, auf die kein Mensch jemals wieder eingehen wird (ist auch nicht die ideale Örtlichkeit für eine Botschaft, von der man will, daß der Empfänger sie zeitnah findet).

Bei der Nachbesprechung ist Angie jetzt mehr denn je davon überzeugt, daß Lotos etwas zu verbergen hat, während Howie gewillt scheint, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Enttäuscht vom mangelnden Enthusiasmus ihres Lovers kritzelt Angie eine Notiz (ob die jemand findet?) und macht sich alleine zu einer dritten Firmeninspektion auf.

Landau taucht bei Caleb auf und der will nun ziemlich sofortamente und el zacko seine ihm zustehende Kohle und zieht, um dieser verständlichen Forderung gewissen Nachdruck zu verleihen, sein Schießeisen. Der zutiefst menschlich enttäuschend wirkende Landau zückt das Portemonnaie und drückt Caleb einen Haufen grüne Scheine in die Hand. Caleb läßt sich angesichts der Peseten von Landau die Knarre abnehmen. In einem der mir unverständlicheren Schachzüge legt Landau Calebs Pistole weg, nur um seine eigene aus der Jackentasche zu ziehen und, nach den üblichen „Don´t kill me“-Flehereien des Möchtegern-Ghouls, abzudrücken und Caleb totzuschießen (wollte er sich nicht darauf verlassen, daß Caleb seine Bleispritze auch geladen hat oder warum erschießt er ihn nicht einfach mit Calebs Waffe? Umstandskrämer). In diesem unglücklichen Moment marschiert Cleo in die Küche, schließt erstaunlicherweise die richtigen, äh, Schlüsse und gibt schreiend Fersengeld. Warum Frauen in solchen Situationen immer über nahegelegene Friedhöfe rennen müssen anstatt über wahrscheinlich besser frequentierte öffentliche Straßen, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Nun gut, Cleo türmt über Stock und (Grab-)Stein, Landau hinterher. Die Verfolgungsjagd erreicht nicht ganz die Höhen surrealer Komik von Ed Woods entsprechender Graveyard-Chase aus Plan 9 (eben schon mal darum, weil das ganze on location und nicht on stage gedreht wurde), aber trotzdemschafft es Landau, der eigentlich über die ganze Jagd zehn bis zwanzig Meter Rückstand gehabt hat(und dennoch den einen oder anderen absoluten clear shot gnadenlos zu versemmeln), irgendwie plötzlich VOR Cleo zu materialisieren (Jason Voorhees wäre stolz) und ihr mittschiffs eine Kugel einzuschenken. Cleo stolpert in ein praktischerweise bereitstehendes offenes Grab und muß nur noch oberflächlich zugeschaufelt werden (warum er sie nicht als verwendbares Rohmaterial einpackt, I don´t know. Vielleicht denkt er, daß nicht mal ausgehungerte Straßenkatzen sowas wie Cleo fressen würden).

Angie dringt dieweil in die Fabrik ein und wird von Maltby überrascht, der hinter ihr up creeped und sie packt (Auffassungs- und Beobachtungsgabe bei Angie: mangelhaft). Howard findet *tatsächlich* Angies Abschiedsbriefchen (hätt´ ich ihm nu gar nicht zugetraut) – geistesgegenwärtig ruft er die Cops (warum eigentlich? Ich dachte immer, die USA wären sowas ähnliches wie ein freies Land, wo eine blonde Krankenschwester durchaus mal eine Katzenfutterfabrik besuchen kann, wenn sie will; abgesehen davon werden in der Folgezeit keine Polizisten auftauchen, also sehen die das vermutlich ähnlich wie moi). Während Landau den toten Caleb abschleppt (das ergibt einige Paletten…), schleppt auch Maltby, und zwar Angie in den Keller. Angesichts des Fleischwolfs und der herumliegenden Leichenteile (d.h. Schaufensterpuppen-Arme und ein paar rohe Koteletts) panikt Angie ein wenig, reißt sich los und stolpert (oh Graus, oh shudder) mittenmang unter die verschiedenen Rohmaterialien. Maltby zerrt sie unter den blutigen Steaks und Plastik-Extremitäten hervor und packt sie gefesselt auf das Fleischwolf-Förderband (ah ja, vorhin hatte der Knabe noch Probleme, eine TOTE durch den Grinder zu jagen und jetzt kann er kaum erwarten, ein lebendiges Girl zu verhackstücken? Bigott, sach ich, bigott!) Wenn´s nach Maltby geht, ist vor der Verarbeitung zu Häppchen in Aspik aber immer Zeit für ein wenig Rumgegrabsche an den Brüsten des Mädels (aber selbstver züchtig im BH). Diese kompromittierende Szene spielt sich vor dem erstaunten Auge Landaus ab, der gerade Caleb anschleift. Okay, wenn Maltby ein bissl perversen Spaß haben will, ist das Landau vermutlich wurscht, aber daß Maltby sich auch die Firmenkasse unter den Nagel gerissen hat, da hört der Frohsinn dann doch auf und deswegen erschießt Landau seinen Geschäftspartner, der, wozu haben wir das Ding schließlich rumstehen, arm-voraus in den Fleischwolf stürzt. „Niemand kann mich aufhalten,“ tönt Landau im Tonfall eines jeden megalomanischen Madmans (frage mich bloß, wie er mit seinem Pappmache-Fleischwolf die Weltherrschaft an sich reißen will…). Angie hat den Tumult genutzt, um sich, wie auch immer, vom Förderband zu schwingen und zu entfesseln (Madame Houdini?). Die Katzen draußen vor der Tür werden nervöser und Howard stürzt die Kellertreppe herunter. Stürzen ist gut, denn Landau verpaßt ihm relativ unbefangen eine Kugel (keine Angst, Howard ist Held, dem passiert nix ernstes). Landau will gerade ein wenig wisecracken, bevor er die lästigen Zeugen endgültig zu Ragout mit Wild verarbeitet, aber da steht plötzlich der mystery man in der Tür, schießt Landau nieder und stellt sich als „Special Investigator Paul Donnegan“ vor, der im Fall des vermißten Babcock ermittelt habe (and that´s all we get).

Der zusammengebrochene (und sichtlich tote) Landau wird von diversen Pussykatzen abgeleckt und im Wortsinne besetzt. Ende.
Bewertung

Weia. Das ist schon ein schöner Schmarrn, den uns Ted V. Mikels mit The Corpse Grinders auftischt. Es ist recht witzig – selbst anerkannte Trash- und Mikels-Freunde sind sich letztlich nicht einig, ob dieser Film nun sein Opus Grande oder den Bodensatz seines Schaffens darstellt. Während manch einer The Corpse Grinders zu dem Mikels-Film stilisiert, den man gesehen haben muß, empfehlen andere, diesen weiträumig zu umschiffen und sich statt dessen den nicht minder legendären The Astro-Zombies oder seinen frühen Charlie´s Angels-Vorläufer The Doll Squad zu Gemüte zu führen. Da ich zu meiner Schande gestehen muß, daß The Corpse Grinders meinen Einstieg in die wunderbare Welt des Ted V. Mikels darstellt, wage ich nicht, dem einen persönlichen Ratschlag folgen zu lassen. Zweifellos bin ich jetzt neugierig auf weitere Mikels-Streifen, aber ob The Corpse Grinders nun repräsentativ für sein Schaffen ist, kann ich halt (noch) nicht beurteilen.

Was ich aber guten Gewissens behaupten kann: dieser Film ist nur was für absolute Trash-Spezialisten (und das, obwohl der Film ein beachtlicher Kassenerfolg war und in seinem Veröffentlichungsjahr einige Major-Studio-Produktionen klar hinter sich ließ). Wie nicht anders zu erwarten, ist der Streifen ultrabillig realisiert – das Budget lag bei schlappen 47.000 Dollar und gegen diese geballte Finanzkraft nimmt sich Ed Wood wie James Cameron aus. Mikels versucht das schmale Budget dadurch auszugleichen, möglichst oft on location zu drehen (neben dem erwähnten DeMille-Anwesen nutzte Mikels seine eigene Villa, die er im Audiokommentar stolz „the castle“ nennt, und deren weitläufige Gartenanlagen). Es bleibt aber beim Versuch, denn trotz der vielen Außenaufnahmen macht The Corpse Grinders einen ziemlich klaustrophobischen Eindruck, was auch der größtenteils statischen Kameraführung zu verdanken ist (selbst die Friedhofs-Location wirkt gequetscht und gestaucht, als wären´s – und vermutlich war das auch so -, maximal zehn Quadratmeter). Die vom Produktionsteam eigenhändig zusammengeschraubten Sets sind extrem einfallslos und äußerst mager dekoriert (man kann davon ausgehen, daß in einem „Set“ maximal ein Schreibtisch, ein Stuhl und ein Regal stehen).

Aber eigentlich sag ich doch zuerst was zum Drehbuch. Eh. Najaaa… auf die verschiedentlichen Plotholes, durch die man mindestens einen Dreißigtonner steuern könnte, hab ich ja im obigen Text schon ausführlich hingewiesen. Ich denke aber, zu einer Plotte, deren Reißer darin besteht, daß knuddelige Stubentiger zu killenden Bestien werden, muß man eh nicht so wahnsinnig viele Worte verlieren. Als leidgeprüfter Katzen-Besessener mag man mir aber zumindest die fachliche Expertise zugestehen, daß selbst bei äußerst wohlwollender Betrachtung ich nicht glauben kann, daß selbst eine extrem wütende, angriffslustige und ausgehungerte Katze (Hauskatze, wohlgemerkt) dazu in der Lage sein könnte, einen erwachsenen Menschen so anzufallen, daß es dem „Opfer“ nicht möglich ist, das Tier mit einem entschlossenen Griff von sich zu schleudern (und, man glaube mir und Pucki, wir haben blutige Kämpfe ausgefochten und die wurden hauptsächlich deswegen blutig, weil ich das Vieh NICHT losgelassen bzw. von mir geschleudert habe). Es ist also eine relativ lächerliche Prämisse, von der der Streifen ausgeht, interessanterweise scheint der Film sein Szenario durchaus ernst zu meinen (auch wenn die IMDB als Kategorie „Horror/Comedy“ angibt – komödiantische Aspekte gehen dem Film vollkommen ab, es gibt nicht mal, und Danke Dem-Da-Oben dafür, comic relief).

Die „Spezialeffekte“ beschränken sich auf das, was man mit einem Schmalhans-Budget von 47.000 Bucks anstellen kann – die angreifenden Katzen werden entweder auf die Opfer geworfen oder waren so gut von ihren eigentlichen Eignern (es handelt sich ausschließlich um Katzen der Filmcrew oder Bekannten thereof) dressiert, daß sie ihnen auf Kommando auf´n Schoß sprangen, den Rest mußte der Darsteller dann halt selbst besorgen, d.h. sich mehr oder weniger überzeugend mit den Miezen balgen und so tun, als würde einem die Kehle aufgerissen. Außer ein bißchen Kunstblut gibt´s an „Splatter“ nur noch die Katzen-Obduktion (die Operationsszene in The Undertaker and his Pals ist aber deutlich, eh, ekliger – übrigens lief The Corpse Grinders mit dem Undertaker und einem italienischen Horrorfilm aus den 60ern in einem Dreier-Package in den Drive-ins). Der „Corpse Grinder“ selbst ist die erwähnte Eigenbau-Maschine, die diese Herkunft nie verleugnet, aber immerhin, und soviel Ehrlichkeit muß sein, überzeugender aussieht als alles, was Maestro Ed Wood in seiner kompletten Karriere als Ersatz für Spezialeffekte/Requisiten eingesetzt hat (die obligatorische Frage: hatte Mikels in seinem Karriereverlauf mal mit Eddie zu tun? Aber logo – Mikels arbeitete als second-unit-Regisseur bei Orgy of the Dead, der nach Woods Drehbuch unter der Regie von Steven Apostolof 1965 entstand; Eddie selbst war dort Regieassistent

).

Immerhin arbeitet die Filmcrew halbwegs professionell (auch wenn Mikels sich im Kommentar daran erinnert, daß man dem Kameramann sogar zeigen mußte, wie man einen Film einlegt, weil der vorher noch nie eine Filmkamera gesehen hatte). Leider ist das Tempo ziemlich mau – selbst für einen nur gut 70-minütigen Streifen zieht sich das Prozedere stellenweise doch ganz schön hin, auch weil einige unnötige und nur der Laufzeitstreckung wegen eingebaute Szenen wie Landaus Ausflug zur Leichenhalle, die Audienz der Helden bei Desisto oder das Interview von Mrs. Babcock den Betrieb aufhalten. Ein bissl mehr „corpse grinding“-Action (oder wenigstens die ein oder andere Katzenattacke mehr, obwohl das eh schon vier Stück sind) hätte dem Streifen sicherlich gut getan. Obwohl der Film selbstverständlich schon aufgrund seiner Story lachhaft ist und ein paar der schrägen Nebencharaktere für Frohsinn sorgen (die Freaks in der Katzenfutterfabrik, Caleb und Cleo), kann der Film mit totalen Trash-Raketen wie Plan 9 oder Robot Monster nicht mithalten – es gibt einfach zu viel Leerlauf, der nicht mal durch übertriebene Inkompetenz unterhaltsam gemacht werden kann.

Liegt natürlich wie so oft auch daran, daß vor allem die Darsteller der Helden absolut blaß bleiben (sind halt auch meistens die Rollen, mit denen man am wenigsten anfangen kann). Sean Kenney, dessen größter claim to fame ist, daß er sich mit Fug und Recht „Enterprise“-Kapitän nennen kann, weil er in The Menagiere, der aus dem nie gesendeten Star Trek-Pilotfilm The Cage den gelähmten, stummen und verstümmelten Captain Pike spielte (schwerlich eine anspruchsvolle Rolle), ist einer dieser typischen schnöseligen dumpfbackigen 60er/70er-Horror-Helden, denen man als Zuschauer eigentlich nur permanent eine verpassen möchte und bei dem man nicht versteht, was die weibliche Hauptdarstellerin um Himmels Willen an ihm finden kann. Was heldenmäßiges tut er eh nicht (außer sich umschießen zu lassen). Monika Kelly, von der weitere Darsteller-Credits nicht überliefert sind, sieht zumindest anständig aus und versucht sogar, ein wenig acting einfließen zu lassen (es bleibt natürlich beim Versuch). Eine ziemliche Schau ist Sanford Mitchell als nach Herzenslust overactender Landau – wenn der Junge bei der Schauspielerei geblieben wäre, hätte eine echte B-Movie-Größe aus ihm werden können. So aber verliert sich nach The Corpse Grinders auch seine Spur (vorher war er in zwei Exploitern namens The Harem Bunch und The Scavengers mit von der Partie). J. Byron Foster (Maltby) agiert für Trash-Verhältnisse auch recht zünftig, hat aber auch keine sonstigen Credits zu Buche stehen. Warren Ball (und ich könnte schwören, der sieht fast aus wie Paul Breitner heute, nur der Afro ist nicht ganz so breit) hätte eigentlich auch in Angeboten für Z-Movies ertrinken müssen, hat aber nur noch einen Auftritt in The Harem Bunch und einen Bit Part in Big Apple Birthday zu verzeichnen. Gesondert erwähnt werden sollte noch die köstliche Drucilla Hoy als Tessie, die selbstverständlich über zwei funktionierende Gehwerkzeuge verfügte – da selbst Mikels ihr für die Rolle nicht einfach ein Bein absäbeln wollte, wurde das „überflüssige“ halt einfach hochgebunden. Mikels erinnert sich, daß er und die Crew ständig in Sorge waren, ob Hoy während der Aufnahme umkippen würde. Auf jeden Fall: ganz große Performance!

Lange Zeit nur als Bootleg von zweifelhafter Qualität erhältlich hat Image Entertainment für RC1-Freunde The Corpse Grinders in einer Special Edition aufgelegt. Ein 1.78:1-Widescreen-Transfer erfreut des Trashfreundes Herz: auch wenn der Print schon ordentlich abgenudelt und sein Kreuz an Verschmutzungen und Kratzern zu tragen hat, ist das doch besser, als man befürchten mußte – die Farben sind anständig, auch der Kontrast und das Bild ist relativ scharf (man muß sich natürlich vor Augen halten, daß das Ursprungsmaterial nicht das beste gewesen sein kann und man es sowieso mit einem über dreißig Jahre alten Zip-Budget-Trashfilm zu tun hat). Der Mono-Soundtrack könnte für meinen Geschmack besser sein – gelegentlich versinken die Dialoge in einem unverständlichen Soundbrei, aber ein besseres Ton-Master war vermutlich nicht verfügbar (schade, denn der mitgelieferte US-Trailer hat einen wesentlich besseren Ton). Neben dem gerade angesprochenen Trailer gibt´s als Extras noch eine umfangreiche still gallery von Produktionsfotos aus der Privatschatulle des Regisseurs, ein Musikvideo der Avantgarde-Rockgruppe „Bentmen“, das eine „Hommage“ an Corpse Grinders darstellen soll (wenn ich ehrlich bin, ein Video von Massacre und ihrem „Corpse Grinder“ wäre mir lieber gewesen…), eine Mikels-Filmographie und lustige Trailer auf einige andere Mikels-Filme. Herzstück der Extras ist aber der Audiokommentar des Regisseurs. Der liegt in einer erstaunlich dumpfen Soundqualität vor, ist aber nixdestoweniger gut verständlich. Mikels hat einige nette Anekdoten zum Film auf Lager, gibt auch Auskunft zu produktionstechnischen Aspekten, verfällt aber mitunter auch in minutenlanges Schweigen (vielleicht dadurch erklärt, daß Mikels den Film bei der Aufnahme des Kommentars ohne Ton sah und daher nicht immer auf Dialoge eingehen konnte), was den Track auf die Dauer ein wenig nervig gestaltet (nach vierzig Minuten etwa hab ich dann abgeschaltet).

Vor wenigen Jahren hat Mikels übrigens seine beiden bekanntesten Werke Astro-Zombies und eben dieses mit auf Video geschossenen Zilch-Budget-Remake/Sequels fortgesetzt. Corpse Grinders II verbindet die Original-Story mit einem Nebenplot um Katzen-Aliens. Just for the record.

The Corpse Grinders ist ein Trashfilm, das wußten wir vorher, das wissen wir auch jetzt. Aber es ist nicht unbedingt einer der Trashfilme, bei denen man 73 Minuten lang ungläubig staundend oder hysterisch kichernd auf den Monitor blickt – klar, der Film hat eine depperte Story und jede Menge unfreiwillig komischer Momente, aber zündet insgesamt kein solche Feuerwerk an overall ineptitude wie die bereits herangezogenen großen Klassiker. Trashmäßig unbelastete Partyrunden könnten sich stellenweise langweilen, aber Experten auf dem Gebiet des „so bad it´s (almost) good“-Films, die das Ouevre von Ed Wood schon durch haben und ein neues Betätigungs- und Sammelgebiet suchen, könnten mit Mikels und seinem Fleischwolf ihren Spaß haben. Wie gesagt: Trash-Vorkenntnisse sind Bedingung.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 6


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