Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse

 
  • Deutscher Titel: Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse
  • Original-Titel: Scream and Scream Again
  • Alternative Titel: Screamer | Die lebenden Leichen des Dr. X |
  • Regie: Gordon Hessler
  • Land: Großbritannien/USA
  • Jahr: 1969
  • Darsteller:

    Dr. Mabuse (Dr. Browning) (Vincent Price)
    Fremont (Christopher Lee)
    Major Heinrich (Peter Cushing)
    Sylvia (Judy Huxtable)
    Superintendent Bellaver (Alfred Marks)
    Keith (Michael Gothard)
    Ludwig (Anthony Newlands)
    Schweitz (Peter Sallis)
    Inspector Strickland (David Lodge)
    Jane (Uta Levka)
    Dr. David Sorel (Christopher Matthews)


Vorwort

Manche Leute sagen, das Leben wäre eine Baustelle, manch andere, es wäre eins der Härtesten, wieder andere, es sei nur Illusion. Vermutlich haben alle Recht. Hin und wieder kann das Leben aber auch mal eine nette Überraschung auf der Pfanne haben, so z.B., wenn man eigentlich am Freitag abend nur endlich die Chance hat, einmal mehr das komplette Aufzeichnen von Twin Peaks zu vermasseln (an dieser Stelle ein Extra-Spezialdank an die Jungs & Mädels von Kabel 1, endlich kann ich meine Sammlung komplettieren, bzw. es zumindest versuchen) und in der letzten Werbepause überrascht den Trailer auf ein Machwerk namens „Die lebenden Leichen des Dr. X“ zur Kenntnis nimmt. Schneller als man „das dürfte vermutlich ein recht grauenvoller Streifen sein“ sagen kann, hatte ich mir eine weitere Leercassette organisiert und sicherte das Spektakel in froher Vorfreude auf das mir blühende böse Erwachen, sollte ich mir den Film tatsächlich mal zu Gemüte führen, auf Videoband. Nachdem sich der Film selbst mit dem Titel „Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse“ meldete, fiel mir dann auch tatsächlich wie Schuppen aus den Haaren, dass ich von dem Werk schon mal was gehört hatte, und zwar nicht unbedingt gutes (man sollte relativierenderweise hinzufügen, dass dieses „nichts gutes“ aus einem Hahn/Jensen-Referenzbuch stammt, und wie ich zu den Herrschaften stehe, ist hinlänglich bekannt und kann nötigenfalls auf der Buchbesprechungsseite nachgelesen werden). Nachdem das samstägliche Fernsehprogramm ausser The Postman (ein Film, den ich persönlich übrigens für besser als seinen Ruf halte, aber nun nicht unbedingt in einer werbefinanzierten Fassung sehen wollte) nichts besonderes hergab, beschloss ich, das soeben aufgezeichnete Filmchen einer sozusagen fast sofortigen näheren Prüfung zu unterziehen (wenngleich mit einem Unterbruch durch einen Anruf und nachfolgendes Experimentieren mit meinem Saitek-Lenkrad… brrr… Colin McRae 2.0 ist mit der Tastatur eindeutig besser fahrbar, kann aber natürlich auch nur Übungssache sein… computerspieltechnischer Einschub beendet – und ja, ich spiele derart veraltete Games, keann mir doch keine NEUEN leisten :-)).


Inhalt

D ie Eröffnungstitel versprechen uns doch gleich mal das Mitwirken von nicht weniger als drei grossen Horror-Ikonen – Vincent Price, Christopher Lee und Peter Cushing. Das kann ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein. Angesichts des eher unspektakulären Auftakts in filmischer Form, nämlich des Portraits eines Joggers, der sich im Londoner Stadtverkehr, zweifellos aufgrund des Smogs, an die Brust fast und zusammenklappt, dünkt mir eher ein schlechtes…

Der verhinderte Marathonläufer kommt in einem Krankenzimmer wieder zu sich und wird von einer hochgradig attraktiven rothaarigen Krankenschwester beglückt, naja, eher weniger, sie stopft ihm nur einen Schlauch in den Mund und lässt den armen Kerl wieder allein, so dass der kreischend feststellen kann, dass ihm eine seiner Extremitäten fehlt, genauer gesagt, ein Bein und die Amputation eines solchens zählt wohl weniger zu den konservativen Behandlungsmethoden einer kleinen Herzattacke – da braucht man kein Physikum für…

Völlig unvermittelt wechseln wir den Schauplatz an die Grenze eines nicht näher bezeichneten europäischen Staates, der einerseits irgendwie osteuropäisch aussieht, andererseits ganz offensichtlich von Nazi-Epigonen beherrscht wird, denn die Soldateska dieses Landes behängt sich mit verdächtig Hakenkreuz-ähnlichen Armbinden, nur dass das Symbol eben nicht die Swastika ist, sondern von drei miteinander verbundenen Pfeilen gebildet wird. Ein gewisser Conrads (wenn Ihr die obige Castliste durchgearbeitet habt, seht Ihr sicher, dass ein Conrads nicht drin vorkommt, die deutsche Synchro hat es sich zur Zwangsaufgabe gemacht, so ziemlich alle Charakternamen zu ändern, also hab ich keine Ahnung, wer der Knabe nun originär ist und von wem er gespielt wird, ist kein Charakterkopf, den man kennen müsste…) reist ein und meldet sich mit einem Haufen Geheimpläne im Gepäck bei seinem Führungsoffizier. Der ist wenig begeistert, dass sein Untergebener leichtin ausplaudert, dass man die „MX-20“ der Gegenseite locker-leicht mit der eigenen „K71-8“ neutralisieren könnte. Dumm nur, dass Conrads nach seinem Geheimnisträgerlevel von der K71-8 gar nix wissen dürfte. Conrads behilft sich mit dem vulkanischen Nervengriff, der seinen Vorgesetzten aber nicht nur in eine Bewusstlosigkeit gleiten lässt, sondern direktemang ins nächste Leben schickt. Conrads ist offensichtlich ein eher unsympathischer Zeitgenosse.

Da wir angesichts der bislang eher rätselhaften Vorgänge nichts nötiger brauchen als einen dritten zunächst völlig unzusammenhängenden Handlungsstrang, bekommen wir diesen sofort serviert. Superintendent Bellaver, der ein wenig barsche lokale Oberbulle, stochert missmutig in den Überresten einer gewissen Eileen, die ziemlich tot im Gewölle rumliegt. „Ist es Mord?“ fragt ein investigierender Reporter dämlich. „Stellen sie nicht so blöde Fragen,“ blafft Bellaver gereizt und man ist gereicht, dem Herren Polizisten beizupflichten. Nahe des Tatorts befindet sich das Anwesen eines gewissen Dr. Mabuse, der sich den hereinstürmenden Polizisten auch gleich mal vorstellt. „Tag, ich bin Dr. Mabuse!“ (Wenn der Knabe tatsächlich mit dem deutschen Überverbrecher der 30er bis 60er Jahre verwandet wäre, wäre er sicherlich nicht SOOO vollblöde, sich der Staatsmacht vorzustellen – aber da auch der liebe Dottore im Original auf den weniger verfänglichen Namen Browning hört, wissen wir, dass auch hier die Verbrecher der deutschen Synchronfassung nur versuchten, durch das Aufspringen auf einen schon sieben-acht Jahre zuvor endgültig abgefahrenen Zug ein paar arme Seelen mehr zur Investition in eine Kinokrate zu verleiten). Die über-den-Jordan-gegangene ist nämlich eine des Doktors Angestellten, aber zu seinem gesteigerten Leidwesen kann der gute Doktor (Vincent Price haben wir alle schon erheblich motivierter erleben dürfen) nicht viel über die Verschiedene sagen, obwohl Bellaver sich als Diplomat alter Schule erweist und verkündet, dass „jemand Eileen fertiggemacht hat“. Und diverse unspeakable acts an ihr vollführt hat (das böse V-Wort darf man ja nicht sagen). Bellaver kommt der Doktor zwar ein wenig suspekt vor, aber was andichten kann er ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Dafür wohnt er der Autopsie ein, die von einem Jungspund namens Sorel assistiert wird (die Hauptarbeit übernimmt ein Coroner, der fünfmal toter aussieht als die nackte Leiche auf seinem Untersuchungstisch). Man hat mit dem armen Mädel allerhand übles angestellt und der alte Coroner-Sack ist sich sicher, nie etwas ähnliches gesehen zu haben (ich bin geneigt zu meinen, dass der alte Knabe vermutlich noch nie eine nackte junge Frau gesehen hat, aber könnte natürlich sein, dass er was anderes meint…).

Bellaver tappt jedenfalls mangels Spuren, Verdächtiger und Motive im Dunkeln… „wir haben kein Motiv ausser dem Sexuellen“ und das zählt nach Meinung des Superbullen nicht (auch darüber könnte man diskutieren, wie jeder Vergewaltiger von Welt mir sicherlich zustimmen wird). Zum Glück bringt Sorel den Autopsiebericht und der ist nicht von schlechten Eltern – das Mädel wurde stranguliert, der Schädel wurde ihr eingeschlagen und die Kehle durchgeschnitten (hat ´n bisschen was von Overkill, oder?), und darüber hinaus hat sie an den Handgelenken zwei punktförmige Einstiche wie von einer Stricknadel. Als schundgestählte Trashseher leuchten bei uns sämtliche VAMPIR-Alarmleuchten auf und wir fragen uns, wie der Streifen den ganzen Schmu, der bislang aufgetischt wurde, irgendwie in eine halbwegs zusammenhängende und nachvollziehbare Gesamtsosse pressen will (Future Merkwürden: der Streifen wird an dieser Aufgabe schmählich scheitern). Jedenfalls versteigt sich Sorel zur gewagten Hypothese, dass man es mit einem Psychopathen zu tun haben könnte. Sag bloss! Der Knabe sollte aber sofort und auf der Stelle zu Scotland Yard versetzt werden, ein Blitzdenker!

Habt Ihr den armen, nunmehr einbeinigen Jogger vergessen? Shame on you. Der wird wieder von seiner hübschen Nurse versorgt und stellt nach deren Abgang fest, dass ihm nun auch die zweite Laufgräte fehlt. KREISCH!

Zurück in unser nicht bezeichnetes Nazikommunistencountry. Dort will ein junges Pärchen einen illegalen Grenzübertritt bewerkstelligen, wird aber gestellt, beschossen und verhaftet. Die Gefangenen werden getrennt und das junge Girl von unserem sadistischen Freund Conrads „verhört“, der ihr auch nur zu gerne demonstriert, was man mit folgenden Zutaten anfangen kann: a) ein Satz hübscher Frauenfinger, b) eine stabil aussehende Kneifzange. Irgendwas will er zwar auch von ihr wissen, aber niemand verrät uns, was speziell, und möglicherweise ist das Fingerabkneifen an jungen hübschen blonden Dingern auch nur eines der sympathischen Hobbies unseres – darf man davon ausgehen ? – Schurken vom Dienst. Vor bildhafter Beweisführung schreckt der Streifen (im Gegensatz zu teutonischen zeitgenössischen Konkurrenzprodukten vom Schlage der Hexen-Exploiter) schamhaft zurück.

Okay, zurück nach London (das wird langsam etwas verwirrend und es wäre nett, wenn sich das mal zusammenreimen würde), in einen offensichtlich schwer angesagten Beat-Club, immerhin ist die Tanzfläche brechend voll, auch wenn auf der Bühne nur eine Dilettantencombo den grausigen Titelsong „Scream and scream again“ zum besten gibt. Zwei ausnehmend hässliche Mädels (besonders das schwarzhaarige Nasentier sollte baldmöglichst einen Termin bei Meister Schnibbelfix, dem Schönheitschirurgen, ausmachen) beäugen die örtlichen Boys und verfallen auf einen angeblich herausragend tanzenden Jüngling, der enorm sexy sein soll (über Geschmack lässt sich bekanntlich trefflich streiten). Das blonde Gör schmeisst sich an den Knaben ran und lässt sich ohne weitere Umschweife zu einer Spritztour im schicken roten Cabrio des Meisters verführen. Dummheit gehört auch in den Endzügen der swingin´ sixties in Ye Britannia bestraft und so wird unser Freund, nachdem er Blondie in Hinterland gekarrt hat, zudringlich. Anfänglich hält das Mädel das noch für antörnend, „aber du wirst mir doch nicht weh tun, oder?“ Doch, Baby, wird er. Merkt das Girl auch rasch und versucht die eilige Flucht nach einem gezielten Tritt dahin, wo´s uns Kerlen gemeinhin gemein weh tut (ich fange schon wieder an, zu wortspielen… kill me now). Apropos kill, killen tut der so Malträtierte dann auch und zwar das Mädchen auf recht gewaltttätige Weise und wir können davon ausgehen, dass wir es hier mit einem Wiederholungstäter zu tun haben.

Back to Nazicommieland. Der dortige Chef im Ring scheint ein gewisser Major Heinrich zu sein, und der wird gemimt von Peter Cushing (immerhin Nr. 3 der Besetzungsliste). Dem werden von seiten etwas zivilisierter Mitglieder der totalitären Regierung Beschwerden über Conrads und dessen ausgeprägte Folterleidenschaften vorgetragen. Heinrich bestellt Conrad zu sich und scheisst den etwas enthusiastischen Verhörspezialisten zusammen – in den fünf Jahren seit der „Revolution“ (Militärputsch o.ä.) bemüht sich das Regime um internationale Anerkennung und dem aussenpolitischen Streben nach Normalisierung täte es nicht gut, würden derartige Exzesse einen mittelschweren Schlag ins diplomatische Kontor darstellen, den man sich nicht leisten könne. Demzufolge hätte man beschlossen, Conrads abzusägen. Der bittet um Gelegenheit, sich zu erklären, aber natürlich wartet er nur auf eine Chance, beim guten Major seinen tödlichen Nervengriff anzusetzen, und die erhält sich, als der Major sich einen Drink mixen will. Abgang Peter Cushing nach gut und gerne zweieinhalb Screenminuten. Muss leicht verdientes Geld für den alten Vampirkiller van Helsing gewesen sein… das muss maximal ein viertel Drehtag gewesen sein und die Naziuniform liess sich sicher auch recyclen.

Nasentier (you remember?) sitzt dieweil bei den Bullen und versucht (angesichts der Sachlage, dass ihre beste Freundin gerade bestialisch ermordet wurde, in ziemlich heiterer Gemütslage) bei der Erstellung eines Phantombildes zu assistieren.

Und wir schauen auch noch mal bei unserem beinlosen Joggingfan im Krankenbett vorbei – der arme Kerl hat nu mittlerweile gar keine Gliedmassen mehr, jedenfalls sind nu auch die Arme ab (ob daraus die Inspiration für Boxing Helena – wäre auch ein Kandidat für diese Seiten – wurde?). Schnüff. Im übrigen wird uns der Knabe von nun an nicht mehr interessieren.

Christopher Lee, äh, Dracula, äh, „Fremont“ leitet dieweil ein konspiratives Treffen von Schlapphüten (das ist Erkenntnisstand von future Merkwürden, normalerweise hätten wir an dieser Stelle nicht die geringste Ahnung, worum´s sich hierbei nun schon wieder dreht), die sich offensichtlich Sorgen über einen Selbstzerstörungsmechanismus für Spionageflugzeuge macht, der versagt habe, der Pilot einer solchen Maschine sei noch am Leben und wohl im Gewahrsam einer feindlichen Macht (welche das wohl sein wird? Immer diese Nervenkitzel-Fragen…).

Im Leichenschauhaus bearbeiten die üblichen Verdächtigen die Leiche des neuen Opfers (das nicht mal einen Namen bekommt, was für eine Welt), die, wenig erstaunlich, die selben Verletzungen aufweist wie Victim No. 1. Nur eines macht die Herren Gesetzeshüter und Leichenbeschauer skeptisch, dafür, dass dem Mädel die Kehle aufgeschlitzt wurde und der Korpus ziemlich blutleer daherkommt, war der Tatort eher unverhältnismässig unbesudelt. Wo ist der kostbare Lebenssaft denn nur hin? (VAMPIRE, sag ich, VAMPIRE, aber hört einer auf mich? Nööö….). Die Polizei verfällt auf die Masche, die in billigen Filmen nun mit, beinah hätte ich „tödlicher Gewissheit“ geschrieben, ziemlicher Sicherheit vollkommen und total schiefgehen wird – ein Lockvogel wird eingesetzt, in Form der angeblich attraktiven Polizistin Joyce (hm, das lasse ich jetzt mal unkommentiert stehen, sonst wird mein Briefkasten wieder von der Feministinnen-Brigade gestürmt), die verkabelt in einen Beatclub losgelassen wird, denn vorgeblich wurde auch Opfer 1, Eileen, in einem solchen vom Killer aufgegabelt (mein erstes Wort, bislang erwähnte das keine Seele). Joyce, deren realer Freund zum Überwachungsteam gehört, findet auch schnell Anschluss und so sitzt sie schon bald im Cabrio des Killers und wird von diesem „auf den kurzen Weg übers Land nach Hause“ gefahren. Unterwegs scheint man nicht abgeneigt zu sein, einen kurzen Quickie einzulegen (und die Bereitschaft scheint auch bei Joyce vorhanden zu sein, und ihr wahrer Loverboy muss sich über den Höschen-Funk – I don´t make that stuff up! – noch ein paar charmante Beleidigungen anhören, von wegen er sei eh nicht sonderlich aufregend). Die Bullen findens amüsant, bis plötzlich erst Strangulations- und dann Schmatzgeräusche zu hören sind. Man eilt zur Stelle und findet dort den Killer, der gerade dabei ist, Joyce auszuschlabbern. Die programmgemässe Festnahme und Rodney-King-Orgie gestaltet sich aufgrund der übermenschlichen Kräfte des Killers, der vier Polizisten k.o. schlägt und mit seiner Cabriokutsche das Weite sucht, schwierig (wann werden die Insulaner endlich merken, dass es gelegentlich doch ganz praktisch sein könnte, seine Polizisten zu bewaffnen?). Da Joyce, immerhin von den Cops erst mal gerettet, glücklicherweise einen verwanzten Schuh im Cabrio verloren hat, können die Gesetzeshüter die Verfolgung aufnehmen und wir eine ENORM AUFREGENDE MEHRMINÜTIGE Autoverfolgungsjagd betrachten. Gähn. In der grenzenlosen Doofheit, die Filmschurken nun mal zu eigen ist, steuert der Killervampir auf einen verlassenen Steinbruch zu und wird dort, nachdem die Jagd kurz zu Fuss fortgesetzt wird, umstellt, d.h. in seinem Rücken befindet sich der Kalksteinbruch von recht steiler Natur, vor ihm ein halbes Dutzend Cops unter der Führung von Bellaver. Der Vampir hat offensichtlich in seiner Ahnenreihe auch die ein oder andere Gams, jedenfalls versucht er, die Kalksteinwand zu erklimmen, gewinnt rasch Höhe, verliert dann aber den Halt (so ist es im Leben, mal gewinnt man, mal verliert man…) und stürzt gut und gerne fuffzich Meter ab und rollt den Bullen bewusstlos vor die Plattfüsse. Sicherlich in Übereinstimmung mit sämtlichen Procederes für solche Fälle schleifen die Cops sehr sachgemäss den so Gestrandeten weg (never mind, dass der Knabe nach dem Sturz Knochenbrüche oder innere Verletzungen haben könnte und gut und gerne so umgebracht werden könnte – aber da Bellaver eh bedauert, dass die Todesstrafe abgeschafft worden ist, kommt´s darauf wohl zumindest nach Meinung der Gesetzesbrigade nicht so wirklich an). Man fesselt den Bewusstlosen per Handschellen an die Stossstange einer Polizeischleuder (übrigens leidet auch diese Einheit offenbar nicht an Budgetmangel, denn ich meine den Grossteil des Polizeifuhrparks als Bentleys zu identifizieren, so gesehen würde das zumindest vom Timing zu Bentleys heutigem Le-Mans-Sieg passen). und beweihräuchert sich über die gelungene Festnahme (könnt ihr auch schwer was für, ihr Knalltüten), ehe man merkt, dass der Killer schon wieder abgängig ist. Nö, er hat weder die Handschellen gesprengt noch einfach die Stossstange abgefetzt, neee, viel besser, er hat sich zugunsten seiner Mobilität von einer seiner Flossen getrennt! Die hängt nämlich noch an der Karre, während der Rest des Typen flitzt. Einige weitere Minuten hochgradig erregender Verfolgung über britische Wiesen und Felder schliesst sich an, ehe sich der Killer zu einer Farm hin orientiert und sich dort in einen Schuppen pflanzt. Angesichts der heraneilenden Polizistenschar öffnet der Vampir eine Klappe im Boden und jumpt fröhlich in eine Jauchegrube. Nur dass die Jauchegrube keine Jauchegrube, sondern ein Säurebad ist, wie der arme Uniformträger feststellen muss, der von Bellaver zum Rausziehen des Killers verdonnert wird und dafür mit einem putten Arm bezahlt. Und wem könnte das Säurebad, der Schuppen und das dazugehörige Anwesen schon gehören ausser demjenigen, den wir mittlerweile bald vergessen hätten? Richtig… Dr. Mabuse ist hier der Hausherr, der das Säurebad in seinem Schuppen lasch damit erklärt, dass er Krebsforschung betreibe und hier gelegentlich die ein oder andere Bakterienkultur entsorge (tja, der Plotpoint würde dreissig Jahre und zigtausend Umweltvorschriften später nicht mehr funktionieren). Mabuse spielt auch gleich den Hobbypsychologen und doziert, dass der Killer wohl angesichts der Ausweglosigkeit der Lage und von Schuldgefühlen geplagt den Abgang ins Säurebad als Selbstbestrafung gewählt habe und sieht die Sache ansonsten eher locker, bis Bellaver leichthin ausplaudert, dass man ja zum Glück noch ein paar Bestandteile des Killers zur Untersuchung habe (was immer die Bullen daran untersuchen wollten, der Fall ist ja eigentlich abgeschlossen, oder?). Mabuse ist irritiert und Bellaver klärt auf, man hat ja noch die Patschhand des Vampirs…

Und bei Untersuchung derselben machen Sorel und sein scheintoter Kollege erstaunliche Befunde – Muskeln und Sehnen sind synthetisch, möglicherweise organisch, aber definitiv nix, was normalerweise in einem Menschen zu finden wäre, dagegen seien Fleisch und Blut normal. Das erklärt zumindestens (halbwegs) die superhumane Stärke des Burschen. Der Superintendent ist verblüfft und gibt den Ratschlag, das Händchen sicher zu verstauen, „nicht, dass es sich selbständig macht“. Der Junge sieht zuviele schlechte Horrorfilme.

„Sicher verstauen“ scheint unter englischen Gesetzeshüterkreisen des Jahres 1969 ein reichlich dehnbarer Begriff zu sein. Ich für meinen Teil möchte meinen, dass „auf einen Tisch in einer Abstellkammer legen“ in der Hinsicht doch verbesserungsfähig sein könnte. Naja, so hat jedenfalls die rothaarige Supernurse (die unseren Jogger so dienstbar versorgte, wie Ihr Euch erinnert) wenigstens nicht allzuviel Mühe, das Ding zu klauen und nebenher noch eine Berufskollegin, die sie beim Handraub ertappt, mit übermenschlicher Kraft (hint-hint) zu plätten.

In Commienaziland plant ein Zivilminister, nämlich der, der sich eine Weile vorher über Conrads beschwert hatte, seine Ausreise, wird aber mangels ausreichend unterschriebener Papiere von den Grenzposten gehindert. Aus nicht näher nachvollziehbaren Gründen beschliesst Monsieur Le Ministre, seinen Gasfuss zu testen, die Grenzposten zu durchbrechen und sich gegen die nächstbeste Wand zu schrauben und dort zu explodieren, d.h. sein Auto macht bumm, ihm vermutlich geht´s aber auch nicht gut.

In England entdeckt man die Bescherung im Abstellraum und Superintendent Bellaver schliesst messerscharf, dass es offenbar noch mehr von den superstarken Wahnsinnigen geben muss. Schlaumeier.

Beinahe hätten wir´s vergessen, aber Christopher Lee, Nummer 2 auf der Besetzungsliste, spielt auch noch mit. Der bekommt einen Anruf von Conrads und wird von diesem zu einem Treff am Trafalgar Square bestellt. Indes ist Bellaver angefressen, denn seine Vorgesetzten haben beschlossen, dass der Vampirfall offiziell abgeschlossen und in Sack und Tüten ist. Der Diebstahl der ominösen Hand und der Mord an der armen Nurse sind nach höchstetagenmässiger Lesart ein vollkommen anderes Paar Schuh und ganz besonders verbittet sich die Obrigkeit jedwede Ermittlungsarbeit in Richtung Dr. Mabuse, der nämlich im Regierungsauftrag vor sich hin werkelt. Dies bringt den armen Dr. Sorel auf die Palme – Arbeit auf eigene Faust ist angesagt. Zusammen mit einer Polizistenmaid, deren Namen ich mal wieder nicht mitbekommen habe, fährt er gen Mabuses Anwesen, um erst mal ein Säurepröbchen zu nehmen. Das Policegirl soll im Auto Schmiere sitzen und bei Gefahr im Verzug hupen. Sorel kann gerade noch feststellen, dass das Säurebad verdächtig leer ist, ehe es hupt – zurück am Parkplatz fehlt sowohl von Auto als auch Girl jede Spur… thrills, wohin man sieht.

Am Trafalgar Square, beim Treffen von Fremont und Conrads, kommt nun (endlich, endlich, endlich) ein wenig handlungsmässige Butter bei de Fische. Conrads und Fremont entpuppen sich als Berufskollegen und Profi-Spione; Conrads verklickert Fremont, dass man den weiter oben erwähnten Spionagepiloten gekäscht habe. Fremont meint zunächst, sich politisch verteidigen zu müssen, aber das ist Conrads völlig wurscht – „Ihr könnt ihn zurückhaben, aber wenn´s euch lieber ist, bringen wir ihn auch um,“ meint Conrads und Fremont erkundigt sich nach dem Preis. „Sie werden es nicht verstehen,“ grinst Conrads, aber es geht ihm nur um sämtliches Beweismaterial bezüglich des sogenannten Vampirmörders. Wenn´s net mehr ist, denkt sich Fremont da wohl…

Sorels Polizistenfreundin findet sich dieweil im ehemals joggerbelegten Krankenzimmer in Gesellschaft der rothaarigen Nurse wieder und stellt fest, dass ihr gerade das Blut abgepumpt wird. Wenig erfreuliche Zukunftsperspektiven, ich würd´ jetzt keine langfristige Lebensversicherung mehr abschliessen.

Bei Bellaver kündigt sich Besuch an – ein Soziologe namens Professor Weiss möchte sich gern das Vampirkiller-Beweismaterial für ein paar Studien ansehen. Wir ahnen natürlich gar übles, da sich Weiss als Conrads entpuppt und die ganze Kiste gleich mitnehmen möchte. Kommt nicht in die Tüte, mahnt Bellaver, ansehen gern, aber das Zeuch bleibt hier. Aber gern, höfelt Conrads und killt Bellaver mit seinem Superdupernervengriff.

Sorel hat in der tiefsten englischen Pampa eine der berühmten roten Telefonzellen entdeckt und fordert Hilfe an. Aber, Mabuse ist Tabu, abgesehen davon Bellaver hinüber, die Cops haben also eigene Sorgen und Sorel muss notgedrungen allein vorgehen. Ohne gesteigerte Probleme schleicht er sich in Mabuses Haus und Arbeitszimmer, wühlt ein wenig in dessen Schreibtisch und entdeckt auch das hochmoderne Operationssaal-Laboratorium des mad scientists. Von dort aus führt sein Weg den jungen Aufklärer direkt in die Kühlkammer des bösen Mabuse, wo diverse Körpereinzelteile in Gefrierfächern herumlungern, Beine, Arme, Köppe, das ganze Programm. Gibt´s jetzt noch jemanden, dem die Sache auseinandergesetzt werden muss? Falls ja, habt Ihr Glück, denn Mabuse überrascht Sorel und macht sich ohne weitere Umschweife daran, dem Eindringling lang und breit sein Vorhaben zu erklären: „Ich will mich nicht selbstbeweihräuchern,“ meint er zwar, aber das ist wohl eine Fehleinschätzung des Meisters. Mabuse hat diverse Gerätschaften erfunden, die ihm erlauben, die „Gesetze der Chirurgie zu beugen“, bzw. die ihm mehr oder weniger erlauben, Frankenstein zu spielen und aus Körpereinzelteilen ganze Menschen zu basteln, wie z.B. das nackte Girl, das zwecks Fertigstellung nun operiert weden soll. Und natürlich war auch der Vampirkiller ein künstlicher Genosse, ein „Kompositum“, wie das Pseudofachwort hier lautet, und zwar das erste autonom handelnde, die Vorgängermodelle waren eher schlichte Roboter. (Warum der Vampirkiller allerdings nach Blut lüstete, verrät uns auch Mabuse nicht… wohl ein wenig aus der Art geschlagen). Mabuse lädt Sorel ein, ihm bei der anstehenden Operation zuzukucken, denn er hat vor, das Gehirn des Polizeimädels in sein Geschöpf zu verpflanzen. Sorel tuckert den üblichen Salbader vom „herumpfuschen in God´s Domain“ (wie lautet die eigentlich? Nur mal so am Rande) herunter. Gott, Schmonzes, meint Mabuse. „Die Menschen haben Gott erfunden, jetzt brauchen sie ihn nicht mehr.“ Und dann wird´s erst richtig pseudophilosophisch – die Menschheit und die ganze Zivilisation rase auf die totale Vernichtung zu und die einzige Rettung sei die totale Kontrolle, ergo der künstliche Mensch (mit dem Vampirjungen hat´s kontrolltechnisch aber nicht gar so töfte hingehauen, Meister), mit dessen Exemplaren man nun die Schaltzentralen der Macht zu besetzen beabsichtige. Selbst der begriffsstutzige Sorel begreift, dass er es nicht mit einem Einzeltäter, sondern einer ganzen Verschwörung zu tun hat. „Wir sind nicht viele, aber die Zeit ist auf unserer Seite,“ erläutert Mabuse, der natürlich mit seinen Genossen eine Superrasse erschafffen will, „aber nicht im negativen Sinn!“ Nun gut, weiss der Geier, was Mabuse unter negativem Sinn begreift, aber natürlich hat auch diese Superrasse hauptsächlich damit zu tun, dass man minderwertiges, also behindertes oder sonstwie nicht erhaltens- oder fortpflanzungswürdiges Leben, wegselektieren werde. Naja, nach der Philosophie war Hitler auch nicht negativ… pfrz. Schwachmatenscript.

Sorel weist darauf hin, dass Mabuse & Co. gemordet hätten, aber wie üblich sehen die Superrassenerschaffer kleinere Reibungsverluste im Sinne des Gesamtbildes als nicht weiter tragisch an. Sorel hat genug gehört, greift sich ein Skalpell und versucht, Mabuse an die Kehle zu gehen. Der rammt Sorel nur mal kurz den Ellbogen in den Magen – selbstredend ist auch Mabuse selbst ein künstlicher Übermensch (irgendwo in dem ganzen Abgrund lauert eine gute Storyidee, aber sie darf nicht raus). Da kündigt sich ein Besucher an – Conrads! Mabuse schickt einen seiner Unterlinge zum „Abwimmeln“, was Sorel für eine neue Aktion nutzt – er sticht die rothaarige Nurse ab, was bei Mabuse nur zu Amüsemang führt, seine künstlichen Geschöpfe sind unverwundbar. Sorel geht K.O.

Conrads hat indes aus Mabuses Mann Kleinholz gemacht und stürmt wütend in den OP – man, also offenkundig die Hintermänner der ganzen Operation, ist angefressen ob der Schlagzeilen, die Mabuses fehlgeleiteter Prototyp gemacht hat (moment mal, wenn der Vampir die erste „autonome Einheit“ war, dann müssten nach Mabuses vorhin erläuterter Logik er selbst, Conrads etc. „Roboter“ sein. Den Eindruck machen sie mir nicht wirklich). Conrads sei dabei, alle Beweise zu vernichten und dazu gehört z.B. auch Mabuses Labor samt Belegschaft. Dann macht er sich zu Mabuses Entsetzen daran, die rote Nurse in das mittlerweile in den OP integrierte Säurebad zu schubsen. Da geht sie auch hin und Conrads schickt sich an, auch auf Mabuse loszugehen, der „politisch nicht mehr verwertbar sei“. Die beiden geraten in ein munteres Wrestling-Match, bei dem Conrads auch seinen Nervengriff anbringen will (beste Gelegenheit für Price, ein paar heftige Grimassen zu schneiden), aber auf Granit beisst, da Mabuse ja auch ein Kompositum ist. Sorel nutzt die Verwirrung, um das Polizeimädel zu befreien und sich zu verdrücken. Mabuse und Conrads geben´s sich weiter, letzterer würgt ersteren, aber während draussen vor der Tür überraschend Fremont vorfährt und dem gerade herauseilenden Sorel böse Blicke und ein „Wir hatten alles unter Kontrolle, wenn sie sich nicht eingemischt hätten!“ (jaja, immer diese „pesky kids“) zuwirft, gelingt es Mabuse, Conrads ins Säurebad zu drücken. Da steht Mabuse der nächste Kontrahent gegenüber, Fremont! Mabuse verteidigt sich: „Er wollte alles zerstören, ich musste ihn aufhalten, bevor es zu spät ist!“ „Es ist zu spät,“ entgegnet Fremont kalt und spielt das alte Niederstier-Spiel mit Mabuse. Es wirkt, der verrückte Doc taumelt rückwärts ins Säurebad und ist auch hin. Reichlich kryptisch.

Die Überlebenden sammeln sich in Fremonts Karosse. „Ist es vorbei?“ fragt Sorel. „Es hat gerade angefangen,“ antwortet Fremont düster und während das Bild (zumindest in der TV-Fassung) unheilsschwanger stehenbleibt, läuft die Tonspur noch ein wenig weiter und präsentiert uns einen Schrei… THE END.
Bewertung

Es ist mal wieder Zeit für die unsterblichen Worte… oh, errr! Eurotrash aus den guten alten Tagen stand selten in dem Ruf, sonderlich viel Sinn zu ergeben (schlag nach auf dieser Website), aber Scream and Scream Again ist schon ein selten bizarres Konglomerat. Ich mag nicht abstreiten, wie oben schon kurz angedeutet, dass irgendwo in der ganzen verquasten Geschichte eine gute Idee stecken mag, und wenn schon keine gute, dann zumindest eine, aus der man ein unterhaltsames Filmchen hätte machen können, zudem bei der Besetzung, aber leider Gottes wird sich Gordon Hesslers Film über die komplette Laufzeit nicht einig, ob´s denn nun ein Science-fiction-Film, ein Horrorfilm, ein gewöhnlicher Krimi oder ein Polit-Thriller sein soll. Ein beliebiges dieser Konzepte konsequent durchgezogen hätte mit Garantie einen besseren Film ergeben als das, was nun letztendlich als Baustelle von Spannungsfilm vor uns steht.

Immerhin, für die ausgesprochen tumbe Idee, den ganzen Blödsinn als „Dr. Mabuse“ zu verkaufen, können weder Hessler noch seine Produzenten um den gefürchteten englischen Low-Budget-Producer Milton Subotsky was, das ist ganz allein auf dem Mist des deutschen Verleihers gewachsen (und wie Hahn/Jensen ausnahmsweise richtig anmerken, fällt das umso mehr auf, da so ziemlich das einzige von Scream and Scream Again nicht gefledderte Horror-Klischee das des Superverbrechers Mabuse ist), aber es hilft dem Film natürlich auch nicht wirklich weiter (schon allein diese naive Lässigkeit, mit der sich Vincent Price als Dr. Mabuse vorstellt, dürfte in Kennerkreisen zu Heiterkeitsausbrüchen anregen). Aber die Ungereimtheiten, die der Film sich ohne fremde Hilfe verschafft, sind schon zahlreich genug – wenig bis gar nichts wird erklärt. Wieso zum Teufel schlürft Mabuses Killergeschöpf nun eigentlich Blut? Das scheint den Herrn Schöpfer nicht besonders zu berühren, obwohl das m.E. doch ein ziemlicher Nachteil der Baureihe zu sein scheint… Warum wird der Jogger phasenweise zerlegt? Wieso machen die Kreaturen keinen zusammengestöpselten Frankensteins-Monster-Eindruck, sondern sind hübsch und sexy? Wieso arbeitet Mabuse einerseits für die Regierung, andererseits aber auch für die Gegenseite? Was hat es mit dem Nazi-Land auf sich? [Immerhin, der Zwiespalt, dass die Jungs dort einerseits mit Nazi-Armbinden und Nazi-Uniformen rumrennen, andererseits aber vom Zentralkomitee der Partei wie die Kommunisten reden, könnte der Versuch einer Entschärfung durch die deutsche Fassung sein] Gehört auch Fremont zur Verschwörung? Oder, um´s kurz zu sagen, wie hängt alles mit allem zusammen? Fragt mich nicht, ich weiss es nicht, und vermutlich weiss es auch keiner der ursächlich Beteiligten. Es macht halt alles einen furchtbar zusammengestückelten Eindruck (was ja auf der anderen Seite auch wieder zum Thema passt… wir haben es wohl mit dem Frankenstein-Monster unter den B-Filmen zu tun…), und die Schwäche des Scripts bemerkt man nicht nur aufgrund der unzusammenhängend-wirren Story, sondern auch an schlichten formalen Erwägungen wie z.B. der Tatsache, dass es dem Film letztendlich an zentralen Charakteren fehlt, sowohl auf der Prota- als auch auf der Antagonistenseite. Sorel, der wohl die Heldenrolle letztendlich übernehmen soll, taucht nur in den letzten zwanzig Minuten als richtig handlungsfördernd auf, bis dahin war er lediglich eine nicht mal besonders wichtige Nebenfigur, und ob nun Conrads oder Mabuse der wahre Schurke sein soll (oder am Ende gar keiner, sondern Fremont), wird auch nie richtig klar – das ist mal wieder ein Beispiel für lausiges Scriptwriting und insofern ein hervorragend geeignetes abschreckendes Beispiel für angehende Drehbuchautoren. Zuviele Charaktere, zuviele Handlungsstränge, zuwenig Konzentration auf das wesentliche – so bleibt allein von der Story nicht mehr als eine episodenhafte Nummernrevue weitgehend konzeptions- und zusammenhanglos aneinandergereihter mehr oder (meist) weniger interessanter Szenen.

Sicher hätten auch grössere Regisseure als Gordon Hessler, dessen grösste Ruhmestat vermutlich der unsägliche Hardrock-Heuler KISS in the Attack of the Phantoms sein dürfte (in der Karriere von KISS sollte dieser Film wohl eher einen Schandfleck darstellen), ihre liebe Not gehabt, aus einem solchen Schwachfug einen zumindest handwerklich und formal ansprechenden Film zu zimmern. Hessler selbst ging offensichtlich den Weg des geringsten Widerstandes und beschränkte sich darauf, die Plotte eher uninspiriert runterzukurbeln. Spannungsaufbau ist nicht vorhanden (aber allein schon aufgrund der Sprunghaftigkeit des Scripts kaum zu bewerkstelligen), selbst vermeintliche Selbstgänger wie die gute alte Autoverfolgungsjagd erweisen sich als ziemliche Rohrkrepierer. Darüber hinaus bleibt der ganze Streifen todernst – und angesichts einer derart hanebüchenen Geschichte wäre der ein oder andere Spritzer Selbstironie oder wenigstens komödiantische Elemente, meinetwegen sogar comic relief oder slapstick hochwillkommen gewesen. Und unblutig ist das ganze dann auch noch – wie in Punkto Humor gilt auch hier, hin und wieder ein galliger Splattereffekt, und sei es vom Kaliber Pete Walker, hätte zur Auflockerung der ganzen drögen Atmosphäre, die oft mehr an einen Mix von Task Force Police, Twilight Zone und ein bissel Politthrillstuff erinnert, sehr gut getan, so bleibt aber ausser dem zumindest halbwegs ordentlich aussehenden severed-hand-prop auch keinerlei blood´n´gore, nicht mal ein sudeliger Make-up-Effekt ist zu vermelden.

Die schauspielerischen Leistungen passen sich dem adäquat an, was um so enttäuschender ist, wenn man das versammelte Talent (zumindest dem Namen nach) Revue passieren lässt. Grosses Problem der drei topgebillten Horrorikonen ist einfach ihre mangelnde Screentime. Vincent Price hat zumindest etwas ähnliches wie eine tragende Rolle, wenngleich die auch erst in der Schlussviertelstunde so richtig auffällig wird, agiert aber ausgesprochen unmotiviert und lustlos – was man verstehen kann, denn die Rolle mag einfach nicht zu Price passen, der eher für, naja, romantisch verklärte Helden- bzw. Schurkengestalten steht, man erinnere sich diesbezüglich an Cormans Poe-Filme oder die britischen Dr. Phibes-Filme, die zu Price´ Meisterstücken gehört. Man kann zwar auch aus einem out-of-character-Vincent Price Topleistungen quetschen, so z.B. bei Michael Reeves´ grandiosem Witchfinder General, aber hier hat er einfach keinen Bock, warum sollte er auch. Dem Routinier war wohl bewusst, dass er hier für einen Gagencheck dabei war, aber auch nicht mehr. Ähnliches gilt für Peter Cushing mit seinen drei Minuten Screentime – gegen seine hiesige Performance wirkt die in aus Shock_Waves regelrecht inspiriert und oscar-würdig. Genau wie sein kongenialer Partner aus zahllosen Hammer-Filmen, Christopher Lee (mit dem er nicht mal eine gemeinsame Szene hat, was eigentlich schon fast ein Verbrechen an sich darstellt), hat er einfach nichts greifbares zu tun. Klarer Fall, hier hat man einfach drei Stars ihres Namens wegen verpflichtet, ohne eigentlich passende Rollen für sie zu haben. Nennt man wohl Verschwendung.

Die restlichen Darsteller haben das Niveau von routinierten englischen TV-Darstellern – wer jemals eine britische Fernsehserie aus den 70ern gesehen hat, wie z.B. die schon erwähnte Cop-Serie Task Force Police, weiss in etwa, was ihn erwartet. Die weibliche Fraktion ist allgemein schauspielerisch weitgehend unbeleckt, aber zumindest im Falle der rothaarigen Krankenschwester recht attraktiv (aber es gibt auch eher abschreckende Beispiele). Auf jeden Fall nothing to write home about, aber absolute Anti-Schauspieler gibt´s mit Ausnahme von ein-zwei Mädels nicht zu vermelden. Wer eine halbwegs gewichtige Rolle zu spielen hat, gehört zumindest zu denjenigen, die sich unfallfrei zwei Zeilen Text merken können.

Scream and Scream Again ist, summa summarum, ein reichlich dröges Werk ohne gesteigerte Existenzberechtigung. Die Story ist hirnrissig und überdies recht wirr zusammengesetzt, der ganze Film ist sehr unspektakulär und unkreativ, absolut humorfrei und bestenfalls routiniert, aber uninspiriert gespielt. Hardcore-Eurotrash-Sammler und Die-Hard-Vincent-Price-Fans könnten eventuell halbwegs auf ihre Kosten kommen, aber da seh ich mir lieber was von Schmuddelfilmer Pete Walker oder einer Italo-Flachbirne an, deren Streifen haben zumindest soliden Unterhaltungswert. Scream and Scream Again begeht aber, neben all seinen sonstigen Schwächen, den Kardinalfehler eines Spannungsfilms schlechthin – er ist in einem Wort todlangweilig. Kann man getrost vergessen, wenn er mal wieder im Fernsehen läuft. Um auf den Originaltitel noch mal kurz einzugehen: zum Schreien ist an diesem Film relativ wenig bis gar nix (und zum deutschen Titel ist schon alles gesagt, und auch Kabel 1´ schamhafte Änderung auf „Dr. X“ ändert daran nichts).

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


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