- Deutscher Titel: Die Klasse von 1999
- Original-Titel: Class of 1999
- Alternative Titel: The Class of 1999 |
- Regie: Mark L. Lester
- Land: USA
- Jahr: 1989
- Darsteller:
Bradley Gregg (Cody Culp), Traci Lind (Christie Langford, als Traci Lin), Malcolm McDowell (Dr. Miles Langford), Stacy Keach (Dr. Bob Forrest), Patrick Kilpatrick (Mr. Bryles), Pam Grier (Ms. Connors), John P. Ryan (Mr. Hardin), Darren E. Burrows (Sonny), Joshua John Miller (Angel), Sharon Wyatt (Janice Culp), James Medina (Hector)
Vorwort
In den 90er Jahren hat sich die Schwerkiminalität an den amerikanischen High Schools so ausgebreitet, dass die Ordnungsmächte mehr oder weniger aufgegeben haben. Die Umgebungen vieler Schulen sind zu „Freifeuerzonen“ erklärt worden, in die sich die Polizei nicht wagt und die Gangs regieren.
Die Kennedy High School in Seattle gehört zu diesen, eh, sozialen Brennpunkten, bekommt aber jetzt einen neuen Rektor, Dr. Langford, und der hat sich mit den Experten der Firma Megatech zusammengetan. Die, in Person von Dr: Bob Forrest, haben spezielle Spezialroboter entwickelt, äußerlich von normalen Pädagogen nicht zu unterscheiden, aber darauf programmiert, in- und außerhalb der Klassenzimmer für Zucht + Ordnung zu sorgen. Damit das Experiment, drei dieser Bildungsdroiden, getarnt als Sportlehrer Mr. Bryles, Chemielehrerin Ms. Conners und Geschichtslehrer Mr. Hardin, auch ordentlich was zum Experimentieren hat, werden einige bislang inhaftierte Gangkoryphäen unter Bewährungsauflagen freigelassen, so auch Cody Culp, bis vor seiner Einknastelung Oberhaupt der „Blackhearts“, einer der zwei hauptamtlich an der Kennedy tätigen Gangs – ihre Rivalen sind die „Razerheads“, geleitet von einem gewissen Hector.
Cody hat eigentlich vor, sich an seine Auflagen und von den Gangs fernzuhalten (was ihn nicht daran hindert, auf dem Weg zur Schule die Razerheads aufzumischen), was aber dadurch erschwert wird, dass sein kleiner Bruder Angel sich justament now anschickt, den Blackhearts beizutreten – und persönlich-menschlich schwer enttäuscht ist, dass Cody sich von der Gang distanziert. Aber es gibt auch erfreulichere Dinge, z.B. Christie, des Direx‘ schmuckes Töchterlein, das zwar auf die Kennedy so gut passt wie eine Maus in eine internationale Katzen-Convention, aber es ist natürlich öffnetlichkeitswirksam, wenn Langford seine eigene Tochter dem Experiment anvertraut.
Stichwort Experiment – die drei Roboteacher verschaffen sich schnell durch Anwendung roher Gewalt gewissen Respekt bei den Gangrabauken, der aber natürlich immer nur so lange anhält, wie der Lehrkörper in Sichtweite ist. Und natürlich ist auch ein Robolehrer nicht unfehlbar. Als Cody Christie zur Seite steht, als die von Razerheads zu vergewaltigt werden droht, und unbürokratisch Dresche austeilt, wird er von Bryles hops genommen. Zwar gelingt es Cody, sich beim Direx unter Verweis auf die bedrohte Unschuld Christies aus der Schlinge zu ziehen, aber der Robosportlehrer hat ihn nun offiziell auf dem Kieker.
Wobei Forrests Technikern eh auffällt, dass die Lehrer in Sachen Gewaltanwendung ein wenig aus dem Ruder laufen. Wer sich renitent verhält, läuft akute Gefahr, von einem der Roboter terminal um die Versetzung gebracht zu werden. Auch Codys Kumpel Sonny beißt ins Gras. Offiziell eine Überdosis, was angesichts Sonnys lebhaftem Drogenkonsum nicht völlig aus der hohlen Hand gegriffen ist, aber Cody wittert Foulspiel, mit dem die Lehrer zu tun haben. Er überredet Christie, bei den Lehrern, die seltsamerweise in der selben Wohnung leben, einzubrechen, und tatsächlich findet Cody dort einen Anhänger, von dem sich Sonny nie im Leben (eh) getrennt hätte. Das ist aus unerfindlichen Gründen ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass die Lehrer mittlerweile auf Mördertour sind. Nun, das ergibt sich andererseits aber auch daraus, dass die Teacher die Verfolgung der Einbrecher aufnehmen und mehrfach versuchen, Cody von seinem Motorrad zu schubsen.
Die wilde Jagd endet für die Lehrer allerdings im Pazifik, jedoch sind die Roboter wasserfest – und jetzt hat ihre eigentliche Programmierung endgültig übernommen. Das verklickert auch Dr. Forrest seinen Weißkittel- und Bedenkenträgern als auch Langford – die Droiden sind eigentlich Kampfroboter, ausgelegt aufs effektive Töten der Feinde, die Schulaufgabe war nicht mehr als ein günstiges Testareal. Langford protestiert, hat aber nicht viel davon, da er von einem Roboter gekillt wird.
Die Robbies machen es sich nun zur Aufgabe, die Gangs auszuschalten. Die sind eh aufeinander nicht gut zu sprechen, da man sich gegenseitig für die mysteriösen Todesfälle von Gangmitgliedern verantwortlich macht. Es kommt zu einer großen Schlacht zwischen Razerheads und Blackhearts, in die sich die Roboter ebenso unauffällig wie effektiv einmischen. Cody allerdings entkommt dem Gemetzel, so dass die Roboter einen neuen Plan aushecken. Sie entführen Christie, im sicheren Verständnis, dass Cody doof genug sein wird, einen Befreiungsversuch zu starten. Für jenen gelingt es Cody allerdings, ein Zweckbündnis mit Hector zu schließen…
Inhalt
Mark Lester ist sicher nicht böse, wenn ich ihn als Musterbeispiel eines B-Exploitation-Regisseurs bezeichne. „Steel Arena“ oder „Truck Stop Women“, seine ersten großen Erfolge, waren noch klassisches Drive-in-Fodder und ließen durchblicken, dass Lester jemand ist, der für verhältnismäßig wenig Buck ordentlich Bang liefern konnte. Das eröffnete ihm auch einen kurzen Flirt mit der erweiterten A-Liste – in der ersten Hälfte der 80er dufte er sich für Dino DeLaurentiis an einer Stephen-King-Adaption versuchen („Firestarter“), drehte den anerkannt besten Film des Universums („Phantomkommando“) und zeigte sogar ein Händchen für Comedy mit dem von Harold Ramis geschriebenen „Armed and Dangerous“. Obwohl „Phantomkommando“ seinerzeit sogar mehr Geld einspielte als der „Terminator“ bekam Lester aber keine weiteren großen Projekte auf die Reihe.
Enter Vestron Pictures. Vestron hatte als unabhängiger VHS-Vertrieb begonnen und in dieser Eigenschaft einige von Lesters älteren Filmen angekauft. Den Vestron-Leuten dürstete nach der Herstellung von eigenen Filmen und mit ihrer ersten eigenen Produktion, „Dirty Dancing“, waren sie glatt auf eine Goldader gestoßen. Naiv, wie die Vestron-Chefs waren, gingen sie davon aus, dass JEDER Film, den sie produzieren würden, so viel Kohle machen würde, und begannen, das eingenommene Geld mit beiden Händen auszugeben und in die Produktion weiterer Filme zu stecken. Lester witterte eine Gelegenheit und deutete an, für 8 Millionen Dollar (das größte Budget, das er bis dahin zur Verfügung hatte) ein Sequel zu seinem Kult-Hit „Die Klasse von 1984“ drehen zu können. Vestron biss an und Lester entwarf eine Geschichte, die dem Zeitgeist von „Terminator“ und „RoboCop“ entsprechend von gewalttätigen Robot-Lehrern handeln sollte. Lester war sich sicher, schnell sein zu müssen, denn es war ihm klar, dass Vestron mit seiner Geschäftspolitik, alles und jeden zu finanzieren, nicht lange im Geschäft bleiben würde, und wenn er die Chance, einen verhältnismäßig teuren Film fertigdrehen zu können, nutzen wollte, musste er sich ranhalten. Tatsächlich ging Vestron programmgemäß noch vor der Kinoauswertung von „Die Klasse von 1999“ bankrott (zu Vestrons kostspieliegen Flops gehörten Dennis Hoppers „Catchfire“ und Richard Greenbergs „Little Monsters“), wie auch eine Übertragung des Films an Miramax scheiterte. Lester brachte den Film schließlich in Eigenregie in die Kinos, wo er sich für einen limitierten Release ordentlich schlug und auf dem Heimvideosektor, obwohl in vielen Märkten ob seiner vermeintlich exzessiven Gewaltdarstellung gekürzt, sauber abräumte.
Das Unternehmen brachte Lester soweit zurück ins Geschäft, dass er in kurzer Zeit mit „Showdown in Little Tokyo“, „Extreme Justice“ und „Night of the Running Man“ nochmal drei recht wohlgelittene Actionkracher in die Welt bringen konnte, ehe er sich, wie so viele seiner Zeitgenossen, auf DTV-Ware verlegen musste.
„Die Klasse von 1999“ bedient sich eines Drehbuchs von C. Courtney Joyner, den wir als 90er-Stammautoren von Full Moon kennen. Joyner hatte sich mit „From a Whisper to a Scream“ und „Prison“ gewissen Respekt erarbeitet und Lester war mit der Zusammenarbeit offenbar zufrieden genug, um später für die DTV-Filme „Public Enemy“ und „The Base II“ erneut mit ihm zu arbeiten. Joyner ist allerdings jemand, den ich für besser darin halte, ein fetziges Szenario zu entwerfen als tatsächlich Geschichten zu erzählen. Besonders seine Full-Moon-Scripts, die oft genug zwar zum besseren Output des Studios gehören,verweigern sich oft einer schlüssigen Auflösung, sind nicht immer logisch einwandfrei und verabschieden sich gerne mal in utter confusion („Trancers III“, anyone?). Macht sich auch hier bemerkbar, auch wenn die Geschichte an und für sich denkbar einfach ist. Aber man sollte sich einmal mehr um Storyplausibilität und interne Logik wenig Gedanken machen, wenn Lesters und Joyners Hauptsorge sicherlich war, mit ihrem Budget, das zwar für ihre Verhältnisse recht üppig, aber jetzt auch nicht gerade ein Freifahrtschein für Koks und Nutten war, in Sachen Action und FX mit Major-Produktionen wie „RoboCop“ halbwegs mitzuhalten.
Man muss den Herrschaften zubilligen – das ist ziemlich gut gelungen, denn „Die Klasse von 1999“ bietet schon ordentlich Rambazamba und Budenzauber für sein Preisschild. Lester verschwendet nicht viel Zeit – ein kurzer voiceover stellt mit ein paar primitiven Computergrafiken, die eine Dekade vorher bei John Carpenters „Klapperschlange“ auch nicht schlechter aussahen, die Lage dar, und dann werden wir mit dem frisch entlassenen Cody auch gleich ins „Freifeuer“ geworfen, wo’s aussieht, als hätte ein kleiner örtlich begrenzter nuklearer Holocaust stattgefunden und die Überlebenden zu ordnungsgemäßen Mad-Max-Barbaren mutieren lassen. Warum jemand in diesem Gebiet noch eine Schule zu betreiben gedenkt (was den Einsatz eines schwer gepanzerten Schulbusses notwendig macht), ist die zentrale ungeklärte Frage des Scripts, aber wäre es nicht so, hätten wir keinen Film, und das wäre uns mutmaßlich auch wieder nicht recht – die zwangsläufige Anschlussfrage ist, warum jemand in einen Haufen gewalttätiger Knalltüten als Schüler noch einen Cent investiert (selbst der wohlwollendste Aushilfslehrer Müller würde es hier bei einem „fack ju“ ohne „Goehte“ belassen und die Arschlöcher sich selbst zur gegenseitigen Abschlachtung überlassen).
Nichtdestotrotz bewältigt das Script den Balanceakt, die wahnsinnigen Brutalo-Schüler zu den Helden zu machen, weil die Lehrer in der Wahl ihrer Mittel eben noch skrupelloser, noch brutaler, noch unmotivierter agieren, recht gut (und jetzt wird uns auch klar, warum’s Christie, außer als love interest für Cody, noch braucht – sie ist die Repräsentantin des „Normalen“, des „Ordentlichen“, und wenn auch sie als behütetes upper-class-kid begreift, dass das Regiment der Robolehrer außer Kontrolle gerät, fällt es uns auch leichter, mit den Gang-Hoodlums zu sympathisieren).
Dadurch, dass mit den Gang-Rivalitäten ein „Nebenkriegsschauplatz“ eröffnet wird, der die ersten zwanzig-dreißig Minuten tragen kann, müssen die Lehrer auch nicht sofort eskalieren, sondern können sich langsam vom demütigenden Arschversohlen über den so halb-versehentlichen Genickbruch bis zum vollen Gemetzelmodus hocharbeiten. Moralisch ist das nun alles höchst verwerflich, alldieweil hier (steinalte) „Teenager“ zum Dutzenden niedergemacht werden und dem Film eine, hihi, positive Aussage natürlich abgeht (sofern man „Gewalt ist immer eine Lösung“ nicht als positive Aussage verstehen will, hehe).
Lester ist anerkanntermaßen ein grundsolider Action-Regisseur und so brennt in der Hinsicht nichts an. Es gibt ordentlich Stunts, Pyrotechnik und gut inszeniertes Geballer, garniert mit einer Prise Gore (eine ungekürzte 18er-Freigabe würde mich nicht kratzen, aber „mehr“ muss es dann auch nicht sein). Die Special-FX wirken heutzutage natürlich etwas altbacken – aber Lester ist nicht zu Unrecht stolz darauf, dass alle Spezialeffekte „live on set“ entstanden. Im Finale, wenn die Lehrer ihrer menschlichen Tarnung mehr oder weniger teilweise verlustig gehen, würde stop motion wie in „Nemesis“ vielleicht etwas besser wirken als die puppetry, die Lester sicher aus Zeit und Kostengründen einsetzt, aber die FX erfüllen, speziell für’s Baujahr, ihren Zweck (und natürlich ist das Design der Roboter stark „Terminator“-beeinflusst). Handwerklich gibt’s ansonsten weing auszusetzen – David-Cronenberg-Kameramann Mark Irwin sorgt für ordentliche Bilder, Lester tritt ordentlich aufs Gaspedal, Leerlauf ist seine Sache nun mal nicht. Übrigens waren die Dreharbeiten nicht unkompliziert, da sich Lester in Seattle mit der notorisch korrupten Teamsters-Gewerkschaft anlegte, die, als er ihren Forderungen nicht nachgeben wollte, sogar die Sets abbrannte (die Polizei half nicht, da die sich auch über die Teamsters organisierte).
Während der Score von Michael Hoenig („Der Blob“) keine Bäume ausreißt, punktet die Tonspur allerdings mit einigen bemerkenswerten Songs, so von der Funk-Metal-Kapelle 24/7 Spyz, den Nine Inch Nails (before they became famous – Lester erinnert sich, dass er für die Musikrechte pro Song hundert Dollar austütete) und den speziell für den Film geschriebenen Themesong von Midge Ure, ein feines Stück Synthpop.
Hauptdarsteller Bradley Cregg („Stand by Me“, „Nightmare 3“, „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“) ist keine ganz große Leuchte, hat aber immerhin genug Ausstrahlung, um den Film über die Zeit zu retten, Traci Lind („Mein Nachbar, der Vampir“, „Bugsy“) hat nicht großartig viel zu tun. Stacy Keach – mit grusligen Kontaktlinsen – und Malcolm McDowell (zwei Drehtage!) sorgen für die notwendige Gravitas. Als mörderisches Lehrertrio brillieren Patrick Kilpatrick („Last Man Standing“, „Eraser“, „Remo – Unbewaffnet und Gefährlich“), John P. Ryan („Runaway Train“, „Die Wiege des Bösen“) und natürlich Blaxploitation-Ikone Pam Grier. In einem unkreditierten Komparsenpart soll die junge Rose McGowan zu sehen sein. Erkannt hab ich sie nicht, hab aber auch nicht speziell nach ihr gesucht…
Die DigiDreams-Blu ist, studioüblich, ein bisschen überfiltert, bietet aber insgesamt gutes Bild und guten Ton. Als Extras gibt’s zahlreiche Trailer, Teaser, TV-Spots, eine „Back to the Class“-Featurette, in der Lester ausführlich über den Dreh berichtet, und ein neues Videointerview mit dem Maestro.
Alles in allem ist „Die Klasse von 1999“ ein würdiger Nachfolger des räudigen Originals – sicher etwas „mainstreamiger“ als der noch deutlich der Grindhouse-/Drive-in-Kultur der 70er verhaftete „Die Klasse von 1984“, aber action- und temporeich, blutig, nicht unspannend und all-in-all sehr unterhaltsam. Macht man nix verkehrt ‚mit… (und für ein Lester-loses Sequel „Class of 1999 II“ hat’s auch noch gereicht).
© 2018 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 0
BIER-Skala: 0
Review verfasst am: 18.04.2018