- Deutscher Titel: Die heiße Grenze USA
- Original-Titel: The Border
- Alternative Titel: Border Cop | Heiße Grenze USA |
- Regie: Christopher Leitch
- Land: Großbritannien
- Jahr: 1980
- Darsteller:
Telly Savalas (Frank Cooper), Danny De La Paz (Benito Romero), Eddie Albert (Captain Moffat), Michael V. Gazzo (Suarez), Cecilia Camacho (Lena), Robin Clarke (Officer Hale), Herman Blood (Chivo), Guillermo Vega (Paco), Harry Madsen (Officer Fisk)
Vorwort
Officer Cooper schiebt Dienst als Grenzschutzbeamter an der damals wie heute heiklen kalifornisch-mexikanischen Grenze. Eigentlich ist Cooper recht verträglich und ist zufrieden damit, wenn der den Großteil seiner Dienstzeit auf dem Rücksitz seines Einsatzfahrzeuges verpennen kann. Für die illegalen Immigranten hat er allemal Verständnis und ist auch gerne gewillt, fünfe grade sein zu lassen und einen Tross Mexikaner auf dem Weg durch die Wüste geflissentlich zu übersehen.
Wo Cooper allerdings keinen Spaß versteht, ist hinsichtlich der kriminellen Schlepper und Schleuser, die den Mexikanern viel Geld aus der Tasche ziehen, um sie für ein vermeintlich besseres Leben über die Grenze zu schmuggeln. Wenn’s darum geht, einen dieser Fieslinge zu stoppen, verschleißt Cooper auch mit Freuden Partner und Streifenwagen, zur überschaubaren Begeisterung seines Chefs, Captain Moffat.
Cooper ist allerdings selbst auch Grenzgänger, legaler Natur, versteht sich, denn in Mexiko hat er gute Freunde – den jungen Benito Romero und seine Dauerverlobte Lena. Benny ist Coopers Kumpel, seit letzterer ersteren als Teenager beim illegalen Grenzübertritt erwischt und nach Mexiko zurückgebracht hat. Coopers neuester Besuch bei Benny kommt grad zur rechten Zeit, denn Suarez, der zwielichtige Kerl, der über die mexikanische Kleinstadt jenseits der Grenze herrscht, ist stark dafür, dass Benny nun Nägel mit Köppen bei Lena macht und sie vor den Traualtar schleppt. Dafür spendiert er sogar Bennys selbstgebautem Haus das bislang fehlende Dach. Cooper hält Suarez für einen der Hintermänner des Schleuserbetriebs, willigt aber trotzdem ein, für Benny den Trauzeuge zu spielen. Sogar sein Wohnmobil stellt der Grenzer zur Verfügung…
Alas, all is not well in the state of Mexico. Kaum verheiratet nimmt Benny einen Job von Suarez an. Cooper erzählt er, dass er nur Touristen durch Mexiko kutschieren will – Cooper befürchtet allerdings schlimmeres und liegt damit richtig. Des schnöden Mammons wegen hat Benny zustimmt, einen Immigrantentransport dank seiner Ortskenntnisse über die Grenze zu führen und einen von Suarez vermittelten Job in den Staaten anzunehmen. Der vermeintlich gute Job entpuppt sich als bessere Sklavenarbeit in einem Schlachthof. Die unmenschlichen Zustände bringen Benny in Rekordzeit auf die Palme. Als er sieht, dass die Aufseher den zwölfjährigen Paco piesacken, lässt er mit einigen anderen Arbeitern die Rinder frei… Das kommt natürlich beim Chef des Schlachthofs nicht gut an und führt zu einem gestrengen Telefonat mit Suarez, der als kleine Rückversicherung für Bennys ordnugsgemäße Kooperation Lena in seine Villa hat schaffen lassen. Das nun wiederum nicht mit Benny, der seine Flucht zurück nach Mexiko in Angriff nimmt.
Blöderweise ist auch Lena von der Sorte, die gern unüberlegte Entscheidungen trifft. Sie schleicht sich in einen der nächsten Transporte über die Grenze, um zu Benny zu gelangen, ohne zu wissen, dass der bereits auf dem entgegengesetzten Weg unterwegs ist. Lenas Transport wird allerdings von Cooper und seinem neuen Partner Hale aufgespürt, was die Schleuser dazu veranlasst, ihre menschliche Ladung einfach irgendwo in der Wüste auszusetzen. Ein Fressen für die Geier – gelänge es Cooper und der Grenzpatrouille nicht in letzter Sekunde, die hoffnungslos Verirrten aufzuspüren.
Der gescheiterte Transport grämt nun wieder Suarez, der sich zu einem Besuch bei Captain Moffat einfindet. Für die saftigen Schmiergelder, die Suarez dem korrupten Grenzerchef zahlt, erwartet er jetzt nichts geringeres als Coopers Abservierung. Der ist nun aber schon nach Mexiko aufgebrochen, um persönlich für altmodische Gerechtigkeit zu sorgen. Moffat wäre es durchaus recht, wenn Cooper permanent und sechs Fuß unter der Erde dort bleiben würde.
Für biblische Justiz will indes auch Benny sorgen und bei Suarez‘ oberstem Handlanger Chivo will er anfangen. Kann Cooper Benny aufhalten, bevor der mehr abbeißt, als er schlucken kann?
Inhalt
Unser aller Lieblings-Lollilutscher war in den 70ern und frühen 80ern niemand anderes als Theodoros Kojak, alias Telly Savalas – „Einsatz in Manhattan“ war eine der beliebtesten Krimiserien in dieser Zeit, was natürlich in erster Linie an dem charismatischen Glatzkopf und dem trockenen Humor, mit dem er seine Fälle löste, lag. Savalas war populär genug, um mit dem Country-Klopfer „Some Broken Hearts Never Mend“ hoch in die deutschen Singlecharts einzuzeigen und mit Fluppe in der Hand so manche TV-Show zu versüßen, und im Herbst seiner Karriere der RTL-Soap „Ein Schloss am Wörthersee“ noch internationale Starpower zu verleihen.
In den USA war der Greco-Amerikaner allerdings, gerade durch „Kojak“ über den Status eines TV-Stars nicht hinausgekommen (wohlgemerkt, das waren die Zeiten, als das Fernsehen noch ganz klar die zweite Liga gegenüber dem Hollywood-Kinofilm darstellte) – obwohl er Ende der 60er und Anfang der 70er ein paar ganz patente Kinorollen hatte, u.a. in Lazenbys singulärem Bond-Effort „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ eindrucksvoll den Blofeld mimen durfte. Damals (TM) war man halt entweder noch Kinostar oder Fernsehvisage. Immerhin – sogar einen Jess-Franco-Film hat Telly auf dem Kerbholz, den patenten „Faceless“ von 1987, den viele als viel zu gut dafür halten, um echt und ehrlich ein Werk von Jesus Franco Manera zu sein.
Okay, heute befinden wir uns also im Jahr 1980, „Kojak“ war seit zwei Jahren eingestellt, Telly hatte sich mit „Flucht aus Athena“, „Jagd auf die Poseidon“ und der Miniserie „Victor Charlie ruft Lima Sierra“ beschäftigt, und heuerte nun bei der britischen (!) Produktion „The Border“ an. Der Streifen hat die kleine Distinktion, einer der ersten Indie-Spielfilme zu sein, der auf den traditionellen Kinostart verzichtete und statt dessen „exklusiv“ auf HBO seine Premiere feierte.
Am Puls der Zeit war das Script von Michael Allin („Der Mann mit der Todeskralle“, „Flash Gordon“) alle mal – die frühen 80er sahen eine kleine Vogue von Actionfilmen rund um das Menschenschmuggelbusiness an der amerikanischen-mexikanischen Grenze. Charles Bronson war 1980 der „Grenzwolf“, Jack Nicholson trat 1982 der „Grenzpatrouille“ bei, und 1984 waren Kris Kristofferson und Treat Williams „Die Grenzwölfe“.
Allin und Regisseur Christopher Leitch („Teen Wolf 2“ und Erfinder der „Universal Soldiers“) versuchen das Thema aber von der realistisch-dramatischeren Seite anzupacken und nicht als Action-Spektakel – und mit einer klaren politischen Agenda, die ihre Sympathien eindeutig auf Seiten der mexikanischen Immigranten verortet. Die Schurken sitzen auf beiden Seiten der Grenze – diejenigen, die die Not ihrer Landsleute ausnutzen und damit einen guten Peso verdienen, und natürlich, ohne Nachfrage kein Angebot, die Kapitalistenschweine in den USA, die ständig billige Arbeitskräfte, die man für einen Hungerlohn ausbeuten kann, brauchen, um damit die US-Wirtschaft günstig am Laufen zu halten (Donald Trump könnte die Lektion brauchen, würde er sie verstehen – schlimm genug, dass das Thema nach 40 Jahren immer noch genauso aktuell ist wie damals).
Wir steigen allerdings nichtdestoweniger mit einer ordentlichen Actionsequenz, einer zünftigen Verfolgungsjagd, ein – Telly und sein Partner (letzterer auf der Motorhaube des verfolgten Fahrzeuges klebend) jagen einen Pick-up-Truck, unter dem sich zwei Möchtegern-Einwanderer festklammern. Das wäre zugegeben noch etwas spektakulärer, wenn wir als Zuschauer nicht bei den Totalen feststellen würden, dass da eben niemand, auch kein Dummy, unter dem Auto hängt, aber der gute Wille zählt ja auch irgendwo. Danach wechseln wir aber für geraume Zeit in den „Drama“-Part, lernen via Cooper unsere mexikanischen Freunde kennen und ändern dann komplett den Fokus, wenn Cooper bis auf ein paar kleine Zwischensequenzen in den Hintergrund rückt und wir hauptsächlich bei Benny bleiben. Das ist dramaturgisch verständlich und notwendig, da der Film ja durchaus in Szene setzen will, wie die Mexikaner ausgebeutet werden und wer dafür verantwortlich ist, tut dem Film, vom Unterhaltungswert gesehen, aber nicht gut, weil Cooper freilich der interessanteste Charakter ist (und Savalas natürlich auch der charismatischte Schauspieler im Cast). So richtig die Kurve zum Actionfilm kriegt der Film dann nicht mehr (und will es auch nicht) – selbst im Showdown, wenn Kojak die Schrotflinte in die Hand nimmt, begnügt sich der Film mit einem ruppigen Zweikampf zwischen Benny und Chivo und einem – zugeben ausgesprochen – saftigen Shotgun-Kill. Wäre sicher trotzdem nichts für eine 18er-Freigabe, hätte sich wohl an den Film nicht ein FSK-Prüfer mit schwachem Magen gesetzt, der von den echten Schlachthof-Aufnahmen, in denen wir der Verarbeitung von Rindern in allen blutigen und ekligen Details beiwohnen dürfen, wohl ein wenig irritiert war (PETA approves the message, I’d guess. Darauf einen Cheeseburger).
Wie gesagt versucht der Film sich an einem relativ realistischen Bild der Lage – er zeigt die Verstrickungen von US-Kapital und -Justiz mit den skrupellosen Schleusern südlich der Grenze auf, aber auch, dass sich viele der Immigranten die schikanöse Behandlung gefallen lassen, weil die paar Dollar, die sie im Norden verdienen, für ihre Familien in der Heimat den Unterschied ausmachen können, und will und kann auch keine Lösungen anbieten – das Ende kann man daher wahlweise unbefriedigend oder ambivalent nennen. Eine echte come-uppance erleben die Schurken nicht und das Schicksal der Protagonisten bleibt, auch ihrer eigenen Einschätzung nach, per Schlusseinstellung ungewiss. Ein echtes Happy End ist was anderes. Die an und für sich gut gemeinte Herangehensweise wird nur ein wenig dadurch getrübt, dass die Darstellung der Mexikaner als permanent Fiesta feierende lebensfrohe „noble poor“ ein wenig arg klischeehaft rüberkommt.
Natürlich ist „gut gemeint“ nicht automatisch auch „gut gemacht“ und man muss schon festhalten, dass der Film nach seinem durchaus rasanten und spannenden Auftakt mit dem Wechsel der Erzählperspektive, der, wie erwähnt, für die Message des Films zweifellos nötig ist, ordentlich Schwung verliert und die kurzen Schalten zu Cooper und seinen Einsätzen hochwillkommen sind, um das Zuschauerinteresse wachzuhalten. Das liegt auch daran, dass Benny, bei allem Bemühen, ihn zu einer Identifikationsfigur zu machen, weder sonderlich sympathisch ist noch besonders clever agiert (sprich: im Zweifel immer die dümmstmögliche Entscheidung trifft). Das konterkariert natürlich auch ein wenig die Intention, den täglichen Kampf der armen Mexikaner herauszustellen, wenn die Moral von der Geschicht böswillig auch so gelesen werden kann, dass die doofen Spics schon einen echten Ami brauchen, der ihnen zeigt, wie’s richtig gemacht wird.
Abgesehen von den actionhaltigeren Bookends verleugnet der Streifen sein nicht üppiges Budget nicht. Es ist alles ordentlich professionell gearbeitet, das überwiegend mexikanische Team unternimmt aber auch keine besonderen Anstrengungen, den Film aufwendiger als seinen Etat wirken zu lassen. Die Kameraarbeit von Gabriel Figueroa (einem Veteranen, der z.B. Bunuels „Würgeengel“ fotografierte, ist bestenfalls zweckmäßig, der Score von Stanley Myers (auch ein Routinier, u.a. mit den Kompositionen für „Frightmare“, „Haus der Todsünden“, „Die durch die Hölle gehen“, „Stars and Bars“ oder „Track 29“ aufgefallen) ist mit seinem gezwungen fröhlich mexikanisch-folkloristischen Einschlag schon ziemlich nervtötend.
Ich erwähnte es schon weiter oben, der Erfolg des Films steht und fällt primär mit Telly Savalas, der mühelos jede Szene an sich reißt. Er ist nunmal ein Charakterkopf und hat Ausstrahlung, und wenn er mit seinem fast bis zum Bauchnabel geöffneten Uniformhemd und Sonnenbrille vor der Kamera steht, kann er auch das Telefonbuch rezitieren und man bleibt am Ball. Die Synchro lässt ihn immerhin einmal auch „entzückend!“ sagen, einen Lolli hat man ihm aber nicht in den Mund gesteckt, dennoch ist Cooper natürlich schon ein bisschen Kojak in seiner Attitüde, die Kleinen laufen zu lassen, um die Großen zu hängen.
Den Unterschied in der schauspielerischen Gewichtsklasse zu Danny De La Paz merkt man in jeder Sekunde. Nicht, dass De La Paz (zu sehen auch in „Freejack“, „Boulevard des Todes“ und „Die Top Cops“) sich nicht Mühe geben würde, aber er ist im direkten Vergleich zu Savalas halt ein in jeder Hinsicht unbeschriebenes Blatt, dem einfach die Präsenz fehlt, einen Film auch mal über eine halbe Stunde hinweg zu tragen. Veteran Eddie Albert („Ein Herz und eine Krone“, „Dreamscape“, „Goliath – Sensation nach 40 Jahren“) spielt mit seiner Routine einen Charakter wie Captain Moffat im Schlaf, Michael V. Gazzo („Der Pate 2“, „Last Action Hero“, „Schwarzer Sonntag“) ist mir etwas zu blah als Suarez. Cecilia Camacho („Wings of Freedom“) kann sich als Lena nicht wirklich auszeichnen. Herman Blood ist als fieser Henchman Chivo passabel. Eine Sondererwähnung verdient sich Gary David als Stunt-Fahrer in der Eröffnungssequenz – sieht aus wie der junge Owen Wilson ohne zerdepperte Nase…
Der Film wurde in Deutschland jetzt von Alive/Endless Classics veröffentlicht. Ich will mich an der Stelle nicht an der Diskussion zur Legitimität der Veröffentlichungen des Endless-Classic-Labels beteiligen, dafür gibt’s andere Stellen (und ich habe auch meine private Meinung). Fakt ist jedenfalls, dass diese VÖ eine ziemlich Frechheit ist, ein unbearbeiteter VHS-Rip des alten VMP-Tapes inklusive des VMP-Image-Trailers vor Filmstart (und das Menü hat genau einen Punkt: „Film abspielen“). Die Bildqualität (4:3) ist, wie gesagt, mies, der deutsche Ton (Dolby Mono) halbwegs brauchbar.
Was sind also die berühmten letzten Worte? Der Film itself ist nicht uninteressant, ganz besonders im Kontext der oben erwähnten, bekannteren, größeren Filme mit ähnlicher Thematik, und für Telly-Savalas-Fans eigentlich unverzichtbar, auch wenn man sich wünschen würde, seine Rolle wäre durchgängiger. Zwischendurch gibt’s die ein oder andere Länge und die Schlachthaus-Sequenzen sind sicher nicht jedermanns Sache. Vom Cover-Artwork und der 18er-Freigabe sollte man sich nicht irritieren lassen, es ist gewiss kein „Actionfilm“, sondern bestenfalls ein Drama mit Actionelementen. VÖ-technisch sollte man Labels wie Endless Classics (und einen eigentlich renommierten Vertrieb wie Alive!) nicht unterstützen, insbesondere, wenn die Releases so lieblos hingeschludert sind wie hier.
© 2019 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 5
BIER-Skala: 5
Review verfasst am: 30.03.2019