Die Gruft

 
  • Deutscher Titel: Die Gruft
  • Original-Titel: Una notte a cimitero
  • Alternative Titel: Graveyard Disturbance |
  • Regie: Lamberto Bava
  • Land: Italien
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Gregory Lech Thaddeus
    Lea Martino
    Beatrice Ring (Micki)
    Gianmarco Tognazzi
    Karl Zinny
    Lino Salemme
    Gianpaolo Saccarola
    Lamberto Bava (Ladenbesitzer)


Vorwort

Wenn es ein Genre gibt, bei dem die italienischen Dreistkopierer der Filmindustrie so etwas wie eine längerfristige Tradition haben, die bis in neuere Zeit aufrechterhalten wurde, ist das zweifellos der Horrorfilm. Der italienische moderne Horrorfilm lässt sich bis in die mitte der 60er Jahre zurückverfolgen, wo Mario Bava dem Genre zu erster Blüte verhalf. Seinerzeit zumeist verrissen, schätzen heutige Genrekenner Bava als einen der ersten grossen Stylisten des Horrors, der von unblutigem Grusel (PLANET DER VAMPIRE) bis zu handfestem Splatter die komplette Bandbreite drauf hatte. Er fand zahlreiche, meist wenig bis untalentierte Epigonen, die dafür sorgten, dass der italienische Horrorfilm in den 70ern seine frisch errungenen Qualitäten rasch wieder einbüsste (mit der Folge der unsäglichen Kannibalenfilme von Deodato, Lenzi & anderen Schwachmaten). Eine gewisse Renaissance setzte ein, als Dario Argento mit seinen gestylten Giallos einen gewissen Qualitätslevel erreichte und andererseits Lucio Fulci mit seinen Zombie-Reissern neue Gore-Massstäbe setzte. In dieser Umgebung fühlte sich Bava-Filius Lamberto berufen, die Welt nun auch mit Horrorstreifen zu beglücken. Lamberto Bava ging nicht nur bei Papa, sondern auch bei Argento in die Lehre (der produzierte Bava jrs. beste Filme, DEMONI I und DEMONI II), aber als dann mitte der 80er selbst in Italien Horrorfilme fürs Kino nicht mehr auf einer täglichen Basis gedreht wurden, musste er sich mehr dem Fernsehen zuwenden. Vorweggeschickt, auch der nun besprochene Film entstand für das italienische Fernsehen im Rahmen einer vierteiligen Horroranthologie. Das setzt dann schon mal einiges ins rechte Licht.


Inhalt

Wir lernen unsere fünf jugendlichen Helden (David, John, Robin, Tina und Micki) gleich mal bei nachahmenswerter Freizeitgestaltung kennen, sie begehen einen Ladendiebstahl (d.h. alle ausser John, der den Fluchtwagen steuert – ein alter Ford Transit, der aber immerhin per Airbrush nett als Heavy-Metal-Fan-Gefährt dekoriert ist – passend dazu erklingt ein ekliger 80er-Jahre-Pseudo-Rock-Song) von immerhin ZWEI Tafeln Schokolade. Dieser teuflische Akt erzwingt natürlich sofortige Flucht und als unsere Helden dabei eine Carabinierei-Strassensperre erblicken (die wegen eines Unfalls aufgebaut ist) fühlen sie sich natürlich sofort betroffen (na klar, gegen euch waren schliesslich Bonnie & Clyde harmlose Zeitgenossen) und stürzen sich bzw. ihr Fahrzeug in die nächstbeste Abzweigung in die Prärie, dabei durchbrechen sie noch – wow, diese Action – ein rot-weisses Absperrband und fahren an einem Friedhof vorbei (ui, Symbolik!). Da der Feldweg buchstäblich in die finsteren Wälder führt, ist das eine hervorragende Gelegenheit für unsere Bande, sich zu verfranzen und ein wenig aufeinander rumzuhacken. Die Gegend wird zunehmend creepy und neblig, eine Leichenwagenkutsche kommt ihnen entgegen und Wölfe heulen. Tina sieht eine unheimliche Gestalt umherstreifen… Bei der Durchquerung eines ca. 20 cm tiefen Baches bleibt der Van stecken. John heult Zeter & Mordio, sein schöner Schnuckelvan wird elediglich verrosten (ÄH – ihr seid immerhin FÜNF Leute, da kann man doch mal schieben???). Ausserdem kann er ein wenig auf „Navigator“ Robin herumhacken – „In der Gegend kann man einen billigen Horrorfilm drehen!“ schimpft John (wie recht er hat, wie recht er hat). Wie jeder vernünftige Mensch beschliessen die Freunde, einfach so zu Fuss weiterzulaufen, in einer Gegend, die keiner von ihnen kennt, und ohne irgendeinen Clue zu haben, wohin. Immerhin, halbwegs vernünftig wird beschlossen, dem Bachverlauf zu folgen. Die nächsten paar Minuten sind dann BLAIR WITCH (minus Handkamera) für Arme, wenn unsere armen Teenies durchs Gehölz rumpeln, bis sie schliesslich, die Nacht ist eingebrochen, durch Glockenklang zu einer alten Ruine geleitet werden. Spooky!!!, denn die Ruine entpuppt sich als eine Art Friedhof und eine lateinische Inschrift warnt noch „Verflucht seien die Lebenden, die das Haus Gottes auf dem Land der Toten errichten“ (sinngemäss). Blondi Micki muss das natürlich genauer auseinandergesetzt werden, schliesslich ist sie ein bissel doof. Die Freunde beschliessen, an Ort und Stelle zu nächtigen. Die seltsame Gestalt (mit einem rot leuchtenden Auge) schleicht durch die Örtlichkeit, was unsere Freunde aufweckt. Sie inspizieren ihre Umgebung genauer und was finden sie dann? Richtig, eine Bar mit Neonreklame direkt unter ihrem Nachtquartier („Millers Genuine Draft“ gibts da… vermutlich ein weiterer sehr verzweifelter Versuch neben den Namen der Charaktere, so zu tun, als würde der Streifen in Amiland spielen). Vermutlich jedem anderen Menschen käme das ausgesprochen seltsam vor, hier allerdings nur Micki, die vermutet, dass „wir vielleicht schon tot sind“. Die anderen allerdings sehen geistig vor sich schon ein ordentliches Fresschen stehen und man entert die Lokalität.

Die sieht aus wie eine Geisterbahn im Vatikan und die Gäste sind eher … seltsam, dito das Personal, Chef am Orte ist unser creepiger nächtlicher Umgeher, der natürlich ein verunstaltetes Gesicht hat. Die Bande ordert Würstchen und Bier und erregt mit dummen Werwolf-Witzen die Aufmerksamkeit der Mitgäste. Einer ist ein Einarmiger und echauffiert sich, sei ihm doch sein Arm von einem Werwolf abgerissen worden. Allerdings ist er nur ein practical joker. Die Stimmung scheint gelöst, da verscherzt es sich David. „Wetten, dass das Essen echt klasse ist?“ Uuuuuh! Wetten, so informiert uns Creepy Guy, werden hier SEHR ERNST genommen. Darüber wird nicht gewitzelt. Micki muss mal auf´n Topf und entdeckt auf der Balustrade des Anwesens ein Gefäss mit jeder Menge Zaster, Wertsachen (und Kreditkarten!) drin. Creepy Guy ist mit der Aufklärung rasch zur Hand. Der Krempel ist Wetteinsatz. Es gibt eine alte Legende, die angeblich darauf zurückgeht, dass ein Dieb seinerzeit die 30 Silberlinge aus Judas´ Grab klauen wollet. Mythologischer Brimborium kurzer Sinn – unter dem Lokal ist eine Krypta, und wer da drin eine Nacht lang durchhält, kann sich das ganze Zeuch untern Nagel reissen. Haken: die Krypta führt angeblich direkt in den „Warteraum zur Hölle“ und bis jetzt hat´s keiner überlebt. Das Spiel funktioniert einfach: man wirft seine Barschaft in das Gefäss und lässt sich in der Krypta einschliessen. „Gewöhnlich lassen sie einen nicht lange warten,“ informiert Creepy Guy. „Sie?“ fragt david und Creepy Guy lacht ein irres Lachen.

Anstelle nun schleunigst das Weite zu suchen, solche Wetten haben wir ja nun schon wirklich in dreihundertsiebenundneunzig schlechten Gruselfilmen gesehen, ist David blöd genug, vorzuschlagen, hier gross einzusteigen. Sein Plan: er geht vor und sobald die Kneipe dicht macht, sollen die anderen folgen, sind sie zu fünft und bleiben zusammen, kann nix passieren.

Nicht vollkommen irrationalerweise halten Tina und Micki die Idee für sehr bescheuert, aber, da wir ja immerhin schon knapp 45 Minuten im Film sind, sollte sich un auch langsam was tun, also schmeisst David seine Brieftasche in den Ring, eh, ins Gefäss und lässt sich von Creepy Guy in die Krypta führen. Genauer gesagt, durch diverse Gänge in den Vorraum zur Krypta, der unheimlich genug ist. Eine Leiter (bester Stahl) führt in die eigentliche Krypta. David wird ein wenig mulmig. „Was passiert mit Leuten, die´s sich anders überlegen?“ fragt er. „Die verfüttere ich an die Schweine,“ grinst Creepy Guy leutselig zurück.

Der Rest der Fünferbande zieht sich in die Ruine zurück, um abzuwarten, bis die Kneipenlichter verlöschen (Creepy Guy zieht sich aber noch´n Horrorvideo rein). Robin entdeckt spooky stuff in der Ruine, eine Statue, auf die er seinen Namen gepinselt hat, ist verschwunden. WUUUAAH!

Nach einer Weile schliesslich ist in der Kneipe Feierabend. Da Creepy Guy schon vorausgeahnt hat, was die Kids vorhaben, hat er die Tür zur Krypta offengelassen und so können sich unsere Freunde schnell in das Gewölbe hinablassen. Ratten- und Spinnengetier veranlasst die Mädels zum Kreischen.

Das unterirdische Gemäuer erweist sich als weitläufig und vor allem verdächtig David-frei. In der eigentlichen eigentlichen Krypta (das ist etwas konfus) stehen diverse Särge rum. Soll vorkommen. Tina bekommt jetzt aber den obligatorischen Ausraster, aber Robin macht klar – alle oder keiner. (Von einem common-sense-point-of-view würde ich ja dann eher zu „Keiner“ tendieren, aber ich bin ja auch nicht in einem zweitklassigen Horrorfilm). Man entert die Krypta, ein Schädel klappert mit den Zähnen und allgemein gruslige Geräusche erheben sich. Eine Hand fasst Tina an den Hintern, entpuppt sich aber als der ungemein scherzkeksige David. Tina ist sauer und man schmeisst einen Sarg rum, in dem eine etwas angemoderte Leiche liegt (laut David: ein Skelett… Medizinstudent, zweifelsohne). Die Leiche ist lebendig, was sich schnell erweist. Die Kids sind panisch, aber die Kryptatür ist zu. Zwar interessiert sich der Zombie nicht wirklich für die Kids, aber trotzdem ergreifen die durch eine weitere Leiter nach unten die Flucht. Mr. Zombie ist aber nur in tiefer Trauer, befinden sich doch in den anderen Särgen der Krypta seine Familienangehörigen. GENUINELY FUNNY SCENE: Herr Zombie öffnet schlussendlich den Sarg, in dem Frau Zombie drin liegt. Herr Zombie wird von Gefühlen übermannt und fasst der ebenfalls schon etwas angefressenen Ex-Gemahlin an die Möpse, worauf Frau Zombie die Augen öffnet und ihrem Gatten eine scheuert!

Unsere Helden finden sich in den Katakomben wieder, wo interessanterweise auch ein Autowrack rumlungert (unter Autofriedhof hab ich mir bisher was anderes vorgestellt). Die Gruppe stösst auf einen weiteren Zombie, bei der Flucht wird Robin von den anderen getrennt und stürzt sich (versehentlich) in ein Loch, das a) mit Wasser und b) mit Leichen gefüllt ist. Als ob das für gute Feelings nicht reichen würde, taucht da drin auch noch eine „Eye Creature“, also ´n Tentakel mit Riesenglubscher rum und ärgert Robin, indem sie ihm einen Stiefel auszieht. Robin kann sich mit Müh und Not retten und findet seine Freunde wieder, man sammelt sich in der Krypta. John ist der Ansicht, das alles sei nur ein Streich, den ihnen die Einheimischen spielen würden. David ist dafür, weiter auszuharren, schliesslich sei man nur noch 2 Stunden vom Sieg entfernt.

In der Nähe schraubt sich ein Sarg auf. Irgendwann schnallen auch unsere Blitzmerker, dass hier ein weiterer Zombie irgendwas (vermutlich böses) will und wollen fliehen. Robin kann die Kryptatür öffnen, genau rechtzeitig, bevor sich der Zombie aus seinem Sarg befreit hat und ein paar Schreie und ein gar grausiges Heulen ausstossen kann, ansonsten aber nichts weiter veranlasst (übrigens: der Kopf des Zombies sieht schön scheusslich aus, aber irgendeine Art Make-up für seinen Arm hielt man nicht für nötig).

Robin geht wieder verloren, diesmal hat er aber wenigstens Tina als Verstärkung. Die beiden stossen auf einen gehenkten Zombie, der allerliebst an seiner Schlinge baumelt und nach den beiden grabbelt. Eine Tür führt sie in einen abwärts laufenden Gang, und eine der seltsameren Szenen spielt sich vor ihren (und unseren) Augen ab – sie werden Zeugen eines Zombie-Abendessens, die ganze Familie Zombie sitzt am Tisch und schlabbert feinste Sachen wie wurmige Äpfel, lebende Würmer und Riesenspinne in Aspik (I am not kidding here!). Als Robin und Tina (aus welchem schwachsinnigen Grund auch immer) in das Dinner platzen, kriegen´s die Zombies (Zombie-Kind trägt übrigens ein KISS-T-Shirt!) mit der Angst und flüchten panisch in ihre Särge! (Betcha haven´t seen that one before).

Robin und Tina finden die anderen wieder, die sich wer-weiss-wo herumgetrieben haben und man beschliesst, die verbleibende Zeit einfach an Ort und Stelle zu warten. Tina, John und Robin können sogar pennen, Micki und David (übrigens Geschwister) nicht. David erweist sich als reichlich oberblöde, denn er denkt immer noch an die dumme Wette. (Wenn ich mich mit Zombies herumschlagen müsste, würde ich vermutlich nicht wirklich an Kohle denken). Da spotted Micki die rettende Leiter nach oben! David versucht seine Kumpels zu überreden, die noch fehlenden zwanzig Minuten abzuwarten, aber endlich setzt sich Ratio über Gier durch. Ein gar grausliger Durchgang, der von diversen Skeletten geziert wird, muss durchquert werden, aber dann klettert die Bande die Leiter hoch, findet sich aber wieder mal vor einer verschlossenen Tür wieder. Mit seinem Schweizer Armeetaschenmesser knackt Robin zwar das Vorhängeschloss, aber – die verblüfften Teenies finden sich wieder im labyrinthischen Gewölbe wieder! David faselt von Escher und seinen bizarr-geometrischen Bildern (was prinzipiell ein ganz berechtigter Einwurf wäre, würde man ob der bisher gezeigten Blödheit unserer Protagonisten nicht erheblich bezweifeln, dass auch nur irgendeiner von ihnen in seinem Leben schon mal ein Buch in der Hand gehabt hätte, geschweige denn eines von oder mit Escher!). Immerhin – dass sie hier mit ihrer herkömmlichen Logik nicht weiter-, bzw. aus dem Labyrinth rauskommen (Logik? Welche Logik??), ist selbst unseren Pfeifen klar. Instinktgeleitet könnte man vielleicht entkommen, überlegt John. Damit ist Micki als Führerin qualifiziert, denn als eindeutig blödeste (bzw. unintelligenteste) des Haufens müsste sie Instinkt im Übermass haben (man verkauft der Blondine das mit ihrer angeblichen Empfänglichkeit für das Übersinnliche). Micki führt die Rasselbande prompt wieder in die Krypta. „Das einzige, dem man nicht entkommen kann, ist der Tod,“ verkündet sie der Örtlichkeit angemessen kryptisch.

Und nun bin ich dem Film bzw. dem Regisseur böse, denn es erfolgt ein klassisches Giveaway. Carabinieri stolpern irgendwo in der Landschaft über das einen Abhang hinuntergestürzte Wrack von Johnnys Transit.

Im Untergrund bemerken unsere Freunde, dass es draussen hell geworden ist. Die Tür ist aber immer noch zu. Micki führt mit ihren magischen Fähigkeiten die Gang wieder nach unten ins Gewölbe. Tina stürzt, von einem Zombie-Arm erschreckt, die Leiter hinunter. Allerdings ist sie nicht mal, was man meinen möchte, davon etwas tot, sondern nicht mal verschrammt.

Immerhin – die Gruppe entdeckt Tageslicht, ist allerdings davon genau eine vertikale Schachtlänge entfernt. Robin soll raufklettern und die anderen raufziehen, er tut sein möglichstes, aber ein Erdrutsch verhindert ein vorzeitiges Happy End.

Tina entscheidet, dass es wieder Zeit für einen hysterischen Anfall ist, ein kleinerer Streit bricht aus, zu Lasten von David, denn nicht zu Unrecht stellen die anderen fest, dass der ganze Shit seine Schuld ist.

Micki bricht die Streitigkeiten ab und führt die Gruppe wieder mal zu einer Leiter und dieses mal ist es die richtige, oben wartet schon Creepy Guy, der den Teens zum Gewinn der Wette gratuliert. Und jetzt dürfen sie den Preis abholen… unter allgemeinen Begeisterungsausbrüchen sacken die Jungs und Mädels soviel schatzmässiges ein, wie sie tragen können. Aber aber aber… Creepy Guy lacht bekanntlich als letzter und zieht sich mal eben das Gesicht ab. Unter seiner eh schon nicht besonders hübschen Visage befindet sich ein echt schröcklicher Zombiekopf mit rotglühenden Augen. „Ich will euch willkommen heissen“, verkündet Zombie-Creepy Guy und packt die Sense aus (literally!). Sollte ein Mitglied der Audience mit dem selben Intelligenzquotienten wie unsere Helden gesegnet sein – keine Sorge, Tina klärt auf: „Was ist, wenn wir alle tot sind?“

Die Carabinieri unter Verstärkung des Ladenbesitzers untersuchen das Autowrack. Es ist leer.

David überrascht uns mit einer für das Horrorgenre völlig neuen Erkenntnis – man kann den Sensenmann umbringen und das sogar verdammt einfach, man sticht ihn einfach mit einem mickrigen Dolch ab. Aus einer Höhle krauchen die Teenies ans Tageslicht, um prompt den Carabinieri in die Hände zu fallen, die sie zwar in Sicherheit bringen, ihnen aber die Schätze abnehmen. KONEC, wie der Tscheche sagen würde.

Uff, einen älteren Hut hätte uns Lamberto Bava mit seiner Made-for-TV-Gruselgeschichte sicher nicht auftischen können. Die „verbringe-eine-Nacht-in-einem-verwunschenen-Schloss/Haus/whatever“-Plotte ist ja mittlerweile so abgedroschen, dass sogar jede handelsübliche Sitcom dieses Terrain bereits abgegrast hat. Hat Lamberto Bava diesem altvertrauten Sujet irgendetwas neues abgewinnen können? Aber nicht doch. Oder vielleicht schon – selten wurde diese „Idee“ langweiliger runtergenudelt als in diesem Pseudohorror.

Nervig genug, dass sich der Streifen die geschlagene Hälfte seiner Laufzeit mit wahnsinnig interessanter Exposition aufhält (die uns dabei aber NULL NIENTE NADA GAR NIX RIEN über die Charaktere verrät, sondern, so sieht es aus, einzig und allein dazu da ist, um den Film halbwegs auf ´ne abendfüllende Länge zu ziehen) – aber dass die zweite Hälfe, nominell die aktionsgeladene welche, ein stinklangweiliges Hide & Seek and Lost & Found ist, ist schon ein starkes Stück. Unsere Helden encountern abgezählte DREI Zombies, die mit viel gutem Willen als „bedrohlich“ klassifiziert werden kann (die wirklich witzige Zombie-Familie hat ja mehr Angst vor den Menschen als umgekehrt) und, sind wir mal ehrlich, nicht mal von diesen drei Zombies tut einer etwas böseres als nach Tina zu greifen.

Der angetelegrafierte Pseudo-Plot-Twist gen Ende hilft da auch nichts mehr, denn diese ach so fiese Bedrohung durch niemand geringeres als Gevatter Tod persönlich wird ja auch in ungefähr eineinhalb Sekunden abgehandelt. Spannung? Suspense? Pfrz.

Mich nervt auch wieder mal die Holzhammer-Amerikanisierung der Angelegenheit – warum können die Helden nicht einfach italienische Teens sein? Wer soll glauben, dass der Schmu in Amerika spielt, wenn die Autos fröhlich italienische Nummernschilder haben, Strassenschilder auf italienisch bemalt sind und die Carabinieri als solche in Erscheinung treten? Warum dann zum Teufel englische Namen? (Oder sollen´s Austauschstudenten sein? Frzpf.)

Wohlwollend können wir Bava bescheinigen, dass er sich vermutlich (besser wär´s) bewusst war, dass sein Script reichlich dünn geraten ist und er daher versucht, eine atmosphärische Inszenierung zu erzeugen. Das gelingt ihn im zweiten Filmabschnitt sogar ganz ansehnlich, was vor allem ein Verdienst der schön unheimlichen Sets und Bauten ist – schade, dass er aus diesen Möglichkeiten des Production Designs und den (zumindest das kann man ja von Italo-Gore-Experten erwarten) gut gelungenen Zombie-Make-ups nicht mehr gemacht hat, z.B. einen vernünftigen Film. Die Sets jedenfalls halten (obwohl sicherlich billiger) den Vergleich mit Hollywood-Grossproduktionen wie den GOONIES locker aus.

Gut, ein Grossteil der Filmprobleme ist sicherlich auch auf die Charaktere zurückzuführen. Uninteressant wäre schon ein Kompliment für unsere Helden, unsympathisch trifft es dann schon eher. Bei dieser Bande juvenile delinquents (die in einem 50er-Jahre-Drive-in-„Schocker“ a la „TEENAGE CRIME WAVE“ besser aufgehoben wäre), die sich so wunderbar freundlich mit einem Ladendiebstahl einführt, kann man ja nur den Zombies die Daumen drücken, dass sie möglichst schnell einen nach dem anderen erwischen und fressen. Da unsere Zombies allerdings in dieser Hinsicht keinerlei Anstalten unternehmen, bleibt diese Hoffnung unerfüllt. Naja, vielleicht hätte man aus den Charakteren sogar noch was machen können, aber die grauenhaften Schauspieler, stop, das ist eine Beleidigung für jeden Schauspieler, sagen wir lieber Knallchargen, sind der lebhafte Beweis, das italienische Teenie-Darsteller noch viel viel viel schlechter sein können als US-Teenie-Darsteller a la POWER RANGERS. Heck, der Power-Rangers-Cast hätte vermutlich dieses Machwerk in völlig ungeahnte Dimensionen führen können.

GRAVEYARD DISTURBANCE – ein irgendwie blaher Film, eigentlich technisch gesehen nicht schlecht, aber ein unkreatives Drehbuch (und der erwähnt untalentierte Cast) sorgen dafür, dass man sich als einigermassen genreerfahrender Videokunde tödlich langweilt. Bava konnte sich offenkundig nicht entscheiden, ob er eine Gruselkomödie oder einen halbwegs ernsthaften Spannungsfilm drehen sollte. Gruselkomödie wäre wohl unter den gegebenen Umständen besser gewesen – richtigen Horror kann man unter der Vorgabe „Fernsehfilm“ nicht machen und zwei Sequenzen (ironischerweise beide mit Zombies als Protagonisten – der Film hätte vielleicht wirklich lustig werden können, hätte man die Zombie-Perspektive gewählt… die mit Abstand sympathischten und glaubhaftesten Charaktere sind sie sowieso) deuten an, dass Potential für einen gruslig angehauchten Spassfilm vorhanden gewesen wäre. So aber rennen unsere Helden planlos durch die schönen Sets, nuscheln bedeutungslose bis verblödete Dialoge und stellen sich im allgemeinen dämlich an.

Unter diesen Umständen kann man froh sein, dass Lamberto Bava, der als Regieassistent übrigens seinen eigenen Sohnemann Fabrizio Bava am Start hatte (der Staffelstab wird also wohl weitergereicht), inzwischen dank des selbst in Italien nunmehr erfolgten Niedergang des Horrorkinos (und, was das angeht, auch Horror-TVs) dazu übergegangen ist, erfolgreiche Miniserien in völlig anderen Genres zu drehen, der Welterfolg FANTAGIRO in seinen diversen Staffeln geht auf sein Konto (und, da muss man eingestehen, für modern angehauchte Märchenfilme sind diese Teile gar nicht so ununterhaltsam und bestechen mit grossen Production Values) – auf dem Terrain ist Bava vermutlich besser aufgehoben als im Horror, zumindest wenn Bava sich nicht entscheiden kann, ob er nun humorig sein will oder lieber splattermässig mit Blut um sich werfen will wie in den DÄMONEN-Streifen.

GRAVEYARD DISTURBANCE ist jedenfalls schlicht und ergreifend langweilig. Nicht trashig genug, um für die „so bad its good“-Kategorie nominiert zu werden, sondern einfach langweilig langweilig. Was die „ungeschnittene“ Fassung, die 2001 von Astro auf den Markt geworfen wurde, angeht, kann man die getrost vergessen – die neu eingefügten, nicht synchronisierten, sondern nur untertitelten Szenen bieten auf der Effektseite nichts neues, sondern nur noch mehr der treudoofen Dialoge unserer Heroen. Spart Eure Kohle für entweder wirklich witziges oder horribles.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 3


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