Die grosse Abrechnung

 
  • Deutscher Titel: Die grosse Abrechnung
  • Original-Titel: La ultima jugada
  •  
  • Regie: Aldo Sambrell
  • Land: Spanien
  • Jahr: 1974
  • Darsteller:

    Aldo Sambrell (Alan Randall), Candida Lopez (Helen), Frank Brana (Ralph), Georges Ricaud (Rodgers), Hugo Blanco (Red), Fernando Sancho (Swartas Pinto)


Vorwort

Die Polizei einer spanischen Großstadt (in der aber komischerweise jeder Hinz und Kunz englische Namen trägt) steht vor einem Rätsel – Kunstschätze, darunter „Der Mann mit dem Goldhelm“, wurden gestohlen und von Tätern und Diebesgut fehlt jede Spur – klar, die Bullen wissen auch nicht, das der Gangsterboss Norton (oder heißt er Norman? Schon wieder vergessen) hinter dem Raubzug steht. Den von ihren Vorgesetzten unter Druck (nach dem Motto Aufklärung binnen zwei Wochen oder die Stellenanzeige für eine neue Polizeiführungsetage wird geschrieben“) gesetzten Oberbullen fällt nix anderes ein, als ihren ehemaligen Top-Mann Alan Randall zu reaktivieren – der hatte es seinerzeit bei einer großangelegten Aktion gegen Korruption mit dem Undercovertum etwas übertrieben, aus seiner Wohnung eine Gangsterhöhle gemacht, verfiel den Drogen und wurde schlußendlich gefeuert. Randall hört sich in der Szene um, wird verprügelt und beschließt, den Auftrag anzunehmen. Die schnell aufgenommene Spur (die anderen spanischen Gendarmen scheinen absolut unfähig zu sein) führt nach Südamerika, wo Nortons Strohfrau Helen versucht, die Kunstschätze an einen Möchtegern-Nazi-Diktator (mit lächerlichem „rollendes R“-Hitler-Akzent) zu verscherbeln. Ehe Randall und die schnell auf seine Seite gezogene Helen sich versehen, befinden sie sich in den Wirren der vom Nazi-General ausgerufenen Revolution, werden in dessen Dschungelcamp verschleppt, fliehen wieder und setzen sich zurück nach Spanien ab. Dort muss noch Norton dingfest gemacht werden. Helen soll als Lockvogel fungieren, was Randall, der sich natürlich in das Frauenzimmer verschossen hat, weil sie ihn an seine Ex erinnert, gar nicht passt.


Inhalt

Der Film: Immer wieder erstaunlich, was für alte Kamellen deutsche Budget-DVD-Label ausgraben, um damit die Regale in Supermärkten und Tankstellen zu füllen. „Die grosse Abrechnung“ ist ein recht kurioses Relikt aus vergangenen Eurotrash-Tagen, eine krude Mischung aus klassischem Krimi, Agententhriller und Dschungel-„Kriegs“-Film, gewachsen auf dem Mist von Aldo Sambrell, einem vielbeschäftigen spanischen Schauspieler aus längst vergangenen Tagen.

Die recht lustige Melange aus verschiedensten Genres könnte unter Umständen sogar ganz lustig sein, nur leider wollen sich die unterschiedlichen Filmteile nicht recht zusammenfügen – manchmal wirkt das ganze wie ein recht uninspirerter Zusammenschnitt verschiedener Filme Marke Joseph Lai. Die Plotte nimmt schon mal einen ziemlich miserablen Start, denn die ersten fünfzehn-zwanzig Minuten, in denen wir hauptsächlich dem gar schändlichen Treiben des Edelganoven Norton folgen dürfen, bevor Held Randall überhaupt ins Spiel kommt (abgesehen davon, dass er während der Opening Credits von Nortons Schergen verdroschen wird, ohne dass das mit dem Plot zu tun hätte), ziehen sich wie Kaugummi – wenn die Story endlich mal auf die Strümpfe kommt, hat sich das Zuschauerinteresse schon längst verabschiedet, so ging’s zumindest mir, zumal viele Szenen ohne Dialoge, also nur mit musikalischer Begleitung, daherkommen. Unterhaltungswert will sich erst so etwa ab Filmmitte, wenn sich das Geschehen nach Südamerika verlagert, einstellen – bei dem von der (sowieso recht schauerlichen) deutschen Synchro zum Adolf getrimmten selbsternannten Führer springt einem schon mal gern der Draht aus der Mütze (zumal dessen große Rede „lustig“ mit einer Kombination von alten Wochenschau-Aufnahmen und Einstellungen seiner tatsächlichen Armee von ungefähr zwölf unmotivierten Hanseln unterlegt wird). Das Drehbuch behandelt diesen, potentiell interessantesten Teil des Films denn auch nur als Abschweifung, die mit der tatsächlich relevanten Geschichte relativ wenig zu tun hat – sprich, nachdem das Kapitel „Nazi-Revolution“ abgehakt ist, geht der Film leider noch mal zwanzig Minuten weiter und endet (Spoiler ahoi) mit einer selten langweilig inszenierten Schießerei auf einem Schrottplatz (um in den Schlußeinstellungen noch richtig artsy zu werden, wenn mit Flashbacks, Farbfiltern und darüber gelegten s/w-Aufnahmen experimentiert wird). Kurz gesagt – das Script ist (mal wieder, ich weiß, dass ich das verhältnismäßig oft schreibe, aber was kann ich dafür, wenn die Filme immer wieder so sind) konfus, wirr und nicht dazu angetan, sich gesteigert damit auseinanderzusetzen (geschweige denn, sich darauf zu konzentrieren).

Die Machart des Films trägt auch nicht dazu bei, dass grosse Freude beim Zuschauer aufkommen will – in der typischen Art des mediterranen 70er-Jahre-Low-Budget-Kinos wird mehr oder weniger inspiriert einfach drauflos gefilmt, in dramatischen Szenen heftig dilettiert und in den Action-Szenen kaum etwas gezeigt, was der ungefähr zeitgleiche Italo-Film nicht genauso und meistens besser drauf hatte (spanische Billigfilme sind in der Tat zumeist noch grottiger als ihre Verwandten aus Bella Italia). Aldo Sambrell (zu dessen darstellerischer Karriere ich mich gleich noch äußern würde) legte mit diesem Film sein Debüt als Regisseur vor, bis 1987 sollten noch sieben weitere Streifen, die es meines Wissens nach allesamt nicht zu größerer internationaler Bekanntheit gebracht haben, und erweist sich nun nicht gerade als ein Meister des Regiefaches (man sollte meinen, Vorgriff auf den Absatz „Schauspieler“, bei Sergio Leone hätte man sich was abkucken können). Der Film plätschert vor sich hin, ist ideenlos montiert und auch von der Kameraführung her absolut auf bestenfalls unterem Durchschnittsniveau. Gerade die Actionszenen sind langweilig und im Showdown geradezu monoton.

Der Schauspieler Aldo Sambrell, dem eine gewisse Screenpräsenz sicher nicht abgeht (der aber als Regisseur nicht in der Lage ist, daraus irgendwelchen Gewinn zu ziehen), dabei aber, obwohl er sich selbst inszeniert, nicht gerade durch gesteigerten Enthusiasmus auffällt (naja, das ganze ist so eine Art „stoneface-tough-cop“-Routine, d.h. jede überflüssige Gesichtsmuskelbewegung ist Verrat an der Sache schlechthin), ist eine relativ große Nummer des europäischen Genrekintopps seit Mitte der 60er Jahre. Seine Karriere begann im Spaghetti-Western, wo er bald zu einem Liebling von Sergio Leone wurde und in „Für eine Handvoll Dollar“, „Für ein paar Dollar mehr“ und anderen Klassikern wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit von der Partie war (ebenso aber auch in sprichwörtlich Dutzenden unterpriviligierter Italo- und Hispano-Western), auch in Superhelden-Filmen wie „Superargo“, Kriegs- und Agentenfilmen mitwirkte und sogar in Hollywood-Produktionen wie „Shaft in Africa“ mitmachen durfte. Mit dem Abgesang des Italo-Westerns mußte Sambrell sich mit Rollen in „Black Emmanuelle“-Filmen, dem doof-lustigen türkisch-italienischen Blödsinn „3 Supermen Against Godfather“ oder „Der letzte Harem“ zufriedengeben. 1991 spielte er an der Seite von Jackie Chan in „Operation Condor“ den Deutschen Adolf und war sich zuletzt nicht für einige Auftritte in Jess Francos neueren Werken wie „Tender Flesh“ und den „Killer Barbys“-Filmen nicht zu schade – eine grandiose Trash-Karriere, wenn man das mal in der Gesamtschau betrachtet. Seine hiesigen Filmpartner bestehen aus den üblichen eher untalentierten Pappnasen des 70er-Jahre-Billigfilms, wobei die deutsche Synchro, wie erwähnt, Gesellen und Gesellinnen wie Frank Brana, Candida Lopez und Georges Rigaud auch keinen Gefallen tut.

Wie nicht anders zu erwarten, ist das Machwerk in der deutschen Fassung auch noch um gut 8 Minuten (wenn man der IMDB mit der Originallauflänge von 80 Minuten trauen darf) gekürzt – gut möglich, dass da ein paar Härten auf der Strecke geblieben sind (und/oder nackte Tatsachen – man kann dem spanischen Billigfilm der 70er viel vorwerfen, aber nicht, dass an Blut und nackter Haut gespart wurde).

Bildqualität: Wir haben es hier mit einer Best-Old-School-Scheibe zu tun, d.h. wir bekommen den üblichen grottigen Bildtransfer. Immerhin stellt sich der Streifen in einem Minimal-Widescreen (aber im 4:3-System) vor, aber die Qualität ist eher gruselig. Neben einigen Bildstörungen, Playerfreezes (wie bei älteren Best-Discs immer wieder mal) und einer sclicht nicht vorhandenen Kanten- und Detailschärfe ist der verwendete Print allgemein sehr verschmutzt und verschliert und insgesamt eine ganze Spur zu dunkel (und Kontrast ist auch was anderes). Wirklich eine DVD für Leute, denen die neueren Best-Releases zu hochwertig sind…

Tonqualität: Aber immerhin – Best spart nicht am Ton, formatiert die ursprüngliche Mono-Tonspur mal ganz eben locker-flockig auf Dolby Digital 5.1 hoch, was dem heftigen Rauschfaktor des deutschen Tons auch nicht weiterhilft – immerhin sind die Dialoge recht klar verständlich, aber das Rauschen nervt auf die Dauer doch ziemlich. Gratis und unangekündigt findet sich auf der Scheibe auch eine englische Tonspur (ebenfalls in 5.1), die ich aber erst bemerkt habe, als der Film schon vorbei war und die ich deshalb (und auch aufgrund gewisser Befürchtungen, wie *die* sich anhören mag) lieber nicht getestet habe.

Extras: Es erfreuen uns einmal mehr die einzigen drei Trailer, die Best anno 2003 zur Verfügung hatte, also „The Fog“, „Dune“ usw… zum auswendig mitsprechen!

Fazit: „Die grosse Abrechnung“ ist mal wieder eine absolut überflüssige Veröffentlichung von Best. Der Film könnte theoretisch einen gewissen Kuriositätswert haben, weil Aldo Sambrell zugegeben ein für Eurotrashfreunde nicht ganz unbekannter Name ist und der krude Plot durchaus Potential für ein ordentliches Trashfest hätte, aber da sich der Film erstens leider oft zu ernst nimmt, seine Story ziemlich wirr und wenig nachvollziehbar bleibt und Regisseur Sambrell eine ziemliche Niete ist, muss man sich über die gekürzte FSK-16-Fassung gar nicht mal so grämen – man kann den Streifen so oder so in die berühmte Tonne treten und die Best-Disc in ihrer ziemlich schäbigen Qualität am besten gleich hinterher…

1/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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