Die Folterkammer des Hexenjägers

 
  • Deutscher Titel: Die Folterkammer des Hexenjägers
  • Original-Titel: The Haunted Palace
  • Alternative Titel: Das Schloss des Grauens |
  • Regie: Roger Corman
  • Land: USA
  • Jahr: 1963
  • Darsteller:

    Vincent Price (Charles Dexter Ward/Joseph Curwen), Debra Paget (Ann Ward), Lon Chaney jr. (Simon Orne), Frank Maxwell (Dr. Marinus Willet/Ezra Weeden), Elisha Cook jr. (Peter Smith/Micah Smith), John Dierkes (Benjamin West/Jacob West), Milton Parsons (Jabez Hutchinson), Cathie Merchant (Hester Tillingblast)


Vorwort

Im 18. Jahrhundert terrorisiert der Hexenmeister und Necromancer Joseph Curwen das Städtchen Arkham. Eines Tages wird es den Stadtbewohnern zu bunt – als ordentlicher Fackel- und Mistgabelmob schnappen sie sich Curwen und verbrennen ihn am nächstbesten Baum. Selbstredend verscheidet Curwen nicht, ohne das Städtchen und seine Einwohner pflichtgemäß bis in de 99. Generation zu verfluchen.

Hundertzehn Jahre später tritt Charles Dexter Ward sein Erbe an. Seines Zeichens Ur-Ur-Großenkel von Curwen hat er dessen Besitz geerbt. Mit seiner Ehefrau will er sich zumindest mal ansehen, was er geerbt hat, obwohl die Anwohner ihn recht unverhohlen darauf drängen, sich umgehend wieder zu verpissen. Nur der Arzt Millet tritt den Wards halbwegs freundlich entgegen und verrät ihnen, dass das vermeintliche Haus ein wahrer Palast ist, der über dem Städtchen thront.

Dort wird Ward bereits erwartet – Verwalter Simon hat schon vor 110 Jahren Curwen gedient (wie er und ein weiterer Hiwi Curwens die Zeitspanne überdauert haben, verrät man uns nicht). Angesichts des eisigen Empfangs in Arkham wären die Wards dafür, so schnell wie möglich wieder abzuhauen, doch da ist noch der Geist von Curwen, der langsam von Ward Besitz ergreift. Immer öfter übernimmt Curwen das Kommando und will seinen Plan, seine alte Geliebte Hester wieder ins Leben zurückzuholen, durchführen. Doch Ward hat einen starken Willen – es dauert seine Zeit, bis Curwen seinen Nachfahren fest im Griff hat und selbst dann bemerkt natürlich seine Frau die deutlichen Veränderungen im Wesen ihres Göttergatten.

Nachdem Curwen sich sicher ist, Ward endgültig ausgeschaltet zu haben, verschiebt er seine nekromantischen Pläne. Erst mal will er sich an den Dorfbewohnern, den Nachfahren seiner Mörder, rächen. Dabei hat er denen eh schon den Fluch monströser Nachkommenschaft aufgeladen…


Inhalt

1963 – ein historisches Jahr, denn mit „The Haunted Palace“ taucht erstmals eine Lovecraft-Adaption auf den Leinwänden der Welt auf. Nun erinnern sich Lovecraft-Adepten sicherlich, dass es keine Geschichte des Maestros gibt, die diesen Namen trägt. Das liegt daran, dass die Produktions- und Vertriebsfirma AIP vom ollen Sam Arkoff diesen Corman-Film gerne als Teil des erfolgreichen Poe-Zyklus vermarkten wollte und dem Streifen deshalb den Titel eines Poe-Gedichts verpasste, von dem einige Zeilen den Film umrahmen. Ähnlich trieb’s AIP ein paar Jahre später mit Michael Reeves‘ „Witchfinder General“, der für den amerikanischen Markt in „The Conqueror Worm“ umgetauft wurde, um in die Poe-Reihe eingearbeitet werden zu können.

Die Screen-Credits verschweigen die Lovecraft-Herkunft allerdings nicht und so kommen wir also zum ersten offiziellen Lovecraft-Film, basierend, wenn auch sehr frei interpretiert (was der Film mit vielen noch kommenden Lovecraft-Verarbeitungen gemein hat), auf der Geschichte „Der Fall Charles Dexter Ward“, eine Reinkarnationsgeschichte, die nur am Rande in die umfassende Cthulhu-Mythologie gehört (es kommt immerhin das Necronomicon drin vor, und Arkham ist natürlich eine zentrale Location im Cthulhu-Kosmos).

Wenn man Cormans Poe-Adaptionen kennt, weiß man allerdings ungefähr, was man vom Film erwarten kann – bedachtes Pacing, eindrucksvolle Sets und eine große Prise Melodrama. Letzteres ist nicht gerade die Emotion, die man von Lovecraft kennt, aber Corman zwängt die Grundidee der Vorlage passabel in das bewährte Korsett, ohne dabei die Desolation, den Verfall und die Monströsitäten, die Lovecraft ausmachen, auszublenden. Arkham ist ein unheimlicher, düsterer Ort, die verunstalteten, gerne augenlosen Geschöpfe sind mächtig creepy (und müssen das Kinopublikum 1963, als es solche in-your-face-Make-up-Schocks noch nicht am laufenden Band kam, tüchtig erschreckt haben) und kurz vor Toresschluss gibt es noch einen kräftigen Nod in Richtung „Dagon“ (technisch simpel gemacht, aber nicht uneffektiv).

Vincent Price ist diesmal im „underplay“-Modus unterwegs, in dem ich ihn meist spannender finde denn im, grad in den Poe-Verfilmungen, oft von ihm gepflegten Overacting-Mode. Er legt gerade genug Unterschied in das Curwen- und das Ward-Selbst, dass man merkt, wer gerade steuert, aber es bleibt subtil. Debra Paget sieht wie immer hinreißend aus und Lon Chaney (gruselig geschminkt) zeigt eine seiner besseren Altersvorstellungen als Curwens Handlanger-Freund Simon.

Auch wenn „The Haunted Palace“ eher Motive und Stimmungen aus Lovecrafts Schreibe aufgreift als konkrete Plotpunkte, ist es doch, allein von der Atmosphäre her, eine der gelungeneren Film-Adaptionen, der die Verheiratung mit Cormans Poe-Stil nicht schadet. Ein sehenswertes Stück klassischen Gruselkintopps für den anspruchsvolleren Genießer.

(gesichtet von Blu-Ray unter dem Titel „Das Schloss des Grauens“, was zumindest einigermaßen näher an der Materie liegt als der ursprüngliche deutsche Titel „Die Folterkammer des Hexenjägers“).

3,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


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