Die Falle – The Price of Silence

 
  • Deutscher Titel: Die Falle - The Price of Silence
  • Original-Titel: Fall - The Price of Silence
  •  
  • Regie: Daniel Baldwin
  • Land: Kanada
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Daniel Baldwin (Anthony Carlotti), Michael Madsen (Jeremy), Chad McQueen (Manny Carlotti), Karl Pruner (Keith Taylor), Joe Mantegna (Jim Danaher), Lawrence Dane (King), Anna Starnino (Mamma Carlotti), William Colgate (Tom Peterman)


Vorwort

Dumm gelaufen – nachdem man ihm jahrelang nix nachweisen konnte, hat das FBI nun doch den Mafia-Auftragskiller Jeremy am Wickel. Man macht dem Ganoven ein unmoralisches Angebot – sollte er gegen seinen Boss, den ominösen Mr. King, aussagen, winkt Immunität und neue Identität im Rahmen des Zeugenschutzprogramms. Wie jeder loyale Mafiascherge erkundigt sich Jeremy bei seinem Pate Patrone persönlich, ob er die gut gemeinte Bundes-Offerte annehmen oder doch lieber dankend ablehnen solle. Zu allgemeiner Überraschung, inkl. der von Jeremy, rät Mr. King seinem besten Henchmen, sich auf den Deal einzulassen. Schulterzuckend begibt sich Jeremy in die fürsorgliche Obhut des FBI-Top-Zeugenbeschützers Keith Taylor und macht sich mit dem auf nach Kansas. Mr. King rekrutiert die Dienste der leicht debilien und selbstredend unter dem allgegenwärtigen Pantoffel ihrer Mama stehenden Carlotti-Brüder (Realsatire auf dem DVD-Cover – angeblich sind die beiden Kings „beste Killer“. Heia, der Pate hat ein gehöriges Personalproblem), um in Kansas für ihn einen kleinen Job zu verrichten. Während Taylor und Jeremy ihre gegenseitigen Vorurteile revidieren – so entpuppt sich Taylor gar nicht als der oberverkniffene Bürokratenhengst, während dieser wiederum feststellen muß, daß der von ihm bestenfalls für Abschaum gehaltene Jeremy nicht nur ein eloquenter Gesprächspartner ist, sondern ihn sogar beim Schach schlägt – kämpfen Anthony und Manny Carlotti mit den Einzelheiten ihres Auftrags, bzw. Anthony kämpft vor allem mit seinem heißblütigen und killwütigen Brüderchen, der, obwohl von King zu strengster Zurückhaltung verpflichtet, mal eben den bösen Restaurantmanager, der die Carlotti-Mama gefeuert hat, halbtotschlägt. Aus nicht ganz uneigennützigen Erwägungen nimmt Anthony seinen obdachlosen Ex-Schulkumpel Tom bei sich auf, ehe er mit Manny gen Kansas abdampft. Und dieweil das Publikum noch grübelt, ob die Carlottis nun Plaudertasche Jeremy oder Wachhund Taylor umpusten sollen, kommt mal wieder alles völlig anders, als man denkt…


Inhalt

Mit „Die Falle“ (mal wieder übrigens ein Klassebeispiel für die Infantilität, mit der deutsche Videoschergen amerikanische Titel „übersetzen“ – im Original hört der Streifen auf den Titel „Fall“, und nur die absolut leichtgläubigsten Gemüter unter Euch dürften mit dem Anbieter konform gehen, daß „fall“ mit „Falle“ zu übersetzen wäre) legt uns VCL im Rahmen seiner unerschöpflichen Welle von DVD-Releases belangloser B-Actionfilme ein Werk von und mit Daniel Baldwin, bekanntlich nicht gerade einer meiner ganz großen Favoriten, nahe. Gut, auch einem bestenfalls drittklassigen Schauspieler wie Daniel Baldwin, der einen Großteil seiner vermeintlichen Popularität mit Sicherheit seinen bekannteren Brüdern verdanken dürfte, kann man nicht verübeln, wenn er die Chance, einmal selbst Regie zu führen, und sei es nur bei einem Low-Budget-Film, beim Schopf ergreift. Leider ist Daniel Baldwin als Regisseur nicht wesentlich besser als Daniel Baldwin als Schauspieler, was aber in diesem Fall fast schon wieder austauschbar ist… dazu komm ich aber gleich noch.

Zunächst mal widmen wir uns dem Script und für das kann Baldwin nix. Bei „Die Falle“ handelt es sich wieder mal um einen dieser Filme, nach deren Genuß man eigentlich nach Hollywood reisen und Quentin Tarantino mal gehörig die Meinung geigen sollte – seit nämlich Gott Quentin mit „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ zwei absolute Meilensteine auf dem Gebiet des ironischen Gangsterfilms abgeliefert hat, fühlt sich everyone and his brother berufen, pseudoclevere und bemüht „coole“ Gangsterfilme zu schreiben und zu drehen, d.h. auch bei „Die Falle“ werden wir mit ironisch-zynischen Dialogen zugelabert, die theoretisch vielleicht gar nicht mal so unwitzig wären (in der Tat lockte mir der ein oder andere Spruch doch einen Grinser über die Visage), wenn sie von etwas talentierteren Akteuren aufgesagt würden und von einer peppigeren Story umgeben wären. Da aber allen beteiligten Akteuren, mit einer Ausnahme, schlichtweg die notwendige angeborene Coolness eines Sam Jackson oder John Travolta abgeht, verkommt der schwarze Humor zu eher plumpen Slapstick, zumal die Charaktere selbst sich nicht über das Niveau von Karikaturen erheben. Man könnte fast meinen, „Die Falle“ wäre eine beabsichtigte Parodie auf das Post-Tarantino-Gangstergenre, aber das wage ich mal dezent zu bezweifeln (aber vielleicht wäre das ein Tip an VCL für erfolgreichere Vermarktung).

Darüber hinaus plagen den Streifen erhebliche Strukturprobleme – gut, seit Tarantino ist es hip und absolut notwendig, einen Thriller in des Meisters Vein non-linear zu erzählen, aber „non-linear“ heißt halt nicht schlicht 75 % des Films als eine große Rückblende zu erzählen, ein bissl mehr Gedanken über die Einteilung sollte man sich dann doch machen, aber das ist noch nicht mal mein Hauptkritikpunkt. Der Film will den Eindruck zu erwecken, als ginge es hauptsächlich um Jeremy, doch nach ca. 20 Minuten verkommt die uns eigentlich als Hauptplot servierte Story um Jeremy und seinen Bewacher zum absoluten Subplot und der vermeintlich vollkommen nebensächliche Plot um die dämlichen Dödel Anthony und Manny entwickelt sich zum zentralen Thema (ein Schelm, wer böses dabei denkt, daß Regisseur Baldwin selbst Anthony Carlotti mimt) – da deren doof-humoreske Eskapaden aber erheblich schwächer sind als die sich stellenweise recht interessant und intelligent gestrickte „Beziehung“ zwischen Taylor und Jeremy, bekommt diese schleichende Übernahme der zentralen Rolle durch Daniel Baldwin zu Lasten von Michael Madsen dem Film alles andere als gut – der Streifen verliert bei den Carlotti-Shenanigans ziemlich an Drive und lebt dann nur noch durch die Dialoge, da Regisseur Baldwin auch nicht unbedingt der große Innovator seiner Zunft ist – mehr als ein paar ungewöhnliche Kamerawinkel fallen ihm nicht ein, um die Sache etwas dynamischer zu machen, und der gelinde gesagt etwas seltsam zusammengestellte Soundtrack (Funk und Country? Ich weiß, Tarantino verwendet allerlei abartiges in seinen Soundtracks, aber „for a purpose“) hilft nicht wirklich weiter.

Wie schon gesagt sind die darstellerischen Leistungen eher mäßig – Daniel Baldwin („Mulholland Falls“, „Fallout“) ist keine darstellerische Leuchte und wird nie eine werden (und daß er mich hier irgendwie optisch an Steven Seagal erinnert, kommt ihm vermutlich auch nicht wirklich zugute), aber er ist sogar noch besser als „famous son“ Chad McQueen, der einem schon ein wenig auf den Zeiger gehen kann (aber als co-executive producer auch schlecht aus dem Film rauszuschneiden war…). Joe Mantegna schaut für ungefähr eine Minute am Anfang vorbei und staubt dafür ein „and“-Billing ab. Im Vergleich zu den Wortgefechten der Carlotti-Brüder fahren Karl Pruner als FBI-Agent Taylor und natürlich Mr. Cool Himself Michael Madsen (die oben angesprochene Ausnahme von der Regel) wesentlich besser, auch wenn ich Madsen schon motivierter erlebt habe.

Was aber auch Madsen in Top-Form nicht hätte ändern können, ist sein extrem „underwritten character“ – man spürt förmlich, daß sich da irgendwo ein interessanter Charakter mit Tiefgang verbirgt, aber wie ein Eisberg bleiben 90 % davon eindeutig unter der sichtbaren Oberfläche – es gibt ein paar Andeutungen, aber mehr nicht. Würde sich der Streifen, wie eigentlich annonciert, zentraler um Madsens Jeremy-Charakter drehen, hätte der Zuschauer sicherlich mehr davon als mit einem Gangsterthriller, der sich letztendlich mehr als krampfhaft hippe Thrillerkomödie abspielt (ach ja, und mit dem von VCL verpaßten Label „Action“ hat der Streifen sicherlich überhaupt gar nix zu tun).

Bildqualität: Licht und Schatten finden sich in der optischen Umsetzung der Disc wieder – während das Bild (Fullscreen) überraschend scharf und klar ist (da hatte der gute alte Vierfach-Zoom-Test mal keinen Grund zum Mosern), kommt mir insgesamt die Abtastung ein wenig zu dunkel vor, was in den doch recht zahlreichen Nachtszenen den Film einmal mehr zum Ratespiel werden läßt, gut, man hat’s schon schlimmer gesehen, aber etwas mehr Kontrast wäre nett gewesen. Andererseits gibt sich das Bild ansonsten keine Blöße, keine Nachzieher und keine sonstigen Bildstörungen sind zu verzeichnen. Letztendlich also für eine VÖ dieses Kalibers durchaus akzeptabel.

Tonqualität: In diesem Kapitel reißt VCL keine größeren Bäume aus – mehr als eine deutsche Tonspur in DD-2.0-Format wird nicht angeboten. Die Synchronisation, die an sich nicht gerade zu Freudensprüngen Anlaß gibt, ist klar verständlich, die Musik steht allerdings ziemlich deutlich im Hintergrund – kein großer Verlust, wie schon oben angedeutet, aber doch zu bemerken.

Ausstattung: Bis auf drei Trailer für andere VCL-Produkte absolutemente gar nichts (wenn man im Gegensatz zu VCL „Kapitelauswahl“ und „Bewegtmenüs“ als schlicht gottgegeben hinnimmt).

Fazit: Mit „Die Falle“ beweist Daniel Baldwin eindruckslos, daß er als Regisseur nicht zu wesentlich Höherem berufen ist als als Schauspieler. Mit einem krampfhaft auf „modern“ (speak: Tarantino) getrimmten Drehbuch wie diesem und einem größtenteils uninspiriert bis nervigen Cast wären aber vermutlich auch größere Geister Baden gegangen; dennoch hätte Baldwin sein Ego zähmen sollen und auf leibhaftige Mitwirkung im Film zugunsten eines besseren Akteures (zur Not Alec, hehe) verzichten sollen. Immerhin sind einige Dialogduelle doch recht amüsant und wenn der Streifen sich auf Madsen und Pruner konzentriert, kommt sogar ein wenig „chemistry“ auf, so daß man sich insgesamt sicher schlechter unterhalten kann. Wenn man aber nicht gerade Michael-Madsen-Junkie auf schwerem Idol-Entzug ist, braucht man nicht auf der Stelle in den nächsten Laden rennen – der Film ist von der Sorte, die mit Sichrheit schon in Bälde die Nachtschleifen der einschlägigen Privatsender heimsuchen werden. Die DVD selber ist reichlich mager ausgestattet, aber zumindest auf einem technisch besseren Standard als die meisten Produkte von Konkurrenz-Budget-Labeln, aber bei einer doch renommierten Firma wie VCL darf man das doch wohl hoffentlich auch erwarten.

2/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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