Die Daltons gegen Lucky Luke

 
  • Deutscher Titel: Die Daltons gegen Lucky Luke
  • Original-Titel: Les Daltons
  •  
  • Regie: Phillipe Haim
  • Land: Frankreich/Deutschland/Spanien
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Eric Judor (Joe)
    Ramzy Bedia (Averell)
    Saïd Serrari (Jack)
    Romain Berger (William)
    Til Schweiger (Lucky Luke)
    Javivi (El Tarlo)
    Marthe Villalonga (Ma Dalton)


Vorwort

Da hab ich Geld für ausgegeben? DA hab ich Geld für ausgegeben??? Da hab ich Geld für ausgegeben!
Vor ein paar Monaten in einer Zweitverwertungspaketbestellung vom Schacherkönig des badmovies.de-Forums, Vincent Malloy, untergeschoben bekommen („DEN hab ich doch niemals ausgesucht!), habe ich mich vor nunmehr fast zweieinhalb Wochen dazu knüppeln lassen, dieses Mistding anzuschauen und gleichzeitig zu reviewen. Ich wollte nicht, ich will nicht und ich werde niemals wollen. Half aber leider alles nix und nach langer Einwirkdauer und viel, viiiiel Alkohol bin ich nun endlich zu Potte gekommen und hab das folgende Häuflein Wörter hineingepupert.
Viel… ääh… Spaß Schmerz!

Anmerkung 1: Es könnte sein, dass die Struktur des vorliegenden Textes verwirrend und befremdlich wirkt. Dann wisst ihr jetzt ungefähr, wie der Film aufgebaut war.

Anmerkung 2: So wie immer, und da diese Pisse eh keiner freiwillig schaut, sowieso egal: ich SPOILER schneller als mein Schatten!


Inhalt

Na gut, schauen wir mal, ob wir das Ding an einem Stück weg geguckt kriegen, damit wir es hinter uns haben.

Ach, interessant, der Silversurfer ist das Maskottchen der Produktionsfirma Falcom. Ich muss doch hier irgendwo noch die Nummer von Marvel Comics rumliegen haben, über ein paar Copyright-Entschädigungs-Zahlungen haben die bestimmt nix. Aber ich schweife schon ab, zurück zu… was eigentlich?

Ein Schild mitten in der Wüste sagt mir „Les Daltons“ (und ja, in diesem Western sind ALLE Schilder etc. auf Französisch… *kreisch*). Ah, eine Kutsche, die mitten in der Nacht von einer Gangsterbande verfolgt wird. Ein Glück, erkennt man nicht allzu viel, denn das Bild schliert in dunklen Szenen aufs übelste. Was man jedoch erkennen kann, ist, dass die Kutsche auf dem Dach einen Gepäckschleudermechanismus installiert hat, mit der man versucht, die Gangster mit Koffern und Säcken zu abzuschießen. Außerdem hat das Gefährt auch noch ausklappbare, rotierende Klingen an den Rädern. Ich glaube, ich weiß, was mich im Rest dieses Machwerks erwartet… Meine Vermutungen sollen um einiges unterboten werden. Trotz aller Gegenwehr wird die Kiste schlussendlich angehalten und Geld, Schmuck et cetera pepe wechseln recht flink den Besitzer.
Und schon kommt der Witz, die Gangster sind eine Bande knallharter Omas. Die haben sich das Haus schon mit Dollarnoten vollgestopft und erzählen sich, was der Nachwuchs outlawtechnisch alles drauf hat. Da wären dann auch Billy the Kid und Jesse James dabei… und die Söhne von Mama Dalton. Die haben leider noch nicht wirklich viel gerissen und sind der Mutti auch dementsprechend ziemlich peinlich…

Schauen wir also einfach mal, was die Jungs so (nicht) drauf haben. Die wollen nämlich gerade in stylischer Italowesternmanier (als ob) einen Krämerladen ausnehmen. Sie treten ein und ihr Anführer Joe macht stark unsinniges Gesichtsgehampel. Sein Markenzeichen, es nervt jetzt schon. Nachdem er fertig ist, werden alle vier vom dicken Verkäufer noch mal brav zurückgeschickt. Füße abtreten…

Und hier kann ich meinen Stil weiter festigen, indem ich erneut einen Running-Gag (oh ja, das kommt also noch ein paar Mal) erfinde. In diesem Fall ist es meine Reaktion auf einen unlustigen Witz, der so dumm, so witzlos, so tot ist, dass der Schnitter persönlich in den Zeiten der großen, alles vernichtenden Apokalypse auf ihm gen Erde reiten wird: ein herzhaftes HAA HAA! (Umso mehr HAAs, umso kaputter das Ganze.)

Eigentlich wollen sie ja nur Tomaten kaufen, der gesamte Dialog wird aber aufgezogen, als wär‘ es ein harter Dialog über Rache und Tötungsabsichten… HAA!
Plötzlich beginnt die Erde zu beben. Es rumpelt, es dröhnt und schlussendlich ist es… die Kavallerie… die GESAMTE Kavallerie. HAA!
Und ALLE kommen in den kleinen Laden. Und ALLE hauen einem der Daltons beim Reinkommen die Tür ins Gesicht. HAA HAA HAA!
Und der Obersuperchef des Armeehaufens fragt doch tatsächlich, wo es nach Fort Knox geht. HAA!
Ich wimmere kurz auf.
Auch die Daltons ziehen den Schwanz ein und verkrümeln sich, nachdem sie ihre Tomaten bezahlt haben. Die wollten sie eigentlich klauen und genau deswegen rastet der kleine Joe dann auch aus… natürlich mit lustigem Gesichtspansen.

Also erst mal hopp nach Gulch City und dort in den Saloon, wo man erst mal die DOCH geklauten Sachen unter Augenschein nimmt. Immerhin eine Dose Bohnen und ein Netz Zitronen. Ja, ich bin auch verwirrt. Auch Mama ist vor Ort und verlangt, dass die Knaben nun endlich mal ein anständiges Ding drehen. Da würde sich doch die gerade auf der anderen Straßenseite neu eingeweihte Bank anbieten. Na gut, die ist die sicherste Bank der Welt, mit Sicherheitspersonal vollgestopft und hat sogar eine Drahtkabelverbindung (!) zur Kavallerie. Aber solche Nebensächlichkeiten halten doch keinen Dalton davon ab, mal richtig auf den Putz zu hauen.

Daher wird rübergestiefelt. Die Bank ist voll mit Publikum, und als Joe freundlich darauf hinweist, dass jetzt mal ein wenig überfallen wird, zücken ALLE Anwesenden ihr Schießeisen. HAA HAA!
Doch von heftigem Selbstvertrauensüberschuss in die Irre geführt, brüllt der kleine Größenwahnsinnige „Waffen fallen lassen.“ Und seine Brüder lassen die Waffen fallen. HAA²!
Nur Joe werden die Wummen aus der Hand geschossen. Denn nun ist es soweit. Der Grund, warum wir diesen Film sehen wollen und all den anderen Scheiß über uns ergehen zu lassen. Lucky Schweiger Luke hat die dickste Kippe links von der Kifferkommune Friedrichshain im Mundwinkel und den beschissensten Zeichentrickschatten aller Zeiten hinter sich an der Wand. Und, oh nein, der Schatten wird zum Comic Relief für Luke. Ich ziehe traurig einen Klumpen Schnotter hoch.

Die Daltons werden eingebuchtet und kriegen 5000 (!) Wochen Bau aufgebrummt. Alle in einer Zelle zusammen mit einem Mexikaner. Der fängt an vor sich hin zu halluzen und hat zu seiner gelbgestreiften Knastklamotte ein passendes gelbgestreiftes mexikanisches Umhängedingens (kein Poncho). In seinem Fieberwahn blubbert er nun was von einem Bandido mit magischem Sombrero. Und mir blubbert Hirnmasse aus dem Ohr. Dieser jedenfalls soll unverwundbar gegenüber Kugeln machen. Der Sombrero, nicht die Hirnmasse. Ich zittere vor Angst.

Nur wenig später ist Mama zu Besuch und hat ein paar Wantedzettelchen (20 $ für jeden) dabei. Und die dickste Wurstkette die mir in meinem kurzen doch wurstreichen Leben vor die Latüchte gekommen ist. Oh nein, sie haben sogar Rantanplan metaphorisch anal penetriert. Ein Dobermann mit einer riesigen Plastikknollennase. Ich fahre abwesend mit den Zinken meiner Mittagsgabel über meine Halsschlagader… Nein, ich darf mich nicht geschlagen geben!
Joe hält währenddessen einen flammenden Monolog über BLA vor einer gelbschwarzgestreiften US-Flagge, die Dollarzeichen anstatt Sterne hat. HAA!
Rantanplan macht ’nen dummen Spruch dazu… Ja, er kann reden.

Im Knasthof wird beim Endlosimkreislaufen geplant, wie man an den Zaubersombrero kommen könnte. Ich bin naiv und hoffe, dass sie die Idee verwerfen und mit was anderem weitermachen. Hier wird nun ein Unwitzfeuerwerk derart radikal abgefeuert, dass ich es einfach nicht packe, so viele HAAs hier einzubauen.
Schlussendlich wird dem mexikanischen Mitgefangenen der Klops aufgetischt, man würde sein Dorf vom Bandito mit dem Superhut befreien. Das findet der natürlich supi und schreibt sofort einen Brief an die Sippe daheim. Und der Plan zum Ausbrechen wird in die Tat umgesetzt. Denn Mamas Würste haben eingebaute KLAPPSPATEN!!!!einself!
Nur dummerweise hat Averell seine Wurst schon gegessen und außerdem ist auch noch der Boden aus Beton.

12 Jahre später! Und die Daltons stehen genau so da, wie in der letzten Szene. Nur haben sie jetzt Langes Haar und ZZ-Top-Bärte und aus Humorgründen kommen sie erst JETZT auf die Idee, es mit der Mauer zu versuchen… HAA HAA!
Völlig fehl am Platze und absolut Banane wird uns jetzt im Stile der Wochenschau eine Zusammenfassung untergeschoben, die zeigt, wie die Daltons fliehen, wie sie Zirkusse (ist das die Mehrzahl?) überfallen und das Lucky Luke (ca. 2 Sekunden im Bild) nix tut, außer Zeitung lesen.

Die vier Brüder kommen, als (…ja was soll das eigentlich sein?) Amish(?) verkleidet, zurück nach Gulch City. Und jetzt gibt’s erst mal ein wenig aktiven Rassismus. Für Abwechslung wird hier schon gesorgt. Die Daltons wollen Kumpanen McDingsbums (einen Klischeeschotten) besuchen, klopfen an und ein Asiat in Schottenklamotten (Reimemonster is back) öffnet. Nun folgt … äh… folgender Dialog:
Joe Dalton: „Wir wollen zu McDingens.“
Chinese: „Steht vol dil.“
Joe: „Hä?“
Chinese: „Zu viel Leis geflessen“

Alter…

Mcsowieso soll ihnen neue Papiere besorgen und es werden ein paar dumme Witze über unaussprechbare asiatische Namen gemacht, die es nicht mal wert sind, in aktuellen MAD-Heften abgedruckt zu werden. Plan der Daltons ist es derweil, unerkannt über die Grenze zu kommen. Die Grenze ist recht gut nachvollziehbar, denn auf der einen Seite haben wir die grünfarbgefilterten U.S. of A. und auf der anderen das goldgelbfarbgefilterte Mexiko. Da könnte man doch glatt einen Witz draus machen. Natürlich. Ergo springt der amerikanische Grenzer immer wieder schwuppig von einer Seite auf die andere, während er das Gaunerpack begrüßt. Erkennen tut er sie nicht, denn sie haben jetzt neue Pässe AUF CHINESISCH und jeder hat einen… äh lustigen chinesischen Namen. Viele Verwechslungsjokes folgen… HAA HAA HAA HAA!
Sie werden weitergelassen, aber dann vom mexikanischen Grenzer aufgehalten, der schlauerweise bezweifelt, dass er da echte Chinesen vor sich hat. Und deswegen gibt es jetzt eine eeendlose Dialogsequenz mit chinesischem Buchstabenvelwechseln und Leden und Labeln, es ist zum Haale laufen.
Sie hätten eigentlich nur noch offensichtlicher werden können, wenn jeder, außer den Chinesen, eine Hakenkreuzarmbinde getragen hätte. Übrigens sieht der „Mexikaner“ auch nicht wirklich aus wie, na ja wie ein Mexikaner halt, aber ich glaube, das ist jetzt auch egal.

Währenddessen machen die Gangstermamis mal wieder Eierstockvergleich (oder wie man das bei Frauen nennt), als plötzlich Herr Luke vor der Tür steht und ich seinen hampeligen und vor allem UNLUSTIGEN Schatten gerne mit ’ner Solarleuchte weggeblitzt hätte. Er will wissen wo die Daltonsöhne sind, doch Mama sagt natürlich nix. Als sich der quietschbunte Cowboy zum Gehen wendet, will die Olle ihm doch glatt den Rücken mit Schrot verschönern, er verhindert es auf lustige… nein, doch nicht lustig. Lucky war doch gut und gerne 20 Sekunden on Screen.

Schauen wir doch mal, was die Viererbande so treibt. Die Jungs reiten gerade durch das Glockentordings aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ und traben nun gemütlich in ein mexikanisches Dorf ein. Das ist so leicht leergefegt. Ich beginne fast zu glauben, dass die Kohle nicht mehr für Statisten gereicht hat.
Ich werde eines besseren belehrt, denn nun stürzen alle aus ihren Verstecken und wir erfahren ungefragt: der Brief ausm Knast kam noch gar nicht an, sondern wird genau JETZT überreicht. HAA HAA!
Nachdem das Zettelchen gelesen wurde, ist’s Zeit für Fiesta Fiesta Fiesta (und in Villabacho wird noch geschrubbt… höhö… ein Versuch und schon bin ich witziger, als der ganze Film).
Die Daltons sind die Helden des Tages. Jedoch haben alle Angst vor dem cholerischen und mal wieder ordentlich grimmassierenden Joe, während der beknackte und stotternde Averell von allen gemocht wird. Der hält jetzt eine beknackte Stotteransprache, nach der sich herausstellt: die Dorfbewohner haben keinerlei Waffen!

So, und nun passiert erst mal minutenlang ÜBERHAUPT NIX. Der Film macht einfach mal Pause und rüllert so vor sich hin.

Nebenbei wird mir bewusst, dass für einen „Kinderfilm“ die Jokes ziemlich krude sind. Hier wird irgendwie am laufenden Band geflucht, es gibt sogar einen Running-Gag-Tourette-Mexikaner, der immer mal wieder ins Bild springt und „Puta, Puta“ brüllt. Als Averell dann dazu gezwungen wird, eine ultrascharfe Paprika zu fressen, fängt er an aus den Ohren zu bluten. Was. Zum. Fick?
O.K., jetzt ist gerade ein Papagei explodiert und zwar On Screen und mit Splatter! Ich hab keinen blassen Schimmer, was hier vor sich geht.

Na gut, genug Aufregung für jetzt. Erst mal ein bisschen in der Hängematte chillen und Mama einen Brief schreiben. Cheffe Joe soll das übernehmen. Leider kann der aber nicht schreiben und malt deswegen einfach mal ein Bild.
Oh, endlich kriegen sich Joe und Averell mal wieder in die Haare und kloppen sich erst zum tausendsten Mal und es wird auch zum Glück wieder nicht lustig. An dieser Stelle stelle ich mir die St… Frage, warum eigentlich alle Charaktere so angelegt zu sein scheinen, als wenn die entweder auf irgendwelchen fiesen Pilzen wären oder arg heftig unter geistigen wie körperlichen Störungen leiden würden.

Eher zufällig stolpert der Film während meiner Überlegungen zurück in die Handlung und lässt El Tarlo, den gar schröcklichen Göngster (nein, nicht Gonger) ins Dorf marschieren. Doch er wird beobachtet, wie uns eine Egoperspektive durch ein Fernglas deutlich macht. Doch es stellt sich heraus, dass Joe das Fernglas nur mit seinen Händen geformt hat, OBWOHL ES ZOOMT!… HAA HAA!
Wie sich ebenfalls herausstellt (ja, der Film killt meinen inneren Thesaurus), ist das Dorf doch nicht so unbewaffnet, wie vermutet, denn es gibt: „Die Totmachmaschine“. Eine überdimensionale Railgun, nett. Außerdem kriegen wir jetzt auch endlich mal diesen ominösen Supersombrero zu Gesicht und der ist auch mal so richtig superkackenhässlich.

Uffza.

Und gleich hintan wird uns die Antwort auf die essentielle Frage gegeben, wo denn eigentlich diese ganze Filmförderungskohle aus Frankreich und Ye Olde Germany und Spananien geflossen ist. Eindeutigst in das Zerballern des Mexinakkendorfes in seine pasteurisierten Grundelemente. Hossa, da wird aber auch alles in die Luft gejagt und vernichtet und zerstört und zerbröselt und, und, und. Hm, weil die Superschützen aber mit der Bleirotze nix treffen außer dem Dorf, greifen sie nun nach ihrer Geheimwaffe… mit Chili gestopfte Hühner, die als Handgranaten zweckentfremdet werden. Auf wiedersehen Großhirn, gute Reise und meld dich mal, wenn du angekommen bist, wo auch immer das sein möge.

Leckeres Detail: Vom Sombrero baumeln zwei aufgespießte Augen. Ich schaue kurz noch mal auf die Hülle. Ja, der Film ist für Sechsjährige unbedenklich… NOT!

Ist ja auch egal, denn oben drauf auf dem Hut ist ein Totenkopf, der sich urplötzlich in eine extrabillige CGI-Animation verwandelt und alle Kugeln abfängt.
Die Restkulisse wird nun in schöner Zeitlupe pulverisiert, ohne Sound zwar, aber dafür mit ekeliger Latinomucke drübergelegt. El Schurko haut trotz aller stilistischen Mittel einfach mit ein paar riesigen Geldsäcken (nur original mit $-Zeichen) wieder ab. Ooooh.

Aber, da wir vorhin so viel davon verschwendet haben, verlieren wir jetzt auch wieder etwas Zeit, indem minutenlang das Nachgrübeln, wie man dem Sombrero-Hombre an den Karren pinkeln kann, betrachtet werden darf. Das ganze in der örtlichen Kirche und nett untermalt mit ein, zwei „Puta, Puta“s von Tourette-Guy.

Die Daltons wollen El Tarlo in seiner eigenen Villa stellen. Leider dürfen sich da aber nur die größten Bandidos zum alljährlichen Fiesta einquartieren. Und das Musikerquartett aus dem Dorf… so ein Zufall aber auch. Schwupps, werden die Klamotten getauscht.

Juhuu, endlich mal wieder ne Nachtaufnahme mit Schlieren wie unter ’nem alten Auto mit leckendem Ölfilter. Hey, auf der Fete gibt es sogar eine extra Raucherecke. HAA HAA!
El Tarlo eröffnet das Fest… ausgerechnet oben ohne und merkt an, dass er irgendwann mal seine Villa vergolden will. Meine Aufmerksamkeitsspanne tendiert langsam in den Minusbereich und ich bekomme nur mit, dass irgendwie eine ziemlich beschissene Musicalnummer anfängt und die Daltons irgendwoher wissen, dass man an El Superbeasto nur rankommt, wenn man gute Geschichten erzählen kann. Also fängt Averell an, irgendwelchen Stuss von Außerirdischen zu erzählen. Ist auch ziemlich egal, denn wir legen einfach wieder Musik drüber und sparen uns so irgendwelche beschissenen Dialoge. Ziemlich schlau.

Und ohne jegliche Vorwarnung sind die vier Brüder in lila Glitzersamt gekleidet und stehen auf der Bühne um nun endlich auch mal zu singen. Was sie natürlich nicht können. Was wiederum die Bandidobaggage nicht davon abhält das trotzdem total toll und lustig zu finden.
Joe jodelt sich bis an den Oberfieso heran und klöppelt ihm seine Gitarre vors Maul… Äh, Moment. Kugeln können ihm nichts anhaben, explodierende Hühner sind ihm egal. Aber eine behinderte Gitarre haut ihn K.O.? Ja, ne, Alter.
Ach ja, durch den Schlag fliegt der Sombrero senkrecht (!) in die Luft. Alle gucken in (mal wieder) Zeitlupe hinterher, wie das Teil auf Joes Kopf landet. Sofort werden die Waffen gezückt und alles und jeder ballert auf die Dalton-Brüder. Müssten die das nicht eigentlich besser wissen? Wir zumindest tun es und die nun auch vier herumhampelnden Totenköpfe untermauern unsere These. Die Daltons sind jetzt kugelsicher. Sich durch die Nacht hinfortschlierend verlassen sie die Party und mein Notizblock schreit mir an dieser Stelle zwei Dinge entgegen:

„Ich hasse französische Schilder!“ Was man so eigentlich problemlos unterschreiben kann, und
„Noch mehr dumme Cartoonwitze, die NICHT lustig sind!“ Was mir sagt, dass mir der Restbrei zwischen den Ohren einfach den Dienst versagt hat und aus Selbstschutz davor zurückschreckte, diese „Witze“ näher zu betrachten. Ich bin mir im Nachhinein selbst dankbar dafür.

Und wir erreichen einen weiteren Höhepunkt: Die wohl scheißigste Sequenz überhaupt. Wir sehen eine klischeebeladene Cartoon-Wildwestkarte, auf der drei Cowboyhüte und ein Sombrero schlecht animiert durch die Gegend flitzen. Sie fallen in Forts und Reservate ein und an der linken Seite gibt es einen Wanted-Counter mit den Köpfen der Brüder… Averell hat zwischendurch MINUSZWANZIGDOLLAR… HAA HAA HAA!

Sachen gibt’s, Lucky Luke beim Zeitunglesen. Und beim Schachspielen mit Jolly Jumper (sein Pferd, für die Nichtwissenden, das AUCH sprechen darf). Und auch schon wieder vorbei. Hmm… 45 Sekunden waren das bestimmt.

Back in Gulch City. Joe hat eine Cartoonversion des Terminatorblicks (die Egosicht mit den ganzen Daten und Zahlen und bla) und steuert schnurstracks Richtung Bank. Dort stellt sich ein Rammbockangriff mit dem Hut gegen die Eisengitter als erfolglos heraus, worauf hin man ungetaner Tat wieder abzieht.

Draußen hat ein fahrender Händler seinen „Laden“ aufgemacht und labert irgendwas von einem Wahrheitsserum, was aber alles nur dazu dient, Lucky Luke irgendwie wieder in die Story einzuführen. Der auch noch Rantanplan dabei hat. Wie ich ihn hasse.
Luke und die Daltons treffen im Saloon aufeinander, wo diese sich an einem Tisch verlustieren, während der Glückliche sich ein Bierchen an der Bar bestellt.
Und wieder trifft mich etwas völlig unerwartet. Wie wir ja wissen, zieht der Herr Cowboy wesentlich schneller als sein Schatten. Aber, dass er so schnell ist, dass die Zeit um ihn herum stehenbleibt, war mir, ehrlich gesagt, neu. Er stiefelt zum Tisch rüber und kippt Joe das Wahrheitsserum ins Bier. Und der fängt, nachdem die Zeit wieder normal läuft, auch an, fröhlich alles auszuplaudern. Von der Bank, von dem Hut… und hinten dran haut er noch raus: „Der sieht aber auch scharf aus in seiner Blue Jeans.“ während er dem davonstaksenden Luke hinterher schaut. TÖTET MICH! JETZT! Bitte…

Na gut, ich halte ja schon die Klappe. Auf jeden Fall haben die Daltons nun einen neuen Plan. Beim fahrenden Händler gibt es nämlich noch andere Elixiere. Unter anderem ein „Gesichtsveränderungselixier“… das aus den Trinkenden ELEFANTENMENSCHEN macht! HAA HAA!
Zwei der Elefantendaltons sitzen nun beim Oberbankier und sprechen für einen Job vor. Scheinbar endlos lange… ich könnte kotzen… blablabla… ich nicke w… WAS?
„Warum erschießt mich denn keiner?

Wo bin ich?

Ach ja, in einer schlierigen Nachtszene, in der die Brüder in roter Ganzkörperunterwäsche am Lagerfeuer hocken und Joe auf Averell losgeht, weil der scheiße Mundharmonika spielt. Während die beiden sich balgen und Averell das Teil verschluckt, statementet einer der anderen (welcher auch immer): „Schon wieder diese schwule Nummer…“ Und wieder guck ich aufs Cover und da steht immer noch ein „Ab 6“.
Nun kommt auch noch Mama Dalton durchs Gewölle gelaufen. Warum? Fragt wen anders.

Am nächsten Morgen geht es dann aber endlich Richtung Bank. Vorher wird noch das Elixier gesoffen… Grimassenzeit. Oah. Hass.
Averell soll ein Ablenkungsmanöver in der Bank starten, kann sich aber durch die Mundharmonika in seinem Körper noch schlechter artikulieren als vorher. Ein Glück, fangen alle wegen dem Gequietsche an zu tanzen. Und in dem ganzen Gehopse und Geträller spaziert Joe unter dem aus „Kill Bill“ bekannten Song „Battle without Honor or Humanity“ (!!!) Richtung Tresor. Alle stürzen sich auf den Boden… Why? Who knows.
Hinter dem potthässlichen Riesenportrait des Bankiers befindet sich ein Gang, der zum Tresor führt. Links und rechts des Ganges stehen dutzende Schützen, die aus allen Rohren ballern, Joe aber nicht treffen. Er läuft leicht gechillt durch den Gang und sprengt die Tür mit einer (in Worten: 1… haha, ich klau dem Doc jeden verdammten Joke) Dynamitstange. Und natürlich schießt es die Tür senkrecht durchs Bankdach in die Höhe. Joe greift ordentlich ab und schnappt sich einen dicken Sack voller Kohlen. Wir schließen mit einer Lochblende. Nur hier und völlig unpassend zum Rest des Films, in dem… warte mal… eh nix auch nur irgendwie zusammenpasst. Also ist es doch wieder so etwas wie das Festhalten an einem Konzept. HA, als ob.

Draußen kommen die Brüder wieder zusammen, während im selben Augenblick der Elefantenfresseneffekt nachlässt, El Tarlo mit seinen Leuten auftaucht, die allesamt mit Gitarren bewaffnet sind, die mexikanischen Dorfbewohner aus den Schaulustigen hervortreten, sich ein paar auf die Unterwäsche gestrippte Amish anfangen zu beschweren, die Chinesenmafia ihr Geld für die gefälschten Pässe einfordern, die Kavallerie einreitet und Lucky Luke sich auch endlich mal wieder blicken lässt. Uff.

Und alles, was kommt, ist ein Duell zwischen Joe und Luke. Und sie sind sich nicht zu schade, hier nun auch endlich „Das Lied vom Tod“ zu verklaubeuteln. Ich hasse gerade sehr aufrichtig.

Joe hampelt und grimmassiert aufs Übelste. Luckys Schatten will wieder erfolglos komisch sein und Luke springt schießend und in Zeitlupe mit dem ebenfalls gerippten 6-Mio-Dollar-Mann-Soundeffekt („Schininininininininine“) durch die Luft. Die Kugeln prallen alle am Supersombreroschädel ab, reißen aber die Stützpfeiler der Fassade des Saloons kaputt. Als das ganze dann nach vorne kippt, macht Joe einfach ’nen Schritt aus dem Weg. Der Windzug weht ihm jedoch den Hut vom Kopf. Der startet mitten in der Luft durch wie ein Jet und fliegt gen Horizont… Seltsam, aber so steht es geschrieben. Ich habe keinen blassen Schimmer, was das soll.
Nun wollen alle vier Daltons noch mal zulangen und ein dümmliches Spielchen beginnt, wie man sich denn mit vier Mann und einem Namen aus sechs Buchstaben richtig in Szene zu setzen. Ihr liegt richtig… HAA HAA!
Luke entwaffnet sie kurzerhand und dann werden sie schön in Seile gewickelt und von ihm abgeführt. Mama Dalton, die auch unter den Schaulustigen war, bringt alle zum Klatschen. Leider nicht für ihre Jungs, sondern nur für den Superdupercowboy. Dafür killt sie eben noch schnell einen recht unwichtigen Charakter aus einer früheren Szene, der es auch wirklich nicht anders verdient hat. Jolly Jumper darf noch einmal was sagen und nutzt ihn sehr weise, indem er Lucky Luke als „faulen Sack“ bezeichnet. Sympathisch, das Vieh.

Epilogue-Time: Häftlingsarbeiten an einer Eisenbahnschiene. Die Daltons wollen mit einer Draisine ausbüchsen. Spackigerweise fahren sie in die Richtung in die die Gleise noch nicht gebaut worden sind. Worauf, nachdem sie gecrasht sind, noch mal extra drauf hingewiesen werden muss. Wir bekommen noch ein paar Zeilen sinnfreies Gelaber ins Gesicht gewatscht und schlussendlich den besten Teil des Films: Lucky Luke reitet mit „Lonesome Cowboy“ als Beschallung in den Sonnenuntergang. Und endlich, endlich endlich… ENDE!

Oh Gott, jetzt kommt der Moment, vor dem ich mich jetzt fast zwei Wochen lang gedrückt habe. Ich werde mich mit den Leuten, die den Scheiß verbrochen haben, auseinandersetzen. Also, noch einmal tief einatmen, Luft anhalten und rein in den ekelhaften Sumpf aus Unkomik.

Die Leute die Geld dafür bekommen haben, so zu tun, als wären sie jemand anderes:

Eric Judor als Joe Dalton, dessen sonstiges filmisches Schaffen sich auf wohl französischen Fernseh- und Genremist beschränkt, könnte höchstens aus einer kleinen Rolle im deutschen „Barfuss“ bekannt sein, aber wohl eher nicht. Ganz davon abgesehen, dass der Typ scheinbar seine eigene Rolle so wollte (er ist einer von drei bekannten Beteiligten an dem Verbrechen, das Drehbuch geschrieb… gemalt zu haben), wie wir sie schlussendlich zu sehen bekommen: ein spastisch, jähzorniger Vollidiot, der alles ist, nur nicht komisch.
Ramzy Bedia als Averell Dalton hat irgendwie genau die gleiche Filmographie wie Judor, nur ohne „Barfuss“. Jessas. Da könnte man womöglich versuchen, mich totzuprügeln und ich würd keinen dieser Filme kennen. Ach ja, am Drehbuch mitgekrikkelt hat er auch noch und somit ebenfalls Schuld daran, dass er hier hauptsächlich debil, unsympathisch und auch aufs äußerste Lacher-los agiert.
Saïd Serrari (richtig, kein Film den ich kenne… obwohl, zumindest von „Zwei Brüder“ habe ich schon mal was gehört) als Jack Dalton und Romain Berger (kennt hier jemand „Momo Dub“ oder „Amin“?) als William Dalton werde ich als Gesichter, wie auch als Figuren im Leben niemals nich und eh nie auseinanderhalten können. Muss ich wohl aber auch nicht. Die sind so belanglos für Story (HAA HAA!), Comedy etc. wie wohl sonst nix.
Javivi als El Tarlo ist wohl hauptsächlich französischer TV-Darsteller, hat aber auch in ein oder zwei Filmen mitgewirkt, wie z.B. dem international hoch geschätzten „Brácula. Condemor II“ (WHAT. THE. FUCK?) und den Klassiker „El robo más grande jamás contado“ (so langsam bekomme ich Krämpfe vom Schulterzucken). Hier lacht er eigentlich die Hauptzeit seines Auftritts schmerbäuchig und gekünstelt in die Kamera. Joar, mehr ist da auch nicht.
Marthe Villalonga als Ma Dalton zetert und dramatisiert sich hier durch den Film, dass man sie fast als beste Schauspielerin des gesamten Ensembles bezeichnen könnte, doch warten wir noch kurz ab. Sie hat sich, wie wohl alle Beteiligten, hauptsächlich im TV-Sektor die Brötchen verdient. Filme finden sich hier eher in der weiiiit zurückliegenden Vergangenheit, als da wären „Anklage – Mord“ und „Meine Liebste Jahreszeit“ als Vertreter, die sogar mir mal dem Titel nach, was sagen.
Til Schweiger als Lucky Luke… Muss ich wirklich? Und wenn ich mich weigere? Ich mein… TIL!SCHWEIGER! Menno. Der ist doch eh nur gefühlte zwei Minuten zu sehen, hat kaum Text und eine der wenigen cooleren Szenen des Films (die Zeitanhalteaktion im Saloon). Fast… FAST nur zum Kotzen.
Andreu Castro („El Greco“, „Fin de Curso“) als Puta Puta, der nicht mal im Abspann genannt wird, ist aber der eigentliche Held dieses Machwerks. Zu jeder unpassenden Gelegenheit taucht er kurz auf, tourettet für einen Augenblick und verschwindet wieder. Schön und wahre, große Schauspielkunst.

Der Regiehansel Philippe Haïm ist wohl eher ein Mädchen für alles, als ein wirklicher Regisseur. Er war nebenbei auch schon Drehbuchautor, Darsteller und Komponist und bis auf den hier gesehenen, kenn ich von dem Kram natürlich mal wieder nix. Was ich aber auch nicht unbedingt allzu sehr betrauere.
David Carretero an der Kamera schafft es, uns glaubhaft einen fast 90minütigen Drogenrausch vorzugaukeln. Einen miesen Drogenrausch! Die Filme, an denen er bis dato beteiligt war, kann ich teils nicht einmal aussprechen. Und wieder stimmt mich dieser Fakt nicht im geringsten Maße unglücklich.
Als dritter und letzter Drehbuchautor zeichnet sich ein gewisser Michel Hazanavivius (Gesundheit!) verantwortlich, der sich hier genauso des Verbrechens der Hirnfickerei schuldig macht, wie seine zwei Kollegen. Interessant in seinem Autorenrepartoire liest sich die 2009er Neuinterpration von „OSS 117“. Aber noch viel hilariöser macht sich in seiner IMDB-Anklageliste seine Regie bei „Derrick contre Superman“… Bitte was? Es könnte einiges erklären. Tut es aber irgendwie nicht.

Hier hat er zumindest auf ganzer Linie in Kooperation versagt und nicht mal annähernd irgendetwas zu Papier gebracht, dass man auch nur im verschlierten Dunkel der Nachtszenen dieser DVD mit einer Story verwechseln könnte. Das Ganze spult sich eher ab wie ein Videospiel und wird zwischendurch ja sogar so aufgezogen (die Hüte auf der Karte inkl. Punktestand). Natürlich können die Daltons am Ende nicht mit einem Happy End belohnt werden. Aber das Teil so abzuschließen, als wäre es die ganze Zeit über ein lupenreiner Lucky-Luke-Film gewesen, ist einfach nur eine bodenlose Frechheit und gehört mit 2-Wochen-“Les Daltons“-Marathon-Gucken bestraft.

Da hat man wirklich das Gefühl, dass schlussendlich keiner mehr drüber geschaut hat, nachdem das Ding aus dem Sumpf… ich meine, aus der Postproduction gekrochen kam.

Die DVD ist, gelinde gesagt, grausam. Mal davon abgesehen, dass der Film einem mit seiner Quietschbuntheit die Augen aus dem Schädel schält, schliert es (wie ja schon ein oder zweimal angemerkt) in dunklen Bildern wie Durchfall in der Leinenhose. Und guckbar wollen wir den Giftmüll ja eh nicht nennen.
Als Extras gibt es von mir mit gutem Gewissen umgangene Making-Ofs, Trailer, ein Gag-Reel (warum glaube ich stark, dass das falsch benannt wurde?), „Die Gast-Stars starten durch“, „Rantanplan wird ein Star“ und eine Bildergallerie. Also alles drauf für den angehenden Masochisten.

Fazit:
Wir haben

keine Story
die wohl hässlichsten CGI-Effekte der Neuzeit (für eine über TV-Niveau liegenden Produktion… schlimmer geht ja bekanntlich immer)
eine ganze beschissene Postkutsche voller WTF-Momente, die Anfangs noch belächelnswert sind, mit der Zeit aber durch die pure Masse kaum noch runtergewürgt werden können.
völlig an der Zielgruppe vorbeiinszenierte „Späße“ (platzender/s Papagei/Trommelfell, Rassismus)

Ergo, ein Film für Leute, die gerne hassen und auch nicht davor zurückschrecken, ihrer Mattscheibe mal ordentlich die Meinung zu sagen. Zumindest hat mein zurückhaltendes Gemüt mich das ein oder andere Mal dazu verleitet (alle 10 Sekunden ca.), übelste Beschimpfungen, Flüche und sogar Ausdrücke aus der Grundschulzeit („Dreimal verbumster Schlüpperpilot“) gen Bildschirm zu keifen.
Hiermit vergebe ich noch gleich das Prädikat „Menschen- bzw. Zuschauerverachtend“. Ja, hier trifft beides zu. So ein Scheißfilm!

© 2010 DamienCrowley


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 2


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