Die blonde Sex-Sklavin

 
  • Deutscher Titel: Die blonde Sex-Sklavin
  • Original-Titel: Der lüsterne Türke
  • Alternative Titel: Gefangen und zur Liebe gezwungen | Der lüsterne Türke, seine Nächte mit Eliza, Suleika und Ranah ...und wie es ihm erging | Die Haremsdame des Sultans |
  • Regie: Michael Miller
  • Land: BR Deutschland
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Eliza: Ingrid Steeger
    Bey von Tunis: Claus Tinney
    Sultan: Arnold Marquis
    Fatima: Angelica Wehbeck
    Eva Curtis
    Gerd Duwner
    Tina Rainford
    Horst H. Jochmann
    Yuri Langarm
    Günter Notthoff


Vorwort

Abt. nackte Tatsachen

Manchmal versteh ich mich selber nicht… da hab ich nach der ausgiebigen Bewunderung einer ausrangierten VHS-Kopie von Ich, ein Groupie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt (naja, man könnte auch sagen: „In den Laden gegangen und gekauft“), um Erwin C. Dietrichs höchst löbliches 8-DVD-Megapack von Ingrid-Steeger-Sexfilm-Klassikern aufzutreiben, und dann hab ich das Ding sprichwörtlich jahrelang im Regal vor sich hin schimmeln lassen. Sehr mysteriös. Aber wenigstens machte sich die Box rein optisch hübsch…

Nuja, irgendwann kommt für jede Silberscheibe der große Tag, an dem der Doc sie mit seinen Wurschtfingern aus der Halterung fummelt und in den Player stopft. Und wenn ich mich schon mit dieser Box befasse, dann gleich mit dem Film, der am lautesten „ich will ein Vollreview auf badmovies!ELF!“ schreit. „Die blonde Sex-Sklavin“, alternativ „Der lüsterne Türke“ oder „Gefangen und zur Liebe gezwungen“. Da wundert man sich glatt, dass es von diesem Streifen noch keine X-Rated-Hartbox gibt. Liegt doch genau auf des Bethmanns Wellenlänge… wobei… es steht ja bei diesen deutschen Sexfilmchen aus den frühen 70ern immer zu befürchten, dass die letztendlich, ohje, „lustig“ gemeint sind. Das wäre für Bertucci freilich nix und selbst der Doc ist nun nicht gerade ein Fan von „Zur Sache Schätzchen, jetzt wird gejodelt“ und Konsorten. Aber es gibt Ingrid Steeger, und wenn ich das Coverfoto richtig deute, überwiegend in eher unbekleidetem Zustand. Das sollte so unerträglich nicht sein… (andererseits: das Ding IST ein Remake eines amerikanischen Sexheulers aus der Werkstatt von David F. Friedman. Hossa).


Inhalt

Wir steigen ein mit einem Sultan, ein eher älteres Semester, der von drei Haremsdamen mit Trauben und ähnlichen Leckerli gefüttert wird (Ehrensache, die Mädels sind topless. Erwin weiß, was Bahnhofskinobesucher wünschen, auch wenn er nicht weiß, dass Filmgeeks mit ohne Leben 35 Jahre später gerne anamorph abgetastete Widescreen-Prints von Schmuddelfilmchen wie diesem haben wollen. Der „Türke“ gibt sich sehr vollbildlich). Aus unerfindlichen Gründen ist dem Sultan (übrigens niemand geringeres als Charakterstimme Arnold Marquis, bekannt und beliebt als Synchronsprecher von Lionel Standers „Max“ aus „Hart, aber herzlich“) die zudringliche Nahrungsaufdrängung heute irgendwie persönlich zuwider. „Ich lasse euch alle peitschen“, keift er und führt näher aus, dass er dafür Sorge tragen werde, die hübschesten Rundungen der Grazien „zerfetzt“ werden. Das halte ich mal vorsorglich für eine leere Versprechung.

Jedenfalls sollen die Weiber sich verpissen, nur die Lautenspielerin darf bleiben und soll dem Sultan eine „liebliche“ Weise klampfen. Gibt aber keine Solo-Lauten-Nummer, eine Flötistin (durchaus eine solche mit Musikinstrument, Perverslinge) gesellt sich hinzu, dito eine Tänzerin. Scheint dem Sultan auch recht zu sein, denn „Beginn den Morgen mit Tanz und am Abend steht der Schw-hust-hust“. Oha. Es IST lustig gemeint. Weia. Des Sultans kleine zensurfreundliche Hustenttacke liegt darin begründet, dass bei ihm altersbedingt nix mehr steht. Der Bauchtanz allerdings wirkt nicht nur auf Schwellkörper, sondern offenbar auch auf Gesichtsmuskeln, die entgleisen dem Turbanträger nämlich ein ums andere Mal vor Entzücken.

Nach Beendigung der Tanzeinlage sorgen zwei Wachen für kurze Komedypopomedy, indem der eine sich bei einer versuchten akrobatischen Wachwechseleinlage auf’s Maul legt: „Zu kurz geschorene Schafwollteppiche“, flucht der gestrauchelte Krummschwertinhaber und kritisiert hiermit die Auslegware bei Sultans hinterm Diwan.

Nun tritt ein besonders hübsches Mädchen auf und dass die Kleine was besonderes ist, lernen wir schon daraus, dass sie vollständig (d.h. es sind sowohl die tieferen Regionen als auch die Brüste bedeckt) bekleidet ist. Es handelt sich um Fatima und sie ist heute unsere Ersatz-Scheherezade. Der süßholzraspelnde Sultan möchte nämlich eine erbauliche Geschichte erzählt bekommen, bzw. im Klartext die vom „lüsternen Türken“. Fatima ziert sich, denn: „Diese Geschichten schaden eurer Gesundheit, ich sah die Anstrengung in eurem Gesicht geschrieben.“ Der Sultan protestiert, es war „Erregung“ und die ist nicht gesundheitsschädlich, denn „der Pfahl des Glückes ist geknickt“ (Penisbruch? Aua. Dieter Bohlen kennt bestimmt ein Mittelchen dagegen). Da sich libidös beim Sultan nix mehr abspielt, will er ja gerade die Geschichte hören, denn die Ohren sind noch gut in Schuss und „die Fantasie hat Flügel wie der Wagen des…“ Michael Schumacher? Keine Ahnung, der Sultan hat’s vergessen (Alzheimer auch noch. Der Mann ist nicht zu beneiden).

Die Geschichte beginnt im Haus des Sklavenhändlers Omar, der, wie Fatima sich eloquent auszudrücken beliebt, ein geiler Bock sei. Omars Haus ist ausgesprochen pittoresk mit diversen orientalischen Requisiten ausgestattet (die die Kamera liebevoll abschwenkt…. übrigens an dieser Stelle ein kurzes Trivia… das KaDeWe wird im Vorspann für die Ausstattung kreditiert. Dürfte einer der originelleren Filmcredits sein). Zur Einrichtung gehört auch Suleima, Omars Eheweib, die gerade in einer Schmollphase befindlich zu sein scheint. Vielleicht ist es auch fortgeschrittener Augenkrebs, denn Omars purpur-grüner Kaftan ist wahrlich kein erfreulicher Anblick (der dicke Typ mit hochrotem Kopf, der drinsteckt, auch nicht). Omar ist allerdings blendender Laune und schält deswegen sein Weib aus dem Gewand. Suleima hat keinen Bock auf Gefummel und gibt ihrem Gatten zu verstehen, er wäre widerlich. Hindert ihn nun auch an nix, das Oberteil hat er eh schon ab (zum Glück waren seinerzeit die BH-Verschlüsse noch nicht erfunden) und begrabscht ihre Melonen. „Du mein wüster Gorilla“, ist Suleima schnell versöhnt, aber jetzt mag Omar plötzlich nicht mehr, denn ihm ist spontan eingefallen, dass er dringende Geschäfte zu erledigen hat, alles so teuer wäre und überhaupt. Nach Suleimas Ansicht sind „fremde Weiber“ ein erheblicher Posten in Omars Bilanz, und sowas könnte er sich allenfalls leisten, wenn er der Bey von Tunis wäre (oder Kalif anstelle des Kalifen). Kurzfassung des eheweiblichen Anpfiffs: „Du bist eine trockene Banane“. Nun ist es an Omar herumzuschleimen und Vergleiche aus dem Obst- und Gemüsebereich zu ziehen: „Mein Pfläumchen!“ Aber mit diesem Geschleime kommt er jetzt auch nicht mehr weiter.

Zum Glück naht Ablenkung – Omars Eunuchen (die man teilweise zu meiner besonderen Freude nicht nur mit hohen weibischen Stimmen ausgestattet hat, sondern sie gleich von Frauen synchronisieren lässt) schleppen Ingrid Steeger, will sagen, Eliza, eine waschechte englische Lady, die von Piraten… äh, „gefunden“ wurde, herein. Sklavengroßhändler Abdullah hat offenbar keinen Bock auf Geschäfte (dabei gehen weiße Sklavinnen im Orient doch immer gut) und schenkt sie Omar. Der ist erfreut und untersucht gleich mal das Gebiss der etwas katatonisch dreinschauenden Britin. Natürlich will der liebe Omar nicht nur die Zahnreihen sehen, sondern auch die wichtigeren anatomischen Eigenschaften. Also runter mit der Bluse, und was da drunter ist, ist wirklich schnucklig anzusehen. Omar kitzelt ihre Nippel und spielt mit den Brüsten, dann sollen die Eunuchen ihr doch bitte auch noch den Rock ausziehen („aber zerreißt die teuren Stoffe nicht“. Weiß gar nicht, was Suleima hat, Omar schaut doch auf’s Geld). Nachdem auch noch die lästigen Unterröcke beseitigt sind, steht Eliza vollständig im Freien und, ich wiederhole mich, knusprig isse schon… „Schafft sie ins Prüfgemach“, befiehlt Omar (Sklavenhändler müsste man sein… oder wenigstens Produkttester in der Branche) und freut sich schon mal diverse Extremitäten ab (hoffentlich nicht die, die er für die Stiftung Frauentest – nicht lachen, unter diesem Motto veranstaltet eine Disco hier vor Ort Partynächte – noch braucht).

Spielverderbenderweis zeigt man uns den Prüfvorgang nicht en detail – Fatima ist es überlassen, uns verbal darüber in Kenntnis zu setzen, dass der fiese Omar die Unschuld der Lady auf rücksichtsloseste Art überprüfe. Dem Sultan läuft fast der Sabber aus der Kauleiste. „Mit welchem unhygienischen Instrument der hässliche Mensch sie berührt hat, könnt ihr euch vorstellen“, schwurbelt Fatima und der Sultan kann nach kurzer Überlegung. „Mit dem Zeigefinger!“ Ja, der Sultan ist weise, schlau und furchtbar clever.

Eben jenen, den Finger also, reckt Omar triumphierend in die Luft, denn die Prüfung ist zufriedenstellend ausgefallen. Eliza ist noch unberührt. Omar ist glücklich, Eliza hat der Test augenscheinlich schwer mitgenommen, die ist quasi bewusstlos. Ich zweifle nun aber doch auch an Omars Geschäftstüchtigkeit, denn auch er will das kostbare Stück verschenken, das aber immerhin an den Bey und, könnt‘ ich mir vorstellen, das ist nicht unbedingt zum größten Nachteil eines frieschaffenden Einzelhandelsunternehmers. Die Eunuchen sollen das Prachtstück gleich ausliefern (beats DHL). „Sprecht also zum Bey“, befiehlt Omar und die Eunuchen wiederholen brav „also“ (denen hat man das Gehirn entfernt und nicht das Gemächt. Naja, fängt beides mit „Ge“ an). Omar übergeht die Inkompetenz seiner schwanzamputierten Dienerschaft und verkündet die auszurichtende Botschaft: „Omar, der staatlich geprüfte und amtlich zugelassene Mädchenhändler (ich hab den falschen Job. Ich hab den falschen Job) macht euch diese Lady zum Geschenk. Möget ihr euch an ihrem Leibniz, äh, Liebreiz laben.“ (Hat dafür noch jemand Schleichwerbeknete hingelegt?). Immerhin legt er für die Unschuld des guten Stücks die Hand – „den Finger“, korrigiert ein Eunuche hilfreich – ins Feuer.

Eliza wird in den Auslieferungszustand versetzt – d.h. die wasserstoffblonde Perücke muss weg, das naturblonde Haar der Schönen kommt zum Vorschein; außerdem packen die Eunuchen sie in leichten weißen Zwirn, was aber nicht ohne Gegenwehr abgeht. Allerdings ist unser grad mal über 1,50 m großes Ingridlein nun auch gegen zwei Eunuchen eher chancenlos, für hilariöse Unterhaltung ist jedoch gesorgt. Eliza kratzt, spuckt und beißt, und einer der Eunuchen patscht ihr ein wenig aufs nackte Hinterteil. Das kann man schon auf zwei Minuten ausdehnen.

Stock Footage irgendwelcher maurischer Bauten weiß-der-Geier-wo verdeutlichen den Szenenwechsel in den Palast des Beys. Die Eunuchen überbringen das Geschenk und der Bey ist durchaus angetan: „Beim Barte Mohammeds, ein prächtiges Tierchen“. Hm, der braucht noch Nachhilfe in Bio.
Da Eliza den Mund nicht aufmacht, erkundigt sich der Herrscher besorgt, ob man ihm vielleicht ein stummes Frauchen verehren will (was, spreche ich mal aus eigener Erfahrung, jetzt auch nicht das allerschlechteste ist, ähem). „Ich bin müde und kann dumme Reden nicht ertragen“, meckert Eliza und macht sich so beliebt. „Ich werde sie zähmen“, freut sich der Bey und reißt ihr Oberteil ab.

Jetzt, wo’s wieder mal interessant werden könnte, blenden wir zurück zu Sultan und Fatima. Dem Sultan geht’s wie mir, er würde gerne wissen, wie’s weitergeht (er vielleicht noch dringender als ich). „Der Bey hatte einen ganz besonders langen und groß geratenen… Dolch“, erklärt Fatima (was dachtet Ihr wieder?), und in den Harems tuschele man, er hätte den größten im ganzen Orient. Der Sultan hat wohl bemerkt, dass Fatima bei dieser Beschreibung einen gewissen Augenaufschlag nicht vermeiden konnte. „Nicht auf die Größe des Dolches, sondern auf die Handhabung kommt es an“, doziert Fatima, „auch in einem kleinen Ding kann eine Frau großes Glück finden“. „Du bist sehr weise und sehr schön“, ist der Sultan ob solch filosofischer Gemmen begeistert. Mein Respekt vor arabischer Denkerkultur sinkt.

Nun, zurück zu Eliza, die „viel erdulden“ muss, wie Fatima berichtet, z.B. offensichtlich griechisch-römisches Ringen auf dem Diwan. Besonders Beys rosafarbene Kampfwindel verdient herbei gesonderte Erwähnung. Der Bey nimmt allerdings die unfairen Vorteile des Chefseins in Anspruch und lässt Eliza per Haremsdame mit Peitsche züchtigen. Was auch nicht viel hilft (vor allem, weil die Gute in feministischer Solidarität nicht wirklich haut…). Der Bey behilft sich mit beherztem Biss in Elizas rechte Brust, sie revanchiert sich mit einem bösartigen Fingernagelkratzer quer über die Stirn. Die Verletzung der hochherrschaftlichen Epidermis verschlechtert die Laune des Bey enorm. „Bringt sie in die Kammer“, knurrt er (für’s „Folter-“ hat’s nicht gereicht, aber da er auch Ruten und Peitschen bereitlegen lässt, dürfte es darauf hinauslaufen). „Dreckiger primitiver Bastard“, schimpft Eliza. Mag er sein, aber auch ein Weichei, denn er verlangt nach einem Medizinmann.

Nach gut und gerne drei Minuten Plotentwicklung brauchen wir dringend eine Atempause durch eine neue Fatima-und-der-Sultan-Sequenz, die ich größtenteils ignoriere. Viel mehr, als dass die grässlichen Verletzungen des Beys eine Woche zur Heilung brauchten, kann man dem Geschnodder eh nicht entnehmen.

Eliza ist indes halbnackt in der Folterkammer an einen Tisch gefesselt und diverse bis zwei Eunuchen (ein Fettsack und ein Glatzenkaiser, der in der Geisterbahn als Skelett arbeiten könnte) treiben unspezifizierten bösartigen Schabernack wie z.B. demonstrativ vor der hungrigen und durstigen Gefangenen Banenen mampfen und Wein trinken. Der Bey, seines Zeichens auch oberster Voyeur der Stadt, kuckt durch’s Schlüsselloch (ich will nicht meckern, aber ich glaube, sein Status würde ihm erlauben, un-heimlich zuzuschauen). Während mich die Frauenstimmen der Kastraten in den Wahnsinn treiben, wird Eliza von Fettsackeunuch freundlich ausgepeitscht. Glatzenkaisereunuch kann gar nicht hinkucken. Der Bey scheinbar auch nicht, er jedenfalls unterbricht das muntere Treiben und scheucht die Eunuchen hinaus: „Verschwindet, ihr schwanzlosen Dickbäuche!“ (Gemein, Glatzenkaisereunuch ist doch eher unterernährt.)
Der dienstliche Rüffel ist aber nur vorgetäuscht, um bei Eliza Schönwetter zu machen, im Vorbeigehen bekommen die Eunuchen ein Lob für die gute Arbeit. Das hätte er vielleicht noch zurückhalten sollen, denn Eliza ist mitneffen und -nichten gebrochen, sondern immer noch ausgesprochen begattungsunwillig. Der Bey wird angespuckt. „Du wirst nicht meine Gespielin, sondern meine Sklavin“, grummelt der Bey (wo ist der Unterschied? Chauvinistenschwein Doc), beordert die Eunuchen wieder herein und lässt Eliza mal gut durchhängen (philanthropischerweise allerdings an den Händen und nicht am Hals). Suspension bondage FTW! Wir erkennen: viel Speck an den Rippen hat Eliza nicht, man sieht letztere, die Rippen, nämlich deutlich. Der Bey würde ihr nun gern noch den Rock abreißen, kassiert aber einen gut gezielten Kneelift in die Familienjuwelen. Der Bey erkennt seinen strategischen Fehler und lässt Elizas Füße – gespreizt, versteht sich – festbinden.
Damit werden die Eunuchen wieder entlassen und der Bey versucht, zum spaßigen Teil der Angelegenheit zu kommen. Er droht mit der Peitsche, Eliza komm schon ins Heulen, dann geht der Unterrock flöten. „Bald wird sich dieses Elfenbein mit Karminrot vermischen“, macht uns der Bey den poetischen Folterknecht und schickt sich an, der Ankündigung Taten folgen zu lassen. This being a decent movie schalten wir um zu ein paar architektonisch interessanten Ansichten maurischer Bauten, dieweil off-screen lustig gepeitscht wird und stilsicher eine Progrock-Band den Soundtrack bestreitet. Die letzten ein-zwei Hiebe (einer geht auf die Brüste, wie bösartig, d.h. wäre es, wenn er sie tatsächlich berühren würde) dürfen wir dann sogar noch sehen. Nach erfolgtem „tenderizing“ geht der Bey zur Berührung der Figührung mit den Pfoten über, küsst sie auf die Brüste, auf den Bauch und – sofern man das anhand des Bildausschnitts beurteilen kann – zwischen den Beinen, dieweil zumindest der Gitarrist auf der Tonspur zum akustischen Orgasmus kommt.

Nun muss man aber wissen, erläutert Fatima, dass der Bey die Peitsche nicht nur aus rein pädagogischen Erwägungen schwingt, nein, „seine flagellantische Neigung war bekannt“ (der Mann hätte heute an XHamster & Co. seine helle Freude). „Lust und Schmerz, Liebe und Leid, liegen oft nahe beisammen“, meint der Sultan freudianische Allgemeinplätze absondern zu müssen, aber lieber das als eigene psychologische Interpretationen, die nämlich passen bestens ins aufgeworfene SM-Bild, sie tun nämlich mächtig weh: „Wenn die Sensibilität der peitschenführenden Hand versagt bleibt, ist die herbeigesehnte Erotik im Keime erstickt.“ Jesus Maria + Josef. Aber der Oberturban ist optimistisch: „Gar so grausam wird’s ja nicht weitergehen.“ „Es wird noch schlimmer“, verspricht Fatima (wieso glaube ich ihr nicht vollständig?), schließlich muss noch defloriert werden.

Uns Eliza hängt noch immer rum, und, ein kleines Respekt an die Maskenbildner, ihr Körper zeigt deutliche Spuren des Peitschenkusses. Der Bey hat sich offenkundig prügelnderweis verausgabt und liegt auf’m Diwan nebenan. Die Eunuchen ihrerseits halten Eliza wieder Happa-Happa vor die Nase, aber jetzt gelingt es ihr tatsächlich, einen Bissen zu erbeuten (viel Kalorien braucht das zierliche Ding ja nicht).

Der Bey überlegt sein weiteres Vorgehen. „Ich muss sie vor der Defloration zähmen“, ist er sich sicher, denn bisjetzt „habe ich sie nur erschreckt, mit der Peitsche kaum berührt“ (hm, ihre Whipmarks sprechen eine andere Sprache. Der Bursche ist Hardcore). „Ist sie willig, tu ich ihr nicht weh“, beschließt der Bey, dessen transparentes Beinkleid ich übrigens trés magnifique finden würde (täte ich jemals das Bedürfnis verspüren, dass alle Welt meinen Hintern begutachten kann). Nun ist Eliza dummerweise nicht willig, also braucht er Gewalt. Die Eunuchen – die mittlerweile vermutlich überlegen, auf der nächsten Betriebsratssitzung eine Drehtür zur Folterkammer einbauen zu lassen; im Verlauf dieser Szene hat der Bey sie mindestens fünfmal raus- und wieder rein beordert) – mögen die renitente Britin doch nun, bitteschön, auf den Diwan fesseln, aber nur die Arme.

Indes hat bei Omar der Postbote geläutet und einen Brief des Beys überbracht. Omar geht’s wie jedem, der irgendwie amtlich wirkende Schreiben bekommt, er malt sich die grässlichsten Nachrichten aus, und tatsächlich ist der Inhalt des Pamphlets eher unerfreulich. „Was ist, mein unermüdlicher Saatpfahl?“, erkundigt sich Suleima. Omar ist mental nicht in der Lage, Suleima detaillierte Angaben zum Inhalt der Behördenpost zu machen, vielmehr muss er uns vermitteln, welch lustige Scherze sich der Autor ausdenken kann. Allow me to quote. „Man wird mir die Lizenz entziehen, beim St. Blasius (ächz), wie die Christen zu sagen pflegen, ich bin am Arsche des Propheten“ (ich bin für jede Blasphemie zu haben, aber eine Fatwa gegen die Erfinder schlechter Witze würde ich ausdrücklich mitunterschreiben). Was ist denn nu, Herr Omar? „Diese harzspaltige Furie (okay, der war jetzt.. nein, gut war der doch nicht), dieser englische Kühlschrank!“ Suleima fällt der elektrifizierte Anachronismus durchaus auf. „Was ist ein Kühlschrank?“, will sie von ihrem „schöpferischen“ Gatten wissen. „Keine Ahnung“, auskunftet der Dicke, „vielleicht erfindet man noch einen“. (Wait for it… wait for it… wait … nee. Sorry. Kein Lacher).
Während Omar vermutlich schon geistig seine Rübe auf einen Speer gespießt sieht, überprüft Suleima vorsichtshalber mal den Inhalt der Beyschen Bulle. Haha. Omar hat den Brief nicht bis zum bitteren Ende gelesen. Zwar beschwert sich der Bey wortreich über die kratzbürstige englische Stute, doch im letzten Absatz bedankt er sich artig für’s lustige Geschenk, betrachtet er der Widerspenstigen Zähmung als sportliche Herausforderung. Suleima bringt’s nicht über ihr böses Herz, Omar über sein Mistverständnis aufzuklären (wohl vor allem, weil er weiterhin so lustige Sprüche wie „es geht mir an die Äste meiner Wurzeln“, bei dem ich nicht mal ahne, was er bedeuten könnte, klopft). Immerhin ein Lob an den Requisiteur – der Brief sieht sogar nach Arabisch aus (ich bezweifle, dass es sinnvolle Wörter sind, aber sogar die Rechtsbündigkeit des Texts wird eingehalten).

Omar dackelt hysterisch ab, um beim Bey auf den Knien um Vergebung zu flehen. Suleima greift vergnügt zu einer Peitsche und verlangt nach neuen Sklaven zum Spielen. Eunuch Achmed weiß auch, dass in der neuen Lieferung „ein paar ziemlich Wurmstichige“ dabei sind, jedoch auch ein „Prachtexemplar“. Jenes möchte Suleima – auch wenn das offiziell verboten ist – gerne Probe fahren und lässt ihn sich bringen.

Weil der Filmarchivar sie grad übrig hatte, bekommen wir einige Sekunden vergilbter Kamel-stock footage, ehe wir zum Sultan zurückschalten, dem (und Fatima auch) gerade von ein paar Oben-Ohne-Serviererinnen Speis und Trank gereicht wird. Der Sultan hält’s vor Spannung nicht mehr aus (wenigstens einer). „In dieser Geschichte steckt noch einiges drin“, kalauert Fatima.

Der Bey jedenfalls steckt noch nicht drin. Aber Eliza ist schon einigermaßen vorbereitet, da wunschgemäß auf den Diwan gefesselt. Ein böser Mensch hat aber ihre Anatomie mit einer Decke, eh, bedeckt. Das find‘ ich jetzt echt nich okay, du. Indes ein schwelgerischer Kameraschwenk über diverse Folterinstrumente Erwartungen weckt, die der Film nie und nimmer erfüllen darf (sonst würde der Streifen auch in der „Schwarze Flamme“-Reihe erscheinen), dürfen wir uns auch erneut am Anblick der rückwärtigen Ansicht des Bey-Popos durch seine Transparenthose ergötzen.

Bey berichtet von seinen Narben aus zahlreichen Gefechten der nichterotischen Art (ich vermute fast, dass man diesen Text in der Post-Produktion drauffaseln hat lassen, weil großformatig eine solche Narbe im Bild ist) und zieht Eliza schlussendlich die Decke vom Körper. Wird jetzt endlich defloriert oder was? Zumindest pellt sich der Herr Bey mal aus seiner Transpaschiesser und legt sich auf das arme Mädchen. Ein heftiger Stoß, ein Kreischer und… stock footage von Moscheen und Palästen, zu der die E-Gitarre auf der Tonspur jodelt als würde sie von Carlos Santanas minderbemitteltem kleinen Cousin gewürgt. Dazu gibt’s Gestöhne von der Stange, begleitet von einem radikalen Szenenwechsel auf stock footage von kargen Bergen und Canyons. Auch so kann man sich vor einer Sexszene drücken. Als wir nämlich ins Verlies zurückkehren, ist die Verrichtung bereits verrichtet, und, wenn wir Elizas Gesichtsausdruck deuten, war’s jetzt offenbar auch nicht soooo schlecht für die Gute. Auch der Bey ist mit der Leistung nicht unzufrieden und befiehlt seinen Eunuchen, die Deflorierte nunmehr auf ihr Zimmer zu tragen, „sie wie eine wertvolle Rosenknospe“ zu behandeln und ihr rein grundsätzlich jeden Wunsch von den hübschen Augen abzulesen, nur fliehen lassen, das würde der Bey dann doch als suboptimale Auftragsausführung betrachten. Damit wickelt er sich wieder in seinen Transpaslip und marschiert ab. Das war sehr romantisch.

In seinen eigenen Gemächern ist der Bey mit sich, seinen Stecherqualitäten und der Gesamtsituation ersichtlich im Reinen, schwebt auf Wolke 7 und wünscht nunmehr a) ein Bad eingelassen zu bekommen und b) was zu futtern, schließlich hat er „viel geleistet heute morgen“. Nicht mal die Ankündigung des Omar-Besuchs kann die gute Laune des Herrschers trüben, ganz im Gegentum, der oberste Fezträger hält das für ziemlich lustig. „Er macht einen sehr verwirrten Eindruck“, berichtet ein Eunuch. Der Bey, der sich wohl die geistige Rechnung aufgemacht hat, der tumbe Sklavenhändler habe seinen Brief falsch verstanden (wie’s ja auch der Fall ist), wünscht, Omar möge ihn im Bade aufsuchen.

Suleima indes hat ihren Pracht-Sklaven geliefert bekommen. Hab schon prächtigere Mannsbilder gesehen, der Typ jedenfalls sieht aus, als wäre er Mitglied der 90er-Jahre-Band Army of Lovers. Der Liefereunuch sucht nach seiner Gebieterin: „Wo steckt ihr, Herrin?“
„Ich stecke nirgends, leider“, possenreißt Suleima (ist die strap-on-Fetischistin?), die sich nicht mal die Mühe gemacht hat, für den Sklaven ihr Top zuzubinden. Nach Abdullahs Auskunft handelt es sich bei dem gelangweilt herumstehenden Sklaven um einen Germanen (eh. „Germane?“ Der Film dünkt mir so im 19. Jahrhundert zu spielen. Wäre das dann nicht eher ein „Preusse“ oder wenigstens ein „Deutscher“?). Suleima läuft das Wasser im Munde zusammen, leckt die starken Arme des Sklaven ab und reibt ihre unbedeckten Tüten an ihm. Der „Germane“ ist so dermaßen unbeeindruckt, dass ich ihn beinahe schon für schwul halte.

Nun muss uns dringend der stock-footage-Beauftragte beweisen, dass er ein blinder Nasenbär ist, und fiedelt eine Aufnahme eines schmalen Flüsschens mit badenden Inderkindern ein. Wer immer dafür zuständig war – er ging in die Roland-Emmerich-School-of-Geography. Der Bey badet auch, allerdings in seinem Swimming Pool, und den muss er nicht mit Hindus teilen, sondern nur mit einigen Schönheiten, die ihm Trauben in den Mund schieben. Omar erscheint und – hat rot lackierte Zehennägel? Beim Barte des Propheten. Nun, vielleicht ist Omar auch nur der erste Metrosexuelle der Welt. Als solcher lästert er als Vorwärtsverteidigung über die unmögliche Engländerin, aber der Bey nimmt’s bekanntlich gelassen: „Sie hat mir viel Freunde bereitet (pah, das eine Mal…). Du hast mich gut bedient!“ Und weil der Bey eben keiner von der nachtragenden Sorte ist, hat er Eliza sogar ein Zimmer ganz nach englischem Geschmack einrichten lassen – mit einem richtigen Bett, damit sie sich quasi ganz wie daheim fühlt. Es reicht jedenfalls zum Pennen und Nachtmahren….

Wie Batman Padilla sagen würde: „Dream Sequence!“

Eliza flashbackt zu dem bewussten Piratenüberfall (offenbar die Sorte Piraten, die auf Wüstenschiffen unterwegs sind, alldieweil der Überfall, durchgeführt von doch drei stolzen Banditen, in reichlich sandiger Umgebung durchgeführt wird). Elizas weibliche Begleitung (eine Zofe) wird prutal zu Poden gechleudert, der männliche Bestandteil der Entourage (wohl ihr Lover/Verlobter/Ehemann/angeheirateter Schwippschwager mütterlicherseits) mit einem Schwertstreich quer durchs Gesicht gefällt (Blut! Ich sehe Blut!). Hmmm… da fällt mir ein… hat der Germane nicht eine Gesichtsverletzung? Forebodings, ich habe forebodings!
Dieweil der Reservesantana wieder mit flinken Fingern an den Saiten zupft, fantasiert Eiza ihre Auspeitschung, aber – und jetzt sind wir genau da, wo die Exploitationschreiberlinge uns hinhaben wollen – auch den Bey und eine andere Frau beim Liebesspiel (*beinahe* ein Schniedel-Shot!), und das ist dem eifersüchtigen Albträumerinchen jetzt irgendwie auch wieder nicht recht. Die blöde Schlampe, mit der der Bey zugange ist, fummelt augenscheinlich höchst real an seinem besten Stück herum (an Hardcore grenzende Sexszenen, täte Bertucci jetzt wieder auf die Hartbox schreiben, und das wahrscheinlich auch noch falsch). Traum-Eliza greift zur Peitsche und haut den Bey auf den nackten Rücken (naja, „streicheln“ würde noch mehr Hautkontakt implizieren als tatsächlich gezeigt wird). Der Bey dreht sich auf den Rücken, HA! SCHNIEDEL!. Vom größten Dolch des Orients würde ich da jetzt aber nicht sprechen wollen.
Traum-Eliza serviert dem Liebespaar Eßbares, aber der Bey wirft den Schmackofatz von sich (legt sich aber wenigstens das Tablett über den kleinen Bey). Eliza flashbackt in ihren Abschied aus England, diverse randomisierte Folterszenen und, ja, es wird klar, der Germane ist „ihrer“, der mit ihr nach Indien reisen wollte („du wirst dort viele Sklaven haben“. Hmmm… correct me if I’m wrong, aber Sklaverei war bei den Tommys nicht üblich, oder?).
Endlich schreit Eliza im Schlaf, eine Haremsdame eilt an ihr Bett.

Der Sultan ist indes beinah ebenfalls in Morpheus Arme gefallen. „Ist dieser Traum ein Traum, wie das Leben ein Traum ist?“, überlegt der ramdöselige Sultan tiefgründig. Fatima kann die Frage nicht beantworten, weil ihr gerade die Nippel aus dem Top rutschen (und dabei hat die Dame sicher eine no-nudity-clause). Auf jeden Fall kann sie aber berichten, dass Eliza mit „diesem Leutnant“ (der nicht mal einen Namen hat. Vielleicht ist es der Leutnant, den sie Captain nennen) verheiratet war, und zwar so frisch, dass die Indien-Tour „das, was die Christen eine Hochzeitsreise nennen“, wie der Sultan sich auszudrücken beliebt, war. Bei einem Überfall auf das englische Schiff (Zement mal, welches Schiff? Laut Elizas ungefähr drei Minuten zurückliegendem Flashback wurden sie an Land überfallen… da wird doch dem Muezzin das Minarett krumm) wurden beide gefangen genommen. Die Germanen-Geschichte hat sich Abdullah, offenbar der Fips Asmussen des Orients, zur Selbstbelustigung ausgedacht. Zu seiner Verteidigung bringt Fatima allerdings an, dass Abdullah nichts von der Verbindung der beiden Briten wusste. Aber wichtig ist ja der Beischlaf, und „beigeschlafen wurde zur Genüge“, bestätigt Fatima. „Es wird überhaupt viel beigeschlafen“, steuert der Sultan ein, der es allerdings mit Schlafen ohne bei bewenden lassen muss (und auch fast wegrüsselt).

Nun gut, das Beischlafen übernimmt Suleima, die reitet gerade den Leutnant zu. Während sie sich aufführt, als säße sie mindestens auf einem vom Teufel besessenen Bullen, ist der Leutnant SO unbeeindruckt, dass auf seiner Brust sogar ein kleines Kätzchen in Ruhe sitzen kann. Entweder hat der Geist die Materie besiegt, oder der Kerl ist wirklich vom anderen Ufer. Aber sogar der gentlemenhafteste Brite hat irgendwann die Faxen dicke. Mit einem „God save the King“ schubst er Suleima von seinem Liebeskrieger. „Das ist das Ende des britischen Empire“, grinst Suleima etwas zusammenhanglos und besteigt den Inselhengst erneut.

Der Bey lässt sich zwischenzeitlich genüsslich einen abkauen. Omar, dem er ebenfalls einen arabischen Blowjob spendiert, nervt mit unlustigem Gekeife (das auch nicht durch seine „jajajajajaja“-Catchphrase, mit der er jeden zweiten Satz beendet, erträglicher wird). „Kein Wunder, dass deine Frau dich betrügt“, knurrt der Bey, dem sein Gast mittlerweile auch auf den Nüschel geht. Dann erkundigt sich der Herrscher bei seiner Gespielin, wie’s denn geschmeckt hat. „Der Eure ist geschmackvoller, mein Herr“, bedankt sich die brave Sklavin nach direktem Vergleich. Omar ist trotzdem zufrieden. „Allahs Flöten können nicht besser geblasen werden“, lobhudelt der Dicke (und qualifiziert sich mindestens für eine Steinigung), „ich fühle mich, wie die Christen zu sagen pflegen, himmlisch“. „Geil und gebildet“, kommentiert der Bey, „zwei Fähigkeiten in einer Seele vereint, du musst ein Liebling des Propheten sein.“ Solch subtiler Sarkasmus tropft an Omars Fettplauze ohne weiteres ab, während der Bey recht umständlich sein Gemächt mit den Händen bedeckt.

Suleima und der Brite sind sich indes näher gekommen. Poppen verbindet halt doch. Jedenfalls hat der Brite ihr seine tragische Geschichte erzählt und Suleima hat, so scheint’s, die verschiedenen fehlenden Striche zwischen den Punkten gezogen und messerscharf ermittelt, dass seine Braut diejenige ist, die beim Bey hockt. Aus mir nicht ganz so ersichtlichen Gründen beschließt Suleima, dem verhinderten Liebespaar zu helfen. „Ich werde beim Bey ein gutes Wort für deine Freundin einlegen“, verspricht sie. „Frau!“, korrigiert der Brite. „Ist das nicht das selbe?“, erkundigt sich Suleima. „In Europa haben die meisten Männer beides und die Kunst besteht darin, die eine vor der anderen zu verstecken“, verdient sich der Leutnant nun auch nicht gerade die goldene Alice-Schwarzer-Ehrenmedaille.

Im Palast hat der Bey inzwischen eine grässliche grüne Toga angelegt, Omar belässt es bei Schweinchenrosa. Passt ja auch zu ihm. Der Bey hat eine Entscheidung getroffen – es wird ein Fest für die „englische Löwin“ geben, und, Allah möge ihm verzeihen, da wird sogar europäischer Wein ausgeschenkt. Und sein Kumpel, der Bey von Algier, der soll auch kommen, damit unser Bey, also der von Tunis, vor ihm mit seiner neuesten Eroberung angeben kann. Ist also ungefähr so wie heute beim House-Abend in der Großstadtdisse. Omar mag dem Bey glatt die Füße küssen, aber verständlicherweise legt der keinen gesteigerten Wert auf die Käsemaukenabschlabberung (schließlich hat er grade gebadet).

Fatima hat’s inzwischen geschafft, ihre Nippel wieder einzupacken. Storytechnisch hingegen packt sie weiter aus. Eliza, so führt sie aus, wurde „vor dem Fest endlich zur Frau“ gemacht (will also wohl sagen: wurde durchgerammelt, bis die Spalte raucht), und anstelle Ekels vor dem Bey regiert nun in ihrem trüben Hirn die Lust. Doch die schönste Dauervergewaltigung kann nicht ewig dauern: „Die Natur verlangte eine Waffenruhe“ (zu lang am Dolch gewetzt, wa, Keule?). Da man uns derlei schändliches Tun nicht bildhaft zeigen kann, dürfen wir während dieser Litanei wieder einmal stock footage arabischer Dörfer (mit lieblichst abfotografierten Strom- und Telefonleitungen) bewundern.
Fatima rhabarbert weiter – Eliza habe „die schreckliche Maschine, die ihr Lust bereitet hatte“ nun im stand-by-Modus erblickt und sei enttäuscht ob des „kleinen und zusammengeschrumpften“ Zustands. „Die Natur fordert ihr Recht“, doziert Schrumpfschniedelexperte Sultan. Doch Fatima weiß: „So verringert das Instrument auch war, es strahlte auf die Engländerin die gleiche Faszination aus wie das Auge der Wüstenschlange auf den Vogel.“ Ich muss das vollzitieren, vielleicht weiß ja einer von Euch, was es bedeuten soll (also, den ersten Teil mit Instrument und so, den kapier ich, danke). Faszination hin, Lust her, Eliza dürstet es dennoch nach Rache. „Sie beschloss beim Fest des Beys…“, setzt Fatima an. Was? WAS NU? LASST MICH DOCH NICHT UNWISSEND STERBEN! ARGH! (oder doch besser: Schnarch).

Okay, wir beenden zumindest mal das Hörspiel und steigen wieder in die richtige Handlung ein. Die Fête des Bey ist in vollem Gange. Nackte Mädels plantschen im Zimmerpool, diverse Eunuchen stehen rum und amüsieren sich königlich, ein topless-Girl führt halbseidene akrobatische Kunststücke (der nicht-pornografischen Art, ähem) vor, die maximal beim Kinderzirkus der Querschnittsgelähmten Eindruck schinden könnten. Der Bey von Algier ist wunschgemäß anwesend und sein neuestes Prachtstück von Britin (Elizas Zofe!) hat er auch mit dabei. Omar verteilt beim Begrüßungsbückling gratis Kopfnüsse an andere Gäste und in den Hintergrund der ganzen Party hat Suleima sogar den Engländer geschummelt (’nen Türsteher hat der Bey also dann wohl nicht).

Bei so einem orientalischen Ballermann kann nur eines noch fehlen: die Große Bauchtanznummer (TM). Hierfür fühlt sich eine gewisse Suleika zuständig. Auf der Tonspur wird eine Katze gehäutet, nein, tschuldigung, das ist nur der, ähm, „Gesang“ von Glatzenkaisereunuch, der Suleikas Nummer beschallt. Die Tänzerin spielt aber zunächst nur Schildkröte und kauert auf ihrem Podest. Das Publikum wird langsam unruhig, doch unser Entertainment-Star wartet nur auf dein Einsatz der Hauskapelle (die selbstverständlich aus Oben-Ohne-Girls besteht). Die Kastraten summen den Chor, aber zumindest ist das Endresultat akustisch vage orientalisch. Suleikas Bauchtanz von wenig beeindruckender Choreographie würde etwas authentischer wirken, wenn sie nicht eine so deutliche Bikinizone hätte… (und, technisch gesehen, sie mindestens zwanzig Kilo mehr auf den Rippen hätte. Bauchtanz kommt schließlich nicht ungefähr von „Bauch“, aber da bin ich den Filmemachern für ihre künstlerische Freiheit durchaus verbunden). Summa summarum: I’ve seen worse, und der Englischmann has never seen anything better, zumindest seinem Blick nach. Und Omar, dessen hochrote Birne eh schon wieder Überstunden schiebt, kommt aus dem „jajajajajaja“ gar nicht mehr raus.

Nach dem Tanz hält der Gastgeber eine Rede. Er dankt Allah und bittet Mohammed, bei kleineren Verfehlungen (wie der Inhalierung von Allohol in nicht unbeträchtlichen Mengen) das ein oder andere Auge zuzudrücken. Prost!

Eliza hockt noch in ihrem Schlafgemach, starrt melancholisch am Schminktisch an ihrem Spiegelbild vorbei und bürstet abwesend ihr Haar. Bis sie bemerkt, dass der Bey, der Depp, einen Dolch auf ihrem Nachttisch hat liegenlassen. Dies veranlasst Eliza dem Anscheinsbeweis nach zur geistigen Formulierung eines Plans.
Das Fest ist mittlerweile schon in eine ordentliche Orgie übergegangen, in der’s jeder mit jedem treibt (sogar die Eunuchen schalten sich ein). Und Genosse Bey? Der hat schwer einen im Tee. Blau wie ein Veilchen begrabbelt er jede ungünstig herumstehende Frau und lallt, er habe eine spezielle Überraschung für Augen und Geschmacksnerven. Letztere Qualifikation deutet an, dass es sich hierbei noch nicht um Eliza, sondern nur um den Hauptgang des Catering geht. Der Bey torkelt durch seine Wohnstube, die Eunuchen fressen wie die Scheunendrescher, und die Orgie entwickelt sich ohne weiteres zu einer (jugendfreien) Gangbangparty mit angeschlossenem All-You-Can-Eat.

Da die Gäste beschäftigt sind, kann der Bey sich nun Eliza widmen. Hackedicht schwankt er in ihr Gemach und verkündet, dass er sie nun der verranzten Besucherschar vorführen möchte: „Ich nehme dich so, wie du bist, mit in die Halle und zeige dich meinen Freunden, auf dass sie vor Neid erblassen“. Eliza ist prinzipiell damit einverstanden, verblüfft den Bey jedoch mit dem Wunsch, vorher dringend flachgelegt werden zu wollen. Auch wenn der große Herrscher einen Promillepegel hat, der an Alkoholvergiftung grenzen dürfte, ist er nicht abgeneigt und pflanzt sich nackig auf’s Bett. Eliza macht sich leidenschaftlich an ihn ran (und auch Kollege Aushilfssantana hat seine Stromgitarr’n wiedergefunden und soliert sich in Ekstase), grabbelt gezielt nach seiner Manneskraft. „Er sei, gewährt mir die Bitte, in unserem Bunde der Dritte“, schändet Eliza die „Bürgschaft“. „So sei es“, lallt der Bey, nicht realisierend, dass Eliza das „der Dritte“ ausgesprochen wörtlich meint. Sie greift den Dolch und RATSCH!, ab ist der kleine Bey (natürlich nur impliziert und nicht gezeigt. Wir sind ja nicht bei Bertucci hier).
Wo sie grad dabei ist, jagt sie dem armen Bey den Dolch noch ein paar Mal in den Bauch (und in einem unbeobachteten Moment wagt der Kameramann es, uns für ungefähr eine Viertelsekunde eine Andeutung von Gore – also einem roten Klumpen an der Stelle, wo beim normalen Mann der Schniedel angewachsen ist – zu zeigen). Eunuchen eilen herbei und packen Eliza, aber der noch vor sich hin röchelnde Bey spricht – da hat die gute Liz wohl nicht nur die Samenleitern, sondern auch die Sauerstoffzufuhr zum Hirn gekappt – eine vorauseilende Amnestie aus („Lasst sie in Frieden gehen“) und will lieber einen Arzt. „Ich habe sie in die Mysterien der Liebe eingeweiht“, fügt der Bey der langen Liste endloser Sterbemonologe einen weiteren Eintrag hinzu, „und sie hat mich deren Ende gelehrt“. Das sowas von sowas kommt. Der Arzt eilt herbei, setzt das Hörrohr an, fühlt den Puls und schüttelt gram sein weises Haupt.
Der Bey ist aber noch gar nicht hin – und ’nen Wunsch hat er auch noch. In glatter Überschätzung seiner weiteren Lebenserwartung bittet er, wenngleich in etwas blumigeren Worten als moi, um Entfernung seiner Hoden, die er ja jetzt eh nicht mehr braucht, denn „mein Leben wird eine Hölle sein, lebte das Verlangen weiter!“ Eh, Meister, DU lebst nicht lange weiter, da würd‘ ich mir um die Eier ehrlich keine Gedanken mehr machen… Eliza ist von dieser Entwicklung irgendwie unangenehm berührt.

Die Orgie ist mittlerweile so ungefähr im Stadium „120 Tage von Sodom abzüglich Skatologie“ angekommen, d.h. alle sind beschäftigt genug, um nicht zu bemerken, wie Suleima mit dem Engländer ratscht. Der hat noch nicht mal gemerkt, dass die Zofe als Algier-Beys Sklavin da ist, umgekehrt aber sie schon, und Suleima hat das spitzgekriegt. Nicht, dass das in irgendeiner Form relevant wäre. Jedenfalls will Suleima den Algier-Knochen abfüllen, damit die Engländer in Ruhe stiften gehen können.
Omar hat inzwischen den Glatzenkaisereunuchen vor der Pupille und identifiziert diesen – schließlich kontrastiert nichts besser mit einer Schwanz-ab-Szene als ein bisschen erbauliche Komedy der Holzhammersorte – als seinen alten Kumpel, den „Stier von Beni-Ala-Bes“, einen Kraftmeier und Muskelprotz. „Berichte mir von denen Abenteuern, Stier“, fordert Omar, „hast du viel gerubbelt?“ Oh Mann.
Eliza marschiert – weitgehend unbemerkt – mit einer großen Schüssel voll mit einer Flüssigkeit und *irgendwas* (na, was wohl? Ratet mal) drin in die Festhalle, was dem Kameramann Gelegenheit gibt, die Zoomfunktion seines Equipments auszuprobieren. Ja, sowohl Zoom in als auch Zoom out funktionieren. Gut, das wir das geklärt haben. Suleima und der Brite bemerken nicht, dass Eliza ungefähr einen Meter hinter ihnen steht, bis die Eunuchen verhaftungs- (und vermutlich: vorläufig exekutions-)willig eindringen, aber von des Beys Leibarzt davon abgehalten werden. Der informiert die Anwesenden über des Beys unmittelbar bevorstehendes Abnippeln und verkündet, dass man die Engländer mal gehen lassen soll. Damit hat offensichtlich niemand ein größeres Problem (auch nicht der Bey von Algier, dem von rechts und links wegen ja zumindest die Emilyzofe gehört), d.h. Happy End ohne weitere Umstände. Äh. Okay…

Fatima spricht das Macht-, äh, Schlusswort. Eliza und ihr Brite konnten endlich zur Hochzeitsnacht schreiten: „Man erzählt, es sei ihm dreimal gekommen, bevor er in sie eindringen konnte, so gut spielte sie die Prüde.“ (Hm. Ich denke seit gestern Abend über diesen Satz nach und ich verstehe ihn nicht. Gut, ja, ich kapiere, dass Eliza ein bissl rumzickt, weil man sie entjungfert hat, aber was hat ihre „Prüderie“ mit dem vorzeitigen Ejakulationsproblem ihres Göttergatten zu tun?). Den Glasbehälter, berichtet Fatima weiter, nahm sie mit nach England, versteckte ihn ein Weilchen, ehe sie ihm einem Mädchenpensionat schenkte (uff), wo der „Glücksbringer des Bey“ von Schülerinnen als Belohnung angekuckt werden durfte. „Die Mädchen müssen gestaunt haben bei dem Ausmaß.“. Staunen tu ich auch, und zwar über das Ausmaß des Blödsinns dieses Films, aber jetzt ist er vorbei…

Hach, die unschuldigen frühen 70er – als man noch ungestört und ungezwungen doofe Witze über Vergewaltigung (und Moslems) reißen durfte und mit dem Kram sogar noch in die Kinos kam… ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich jetzt gut oder schlecht finden soll, dass diese Zeiten vorbei sind, denn, um ein’s vorweg zu nehmen, nach einer Sichtung von „Die blonde Sex-Sklavin“ bleibt – ungeachtet des etwaigen Amüsemangs über die Trash- und/oder Sleaze-Elemente – ein gewisses leichtes ungutes Gefühl in der Magengegend zurück. Aber ich will jetzt keinen tieferen Exkurs in die Frage, ob man sich guten Gewissens von Stoff wie diesem unterhalten lassen darf – die allmächtige FSK hat den Streifen mit einer FSK-16-Freigabe durchgewunken (was ich trotz der „Zahmheit“ der Bilder schon für ein wenig gewagt halte, da ich bislang davon ausging, sexuell motivierte Gewalt ginge bei den Jugendschützern gar nicht, auch nicht, wenn man sie in einen drollig-lustig gemeinten Kontext setzt), also ist es erlaubt und das ist dann auch irgendwo gut so.

Ich erwähnte es oben – technisch gesehen ist „Die blonde Sex-Sklavin“ (ich bleib mal beim aktuellen Release-Titel) ein Remake des 1968 von David Friedman produzierten US-Heulers „The Lustful Turk“. Inwieweit der auf irgendwelchen „literarischen“ Quellen basiert (ich bin irgendwie nicht davon überzeugt, dass Friedman und seine Auftragsschergen von sich aus auf die Idee eines historisch angehauchten Sexfilms im arabischen Millieu kamen) kann ich nicht beurteilen, ebenso wenig die Antwort auf die Frage, ob die deutschen Filmemacher sich eher sklavisch an der amerikanischen Vorlage orientierten oder nur Motive übernahmen – kreditiert werden die Yankees jedenfalls nicht, den Drehbuchcredit staubt alleinig Regisseur Michael Miller (der unter dem herzigen Pseudonym „Renato Frustratus“ arbeitete und ansonsten nur noch den 1970 entstandenen Klopper „Pornografie in Dänemark: Zur Sache, Kätzchen“ mit teilweise identischem Cast in seiner Vita stehen hat).

Ein Vorbild für den Streifen waren sicher die um diese Zeit nicht unbeliebten Episodenfilmchen rund um Thematiken aus der arabischen Märchensammlung „Tausendundeine Nacht“ – ganz so frech sein und die hiesige Erzählerin auch Scheherezade nennen, das trauten sich Miller und sein Produzententeam um den renommierten Schweizer Schundologen Dietrich dann zwar nicht, aber das „framing device“ ist unverkennbar, auch wenn es entsetzlich unnötig ist. Die diversen Segmente um Fatima und den Sultan brillieren höchstens mit einigen schädelsprengend debilen Dialogen (die herausragenden Exemplare habe ich lang und breit zitiert), sind aber letzten Endes für nichts anderes gut als 15-20 Minuten Laufzeit zu schinden, damit der Film mühevoll auf annähernd abendfüllende Länge kommt (obschon es in den Nonstop-Einlass-Bahnhofskinos, die wohl Hauptabnehmer derartiger Werke gewesen sein dürfte, darauf auch nicht entscheidend angekommen wäre).

Der eigentliche „Hauptfilm“ beeindruckt durch die unverblümte Mischung aus (für das Baujahr des Streifens) ziemich fies gemeinter sleaziger Exploitation (wie wir wissen, hatte es der europäische Sleazefilm recht eilig, die US-Konkurrenz in Sachen Niedertracht und Böswilligkeit zu überholen; während die Amis nach ihren vergleichsweise „harten“ roughies und frühen WIP-Filmen wie Pridemoore II oder „The Big Doll House“ schnell zurückruderten, den Gewaltanteil zurückfuhren und sich auf Softsex und Action konzentrierten, langten die Europäer weiterhin gern und ordentlich hin) und debilem Pansenhumor für die „Lederhosen“-Crowd. Das ist schon von Haus aus recht unerquicklich, hier aber noch doppelt, weil schon der Sleaze-Exploitation-Teil an sich eine Wendung erfährt: aus der Machofantasie „wir prügeln uns ein Weib zurecht, bis es auf uns hört und uns liebt“ – die Schiene, die der Streifen über weite Strecken zu fahren scheint und die er durch seine Folter- und Bondagesequenzen höchstens übersteigert – wird im Schlussakt zu allgemeiner Verblüffung, speziell zu meiner, ein ausgesprochen früher Vertreter des rape’n’revenge-Films. Darüber darf man sich dann doch gepflegt wundern. Ich will aus dem Stegreif nicht behaupten, dass „Die blonde Sex-Sklavin“ der erste Film ist, in dem sich eine vergewaltigte Frau bei ihrem Peiniger durch Kastration und Mord rächt, aber ein paar Jahre vor „I Spit On Your Grave“ waren Miller und Dietrich dann doch dran.

Gerade aber in diesem Kontext wirkt die Comedy, die man als direkte Fort- bzw. Herunterschreibung des typischen 60er-Jahre-Edgar-Wallace-/Karl-May-comic reliefs sehen kann (wer von Omar keine Linie zurück ziehen kann zu den Charakteren, die z.B. Ralf Wolter in den Karl-May-Filmen spielte, sollte seine Filmkucklizenz widerrufen bekommen) ausgesprochen deplaziert (überdies ist sie in den allermeisten Fällen auch schlicht und ergreifend nicht lustig). In den „normalen“ harmlosen Sexfilmchen der „Schwedinnen“- und „Lederhosen“-Schule mag das gangbar gewesen sein, aber hier besteht nun einmal das Grundsatzproblem, dass die Story selbst keinen Anlass zur Erheiterung bietet. Die Versklavung, Folterung und Vergewaltigung einer Frau ist nun mal kein Komödienstoff (mit der Einschränkung, dass es dann zumindest größerer Geister als der hier Beteiligten bedarf, um so etwas möglicherweise funktionieren zu lassen) und ein anderes Thema HAT „Die blonde Sex-Sklavin“ nicht (an der Stelle wäre doch mal interessant, wie She Freak-Regisseuer Byron Mabe im Original mit dem Stoff umging; die IMDb listet aber zumindest kein „Comedy“ als Genre. Für roughies wäre das auch eher ungewöhnlich).

Mist. Jetzt hab ich doch zwei Absätze zu den moralischen Implikationen eines Films, dessen Macher sich mit Sicherheit einen feuchten Schmutz um ebenjene scherten, getippt. Könnte natürlich auch daran liegen, dass es ansonsten zum Drehbuch nicht viel zu sagen gibt. Dumpfbackenwitze und Bondage wechseln sich bis zum erwähnten blutigen Finale ab (wobei Miller immerhin die Sex- und Folterszenen einigermaßen ernst hält… wenn er noch die blöden Eunuchen rausgeschrieben hätte…), die einzige Figur mit einem echten character arc ist Eliza (von trotz Gefangenschaft arroganter und prüder Jungfrau über sich doch irgendwie in den Bey verliebend bis hin zum Racheengel) – Suleimas plötzlicher Turn zum willigen Helferlein des Leutnants bleibt ja völlig unerklärt und unerklärlich – und mehr gibt’s ja schlussendlich auch nicht zu sehen.

Handwerklich ist „Die blonde Sex-Sklavin“ nicht sonderlich überzeugend. Zwar sind die Sets recht liebevoll ausgestattet (KaDeWe sei dank), aber durch den fast völligen Verzicht auf Exteriors (abgesehen von oft dezent unpassender stock footage, wobei die Impressionen aus Indien sicherlich das herausragende Beispiel sind, gibt’s Außenaufnahmen nur in Elizas Traumszene, und den Kram hat Miller vermutlich irgendwo im Englischen Garten bzw. an irgendeiner günstig erreichbaren Küste mit Sandstrand geschossen) wirkt der Streifen sehr klaustrophobisch – das wird durch nicht nur durch den Umstand, dass die Sets an sich recht klein und gedrängt sind (das größte Set ist die Festhalle, und die ist auch nur unwesentlich größer als mein Wohnzimmer), sondern auch eine recht aufdringliche Kameraführung verstärkt (hier eine Einschränkung: im Originalformat ist der Streifen etwas, nicht viel, aber immerhin, breiter: 1.66:1 anstatt dem 1.33:1-Volldbild der DVD-Fassung). Die Kamera- und Regiearbeit leidet sowieso darunter, dass Miller und der Kamerascherge Benno Bellenbaum (cooler Name… er fotografierte übrigens auch große Kunstwerke wie „Die goldene Banane von Bad Porno“, „Und mehrmals täglich quietschen die Matratzen“ oder „Ob Dirndl oder Lederhose – gejodelt wird ganz wild drauflos“. MAMA!) höllisch aufpassen müssen, nicht zu viel zu zeigen (was dann auch manche aus ästhetischer Sicht eher ungünstige Einstellung erklärt). Ein wenig Flair kommt allenfalls bei der „Eliza-beobachtet-den-Bey-mit einer-anderen-Frau“-Szene aus der Traumsequenz auf. Der Schnitt ist ziemlich rumplig und durch den hanebüchenen stock footage-Einbau verlieren dann auch die „intensiven“ Folter- und Sexszenen zwangsläufig an Wirkung.

Nichts zu meckern gibt’s bei den bunten (und freizügigen) Kostümen – wobei Beys durchsichtiger Schlüpfer schon … something else ist. Die Musik schwankt zwischen herzigem und völlig unpassenden Progrock (den Gitarristen, der soliert, als hätte man ihn selbst an eine Starkstromleitung angeschlossen, hab ich ja schon ausreichend gewürdigt) und schlagerangehauchten orientalischen Klängen, ist aber ganz gut hörbar, da recht kompetent eingespielt.

Zum Sleaze an sich. Wer allergisch gegen nackte Frauen ist, hat selbstverständlich hier nichts verloren, aber der wird sich eine Ingrid-Steeger-Sexklamotte auch kaum anschaffen. Die holde Weiblichkeit, die praktisch ohne Ausnahme aus den Gewändern fährt bzw. erst gar keine anhat, ist durch die Bank recht nett anzuschauen. Mit Ausnahme der Steeger sind das keine Superschönheiten (aber man will ja auch den Star nicht überstrahlen), aber ich hab in solchen Heulern schon ganz andere Brechmittel gesehen. Leider gibt’s auch ein paar fette Kerle (die sich zwar nicht nackig machen, aber schlechtestenfalls halt nur eine kurze Hose anhaben)… Claus Tinney ist komplett im Adamskostüm zu bewundern. Hat die Damenwelt auch was ‚von. Die Bondage-Szenen sind zwar für 1971 und eine deutsche, im weitesten Sinne „Mainstream“-Produktion zwar gewagt, aber aus heutiger Sicht ziemlich mild; die Auspeitschung der Steeger findet weitgehend off-screen statt (wenn im Bild gepeitscht wird, sieht man deutlich, dass nicht wirklich getroffen wird), aber die doch ziemlich detailfreudige Darstellung der whipmarks überrascht und macht die Szene dann im Nachhinein wieder ziemlich fies. Wie erwähnt gibt’s im Finale auch etwas Blut und ein winziges kleines Fitzelchen angedeuteten Gores, ohne dass on-screen eine Klinge einen Körper penetriert. Und die Softsexszenen… nun, bei der Defloration bedient man sich eines Kamerawinkels, der die entscheidenden Stellen nicht zeigt, und die Suleima/Leutnant-Szene ist eh für den Lacher gespielt.

Bleiben noch die Darsteller. Leider liegt mir keine vollständige Zuordnung der Credits vor, und obwohl mir ein paar Nasen jenseits der mir bekannten Leute bekannt vorkommen, bin ich dann im deutschen 70er-Jahre-Sexfilm auch nicht so zu Hause, dass ich zweifelsfrei Rolle und Schauspieler miteinander in Verbindung bringen kann. Bleib ich halt bei denen, die ich kenne. Die Steeger, hach, die war schon echt gleichzeitig süßes Ding und steiler Feger. Sie hat zwar maximal 15 Zeilen Text, verbringt aber dafür 75 % ihrer Screenzeit *mindestens* oben ohne und davon wieder die meiste Zeit in Fesseln. Dafür entbiete ich ihr allerehrfürchtigsten Respekt und ein riesiges „Danke, Ingrid.“ Zu schauspielern gibt’s da natürlich nicht viel, aber sie gibt sich Mühe, mit nur kleinen Gesten oder Blicken ein wenig Emotion in die Sache zu legen.

Claus Tinney, der für einen Darsteller im deutschen Sexfilm einigermaßen attraktiv aussieht und so ziemlich als einziges Ensemblemitglied auch als „Araber“ durchgeht (lustig ist sowieso übrigens, dass der Film in Tunis spielt. Also von wegen „lüsterner Türke“). Tinney startete seine Karriere Anfang der 60er im seriösen Fach („Das Testament des Dr. Mabuse“), sackte dann aber ins Erotikmillieu ab, gehörte zur Stammbesetzung der späteren „Schulmädchenreports“, schaffte aber Ende der 80er den Sprung zurück ins Fernsehen und agierte in einigen Folgen von „Forsthaus Falkenau“ und der „Schwarzwaldklinik“. Sein Spiel ist zumindest recht lebhaft.

Angelika Wehbeck (Fatima), die als einzige wesentliche Darstellerin die Klamotten anbehält, wird hier mit einem „UND“-Credit vorgestellt, als wäre sie ein Star. Und überhaupt – mit dem Nackedeisein hätte sie sich mal nicht so zieren sollen, schließlich amtierte sie 1972 bei Oswalt Kolle in „Liebe als Gesellschaftsspiel“ und in dem von Claus Tinney geschriebenen Sexschwank „Bettkarriere“. Die IMDb dichtet ihr außerdem das Drehbuch für einige Episoden der ZDF-Gerichtsshow „Streit um drei“ an, aber dafür lege ich meinen Finger nicht ins Feuer.

Keine Ahnung, wer den Omar spielt, aber das ist nur sein Glück. Einen nervigeren comic-relief-Charakter gab’s selten. Gut, das Drehbuch trägt die Hauptschuld, aber der Meister tut auch wenig dafür, ihn positiv im Gedächtnis zu halten. Arnold Marquis, der meistbeschäftigte Synchronsprecher der deutschen Film- und Fernsehgeschichte, gibt als Sultan hier einen zwar recht gut gelaunt wirkenden, aber völlig überflüssigen Auftritt. Neben diversen Gestalten, deren Namen „Don Geilo“ und „Joan Loveme“ ich nun nicht auf Anhieb für ihre Geburtsnamen halten würde, ist auch Schlagersängerin Tina Rainford (Mitte 70er ein Tophit mit „Silverbird“) mit von der Partie. Ich habe sie nicht erkannt, aber angesichts zeitgenössischen Fotomaterials halte ich sie fast mal für die Bauchtänzerin während der Orgie. Man korrigiere mich ggf.

Die DVD aus dem Hause Elite leidet, wie gesagt, unter dem beschnittenen Bildformat (allerdings darf man dem Label nur einen kleinen Vorwurf machen. Es gibt nach Aussage von Dietrichs Firma kein Master mehr im korrekten Bildformat). Der verwendete Print ist leider auch ziemlich verschmutzt und mit einigen Defekten versehen. Die Schärfe- und Kontrastwerte sind aber noch gerade noch so im grünen Bereich (ein bissl sehr weiche Kanten sind zu konstatieren, aber man kann’s noch gut kucken), Blockrauschen ist nicht zu verzeichnen, und die Farben sind prächtig.

Akustisch gibt’s nur den originalen deutschen Mono-Ton, der zweifellos etwas dynamischer sein könnte, aber nur minimales Grundrauschen mitbringt. Extras sind nicht vorhanden.

Was sagen wir nun abschließend zu „Die blonde Sex-Sklavin“? Moralisch bedenklich ob der unnötigen Verquickung von doofen Witzeleien und einer „harten“ Geschichte, filmtechnisch nicht gerade überwältigend, und oft genug den versprochenen Sleaze nur andeutend – so kann man das zusammenfassen. Seinen trotzdem nicht zu vernachlässigenden Unterhaltungswert bezieht der Streifen einzig und allein aus Ingrid Steeger, die hier, im wahrsten Sinne des Wortes, einmal mehr alles zeigt. Letztlich ist der Film nur ein etwas längerer Bondage-Clip mit aufoktroyiertem Deppenhumor und einem blutigen Finale. Zweifellos ein Kuriosum, aber ein solches, das eher für Freaks als für Gelegenheits-Sexfilmkucker geeignet ist. Aber eins ist klar: heute könnte man diesen Film nicht mehr drehen – man hätte nicht nur sämtliche Feministinnen dieses Landes, sondern auch Al-Kaida am Hals…

(c) 2010 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


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