Die 7 Masken des Judoka

 
  • Deutscher Titel: Die 7 Masken des Judoka
  • Original-Titel: Casse-téte chinois pour le judoka
  • Alternative Titel: Die sieben Masken des Judoka |
  • Regie: Maurice Labro
  • Land: Frankreich/BR Deutschland/Italien
  • Jahr: 1967
  • Darsteller:

    Marc Briand (Marc St. Clair), Marilu Tolo (Jennifer), Heinz Drache (Finn), Maria Minh (Sutchuen), Paolo Tiller (Clyde), Francois Maistre (Dragon), Adaly Bayle (Alize), André the Giant (Kämpfer)


Vorwort

Gerade hat Marc St. Claire, Judo-Schwarzgurt des 6. Dan, den Japsen in Tokio gezeigt, was ’ne Kendo-Harke ist. Sein bester Freund, der Air-Force-Captain Clyde Gerrold, erhält den Auftrag, mit dem CIA-Mann Finn einen Spionageflug übers chinesische Meer zu starten. Die Maschine stürzt ab – Finn wird gerettet, doch Gerrold gilt als tot. Unschön für Marc und Clydes Schwester (und Marcs Herzdame) Jennifer, zumal die Yankees den Zwischenfall zu vertuschen beabsichtigen.

Einige Zeit später – Marc ist mittlerweile in Hongkong, wo er von einem chinesischen Girl namens Su-Chu aufgesucht wird. Die erzählt ihm, dass Clyde noch lebt und von einer Geheimorganisation namens „Schwarzer Drache“ gefangen gehalten wird. Zum Beweis hat sie eine Karatemedaille, die Marc dereinst Clyde geschenkt hat. Und an der Story scheint einiges dran zu sein, denn die Schläger des Schwarzen Drachen lassen keine Gelegenheit ungenutzt, um Marc und Su-Chu anzugreifen. Marc ist zwar ein amtlicher Supermann, kann aber Su-Chus Entführung nicht verhindern.

Mittlerweile sind Jennifer und Finn eingetroffen – speziell der CIA-Mann ist sehr skeptisch, was die Räuberpistole angeht, doch die Entführung scheint nahezulegen, dass Su-Chu zumindest *irgendwas* weiß. Es gelingt Marc, Su-Chu vor den Schwarzen Drachen zu retten und mit Finns Hilfe eine Rettungsaktion zu organisieren.

Dieweil auf der Insel des Schwarzen Drachen – dort wird Clyde unter Drogen gesetzt und dazu dressiert, auf Kommando eine Atombombe abzuwerfen. Denn die Drachen bzw. ihr Leader, der seine Untergebenen auch pflichtschuldigst mit rot-weiß-schwarzen Armbändern herumlaufen lässt, will nichts weniger als den dritten Weltkrieg anzetteln…


Inhalt

Eurospy-Action mit Martial-Arts-Einschlag, ursächlich aus Frankreich, aber auch mit italienischen und deutschen Helfershelfern realisiert. „Die sieben Masken des Judoka“, wie der Film sich zu gut Deutsch nennt, ist einer der wenigen Versuche, die Kampfkunst des Judo in filmisch klingende Münze umzusetzen. Ein bekanntlich recht schwieriges Unterfangen, da Judo eine eher auf Verteidigung angelegte Kampfkunst ist, die im Normalfall nicht sonderlich „flashy“ ist und daher gegen Karate oder Kung-fu, was die kinematische Wirkung angeht, klare Verliererin ist.

Regisseur Maurice Labro („Lauter Leichen in Las Vegas“, „Der Spion, der in die Hölle ging“) und sein Star Marc Briand („Ball der Gangster“) wagen den good old fashioned college try und geben sich größte Mühe, Judo als die all-überlegende Kampfkunst darzustellen, gegen die gewöhnliche Haue und chinesisches Kung-fu keine (Hand-)Kante sieht. Immerhin – die „Sieben Masken des Judoka“ sind der erste europäische Film, der mir bekannt ist, der im Vorspann tatsächlich wörtlich „Action-Choreographie“ kreditiert.

Aber bevor wir uns noch über die Kampfszenen unterhalten, noch das ein oder andere Wort zum Plot. Der ist tatsächlich von der spaßig-debilen Sorte, wie er eher in den italienischen Eurospy-Film passt (gegen den der französische ja meist eher seriös und realistisch aussehen wollte), eine chinesische Geheimorganisation mit kaukasischem Chef und Nazi-Armbinden, die auf einer Inselfestung mit Beflaggung amtiert, Atombomben klaut und aus der Asche des dritten Weltkriegs die Herrschaft übernehmen will. Das ist doch mal ne amtliche Hausnummer…

Marc Briand erweist sich, obwohl nie von ernstlicher Filmkarriere gesegnet, als ganz patenter Actionheld, unterstützt von einer frühen Rainer-Brandt-Synchro (vermute ich jedenfalls den Sprechern und der Kalauerisierung nach), die das ganze noch etwas mehr in Richtung Selbstparodie schiebt. Zudem ist es – SPOILER voran – ein Film, der sich endlich mal die natürliche unlikeabilty von Heinz Drache zum Vorteil macht – nicht nur, dass Draches Finn (der natürlich im Gegensatz zum deutschen Marketing nicht die Hauptfigur ist) weniger ein Partner des Helden als ein sanfter Antagonist ist, er wird auch noch für einen GROSSEN Twist gebraucht…

Marilu Tolo („Hochzeit auf Italienisch“, „Töte, Django“) fährt als für ’67 sehr selbständige Journalistin auch recht anständig (auch wenn Briand ihr mehr als einmal die „dummes Weib“-Behandlung angedeihen lässt), die Vietnamesin Maria Minh (die ein paar Jahre später in einer „Derrick“-Folge wieder auftauchen sollte) sorgt für ein bisschen Exotik.

Überhaupt passt der Streifen recht gut in die Mitte/Ende der 60er gerade im deutschen Kintopp beliebte vogue der „Hongkong“-Reißer, durch die sich die Draches und Fuchsbergers damals öfter mal rangelten. Einige der Statisten sind durchaus fähige Kung-fu-Fighter, die Kämpfe sind zumeist ganz anständig, leiden aber darunter, dass Labro gerne den komischen Effekt vor die Action setzt – da wird schon mal sekundenkurz das Bild beschleunigt, für komischen Effekt zurück- und wieder vorgespult, das bringt die panten Fights manchmal ordentlich durcheinander.

Ein echtes Highlight ist allerdings Briands Fight gegen den Top-Fighter des Schwarzen Drachen, einen gewissen Nowak (da fühlt man sich schon mal von Haus aus gebauchpinselt), und der wird verkörpert von niemand geringerem als André the Giant!! Und wer den guten André nur aus seiner späten Zeit kennt, wird sich wundern, dass er zwar schon immer verdammt GROSS war, aber auch mal relativ schlank und ausgesprochen agil. Zumindest den Fight sollte man mal gesehen haben…

Wer seinen Eurospy-Eintopf also durchaus etwas lustiger angerichtet mag, sowohl von Haus aus als auch durch die Synchro, findet hier ein kurzweiliges Filmvergnügen vor, in dem sogar Drache mal richtig trefflich besetzt ist (und eigentlich ist sein Name sogar schon ein ziemlicher Spoiler…). Auf DVD erschienen bei den verdienstvollen PIDAXen…

3,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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