Die 10 Siegreichen der Shaolin

 
  • Deutscher Titel: Die 10 Siegreichen der Shaolin
  • Original-Titel: Shi da di zi
  • Alternative Titel: The Brothers of Shaolin | Warriors of the Sacred Temple |
  • Regie: Chung Ting
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1977
  • Darsteller:

    Don Wong Tao (Chi Hong), Chang Yi (Kun Ting-Ho), Lau Lap-Cho (King Chu, der „Große Ming“), Chia Ling (Liu Shao-Hua), Leung Kar-Yan (General Tsao), Stephen Tung Wai (Kuns Sohn), Phillip Ko Fei


Vorwort

China im 17. Jahrhundert – die Ming-Dynasty hat den Machtkampf gegen die Mandschus verloren. Der letzte „Große Ming“ verbirgt sich seit Jahren im Shaolin-Tempel, vor dem Oberbefehlshaber Kun genug Respekt hat, um von einem offenen Angriff abzusehen.
Die Ming-Getreuen halten nun aber den Zeitpunkt für eine Konterrevolution für gekommen und der Ming soll seine Truppen anführen. Doch dafür muss er erst mal aus dem Tempel herausgeschleust werden – und auf nichts anderes wartet schließlich der über einen verräterischen Shaolin-Priester bestens informierte Kun. Zehn ausgesuchte Shaolin-Absolventen sollen den Ming beschützen (interessanterweise fünf Mönche und fünf „Laien“, die sich also offensichtlich nur die Kampfsportausbildung gegen eine unverbindliche Zusage, die Shaolin-Philosophien zu ehren, abgeholt haben) – einer spielt den persönlichen Bodyguard, die anderen postieren sich an strategisch günstigen Stellen, um immer zur Stelle sein zu können, wenn Kuns Schergen einen Hinterhalt planen.

Ein Problem ist der bewusste Verräter, dem es gelingt, einige der Shaolin-Brüder auszuknipsen. Da die Gegenrevolution in der Hauptstadt im Gegensatz zu ihrem Selbstverständnis lausig vorbereitet ist, gelingt es Kun, gegen die Verschwörer vorzugehen – und als die Ming-treue Lu unwissentlich seinen Sohn tötet, nimmt’s der begreiflicherweise nun auch noch persönlich. Als dann auch noch durch Schussligkeit der Revoluzzer der Ming in Kuns Hände fällt, müssen es die fünf überlebenden Shaolin-Brüder richten…


Inhalt

Film Nummer 4 in der „Shaolin – Die unbesiegbaren Kämpfer“-Box ist nun endlich das, was ich eigentilch von Anfang an erwartet hatte: ein 08/15-Kung-fu-Heuler der dritten Liga.
Nach „Der Mann mit der Todeskralle“ der neue Eastern-Hit: „Der Mann mit dem doofen Gesicht“.

Inszeniert vom nicht sonderlich distinguierten taiwanesischen Regisseur Chung Ting (dessen hierzulande bekanntestes Werk „Zwei gelbe Höllenhunde“ sein dürfte, außerdem kennt man vielleicht noch seine „Sieben Kampfmaschinen des Todes“) beackert „Die 10 Siegreichen der Shaolin“ sowohl inhaltlich als auch formal bereits ausführlichst bestelltes Gelände. Klar, dass aus chinesischer Sicht die Periode, in der die ethnisch-Han-chinesische Selbstbestimmung der Fremdherrschaft wich, ein dankbares, ergiebiges und vom politisch-historischen Selbstverständnis „korrektes“ Thema abgibt, aber nach den fünfzigsten Film-von-der-Stange, in dem aufrechte Ming-Rebellen gegen die unmenschlich bösen Mandschus eine endlose Folge Kung-fu-Kämpfe bestreitet und sich am Ende bestenfalls als moralischer Sieger fühlen dürfen (weil die Geschichtsbücher ja zeigen, wie’s für die Mings wirklich ausgegangen ist – ich erinnere z.B. an den verschämten Texttafel-Epilog aus Der Kampf um die Todessiegel, mit dem die Autoren zugeben mussten, dass der Plan der Bösewichter letztendlich voll aufging), verliert man ein wenig das Interesse, wenn der Film kein irgendwie herausragendes Gimmick hat.

Und eben ein solches Gimmick fehlt diesem Film – statt dessen haben wir unmemorable (dafür aber wenigstens viel zu viele) Charaktere, die unmemorable Dinge tun und sich unmemorabel bekämpfen. Okay, die nominell „Guten“, also die Ming-Getreuen, sind wenigstens außerordentlich blöde (was irgendwie die nationalistische Message untergräbt – auch wenn sie im historischen Kontext „verlieren“, tun sie’s normalerweise heroisch, ehrenvoll und gegen unüberwindliche Hindernisse und nicht, weil sie zu dämlich sind) – inwiefern die Gegenoffensive, die den Oberming wieder ins Kaiseramt spülen soll, in irgendeiner Weise tatsächlich *vorbereitet* ist, verrät man uns nicht wirklich. Ja, der Film behauptet es immer wieder und legt einer der „positiven“ Figuren in den Mund, alles sei vorbereitet, der Zeitpunkt gekommen und überhaupt, aber jeglicher Augenscheinsbeweis spricht dagegen (und da ist nicht nur der böse Shaolin-Verräter, dessen Motivation ebenso lächerlich ist wie seine Läuterung, dran schuld, denn der kann ja schlecht irgendwas ausspionieren, das nicht im Kloster, sondern in der Hauptstadt passiert) – die Typen sind einfach Idioten, die nicht wissen, was sie tun, taktisch gesehen, einzig die Shaolin-Kampfkunst verhindert, dass der große Ming nicht schon nach fünf, sondern erst nach 70 Filmminuten in die Hände des bösen Kun fällt.

Strukturell fällt dem Script nix anderes ein, als Chi Hong alle paar Minuten mit dem neuesten ausgesandten Henchmen des bösen Kun die Wege kreuzen zu lassen, wobei ihm immer mindestens einer der anderen Shaolin-Brüder in einer doofen Tarnung (als Fährmann, Bettler oder whatever) zur Hilfe eilt – und im Finale macht der Streifen eh einen intellektuellen Purzelbaum und wird zu einem Red Eagle-Vorläufer, insofern als er eigentlich aus der falschen Perspektive erzählt. Wenn, nachdem sein Sohn im Kampf getötet wird, dem oberbösen Oberfiesling Kun ein tearjerkender melodramatisch-ergreifender Flashback gegönnt wird, in dem dieser unter Tränen in die ach-wie-glückliche Kindheit des abgemurksten Juniors zurückblendet, darf man sich schon fragen, ob beim letzten Rollenwechsel irgendwas schief gelaufen ist (dass im Showdown fünf -!- „Gute“ gegen einen „Bösen“ antreten, ist jetzt zwar für den Martial-Arts-Film nicht übermäßig ungewöhnlich, spricht aber auch nicht für ehrenvolle Fairness).

Die Kung-fu-Fights – sind wir mal ehrlich und konzentrieren uns auf das Wesentliche, wenn die Story schwerlich den Köter hinter’m Heizlüfter vorlockt – sind leider auch nicht besonders toll. Vorgetragen fraglos von verdienten Veteranen des Martial Arts-Films und von denen, die’s wissen müssen, als halbwegs realistische Darstellung diverser Stilarten bezeichnet, sind sie leider vom visuellen Standpunkt her zumeist langweilig und unspektakulär. Es ist nunmal leider so – so ziemlich das letzte, was mich in einem Martial-Arts-Film, und erst recht in einem traditionellen Martial-Arts-Film interessiert, ist Realismus in den Kampfszenen. Und die hiesigen sind, mit Ausnahme dessen was Chang Yi aufs Papier bringt, halt viel zu statisch und drucklos. Es mag, wie gesagt, plausibel sein und Freunde des „echten“ Kampfsports erfreuen, weil eine Vielzahl von Stilen vorgeführt wird (sowohl grundsätzlich, da neben hand-to-hand-Fights auch Schwert- und Stockkampf gefeatured werden, als auch in den technischen Feinheiten), aber davon hat der gewöhnliche Zuschauer, der auf spektakuläre Moves wartet, recht wenig.

Selbst mit seinen etwas über 80 Minuten und der schieren Menge an Kämpfen (die aber überwiegend recht kurz bleiben) stellt sich rasch ein gewisser Ermüdungseffekt ein – da weder die Charaktere echte Persönlichkeit haben noch die Fights an sich aufregend sind, plätschert das alles recht emotionslos am Zuschauer vorbei. Die Production Values sind im Vergleich zu den anderen Filmen aus dieser Box deutlich schmaler ausgefallen, der Löwenanteil spielt in der freien Natur und selbst die hat man anderswo schon deutlich kinematischer eingefangen gesehen.

Die Darsteller sind zwar überwiegend, wie erwähnt, verdiente Genre-Kämpen, haben aber nicht viel, mit dem sie arbeiten können – kaum einer macht mehr als Dienst nach Vorschrift. Don Wong („Der Boss von San Francisco“, mit einem frühen Chuck-Norris-Auftritt, „Zwei gelbe Höllenhunde“, „Ninja – Die Kampfmaschine“, Inferno Thunderbolt) prügelt sich reichlich uncharismatisch durch’s Prozedere – manchmal wirkt er, als würde er sich für’n Job als Bruce-Lee-Imitator bewerben, aber richtig einprägsam ist das alles nicht.
Seine Shaolin-Kollegen machen’s nicht besser – auf Seite des „Guten“ fällt eigentlich nur die routinierte Ass-Kickerin Ling Chia aka Judy Lee (Thousand Miles Escort, „Kung-fu – Die Karateteufel“, „Das tödliche Duell der Shaolin“, Die 8 Meister der Shaolin) auf – und selbst sie spielt letztlich nur attraktives Bodenaufwischgerät für Chang Yi, einen routinierten, aber nicht unbedingt „berühmten“ Schurkendarsteller („Stärker als 1000 Drachen“, „Abschied von der Todeskralle“, „Flammender Tempel der Shaolin“, „18 Kämpfer aus Bronze“), der nicht nur der mit Abstand interessanteste und spektakulärste Fighter ist, sondern auch – oben geschildert – einen funktionierenden emotionalen Moment (den einzigen des Films) spendiert bekommen hat.
Kar-Yan Leung („Der kleine Dicke mit dem Superschlag“, „Wang Yu – Härter als Granit“, „Donnerfaust und Tigerkralle“, „The Man with the Iron Fists“) hält sich als einer von Chang Yis Generälen schadlos, Stephen Tung Wei (bekam von Bruce Lee persönlich in „Der Mann mit der Todekralle“ aufs Maul und entwickelte sich zum gefragten Stunt-Koordinator – als solcher war er auch für Hollywood-Produktionen wie „Scooby Doo“ und „Bulletproof Monk“ tätig) hat zwei der besseren Fights (einen davon mit Ling Chia).

Bildqualität: Paragon bringt den Film in anamorphem 2.35:1-Widescreen. Der Print hat schon bessere Tage gesehen – er ist doch mit einigen Defekten und Verschmutzungen versehen und hat phasenweise ziemlich fürchterliche Farbschwankungen, in denen er zwischen „normal“, Grünstich und Rotstich hin und her pulsiert.

Tonqualität: Okaye zeitgenössische deutsche Synchron in Dolby 2.0.

Extras: –

Fazit: Eine ziemliche Shaolin-Gurke, die nur von Chang Yi als Oberbösmann und den kurzen Auftritten von Judy Lee am Leben gehalten wird – der Rest ist HK-Stangenware der uninspirierten Sorte; nicht offensiv schlecht, aber mit den erwähnten Ausnahmen ohne Funken echter Begeisterung für das, was man tut, heruntergekurbelt, um ’nen unambitionierten Schnellschuss in die Kinos zu schaufeln. Als quasi kostenloser Bonusfilm in der Shaolin-Box tragbar, aber auch nicht mehr…

2/5
(c) 2013 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments