- Regie: George A. Romero
- Land: USA
- Jahr: 2007
- Darsteller:
Joshua Close….Jason, Michelle Morgan….Debra, Amy Lalonde….Tracy, Joe Dinicol…Eliot, Shawn Roberts…Tony, Megan Park…Francine u.a.
Vorwort
Die Viennale in Wien ist schon ein besonderes Filmfestival. Neben den bei solchen Festivals allgegenwärtigen Kunstfilmen präsentiert man den Zuschauern immer wieder ganz spezielle Leckerlis, die man sonst in keinem Kino der Welt zu sehen bekommt (oder deren Kinoauswertung schon dermaßen lange zurückliegt, dass man als Normalsterblicher keine Chance hätte, diese jemals auf der großen Leinwand zu sehen). So durfte ich letztes Jahr mit dem Eduardo zum allerersten Mal „Cannibal Ferox“ begutachten und dann gleich im Kino. Oder vor noch längerer Zeit mir mit meiner Freundin eine Mitternachtsvorstellung von „Mord im Orientexpress“ ansehen (ich weiß, ein Unterschied wie Tag und Nacht im Vergleich zu „Cannibal Ferox“). Auch in diesem Jahr hält die Viennale zwei spezielle Gutzis für die Freunde des gepflegten Horrorfilms parat. Da wäre zum Einen Dario Argentos „Suspiria“ uncut auf der großen Leinwand. Und zum Anderen eben noch „Diary of the Dead“ von George A. Romero. In letzterem war ich drin und ob er was taugt, könnt ihr hier nachlesen….(massive Spoilerwarnung voraus).
Inhalt
Am Anfang sehen wir einen Newsreport vom Beginn der Zombieepidemie. Eine Reporterin berichtet gerade fürs Fernsehen von einem vermeintlichen Doppelmord mit anschließendem Selbstmord. Als die Leichen aus dem Haus gebracht werden, beginnen diese plötzlich sich zu bewegen. Dabei hören wir die Stimme der weiblichen Protagonistin (Debra), die uns erklärt, dass das meiste Material, welches der Kameramann hier festgehalten hat, nie veröffentlicht wurde (Grandiose Spezialeffekte inklusive, vor allem der Tod der Reporterin ist super in Szene gesetzt). Ihr Freund Jason aber wollte, dass dieser Film der Welt gezeigt wird… Vorspann des „Films im Film“: „Jason Creeds The Death of Death“. Szenenwechsel: Wir befinden uns in einem Wald. Jason, seines Zeichens Jungregisseur, möchte gerade einen Horrorfilm drehen (wir sehen: Nicht nur deutsche Nixblicker rennen gerne mit ner Kamera durch den Wald). Ein mit Klopapier eingewickelter Typ – äh, Verzeihung, ich meinte natürlich eine furchterregende Mumie – rennt gerade hinter einer Blondine her und hält sie von hinten fest. Jason schreit gleich einmal „Cut!“ Alle sind genervt, da der Mumientyp schon wieder die Szene versaut hat, denn der soll erstens nicht so rennen, weil ihnen sonst die Gliedmaßen abfallen würden (hat da jemand einen Seitenhieb auf Snyders Zombies auf Speed eingebaut?) und zweitens soll er sie gar nicht fangen, da dies erst der Anfang des Films sei. Daraufhin merkt Tracy, besagte Blondine, auch gleich an, dass die Mumie ihr keinesfalls das Kleid zerreißen würde, da sonst ihre Titten raushüpfen könnten (dreimal dürft ihr raten, was später im Film passiert. Ja, Romero zitiert einige Male indirekt „Shaun of the Dead“ indem er hier ebenfalls angekündigte Dinge völlig anders als erwartet passieren lässt und zum Teil identen Dialogzeilen von Fall zu Fall eine komplett andere Bedeutung angedeihen lässt. Hält sich aber in Grenzen). Dann werden alle zum Wagen gerufen und hören eine Radiomeldung über eben jenen vermeintlichen Doppelmord und die anschließend wieder auferstandenen Leichen. Die meisten Crewmitglieder sind zwar geschockt, halten die Meldung aber für ausgemachten Bullshit. Allerdings nur so lange, bis ihnen ein paar echte Zombies über den Weg laufen (Zwei von der Gang sind schon zuvor abgehauen). Man begibt sich also eilends in den Wagen. Jason beschließt, anstelle des Horrorfilms lieber eine Dokumentation über den echten Kampf gegen die Untoten zu drehen. Dabei laufen nicht nur seine beiden Kameras, sondern auch Tracys Minicamcorder (in Zukunft sind von Tracy gefilmte Ausschnitte durch das kleinere Bild zu erkennen). Man fährt drauflos, während die Fahrerin ein paar Zombies (unblutig) überfährt. Da die Fahrerin (sie heißt Amy) nicht ganz damit klarkommt (vor allem da tony die Zombiesache immer noch nicht glaubt und ihr vorhält, dass sie im Prinzip nichts anderes als eine Mörderin sei), hält man kurz am Straßenrand. Dabei hat Amy sich die einzige vorhandene Pistole gegriffen und schießt sich, da sie wohl mit der Situation nicht klarkommt, in den Kopf (und ich war der festen Meinung in ihr eine fixe Überlebende vor mir zu haben). Da sie aber immer noch Puls hat (!) fährt man ins Krankenhaus. Das ist menschenleer, nur ein paar Zombies schlurfen durch die Gänge. Hier begint auch der obligatorische Streit zwischen Debra und Jason, warum dieser die Kamera mitlaufen lassen muss. Dieser ist aber bald beendet, da Amy erstens stirbt und zweitens nicht lange tot bleibt. Der Professor für Filmwissenschaften (glaube ich), der mit dabei ist, da er ursprünglich Jasons Filmerei beaufsichtigen sollte, schießt ihr in den Kopf. Nun kommen auch die restlichen Untoten auf den Trichter, dass hier irgendwo noch Frischfleisch rumläuft und die Gruppe kann sich nur unter Verlusten zurück ins Auto retten. Man fährt die Nacht durch. Am nächsten Morgen stellt man fest, dass der Wagen sein Benzin reichlich schnell verliert. Man hält an einer Farm. Tracy entpuppt sich unerwarteter Weise als durchaus geschickt im Umgang mit Motoren und versucht den leichten Schaden zu beheben. Währenddesse trifft die Truppe auf den Farmer, den taubstummen Amish Samuel (den sie zuerst aufgrund seines Gegrunzes für einen Zombie halten). Die Zombies haben auch vor Sams Farm nicht halt gemacht. Während der Rest draußen alle Hände voll damit zu tun hat, am Leben zu bleiben, versucht einer der Zombies Tracy im Stall unter dem Wagen hervor zu ziehen. Sam rettet ihr das Leben, indem er den Untoten mit einem zünftigen Sensenhieb das Licht ausbläst. Es werden aber immer mehr und schließlich wird Sam von hinten gebissen. Der schnappt sich seine Sense und jagt diese sich sich selbst so in den Schädel, dass auch das Gehirn des dahinter an ihm nagenden Zombies aufgespießt wird (das war der mit weitem Abstand bizarrste Zombiekill, den ich jemals gesehen habe. Das Publikum – inklusive mir – hat hier gegröhlt, geklatscht und gelacht, dass es eine Freude war). Die Truppe macht sich vom Acker und landet schließlich bei einer Plündererbande, die keinerlei Interesse daran hat, unsere Filmemacher wieder gehen zu lassen. Immerhin lässt man sie Nachrichten schauen. Jason fällt beim Fernsehbericht auf, dass er merkwürdig geschnitten ist. Er geht mit seinem Laptop ins Internet um irgendwo das ungeschnittene Material zu finden und stellt mithilfe eines Webvideoportals fest, dass der Bericht absichtlich umgeschnitten wurde um den Zuschauern vorzulügen, dass alles unter Kontrolle wäre. Jason entschließt sich kurzerhand, sein Material bei Myspace hochzuladen, was zu einem Streit mit Debra führt, die laut voiceover erst später einsieht, dass Jason nicht unrecht hatte als er sagte, dass man den Leuten die Wahrheit zeigen muss. Danach erhält Jason auch eine 24 Stunden alte Message des zuvor abgehauten Paares, die das Domizil der Eltern des männlichen Parts als Versteck anpreisen. Nachdem man einen weiteren Zombie gekillt hat, kommt man mit den Plünderern überein, doch noch mit allem benötigten Proviant in die Freiheit entlassen zu werden (man verlässt einander sogar in gegenseitigem Respekt). Blöd nur, dass man in ein paar Leute von der Nationalgarde rennt. Die haben nämlich mitnichten vor unseren Helden zu helfen sondern erleichtern sie nur um die eben erhaltene Ware (der Prof kommentiert das trocken mit „They took my Bourbon!“). Man begibt sich zum Haus von Debras Familie. Debra erzählt uns, dass die folgenden Ereignisse ihre Meinung über Jasons Film grundlegend geändert haben. Und so kommt was kommen muss: ERst versucht ihr kleiner Bruder sie zu killen, der aber vom Prof per Pfeil und Bogen an die Wand genagelt wird. Dann taucht Mammi auf, die gerade genüsslich auf Papas Hand herumkaut und wird ebenfalls per Kopfschuss erledigt. Debra sagt das ganze Spektakel natürlich gar nicht zu. Niedergeschlagen begibt man sich auf die Weiterreise. Beim Versteck (einer herrschaftlichen Villa) angekommen (fortan sehen wir auch Material der Überwachungskameras), fällt TRacy gleich mal auf, dass die tür sperrangelweit offen ist. Drinnen findet man auch nur die Mumie von vorhin (immmer noch im Kostüm), von Francine (der mit ihm abgehauenen Frau) fehlt jede Spur und Mumienguy scheint geistig auch nicht mehr gesund zu sein. Er rückt schließlich damit heraus, dass er als einziger noch lebt. Die Zombies hat er, wie er Jason zeigt, allesamt im Pool versenkt, wo sie unter Wasser herumtorkeln. Die Villa hat außerdem einen Panic Room (Gott sei Dank ohne Jodie Foster drin), der von allen bis auf Jason als Rückzugsgebiet genutzt werden will. Dazu kommt es aber gar nicht mehr, denn die Untoten haben herausgefunden, wie man aus dem Pool steigt und greifen draußen Tony und Tracy an. Tracy flieht, es kommt zur Kleidzerreißungsszene, sie kann aber entkommen. Nur scheint in ihr der blinde Überlebenswille zu einer mittleren Panikattacke geführt zu haben. Jedenfalls setzt sie sich in das Auto, fährt los und verabschiedet sich damit aus der Geschichte ins Ungewisse. In der allgemeinen Panik während der Zombieattacke geht auch Jason drauf. Debra beschliesst, seinen Film zu beenden…. Der Film schließt schließlich mit folgender Szene: Ein paar Rednecks haben anstelle von leeren Glasflaschen ein paar Zombies an Bäume gefesselt um sie als Zielscheiben für ihre Schießübungen zu verwenden. Ein besonderes Ziel ist eine untote Frau, die sie an ihren Haaren aufgehängt haben. Einer der Typen schießt mit ner großen Wumme auf sie, sodass abwärts ihrer Augen alles weggesprengt wird. Nur ihre Augen bewegen sich noch und starren auf die zwei Pansen unter ihr. Der Satz von Debra dazu lautet: „Sind wir es überhaupt wert, gerettet zu werden?“ Filmende.
Verdammt, Romero schafft es immer wieder, mich zu überraschen. Der Film wird wieder so ein Exemplar sein, welches die Fanwelt in zwei Lager spaltet: „Love it or hate it!“ And i fucking loved it!! „Diary of the Dead“ steht zwar in keinem Zusammenhang mit seinen anderen Zombiefilmen, aber dennoch lässt dieser Streifen nichts von alledem vermissen, was einen guten Zombiefilm ausmacht. Sehr gute Atmosphäre, extrem toll gemachte Effekte (bis auf einen allzu offensichtlichen CGI-Shot – der einzige Effekt, bei dem das Publikum nicht richtig mitging) und eine grandiose Regieleistung. Romero führt hier perfekt vor, wie man mit verschiedenen Handkameras einen guten und authentisch wirkenden Film basteln kann, der rasant inszeniert wurde, ohne dabei in nervtötendes Gewackel auszuarten, das einen an den Rand eines epileptischen Anfalls treibt („Blair Witch Project“, do you hear me??). Hier passt einfach alles und dass Romero nur 23 Drehtage gebraucht hat, macht die Sache für mich noch unglaublicher. Auch die Schauspieler sind für einen Horrorfilm überdurchschnittlich gut. Vor allem Michelle Morgan und Amy Lalonde haben mich überzeugt, negative Ausreißer gibt es überhaupt keine. Der Score ist immer angemessen, zwar nicht außergewöhnlich gut, aber er verstärkt immer die jeweilige Stimmung. Die Gesellschaftskritik hat Romero hier ziemlich zurückgefahren, nur Kritik an den Medien wird öfters geübt, wenn Jason z.B. feststellt, dass das Fernsehen seine Berichte so zurechtschneidert wie es den Verantwortlichen gerade passt. Bezeichnend dafür ist, dass die Info wie man die Zombies tötet (Kopfschuss – what else?) mithilfe einer Youtube-Videobotschaft einer jungen Japanerin aus Tokyo („Don´t bury the Dead, first shoot head“) zu unseren Helden durchdringt. Dabei fällt mir doch ein kleines Manko ein: Man merkt ein wenig, dass die Szenen, die sich Jason & Co auf dem Computer ansehen, erst später eingefügt wurden. Das ist aber nur eine Kleinigkeit.
Fazit: Romero kann es noch. Und wie. Verdammt, wenn der FIlm auf DVD rauskommt, dann campe ich zur Not eine Nacht vor dem Geschäft, um ein Exemplar zu kriegen. Von mir gibts eine absolute Empfehlung, der Film ist ein veritabler Fetzer!!